Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Roses in the rain - Die UTZs

von Schwesterherz

RE-Kommis


@klothhilde: Dankeschön :). Ja, ich freue mich auch über Anthonys Geburt ;). Hier ist ja endlich die Fortsetzung! =) Viel Spaß!

@annaly: Ich bin süß? *schmunzel* danke :D Und gern geschehen ^__^ Ja, Action hatten meine lieben Charaktere auch vorerst genug- zumindest diese Art von Action :D. Denn jetzt wird's stressig: die UTZs stehen an! Klasse, dass dir die Verabschiedung mit den Nachhilfeschülern gefällt :). Ich mag die Szene auch sehr ^^. Ja, ich liebe es, in Floras Sinn Briefe zu verfassen. Sie ist sehr erfrischend mit ihrem trockenen Humor, nicht? ;) Und Fred und sie passen irgendwie gut zueinander :D. War zwar eher eine spontane Entscheidung aber eine gute, wie ich finde. Und BITTE, dass der Quidditchpokal an Hufflepuff geht- sie haben ihn ja redlich verdient ;). Hm, ein Treffen mit Jonas kann ich in dieser FF nicht mehr garantieren, sie neigt sich ja doch rapide dem Ende entgegen. Na, mal schauen :D. Ach, könntest du sagen, welche Stellen mit Harry du genau meinst? :D Ich finde das Lob zwar äußerst schön, aber ich wusste jetzt nicht genau, was du meintest, da er so selten vorkommt und die Stellen, in den er vorkommt sind eigentlich eher weniger witzig xD. Das hat mich ein wenig irritiert :D. OK, genug gelabert; auf gehts zum 31 Kapitel! :)


Kapitel 31

Die UTZs


„In Ordnung, Miss Potter... können Sie mir sagen, wie die eigentliche Berufsbezeichnung lautet, für dessen Tätigkeit Sie sich bewerben?“ Lily schaute den schlanken, großgewachsenen Mann, dessen blondes Haar bereits Geheimratsecken aufwies, erstaunt an. „Natürlich, die korrekte Bezeichnung lautet Vampirologin.“, sagte sie nachdrücklich.

„Wir fragen nur, weil einige sich nicht einmal darum gekümmert hatten, ordentliche Recherchen über den Beruf auszuüben.“, erklärte eine Frau mittleren Alters (Lily hatte in der Aufregung keine der Namen behalten), „nannten es dann 'Vampirjäger' und waren der Auffassung, sie würden den ganzen Tag dunkle, untote Wesen abschlachten. Widerlich.“ Der Rotschopf nickte. Mit leichter Nervosität trank er einen Schluck Kürbissaft.

„Weswegen haben Sie sich denn ausgerechnet für unsere Abteilung beworben?“, wollte der dritte im Bunde, ein noch recht junger Spund im Vergleich zu den anderen, wissen. „Sie erinnern sich vielleicht an den Vorfall im Jahr 2020, als mein Bruder beinahe von einem Vampir getötet wurde. Nun, als ich hinterher erfuhr, wie wenig Leute es in der Branche gibt, die sich um solche Vampire kümmern, habe ich mich entschlossen, später zu ihnen zu gehören. Mein Berufsberatungsgespräch im fünften Schuljahr bestätigte mir nur diesen Entschluss und... ja, nun bin ich hier, um dies zu verwirklichen.“

„Interessant.“, der Mann rieb sich das Kinn, „Ihnen ist aber schon klar, dass es eher eine Seltenheit ist, die Waffe gegen Vampire einzusetzen, um sie umzubringen?“ „Eh- klar. Es geht um die gesamte Betreuung der Vampire. Wir sorgen dafür, dass die neuen Gesetze eingehalten werden.“ „Die da wären?“, wollte der Geheimratsecken-Typ wissen. „*Kein Mensch darf ohne Einverständniserklärung gebissen werden. Zu dieser Einverständniserklärung gehört ein bindender Vertrag, der erst ausgegeben wird, wenn einige Tests mit der Person ausgeführt wurden, aufgrund der Gesundheit und so weiter. Solche Blutspender sind allerdings selten, für gewöhnlich stehen den Vampiren ausgereifte, gewaltige Spenderblutbänke zur Verfügung. Zu den Aufgaben der Vampirologen gehört es auch, Visite in den Wohnungen der Vampire zu führen und neuen Vampiren den Einstieg zu erleichtern. Jene neuen Vampire müssen vor der Verwandlung, die dadurch, dass ihnen Blut eines bereits infizierten Vampirs verabreicht wird, eine zweimonatige Ausbildung absolvieren. Es existiert ein komplexes System.“, schloss Lily. „In das Sie eingeführt werden würden, sollten Sie die Ausbildung antreten.“, nickte die Frau und lächelte ihr anerkennend zu.

„Gut, Sie haben uns überdeutlich von Ihrem Wissen berichtet, was, das muss ich eingestehen, weitreichend ist“, sagte erneut der große Blonde (nach wie vor lag in seinen Augen eine Skepsis, die Lily nicht gefiel). „Wie wäre es, wenn Sie uns nun ein bisschen von Ihren Hobbies erzählen würden?“, griff der Jüngste der Drei ein. „Ähm, ja... also, am liebsten mische ich Zaubertränke und-“ „-Oh, Ihre Darbietung beim Golden Cauldren Competition war sehr beeindruckend!“, fiel die Frau ihr ins Wort. „Danke“, Lily senkte verlegen den Blick, „jedenfalls spiele ich außerdem für mein Leben gern Quidditch. Und- und ich koche ganz gern.“ Ein rasches Grinsen flog über ihr Gesicht. Der junge Mann lachte.

„Welche drei Stärken zeichnen Sie aus?“, wollte der Skeptiker unter ihnen wissen. Lily hielt kurz den Atem an- auf diese Frage war sie nicht vorbereitet. „Also, Erstens besitze ich Teamfähigkeit und kann gut mit Kollegen arbeiten. Das habe ich im Quidditchteam immer wieder beweisen können. Außerdem kann ich mit Stresssituationen gut umgehen, den ZAGs hatte ich relativ ruhig entgegen geblickt, damals. Und ich kann neues Wissen schnell umsetzen. Ja...“, sie verstummte.

„Würden Sie für uns auch ins Ausland gehen?“, fragte der Großgewachsene, der anscheinend das meiste Sagen von allen hatte. „Nun, generell natürlich, aber dabei spielen auch einige Faktoren eine Rolle. Wie lange es ins Ausland geht, in welches Land ich versetzt werde, welche Sprache gesprochen wird und auch, was mich nach der Rückkehr hierher im Job erwarten würde. Aber grundsätzlich gilt ein Ja.“, teilte Lily mit ruhiger Stimme mit. Während die Frau und der junge Mann zufrieden ausschauten, blickte der Kerl in der Mitte sie weiterhin argwöhnisch an.

„Warum sollten wir gerade Sie einstellen?“, fragte er kühl. „Nun, ich bin jung und engagiert, lerne schnell, komme gut und gerne mit Kollegen aus... da ich sportlich aktiv bin, sind auch Einsätze unter erschwerten Bedingungen kein Hindernis für mich. Außerdem bin ich überzeugt, dass der Beruf der Vampirologin ausgesprochen gut zu mir passt. Er besteht aus einer erfrischenden Mischung zwischen Büroarbeit und Außeneinsätzen und hin und wieder wird bestimmt auch mein Können als Zaubertrankmischerin gefragt sein oder die Zauberfähigkeiten und Flexibilität während eines Kampfes. Er entspricht somit meiner optimalen Vorstellung meines Wunschberufes.“

„Eine letzte Frage noch, ehe Sie uns löchern dürfen“, schmunzelt die Dame ihr gegenüber, „wo sehen Sie sich in fünf Jahren, Miss Potter?“ Lily überlegte einen winzigen Moment, dann gab sie zur Antwort: „Nun, obwohl ich den Abschluss meiner Ausbildung seit August 2029 in der Tasche habe, hindert mich das nicht daran, mein Wissen immer weiter auszubauen und mich weiterzubilden. Jenes Wissen möchte ich voll einbringen und somit auch einen gewissen Anteil am Erfolg der Abteilung besitzen. Ich will mich weiter entwickeln, Verantwortung tragen. Meinen Beruf gewissenhaft und mit viel Freude ausüben. Ja...“, sie zuckte leicht die Schultern.

Ein seichtes Lächeln huschte über ihre Züge. Hastig trank sie ein paar Schlucke. „Da wir zum Ende kommen sollten, bitte ich Sie, nun Ihre Fragen loszuwerden.“, entgegnete der junge Mann. „In Ordnung...“, Lily räusperte sich. „Hm.“, sie fuhr sich durchs rote Haar, „gibt es Geldzuschüsse? Und wie viele Urlaubstage erhalte ich, diese Information habe ich leider nicht vorab heraus finden können.“

„Nun, Sie erhalten Weihnachtsgeld und haben im ersten Lehrjahr vierundzwanzig Urlaubstage. Im zweiten sind es fünfundzwanzig und im dritten sechsundzwanzig. Bis zum vollendeten 30. Lebensjahr bleibt es bei diesen sechsundzwanzig Urlaubstagen, danach haben Sie bis zum vollendeten 40. Lebensjahr 29 Urlaubstage und nach dem vollendeten 40. Lebensjahr sind es 30 Urlaubstage.“, erklärte der junge Mann ihr. „Welche Arbeitsmittel beziehungsweise Technik wird mir zum Arbeiten zur Verfügung stehen?“, wollte Lily wissen. „Ihr dann hoffentlich bald kompetentes Fachwissen und außerdem einen von Ihnen selbst entwickelter Pflock, sowie Ihr Zauberstab.“, erwiderte der Geheimratsecken-Typ schlicht.

„Oh, gut. Also...“, Lily räusperte sich, „sollte ich Ihre Zusage erhalten, was kann ich dann noch lernen oder studieren, um mich auf den Arbeitsbeginn vorzubereiten?“ „Sollten Sie zu den Ausgewählten zählen, so wird unter anderem eine Bücherliste in Ihren zugeschickten Unterlagen zu finden sein. Bücher wie 'Biologie der Vampire', 'Das Elexier des Lebens' oder 'Die Entstehung eines Vampirs' sind Lektüren, mit denen Sie sich durchaus schon vorab befassen können, auch, wenn Sie ohne den dazugehörigen Unterricht nicht den vollständigen Überblick haben werden.“, antwortete der jüngere der beiden Männer ihr freundlich.

„Alles klar.“, Lily räusperte sich abermals. „Dann... wäre alles geklärt von meiner Seite aus.“ Die Frau erhob sich lächelnd: „Dann bedanke ich mich für Ihre Teilnahme. Unsere Rückmeldung erhalten Sie spätestens im Juni.“ Auch die Männer schoben ihre Stühle zurück und richteten sich auf. Lily tat es ihnen nach. Sie schüttelte die Hände ihrer (hoffentlich) zukünftigen Vorgesetzten und verabschiedete sich mit einem warmen, etwas scheuem Lächeln.

Als sie die Tür des Büros hinter sich schloss, atmete sie tief durch. „Na, geschafft?“, sprach sie ein junger Mann in ihrem Alter an. Er saß als letzter Bewerber auf einem der Besucherstühle im Gang. Sein dunkelbraunes Haar fiel ihm locker in die Stirn und seine braunen Augen blickten sie neugierig an. „Ich hab's hinter mir.“, bestätigte Lily. „Dann geht es wohl jetzt mit mir weiter.“, schlussfolgerte ihr Gegenüber mit einem Grinsen. Lily nickte und setzte sich in Bewegung. „Viel Glück.“ „Danke.“

Als sie die Haustür öffnete, drang ihr Babygekreische entgegen. Aufgeregt schmiss sie ihre Jacke über den Kleiderständer und eilte mit wenigen Schritten in die Stube. „Flora! Jo!“ „Lily!“, riefen ihre Freundinnen ebenso erfreut. Flo wippte ihren kleinen Sohn vorsichtig auf dem Arm auf und ab. Er trug den Grün-Weißen Strampler, den Lily seiner Mutter zur Geburt geschenkt hatte (ihre Eltern hatten ihn am Abend vorbeigebracht). „Das geht schon seit fünfundvierzig Minuten so.“, erklärte Joceline dem Rotschopf.

Sie saß mit überschlagenen Beinen auf der Couch und hielt eine Fachzeitschrift zum Thema Babyswehwehchen in der Hand. „Er will einfach nicht schlafen.“, murrte die junge Mutter und wechselte den Arm mit dem Kleinen. „Deine Mum meinte, dass er wahrscheinlich noch kein Bäuerchen gemacht hat.“ „Wo sind meine Eltern?“, hakte Lily nach. „Vor wenigen Minuten zu einem Spaziergang geflüchtet!“, grinste Joceline. Lily erwiderte das Grinsen und wandte sich an Flora. „Darf ich ihn mal halten?“

„Liebendgern, ich bin froh, wenn ich meine Arme einen Moment ausruhen kann.“ Behutsam legte Flower ihren kleinen Sohn an Lilys Brust und zeigte ihr, wie sie das Baby richtig halten musste. Dieses weinte unentwegt. Sein Gesicht war schon ganz rot und tränenverschmiert.

„Hey, Anthony.“, flüsterte Lily mit weicher Stimme. „Süßer, was ist denn los?“ Sie begann, das Wippen von Flora aufzugreifen und ging im Wohnzimmer auf und ab. „Wie war das Vorstellungsgespräch gelaufen?“, fragte Joceline interessiert, klappte die Zeitschrift zu und legte sie auf den Couchtisch. Flora, die sich neben sie gesetzt hatte, griff sofort danach, um ein wenig darin zu blättern. „Ich weiß nicht genau“, gestand Lily und strich dem plärrenden Baby vorsichtig über den Kopf. Die paar blonden Härchen fühlten sich ganz weich an.

„Also... ich glaube, es war in Ordnung. Ich habe die Fragen beinahe ohne Zögern beantworten können und auch die Gelegenheit genutzt, ihnen ein paar Fragen zu stellen. Aber...“ „Aber?“, wiederholten ihre Freundinnen im Chor. „Aber der eine Typ hatte die ganze Zeit so eine Skepsis in den Augen. Das hat mich innerlich ziemlich verunsichert. Er war auch mit Abstand der Unfreundlichste von den Dreien. Der andere Kerl war noch recht jung, Anfang dreißig schätze ich mal, und die Frau war auch mittleren Alters und auf höfliche Art und Weise freundlich. Allerdings glaube ich, dass der Skeptiker unter ihnen am meisten das Sagen hat, deswegen habe ich keine Ahnung, wie groß meine Chancen sind, eine der Auserwählten zu sein. Aber ich hoffe wirklich, dass sie sich für mich entscheiden. Ich habe nämlich keine Alternative.“, schloss Lily. Als Antwort gab Klein-Anthony einen lauten Rülpser von sich.

„Hoppala.“, grinste Joceline. Das Brüllen des Jungen verstummte. Lily setzte sich vorsichtig mit ihm zu den anderen auf die Couch und legte ihn auf dem Schoss ab, sodass ein Arm dem Kleinen als Stütze diente, auf der er ruhte. Er gähnte ein ausgiebiges, zahnloses Gähnen, was Jo und Lily beide zu einem „Ohh, süß!“ animierte, und schloss erschöpft die Augen. Lily streichelte die winzigen Füße. „Jetzt hast du eine Alternative, ich werd dich zur Vollzeitnanny verpflichten!“, sagte Flora erstaunt und blickte zu ihrem Jungen hinab, der dabei war, mitten ins Traumland zu segeln.

Lily schmunzelte. „Du wirst keine Vollzeitnanny brauchen, weil du eine großartige Mutter sein wirst.“, erwiderte sie. „Davon bin ich überzeugt.“ „Meinst du?“, zaghaft betrachtete Flora Anthonys Gesicht. Ihre Lippen formten ein liebevolles Lächeln. „Mein Goldjunge.“, murmelte sie. „Das ist er.“, stimmte Joceline ihr zu. Lily nickte und blickte auf das schlafende Baby hinab. „Er ist perfekt.“

Sobald die Osterferien in den Rücken der Siebtklässer lagen, hatten sie das Gefühl, dass die UTZs ein riesiges, atemberaubendes Stück näher gerückt waren. Das machten auch die Lehrer mit einer immensen Menge an Hausarbeiten nachdrücklich klar. Die folgenden Wochen waren farblos und eintönig, denn während es draußen immer wärmer wurde, schwitzten die Fünft- und Siebtklässer über dicken Büchern, nicht selten bis tief in die Nacht hinein. Der Unterricht setzte sich aus letzten Vorbereitungen und Wiederholungen zusammen. Allen stand die Anspannung auf der Stirn geschrieben. Hilary Foss, eine Ravenclaw aus Lilys Jahrgang, brach Mitte Mai im Zauberkunstunterricht zusammen und musste in den Krankenflügel gebracht werden.

Auch Lily und ihre Freunde hatten unter dem permanenten Stress zu leiden. Sie alle trugen dunkle Ringe unter den Augen zur Show und selbst Cynthia Robins mit ihrer Dauer- Make Up Maske, konnte die ihren nicht verbergen. „Was für eine Schufterei!“, schimpfte sie eines Morgens beim Frühstück, während die Posteulen in Schwärmen zur Großen Halle hineinflogen „ich habe mich bei meinem Dad beschwert. Das ist ja wohl die Höhe!“

In diesem Augenblick landete ein Uhu vor ihrem Teller, der einen verdächtig leuchtroten Gegenstand im Schnabel stecken hatte. Mit entsetzter Miene riss Cynthia den Heuler an sich und hastete, so schnell sie ihre pinken Stöckelschuhe trugen, hinaus aus der Halle (Lily, Damian, Cedric und Joceline amüsierten sich köstlich über den lächerlichen Anblick). „Gleich geht er los.“, flüsterte Sean, der Lily schräg gegenübersaß (sie hatte sich angewöhnt, ihn weitesgehend zu ignorieren).

Und er lag richtig, wenige Sekunden darauf drang eine tiefe Stimme, um ein Vielfaches Volumen verstärkt, durch die geschlossenen Türen der Halle zu ihnen durch und sog sämtliche Aufmerksamkeit an sich; es war nahezu unmöglich, sie zu überhören:

„CYNTHIA ROBINS, WENN DU ES WAGST, MIT WENIGER ALS ACHT UTZs ABZUSCHNEIDEN, SCHWÖRE ICH DIR, DASS DU DEINE FAULHEIT BEREUEN WIRST! WEHE, DU HAST DIE KÜHNHEIT, UNS DIESELBE SCHANDE ZU BEREITEN, WIE DEIN BRUDER! ES WIRD GELERNT, UND ZWAR SO VIEL WIE IRGEND MÖGLICH, HAST DU MICH VERSTANDEN?! ICH ERWARTE DICH AM DREISSIGSTEN JUNI MIT EINEM SPITZENZEUGNIS AM BAHNHOF!“

Die darauffolgende Stille währte nicht lange, denn schon brachen einige Schüler in Gelächter aus, was sich rasch an allen Tischen ausbreitete. Auch Lily und Joceline lachten ungestüm. „Geschieht ihr Recht, ne Standpauke hatte sie schon lange gebraucht.“, grinste Jo und nahm sich ein zweites Brötchen. Damian jedoch brachte nicht mal ein schiefes Lächeln zustande. „Ich kenne diesen Druck, den Robins jetzt aushalten muss, und ich sage euch, mit solchen Eltern ist nicht zu spaßen. Ich sage es zwar nur ungern, aber sie tut mir Leid.“

Lily schüttelte zunächst den Kopf darüber, aber als sie in den nachfolgenden Tagen Cynthias gehetztes Verhalten miterlebte und sie nur noch fieberhaft arbeiten sah, da bekam sie auch ein wenig Mitleid mit ihr. So war es nicht verwunderlich, dass die Schneekönigin die Zweite aus ihrem Jahrgang war, die zur Krankenschwester musste.

Die Siebtklässler steckten so sehr in den Prüfungsvorbereitungen, dass sie kaum bemerkten, wie außerhalb der Schlossmauern der Frühling dem Sommer wich. Am Freitag dem 05.Juni, wenige Tage vor den Prüfungen, gönnten Lily, Cedric, Joceline und Damian sich eine Auszeit vom Lernen und setzten sich unter die Birkengruppe ans Ufer des Sees. Der azurblaue Himmel spiegelte sich im Gewässer, die Wiesen der Ländereien leuchteten smaragdgrün und durch die wieder dichten, dunkelgrünen Baumkronen des Verbotenen Waldes säuselte eine sanfte Brise.

Lily hatte ihre Beine über Damians seine gelegt und ihr Kopf ruhte auf seiner Schulter. Joceline hatte sich an Cedric gelehnt und ihre Füße ins Wasser getunkt. Sie redeten nicht viel, waren ziemlich erschöpft von der ganzen Lernerei, aber sie genossen das Wetter und durch die wärmenden Strahlen der Sonne tankten sie frische Kraft. „Bald ist es geschafft“, sagte Cedric und pure Erleichterung stach aus seiner Stimme hervor.

„Zwei Wochen, dann haben wir es hinter uns.“ „Ja!“, antwortete Joceline und gähnte, „was bin ich froh, wenn's vorbei ist.“ „Ich auch.“, stimmte Lily zu und streichelte Damian gedankenverloren durchs blonde Haar, der nur zustimmend nickte. Er sah sie an und ein liebevolles Lächeln schlich sich auf seine Lippen, ehe er sich zu ihr neigte und sie küsste. Cedric tat dasselbe bei Joceline.

„Bei Merlin, könnt ihr euch nicht zusammen reißen?“, fragte eine belustige, Lily sehr vertraute Stimme hinter ihnen und sie drehte den Kopf. „Ne, wieso sollten wir, Hugo? Als ob du und Jenny besser wärt.“, grinste sie und klopfte auffordernd neben sich. „Setz dich ruhig.“ Lächelnd ließ er sich neben ihr nieder. Lily bemerkte das Handtuch in seiner Hand und fragte amüsiert: „Willst wohl ein Bad nehmen?“ „Jupps. Ich dachte mir, das hätte ich verdient, nachdem ich wochenlang über Büchern geschwitzt habe. Bevor die Prüfungen starten, möchte ich mich noch mal richtig austoben.“

„Klingt gut.“, murmelte Joceline und schaute Ced fragen an: „Machen wir mit, Schatz?“
„Klar.“, grinste Cedric und erhob sich, um sein T-Shirt auszuziehen. „Und wir zwei, Lily?“, wandte Damian sich mit halblauter Stimme an den Rotschopf. „Ich bin dabei!“, grinste dieser. „Jo, holen wir rasch Badezeug!“ „Los geht's!“, lachte Joceline und sprang auf.

So verbrachten sie einen äußerst vergnügsamen Nachmittag am See und kehrten erst zur Abendessenszeit ins Schloss zurück. Sie langten tüchtig zu, denn das viele Herumtollen hatte sie hungrig gemacht. Sie plauderten ausgelassen miteinander und lachten. Die Anspannung der letzten Wochen war verflogen. Doch der Augenblick währte nicht all zu lange.

Als Lily gerade im Begriff war, aufzustehen, erhob ihre Schulleiterin sich von ihrem Platz und rief: „Der fünfte sowie der Abschlussjahrgang bleiben bitte noch einen Moment in der Großen Halle! Dankesehr.“ McGonagall setzte sich wieder. „Oje.“, murmelte Joceline und knetete angespannt ihre Hände in ihrem Schoss. Die restlichen Schüler strömten hinaus und Lilys Jahrgang sowie die Fünftklässler blieben ruhelos zurück. Damian und Lily sahen sich nervös an, als die Hauslehrer sich vom Lehrertisch erhoben und jeder einen Stapel Bögen in die Hand nahmen.

„Wir geben Ihnen nun die Prüfungstermine aus, auf denen Sie sehen können, wann Sie welche Prüfung ablegen müssen.“, erklärte ihre Direktorin gelassen, „da ein jeder Schüler unterschiedliche Fächer belegt hat, sind die Zeitspannen unterschiedlich lang, also wundern Sie sich nicht.“

Zu Lilys unendlicher Freude waren die Prüfungstermine nach dem Alphabet geordnet, sodass es eine ganze Weile dauerte, bis Neville sie erreichte und ihr ihren Bogen gab. Er zwinkerte ihr aufmunternd zu und ging weiter. Lily jedoch las aufgeregt die Auskunft, die ihr die Prüfungstermine gaben:

Prüfungstermine für Lily Luna Potter, geboren 01.Februar.2008


Montag, der 08.Juni.2026: Theorie, Zauberkunst, Große Halle, 09: 30 Uhr - 11: 30 Uhr.
Praxis, Zauberkunst, Große Halle
, ab 13: 00 Uhr

Dienstag, der 09.Juni.2026: Theorie, Verwandlung, Große Halle, 09: 30 Uhr - 11: 45 Uhr
Praxis, Verwandlung, Große Halle, ab 13: 00 Uhr


Mittwoch, der 10.Juni.2026: Theorie, Zaubertränke, Große Halle, 09: 30 Uhr - 11: 45 Uhr
Praxis, Zaubertränke, Große Halle, 13: 00 Uhr - 15: 30 Uhr



Donnerstag, der 11.Juni.2026: Theorie, Verteidigung gegen die dunklen Künste,
Große Halle, 09: 30 Uhr- 11: 30 Uhr

Praxis, Verteidigung gegen die dunklen Künste, ab 13: 00 Uhr

Freitag, der 12.Juni.2026:Theorie, Geschichte der Zauberei, Große Halle, 09: 30 Uhr - 11: 30Uhr

Montag, der 15.Juni.2026: Theorie, Astronomie, Große Halle, 09: 30 Uhr - 11: 30 Uhr
Praxis, Astronomie, Astronomieturm, 23: 00 Uhr - 01: 00 Uhr

Dienstag, der 16.Juni.2026: Theorie, Muggelkunde, Große Halle, 09: 30 Uhr - 11: 30 Uhr
Praxis, Kräuterkunde, bei den Gewächshäusern, ab 13: 00 Uhr


Mittwoch, der 17.Juni.2026: Theorie, Arithmantik, Große Halle, 09: 30 Uhr - 11: 30 Uhr


Nachdem sich Lily ihr Blatt sorgfältig durchgelesen hatte, verglich sie dieses mit Damians seinem. Seine Termine unterschieden sich kaum von den ihren, er hatte lediglich statt Arithmantik am Mittwoch Pflege magischer Geschöpfe auf den Ländereien und Theorie in Alte Runen am Donnerstagmorgen, wenn sie bereits alles hinter sich haben würde. Dafür hatte er Dienstagmorgen frei, da er kein Muggelkunde belegt hatte. „Sieht gar nicht so schlecht aus.“, stellte Damian nach einer Weile fest, „eineinhalb Wochen- weniger, als ich gedacht hatte.“

„Ich habe komplette zwei Wochen.“, stöhnte Nicole ihnen gegenüber, „weil ich Alte Runen, Wahrsagen und Pflege magischer Geschöpfe habe.“ „Wahrsagen?“, wiederholte Lily ungläubig, „du hast das bis zum Schluss mitgemacht?“ Nicole nickte ein wenig unsicher. „Mir macht es Spaß, ich habe schon ein paar Treffer landen können, sobald ich die Übung besaß.“ „Ich bewundere dich für dein Durchhaltevermögen.“, erwiderte Damian trocken und Lily brach in Gelächter aus. Auch Nicole grinste. „Kannst mal sehen.“

Sie verzogen sich aus der Großen Halle und während Joceline, Ced und Nicole den Gemeinschaftsraum aufsuchten, führte Lily und Damians Weg zurück zum schwarzen See, an welchem sie gemächlich entlangschlenderten. Damian streichelte mit seinem Daumen über Lilys Handrücken, während sie sich über die bevorstehenden Prüfungen, den Lernstoff und den Abschlussball unterhielten. Kurz rückte auch Bens Tod in den Mittelpunkt, aber Lily blockte das Thema zügig ab, um nicht wieder in trübselige Stimmung zu verfallen. Nur das leise Plätschern des Sees und hier und da ein paar letzte Vogelstimmen waren zu hören und sie gab sich ganz dieser Idylle hin.

„Lily“, meinte Damian plötzlich und warf ihr einen unentschlossenen Blick zu, „was hältst du eigentlich vom Segeln?“ Die Angesprochene prustete los. „Wie kommst du jetzt auf so ein Thema?“, fragte sie belustigt. „Naja.“, druckste Damian herum, „ich, ähm… ich und Mum hatten das als gemeinsames Hobby. Sie besaß ein Segelboot und gemeinsam hatten wir in den Ferien viele Touren unternommen, ehe sie krank wurde. In den letzten Jahren hatte ich das Boot zeitweilig gepflegt, soweit es mir in den Ferien möglich war. Nach ihrem Tod hat Mum es mir vermacht. Ich müsste es noch etwas zurecht machen, aber…“, Damians Stimme verlor sich, als sich ihre Blicke begegneten.

„Aber?“, hakte Lily nach und strich ihm sachte über die Wange. „Aber wenn es fertig ist… dann würde ich sehr gerne mit dir segeln gehen, Lily“, sagte Damian und ein leises Lächeln glitt über sein Antlitz. „Was hältst du davon?“, wollte er wissen, als sie nicht gleich antwortete. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn zärtlich. „Ich finde, das ist eine hervorragende Idee.“

Er grinste erleichtert. „Dann machen wir das so?“ Sie nickte bestätigend. „Hundertprozentig, Damian.“ Er zog sie liebevoll dichter an sich und küsste sie abermals intensiv. Lily erwiderte den Kuss leidenschaftlich und schmiegte sich enger an ihn. Nach längerer Zeit löste sie sich von seinen Lippen und lehnte ihr Gesicht in seine Halsbeuge.

Sie atmete seinen vertrauten Duft ein und lächelte glückselig. „Ich liebe dich, Damian Flint.“, murmelte sie und drückte einen zarten Kuss auf seine Halsschlagader. „Und ich liebe dich, Lily Luna Potter.“, erwiderte der Slytherin mit leiser Stimme und ließ einen behutsamen Kuss auf ihren Scheitel fallen. „Du bist das Wertvollste in meinem Leben.“

Die trauten Stunden der Zweisamkeit rückten rapide in den Hintergrund, sobald das Wochenende angebrochen war. Lily verzog sich mit Joceline und Angela in eine ruhige Ecke. Sie beschäftigten sich mit der Stoffwiederholung für Zauberkunst und verließen den Gemeinschaftsraum ausschließlich für die Mahlzeiten oder zur Schlafenszeit. Am späten Sonntagnachmittag legte Angela entschieden das Lehrbuch der Zaubersprüche, Band 7 zur Seite.

„Genug gelernt!“, beschloss sie und streckte sich, „sonst wissen wir Morgen gar nichts mehr und das würde uns auch nicht weiter helfen.“ Lily tat es ihr nach und verstaute Große Errungenschaften der Zauberkunst in ihrer Tasche. Joceline wirkte zunächst unentschlossen, aber nachdem Lily ihr sanft das Buch aus den Händen genommen hatte, zuckte sie die Schultern und lächelte. „Okay, ihr habt Recht.“

Sie unterhielten sich gerade angeregt über ihre Ferienplanung, als das Portraitloch rüde beiseite gestoßen wurde und Sean mit grimmigem Gesicht eintrat- im Schlepptau eine noch düster dreinschauende Cynthia Robins, die mit all ihrer Kraft versuchte, sich aus seinem Klammergriff zu befreien- erfolglos.

„Los!“, zischte Sean und blieb zu Lilys Verblüffung direkt vor ihr stehen, „sag's ihr, Robins!“ „Bist- du- bescheuert?“, fauchte Cynthia und schenkte Lilys Ex einen glühenden Blick, „lass mich gefälligst los, du Grobian!“ „Nicht, ehe du ihr gesagt hast, was du getan hast!“, bellte Sean. Lily und ihre Freundinnen sahen die Neuankömmlinge aus großen, schreckensgeweiten Augen an. Der gesamte Gemeinschaftsraum starrte fasziniert auf die sich ihnen bietende Szene.

„Darauf kannst du lange warten!“, höhnte Cynthia und grinste verschlagen. „Schön. Dann-“ „-Was soll das Theater?“, fiel Lily ihm harsch ins Wort, „Sean, was soll sie mir sagen?“ Sie durchbohrte ihn mit ihrem Blick und rührte keine Miene. „Lily, du weißt, ich habe deine Anschuldigung, ich hätte Flint damals angegriffen, abgewiesen, und das aus wahrem Grund. Ich habe ihm kein Haar gekrümmt- obwohl mir das nicht ganz leicht gefallen war, das muss ich zugeben…“, er hielt kurz inne und bedachte Cynthia mit einem kalten Blick, ehe er sie urplötzlich losließ und sie, die nach wie vor Gegenwehr geleistet hatte, das Gleichgewicht verlor und zu Boden stürzte, „sie hatte es getan!“

„Was?!?“, rief Lily wutentbrannt und hechtete aus ihrem Sessel, um sich auf die Blondine zu stürzen.
„Ist das wahr?!“, rief sie scharf und hielt Cynthia gnadenlos am Boden fest. Diese blickte stumm zu ihr auf, mit verdrießlichem Gesichtsausdruck. „Ja.“, hauchte sie kaum vernehmbar. „Wieso?!“, hakte Lily eindringlich nach und begann, Cynthia leicht an den Schultern zu schütteln, „wieso hast du das getan, du Miststück?!?“

„Lily!“, drang die beruhigende aber bestimmte Stimme Jocelines an ihre Ohren und sie hörte auf, die Blondine zu rütteln und sah schwer atmend zu ihr herab. „Wegen ihm.“, war Cynthias Erklärung und sie deutete mit einem knappen Kopfnicken auf Sean. „Oh nein…“, fassungslos sah Lily von ihrem Ex zu Robins und zurück. Sie erhob sich und schüttelte beklommen den Kopf. „Du hast gedacht, wenn ich mich endgültig von Sean abwenden würde, würde sein Herz dir gehören? Dafür hast du Damians Leben riskiert? Ich glaub es einfach nicht…“, ihre Stimme zitterte ein wenig und war nicht mehr als ein Flüstern.

„Ich GLAUB es einfach nicht!“, rief Lily Sekunden darauf erregt, und Cynthia, die sich gerade erheben wollte, fuhr erschrocken zusammen. Lilys Hand zuckte nervös in Richtung ihres Zauberstabs. Beinahe hätte Robins Damians Leben ausgelöscht… für einen Kerl mehr auf ihrer Liste, und sollte es der Beliebteste sein. Lily hatte schon seit Jahren behauptet, dass Cynthia Robins über Leichen gehen würde, um ihre Ziele zu erreichen. Aber nie hatte sie es für möglich gehalten, dass diese Redewendung einmal so greifbar der Realität entsprechen würde. Noch immer war ihr Atem schwer, und ihre Hand glitt unruhig Richtung Jeansbund. „Lily!“, Angela packte sie energisch an ebendiesem Arm. „Lass es sein. Sie ist es nicht wert!“

Im Gemeinschaftsraum herrschte Totenstille. Lily schloss die Augen und atmete tief durch, ehe sie Robins kühl ins Gesicht sah, die zögerlich vom Boden aufgestanden war. „Du bist noch niveauloser, als ich dachte, Robins. Ich hätte niemals angenommen, dass du so tief sinken würdest. Sei froh, dass ich dich nicht bei Professor McGonagall verpfeif. Verdient hättest du es alle Mal, du Biest!“ Lily funkelte Cynthia an und entzog sich Angelas Griff. Ohne jemanden anzuschauen, ließ sie den Gemeinschaftsraum hinter sich. Sie musste ihre Wut und die anderen aufgewühlten Emotionen unter Kontrolle bringen. Der stickige, überfüllte Gemeinschaftsraum war gewiss nicht der richtige Ort dafür. Wo sollte sie also hin?

„Lily?“, der überraschte Gesichtsausdruck Hagrids brachte ihr fast ein schlechtes Gewissen ein. „Hi, Hagrid“, sie grinste zögernd ein schiefes Grinsen, „hast du vielleicht Zeit für einen Tee zur späten Stunde?“ „Nun ja- sicher.“ Der Halbriese trat beiseite. „Komm rein.“ „Danke.“, sie lächelte ihm zu und ging an ihm vorbei. „Was verschafft mir die Ehre?“, wollte Hagrid wissen und machte sich daran, Wasser aufzukochen. „Hm. Mehrere Gründe. Der Vorderste ist der, dass ich lang nicht mehr hier war.“ „Das ist wahr.“, murmelte Hagrid ohne sich umzudrehen.

„Schon nervös, wegen den Prüfungen?“, wechselte er mit betont lockerer Stimme das Thema und Lily nickte. „Ja. Ich hoffe, sie werden nicht so viel schwerer, als die ZAGs.“ „Kann ich dir leider nicht sagen. Hatte sie nie mitgeschrieben“, sagte Hagrid schlicht und stellte mit einem dumpfen Geräusch zwei Tassen auf den Tisch. „Naja. Ich werde es ja erleben.“, seufzte Lily und schaute ihrem Gastgeber dabei zu, wie er ihr das heiße Wasser eingoss. „Und die anderen Gründe?“, wollte Hagrid wissen und seine Tonlage klang ungewöhnlich sanft. Er setzte sich zu ihr an den Tisch und schmiss jeweils ein Pfefferminzbeutel in ihre und seine Tasse.

Lily seufzte nochmals und weite Hagrid offen in ihren vorherigen Streitfall ein, ohne Cynthias Namen zu erwähnen. „Lily, du kannst die Person, wer auch immer `s ist, doch nich damit davon kommen lassen!“, erboste sich Hagrid, „als Schulsprecherin is' es geradezu deine Pflicht, einzuschreiten und derjenigen eine Lektion zu verpass'n. Ich mein, sie hät' beinahe nen Schüler auf dem Gewissen gehabt!“

„So weit ist es aber zu ihrem Glück nicht gekommen.“, entgegnete Lily rabiat, „und in manchen Fällen… ist es einfach besser, Gras über die Sache wachsen zu lassen. Damian hat sich komplett erholt, der Vorfall ist schon einige Monate her. Außerdem befürchte ich, zu weit zu gehen, sollte ich etwas unternehmen. Dass sich meine Vernunft abschaltet, immerhin ist Damian mein Freund, und der Wunsch nach Rache brennt schon in mir. Ich möchte dem nur nicht nachgeben.“ „Und wenn du die Täterin anonym bei Professor McGonagall anschwärzt?“, fragte Hagrid, doch Lily schnaubte nur.

„Der gesamte Geschmeinschaftsraum hat den Vorfall mitbekommen. Anonymität ist also völlig unnütz, leider. Abgesehen davon ist Damian noch immer ein Slytherin und durch die Rivalität der Häuser hat mich meine Beziehung bei einigen unbeliebt gemacht. Du verstehst sicher, worauf es hinausführen könnte, sollte ich das Mädchen verraten. Und ehrlich gesagt, kann ich das gerade jetzt absolut gar nicht gebrauchen.“ „Ich kann deine Entscheidung nachvollziehen. Vielleicht ist's besser so.“, brummte Hagrid und blinzelte sie mit seinen schwarzen Käferaugen sanftmütig an. „Streich das Vielleicht.“, erwiderte Lily grimmig und nahm einen Schluck Tee.

Dank dieser Enthüllung ging Lily am folgenden Montag mit ziemlich mieser Laune zur Prüfung in Zauberkunst um neun Uhr dreißig. Allerdings überwiegte ihre Nervosität, als die UTZ-Prüflinge in die Große Halle gelassen wurden und sich auf die Einzeltische verteilten. Lily winkte Hugo flüchtig zu, ehe sie sich an den äußeren Rand niederließ. Die Bögen und Federn lagen schon bereit. Sobald sich alle einen Platz gesucht hatten und die Unruhe sich gelegt hatte, klatschte Neville kurz in die Hände, schenkte allen ein breites, aufmunterndes Lächeln und rief: „Sie dürfen anfangen!“ Die große Sanduhr wurde umgekippt. Lily drehte den Bogen herum und las die erste Frage: 1. Erläutern Sie den Begriff „Substanzivzauber“! 1.1 Nennen Sie drei Beispiele eines Substanzivzaubers!

Mit einem leisen Lächeln beugte Lily sich über ihre leeren Pergamente und setzte die Feder auf...

Die Prüfungszeit hatte begonnen.

Die praktische Prüfung am Nachmittag in Zauberkunst begann damit, einen Plüschpinguin lebendig zu machen und zu vervielfältigen. Anschließend sollten die vielen zum Leben erwachten Plüschtiere die englische Nationalhymne schmettern. Daraufhin sollte Lily sie zum Verschwinden bringen. Und so schraubten sich die praktischen Aufgaben voran. Alles in Allem schafften Joceline, Damian, Hugo, Cedric und Lily die praktische Prüfung mit einem guten Gefühl.

Am Dienstag stand Verwandlung auf dem Programm. Lily hatte bei beiden Teilen kaum Probleme (Corestum und Cosima Damaris waren ihr noch allzu lebhaft in Erinnerung). Hugo machte der praktische Abschnitt etwas zu schaffen; der Ziegenbart, den er sich mit Cosima Damaris hatte verpassen sollen, quoll ihm aus den Ohren und dem Niffler, den er in ein Schwein hatte verzaubern sollen, wuchsen ausschließlich eine lange Schweinsnase sowie ein Ringelschwanz (was der Niffler mit einem empörten, schweinischem Grunzen quittierte).

In Zaubertränke schnitten Lily und Damian erwartungsgemäß am Besten ab; sie waren jedoch die Einzigen, die sich im Anschluss an die Prüfung jubelnd umarmten. Hugo, Jenny und einige andere ihrer Mitschüler beschwerten sich lautstark darüber, wie schwer die Theorie als auch die Praxis dieses Mal gewesen waren. „Ich bekomme bestimmt ein S, wetten?“, maulte Joceline und sah reichlich deprimiert aus.

„Ach, Unsinn!“, erwiderte Lily und packte ihre beste Freundin energisch am Arm, „komm, wir besuchen Alice, die wird sich freuen.“ „In Ordnung, Ablenkung kann nicht schaden. Aber nehmen wir ein paar schöne Blumen für sie mit, die Alten sind bestimmt schon verwelkt.“

Alice war noch immer im Krankenflügel, da der Fluch, der ihr Rückenmark verletzt hatte, einer von der neuen Sorte war, was bedeutete, dass Madam Sanchez damit ganz aktuelle, frische Erfahrungen sammeln musste. Nirgends hatte sie Aufzeichnungen davon gefunden, sodass noch immer nicht geklärt war, ob und wie Alice je wieder laufen könnte.

Da sie in all den vorherigen Wochen Unmengen an Unterrichtsstoff verpasst hatte, hatte man gemeinsam mit den Schulräten entschieden, dass sie zur selben Zeit wie Flora, in den Sommerferien, nachschreiben sollte. Alice langweilte sich bereits im Krankenflügel, aber seit einigen Tagen bekam sie eine bisher kaum verwendete Mixtur von der Krankenschwester verabreicht, welche endlich anzuschlagen schien. Jedenfalls hatten die zerstörten Nerven wieder begonnen, zu wachsen und zu heilen.

Alice freute sich tatsächlich sehr über den Besuch ihrer Freundinnen und bedauerte, dass sie genausowenig das herrliche Sommerwetter genießen konnte, wie der Rest ihres Jahrgangs. Lange konnten Joceline und Lily aber auch nicht bleiben, denn sie mussten schon wieder die ersten Vorbereitungen für den morgigen Tag treffen.

Verteidigung gegen die dunklen Künste gehörte zu den schwierigsten Prüfungsfächern und die anspruchsvollen Aufgaben waren eine echte Herausforderung für die Siebtklässler. Nach Beendigung der Praktischen, war Lily sich unsicher, ob ihre Leistung für ein E gereicht hatten (was sie benötigte, um ihre Wunschausbildung im August antreten zu können) aber Damian verscheuchte ihre Zweifel, in dem er sie innig küsste und sagte, dass er keine Zweifel hatte, dass sie sich durchgebissen hatte.

In Geschichte der Zauberei am Freitag versagten viele von ihnen hochgradig, obgleich Professor Patil eine gute Lehrerin war. Lily vermutete, in der schriftlichen Prüfung ein A erreicht zu haben, was ihr für GDZ genügte. Einzig und allein die Streberin, Hugos Freundin Jenny Clint, ging mit einem triumphalen, Achtung heischendem Grinsen aus der Halle. Doch keiner achtete auf sie, denn jetzt war endlich Wochenende, und die erste Prüfungswoche war geschafft!

Lily saß mit Joceline, Hugo und Damian am See und ließ sich die abendliche Sommerbrise um die Nase wehen. Es tat so unglaublich gut, endlich mal für kurze Zeit all die Anspannung fallen lassen zu können. Und die Gewissheit, dass die Prüfungen nur noch bis Mittwoch gingen, war eine ungeheure Erleichterung. „Noch drei Tage!“, seufzte Lily glücklich und schmiegte sich an Damians Brust. „Ja“, sagte dieser leise. „Ich bin so fertig!“, stöhnte Hugo und ließ sich zurück ins Gras fallen. „Ich will nicht mehr!“ „Na, jetzt ist es beinahe vorbei, Hugo.“, ermunterte Damian Lilys Cousin. „Mein Kopf fühlt sich wie ein ausgewrungener Waschlappen an!“, beklagte Letzterer sich. „Das geht uns allen so.“, antwortete Joceline schwach grinsend.

„Hey.“

Lily blickte auf, um zu schauen, wer sie angesprochen hatte. Es war Sean. Neben ihm stand Cedric, der, als ihr missmutiger Blick auf ihm ruhte, nur die Schultern zuckte und sagte: „Hör mal, ich find, er hat's verdient, oder? Er gehört doch dazu.“ Seans braune Augen sahen sie bittend an. „Darf ich mich zu euch setzen?“ Lily seufzte. „Immerhin trugst du wirklich keine Schuld an Damians Verletzung, also pflanz dich hin.“, willigte sie etwas ruppig ein und auf seinem Gesicht erschien ein breites Lächeln.

„Danke!“, rief er befreit und ließ sich mit Cedric bei ihnen nieder. Sie plauderten ein wenig über die erschöpfenden Prüfungen, über ihre Pläne in den Sommerferien und ob sie bereits einen Ausbildungsplatz erhalten hatten (Lily wartete noch immer...).

Als die Sonne am Horizont versank, senkte sich zugleich eine befriedigende Stille über sie alle. Einzig und allein das Zirpen der Grillen war zu vernehmen, bis Damians leise Stimme die Aufmerksamkeit der anderen auf sich zog: „Wisst ihr, ich finde, wenn diese ganze Qual ein Ende hat, sollten wir das noch mit einer privaten Feier abrunden. Klar gibt's den Abschlussball, aber dennoch würde ich es klasse finden, wenn wir selber etwas auf die Beine stellen würden... als persönlicher Abschied sozusagen... von unseren Schulkollegen und von Hogwarts.“

„Das ist eine Spitzenidee!“, rief Cedric. „Aber hallo! Das machen wir!“, jubelte Joceline. „Wie wär's, wenn wir das mit einem freundschaftlichen Quidditchmatch starten?“, schlug Sean vor. „Hervorragender Einfall!“, stimmte Lily ihm zu und schenkte ihm ein Lächeln. Nun, da herausgekommen war, dass er tatsächlich nicht der Verantwortliche für Damians Überfall damals war, fühlte sie sich ihm gegenüber ein wenig schuldig. Doch als er ihr Lächeln ehrlich erwiderte und ihr zuzwinkerte, wusste sie, dass er die Geschichte längst abgetan hatte- es war Vergangenheit.

Astronomie in der Nacht von Montag auf Dienstag war ebenfalls ziemlich fordernd, aber es war eine sternenklare Nacht und Lily erledigte ihre Aufgaben so gewissenhaft wie möglich.

Muggelkunde war reichlich kompliziert, aber nachdem Lily vor der Abgabe noch einmal all ihre Antworten durchgegangen war, stellte sich bei ihr ein befriedigtes Gefühl ein. Kräuterkunde am Nachmittag bereitete ihr keine Erschwernisse, allerdings waren manche Arbeitsaufträge recht mühsam. Der aufsehenerregendste Zwischenfall war während der Alraunenpflege passiert: Die in Ohnmacht fallende Nora Ralph aus Slytherin hatte es nicht rechtzeitig geschafft, ihre Ohrenschützer aufzustülpen, da sie darauf bestanden hatte, kein pinkes Plüschpaar aufziehen zu müssen.

Die letzte Prüfung am Mittwochmorgen musste Lily in Arithmantik ablegen. Ihre große Abneigung gegen dieses Fach verlangte ihren Preis: Es war eine gewaltige Niederlage. Trübselig betrat Lily nach der Abgabe den Gemeinschaftsraum. „Ach, was soll's!“, murrte sie und atmete tief durch, „das war doch schon vorhersehbar, dass ich den Mist versaue... wer braucht das schon?!“ Sie wollte sich gerade auf einem Sessel niederlassen, als ein leises Pochen sie aufhorchen ließ. Ein Bartkauz pickte gegen die Scheibe des Gemeinschaftsraumes. Neugierig, für wen die Post wohl sein möge, öffnete Lily ihm das Fenster und erkannte: „Das ist für mich! Vom Zaubereiministerium!“

„Was bitte?“, hakte Joceline sogleich nach, die bei Lilys letzten Worten durchs Portraitloch geschlüpft war. „Jo! Oh mein Gott, hier ist der Brief von der Abteilung für magische Strafverfolgung!“ „Wah, den haben wir alle ja schon sehnsüchtig erwartet!“, aufgeregt wuselte Lilys beste Freundin herbei, um ihr über die Schulter sehen zu können. „Na los, öffne ihn!“

Mit zitternden Fingern entfaltete Lily das an sie adressierte Schreiben. Lautlos formten ihre Lippen die Wörter, die auf dem amtlich ausschauendem Pergament geschrieben standen. „Oh Mann...“, murmelte sie, während ihre Augen ungläubig ein zweites Mal über die Zeilen huschten, „oh Mann!“ „Du hast den Job!“, jauchzte Joceline und riss sie in eine stürmische Umarmung, „herzlichen Glückwunsch!“ „Ich hab den Job...“, murmelte Lily konfus und starrte die Zusage über Jocelines Schulter an wie ihren größten Schatz.

„Unsere zukünftige Vampirologin, yippie!“, trällerte Joceline. Einige umstehende Gryffindors beglückwünschten Lily, doch das alles erreichte nicht ihre Ohren. „Ich muss sofort die Zusage abschicken!“, frohlockte sie, „und dann muss ich Damian suchen... und wir müssen zu Alice, die wird ganz aus dem Häuschen sein vor Freude!“ Gesagt getan. Die Zusicherung, dass sie den Ausbildungsplatz annahm, ging gleich wieder mit dem Uhu zurück. „Los geht's!“, lachte Joceline. Zusammen verließen sie den Gemeinschaftsraum und eilten die Gänge entlang. „Er ist bestimmt noch bei Pflege magischer Geschöpfe!“, vermutete Joceline.

Sie hasteten über die Ländereien. „Damian!“, rief Lily schon von Weitem und wedelte mit dem Pergament in der Luft herum, „Damian ich hab die Zusage!“ Der Slytherin blickte auf. Er war gerade dabei, Hagrid dabei zu helfen, die Tiere, die er und ein paar Mitschüler eben in der Prüfung gehabt hatten, zurück zu bringen. Nun stoppte er in seinem Tun und spurtete ihr entgegen. „Wahnsinn, herzlichen Glückwunsch!“, rief er hocherfreut, packte sie an der Hüfte und hob sie hoch, wie damals beim Golden Cauldron Competition. Sie strahlte ihn an.

Damian nahm ihr Gesicht in beide Hände, und als sie seinem meeresgrünem Augenpaar begegnete, schlug ihr Herz einen doppelten Salto. Er küsste sie sanft. „Siehst du. Ich sagte dir doch, dass du die Beste für diese Aufgabe bist- und dass die das durchaus wissen. Jetzt hast du den Beweis!“ Sie nickte und schlang ihre Arme um seinen Hals. „Ja“, wisperte sie, „jetzt hab ich den Beweis.“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und verstrickte Damian abermals in einen hingebungsvollen Kuss voll brennender Leidenschaft.
„Danke“, sagte sie leise. „Wofür?“, fragte er. Sie lächelte über seinen verwirrten Gesichtsausdruck. „Für alles.“

TBC
°~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~°

*Zum Vorstellungsgespräch: Für die Einzelheiten des Berufes der Vampirologin, orientiere ich mich an der Buchreihe „Jungs zum Anbeißen“ von Mari Mancusi. Starke Ähnlichkeiten sind also kein Versehen :D


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Buch: The World of Ice & Fire: The Untold History of Westeros and the Game of Thrones
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Solche Menschen gibt es viele: Äußerlich sind sie ausgesprochen charmant, aber unter der Oberfläche brodelt es. Für mich als Schauspielerin eine schöne Herausforderung. Ich bin überzeugt, dass Dolores ihr Vorgehen für absolut korrekt hält. Sie tut, was sein muss, und das sind die Schlimmsten, denn sie haben kein Verständnis für die andere Seite. Kompromisse gibt es nicht.
Imelda Staunton über Umbridge