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Lebensfragen - Am Ziel?

von One_of_the_Old

LXXX Am Ziel?

Harry legte seine Fingerspitzen an eine Fuge zwischen zwei der Quader und konzentrierte sich. Erst ganz schwach, dann immer stärker begann sich, ein Spalt zu bilden. „Was tust du da, Harry?” „Ich suche mein Ziel!” Harry konzentrierte sich immer stärker auf die schmale Öffnung zwischen seinen Fingerspitzen. „Harry!” „Was?!” Er wandte sich abrupt zu Godric um, presste aber seine Hände stärker gegen die Wand. Sein Blick war hart und unerbittlich. Harrys Urgroßvater hob beschwichtigend eine Hand und trat einen Schritt zurück. 'Endlich kann ich Ginny spüren', dachte Harry zufrieden. Es sickerten tatsächlich Gedanken zu ihm durch, die nur von seiner kleinen Rose stammen konnten. Zu allem entschlossen, verstärkte Harry seine Anstrengungen aufs Äußerste. In einem gleißenden Lichtblitz durchstieß er die Mauer. Absolute Dunkelheit umfing ihn. Harry atmete tief durch und wartete darauf, dass sich sein Gemütszustand beruhigte. Ginny spürte, dass etwas geschehen sein musste. Die Leere, die sie erfüllte, veränderte sich. Sie war nicht mehr allein. Ein sehr bekanntes Gefühl schien sie zu erreichen. Etwas, dass Laura Ginny hatte spüren lassen, als sie die kleine Hexe beschützt hatte. 'Harry?!', rief sie ängstlich in ihren Gedanken. 'Bist du das, Harry?' Hoffnungslosigkeit, Sehnsucht und Trauer spülten in ihr hoch. 'Bitte, Harry! Geh wieder zurück. Denk an Mine und die Kinder. Bitte gib mich auf.' Anstelle einer Antwort verstärkte sich das Gefühl von Harrys Anwesenheit in ihrem Innern. 'Merlin nein! Warum hast du das nur getan, mein kleiner Löwe?' Die junge Elfe, die Harry zu Sally und den Anderen geführt hatte, deutete stumm auf Ginny. Tränen liefen unter deren geschlossenen Lidern hervor. Die Wissende nickte verstehend. „Konzentriert euch auf sie. Der junge Lord scheint eigene Wege zu beschreiten.” Harry sammelte sich und drehte sich ganz langsam auf der Stelle. 'Das ist mir deutlich lieber als das ewige Gestrudel', dachte er beruhigt. Seine Sinne forschten in jede erdenkliche Richtung, bis er in einiger Entfernung einen matten Schimmer zu erkennen glaubte. 'Also habe ich noch immer ein Ziel vor Augen.' Entschlossen trat er einen Schritt vor.

~o0o~


Ein Raunen ging durch die anwesenden Elfen, als die Energiebarriere um den Altar zu flackern begann. Als sie ganz verschwand, sahen sich Tommy und die anderen Elfen erschrocken an. Die vier Elfen sahen fragend zur Wissenden, die einfach nur ihre Schultern hob. „Er muss den Weg verlassen haben. Wir können nur abwarten.” Sie ging zu Timmy. Hermine sprang auf und lief auch zur Feuerschale. Winky versuchte verzweifelt Schritt und Hermine aufzuhalten. „Bitte, Miss Hermine. Ihr könnt nicht einfach…” Hermine schüttelte nur unwillig ihren Kopf und starrte die alte Elfe böse an, als sie bei ihr ankam. „Was ist hier los?!” „Der junge Lord hat den Weg verlassen, Mistress Granger.” „Wie kann das sein? Ich dachte ihr kontrolliert das von hier aus?”, fuhr sie auf. „Hermine…”, versuchte es Timmy. Sie schüttelte jedoch unwillig ihren Kopf. „Ihr seid zu viert und schafft das nicht?” Hermine schnaufte unwillig und wischte sich ihre Tränen mit einer wütenden Handbewegung aus dem Gesicht. „Wie konntet ihr das nur zulassen?” Sie setzte sich mit gesenktem Kopf auf den Rand der Feuerschale und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Die Wissende und Winky sahen ratlos zu Timmy, der nach seinen Geschwistern rief. „Was habt ihr als Letztes gespürt?” Tammy sah verlegen drein. „Eine starke Erschütterung.” „War das alles?” Tommy schüttelte seinen Kopf. „Große Entschlossenheit. So wie beim Training, nur…” „Ja?”, forschte Timmy nach. Tommy sah vielsagend zu Hermine. Timmy forderte daraufhin Winky auf sich mit Hermine zum Greif zu begeben, um ihn über das Geschehene zu informieren. Hermine lehnte dies jedoch kategorisch ab. Tommy berichtete also weiter. „Eine so starke Welle aus Emotionen und Magie habe ich noch nie bei ihm gespürt. Es war schon fast erschreckend, welche Macht er mobilisieren kann.” „Was ihn wohl dazu gebracht haben mag?”, fragte die Wissende leise nach. Hermines Blick wanderte zu den friedlich Schlafenden auf dem Altar. „Ich wüsste nur zwei Gründe dafür. Gin und sein Dickkopf. Wahrscheinlich will er mal wieder mit dem Kopf durch die Wand”, seufzte sie leise. Winky berührte sacht ihre Hand und Hermine ließ sich von der Elfe zu ihrem Platz zurück geleiten. Tammy und die Anderen nahmen ihre Plätze am Altar wieder ein und konzentrierten sich auf ihre Aufgabe die Verbindung zu Harry wieder zurück zu erlangen.

~o0o~


Eine glimmende Linie, deren Verlauf sich mehrfach teilte und wieder überkreuzte, wurde sichtbar. Sie vibrierte leicht, als sein Fuß sie berührte. Einer Eingebung folgend beschwor er einen kleinen Stein herauf und ließ ihn von seiner flachen Hand in die Schwärze neben sich fallen. Angestrengt lauschte er in die Stille hinein. 'Kein Aufprall!', dachte er alarmiert. 'Also immer schön vorsichtig auf der Linie entlang.' Langsam schob er einen Fuß nach vorn und zog den Anderen behutsam nach. Seine Zehen tasteten seitlich neben die Linie. 'Da scheint doch etwas mehr zu sein als nur dieser schmale Grat', dachte er erleichtert. Sicherer machte er den nächsten Schritt. Langsam aber stetig ging es voran. Immer wieder versuchte Harry, abwechselnd mit Ginny und Godric, in Kontakt zu treten. 'Warum klappt das nicht?' An einer Gabelung blieb Harry stehen. 'Rechts oder links? Oh Mann!' Ginny spürte, wie sich Harrys Anwesenheit immer stärker in ihr ausbreitete. 'Bitte sei wenigstens vorsichtig, mein kleiner Löwe', dachte sie niedergeschlagen. Dieses Gefühl erreichte Harry und wies ihm den weiteren Weg. Harry verstand jetzt, wie er mit Ginny in Kontakt treten konnte. 'Emotionen! Sie sind und bleiben der Schlüssel!' Erleichtert setzte er einen Fuß vor den Anderen und horchte angestrengt. Von irgendwoher drang ein undefinierbares Geräusch an seine Ohren, dass mit jedem Schritt deutlicher wurde. An den folgenden Abzweigungen richtete er sich danach, ob es intensiver wurde, und folgte ihm. Harry bewegte sich durch die Dunkelheit. Instinktiv hielt er seine Arme ausgestreckt vor seinen Körper, während er mit seinen Füßen weiter voran tastete. 'Dieses Geräusch…, was kann das nur sein?', überlegte er immer wieder. Wieder wurde es deutlicher und Harry lief ein kalter Schauer über den Rücken. Jemand oder etwas in dieser Schwärze wimmerte oder schrie. Er konnte nicht deuten, was dieses Geräusch machte oder auslöste. Dann erkannte er, was es war. Harry ließ alle Vorsicht fahren und rannte los. Immer in Richtung des Geräusches hetzte er auf der Linie entlang und trat an einem scharfen Abzweig ins Leere. Panik erfasste ihn, als er spürte, wie sein Körper nach vorn sackte ins Nichts. Harry schrie vor Schreck laut auf.

Geistesgegenwärtig warf er sich herum. Seine Fingerspitzen krallten sich an das Erste, was ihnen halt versprach. Sein Körper schwang unter ihm durch und die Wucht, mit der seine Beine ins Leere fuhren, ließ ihn fast den letzten Halt verlieren. Langsam pendelte Harry aus und verschaffte sich ein wenig mehr Halt. 'Verdammter Vollidiot!', beschimpfte er sich in Gedanken. Ginny spürte die Panik und die Wut Harrys durch ihr Innerstes jagen. 'Merlin! Harry, du verdammter Sturschädel! Du sollst zum Teufel gehen…' „Glaub mir, Ginny. Er befindet sich bereits auf dem besten Wege dorthin.” 'Godric!? Ich dachte du wärst bei Harry?' „Mein Enkel scheint den Gryffindorschen Dickkopf geerbt zu haben. Er geht eigene Wege. Kannst du dir etwas vorstellen, dass ihn dazu bringen würde?” Ginny schwieg betroffen. „Du hast ihm ein Versprechen abgerungen, Ginny, dass er nicht bereit ist, so einfach einzulösen. Meinst du nicht, dass eure Liebe eine Chance verdient und du ihm helfen solltest, anstatt seine Bemühungen zu sabotieren?” 'Ich tu doch nichts!', dachte Ginny beleidigt. „Eben! Such nach ihm, Ginny. Führe ihn, Kleines. Führe ihn dorthin, wo er das findet, was er sucht.” 'Verrätst du mir auch, wie ich das schaffen soll? Ich bin schließlich nicht Mine verdammt! Ich bin nur…' „Was soll das, Ginny? Du liebst ihn, seit ihr euch das erste Mal gesehen habt.” Sie erinnerte sich daran, wie sie neben ihrer Mum und hinter ihren Brüdern zum Gleis neun dreiviertel hetzte, als sie einem schmächtigen Jungen mit strubbeligen schwarzen Haaren begegneten, der so gar nicht wusste, wie ihm geschah und was er tun sollte. Er kam schüchtern auf die Gruppe zu und ihre Mum nahm sich seiner an. Ginny hatte ihn zwar nur kurz ansehen können, aber dennoch hatte er sie irgendwie beeindruckt. Auf dem Bahnsteig erfuhr sie von Fred, wer er gewesen war. Sie hatte ihre Mum bekniet, noch einmal kurz in den Zug zu dürfen, um Harry Potter noch einmal sehen zu können. Diese hatte das mit den Worten „Du hast ihn schon gesehen, Ginny, und der arme Junge ist kein Tier, das man sich anguckt wie im Zoo!” unterbunden. Ihre Gedanken wanderten weiter.

Ginny erinnerte sich an DEN Moment vor beinahe sieben Jahren.

… Sie lief im Nachthemd in die Küche des Fuchsbaus, um ihrer Mum einen guten Morgen zu wünschen. Als sie bemerkte, wer da bei ihren Brüdern am Frühstückstisch saß, blieb sie wie angewurzelt stehen und quiekte leise vor Überraschung. Gebannt starrte sie auf einen verdutzt schauenden Harry, der von ihrer Mum ein paar Butterbrote geschmiert bekam. Sie machte auf dem Absatz kehrt und flitzte wieder in ihr Zimmer. Dort warf sie sich aufs Bett und versteckte ihr Gesicht für einen Moment im Kissen. Ginny stöhnte laut in die Federn hinein. „Merlin, wie peinlich!” Sie nahm das Kissen in ihre Arme und drehte sich mit geschlossenen Augen auf den Rücken. Ginny spürte, wie ihre Wangen langsam kühler wurden. Sie rief sich den gerade erlebten Moment erneut ins Gedächtnis und das Kribbeln auf ihren Wangen schlich sich ihren Nacken entlang über den Rücken, bis hinter ihren Bauchnabel und manifestierte sich dort. Sie hatte ihn endlich richtig zu Gesicht bekommen. Den Jungen, von dem sie die ganze letzte Zeit geredet hatte. Ginny seufzte leise. „Seine Augen sind einfach… Wow!”, flüsterte sie in die Stille ihres Zimmers. „Irgendwie unergründlich und ein wenig traurig…” „Wer ist traurig?”, erklang die leise Stimme ihrer Mum von der Tür her. Ginny schrak furchtbar zusammen. Lächelnd kam Molly zu ihrer Tochter ans Bett, setzte sich zu ihr und strich ihr sanft über die rosigen Wangen. „Harry! Ich habe es bemerkt, als ich ihn eben angesehen habe.” Molly nickte langsam. „So intensiv, wie du ihn angeschaut hast, glaub ich dir das gern, Ginnyschatz.” „Hat…, hat er was gesagt, weil ich…” Molly schüttelte langsam ihren Kopf. „Der arme Junge hat viel durchgemacht, Kind. So etwas geht an niemandem spurlos vorbei, weißt du?” Ginny überlegte einen kleinen Moment. „Hast du seine Augen gesehen, Mum? Die sind so wunderschön.” 'Merlin, was rede ich da?' Ginnys Wangen wurden wieder etwas dunkler und das Kribbeln in ihrem Bauch verstärkte sich zu einem flattrigen Gefühl, dass von ihrem Innern immer stärker Besitz ergriff. „Sind sie das?”, fragte ihre Mum mit einem kleinen Lächeln. Ginny nickte zurückhaltend.

Sie setzte sich auf und sah zu ihrer Mutter. „Glaubst du, er wird mich damit ärgern, dass ich so vor ihm gestanden habe?” „Meinst du damit, dass du ihn angestarrt hast, wie ein zweiköpfiges Kalb?” Ihre Mutter lachte leise. Ginny schüttelte den Kopf und sah auf ihre Hände. „Nein, Mum”, flüsterte sie. Molly legte kurz ihre Arme um sie. „Nein, Ginny! Harry sicherlich nicht. Bei deinen Brüdern bin ich mir allerdings nicht so sicher, meine Kleine.” Ginny seufzte bei den folgenden Gedanken leise und ihre Mum strich ihr beruhigend übers Haar. Überrascht stellte das kleine Mädchen fest, dass der Gedanke an die Häme der Zwillinge wegen ihres Auftritts in der Küche schneller verschwand als er kam. Die Gedanken an den schmächtigen Jungen mit den schwarzen Strubbelhaaren und den tollen grünen Augen ließen sie jedoch nicht wieder los. „Du solltest aber in nächster Zeit wenigstens deinen Bademantel überziehen, wenn du durchs Haus läufst. Harry bleibt nämlich bei uns, bis ihr nach Hogwarts geht.” Ginny nickte langsam. IHN so dicht in ihrer Nähe zu wissen, ließ ihr die verschiedensten Gedanken durch den Kopf jagen. Dieses neue komisch flattrige Gefühl in ihrem Bauch wurde immer stärker. Es fühlte sich toll an. Ginny nahm sich erneut vor so oft wie möglich an Harry zu denken, bis sie heraus bekam, was es damit auf sich hatte und was es bedeutete. …

„Genau diesen Moment meinte ich”, erklang Godrics warme Stimme. Die Bilder in Ginnys Geist verblassten. Mit ihrem Verschwinden kam die Einsamkeit wieder etwas stärker zu ihr zurück. Ein leichtes Zittern durchlief ihren Körper. 'Warum tust du mir das an?', dachte Ginny verbittert. „Dir antun? Du hast daran gedacht, Ginny. Ich weiß nur, dass es diese Erinnerung gibt. Bildlich abrufen kannst nur du sie.” 'Aber du hast mich mit deinen Worten dazu gebracht, es zu tun!' „Ich habe auch meine Gründe dafür!” Godrics Stimme jagte Ginny einen erneuten Schauer durch ihren Körper. „Ich werde nicht zulassen, dass du dich so einfach aufgibst, Ginny!” 'Aber warum? Ich bin doch eh nur eine Last für Mine und Harry!', dachte Ginny verzweifelt. „Ich, ich! Immer nur ich! Verflucht, Ginevra! Das bist doch nicht du, die da gerade spricht.” Eine kleine Pause entstand und Godric bemerkte eine Veränderung, die ihm große Sorge bereitete. 'Ganz recht, alter Zausel! In nur wenigen Momenten gibt es keinen Harry mehr! Er hat sich zwar vor einigen Augenblicken gerade noch retten können. Doch es ist nur eine Frage der Zeit! Genau, wie ich es endlich geschafft habe, den letzten Widerstand seiner Freundin zu brechen, werde ich auch ihn brechen. Seine geliebte Freundin wird versuchen ihn zu töten. Er wird dies verhindern, sie dabei töten und voller Trauer in seinen Körper zurückkehren. Wie glücklich er sein wird, wenn er bemerkt, dass sie doch noch existiert. ICH werde dann die sein, die er für sie hält. Nichts, gar nichts kann mich dann noch aufhalten!' „Nicht, wenn ich es irgendwie verhindern kann!”, rief Godric aufgebracht. 'Versuchs doch, alter Zausel! Ich werde mich sicher nicht um den Spaß bringen, auch dich in deine Schranken zu weisen. Und jetzt verschwinde! Ich hab noch was zu erledigen' Ein irres Lachen erklang, als Godric aus Ginnys Innern gedrängt wurde.

~o0o~


Harry versuchte gerade sich aus seiner misslichen Lage zu befreien und sich an der Kante, die er im letzten Moment ergriffen hatte hochzuziehen, als eine kräftige Hand seinen Arm ergriff und ihm half. Schnaufend blieb er bäuchlings über dem Weg hängen und schloss kurz seine Augen. 'Scheiße, war das Eng!', fluchte er innerlich. Nur langsam beruhigte er sich. Harry setzte sich auf und starrte auf die Gestalt, die ihm zur Hilfe gekommen war. „Ginny?!” Harry starrte gebannt auf die junge Frau, die vor ihm kniete. Sie wich etwas zurück, versuchte irgendwie ihren geschundenen Körper zu bedecken und starrte beschämt zu Boden. „Schau mich bitte nicht an. Ich…” Weiter kam sie nicht. Harry schloss sie in die Arme, hielt sie sanft fest und verschloss ihre Lippen mit den Seinen. Er spürte, wie Ginny sich in seiner Umarmung immer stärker verspannte. Harry nahm seine Lippen zurück. „Bitte entschuldige. Ich wollte dir nicht wehtun, meine kleine Rose.” Ginny sah ihn traurig an und nickte langsam. „Das ist es auch nicht gewesen, mein kleiner Löwe. Es ging mehr um meine Reaktion darauf.” Ihr Blick wanderte vielsagend auf ihre steil aufgerichteten Knospen. Harry sah sie perplex an. „Noch zwei Sekunden länger und ich hätte nicht mehr an mich halten können”, erklärte sie ihm mit einem anzüglichen Grinsen. Harry schüttelte langsam seinen Kopf und wickelte eines der Baumwolltücher von seinem Körper. „Was hast du vor?” „Dir etwas anziehen”, antwortete Harry direkt und ziemlich entschlossen. Er half ihr das kurze Ende des Lakens auf ihrer linken Schulter zu verknoten und sah sie danach eine Weile an. „Woher kommen die alle?”, fragte er leise und deutete auf die Narben auf ihren Armen. „Alles, was uns widerfährt, hinterlässt Spuren, Harry. Das müsstest du doch eigentlich am Besten wissen.” Ginny deutete ihrerseits auf Harrys linke, jetzt unbekleidete Brust, die von drei großen und mehreren mittleren beziehungsweise kleinen Narben überzogen war. Die beiden größten Narben waren nur noch schwach zu erkennen. Die anderen jedoch waren noch sehr deutlich und teilweise noch nicht verheilt. Harry nickte langsam. „Mum, Dad, Sirius, Dobby, Fred, Colin”, zählte er die größten auf. „Aber warum sind es bei dir so viele?” „Die Meisten sind von den Carrows. Einige von Anderen und ein paar habe ich von dir.”

Ginny lächelte über Harrys erschrockenes Gesicht. „Keine Sorge, mein kleiner Löwe. Sie sind nur noch ein Schatten in meiner Erinnerung. Nur diese hier werden noch eine Weile wirklich zu sehen sein.” Ginny zog das Tuch ein wenig beiseite und deutete auf zwei deutliche Linien, die über ihrer linken Brust verliefen. „Wann?”, stieß Harry atemlos hervor und berührte sie sanft mit seiner Fingerspitze. Genau in diesem Augenblick wusste er, welche Momente zwischen ihnen das verursacht hatten. Seine Trennung von ihr vor knapp einem Jahr und der Anblick seines leblosen Körpers auf Hagrids Armen. „Bitte entschuldige…” Ginny überbrückte den kleinen Abstand zwischen ihnen und küsste ihn sanft. „Ist schon gut. Im Gegensatz zu den Anderen spüre ich sie doch kaum noch.” Sie zwinkerte ihm aufmunternd zu und Harry nickte langsam. Ginnys Blick wurde unsicher. „Harry? Was geschieht jetzt und warum bist du abgestürzt?” Harry hob seine Schultern. „Ich war der Meinung, du…” Ein kalter Schauer lief über seinen Rücken, als seine Vermutung zu ihm zurückkehrte, dass sich jemand an Ginny vergehen würde. „Ich war unvorsichtig!”, brach er den Gedanken ab und schüttelte sich leicht. „Weißt du, was das hier ist?” Sie deutete mit der Hand um sich herum. „Nein, Ginny. Ich war der Meinung wir befänden uns irgendwie in deinem Innern. Aber da du hier bei mir bist, kann das ja eigentlich nicht sein.” Ginny schien über etwas nachzudenken. „Wie kamst du hier her?” „Ich…, ich habe eine Verbindung zu dir gespürt und bin ihr gefolgt”, wich er aus. „Und du?” „Ich…” Ginny seufzte leise und lehnte sich Schutz suchend gegen Harry. Tränen rannen über ihr Gesicht. Sie brannten wie Feuer in den offenen Schnitten in ihrer Haut. „Ich war nicht stark genug”, flüsterte sie. „Ich konnte nichts tun, außer zu gehen.” Harry schloss sie behutsam in seine Arme. 'Schh, meine kleine Rose. Alles wird gut werden. Vertrau mir und lass mich dir helfen.' Ginnys Gefühle in diesem Moment waren sehr zwiespältig. Einerseits fühlte sie sich mies, weil sie es nicht geschafft hatte, dem auf sie ausgeübten Druck zu widerstehen. Andererseits spürte sie wie nie zuvor ihre Verbundenheit zu dem Menschen, zu dem sie sich so sehr hingezogen fühlte, und dies schon seit so vielen Jahren. Und da war noch etwas! Erleichterung! Harrys tröstende Gedanken waren wie ein Leuchtturm in stürmischer See. Es war als flössen Angst und Schmerz der letzten Monate und Jahre einfach von ihr ab. Sie klammerte sich an dieses Gefühl und spürte, wie ihr Wille wieder an Kraft gewann. Der Wunsch nach Vergeltung wurde übermächtig in ihr. Harry spürte diese Veränderung und hielt die Verbindung zu Ginny trotz der Schmerzen, die sie ihm bereitete, aufrecht.

~o0o~


Die Elfen am Altartisch bemerkten die Veränderung als Erste. Der Inhalt der irdenen Schale war in Schwingung geraten. Kleine Wellen breiteten sich von den beiden Seelenkugeln aus, die sich soeben für einen kurzen Moment berührt hatten. In diesem Augenblick veränderten sie sich. Beide waren nun von Leuchtkraft und Färbung her identisch. Die Wissende betrachtete mit großen Augen die Veränderung. Gemessenen Schrittes kam sie auf Hermine zu. Die anderen Elfen machten ihr mit einer kleinen Verbeugung platz. Als die alte Elfe vor Hermine stand, sah sie ihr fest in die Augen. Hermine wurde von einem Gefühl der Ehrfurcht ergriffen. Diese Elfe strahlte Selbstbewusstsein und Macht aus, die für Hermine fast greifbar waren. „Sie haben sich gefunden, Lady Granger.” Hermine stutzte leicht. Etwas an dem Tonfall, mit dem sie angesprochen wurde, gefiel ihr nicht. „Ist das gut oder schlecht?”, fragte sie verhalten nach. Als die Elfe ihre Schultern hob, fiel Hermine die Kinnlade herunter. Nach einem Moment besann sie sich. „Das ist nicht dein Ernst!”, stieß sie schwer beherrscht hervor und funkelte sie wütend an. Sie spürte, wie sich ihre Wut versuchte aus ihrem Körper zu drängen und Winkys Hand an ihrer. Die Elfe versuchte, sie zu beruhigen. Hermine kämpfte ihre Gefühle nieder. Die Wissende atmete tief durch und sah starr zu Hermine auf. „Wir wissen nicht, welchen…”, begann sie langsam und überdachte noch ein Mal kurz ihre Worte. „Welcher Teil von Lady Weasley sich beim jungen Lord befindet. Der, welcher würdig ist erhalten zu werden oder jener, den es zu vernichten gilt.” Erneut überlegte die Wissende einen Moment. „Der junge Lord hat einen Teil der von Lady Weasley zu tragenden Last zu seiner eigenen gemacht, müsst ihr wissen. Ein sehr ungewöhnlicher Schritt, der nur selten zwischen zwei Seelen vollzogen werden konnte. Dadurch steigen die Chancen für die Seele der Lady beträchtlich. Ihr habt sicher gesehen, wie es anfangs um sie stand?” Winky und Hermine nickten langsam. „Der junge Lord hat sich dadurch aber ein Stück verwundbarer gemacht. Sollte der andere Teil von Lady Weasley es bemerken oder sogar im Moment bei ihm sein, kann und wird er dies nutzen, um ihn zu vernichten.” Die Wissende verneigte sich und nahm ihren Platz am Altar wieder ein. Hermine griff nach ihrer Kette und besah sie sich. 'Godric? Wie steht es um Harry?' „Gute Frage, Hermine.” 'Bedeutet das, du kannst ihn nicht erreichen?' „Leider ja!” 'Ginny?' „Der Kontakt wurde von ihrer Seite aus … abgebrochen.” 'Warum sollte sie…' Hermine ging die verschiedenen Möglichkeiten in Gedanken durch und kam zu einer Erkenntnis, die sie ziemlich schockierte. 'Sie ist nicht mehr sie selbst!' Panik machte sich in ihr breit. 'Versuch bitte Harry aufzuspüren, Godric.' „Das habe ich…” 'Dann versuchst du es eben noch einmal verflucht! Und komm mir nicht damit, dass du dafür zu wenig Kraft hast. Mich hast du ja auch geknackt!' Ein langer Seufzer verhallte in Hermines Gedanken. 'Na also! Dass ich immer erst motzen muss!', dachte sie grimmig.

~o0o~


„Na dann komm, meine kleine Rose. Ich glaube, wir können weiter.” Ginny sah zu Harry und erschrak. Vorsichtig strich sie über seine linke Wange, wo sich in diesem Augenblick ein feiner Schnitt manifestierte. „Woher…”, stieß sie atemlos hervor. Als er lächelnd ihre Wange streichelte und der Schmerz bei ihr ausblieb, verstand sie. Fassungslos starrte sie ihren Freund aus funkelnden Augen an. „Warum tust du dir das an?” „Wer sollte dies sonst für dich tun, wenn nicht ich?” Harry reichte ihr seine Hand und sie schritten hintereinander den labyrinthähnlichen Pfad entlang, der nach Ginnys erscheinen sehr viel deutlicher zu erkennen war, als noch vor Harrys Absturz. Sein Blick wanderte nach oben. „He! Pass auf, wo du hinläufst”, forderte Ginny ihn nach einer Weile auf. Er wäre beinahe in eine magische Barriere gerannt. Harry sah sich zu ihr um. „Danke! Weißt du, was das ist?” Ginny hob ihre Schultern. Harry ließ sie los und konzentrierte sich. Nach ein paar Sekunden legte er seine Handflächen gegen die schimmernde Wand aus Magie, bis diese verschwand und einen Durchgang freigab. Er sammelte sich kurz, denn der Finite hatte ihm einiges abverlangt. 'Da wollte aber jemand wirklich auf Nummer sicher gehen!', ging ihm grimmig durch den Kopf. Ginny verlor etwas an Farbe. „Was ist, Schatz?” „Ich weiß nicht. Irgendwas sagt mir, dass ich da nicht unbedingt hindurchgehen sollte.” „Ach komm schon! Entweder hier durch oder wieder zurück.” Harry sah Ginny fest in die Augen. Eine starke Welle der Zuversicht erfasste sie. „So lang ich bei dir bin wird alles gut.” Sie gab nickend nach und folgte ihrem Freund durch den schmalen, gewölbeartigen Gang, der vor ihnen lag. Ein bedrohliches Rauschen umfing sie in dem kurzen Tunnel. An seinem Ende traten sie in einen hohen Raum. Harry starrte mit offenem Mund nach oben. „Warum schaust du…” Ihr Blick folgte Harrys und sie blieb wie angewurzelt stehen. In der nachtschwarzen Kuppel über ihnen schwebten Erinnerungen. Sie sahen aus wie rahmenlose Bilder, die sich irgendwie suchend und flatternd durch den kathedralenartigen Raum bewegten und dabei dieses rauschende Geräusch verursachten, dass sie im Durchgang wahrgenommen hatten.

Ginny stöhnte laut auf, als sie erkannte, wessen Erinnerungen das dort oben waren. Es waren ihre! Vor ihr durch einen Zauber verborgen, den Harry offensichtlich beendet hatte. In dem Moment, als sie versuchte sich daran zu erinnern, wann das gewesen sein könnte stürzten sich die flatternden Bilder wie ein Schwarm hungriger Krähen auf sie. Es waren schreckliche schwarze Schatten, die auf Ginny und Harry einstürzten. Bilder von ihr mit den verschiedensten Männern in ziemlich eindeutigen Situationen. Alle trugen Masken. Einige, wie Amycus, Crabbe, Goyle, Higgs und Vaisey, erkannte sie an der Statur oder ihren Haaren wieder. Die Meisten waren ihr jedoch fremd. Die Erinnerungen schienen nur darauf gewartet zu haben, sich auf sie zu stürzen und wieder in ihr Bewusstsein drängen zu können. Bleich sah sie zu Harry von der Kuppel über ihnen zurück. Das Schlimmste für Ginny waren ihre eigenen Forderungen nach mehr von dem, was diese Typen mit ihr anstellten und die sie in diesen Bildern immer wieder ausstieß. Ihre Worte schienen schaurig von den Wänden widerzuhallen, da sie von den Erinnerungen eingekreist wurden. Harrys grimmiger Blick, den sie zwischen den immer kleiner werdenden Abständen gerade noch erkennen konnte, machte ihr Angst. „Lass mich allein hier zurück. Ich habe dich betrogen und entehrt”, flehte sie ihn an. „Nein!” „Bitte lass mich zurück, Harry! Ich habe dich nicht verdient!”, rief sie verzweifelt. Gerade als sie sich von ihm losreißen wollte, griff er fester zu und zog sie zu sich heran. 'Sag das nie wieder. Nie wieder hörst du!', erklangen Harrys wütende Gedanken in ihrem Innern. Ginny spürte den Schmerz von Harrys Griff an ihrem Handgelenk. Sie senkte ihren Kopf, damit er ihr Lächeln nicht sehen konnte und ging vor ihm auf die Knie. „Nur, wenn du mich dafür bestrafst, was ich getan habe.” „Ich kann dich nur für etwas bestrafen, an das du dich auch erinnerst!” Harry ließ Ginnys Arm los und eine magische Kuppel umschloss sie. „Was hast du vor?” „Ich werde diese Erinnerungen endgültig vernichten.” 'Amnesia Maxima!', dachte er grimmig. Fluch um Fluch schoss er aus beiden Händen auf die Bilder, die Ginny so sehr bedrängten. Nach und nach platzten sie, wie Seifenblasen vor seinen Augen. Nur eine einzelne der Erinnerungen schaffte es immer wieder, seinen Attacken auszuweichen. Grimmig deckte Harry das hin und her zuckende Bild mit weiteren Flüchen ein, bis seine Konzentration nachließ.

Erschöpft ließ er seine Hände sinken. Seine Magie wirkte hier zwar stärker, verbrauchte sich aber auch schneller, als er es gewohnt war. Als dann auch das Magiefeld um Ginny schwächer zu werden begann, setzte sich Harry auf seine Knie. Genau in diesem Moment schoss die Erinnerung auf Harry zu und bohrte sich in seinen Kopf. Stöhnend sackte er in sich zusammen. Ginny schrie auf und stürzte auf ihn zu. Als er abwehrend seine Hand hob, blieb sie widerwillig stehen und beobachtete seine weiteren Reaktionen. Der Ausdruck von Unglauben und Abscheu huschte über sein Gesicht, bis es zu einer Maske gefror. „Harry?”, flüsterte Ginny bedrückt. „Schon gut, Ginny. Ich hab sie weggesperrt.” Sie kam auf ihn zu. „Was hast du gesehen?” „Nichts!” Ginny nahm ihn in ihre Arme und sah ihm fest in die Augen. „Bitte lüge mich nicht an, Harry. Nicht jetzt! Ich hab doch dein Gesicht gerade eben ganz genau gesehen.” Er erwiderte ihre Umarmung. „Du warst damit aber nicht gemeint, meine kleine Rose.” Ginny seufzte leise. „Wer dann?” Harry schüttelte seinen Kopf. „Nein, Ginny! Was nutzt es, wenn du es weißt?” Sie überlegte eine Weile und fasste einen Entschluss. Sie legte ihre Hände an Harrys Schläfen und ihre Stirn gegen seine. Sie konzentrierte sich auf jenes Bild, das zu ihr zurückkehrte, als sie nur leicht bekleidet mit Neville auf dem Flur zusammengestoßen war. Überrascht riss sie ihre Augen auf. Es war verschwunden. „Es ist fort!”, stieß sie ungläubig hervor. Harry nickte langsam. „Genau, wie die Anderen auch, Schatz.” „Aber wie kann das sein? Ich habe mich doch vorher daran erinnert und nicht jetzt erst?” Harry lächelte leicht und seine Augen nahmen diesen bestimmten Ausdruck an, von dem Ginny inzwischen wusste, dass er Hermine so viel Sicherheit gab. Er tippte sich an seine Stirn und lächelte aufmunternd. „Ich hätte das doch gemerkt, wenn du…” „Wir sind im Moment aber nicht das, was wir zu sein scheinen.” „Sind wir nicht?” Ginny besann sich. „Aber was sind wir?” „Wir sind gemeinsam an diesem Ort. Nur das zählt und nur das ist im Moment wichtig! Aber wenn du es unbedingt wissen willst?” Er sah sie fragend an. Ginny nickte etwas unentschlossen.

„Im Moment sind wir eine…, eine Art verfestigte Illusion dessen, was uns ausmacht. Unsere Magie wirkt durch den fehlenden Körper stärker, verbraucht sich aber durch die schützende Hülle offensichtlich auch schneller. Ich habe eine Abkürzung gewählt, um dich schneller erreichen zu können. Darum denke ich, kann ich diese Umgebung beeinflussen. Andererseits versucht sie mich aber auch von dem abzuhalten, was ich tun soll.” „Woher weißt du das?” „Godric! Und dann ist da noch dieses Labyrinth, das mich beziehungsweise uns an einen Punkt geführt hat, den ich respektive wir offensichtlich nicht wieder verlassen sollen.” Harry küsste sie sanft und zog sie behutsam weiter. Sie liefen immer weiter, bis sie eine Tür erreichten. „Verschlossen!”, stellte Ginny resigniert fest. Lustlos ließ sie den Eisenring aus ihrer Hand gegen das steinerne Portal fallen, an dem sie gezogen hatte. Harry schüttelte grinsend seinen Kopf, presste seine Hände gegen die Tür und schob sie nach außen hin auf. „Ach ja?” Ginny sah ihn mit einer Mischung aus Ärger und Bewunderung an. „Die war eben noch verschlossen!”, beharrte sie. „Komm! Und lass dich nicht vom äußeren Schein leiten.”

„Gute Idee, mein Junge!” Harry wurde grob von Ginny fortgerissen. Noch bevor er reagieren konnte, stand Godric zwischen ihnen und Ginny hatte die Spitze seines Schwertes an ihrer Kehle. Sie starrte gebannt auf das glänzende Metall vor ihrem Gesicht. Sie schluckte und ging auf die Knie. „Tu es! Alles ist besser als das, was bisher geschehen ist.” Der blonde junge Mann überlegte, was er tun sollte. Harry nutzte diesen Moment und stieß ihn zur Seite. „Was fällt dir eigentlich ein!?”, rief er aufgebracht. „Sie hat mir da drin meinen Arsch gerettet!” Harry stellte sich vor Ginny und sah seinen Urgroßvater wütend an. Godric rappelte sich auf, behielt aber seine Waffe in der Hand. „Wie hast du sie gefunden?” „Sie hat mich gefunden!”, stieß Harry noch immer aufgebracht hervor. „Und das gibt dir nicht zu denken?” „Nein! Ich weiß, dass sie die Richtige ist.” „Hat sie eine Waffe?” Harry schüttelte seinen Kopf. „Bist du dir wirklich sicher?” „Als wir uns trafen, war da nichts, wo sie die hätte verbergen können!” „Wie kannst du dir sicher sein, Junge?” Harry drehte sich zu Ginny. Er reichte ihr seine Hand und sah sie ernst an. „Weil ich es bin!” „Ich bin es aber nicht!”, rief Godric aufgebracht. Ginny lächelte leicht. Harrys Worte hatten ihr Mut gemacht. Sie trat zu seinem Urgroßvater, ergriff dessen Hand und führte seine Finger an eine der über ihrer Brust verlaufenden Narben unter dem Tuch. Godric keuchte auf und trat eilig zwei Schritte zurück. „Merlin!”, stieß er mit großen Augen hervor.

Er steckte sein Schwert weg und sah Ginny einen Moment an. Der jähe Schmerz, der ihn durchfahren hatte, hallte noch eine Weile in seinem Innern nach. Genau wie der tränenverschleierte Blick auf Harry, der um den See von Hogwarts davon ging und langsam außer Sicht geriet. Godric sah entschuldigend zu Harry und mitleidig zu Ginny. „Ich hatte ganz vergessen, wie intensiv das ist. Tut mir leid, ihr zwei. Aber ich musste sichergehen, dass wir nicht getäuscht werden.” Harry sagte nichts, doch seine Augen verrieten seinen noch immer vorhandenen Groll. Ginny sah sich nachdenklich um. „Und was nun?” Sie seufzte leise vor sich hin, während sie versuchte sich auf irgendeinen Punkt zu konzentrieren, um sich nicht übergeben zu müssen. „Schau auf deine Füße, Schatz.” Fragend sah Ginny erst zu einem aufmunternd lächelnden Harry und danach an sich herunter. Unter ihren nackten Füßen erschien der Weg, der sie auf ihrer Flucht zu diesem Tor und damit zu Harry geführt hatte. Sie sah wieder zu ihm auf. „Ich…, ich kann dort nicht wieder hin. Das schaffe ich einfach nicht!” Traurig sah sie zu ihrem Freund, der ihr mit einer einladenden Geste bedeutet hatte, vorzugehen und sie zu führen. Harry trat auf sie zu und sah ihr fest in die Augen. Er konzentrierte sich und Ginny spürte, dass sich etwas in ihren Geist zu drängen schien. Erleichtert stellte sie nach einem kleinen Moment der Angst fest, dass es Harry war. 'Ich weiß, dass es nicht leicht für dich ist, Ginny. Aber ich weiß auch, dass du es kannst und das wir es sicher schaffen werden.' 'Woher nimmst du nur diese grenzenlose Zuversicht?' Ein unsicheres Lächeln flog über Ginnys Gesicht und blieb dort haften. 'Weil ich…, wir von dir, von deinen Gefühlen zu uns überzeugt sind, meine kleine Rose.' Ginny sah zu Harry auf. 'Woher willst du wissen, dass Godric davon überzeugt ist? Sah gerade eben überhaupt nicht so aus.' 'Weil ich ihn nicht gemeint habe, Ginny.' Er berührte sanft ihre Stirn und strich eine verirrte Strähne hinter ihr linkes Ohr. Harry beugte sich sacht zu ihrem Ohr und begann zu flüstern. „Wen könnte ich wohl meinen, Gin?” Ginnys Augen fingen an zu strahlen und ihre Wangen wurden deutlich dunkler. Verlegen knuffte sie ihm auf den Arm. „Hatte Mine dir nicht etwas dazu gesagt?” Harry nickte grinsend. „Können wir dann?” Auch Ginny nickte und drehte sich aus Harrys sanfter Umarmung.

Harry und Godric folgten Ginny auf ihrem Weg, bis sie zu einem hohen Berg kamen, über den ein nicht sehr vertrauenerweckend aussehender Pfad führte. Ginny blieb stehen. „Das sah vorhin aber noch ganz anders aus.” „Wie meinst du das?”, fragte Harry leise nach. „Na ja, das war noch nicht da.” Sie deutete mit ihrem Finger auf den Beginn des Trampelpfades. „Ich bin einfach nur los gerannt. Da war dieser Weg, auf dem wir hergekommen sind und dem bin ich, in meiner Panik stur gefolgt.” „Also ist das, was du erreichen willst, wohl dahinter”, stellte Godric an Harry gewandt fest. „Wir, Godric!”, stellte Harry klar und sah überzeugt zu Ginny. „Oder weiter oben”, merkte diese leise an. „Na dann mal los!” Nach den ersten Schritten über Staub und Kies wurde der Weg immer steiniger. Ginny fluchte leise vor sich hin, da sie schon mehrfach verkehrt aufgetreten war und ihre Füße und Knöchel schmerzten. Harry wandte sich zu ihr um. „Warum beschaffst du dir keine andere Kleidung, Schatz?” „Verrätst du mir auch wie?”, fuhr sie ihn an. „Na, so halt.” Lächelnd transformierte er ihr Tuch in eine Robe mit Stiefeln, wie sie auch Godric trug. „Und was ist mit dir?” Harry schüttelte seinen Kopf. „Es hat wohl seine Gründe, warum ich nur diese Tücher getragen habe, als ich hier ankam.” Ginny sah ihn fassungslos an. „Warum tust du dir das nur an?” „Ich habe schon ganz andere Dinge durchgestanden, Schatz!” Mit diesen Worten drehte Harry sich wieder herum und folgte weiter dem steilen Pfad. Sie kamen nur langsam voran. Harry bemerkte, dass es trotz des gewirkten Wärmezaubers an seinem Körper mit jedem Höhenmeter kälter und kälter wurde. Mühsam setzte er stur einen Fuß vor den Anderen. Immer darauf bedacht, sich direkt gegen eine drohende Gefahr wehren zu können. Schon mehrfach hatten scharfe Kanten und spitze Steine in seinen Fußsohlen ihre Spuren hinterlassen. Der davon ausgehende Schmerz hielt ihn wach und aufmerksam. Ruhig und gleichmäßig bewegte er sich an der Spitze der kleinen Gruppe. Immer mit einem Auge auf dem schmalen Weg und dem Anderen so gut es ging auf das, was ihn wohl erwarten würde. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten sie endlich einen relativ breiten Pass, der aus glatten Steinplatten zu bestehen schien. Er schlängelte sich an der daneben steil ansteigenden Felswand entlang. Eiskalter Wind fuhr ihnen entgegen. Harry setzte sich und versorgte seine Füße.

Nach einem Moment sah er zu Ginny und strich sanft über ihre Wange. „Können wir weiter?” „Schon?” Harry nickte und erhob sich, bevor er sie zu sich heranzog. „Mine wartet, mein Schatz.” Ginny seufzte und folgte Harry widerwillig. Etwas Unbehagliches senkte sich über ihre Gedanken. Ginny spürte, dass sie ganz und gar nicht hier oben sein sollte. Mit jedem Schritt wurde ihr dieser Umstand immer klarer und ihre Zweifel deutlicher. Gerade als sie Harry dies sehr deutlich sagen und ihn zur Umkehr bewegen wollte, blieb der wie angewurzelt stehen. Ganz in Gedanken wäre sie beinahe in ihn hinein gelaufen. „Hey!” „Psst! Sei ruhig! Da vorn ist jemand”, gab Harry leise aber sehr bestimmt zurück. Vorsichtig gingen sie weiter. Mitten auf dem Weg stand eine Frau, deren Haare im eisigen Wind unruhig zu wehen schienen. Als die Drei sie erreichten umspielte ein zufriedenes kaltes Lächeln ihre Lippen und ihr wirrer Blick bohrte sich in Harrys Augen. Sofort verschloss er seinen Geist, weil er spürte, das Alecto versuchte, in ihn einzudringen. „Hast es also gewagt hierher zu kommen, junger Greif”, spie sie ihm entgegen. Harry überraschte diese Anrede, ließ sich jedoch nichts anmerken. „Du hast mir ja keine andere Wahl gelassen!”, gab er mühsam beherrscht zurück. „Warum sollte ich auch? Schließlich ist es meine Aufgabe, dich für deine schändliche Tat zu bestrafen.” Harry lachte gehässig. „Was habe ich schon Schlimmes getan, außer die Welt von einem komplett Wahnsinnigen zu befreien. Tom Riddle hatte es nicht besser verdient!” Alecto verzog angewidert ihr Gesicht und spuckte auf den Boden, was einen zischenden Laut verursachte. „Ich meine nicht dieses dreckige Halbblut, du Thor!” Sie kam einen Schritt auf Harry zu und drang gedanklich stärker gegen ihn vor. Dieser sperrte sie jedoch komplett aus und lächelte kalt. „Vergiss es. Das schaffst du in hundert Jahren nicht.” Alecto hob eine Augenbraue und zischte erneut bedrohlich vor sich hin. „Nun, bei dir vielleicht nicht, aber bei ihr!” Sie nahm Ginny ins Visier. „Komm zu mir, mein Täubchen. Du weißt, dass es nun ein Ende hat. Komm zu mir und lasse dich von allen Zwängen befreien”, hisste sie ihr mit einem schleimigen Grinsen zu.

Tatsächlich machte Ginny einige Schritte auf die Hexe zu und starrte ihr direkt in die Augen. Harry riss sie zurück und schubste Ginny unsanft in Richtung Godric zurück. Als der Blickkontakt abbrach, schüttelte sich Ginny leicht und versteckte sich hinter Harrys Urgroßvater. Harry drehte sich direkt zu Alecto. „Lass sie in Frieden! Hast du sie noch nicht genug gequält?” Die Hexe ließ ein irres Lachen erklingen. „Das war doch nichts. Sie hat sogar noch viel mehr davon gefordert. Du glaubst nicht, wie sie es genossen hat, was wir mit ihr angestellt…” Ein dumpfes Geräusch erklang und Alecto taumelte quiekend zurück. Harry hatte mit voller Wucht zugeschlagen und sie damit zum Schweigen gebracht. „Na? Wie schmeckt dir deine Medizin?”, stieß er kalt hervor. Sie leckte sich grinsend über ihre aufgeplatzte Lippe, um das Blut aufzufangen. „Du weißt es also? Oder bist du wirklich nur so ein schrecklicher Gutmensch, der lieber die Augen verschließt, als zu kämpfen? Immerhin hast du ja noch nicht einmal den Mumm gehabt uns selbst aus dem Verkehr zu ziehen. Das hast du ja deinen Bruder für dich erledigen lassen, junger Greif.” „Was redest du nur für einen Haufen Mist? Du und dein Bruder, ihr seid wirklich total irre!” Alectos überraschter Blick wanderte zu Godric. „Hast du es ihm nicht gesagt, alter Zausel?” „Was soll er mir gesagt haben?” Harry trat wieder auf die Hexe zu. „Wir sind vom selben Blut, junger Greif. Wir sind die zwei Seiten derselben Medaille. Wir sind Tag und Nacht, Licht und Schatten.” Alecto lachte meckernd über Harrys überraschtes Gesicht. „Ihr seid also diejenigen, von denen meine Mum sprach. Die glühenden Verehrer Voldemorts, denen die Schmuckstücke auf gar keinen Fall in die Hände fallen durften.” Alectos Lachen erstarb abrupt. „Ganz genau, junger Greif. Daher ist es meine oberste Pflicht, dich für deine Taten gegen deine eigene Blutlinie zur Verantwortung zu ziehen.” „Das wirst du nicht wagen!”, ging Godric wutschnaubend dazwischen. „Willst du mich etwa daran hindern, alter Zausel? Ich bin nicht so dumm wie meine Schwestern Megaira und Tisiphoné! Denke daran, dass ich diejenige bin, die ihrer Jagd immer ein Ende setzt!”

Alecto lächelt süffisant. „Dir fehlt die Verbindung zu ihr, alter Zausel. Du kannst hier nicht agieren, wie du weißt.” Sie wandte sich wieder Harry zu. „Deine Kleine war nur Mittel zum Zweck. Ich wollte ihn und dich hier haben, um endlich meinen Rachedurst stillen zu können.” Sie deutete mit dem Finger auf Harrys Urgroßvater. „Er wollte schon vor Jahrhunderten den dunklen Teil seiner Familie ausmerzen. Auf die Idee hat ihn seine Glynnis gebracht. Oder war ich es?” Wieder erklang ihr irres Lachen. „Ich glaube ich war es, die sein geliebtes Weib auf die Idee gebracht hat, um ihn endlich in meine Fänge zu bekommen.” Schmierig grinsend sah sie zu Harry. „Das dumme Huhn war genau so ein einfach gestricktes Liebchen, wie deine Kleine! Sie war Wachs in meinen Händen, alter Zausel. Leider hat es nicht so geklappt, wie ich es geplant hatte. Meine Schwestern konnten es nicht abwarten und wurden vernichtet. Ich konnte mich gerade so retten und habe über die Generationen hinweg auf meine Chance gewartet.” „Wie?” „Etwa neugierig?” Harry nickte. „Ich betrachte deinen Wunsch es zu erfahren als deinen Letzten, junger Greif.” Harry hob seine Schultern. „Das, was uns ausmacht, wird von Generation zu Generation vererbt. Mal mehr, mal weniger ausgeprägt kommt es zum Vorschein. Ich musste warten, bis alles passte. Wille, Ausdauer und Intensität der Magie mussten hundertprozentig stimmen. Alte Magie, junger Greif. Alte Magie sucht sich ihren Weg und findet ihr Ziel. Dazu noch die passenden Tränke und ich konnte es mir hier gemütlich machen. Eigentlich schade. Es hat spaß gemacht, mit ihr zu spielen. Es war einfach herrlich sie durch Selbstzweifel in den Wahnsinn zu treiben. Es war so einfach sie davon zu überzeugen, dass jeder Rock in deiner Nähe besser zu dir passt, als sie.” Harry überlegte kurz. Seine Gespräche mit Kreacher und Timmys Vorgänger in Bezug auf seine und die Magie seiner Mutter kamen ihm in den Sinn. „Und wenn das nicht nur bei dir so ist?” Für einen kurzen Moment huschte Unsicherheit über Alectos Gesicht. „Was meinst du?” „Den Weg, den sich alte Magie sucht, um ans Ziel zu gelangen.” „Ich habe alles genau überprüft. Deine Mutter war genau so ein Schlammblut, wie es deine andere Freundin ist!”, spie sie ihm entgegen und sah dreckig grinsend zu Ginny. „Wie lebt es sich mit der Gewissheit, sich selbst ins Aus manövriert zu haben? Wo doch unser Goldjunge hier der einzige Weg ist, dir deine Wünsche und Träume zu erfüllen, mein Täubchen!” Danach lachte sie erneut. „Du hast Humor, junger Greif. Weißt du überhaupt, von was du da redest? Sagen dir mein und der Name meiner Schwestern nichts?” Harry schüttelte seinen Kopf. „Kannst sie ja fragen, wenn du sie auf der anderen Seite siehst. Oder vielleicht deine kleine Schlammblutfreundin, wenn es bei ihr so weit ist? Lang brauchst du darauf nicht zu warten. Ihr werdet bald miteinander vereint sein. Dafür wird dein Kumpel der Greif schon sorgen, alter Zausel.”

Alecto sah Harry ernst an. „Verabschiede dich von deinem Liebchen! Dich nehme ich mir zuerst vor. Ich habe gute Laune und verspreche dir sie nicht zu sehr zu quälen, wenn ich mit dir fertig bin.” Harry stieß einen nicht bestimmbaren Laut aus und wandte sich Ginny zu. Er nahm sie in den Arm und küsste sie zärtlich. „Pass bitte auf dich auf, Harry”, wisperte sie ihm traurig zu. „Deine Mum und Hermine werden mich umbringen, wenn nicht.” Ginny schlug ihm mit der flachen Hand auf die Brust und sah ihn böse an. „Die sind dann dein kleinstes Problem!”, stieß sie wütend und mit Tränen in den Augen hervor. Harry küsste sie noch ein letztes Mal und trat dann zu Godric. „Noch ein paar letzte Tipps?” „Bist du wirklich zum Äußersten bereit? Der Bann wird nur gebrochen, wenn du sie endgültig beseitigst.” Harry nickte entschlossen. „Ich mache das Miststück kalt für das, was sie und ihr bekloppter Bruder Ginny angetan haben.” „Das schaffst du aber nicht so, wie du hier vor mir stehst. Sie ist eine Furie und das meine ich wörtlich, Junge!” „Also? Was rätst du mir?” „Erinnere dich daran, wie sie dich angesprochen hat.” „Junger Greif.” Godric nickte langsam. „Aber ich dachte man könnte sich nicht in magische Wesen verwandeln?” Godric zwinkerte ihm zu und hob seine Schultern. Harry wandte sich kopfschüttelnd ab und erstarrte in der Bewegung. Ginny schrie laut auf und verkroch sich erneut hinter Godric. Vor ihnen stand eine schreckliche Frauengestalt mit lederartigen Fledermausflügeln, um deren Körper und Kopf sich Nattern und Vipern wanden. Harry riss die Arme hoch und feuerte einige Flüche ab, die aber keine Wirkung zeigten. Flatternd erhob sich die Furie in die Luft und stieß einen unwirklichen Schrei aus, als sie von oben auf Harry hinab stieß. Der drückte sich unter einen kleinen Felsvorsprung und der Angriff pfiff ins Leere. Mit einem wütenden Schrei stieß das mythische Wesen wieder nach oben. 'So wird das nichts. Mit reiner Magie komme ich diesem Vieh nicht bei!' Harry konzentrierte sich auf sein Innerstes. Er suchte krampfhaft in seinem Hirn nach dem passenden Spruch. Wieder konnte er seiner Gegnerin nur haarscharf entkommen, die erneut wie ein Greifvogel auf ihn niederstieß.

Da kam ihm endlich die Erleuchtung. 'Fieri Bestia', dachte er angestrengt, doch nichts geschah. „Scheiße!”, fluchte er laut. Wieder hörte er das Kreischen über sich und drückte sich noch enger gegen die Felswand. 'Komm runter und konzentrier dich!', fuhr er sich in Gedanken an. Harry zwang sich ruhig zu atmen und konzentrierte sich auf seine Magie. Erneut dachte er die Formel zur animagischen Verwandlung und zu seiner Überraschung spürte er ein zerrendes Reißen in seinem Körper. Ein Schmerzensschrei entfuhr seiner Kehle, während sein Körper transformierte. Arme und Beine wurden länger und kräftiger. Seine Hände und Füße bildeten Pranken mit messerscharfen Krallen aus und sein Körper dehnte sich, um kurz darauf lederne Flügel auszubilden. Harrys Schädel verformte sich. Nase und Lippen bildeten einen scharf gebogenen Schnabel und seine Augen wanderten seitlich an seinen Kopf. Wieder entfuhr seiner Kehle ein Schrei. Doch diesmal klang er nicht schmerzhaft, sondern kämpferisch. Zwei…, dreimal schlug er vorsichtig mit seinen neuen Schwingen und wirbelte mit diesen Bewegungen eine menge Staub und Geröll auf. Er spürte, wie er leicht vom Boden abhob und dieser sich immer weiter entfernte. Ginny starrte mit offenem Mund hinter dem nachtschwarzen Greif mit den smaragdgrünen Augen her, der in der Dunkelheit über ihnen verschwand. In den folgenden Minuten hatte Harry genug damit zu tun sich an diese völlig neue Art der Fortbewegung zu gewöhnen und seiner Gegnerin kein leichtes Ziel zu bieten. Immer wieder vergaß er für einen kurzen Moment, dass er nicht auf einem Besen saß, sondern selbst für Auftrieb sorgen musste. Wild flatternd brachte er dann wieder etwas mehr Raum zwischen sich und den Boden. Was recht schnell klappte, war der Gleitflug. Mit ausgebreiteten Schwingen und nur mit kleinen Gewichtsverlagerungen steuerte er wie ein Segelflieger von Aufwind zu Aufwind, die sich aber leider mit ziemlich rasanten Fallwinden in der Nähe der Felswände abwechselten.

Seine Gegnerin hatte zwar auch damit zu kämpfen aber deutlich mehr Erfahrung in diesem Element. Harrys Vorteil war seine unbändige Kraft, seine beachtliche Spannweite und der Umstand, das Alecto offensichtlich Wort hielt und sich nur auf ihn zu konzentrieren schien. Er hatte schnell heraus, dass er zwar aufgrund seiner Masse in der Bewegung schwerfälliger war, aber durch die stärkeren und größeren Flügel deutlich schneller Geschwindigkeit aufnehmen konnte, wenn ausreichend Platz vorhanden war. Schnell gewann er deutlich an Höhe, um über seine Widersacherin zu kommen. Als er sie direkt unter sich hatte, ging er in einen steilen Sinkflug, verpasste aber sein Ziel um mehrere Meter. Ärgerlich zog er eine Schleife und wollte gerade wieder an Höhe gewinnen als Alecto sich auf ihn stürzte und ihre giftigen Krallen, in sein Halsgefieder schlug. Harry spürte einen stechenden brennenden Schmerz. Wütend schüttelte er seine Gegnerin ab und machte eine scharfe Wende. Dabei prallte er unglücklich gegen eine Felsspitze und verlor für einen kurzen Moment komplett die Kontrolle. Nur mit Mühe konnte er einen Absturz verhindern und kam flatternd am Boden auf. Ginny wollte auf ihn zustürzen, doch Godric hielt sie zurück. Wütend starrte sie zu ihm auf. „Wir können nichts tun!”, fuhr er sie an. „Das ist mir egal! Ich muss zu ihm!” „Du bleibst, wo du bist, verdammt noch mal!”, herrschte Harry los. Im selben Moment stürzte sich Alecto mit einem gellenden Schrei aus einiger Höhe wieder auf Harry. Er reagierte instinktiv mit einem Sprung zur Seite und die Furie krachte fast ungebremst auf die Felsplatte. Für einen Moment herrschte gespenstische Ruhe. Selbst der eisige Wind schien Atem zu holen. Gerade als Alecto sich wieder aufrappeln wollte, traf Harrys Pranke ihren Kopf. Er drehte sie auf den Rücken und nagelte mit seinen Vorderpranken ihre Fledermausflügel gegen den felsigen Boden. Ein hämisches Grinsen stand auf ihrem Gesicht und mit irrem Blick starrte sie Harry an. „Du traust dich ja doch nicht, es zu Ende zu bringen. Du bist und bleibst ein elender Gutmensch!”, spie sie ihm hasserfüllt entgegen. Harrys eben noch suchenden Augen wurden hart wie der Edelstein, mit dem sie immer verglichen wurden. Alectos Augen weiteten sich vor Schreck. Das Letzte, was sie sah, war der scharfe Schnabel eines Greifs, der sich tief in ihren Brustkorb bohrte und mit ihrem noch schlagenden Herzen wieder auftauchte.

Harry warf es achtlos beiseite und bearbeitete den leblosen Körper unter sich mit Schnabel und Krallen. Erst als nur noch kleinste Stücke um ihn verstreut lagen, hörte er auf und wandte sich Ginny zu. Ihre Blicke trafen sich und sie hatte Gewissheit. Endlich war es vorbei! Ginny stürmte auf ihn zu. Glücklich schauend schlang sie ihre Arme um den gefiederten Hals ihres Freundes und vergoss ein paar Tränen. Etwas unbeholfen tätschelte Harry mit einer seiner Pranken ihren Rücken. „Warum verwandelst du dich nicht wieder zurück?” „Warum laufen, wenn man fliegen kann?” Er zwinkerte ihr zu und duckte sich tiefer hinunter. „Steig auf und halt dich gut fest, meine kleine Rose.” Ginny kletterte direkt hinter Harrys Hals und hielt sich an seinem Gefieder fest. „Leg lieber deine Arme um meinen Hals. Es könnte etwas holprig werden. Mir fehlt es noch etwas an der nötigen Übung.” Harry spürte, wie sie ihre Arme sanft um ihn schloss. Er sah auffordernd zu Godric. Der hob abwehrend seine Arme. „Lass nur, Junge. Ich muss zu Mine. Die wird mir eh schon die Hölle heißmachen, weil ich so lange gebraucht habe.” Er winkte ihnen zu und verschwand. „Bin ich dir auch nicht zu schwer?”, fragte Ginny zaghaft nach. „Nein, meine kleine Rose. Du bist leicht, wie eine Feder.” Ginnys Wangen liefen rosig an und sie drückte ihr Gesicht lächelnd gegen Harrys Hals. Nach zwei kräftigen Schlägen seiner Schwingen hoben sie ab und folgten dem Pass und der sich anschließenden Kammlinie, bis sie auf der anderen Seite am Fuß des Berges sicher wieder landeten. Ginny sprang flugs ab und Harry beendete den Zauber. Als er wieder er selbst war, starrte Ginny ihn fassungslos an. „Du…, du bist verletzt, Harry!”, rief sie aufgebracht. Er nickte leicht und befühlte die Wunde an seinem Hals. „Das Mistvieh hat mir ihre Krallen in den Hals geschlagen. Brennt ganz schön fies. Schätze mal, sie hat sich ihre Pfoten nicht gewaschen, bevor wir angefangen haben.”


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