von Rosiel
Fortsetzung Kapitel 18
Severus und die anderen zögerten nicht lange, als Anjolie das Angriffssignal gab. Die Elixiere in die Dämonenmenge werfend, kämpften sie sich langsam vor. Doch es waren zu viele Dämonen! Die Elixiere wirkten zwar gut, verletzten und töteten einen nach dem anderen, würden aber in Windeseile vergriffen sein!
Was sollten sie tun, wenn die Fläschchen alle waren? Sie hatten keine Chance gegen diese Übermacht und Anjolie und Ginny allein konnte sie auch nicht schaffen! Sie waren bereits jetzt so umschwärmt von Dämonen, dass Severus sie kaum noch sehen konnte.
Er überlegte fieberhaft was sie tun konnten, während er ein Säureelixier auf einen herannahenden Dämon schleuderte, der schreiend zusammenbrach. Seine einzige Idee belief sich darin, die universale Energie an ihnen auszuprobieren.
Er warf noch zwei Elixiere und griff nach seinem Zauberstab, während sich neben ihm Shacklebot mit einer breiten, schwertähnlichen Waffe auf einen Dämon stürzte und die Brust aufschlitzte. Doch er hatte keine Zeit, sich darüber zu wundern, woher der Auror plötzlich die Waffe hatte und weshalb er damit umgehen konnte, denn der nächste Gegner meldete sich an.
Severus atmete tief durch, konzentrierte sich auf die universale Energie und versuchte, sie durch seinen Arm und damit seinen Zauberstab zu leiten. Inzwischen klappte es bereits viel besser und er spürte wie die Energie sich aufbaute. "Flagrate!", rief er und die Kraft jagte durch seinen Arm. Doch anstatt der erwarteten Flammen schoss ein Strahl gleißenden goldenen Lichts hervor und traf den Dämon am Bauch.
Er blinzelte angesichts der extremen Wirkung, die der Strahl hervorrief. Der Bauch des Dämons löste sich in Staub auf und er fiel ohne einen weiteren Mucks um.
Wilde Freude durchfloss ihn. Es klappte! Mit neuem Enthusiasmus jagte er den Dämonen weitere Flüche auf den Hals, während seine Kollegen die restlichen Elixiere benutzten.
Plötzlich ertönten panische Schreie aus den Reihen der Dämonen und Severus wirbelte herum. Er hatte das Licht, das über das Gelände strich, nicht bemerkt, da er selbst genug universale Energie anwandte. Und obwohl die Wärme sich in ihm eingenistet hatte, durchströmten ihn bei dem Anblick weitere Wellen.
Anjolie hielt sich mit sanften Flügelschlägen einige Meter über dem Erdboden in der Luft und war eingehüllt in das gleiche goldene Licht, das von ihren Händen ausging und die Dämonen mit solcher Macht vernichtete, dass von ihnen nur noch ein Häuflein Staub übrig blieb.
Der Kampf auf dem Platz war zum Erliegen gekommen und die Dämonen flüchteten entweder oder starrten einfach nur in ihr Verderben. Selbst seine Mitstreiter sahen wie gebannt nach oben. Auch sie wurden von den Strahlen berührt, doch ihnen geschah nichts.
Langsam driftete Anjolie wieder auf den Boden und landete neben den Weasleys. Severus ahnte, was sie dorthin führte: Longbottom!
Seine Brust schnürte sich zusammen, als er sie dort knien sah, den leblosen Körper im Arm. Ihre Flügel legten sich wie ein Schutzschild um sie, doch er konnte selbst von seiner Position aus sehen, wie ihre Schultern bebten.
Er konnte sich vorstellen, wie sie sich selbst die Schuld gab. Sie konnte nichts dafür, war jedoch nicht der Typ, der die Schuld bei anderen suchte. Und egal, was man zu ihr sagte, es würde nichts helfen.
Inzwischen war auch in die anderen Zauberer und Hexen Bewegung gekommen. Sie prüften gegenseitig, ob und wieweit sie verletzt waren. Den schwerer Verletzten halfen sie beim Laufen und nach und nach versammelten sie sich um den Toten.
Nur Severus nicht, ebenso wie Lupin und Rosifer, die neben ihm erschienen. Severus scheute sich davor, den Jungen anzusehen. Schon zuviel Tote hatte er in Laufe seines Lebens gesehen, doch als er Lupins erstaunt fragenden Blick sah, hätte er sich fast freiwillig zu der Menge gesellt. Es war klar, was er wissen wollte: `Wieso konntest du die Dämonen töten und wir nicht?´ Er würde den Teufel tun und ihm das erklären!
Er sah wieder zu Anjolie und ihre Blicke trafen sich. Sie hatte sich von der Menge gelöst und sah in seine Richtung. Sie wirkte so erschöpft und es lag Sehnsucht in ihrem Blick. Er drehte sich ihr ganz zu und bemerkte eine schwache Bewegung hinter ihr. Verwirrt, weil das nicht ins Bild passte, sah er genauer hin und erkannte mit Schrecken, dass sich Uttuku vom Boden aufgerichtet hatte. Mit einem Schwert in seiner Hand schlich er auf Anjolie zu und Severus´ Herz rutschte schlagartig in die Hose. "Pass auf, hinter dir!", schrie er und stürmte aus sie los. `Warum drehte sie sich nicht um? Warum bist DU nicht schneller?´ Sein Herzschlag setzte aus, als sie getroffen zusammenzuckte. "Nein!", stieß er keuchend aus. Hörte denn der Albtraum niemals auf?
Severus hatte sie fast erreicht, als sie schwankend in die Knie ging. `Komm schon! Seit wann lässt du dich von einer Waffe aufhalten?´, dachte er wild. Bis jetzt war sie immer wieder aufgestanden. Sie hatte ihn schon ein paar Mal zu Tode erschreckt, sicher war es diesmal auch nicht anders!
Seine Augen weiteten sich, als Uttuku das Schwert mit einem heftigen Ruck aus ihrem Körper zog und sie, nun völlig haltlos, auf dem Boden zusammenbrach. Triumphierend stand er über ihr und hob das Schwert zum finalen Schlag. Severus Puls raste und sein Herzschlag dröhnte in seinen Ohren. Ein wilder Schrei brach aus ihm hervor und er zog seinen Zauberstab. Doch zum Einsatz kam er nicht mehr. Uttuku wurde von Ginny Weasley umgerissen.
Severus blinzelte einen Moment irritiert, dann steckt er seinen Zauberstab wieder weg und kniete neben Anjolie nieder. Vorsichtig drehte er sie um und zog sie in seine Arme. Seine Hände zitterten fürchterlich. Sie wirkte so unbeweglich und durch ihre Flügel noch viel schwerer als erwartet. Er legte seine Hand auf ihre Wange und rief leise: "Anjolie?" Ihre Augenlider flackerten und sie sah ihn aus halbgeschlossenen Augen an. Severus atmete tief durch. Sie lebte! Leise Hoffnung gärte in ihm. Sie würde wieder gesund werden! Sie musste!
Er wurde von einem Knurren abgelenkt. Er sah auf und Ginny stand vor Uttuku, das Schwert auf Bauchhöhe. Als Uttuku aus der Hocke auf sie zusprang, holte sie aus und schlug ihm den Kopf ab. Severus schluckte schwer, hörte jedoch Anjolie schwer atmen und konzentrierte sich wieder voll auf sie. "S... Severus!" Ihre Stimme war schwach und die alte Angst war wieder da. Er zog sie so fest an sich, wie es ihre Flügel zuließen.
"Pscht! Ganz ruhig! Das wird schon wieder!", murmelte er und spürte mit Entsetzen, dass seine Augen feucht wurden.
"Lügner!", flüsterte sie und schluckte schwer. Sie konnte nur mühsam die Augen aufhalten und leckte über ihre trockenen Lippen.
"Bisher bist du immer wieder auf die Beine gekommen und hast dem Tod ein Schnippchen geschlagen! Du bist stark!", protestierte er.
"Diesmal nicht! Sie hat all ihre Energie für die Beseitigung der Dämonen gebraucht! Da blieb nichts mehr für sie selbst übrig!", mischte sich Rosifer ein, der inzwischen auch bei ihnen angelangt war.
"Sei still!", fauchte Severus. "Das wird nicht geschehen!" Er wandte seinen Blick nicht von ihren Augen ab. `Es darf nicht geschehen!´ So etwas wollte er weder hören noch glauben.
Sie zauberte ein schwaches Lächeln auf ihre Lippen und hob ihre Hand an seine Wange. "Mein Beschützer!", flüsterte sie gebrochen. "Ich danke dir! Ich danke dir für alles! Severus..." Sie schluckte krampfhaft und ihr Atem überschlug sich. "Severus... ich... liebe dich!" Ihre Augen schlossen sich, ihre Hand fiel nach unten und ihr Kopf sank an seine Seite. `NEIN!!! Bitte nicht!´
Er griff nach ihrer leblosen Hand und zog sie wieder zu sich. Er spürte nicht, wie ihm die Tränen über die Wangen rannen, hörte nicht das Schluchzen von Ginny und anderen. Er wusste nur eins: Er hatte sie verloren! Das einzig Gute, das ihm je im Leben widerfahren war. Er hatte sie verloren, die Frau, die sein Leben endlich lebenswert gemacht hatte. Er hatte sie verloren... die Frau, die er liebte!
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