von käfer
Da war doch noch was...
Seit einem halben Jahr war Marvolo nun ein Mann. Wenn das Verlangen zu sehr pochte, ging er zu einer der zahllosen StraĂźendirnen in der Nokturn- oder Krummengasse. Die boten ihre Dienste wesentlich preiswerter an als das Hurenhaus.
Obwohl seine Sehnsüchte auf diese Art recht gut gestillt wurden, dachte Marvolo immer wieder an den Männer-Treff, erinnerte sich an Marcys Duft und seine Berührungen. Und so lenkte er eines Abends seine Schritte nach rechts durch den bewussten Durchgang.
Die Bar war noch leerer als beim letzten Mal. Lediglich in einer Ecke saß ein Mann, der auf – tja, wie nannte man die Angestellten, die hier die gleichen Dienste verrichteten wie drüben die Huren? Marvolo wusste es nicht, er beschloss, die Männer „Einabendgesellschafter“ zu nennen, bis er die richtige Bezeichnung herausfand.
Wie schon beim letzten Besuch polierte die Barfrau emsig Gläser und wartete ein Weilchen, ehe sie sich ihm zuwandte: „Ein Butterbier, Mylord?“
„Danke, nein. Heute nehme ich Feuerwhisky.“
„Möchten Sie einen ´Ogden´s Alten´ probieren? Ist eine neue Sorte.“
„Sehr gern.“
„Eine Galleone bitte. Heute kassiere ich lieber sofort, bevor Sie wieder ausreißen, Mylord.“
Darauf war Marvolo in gewisser Weise vorbereitet. Er holte das Geld für Feuerwhisky, Butterbier und eine Flasche Rotwein heraus. „Kommt nicht wieder vor. – Ist Marcy da?“
Die Barfrau antwortete nicht, dafür fragte jemand hinter Marvolo: „Wer verlangt nach mir?“
„Möchtest du auch einen Ogden´s Alten?“, fragte Marvolo und machte mit dem Kopf eine Bewegung in Richtung Separee.
„Ich staune, dass ihr noch wisst, wie ich mich genannt habe.“
„Na hör mal!“, erwiderte Marcy gespielt vorwurfsvoll. „Erstens war das eine originelle Idee – einen Adelstitel hat sich hier noch keiner verpasst, und zweitens bleibt es in Erinnerung, wenn einer abhaut.“
„Ich hatte mich an dem Tag verlaufen, wollte eigentlich rüber zu den Huren gehen. Ich war ganz schön irritiert, als du mir näherkommen wolltest.“ Marvolo konnte so offen sprechen, weil er genau wusste, dass sich Marcy später an nichts erinnern würde.
„Verstehe. Du bist die ganze Zeit bei Weibern gewesen, aber hattest immer das Gefühl, dass was fehlt, stimmt´s?“
„Woher weißt du das so genau?“
„Du bist bi. Würdest du nur auf Frauen stehen, wärest du gleich wieder gegangen. Wärest du homo, wärst du eher wiedergekommen. So hast du ein Weilchen gebraucht, um zu kapieren, was los ist.“ Marcy grinste. „Noch einen Whisky, oder gehen wir nach oben?“
„Was möchtest du haben?“, fragte Marcy und verwandelte bei jedem Vorschlag das kahle, spärlich möblierte Zimmer in das Gesagte. „Folterkammer? – Holzfällercamp? – Prinzenspielzimmer?“
Marvolo entschied sich für das Holzfällercamp. Der Duft nach Wald und Feuer gefiel ihm.
„Dir ist hoffentlich klar, dass du einen Vertrag mit mir abgeschlossen hast und für meine Dienste bezahlen musst?“, fragte Marcy im Ton einer Feststellung.
Marvolo nickte. Dieses eine Mal konnte er sich gönnen, egal wie teuer es war. Kleine private Nebengeschäfte warfen dann und wann nicht ganz so kleine Nebeneinnahmen ab.
Marcy verwandelte seinen hautengen Dress in Waldarbeiterkleidung, wobei er das karierte Hemd offen ließ. Lächelnd tat Marvolo es ihm gleich; nebeneinander ließen sie sich auf ein großes Moospolster neben einem knapp über dem Boden schwebendem Lagerfeuer nieder.
„Ich hab´ mal ein Überlebenstraining mitgemacht“, begann Marcy zu erzählen. „Die haben uns irgendwo im Wald ausgesetzt, muss in der Nähe von Durmstrang gewesen sein, denke ich jedenfalls. Wir hatten nichts an außer einer Unterhose und als einzige Ausrüstung den Zauberstab dabei. Und dann sollten wir ein halbes Jahr draußen überleben. Anfangs war jeder für sich allein, aber so nach und nach hat man den einen oder anderen getroffen. Zu zweit überlebt es sich in der Wildnis allemal besser als allein. Einmal stand ich einem riesigen Bären gegenüber, muss ein Grizzly gewesen sein…“
Dort, wo Durmstrang lag, gab es keine Grizzlys, nur Braunbären, das wusste Marvolo aus dem Geschichtsunterricht. Binns hatte einige Zeit in Durmstrang gelehrt und von der Wildnis ringsum erzählt. Doch Marvolo unterbrach Marcys Erzählung nicht, mochte die Geschichte auch erfunden sein; Marcys Stimme klang gut.
„Weißt du, was beim Überleben in der Wildnis das größte Problem ist?“, fragte Marcy.
„Das Essen“, antwortete Marvolo, „du kannst dir alles zaubern, was du brauchst, und dem Bären machst du mit einem kurzen Spruch den Garaus. Aber wenn dir kein jagdbares Wild vor den Zauberstab läuft, hast du ein Problem.“
Marcy lachte. „Bärenfleisch schmeckt gar nicht so übel, und es dauert ´ne ganze Weile, ehe man zu zweit einen Hirsch aufgegessen hat. Nein, nein, das größte Problem war nicht das Essen, sondern der Sex.“
Marvolo gab sich MĂĽhe, sein Erstaunen zu verbergen.
„Irgendwann fängst du an, von Frauen zu träumen und immer nur selber machen hilft auf die Dauer nicht. Aber Frauen haben bei dem Training nicht mitgemacht, nur Kerle. Irgendwann habe ich einen getroffen, wir haben zusammen gehaust, es war kalt und… na ja, ich habe gemerkt, dass es mit Männern viel mehr Spaß macht.“
Das glaubte Marvolo nun wieder sofort.
„Das hier hat mir ein Säbelzahntiger beigebracht.“ Mit einer geschmeidigen Bewegung streifte Marcy sein Hemd von den Schultern und zeigte auf eine Narbe an der Brust.
Marvolo beschloss, dass Spiel mitzumachen; er wollte etwas geboten haben für sein Geld. „Ich dachte eigentlich, die sind ausgestorben, aber wenn du das so sagst…“ Mit den Fingerspitzen fuhr er über die Narbe. Ein wohlig warmes Prickeln rann durch Marvolos gesamten Körper.
Wenig später lagen sie nackt nebeneinander auf dem Moospolster und erkundeten gegenseitig ihre Körper. Bei Marvolo rief das die gleichen Reaktionen hervor, wie sie beim Liegen neben einer nackten Frau aufgetreten wären.
Marcy fasste Marvolos Penis an; Marvolo konnte ein wollüstiges Stöhnen nicht unterdrücken. Sie rückten noch enger aneinander und rieben sich gegenseitig die Glieder, bis Marvolos Denken aussetzte.
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