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Fanfiction

Roses in the rain - Am Abgrund

von Schwesterherz

RE-Kommis

@Balu2008: Hier ist erstmal quasi das Finale. Ich hoffe, es gefällt dir ^^ Würde mich über Feedback freuen :).

@Annaly: Wow, was für ein Lob! Ich danke dir, ehrlich! *.* Ein eigenes Buch? Das steht auf jeden Fall in meinem Lebensplan, nur habe ich dazu noch keine ausgereifte Idee xD. Aber ich mail dir gerne, wenn etwas von mir auf den Markt gekommen ist ;). Die Verzögerung tut mir wirklich Leid :/. Irgendwie war ich mit der Hälfte des Kapitels nicht ganz zufrieden (bin ich immer noch nicht ganz >.<). Der Schluss stand ja schon ewig fest und war abgespeichert. ^^ Wie auch immer, ich hoffe, das Warten hat sich für dich gelohnt & dass du mir anschließend mitteilst, was du vom folgenden Chapter hälst :). vlg, Schwesterherz


Kapitel 28


Am Abgrund



„Und… ihr habt sie nicht angreifen müssen?“ Lily schüttelte den Kopf: „Nein, sie hat sich zurückverwandelt, noch ehe wir den Zauberstab gezogen hatten.“ Über Mrs. Nickelsens Gesicht liefen ein paar Tränen. „Darf ich zu ihr?“ „Gleich können Sie hinein. Nelson Davies ist gerade bei ihr, wir vermuten, er ist der Einzige, zu dem sie Vertrauen aufbauen könnte, weil er ebenfalls an Lykanthropie erkrankt ist. Und wir nehmen an, dass sie bei dem Rudel war, in dem auch sein Angreifer gelebt hatte.“ „Aber Mum…“, Nina legte ihrer Mutter eine Hand auf den Arm, „sie wird dich nicht erkennen.“ „Das ist mir gerade nicht wichtig. Ich will mich nur mit eigenen Augen überzeugen, dass es ihr gut geht, dass sie wohlauf ist.“, seufzte die Hexe und tupfte sich mit einem Taschentuch die Augen ab.

In dem Augenblick wurden die Flügeltüren aufgeschoben und Nelson erschien. Er lächelte seinem Vater, der ihn nach Hogwarts begleitet hatte, beruhigend zu und wandte sich an Professor McGonagall und die Krankenschwester. „Sie ist der Jungwolf, aus dessen Sicht ich Lilys Unfall miterlebt hatte. Sie ist die Jüngste im Rudel, deswegen war sie mit der Situation am meisten überfordert. Also, was ich meine ist, dass sie das Kind ist, was als letztes entführt wurde und deswegen hat sie sich als Wolf noch am wenigsten unter Kontrolle.“

„Ist sie absichtlich hergeschickt worden? Oder hat sie ihr Rudel einfach aus den Augen verloren?“, wollte die Schulleiterin wissen. „Sie kann sich nicht erinnern. Sie hat Angst. Sie will zurück. Und sie möchte, dass ich bei ihr bleibe… weil ich momentan das einzig vertraute bin, was sie kennt… ein Werwolf“, er sah seinen Vater fragend an, „ich hoffe, das ist okay?“ Roger nickte.

„Ich denke, in Hogwarts bist du gut aufgehoben. Ich bringe dir die Tränke und dann werden wir ja in naher Zukunft sehen, wie es weiter geht.“ „Die Tränke nimmt sie übrigens auch ein.“ „Was?“, ertönte es von allen Seiten. „Das ist ja seltsam…“, murmelte Lily und wechselte einen irritierten Blick mit Damian. Nelson zuckte die Schultern: „Sie sagt, es ist für ihren Rudelboss ein großer Vorteil, wenn sie alle selber die Beherrschung behalten und den menschlichen Verstand…“ Er blickte auf seine Schuhe, „sie sagte mir, dass das Rudel erst komplett ist, wenn ich dabei bin und dass ihr Boss schon sehr gereizt ist, weil ich mich seinen Rufen widersetzt habe. Er kann es nicht leiden, wenn man sich ihm widersetzt… sie erzählte, dass Manuel Barnes ihm einmal eine freche Antwort geliefert hatte- als sie Wölfe waren… ihr Boss hatte ihm die Tatze ins Gesicht geschleudert und so sein linkes Augenlicht ausgelöscht.“

Kurz herrschte atemlose Stille. „Manuel Barnes ist eines der entführten Kinder“, sagte McGonagall ergriffen. „Nelson, hör mir zu!“, Roger legte seinem Sohn beide Hände auf die Schultern und sah ihn eindringlich an, „du wirst auf keinen Fall diesen Rudelboss suchen, hast du mich verstanden?! Ich weiß, dass er dich schon seit einigen Wochen nicht mehr belästigt, aber wenn Elisabeth hier ist, ist er bestimmt nicht weit. Und so, wie sich das anhört, will er dich noch immer zu sich holen- also, egal, was er sagt- oder was das Kind sagt- du wirst im Schloss bleiben- wo du sicher bist.“ Nelson seufzte. „Okay, Dad.“ „Versprichst du es mir?“, Roger blickte seinem Kind fest in die Augen.

„Versprochen“, sagte dieses leise. Sein Vater schloss ihn fest in die Arme. „Ich hole die Tränke. Bis später, mein Junge.“ Die anderen blickten ihm schweigend nach, bis er in einem anderen Korridor verschwand.

Madam Sanchez drehte sich der Mutter Elisabeths zu. „Kommen Sie, Sie können jetzt hinein gehen. Miss Nickelsens, wollen Sie mitkommen?“ „Ja, bitte“, sagte Nina und folgte den Erwachsenen in den Krankenflügel. „Mister Davies, Sie können gleich nachkommen.“, wandte McGonagall sich an den Elfjährigen. „Das ist schon okay“, wehrte dieser ab, „die sind ihre richtige Familie, und vielleicht erinnert sie sich ja und möchte dann nicht mehr zurück. Ich würde gerne Joceline sehen, wenn das in Ordnung wäre.“

„Ich nehme ihn mit. Die Party ist inzwischen aufgelöst, ich denke, sie ist in unserem Schlafsaal.“, meinte Lily. „Dann wäre das geklärt. Einer von Ihnen bringt den Jungen dann hierher zurück?“ „Aber natürlich.“ „Gut.“, McGonagall seufzte und zog das Band ihres Morgenmantels fester um ihre Taille. „Ich werde Morgen früh nach Ihnen und Miss Nickelsens sehen, Mister Davies.“ „Okay. Gute Nacht, Frau Schulleiterin“, sagte Nelson und fuhr sich durch die braunen Haare. McGonagall schmunzelte. „Gute Nacht, Nelson.“ Lily hörte sie beim Weggehen sagen: „Und was für eine Gute Nacht! Kaum zu glauben, dass die Fälle der beiden Potters ein und derselbe sind. Wer würde schon darauf kommen?“

Lily lächelte Nelson zu. „Dann komm mal mit, Kurzer.“ In der Eingangshalle trennte sie sich mit einem flüchtigen Kuss und einem geflüsterten „Gute Nacht…“ von Damian. Als sie mit Nelson weiter ging, fragte dieser neugierig: „Ist der Blonde dein Freund?“ „Hat man das nicht eben gesehen?“, entgegnete Lily ruhig. „Aber er ging zu den Kerkern. Die sind doch da, oder?“ „Ja und?“ „Jo erzählte, in den Kerkerräumen sind nur die Slytherins.“ „Das ist richtig.“

„Also ist dein Freund in Slytherin?“ „Ja, ist er.“ „Die sind dann gar nicht so böse, wie ich immer dachte?“ „Jedenfalls nicht jeder. Man sollte nicht alle in einen Kessel schmeißen. Immerhin bist du auch einer der lieben Werwolfsorte- und ich denke, Elli ebenso.“ „Weißt du, dass ich mich auch in einen Werwolf verwandeln kann, wenn ich will? Ich hab es bis jetzt zwar nur gehabt, wenn der Druck innerlich zu stark wurde- was außerhalb des Vollmondes selten passiert- aber ich könnte das jederzeit tun.“ Lily blieb stehen und schaute Nelson gespannt an. „Ehrlich?“ Er nickte.

„Ich finde mich eigentlich ganz hübsch als Werwolf. Aber die Verwandlung tut leider noch immer weh. Allerdings hat es etwas nachgelassen mit den Schmerzen, seit der Rudelboss das erste Mal Kontakt zu mir aufgenommen hatte. Merkwürdig, oder?“ „Ja…“, Lily musterte den Elfjährigen nachdenklich, „merkwürdig.“

„Was bitte hat dieser Knirps hier zu suchen?“, wollte die fette Dame wissen, als Lily mit Nelson an ihrer Seite das Passwort gesagt hatte. „Er ist der Bruder von Joceline Davies. Und er möchte sie unbedingt sehen.“ „Ich möchte auch vieles, wenn der Tag lang ist.“ „Hören Sie…“, Lily atmete tief durch, „es war für uns alle eine harte Nacht. Bitte, lassen Sie uns durch. Ich übernehme auch als Schulsprecherin die Verantwortung für ihn.“

Die fette Dame blickte Lily skeptisch an, doch dann seufzte sie: „Also gut, also gut. Ausnahmsweise. Seht zu, dass ihr durch kommt.“ „Danke.“ Lily schob das Portrait zur Seite und ließ Nelson durch das freigegebene Loch klettern, ehe sie selbst ihm folgte. „Wow…“, atemlos sah der Junge sich um, „das Schloss ist ja schon Wahnsinn, aber das hier… ich hätte nicht gedacht, dass ich wirklich die Chance bekommen würde, das zu sehen.“ „Nelson…“, Lily berührte ihn vorsichtig an der Schulter und er drehte sich zu ihr um, „McGonagall wird dir erlauben, her zu kommen. Du musst nur täglich den Trank nehmen. Und wenn Vollmond ist… bist du nach der Verwandlung eben ein kuscheliger Schmusehund.“

„Ich hoffe, meine Mitschüler werden das dann auch so locker sehen.“, seufzte Nelson. Lily lächelte ihm aufmunternd zu. „Ich hole deine Schwester, ja? Setz dich doch dort drüben ans Feuer.“ Nelson nickte und ließ sich auf den Sessel vor dem Kamin nieder. Lily sprintete die Wendeltreppe zu ihrem Schafsaal hinauf. Sie riss die Tür auf: „Joceline?“

Alice blickte überrascht von ihrem Buch auf. Sie lag bereits mit Pyjama im Bett. „Lily, ist alles okay?“ „Sicher- lange Geschichte- wo ist Jo?“ „Im Bad, sie schminkt sich grad ab.“ Lily durchquerte das Zimmer und öffnete die Badezimmertür. „Oh, Lily, da bist du ja.“, Jo strahlte sie an. Sie stand im roten Pyjama vor dem Spiegel und wischte sich gerade mithilfe einer Creme das Make up vom Gesicht. „Cedric war so süß heute Abend, es war echt-“ „- Joceline“, unterbrach Lily ihre Freundin, „Nelson wartet im Gemeinschaftsraum auf dich.“

Die Nacht wollte kein Ende nehmen. Joceline redete lange im Gryffindorgemeinschaftsraum mit ihrem Bruder und Lily musste Alice haargenau erzählen, was vorgefallen war. So kam es, dass sie erst um kurz nach fünf erschöpft einschlief. Zum Glück war der nächste Tag ein Sonntag, sodass alle länger schlafen konnten. Lily erwachte und stellte mit einem Blick auf den Wecker fest, dass es 13:20 war. Sie hatte also gerade schön das Mittagessen verschlafen. Zum Glück wusste sie, wo die Küche mit ihren hilfsbereiten Hauselfen war. Also duschte sie zunächst in aller Ruhe und stöberte danach gelassen ihren Kleiderschrank durch. Schließlich entschied sie sich für einen smaragdgrünen Pullover, der ihr bis über den Hintern reichte, eine schwarze Röhrenjeans und normale, schwarze Turnschuhe. Ihre Haare band sie zu einem langen geflochtenen Zopf. Zufrieden betrachtete sie ihr Spiegelbild.

Sich rundum wohl fühlend machte sie sich auf dem Weg hinunter zur Küche. Doch im Korridor mit dem Portrait der Birne kam ihr Damian mit einem Picknickkorb entgegen. „Dachte ich mir schon, dass du dir hier dein Mittagessen abholen willst. Deswegen bin ich dir zuvor gekommen- lass uns doch ein ruhiges Plätzchen am See suchen und dort etwas essen.“, schlug er vor und zog sie mit seinem freien Arm zu sich. „Deine romantische Ader ist wirklich gut entwickelt.“, schmunzelte Lily und küsste ihn sachte auf die Lippen. „Für dich nur das Beste.“ Er zwinkerte ihr zu. „Es ist sogar ziemlich warm heute.“ Als sie das Portal aufstießen, bemerkte Lily, dass Damian Recht hatte.

Nach Wochen, in denen der Regen über die Ländereien gefegt war, schienen ihr nun die ersten, warmen Sonnenstrahlen des Jahres ins Gesicht. „Wie angenehm.“, hauchte sie und blieb einen Augenblick lang stehen. Nur der Wind war etwas lästig. Damian nahm ihre Hand. „Komm mit“, sagte er leise und führte sie zum schwarzen See hinab und von da aus weiter zu einem abgelegenen Uferstück, das nur selten von Schülern besucht wurde, weil es von Pflanzen und Büschen umwuchert war. „Windgeschützt und ruhig.“, grinste Damian und stellte den Korb ab. „Genau der richtige Platz, um mit meiner Herzensdame zu frühstücken.“ „Du hast echt an alles gedacht, du Genie.“, lachte Lily und schenkte Damian einen liebevollen Blick, als er die Decke ausbreitete.

Sie genossen den angehauchten Sommernachmittag, aßen aneinander gelehnt Brötchen mit Marmelade und Honig und sprachen über dies und jenes und natürlich auch über die Geschehnisse der letzten Nacht. „Denkst du, der Rudelboss treibt sich auf Hogwarts herum?“, wollte Lily wissen. „Ich habe deinen Bruder und deinen Vater mit ein paar Männern gesehen, als ich nach dem Mittagessen die Große Halle verlassen hatte. Ich vermute, sie durchforsten gerade den Verbotenen Wald.“, antwortete Damian leise. „Wäre schön, wenn ich die Zwei auch noch mal zu Gesicht bekäme.“, seufzte Lily. „Keine Sorge, du siehst sie schon noch.“ Damian küsste sie sanft auf die Stirn. Lily drehte sich ganz zu ihm herum, schlang ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn lange und hingebungsvoll.

Der Slytherin ließ sich behutsam nach hinten fallen und zog Lily zu sich hinauf. So vergaßen sie die Zeit und hatten nur Augen füreinander. „Lily?“ „Ja?“ „Möchtest du dich heute Abend mit mir im Vertrauensschülerbad treffen?“ Sie fuhr mit ihrer Hand unter Damians Hemd. „Das ist ein sehr schöner Vorschlag.“, flüsterte sie und verteilte einige Küsse entlang Damians Halsschlagader. Sie hörte, wie sich sein Atem beschleunigte und grinste zufrieden.


Als sie händchenhaltend zurückkehrten, kam Ben ihnen entgegen gelaufen: „Lily, wir haben dich gesucht!“, rief er fröhlich, „Angela, Janine, Alexa, Robin, Marik, Hugo, Darius, ich und ein paar aus den unteren Jahrgängen wollen Quidditch spielen. Bist du dabei?“ Lily bedachte Damian mit einem unschlüssigen Blick. „Geh schon. Ich weiß doch, wie sehr dir das fehlt. Dann bereite ich schon einmal alles für die Nachhilfe morgen Abend vor. Okay?“ Sie strahlte, drückte ihm einen Kuss auf die Lippen und rief euphorisch: „Danke, Schatz, du bist der Beste! Ben?“, sie wandte sich ihm zu, „ich bin sofort bei euch, ich hol nur eben meinen Besen.“ „Cool, bis gleich!“ Er winkte und rannte hinab zum Quidditchfeld, während Lily die Treppen zum Gryffindorturm hinauf eilte. Im Schlafsaal war niemand, was nicht verwunderlich war, denn das Wetter war einfach zu schön, um drinnen hocken zu bleiben. Sie schnappte sich eine dünne Jacke und ihren Besen und machte sich auf zum Quidditchfeld.

Es war ein herrliches Gefühl, endlich wieder zu fliegen! Wie hatte Lily das vermisst! Mit Feuereifer stürzte sie sich in das Spiel. Natürlich war sie Sucherin ihrer Mannschaft. Darius war ein Treiber, Hugo, Angela und Ben Jäger und Alexa die Hüterin. Sie fegten durch die Luft- Lily gewann ein Kopf- an- Kopf Sturzflug mit Janine, eine Ravenclaw aus ihrem Jahrgang. Alles in allem war dieser späte Nachmittag das volle Vergnügen. Als sie beschlossen, das Spiel zu beenden, sah Lily von weitem Hagrid aus dem Verbotenen Wald gehen- in Begleitung zweier Männer, die ihr sehr bekannt vorkamen. James und ihr Vater.

„Lily?“, Ben sah sie fragend an, „kommst du mit rein?“ „Ich möchte Hagrid noch einen Besuch abstatten. Ich komme nach.“ „Oh, ich war auch schon lange nicht mehr bei ihm. Kann ich dich begleiten?“ Lily lächelte ihn an. „Sicher doch.“ „Lily, hallo! Schön, dass du dich mal wieder blicken lässt! Wo steckt denn Joceline? Wie geht es Flora? Hallo, Ben!“ Ben grinste: „Hi!“ „Schön, dich zu sehen, Hagrid! Jo steckt bestimmt bei Nelson. Und Flora geht es gut, sie hat mir erst vor kurzem geschrieben. Sich über ihren dicken Babybauch beschwert und dass ihre Hände und Füße voller… Wasser sind.“ Harry lachte: „Das hatte Ginnys Nerven auch immer überstrapaziert. Hallo, Schatz.“ Lily umarmte ihn und danach James. „Habt ihr was gefunden?“, wollte sie wissen. „Sie sind hier durch gekommen, aber…“ „Aber sie sind nicht im Wald.“, beendete Harry James Satz. „Seit ihr euch ganz sicher?“, hakte Lily nach.

James griff in seine Jacke und holte ein sehr alt ausschauendes Pergament hervor. „Ja“, sagte er schlicht und reichte es ihr. „Danke, dass du gefragt hast.“, brummte sie verstimmt und verstaute die Karte in ihrer Jackentasche. Ben sah sie neugierig an. „Ist das die Karte der Rumtreiber? Mit der wir früher immer-“ „-Ja!“, schnitt Lily ihm geschwind das Wort ab, „genau, Ben.“ Sie schielte zu ihrem Vater, doch der grinste nur. „Ist mir schon klar, dass du nicht so unschuldig warst, wie du immer tust. Solange du dich jetzt im letzten Halbjahr reinhängst, ist das überhaupt kein Problem.“ „Immerhin war Dad auch nicht immer lieb und brav!“, lachte James. „Ich hab nur…“, begann Harry, doch seine Stimme verlor sich und er hob die Schultern. „Gut, ich war ein ungezogener Teenager… können wir jetzt eine Tasse Tee kriegen, Hagrid?“ „Aber klar“, brummte Hagrid belustigt und ließ die Tür aufschwingen, „immer rein in die gute Stube!“

Es war eine ruhige halbe Stunde in Hagrids Hütte. Ben und Lily halfen tatkräftig bei den Überlegungen mit, wie es jetzt weiter gehen sollte. Der Rudelanführer der Werwölfe war zweifelsohne der Entführer, hinter dem Harry schon Monate her war. Und er hatte garantiert etwas mit dem Tod des Mannes zu tun, der Nelson angegriffen hatte. Und Nelson wollte er nun auch haben. „Ich frage mich wirklich, wieso erst jetzt? Bedenkt, das kam erst in den Winterferien… nachdem Nelson Lilys Unfall miterlebt und ihr so das Leben gerettet hatte.“, meinte James ernst und trank einen Schluck Tee. „Naja. Es muss da einen Zusammenhang geben“, vermutete Harry, „ich denke, der Rudelboss hatte irgendwie mitbekommen, dass Nelson mit einem seiner Werwölfe verbunden war. Und das war ihm dann zu gefährlich. Also hat er beschlossen, Nelson auf seine Seite zu holen. Ich hoffe nur, er schafft es nicht.“ „Du glaubst also, dass er noch immer nicht aufgegeben hat?“, wollte Ben entsetzt wissen.

„Ich glaube, dass Nina Nickelsens Schwester nicht zufällig im Krankenflügel liegt.“, erklärte Harry und seufzte. „Früher oder später werden wir es erfahren.“ James schaute auf seine Uhr: „Es ist Zeit für das Abendessen. Und danach möchte Professor McGonagall uns sprechen, Dad.“ „Okay. Hagrid, ich habe mich sehr gefreut, mal wieder ein Plauschchen mit dir halten zu können. Fast wie in alten Zeiten.“ „Du sagst es, Harry.“, gluckste Hagrid. „Beinahe wie damals.“ James und Lily sahen sich an und verdrehten die Augen. Ben grinste.

Sie ging alleine mit Benjamin zum Schloss hinauf. „Weißt du, ich freue mich wirklich, dass wir wieder mehr Kontakt haben“, sagte Ben in die Stille hinein. „Ja, ich freue mich auch.“, gab Lily zu. „Und dass du mit einem Slytherin zusammen bist, finde ich auch gar nicht schlimm.“ „Na, das sehen manche aber anders.“, schnaubte Lily.

Seit ihre Beziehung mit Damian in die Öffentlichkeit gerückt war, war ihr Beliebtheitsgrad noch mehr gesunken. Es war kaum zu glauben, aber die strafenden Blicke hatten sich tatsächlich noch vermehrt, wenn sie den Gemeinschaftsraum betrat. Und von Damian wusste Lily dass es bei ihm nicht anders war. Ihre Beziehung war der Mittelpunkt vieler Gespräche und in den wenigsten der diesen wurde diese positiv gesehen. Professor Hopkins nannte Lily einfach nur „extrem rebellisch“. Natürlich machten Lily und Damian sich nichts aus solchen Aussagen. Sie hatten sich gefunden und es war ihnen unwichtig, was die anderen Schüler dachten, solange ihre Freunde ihnen nicht den Rücken kehrten. Und in Ben sah Lily mal wieder, dass sie sich auf besagte Freunde verlassen konnte.

Er schüttelte rapide den Kopf, über Lilys Kommentar und erwiderte: „Nicht alle sind gleich. Und Damian passt zu dir. Wenn ihr zusammen seid wirkst du so glücklich. Und er auch. So war das mit Alexa und mir sicher nie.“
„Du irrst dich.“, murmelte sie. „Was?“ „Mit Alexa und dir. Ihr hattet zu Beginn auch so gewirkt. Aber dann wurde sie so besitzergreifend und… du hattest dich in der Beziehung nicht mehr wohl gefühlt. Eifersucht ist ein sehr großer Beziehungskiller.“ „Und trotzdem liebt sie mich wirklich.“, flüsterte Ben. Lily senkte den Blick. „Das tut sie wohl.“

Sie betraten die Große Halle. Lily ließ ihren Blick schweifen. Komisch, Jo war nicht hier, stellte sie nach wenigen Minuten fest. Sie lief zu Alice hinüber, die missmutig in ihrem Kartoffelbrei rührte, während Hugo und Jenny neben ihr nur mit einander beschäftigt waren. „Hast du Joceline gesehen?“, fragte sie direkt. „Ich denke, sie wird bei Nelson sein.“, gab Alice zurück und schaute auf. „Stundenlang? Und sogar, um das Abendessen ausfallen zu lassen? Das kommt mir seltsam vor. Ich sehe lieber nach. Kommst du mit?“ Alice nickte und erhob sich. „Hier halte ich es eh nicht länger aus.“, flüsterte sie Lily zu. Zusammen ließen sie die Halle hinter sich.

„Jo? Nelson?“, rief Lily und öffnete die Flügeltüren der Krankenstation. Entsetzt verharrte sie in ihrer Bewegung und Alice, die ihr hatte folgen wollen, stieß versehentlich gegen sie. „Was ist?“, wollte sie verständnislos wissen. Wortlos trat Lily einen Schritt beiseite- und Alice sog geschockt die Luft ein. Im Eilschritt lief sie auf Madam Sanchez zu, die regungslos auf dem Boden lag- so, als wäre sie einfach zusammen geklappt. Neben ihr lag eine zerbrochene Tasse in einer Pfütze des Getränkes, was diese beinhaltet hatte. Lily suchte mit ihren Augen den Krankenflügel ab, doch von Elisabeth und Nelson war keine Spur zu sehen. Stattdessen entdeckte sie Joceline wie tot am Boden hinter eines der Betten liegend.

Unmittelbar griff Lily zur Karte des Rumtreibers und ließ sich die Menschen in Hogwarts und auf den Ländereien anzeigen, dabei spürte sie Panik in sich aufsteigen, die sie versuchte, zu bekämpfen. Alice trat erneut neben sie. „Ich glaube, sie hat einen Zaubertrank abbekommen.“, hauchte sie und deutete auf Madam Sanchez. Lily nickte geistesabwesend: „Trank der Lebenden Toten, vermute ich“, sagte sie, während ihre Augen umsichtig die Karte studierten.

„Dort! Sieh nur!“ Alice beugte sich zur ihr rüber. „Nelson John Davies, Elisabeth Nickelsens…“, las sie mit leiser Stimme vor und ihre Augen weiteten sich. Lily sah Elisabeth gerade noch mit Nelson in einer Mauer unten in den Kerkern verschwinden. „Sie hat Nelson. Wir müssen ihr folgen… sofort!“ „Aber Lily- so allein, das kann gefährlich werden!“, wandte Alice eindringlich ein. „Weißt du, was ich glaube?!“, rief Lily, und hastete aus dem Krankensaal, die Braunhaarige dicht auf den Fersen, „ich glaube, er will sich nur noch Nelson schnappen und dann verschwindet er sonst wo hin! Wir haben nur diese eine Chance!“ „Du hast Recht.“, japste Alice atemlos. „Aber trotzdem brauchen wir Unterstützung!“ „Ich kann die Karte nicht hier lassen, es… Moment mal, das war doch Peeves, oder?“

Lily stoppte und rannte ein Stück zurück. Bevor sie in den anderen Korridor lief, murmelte sie einen Spruch und löschte anschließend das Geschehen auf der Karte. „Peeves!“ „Oh, hallo, Potty, Richardson! Welche Ehre!“, witzelte der Poltergeist. „Peeves, wir haben keine Zeit für diesen Quatsch, es ist ernst! Elisabeth ist gerade dabei, Nelson Davies zu entführen, uns fehlt die Zeit, alles zu erklären, aber wir brauchen Verstärkung, verstehst du?!“, Lily drückte dem überrumpelten Poltergeist das Pergament in die Hand.

„Es ist wichtig, dass du mir zuhörst, ja? Bring das zu Harry und James Potter- entweder sind sie beim Abendessen oder in McGonagalls Büro… rede mit niemanden sonst darüber, okay? Sag ihnen, dass Joceline und Madam Sanchez bewusstlos im Krankenflügel liegen und dass Elisabeth mit Nelson Davies auf dem Weg zu ihrem Rudelboss ist… und wir ebenfalls! Es muss schnell gehen! Peeves, ich vertraue dir! Du bist meine einzige Hoffnung, bitte!“ Lily hechtete herum und sprintete zurück, unaufhaltsam auf dem Weg zu den Kerkern. Alice kam kaum hinterher.

„Jetzt fühle ich mich echt gut, wo du ausgerechnet Peeves dazu auserkoren hast, uns zu helfen!“, seufzte sie, nach Atem ringend. „Und wie sollen sie uns finden, soweit ich weiß, ist das ein unbekannter Geheimgang!“ „Ich habe die Stelle mit einem Spruch auf der Karte markiert… und Dad und James sind Auroren, Alice. Sie werden schon wissen, was zu tun ist!“, schnaufte Lily und trabte so schnell es möglich war, die Wendeltreppe hinab.

„Und du, weißt du noch, wo es war?“, wollte Alice wissen. „Hier hinten…“, antwortete Lily und deutete in einen abgelegenen Korridor. „Den hab ich nie zuvor betreten.“, bemerkte ihre Begleiterin und wischte mit verzogenem Gesicht ein Spinnengewebe beiseite. Lily besah sich konzentriert die konstanten Steinwände. „Geheimgang, Geheimgang…“, murmelte sie vor sich hin. „Probieren wir zuerst das Logischste: Versuche, die Fackeln zu drehen, Alice.“

Sie setzten ihr Vorhaben in die Tat um, doch leider tat sich nichts. „Wäre ja auch zu einfach gewesen…“, murmelte Lily enttäuscht. „Augenblick…“, Alice, die die Fackelhalter näher begutachtet hatte, kniff die Augen zusammen, „sieh dir das an!“ Sie deutete auf zwei winzig kleine Zeichen, die an zwei nebeneinander liegenden Fackeln am Ende des Ganges eingeritzt waren. „Das sind Pfeile, nicht?“, wisperte Lily aufgeregt, „wir sollen sie in entgegengesetzte Richtungen drehen…“

Alice griff wortlos nach den Haltern und drehte sie, wie es die Pfeile beschrieben. Ein lautes Knirschen ertönte und ließ die Mädchen zusammen zucken. „Wow…“, raunte Alice und mit erstaunten Gesichtern beobachteten sie, wie sich vor ihnen der Boden senkte und zu einer Treppe formte, die unter der Mauer in völliger Dunkelheit verschwand. Mit klopfendem Herzen sahen sie sich an. „Dann mal los“, sagte Lily und ein leichtes Beben untermalte ihre Stimme, obgleich sie entschlossen klang, „für Nelson… und Jo!“ Alice nickte schweigend und gemeinsam traten sie die steinernen Stufen hinunter.

Das Licht ihrer Zauberstäbe reichte nicht weit und so mussten die beiden bei jedem Schritt aufpassen. Die Treppe hatte sie in einen lichtlosen, engen Tunnel geführt. Je weiter sie vordrangen, desto angespannter wurden sie. Die Wände und der Boden wurden mit jedem Meter glitschiger, was dazu führte, dass sie nur langsam vorankamen. „Vermutlich hat Elisabeth Nelson dazu gezwungen, sich in einen Werwolf zu verwandeln.“, hauchte Lily. „Hoffentlich haben sie nicht einen zu weiten Vorsprung.“, antwortete Alice ebenso leise. Ohne weitere Worte schritten sie unermüdlich voran.

Schließlich näherten sie sich einem gedämpftem Lichtfleck. „Ist das der Ausgang?“, fragte Alice unruhig. „Wir werden es gleich sehen…“, erwiderte Lily. „Hörst du das?“, fügte sie hinzu, „klingt… wie ein tropfender Wasserhahn.“ „Du meinst, wie tausende tropfende Wasserhähne!“, verbesserte Alice sie. Lily zuckte die Schultern. „Los, weiter.“ Wie sich herausstellte, endete der Geheimgang in einer eindrucksvollen Höhle, gigantisch, wie ein Saal. Das gedämpfte Licht war noch weit entfernt, es war aber garantiert kein Sonnenlicht. Lily mutmaßte, dass es sich um ein Lagerfeuer handelte. Zusammen mit den Zauberstäben der Mädchen beleuchtete es enorme Zapfen, die hundertfach von der Decke hingen.

„Krass“, verblüfft richtete Alice ihren Zauberstab auf die Zapfen, „eine Tropfsteinhöhle! Sind das jetzt Stalaktiten oder Stalagmiten?“ „Keine Ahnung.“, murmelte Lily. „Pass nun besonders gut auf, der Boden ist jetzt glatt wie Eis!“ Behutsam bewegten die Mädchen sich vorwärts dem Licht entgegen. Dabei wurden sie immer nervöser und versuchten, ihre Umgebung intensiv im Blick zu behalten. Als unvermutet ein tiefes, gefährliches Knurren erklang, gefror Lily und Alice das Blut in den Adern. Hektisch blickten sie sich um, leuchteten mit ihren Zauberstäben umher- und deren Lichtkegel richteten sich auf einen Mann mittleren Alters, der sie feindselig anstierte- und dieses scheußliche Knurren von sich gab. Lily erbleichte- sie hatte erwartet, sich Elisabeth als Werwolf stellen zu müssen, nicht aber dem ganzen Rudel! Jedenfalls nicht so schnell…

„Was haben wir da, etwa Frischfleisch?“, schnarrte eine Frauenstimme und aus dem Dunkel löste sich eine weitere Figur. „Shadow, sag den anderen Bescheid… das dürfte höchst… amüsant werden.“ Der Mann unterließ augenblicklich sein Knurren und nickte. Im Laufschritt ließ er die verängstigten Mädchen mit der Frau alleine. Doch obwohl Lily sich fürchtete, hatte sie nicht vor, das zu zeigen. „Gehörst du zu dem merkwürdigen Rudel aus Werwölfen?“, fragte sie und versuchte, ihre Stimme ruhig zu halten.

„Rate.“, entgegnete die Fremde schlicht. „Dann hast du dem Rudelboss wohl auch dabei geholfen, die armen Kinder zu entführen?!“, fuhr Lily ungehalten fort. „Die armen Kinder…“, wiederholte die Andere und schnaubte, „ja, arm dran, das waren sie. Egal, was sie taten, ihre Eltern schenkten ihnen keine Aufmerksamkeit… und wenn sie sich auf den Kopf stellten, es nützte nichts. Auch, wenn der Boss hart durchgreift, er gibt den Neulingen immerhin das, was sie benötigen… die Konzentration auf die eigene Persönlichkeit… und gewisse Regeln. Sie fühlen sich wohl bei uns, lass dir das gesagt sein. Ihr anderes Leben wollen sie gar nicht mehr!“ „Doch nur, weil sie sich nicht mehr daran erinnern!“, fauchte Lily, die an die Verwirrung Elisabeths zurück dachte.

„Denk, was du willst. Es ist eh sinnlos… ihr habt euch gewissermaßen direkt als Futter angeboten. Diese Nacht werdet ihr nicht überleben, das steht fest!“, antwortete die Frau kühl und zückte ihren Zauberstab. Alice warf Lily einen von Entsetzen und Unsicherheit geprägten Blick zu, doch diese dachte gar nicht daran, sich einschüchtern zu lassen. „Das wollen wir erst einmal sehen!“, rief sie und fixierte die Frau ihrerseits mit dem Stab. In dem Moment erklang das Trommeln vieler Füße… oder waren es gar Pfoten?!

„Angriff!“, brüllte eine borstige Stimme und sofort schossen Lichtblitze in allerlei Farben durch die Luft. Entgeistert stürzten Alice und Lily sich in den Kampf, aber sie waren der Menge hoffnungslos unterlegen. Auch, wenn ihre Duelle nicht übel waren, die Überzahl der Gegner war zu mächtig. Lily spürte, wie ihr die Energie ausging. Sie kämpften sich immer weiter dem Feuer entgegen. Lily erkannte dahinter einen klaffenden Abgrund, den das Rudel wohl nur als Wölfe hatte überspringen können.

Als Alice von einem schwarzen Fluch in die Seite getroffen wurde, sank sie sekundenschnell zu Boden und regte sich nicht mehr. Lily war bestürzt und wollte zu ihr, doch das Rudel drängte sie zurück, bis sie in eine Ecke getrieben mindestens fünfzehn Augenpaaren gegenüberstand. „Expelliarmus!“, schrie einer und ihr wurde der Zauberstab aus der Hand gerissen. Jetzt war sie wehrlos. Ausgeliefert. Panik drohte sie zu überwältigen, als der Chef persönlich sich vor sie stellte, so groß und stark wie ein Braunbär. Seine Augen glühten in der Dunkelheit und sahen arglistig auf sie hinab.

„Lily Potter. Die Tochter des Auserwählten. Wie töricht von dir, in dieser Nacht diese Höhle zu betreten…ich vermute mal, dass du und deine braunhaarige Freundin gekommen seit, um Nelson zurück zu holen, richtig?“ „Ist das nicht offensichtlich?“, entgegnete Lily barsch. Sie wusste, er konnte ihren Angstschweiß riechen, aber dennoch versuchte sie, stark zu bleiben und sich nicht beirren zu lassen- noch bestand ein winziger Hoffnungsfunken. „Nun, aber da muss ich euch enttäuschen. Ihr könnt ihn nicht mitnehmen.“

Lily betrachtete die funkelnden, schwarzen Augen und das wettergegerbte Gesicht des Anführers mit großem Unbehagen. „Was hast du mit ihm vor?“ Er lächelte finster. „Was mein schwachsinniger Komplize letztes Jahr falsch gemacht hat- wie dein Bruder unschwer erkennen konnte, musste er den Preis dafür zahlen- muss ich heute Nacht wieder gerade biegen.“ „Aber- der Brief, der Brief voller Reue…das begreif ich nicht. War dein Komplize ausgerissen und wollte seinen Fehler wieder gutmachen, oder wie?“

„Mein Komplize war einer meiner besten Männer und so etwas wie Reue hatte er ganz sicher noch nie in seinem Leben verspürt, das kann ich dir versichern. Ich hatte den Brief verfasst, nachdem ich gezwungen gewesen war, ihn zu töten. Ich musste ausschließen, dass die Spur auf mein Rudel zurückführen würde. Ursprünglich war geplant, dass der bedepperte Zauberer…der Vater von Nelson, angeklagt wird. Aber anscheinend war sein Alibi stark genug, wirklich ein Jammer.“ Er musterte ihr Gesicht und seine Stimme nahm eine andere Tonlage ein, sie war nicht länger sachlich, sie war dunkel und gefährlich.

„Aber jetzt zu dir, Lily. Es war äußerst unklug von dir, heute Nacht hierher zu kommen. Die Tochter des Harry Potters…“, er trat näher an sie heran, und sie drückte sich mit angeekeltem Gesicht an die kalte Wand. Er fuhr mit seinen dreckigen Fingern über ihre Wange und ihren Hals. „Hm, du hast wirklich weiche Haut.“ Er leckte sich über die oberen, gelblichen Zähne und ein eiskalter Schauer lief Lilys Rücken hinunter. „Was ich alles mit dir anstellen könnte…“ „Chef, gib sie uns!“, ertönte eine raue, erregte Stimme hinter ihm, die Lily anwiderte. „Ihr könnt die Braunhaarige haben!“, knurrte er unwirsch.

„Nachher!“, fügte er hinzu, als zwei Männer sich mit gierigen Mienen der ohnmächtigen Alice näherten. Sie warfen ihrem Boss gereizte Blicke zu, zogen sich aber wieder zurück. Der Anführer wandte sich erneut Lily zu, legte den Kopf schief und schnupperte an ihrer Halsschlagader. Sie zuckte zusammen und versuchte sich voller Angst gegen sein Gewicht zu stemmen- zwecklos. „Du duftest sehr gut.“, stellte er nüchtern fest.

Seine Augen funkelten Unheil verkündend, als er ein lang gezogenes Jaulen ausstieß. Die Folge war lautes Geheul um sie herum. Lily erkannte ein paar schmächtige Gestalten in der Menge- die Kinder! Auch sie schienen ganz aufgeregt zu sein, und drängelten sich weiter nach vorne. „Ich habe sie gefragt, ob ich ihnen einmal zeigen soll, was ich mit Mädchen wie dir am liebsten anstelle, ehe ich sie verspeise.“, übersetzte er mit einem kalten Grinsen. Lily war gelähmt vor Entsetzen und Panik, als der Mann sich vor ihren Augen in einen Werwolf zu verwandeln begann. Sie hatte keine Chance, das wusste sie. In wenigen Sekunden würde er seine Zähne in ihr Fleisch bohren- und sie töten.

Mit furchtverzerrtem Gesicht schloss sie die Augen. Sie hörte seinen rasanten Atem, das tiefe, gefährliche Grollen, was dafür sorgte, dass ihr ein Angstschauer nach dem anderen den Rücken hinunter prasselte- im nächsten Moment spürte sie, wie sich lange Krallen tief in ihren linken Arm gruben und schrie kurz auf vor Schmerz. Zum selben Zeitpunkt ihres Aufschreis erklang ein wütendes Knurren und mit einem Ruck lösten sich die Klauen schmerzvoll aus ihrem Arm. Sie zuckte zusammen und riss die Augen auf. Zunächst dachte sie, dass es einer der sie umgebenden Jungwölfe gewesen war, der dem Chef, welcher die doppelte Größe derer einnahm, auf den Rücken gesprungen war. Doch dann erkannte sie das cremefarbene Fell des Jüngeren und seine hellbraunen, blitzenden Augen. Und Lily wusste auf einen Schlag, wer ihr soeben zum zweiten Mal das Leben gerettet hatte.

„Nelson, pass auf!“, schrie sie, aber im nächsten Augenblick wich sie vor den knurrenden Menschen zurück, die sich nun, da ihr Boss und die Jungwölfe anderwärtig beschäftigt waren, nicht länger zurück hielten. Lily konnte die Begierde in ihren Augen lodern sehen und schon begannen die Ersten, sich zu verwandeln. Plötzlich zischte etwas an ihr vorbei und traf den Werwolf, der ihr am nächsten stand, mitten in die Brust. Aufjaulend brach er vor ihren Füßen zusammen. Es war ein Pfeil, der ihm das Leben genommen hatte.

Die übrigen erwachsenen Tiere sahen vom Schrecken gepackt umher. Manche konnten den Wolf in sich nicht länger halten und verwandelten sich in Zauberer oder Hexen zurück. „Lily, bist du okay?“, sagte eine ihr bekannte Stimme und jemand berührte sie an der Schulter. „Ben!“, rief sie erschrocken, „was machst du hier, bist du lebensmüde?!“ „Dasselbe könnt ich dich auch fragen!“, erwiderte er gelassen, als sie ein Aufwinseln vernahmen und zugleich die Köpfe wandten. Nelson lag mit unnatürlich angewinkeltem Hinterbein am Boden, sein cremefarbener Pelz war blutbesudelt durch einige schwere Wunden, die der Kampf ihn gekostet hatte. Er winselte leise und starrte angsterfüllt zu dem kolossalen Werwolf empor, der sich über ihm aufbaute und die mächtige Tatze hob.

„Hey!“, schrie Ben in diesem Augenblick und sprintete empor, um Nelson zu retten- der bärengroße Werwolf wandte sich in einer einzigen, fließenden Bewegung herum und schleuderte die Pfote statt auf Nelson Benjamin in den Nacken- ein widerlich geräuschvolles Knacken war zu hören und Ben brach leblos zusammen.

Eine Schreckenssekunde herrschte absolute Stille, bis auf das klopfende Geräusch der Tropfen, dann begriff Lily, was geschehen war. Sie schrie Bens Namen und wollte auf ihn zu rennen- doch neben ihr ertönte ein Ruf „Lily!“, und sie wurde von zwei starken Armen umschlungen. Eine bebende aber intensive Stimme rief: „Nein, Lily! Nein!“ „Damian, lass mich! Ben! NEIN!“ Lily zitterte, ihr Sichtfeld verschwamm hinter einem Tränenschleier und ihr Herz schien vor Kummer auseinander springen zu wollen. „DAS IST NICHT WAHR!“, schrie sie mit zittriger Stimme und versuchte, sich aus Damians Griff zu befreien. Doch ihre Energie war schon längst ausgeschöpft, und als sie merkte, dass er ihr hundertfach überlegen war, sank sie kraft- und widerstandslos in seine Arme und schluchzte laut auf. „Ben!“ Alles um sie herum interessierte sie nicht mehr. Es war in der Sekunde bedeutungslos geworden, in der Bens Beine nachgegeben hatten und er gefallen war ohne den Aufprall noch zu spüren.

Etwas traf sie hart seitlich am Kopf und riss sie mit Damian von den Füßen. Mit einem dumpfen Geräusch landeten sie auf dem rutschigen Boden. Lily spürte, wie Damian sie mit seinem Körper zu beschützen versuchte- in dieser Sekunde drangen undeutlich Stimmen an ihre Ohren- sie nahm ihr Umfeld nicht mehr wahr, fühlte nur noch einen verzehrenden Schmerz tief in ihr und in ihrem Kopf war reine Leere, bis auf ein Wort, das der Name ihres langjährigen Freundes gewesen war. Benjamin! Sie konnte schwer Luft holen. Am liebsten hätte sie alles in ihrer Reichweite erschlagen. Sie wollte nicht eine Minute länger diesen Schmerz aushalten müssen!

Schreie halten umher, Flüche und Zauber wurden gerufen, offenbar herrschte ein heilloses Chaos. Wie lange der Sturm um sie herum dauerte, konnte Lily nicht sagen, ihr Zeitgefühl war nicht mehr vorhanden. Irgendwann erhob Damian sich von ihr. Viele Füße trampelten durch die Gegend, Leute riefen Befehle hin und her, doch offensichtlich war das eigentliche Kampfgetümmel vorüber. „Was ist mit ihr?“, ertönte eine erschrockene Stimme an ihrer rechten Seite, die sie ohne Zögern erkannte. „Ich denke, sie hat einen Schock erlitten. Seit-“, Damian stockte, doch Harry wusste offenbar, was er meinte, denn Damian fuhr fort, ohne den Satz zu beenden, „-ist sie wie weggetreten und total in sich gekehrt. Natürlich schluchzt und weint sie die ganze Zeit. Mein Gesicht ist auch tränennass. Ich kann's echt nicht fassen.“

Kurze Stille, in der sich jemand neben sie kniete. Lily hörte, wie weiter entfernt Zaubersprüche gerufen worden und der Kampfplatz anscheinend verlassen wurde. „Lily, Schätzchen? Kannst du mich hören?“ Das verschwommene Gesicht ihres Vaters drängte sich in ihr Blickfeld. Er lächelte sie milde an.

„Dad…“, raunte sie, doch ihre Stimme gab nach und sie konnte nur heftige Schluchzer hervorbringen. Ihr ganzer Körper wurde geschüttelt. „Ist ja gut, mein Schatz.“, murmelte Harry und sie spürte, wie er sie an sich drückte. Sie verbarg ihr Gesicht an seiner Brust. „Es ist vorbei.“, flüsterte er und sie zuckte zusammen. „Es sollte aber nicht vorbei sein!“, schrie sie, „es- es sollte nicht vorbei sein! B- Ben!“

Sie wandte den Kopf, aber bis auf Harry, Damian und sie war niemand mehr da. „Wo haben sie ihn hingebracht?“, fragte sie mit banger Stimme. „Ins Schloss“, sagte Harry leise. „Er- besteht noch eine Chance, dass… ich meine…“ Sie konnte es einfach nicht aussprechen. Damian und ihr Vater wechselten einen eindeutigen Blick. „Nein…“, murmelte sie außer sich, „nein, nein!“

Haltlos liefen ihr die Tränen über das Gesicht, ihr ganzer Körper schüttelte sich und ihre Zähne schlugen hart aufeinander- sie fror, sie fror erbärmlich, eine kalte, unabwendbare Welle überspülte alle ihre wirbelnden Gefühle und hinterließ nichts als trostlose Leere. „Nein“, sagte sie noch einmal mit gebrochener Stimme, dann verbarg sie ihr Gesicht wieder an Harrys Brust und brachte kein Wort mehr heraus.

Sie fühlte, wie er einen Arm unter ihre Beine schob und den anderen um ihren Rücken legte. Dann wurde sie in die Luft gehoben. „Sie muss in den Krankenflügel. Beeilen wir uns lieber.“, meinte die ihr so vertraute Stimme ihres Vaters. Sie verzog das Gesicht und drückte es noch ein wenig enger an ihn. Sie wollte nichts mehr sehen und nichts mehr hören. Der Chef der Werwölfe hatte ihr etwas genommen, was unersetzbar war. Sie wusste nicht, wie sie mit Bens Verlust fertig werden sollte. Sie wollte es nicht realisieren, wollte, dass das alles ein furchtbarer Alptraum war. Doch das abscheuliche Knacken hatte sich in ihr Gedächtnis gebrannt und erinnerte sie fortwährend daran, dass dies alles leider keine Illusion, keine Täuschung war. Sie hatte das Gefühl in einen Abgrund zu rutschen und nur noch Finsternis wahr zu nehmen.

Es war die bitterste Realität, die Lily je hatte schmecken müssen. Eine Realität, die dafür sorgte, dass sie, während ihr Vater sie zum Schloss trug, nichts mehr spürte und ihre Wahrnehmung von allem wegdriftete.

Ruhe. Endlich.

~°~°~°~°~°~°~°~°~

TBC

entschuldigt, dass die Fortsetzung so lange gebraucht hatte.. :( Ich war einfach nicht zufrieden damit. Auch jetzt weiß ich nicht, was ich vom ersten Teil halten soll. Findet ihr es gelungen?

Abgesehen davon arbeite ich nun auch an einer zweiten FF, die schon komplett durchgeplant ist. Hier der Link, wer Scorpius/Rose FFs mag ;). Allerdings ist meine Rose etwas anders :D.

http://harrypotter-xperts.de/fanfiction?story=15656


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