von käfer
Vorab: @minimuff & Bella13: Vielen Dank für die lieben Kommis!
Woher sollte ein Tom Riddle auch so etwas wie eine romantische Ader haben - bei seiner Kindheit... Und sehr vÃel andere Lektüre als Schul- und Zauberbücher hatte er nie (hätte er auch nie gelesen - reine Zeitverschwendung!)
In den folgenden Kapiteln muss sich Tom Marvolo erstmal um eine "etwas ältere" Dame kümmern...
„Ah, Mister Riddle! Schön, dass Sie so bald kommen konnten. Aber bitte, tun Sie mir den Gefallen und trinken Sie eine Tasse Tee mit, ehe wir zum Geschäftlichen kommen.“
„Gern, Miss Travers.“
Geduldig ließ Marvolo den Redestrom über sich ergehen. Aloysia Travers hatte im Geschäft gesagt, sie habe von einem entfernten Verwandten „einen kleinen Schatz“ geerbt. Es konnte sich durchaus lohnen, die alte Jungfer etwas zu umgarnen.
„Ich hoffe, es stört Sie nicht, dass ich noch anderen Besuch habe. Darf ich vorstellen: meine reizende Nachbarin, Constance Weatherby. – Constance, das ist Tom Riddle, der Antiquitätenhändler, von dem ich erzählt habe.
Constance hat leider vor ein paar Wochen ihren Mann verloren, jetzt versuche ich, sie ein wenig aufzuheitern.“
„Oh, das tut mir aber Leid.“ Das war eine reine Höflichkeitsfloskel. Für die Erzieherinnen in dem Waisenhaus war höfliches Benehmen das Wichtigste gewesen. Tatsächlich konnte man mit einem angenehmen Äußeren und tadellosen Manieren einiges erreichen; das hatte Marvolo nicht zuletzt in Hogwarts gemerkt und ausgenutzt. Was hatte er nicht alles aus dem alten Slughorn herausgeholt – und auch aus Dumbledore. Mit höflichen Jungen war der Verwandler eher nachsichtig gewesen, nie hatte er einem Mädchen hinterhergeschaut wie andere Lehrer. Sollte Dumbledore etwa homosexuell sein? Ein kühner Plan entstand in Marvolos Kopf, aber er verbannte den Gedanken erst einmal in einen hinteren Winkel.
Die junge Witwe schien nicht sehr zu trauern, sie lachte und plauderte und klimperte mit den Wimpern. Es war bestimmt kein Zufall, dass sie gerade zu Besuch war, als er kam. Sie hatte eine gute Figur, runde, feste Brüste und einen einladend breiten Schoß. Vielleicht ergab sich hier eine Gelegenheit, zu einer Portion Sex zu kommen, ohne dafür bezahlen zu müssen.
Als Constance Weatherby sich verabschiedete, glühten ihre Wangen.
Marvolo verbeugte sich, küsste ihr formvollendet die Hand und sagte: „Es war angenehm, mit Ihnen zu plaudern, Madam. Vielleicht sehen wir uns einmal wieder, ich würde das Gespräch gern fortsetzen.“
„Oh – gern, Mr. Riddle. Auf Wiedersehen.“
Aloysia Travers´ kleiner Schatz entpuppte sich als ansehnliche Sammlung antiker Zier- und Gebrauchsgegenstände.
„Ich möchte, dass Sie sich alles ansehen, mir sagen, wieviel es wert ist und mir helfen, zumindest einen Teil davon zu Geld zu machen, bevor meine raffgierigen Nichten und Neffen aufkreuzen, mir weismachen, alles sei wertloser Tand und sich selber eine goldene Nase damit verdienen.“
„Verstehe.“ Marvolo lächelte und holte seine Werkzeuge aus einem Köfferchen.
Einige Teile erwiesen sich tatsächlich als billige Imitate, das meiste jedoch waren sorgfältig gearbeitete, gut erhaltene Originalstücke.
Eine Sammlung historischer Stundengläser erregte Marvolos besondere Aufmerksamkeit. Sie waren alle um die vierhundert Jahre alt und stammten aus der Werkstatt von Hourless Timedividor. Mit einer Ausnahme. Beim Anblick der beiden geschwungenen G auf dem Boden schlug Marvolos Herz bis zum Hals. Solche G hatte er schon einmal gesehen: Auf der Kopie der Hogwarts-Gründungsurkunde im Geschichtsbuch und auf dem Schwert, das im Direktionsbüro aufbewahrt wurde, Gryffindors G, Gryffindors Schwert. Dieses war als Horkrux nicht verwendbar; zum einen lag ein Zauber darauf, den Marvolo nicht zu deuten wusste, zum anderen und vor allem war es Koboldarbeit. Doch dieses Stundenglas hier war solide Zauberer-Handarbeit, vielleicht hatte Gryffindor es sogar selbst gebaut.
Das Stundenglas eingerechnet, hatte er nun Zugriff auf Artefakte von drei Schulgründern. Von Slytherin besaß er vielleicht sogar zwei Stücke. Das Amulett, das ihm seine Mutter nach der Geburt umgelegt hatte, konnte zweifelsfrei seinem großen Vorfahren zugeordnet werden und vielleicht stammte auch der Ring mit dem schwarzen Stein von ihm. Rowena Ravenclaws Diadem der Weisheit lag gut versteckt in Albanien, er musste nur hingehen und es holen. Fehlte bloß noch ein Gegenstand von Helga Hufflepuff. Man erzählte sich von einem heilkräftigen Pokal, aber keiner wusste, wo der zu finden sein könnte. Falls Marvolo nicht der Zufall zu Hilfe kam, würde er mühsam die Nachfahren der Hufflepuffs ausfindig machen müssen.
Zunächst galt es jedoch, Aloysia Travers zu umgarnen, damit sie das Stundenglas herausrückte. Wenn er es geschickt anstellte, bekam er es, ohne dafür bezahlen zu müssen.
Von Ferne schlug eine Kirchturmuhr sechs Mal. Allmählich wurde es Zeit zu gehen; Marvolo hatte noch einiges vor. Es war Neumond, ideale Erntezeit für Knollenblätterpilze, Wolfswurz und Drachenzahn. Es war lästig, Zutaten für Zaubertränke selber suchen zu müssen, aber kein Tränkemeister wollte für Marvolo arbeiten, ohne fürstliches Honorar zu verlangen. Das musste sich in der Zukunft ändern. Hatte Marvolo erst einmal seine Studien abgeschlossen, sollte ein einziger Befehl genügen und der beste Tränkemeister würde es als Ehre ansehen, für ihn arbeiten zu dürfen. Noch aber musste Marvolo alten Frauen schöntun, um an sein Ziel zu kommen.
Er fand Aloysia Travers in ihrem Salon, damit beschäftigt, das Fell einer Perserkatze zu bürsten. „Madam“, begann er in jenem zurückhaltend-höflichen Ton, auf den Damen im vorgerückten Alter so gut ansprachen, „Madam, leider muss ich Ihnen mitteilen, dass ich meine Arbeit noch nicht beenden konnte. Unter den Gegenständen befinden sich etliche, deren Einschätzung nicht ganz einfach ist.“ Er hielt inne, damit sie fragen konnte. Dazu legte er ein aufmunterndes Lächeln auf seine Lippen.
„Dann ist nicht alles Tand, was mir mein Großonkel da vermacht hat?“
„Keineswegs! – Wenn Sie es wünschen, kann ich Ihnen schon einiges zeigen.“ Weiterhin lächelnd, bot er Aloysia den Arm an.
Ganz deutlich war zu spüren, dass sie sich geschmeichelt fühlte. „Oh, Mr. Riddle! Sie sind noch so jung und schon ein vollendeter Gentleman! Sicher stammen Sie aus gutem Hause.“
Marvolo nickte und lächelte vielsagend, eine Geste, die er lange vor dem Spiegel geübt hatte.
Mittlerweile waren sie in dem Raum angekommen, den sie ihm und ihren Antiquitäten zur Verfügung gestellt hatte, und standen inmitten mehr oder weniger goldglänzenden Zierrats.
„Über diese Dinge hier in der Ecke lohnt es nicht, zu sprechen. Es sind billige Kopien.“ Marvolo wies auf die Gegenstände. „Wenn Ihr mögt, könnt Ihr Eure Neffen und Nichten damit ärgern.“
Aloysia Travers kicherte.
Marvolo zeigte ihr einige Vasen und Schalen, ehe er auf die Sammlung Stundengläser wies. „Das hier ist in der Tat ein kleiner Schatz, Mylady. Diese Stundengläser stammen alle aus der Werkstatt von Hourless Timedividor. Jedes einzelne dürfte 300 Galleonen wert sein. Der Wert würde sich allerdings ins Unermessliche steigern, falls es sich herausstellen sollte, dass die Sammlung vollständig ist. Dies müsste ich anhand von Unterlagen prüfen, die den Herren Borgin und Bourkes glücklicherweise zur Verfügung stehen.“ Die Sammlung war vollständig, das wusste Marvolo längst ohne Unterlagen, und Horatio Malfoy, der jüngste der drei Malfoy-Brüder, hatte eine schwindelerregende Summe für solch eine Kollektion geboten. Hier bei Aloysia Travers stand die Chance für Marvolos fetteste Provision!
Er brauchte nur einen einleuchtenden Grund, um noch einmal herzukommen, und vor allem musste es so aussehen, als würde er für die alte Travers wer weiß wie viel Zeit opfern.
Aloysia sagte gar nichts, sondern stand sprachlos vor Staunen vor den aufgereihten Stundengläsern.
Am liebsten würde Marvolo die Alte mit bloßen Händen erwürgen und mitsamt den Schätzen verschwinden, aber das schien ihm wenig ratsam. Der Großonkel, von dem sie das Zeug geerbt hatte, war als penibler Buchführer bekannt; wenn Marvolo die Travers umbrachte und bei Malfoy mit den Stundengläsern auftauchte, verschwand er wahrscheinlich in Askaban, ehe er Luft geholt hatte für sein Alibi. Außerdem sagte ihm seine innere Stimme, dass bei der schwatzhaften Aloysia noch wertvolle Informationen zu holen waren. Dummerweise war Marvolo mit seinen Legilimentikfähigkeiten noch nicht so weit, dass er es bei ihr wagen konnte. Aber so, wie er die Frau einschätzte, würde sie ihm alles erzählen, wenn er ihr ein wenig schmeichelte und die richtigen Fragen stellte.
Er zauberte ein schüchternes Lächeln auf sein Gesicht und nahm Gryffindors Stundenglas in die Hand. „Dieses hier tanzt allerdings aus der Reihe. Es stammt mit ziemlicher Sicherheit von einem anderen Hersteller. Ich glaube auch, dass es älter ist als die Sammlung hier, bin mir aber alles andere als sicher. Vielleicht könnte ich es mitnehmen und im Geschäft genauer untersuchen?“ Marvolo hoffte, dass sie darauf eingehen würde; dann konnte er eine Kopie anfertigen und das Original behalten.
„Oh, ich möchte die Sachen nicht aus der Hand geben. Was, wenn es Ihnen gestohlen wird? Man hört so viel in letzter Zeit…“
Marvolo schluckte. Tatsächlich hatte zwei Wochen zuvor jemand versucht, in die hinteren Räume von Borgin & Bourkes einzubrechen. Die Ladenbesitzer hatten die Sache geheim gehalten. Wieso wusste Aloysia Travers davon?
´Nur nichts anmerken lassen´, dachte Marvolo und sagte freudlich: „Natürlich, Madam, wenn diese wertvollen Sachen hier bei Ihnen sicherer sind, dann sollten sie auch hier bleiben.“
„Außer Ihnen, Mr. Riddle, weiß niemand davon.“
War das etwa eine Drohung? Sie hatte so einen merkwürdigen Unterton in der Stimme gehabt. Marvolo beschloss, das zu ignorieren. „Das ist gut“, sagte er in seinem freundlichsten Ton, „dennoch würde ich Ihnen raten, ein paar ordentliche Schutzzauber darüber zu legen. Man hört so viel, wie Sie schon sagten. Ich für mein Teil werde schweigen, darauf können Sie sich verlassen.“
„Nichts anderes erwarte ich von Ihnen“, entgegnete sie trocken. „Und was die Schutzzauber angeht, die werde ich legen, darauf können Sie sich verlassen. Es wäre zu dumm, wenn jemand etwas stehlen würde, ehe ich weiß, welche Schätze ich da habe.“
„Das wäre wirklich unglücklich“, bekräftigte Marvolo. „Gestatten Sie mir, die notwendigen Nachforschungen anzustellen und Sie an einem anderen Tag wieder aufzusuchen?“
„Ich bitte darum“, sagte Aloysia Travers bestimmt und führte ihn zur Tür.
Marvolo verabschiedete sich mit einer artigen Verbeugung, disapparierte und fluchte.
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