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Fanfiction

Roses in the rain - Silberstreifen

von Schwesterherz

Und hier ist schon die Fortsetzung! Ich sagte ja, dieses Mal ist die Wartezeit kürzer. Viel Vergnügen!

RE-Kommis:

@Annaly: Ich danke dir für deine spürbare Begeisterung, die du immer sehr gut in deinen Kommis rüber bringst! Das gibt mir viel Kraft, die Geschichte ordentlich zu Ende zu bringen. Hier hast du schon die Fortsetzung, ich bin mir sicher, sie entspricht deinen Wünschen ^.^. Viel Spaß ;).

@Balu2008: Auch dir vielen Dank für dein regelmäßiges Feedback! :) Natürlich ist Lily in Damian verliebt- das wird ihr in diesem Kapitel auch besonders bewusst... du wirst es ja sehen, hihi ^^ Viel Spaß :).

Kapitel 27

Silberstreifen


Sie betrachtete die Rose, welche in einer Glasvase auf ihrem Nachtisch stand. Sie war nach wie vor strahlendweiß und wunderschön. Gerade streckte sie die Hand aus, um die Blütenblätter zu berühren, da ging ihre Schlafsaaltür auf und Joceline erschien. „Hey“, sagte sie leise und setzte sich neben sie „wie geht es ihm?“ „Geht.“, erwiderte Lily leise, „er ist noch nicht aus der Ohnmacht erwacht. Der Enervate- Zauber wirkt nicht. Wir können nur abwarten. Madam Sanchez sagt, sein Kreislauf ist stabil, wir müssen uns aber auf alles einstellen.“ Joceline nahm Lilys Hand und seufzte leise. „Hat sie dich gefragt, ob du wüsstest, wer es getan haben könnte?“ „Sie fragte mich nach Verdächtigen, ja.“ „Hast du es ihr gesagt?“ Lily schüttelte den Kopf.
„Es scheint auch so unwirklich zu sein… dass Sean-“ „-Er muss es getan haben!“, unterbrach Lily Jo erbost, „vielleicht hatte er die Nacht über wieder gesoffen- und wollte Damian dann schlimmer verhexen, als an Silvester, keine Ahnung… aber er wusste, dass wir ein Date hatten. Ich weiß, wie geschockt er war. Dass er denkt, ich hätte ihn schon vollständig überwunden… ich weiß, wie unglücklich er darüber ist…“, ihre Stimme verlor sich. Sie weinte stumme Tränen. „Wie konnte ich mich so in ihm täuschen? Ich will das nicht begreifen…“ „Ist er dir schon über den Weg gelaufen?“, fragte Joceline vorsichtig. „Dann würde jetzt noch ein weiteres Bett im Krankenflügel besetzt sein.“, erwiderte Lily trocken. „Das ist doch auch nicht richtig!“ „Jo, er-“ „-Ich weiß, was er getan hat!“, fuhr sie Lily ins Wort, „aber sich deswegen auf sein Niveau hinab zu begeben… halte ich für verkehrt. Willst du das etwa?“ Lily seufzte tief. „Nein.“ „Das dachte ich mir. Du solltest nicht hier drinnen hocken und Trübsal blasen. Ich bin sicher, Damian wird es überleben. Komm mit runter zum Abendessen.“ „Und wenn ich Sean begegne?“ „Du wirst dich schon zusammen reißen können. Und wenn nicht, Cedric sitzt direkt neben mir- und er ist kräftig.“ Lily schmunzelte matt. „Na gut.“

Doch sie bekam kaum etwas herunter. Unweit von ihr saß Sean und er witzelte mit Marik als würde alles seinen gewohnten Gang haben, als hätte er nicht dafür gesorgt, dass Damian nun im Krankenflügel lag und niemand wusste, was mit ihm los war. Sie musste sich sehr beherrschen, um nicht aufzuspringen und ihm einen Zauber auf den Hals zu hetzen. „Was glotzt du so, Robins?!“, fauchte Jo neben ihr voller Abneigung. Cynthia saß ihnen gegenüber- etwas, was Lily bis jetzt nicht bemerkt hatte. „Muss ja ein ziemlicher Schock gewesen sein, was, Potter? Seinen Freund so voller Blut am Boden zu sehen?“, fragte Cynthia direkt und grinste boshaft. „Das geht dich absolut nichts an.“, erwiderte Lily schlicht, obwohl ihre Stimme bebte vor Zorn. Dieses Drecksstück! „Oh, du streitest also nicht ab, dass er dein Freund ist?“ „Seit wann denkst du, dass ich mich vor dir in irgendeiner Art und Weise rechtfertige oder dir freiwillig etwas aus meinem Leben erzähle?“, antwortete Lily nur und verzog das Gesicht, „du bist widerwärtig, an dir verschwende ich nicht meine Zeit.“ Sie wandte sich Joceline zu, „ich besuche Damian noch einmal.“ „Mach das.“, nickte sie.

Lily wollte gerade die Flügeltüren aufdrücken, als diese von innen geöffnet wurden und ein wutentbrannter Marcus Flint sie beinahe über den Haufen rannte. „Wenn er in drei Tagen nicht aufwacht, lasse ich ihn in das Mungos einliefern! Und das ist mein letztes Wort!“, keifte er und lief den Korridor entlang. „Lass meinen Jungen doch nicht von einer Studentin behandeln…“, hörte sie ihn noch murmeln, ehe er aus ihrem Sichtfeld verschwand. „Madam Sanchez?“, fragte Lily vorsichtig und lugte um die Ecke. „Keine Sorge, alles in Ordnung. Mister Flint ist nur etwas…“ „Daneben?“, schlug Lily vor. Die Krankenschwester schmunzelte. „Ich denke, so könnte man das ausdrücken.“ „Sie sind doch schon seit fünf Jahren keine Studentin mehr.“, meinte Lily. „Ja, ich weiß. Offensichtlich bin ich Mister Flint zu jung. Aber um ihn geht es hier nicht.“ „Stimmt.“ Lily wandte sich dem einzig belegten Bett zu. „Wie geht es ihm?“ „Die Lage ist unverändert. Ich habe nach Zaubern geforscht. Bis jetzt ohne Erfolg.“ Lily setzte sich auf einen Schemel an Damians Bett und nahm seine Hand in ihre. „Wir hatten heute eigentlich ein Date.“, verriet sie Sanchez mit leiser Stimme. „Dann tut es mir doppelt Leid für dich.“ Lily seufzte und lächelte tapfer. „Das ist nicht nötig. Er wird erwachen und gesund werden. Und dann holen wir das nach.“ Madam Sanchez blickte auf ihren Patienten und Lily konnte ein wenig Sorge in ihren Augen erkennen. „So wird es bestimmt kommen“, sagte die Krankenschwester und verschwand im Nebenzimmer, um Lily ein bisschen Privatsphäre zu gönnen.

Eine Dreiviertelstunde später ließ Lily den Krankensaal hinter sich. Es wurmte sie, dass sie momentan nichts für Damian tun konnte. Aber vielleicht- sie könnte nach potenziellen Zaubern suchen, die ihm das angetan hatten! Die Bibliothek!
Schnellen Schrittes machte Lily sich auf.
Sie hatte sich gerade mit einem verstaubten Buch mit dem Titel „Führer durch die mittelalterliche Hexenkunst“ in eine Ecke der Bibliothek verzogen, als sie die Stimme hörte, die sie nun am wenigsten gebrauchen konnte. „Es tut mir Leid, was mit Flint geschehen ist. Weiß man schon, wer es war?“ Kalte Wut wallte durch ihren Körper über so viel Scheinheiligkeit. „Wie kannst du es wagen?!“, zischte sie ungehalten, sprang auf und wirbelte zu ihm herum, „wie kannst du es wagen, mich das zu fragen?! So abartig heuchlerisch!“ Sie holte aus und verpasste ihm eine Ohrfeige. Erschrocken starrte Sean sie an. „Wovon sprichst du bitte?“, verlangte er zu wissen und rieb sich die Wange.

„Tu doch nicht so! Ich hab deine Unterhaltung mit Robins mitbekommen! Ich weiß, was sie dir gesagt hat… und was du geantwortet hast! Komisch, am besagten Tag des Rendezvous liegt Damian plötzlich im Krankenflügel! Zufall? Glaub ich kaum!“ „Halt, Auszeit!“, Sean hob abwehrend die Hände, „du denkst, ich hätte Flint das angetan?“ „Es ist die einzige Möglichkeit.“, erwiderte Lily kühl. „Du kennst mich ja wohl besser! Ich habe ihm kein Haar gekrümmt, Lily!“ Sie schaute ihm ins Gesicht. „Das glaube ich dir nicht. Und egal, was du sagst, ich bleibe bei meiner Überzeugung, weil ich eins und eins zusammen zählen kann!“ Sean sah sie frustriert an. „Ich bin enttäuscht. Echt.“ Lily spürte, wie ihr wieder Tränen in die Augen schossen. „Ja“, sagte sie leise aber eindringlich, „ja, ich auch.“ Sean schüttelte den Kopf und ließ sie allein. Lily setzte sich zurück an ihre Arbeit- doch wirklich konzentrieren konnte sie sich nicht mehr.

Es war Montag, der zweite März. Lily saß mit Joceline und Alice an ihren Geschichtshausaufgaben und brütete über einem dicken Schinken: Große Zauberer des einundzwanzigsten Jahrhunderts (2001-2025). Doch sie schaffte es einfach nicht, sich zu konzentrieren. „Ich glaube, ich sehe noch einmal nach Damian.“ Joceline sah sie genervt an: „Lily, du warst schon nach dem Mittagessen bei ihm. Glaubst du wirklich, dass sich sein Zustand verändert hat?“ „Das Mittagessen ist immerhin schon einige Stunden her!“, entschlossen erhob Lily sich, „ich gehe zu ihm.“ „Lass sie.“, meinte Alice ruhig, als Jo erneut den Mund öffnete. „Gut, okay, tu was du nicht lassen kannst. Wir sehen uns später.“ Lily nickte nur und verließ den Gemeinschaftsraum.

Was sie sah, als sie die Flügeltüren öffnete, raubte ihr den Atem: Madam Sanchez stand mit einem uralt ausschauendem Buch vor Damians Krankenbett, das Gesicht bleich wie das eines Geistes und hastig irgendwelche Zauberformeln aufsagend. Professor McGonagalls Gesichtsausdruck war sehr betreten und tränennass. Doch das alles registrierte Lily nur nebenbei, denn ihr Augenmerk ruhte auf Neville, der sich über Damians Körper gebeugt hatte und versuchte, ihn auf Muggelart wieder zu beleben. „Nein!“, rief Lily und löste sich aus der Starre des Entsetzens, die sie gefangen gehalten hatte. „Nein, Damian!“ Sie lief los, einzig und allein auf seine leblose Gestalt blickend. „Lily, warte!“ Professor Boot trat aus dem Schatten und hielt sie am Arm zurück, „Neville darf das jetzt nicht unterbrechen… wir haben noch nicht verloren!“ Fassungslos musterte Lily Damians farbloses Gesicht, seine totenfahlen Lippen, die sich nicht bewegende Brust, auf die Neville regelmäßigen Druck ausübte. Ihr Herz schmerzte zum Zerspringen. Damian war tot! Er war- Ein lautes Husten unterbrach ihren scheußlichen Gedanken. „Ja!“, rief Neville und Erleichterung spiegelte sich auf seinen Zügen wieder. „Es hat funktioniert“, sagte Madam Sanchez mit schwacher Stimme und ließ das Buch mit einem dumpfen tönenden Klang zuklappen. „Tief Luft holen, Junge…“, die bebende aber energische Stimme McGonagalls erreichte Lily nur aus weiter Ferne. Sehr langsam ging sie die letzten Schritte zu Damians Bett hinüber. Er atmete tief- noch etwas ungleichmäßig, doch tief, und seine meeresgrünen Augen schauten sie an, obgleich er noch relativ benommen wirkte. Lilys Augenpaar füllte sich mit Tränen. Sie strich ihm das blonde Haar aus der Stirn. Die Angst, dieses Leuchten nie mehr in seinen Augen sehen zu können, war unvergessen und ließ sie in Schluchzer ausbrechen. Die Professoren beobachteten schweigend die Szenerie. „Lily…“, murmelte Damian einige Zeit später. Seine Stimme klang so kraftlos, dass es ihr das Herz versenkte, „Lily Luna Potter, bitte… würdest du mit mir zu Professor Boots Frühjahrsparty gehen?“ Wie zu Beginn des Schuljahres erwähnt, ließ ihr Zaubertranklehrer hin und wieder Feten steigen- die alljährliche war die Frühjahrsparty mitten im März. Lily lächelte unter Tränen, beugte sich vor und küsste Damian sanft auf den Mund. „Ja“, hauchte sie, „ich gehe… sehr gerne mit dir auf die Frühjahrsparty, Damian Flint.“

Der Silberstreif war gesetzt und diese beginnende Besserung stieg mit jedem Tag, der verstrich, bis Madam Sanchez Damian am 10.März entlassen konnte. Lily holte ihn nach dem Unterricht ab. „Hier, Professor Boot hat mir diese Kleidung für dich mitgegeben.“, grinsend überreichte sie Damian ein paar zusammengelegte Kleidungsstücke. „Danke“, sagte Damian leise, nahm die Klamotten und verzog sich damit hinter den Umkleidevorhang. „Freut sich dein Dad bestimmt, dass du vollkommen genesen bist. Wie war's denn gestern noch mit ihm?“, wollte Lily wissen und setzte sich aufs Bett, wo sie in der letzten Woche so viele Stunden verbracht hatte. Für diese Stunden hatte sie sogar die Schule schleifen lassen. „Naja…“, Damian zögerte.
„Er… er hatte mich gefragt, was du eigentlich bei mir zu suchen hattest.“ „Oh. Wie reizend.“ Mister Flint war ein abgeklärter, roher Kerl, aber der Blick, mit dem er sie am Vortag bedacht hatte und abwertend gesagte hatte: „Was tut sie hier?“ Hatte ihr absolut nicht gefallen. Trotzdem hatte sie sich ohne ein Wort zurückgezogen, um Damian mit seinem Vater allein zu lassen. Auch, wenn deren Verhältnis alles andere, als gut war. „Ich wusste nicht mal ganz, was ich antworten sollte.“, fuhr Damian nach wie vor zaghaft vor, „ich meine, wo stehen wir denn jetzt? Hat der Überfall auf mich, mein Fast-Tod irgendetwas bewirkt oder ist es wie zuvor… ich… ich bin einfach verwirrt.“ Er trat im schlichten dunkelblauen Pullover mit weißem Kragen und schwarzer Jeanshose hinter dem Vorhang hervor. Lily schaute ihn ein wenig bestürzt an. „Seit du fast diesem unbekannten Zauber zum Opfer wurdest, sitze ich Tag für Tag an deiner Seite, küsse dir zum Abschied auf den Mund und sehne dem nächsten Unterrichtsende herbei, um wieder hier sein zu können, und du fragst, ob dein Krankenhausaufenthalt etwas bewirkt hat… ist das dein Ernst?“ Auf Damians Lippen schlich sich ein leises Lächeln. Er legte seine Hände an ihre Taille und zog sie zu sich.

„Heißt das…“, flüsterte er, „dass wir zur Frühjahrsparty offiziell als Paar erscheinen?“ „Da du wieder topfit bist, würde ich mal stark annehmen, dass das so ist, ja.“ Sie erwiderte sein Lächeln ein wenig verlegen. Damian beugte sich vor und verschloss ihre Münder zu einem zärtlichen Kuss. „Ich hatte ja schon nicht mehr gewagt, daran zu glauben“, sagte er und zwinkerte ihr zu. „Aber hallo…“, Lily legte eine Hand auf seine Brust und sah ihn eindringlich an, „du bist attraktiv, liebenswert, zuvorkommend und hast das Gentleman-Gen abbekommen. Denkst du, so einen Kerl lass ich mir entgehen?“ Er lachte und strich ihr eine rote Strähne hinter das Ohr. „Stimmt, das wäre ziemlich dämlich.“

Die nächsten zwei Wochen hatte Lily das Gefühl, auf Seifenblasen zu laufen und nichts und niemand und kein Umstand konnte ihre Laune trüben. Zu viele Hausaufgaben? Wofür gab es den magischen Kaffee ihres Onkels George, der sie die ganze Nacht durchmachen lassen konnte? Spitze Kommentare mancher Schüler und eines gewissen Lehrers? Die waren doch bloß neidisch. Selbst als Ravenclaw Slytherin am 15.März schlug und Gryffindor so auf dem dritten Platz landete (mit läppischen 610 Punkten), konnte das ihrer Stimmung keinen Dämpfer verpassen. Küsste sie Damian, so fühlte sie sich so leicht und unbeschwert, dass sie fürchtete, davon zu fliegen, sollte er sie loslassen. Sie war definitiv über beide Ohren verliebt, ganz genau so, wie es mit Sean Ende September gewesen war, nur, dass sie sich bei Damian noch wohler fühlte und ihre Beziehung von Anfang an einen erwachsenen Stil hatte- nicht so, wie bei ihrem Ex, wo sie erst nach und nach in die Beziehung hineingewachsen war, ebenso wie er. Apropos Ex.

Mit Sean war es komisch. Lily hatte absolut keine Lust, noch zu ihm Kontakt zu halten- selbst auf banalste Weise- denn sie war nach wie vor überzeugt, er hätte Damian angegriffen. Doch wenn sie manchmal Seans verletzten Blick registrierte, wenn sie und Damian im Unterricht Mal wieder ermahnt worden waren (ja, es war untypisch für sie), kam ihr der Gedanke, dass er eventuell doch nicht der Schuldige war. Dennoch verscheuchte sie diesen Einwand sofort. Es war die einzig logische Erklärung für sie, den Angriff ihrem Ex zuzuschreiben. Und solange er keine andere Erklärung lieferte, die sie umstimmen würde, würde er auch weiterhin der Schuldige sein- für sie zumindest. Da Damian wieder hundertprozentig fit war, hatte Lily es dabei belassen, Sean eine saftige Ohrfeige zu verpassen. Er hatte sie auch seither in Ruhe gelassen, sie nur aus der Ferne mit Blicken bedacht, die entweder mit Schmerz oder mit Unverständnis gefüllt waren. Doch Lily war das egal, sie war noch immer enttäuscht von Sean und wollte nichts mehr von ihm wissen.

„Wie seh ich aus?“, verlegen lächelnd trat Joceline am Abend des 21.Märzes aus dem Bad und drehte sich vor ihren Freundinnen in einem mintgrünem Kleid um die eigene Achse. Es reichte ihr bis zu den Knien und sah sehr schick aus. Als Ohrringe trug sie zwei weiße Blümchen und dieselbe Verzierung fand sich auch in ihrem zurückgesteckten Pony in Form einer Spange wieder. Ihre weißen Ballerinas rundeten das Bild auf eine sehr niedliche Art und Weise ab. „Cedric wird begeistert sein“, sagte Alice trocken. Sie trug ein schlichtes, trägerloses Kleid in hellblau mit einigen weißen aufgestickten Perlen auf dem Brustbereich. Ihre braunen Locken ließ sie offen über ihre Schultern fallen. Mit dem zum Kleid passendem Lidschatten sah sie ein bisschen so aus wie eine Prinzessin. „Und die Jungs heute werden von dir begeistert sein.“, erwiderte Lily an Jo's Stelle und musterte noch einmal Alice Abendkleidung. „Das ist mir egal“, meinte diese schlicht, „der Junge, der sich dafür begeistern sollte, liebt eine andere.“ „Also, ich glaube, Damian wird auch ganz schön Augen machen.“, prophezeite Joceline, während sie noch einmal mit der Bürste durch die Haare fuhr und grinste Lily vielsagend an.

„Meinst du?“, nicht überzeugt blickte Lily in den Spiegel. Sie trug ein schlichtes, schwarzes Kleid, was ihr bis zu den Knien reichte. Es war ein Neckholder. Die Ränder an den Trägern sowie der Rand des Dekolleté waren weiß. Eine weiße Schleife aus Satin betonte ihre schlanke Taille. Ihre Füße steckten ebenfalls in Ballerinas, jedoch waren diese schwarz. Für eine Frühjahrsparty ausreichend genug- oder? „Vielleicht solltest du noch was mit deinen Haaren anstellen.“, riet Alice ihr. „Okay… hat einer ne Idee?“ „Ich hab da doch neulich von Ma so einen Zauberspruch bekommen… wie war der noch gleich…“, Jocelines Miene hellte sich auf, „ach ja, genau!“ Sie zeigte mit dem Zauberstab auf Lilys Haare und rief: „Adescare*!“ Verblüfft betrachtete Lily ihr Gesicht, was nun von ausgedehnten Korkenzieherlocken umrahmt war. „Fesh!“, Alice reckte den Daumen. „Jetzt werden Damian die Augen ganz aus dem Kopf fallen.“

Die Frühjahrsparty fand in einem Raum in den Kerkern statt. Joceline traf Cedric bereits im Gemeinschaftsraum, während Damian in der Eingangshalle auf Lily wartete. Alice hatte keine Begleitung, obwohl einige Jungs durchaus den Mut aufgebracht und sie gefragt hatten. Lily konnte über die Sturheit ihrer Freundin nur den Kopf schütteln. „Jo- du siehst stark aus!“ Cedric betrachtete seine Freundin wohlwollend. Er selbst trug einen schlichten, schwarzen Anzug mit einem moosgrünen Hemd. Joceline errötete und küsste ihn zaghaft. „Danke. Du auch.“ „Können wir dann?“, fragte Alice leicht gereizt. „Aber sicher.“, Cedric schob das Portraitloch beiseite und verbeugte sich, „Ladys?“ „Elender Charmeur.“, grinste Lily und durchstieg als Erste das Loch. Als sie die Marmortreppe hinab stieg, bemerkte sie doch, dass ihre Nervosität sich steigerte. „Fingere nicht ständig an deiner Frisur herum, du siehst fantastisch aus!“, zischte Joceline ihr ungeduldig zu. „Dort vorn steht er.“, mit einem kleinen, feinfühligen Schubs dirigierte sie Lily in Damians Richtung, der sich an eine Säule gelehnt hatte und sie bewundernd musterte. „Wow, Lily, du… siehst einfach spitze aus!“ Ihre Lippen formten ein Lächeln. Mit pochendem Herzen betrachtete sie seinen sandfarbenen Smoking, mit weißem Hemd und schwarzer Fliege. „Du hast dich auch… ich meine…“ Sie begegnete seinem meeresgrünen Augenpaar, welches amüsiert funkelte. „Dankesehr.“ Er küsste sie sanft. „Dann wollen wir doch mal schauen, was die Party so zu bieten hat, was?“ Sie atmete tief durch. „Okay.“

Der Abend gestaltete sich angenehm. Wie immer hatte Professor Boot für ein, zwei bekannte Persönlichkeiten gesorgt. Lily und Damian unterhielten sich lange mit einer Hexe im mittleren Alter namens Haily Paulsen, welche eine der bekanntesten Zaubertrankmischerinnen in ganz Großbritannien war. Lily beobachtete den Slytherin bei seinen ausführlichen Beschreibungen, die er Mrs. Paulsen bot, und sein schwärmerischer Gesichtsausdruck ließen sie schmunzeln. Als sich die Meisterin der Zaubertränke schließlich verabschiedete, strahlte Damian Lily begeistern an. „Ich bin mir nun sicher, das ist es, was ich machen möchte!“ Ihr Lächeln wurde breiter und sie beugte sich vor und küsste ihn innig. „Ich bin mir sicher, dass dieser Beruf am Besten zu dir passt.“, stimmte sie ihm zu. „Hi, Miss Potter, Mr. Flint!“ Sie wandten die Köpfe- die Reporterin Diana McDonald winkte ihnen fröhlich lächelnd zu. Sie hatte sie nach ihrem Sieg beim Golden Cauldron Competition interviewt und sie gebeten, sie doch bitte Diana zu nennen- natürlich hatten Lily und Damian sich geweigert, auch, wenn die Reporterin einen guten Job machte und eine ehrliche, offene Frau war.

„Ich habe gehofft, Sie hier wieder zu treffen“, grinste sie und kam ihnen entgegen, „wäre auch komisch, wenn die jüngsten Gewinner des Golden Cauldron Competition sich so eine Feier entgehen ließen, oder? Wie ich gesehen habe, hatten Sie soeben Bekanntschaft mit Mrs. Paulsen gemacht… und nun, wo Sie einen Einblick in ihr Berufsleben bekommen haben… wie sind Ihre Gedanken bezüglich Ihres Traumberufes, würden Sie mir das verraten?“ „Solange wir uns hier nicht festquatschen, natürlich.“, antwortete Lily und griff wie nebenbei nach Damians Hand, der ihr sanft mit dem Daumen über den Handrücken strich. „Also, Mr. Flint, beginnen Sie doch.“, wandte McDonald sich an Damian und nahm die zärtliche Geste zwischen den Beiden mit einem sanften Lächeln zur Kenntnis, während sie Feder und Notizblock neben sich schweben ließ. „Ich möchte Zaubertrankmischer werden“, sagte der Slytherin überzeugt, „und auch neue Tränke schaffen, vielleicht für die Bekämpfung der Lykanthropie. Der Bruder von Lilys bester Freundin ist von dieser Krankheit seit einigen Monaten betroffen und er ist erst elf. Ich kann die erschütternde Tatsache, dass er sein ganzes, weiteres Leben als Werwolf verbringen muss- selbst mit dem Werwolfbanntrank- nur schwer akzeptieren. So, wie es auch vielen anderen Opfern ergeht.“ „Sie reden sicher von Nelson John Davies, der letzten September- oder war es bereits Oktober? - von einem unbekannten Werwolf angegriffen worden war.“ „So ist es.“, bestätigte Damian. „Nun, ich bin erfreut, dass Sie Ihr Talent als Beruf ausüben möchten, Mister Flint. Sicherlich werden wir in einigen Jahren des Öfteren Interviews führen. Ich halte viel von Ihnen, Sie haben viel Potenzial!“ Damian errötete leicht. „Ich danke Ihnen.“ Diana lächelte und blickte Lily freundlich an. „Auch Sie sind eine hervorragende Mischerin, Miss Potter. Möchten Sie sich Mister Flint anschließen und Zaubertrankmischerin werden?“ „Ich hatte es in Erwägung gezogen.“, gab Lily zu, „aber es gibt da ein Berufswunsch, den ich bereits seit Jahren besitze, und da er von nur sehr wenigen Leuten ausgeführt wird, stehe ich weiterhin zu ihm. Ich habe auch schon meine Bewerbungen im Ministerium eingereicht. Ich denke, in den Osterferien habe ich ein Vorstellungsgespräch.“ „Oh, wie interessant!“, über McDonalds Miene glitt ein Strahlen, „erzählen Sie mir doch mehr von Ihrem mysteriösem Berufswunsch!“

„Nun, denken Sie einfach ein paar Jahre zurück, an den Überfall auf meinen Bruder Albus im Jahr 2020. Er war dreizehn, ich elf.“ Diana nickte nachdenklich. „Er wurde beinahe von einem Vampir getötet.“ „Richtig. Ich erinnere mich, wie ich einen Angestellten vom Ministerium gefragt hatte, wer sich denn jetzt um den Vampir kümmert, der ja geflohen war. Und er meinte, dass es nur sehr wenige Leute gibt, die dies tun, vielleicht, weil der Ausbildungsberuf noch nicht so bekannt ist. An dem Tag hatte ich beschlossen, genau diesen Beruf nach meiner Schulausbildung ausführen zu wollen. Und als ich mich im fünften Schuljahr darüber informiert habe, stellte sich heraus, dass der Beruf auch meinen Anforderungen entspricht- ich habe nämlich keine Lust, den ganzen Tag im Büro zu verbringen…“ Sie warf Damian einen entschuldigenden Blick zu, „oder im Labor.“ „Sehr aufschlussreich, vielen Dank, Miss Potter. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrem Vorstellungsgespräch- und sollte dieses klappen, dann gutes Gelingen in der Ausbildung!“ Diana McDonald erhob sich, „bestimmt werden wir uns auch wieder sehen.“ Lily lächelte der Reporterin zu, „ich hoffe es. Genießen Sie noch den Abend, Mrs. McDonald.“ „Vielen Dank. Sie ebenso.“ Die Reporterin mischte sich unter das Schülervolk und war schon bald in der Menge untergetaucht.

„Ja, sie konnte ihre Überraschung wesentlich besser verbergen, als ich damals, als ich dir bei den Bewerbungen geholfen hatte.“, grinste Damian, „ich hatte echt nicht erwartet, dass es das ist, was du dir als Traumberuf vorstellst.“ „Naja. Es ist auf jeden Fall interessant. Und ich habe viel mit Menschen zu tun.“ „Wohl eher mit Vampiren.“ „Gut, oder so. Meine Ausbildung findet abwechselnd in zwei Abteilungen statt: die Abteilungen für Magische Strafverfolgung und die zur Führung und Aufsicht magischer Geschöpfe. Vielleicht arbeite ich teilweise ja sogar mit Tante Hermine zusammen, du weißt, sie ist die Leiterin für die Abteilung Magischer Strafverfolgung.“ „Jedenfalls bin ich schon sehr gespannt, was du mir erzählen wirst, wenn du erst einmal dort angefangen hast.“, lächelte Damian und strich ihr durch das lockige, rote Haar, „auch, wenn wir uns nicht ganz so häufig sehen werden können.“ „Was?“, entsetzt sah Lily ihn an, „wieso nicht?“ Damian drückte ihre Hand und seufzte. „Du weißt doch, dass man sich als ausgebildeter Hogwartsschüler noch an der Jainkaits- Akademie fortbilden kann. Nun, Professor Boot sagte mir, dass ich dieses Angebot auf keinen Fall in den Wind schlagen sollte, wenn ich irgendwann mal als Lehrer für Zaubertränke nach Hogwarts zurückkehren möchte. Also habe ich meine Bewerbungen dorthin geschickt. Und ich bin angenommen worden, vorletzte Woche kam die Bestätigung. Das heißt, wenn ich den nötigen Notendurchschnitt schaffe.“

„Das bedeutet…“, Lily schluckte, „das bedeutet also, du wirst dir eine Wohnung in Irland nehmen?“ Damian nickte. Lily stiegen Tränen in die Augen. „Hey, Mäuschen“, er lächelte sie liebevoll an und streichelte ihre Wange, „Irland ist nicht weit. Wir können uns oft sehen. Das verspreche ich dir. Wir können doch per Flohnetzwerk zueinander reisen. Ja?“ „Ja, natürlich. Wie dumm von mir…“, Lily schniefte und lächelte halbherzig, „ich hatte nur angenommen… dass wir uns zusammen eine Wohnung suchen.“ Jetzt musste der Slytherin tatsächlich halblaut vor sich hin lachen. „Na, du gehst ja ran. Gerade Mal ein paar Wochen ein Paar und schon heißt es, wir ziehen zusammen- nur weil der Abschluss naht?“ „Nein, nicht unbedingt deswegen…“, Lily atmete tief durch und schaute ihm tief in die meeresgrünen Augen. „Du weißt genau, dass wir schon viel länger etwas füreinander empfinden. Und… seit ich das offen mit dir ausleben kann, fühle ich mich so wohl und geborgen, wie noch nie… ich weiß nicht, wie ich das umschreiben kann, dieses Gefühl, wenn ich dir in die Augen seh…“ „Als wäre man… zu Hause angekommen.“, antwortete Damian leise. Lilys Herz pochte. „Ja.“, wisperte sie. „Genau.“ Ein sanftes Lächeln formte sich auf seinen Lippen. „Möchtest du tanzen?“, fragte er und über Lilys Züge huschte ein Grinsen. „Gern.“

Sie bewegten sich zu einem melodischen Musikstück, welches fast nur Pärchen zum Tanzen aufforderte. Doch Lily gefiel es. Sie tanzten dicht beieinander… ihre Hände lagen in seinem Nacken, seine ruhten an ihrer Taille.
Noch immer hatte sich Damians Tanzstil nicht verbessert, er schaffte keine drei Runden, ohne ihren Zeh zu erwischen. „Wenn sich das nicht ändert, überleg ich's mir zwei Mal, ob ich beim Abschlussball mit dir tanze.“, warnte Lily ihn, aber das freche Schmunzeln, was über ihr Gesicht flog, verriet sie. „Ich sollte wirklich besser aufpassen…“, murmelte Damian und schaute sie ein wenig betreten an. „Es ist nicht schlimm.“, versicherte sie. „Okay“, sagte er unsicher. Ihre Lippen formten sich abermals zu einem Lächeln, voller Zärtlichkeit. Und das Vergissmeinnichtblau in ihren Augen war mit Liebe gefüllt, als es direkt auf das Meeresgrün in Damians Augenpaar stieß. Sie lehnte sich an ihn, so eng sie konnte, stellte sich auf die Zehenspitzen und vereinte ihre Münder zu einem liebevollen Kuss. „Hab ich dir heute schon einmal gesagt, dass du umwerfend aussiehst?“, fragte Damian ernsthaft, während er ihr behutsam durch das lockige Haar strich. „Danke.“, flüsterte Lily verlegen, „du ebenfalls!“ Sie tanzten inmitten der Masse, aber ihre Augen sahen einzig und allein einander. Noch nie hatte Lily sich so frei und glücklich gefühlt- nicht auf die Art.

Lily tanzte viel an dem Abend. Sie tanzte mit Ben und erfuhr, dass Alexa ihn gefragt hatte, ob sie wieder zusammen sein wollten, dass er ihr aber einen Korb erteilt hatte. „Es ist einfach nicht mehr wie früher“, hatte Ben gesagt und Lily im Kreis gedreht, „es tut mir sehr Leid für sie. Aber ich will sie nicht länger belügen. Das kann ich nicht.“ Sie nickte und sagte, dass sie ihn verstand.

Sie tanzte mit Hugo und erfuhr, dass Jenny mit einer Grippe im Bett lag. „Ich wollte bei ihr bleiben, aber sie hatte mich gezwungen zu gehen… dabei kann ich die Fete so gar nicht genießen!“ Dann war sein Blick auf Alice gefallen, die an der Bar gesessen und sich mit Cocktails betrunken hatte. „Sie ist wunderschön heute Abend“, hatte er gesagt, „und ich weiß nicht, weshalb, aber ich trau mich einfach nicht, dieses wunderschöne Mädchen zum Tanzen aufzufordern… darf ich das überhaupt, obwohl ich mit Jenny zusammen bin?“ „Klar, aber du solltest dich beeilen, bevor sie nicht mehr gerade laufen kann!“, hatte Lily ihm geraten und kurze Zeit später hatte sie Alice tatsächlich in Hugos Armen gesehen- natürlich auf freundschaftliche Art und Weise.

Sie tanzte mit Cedric und erfuhr, dass sich die Wogen im Quidditchteam weitestgehend geglättet hatten. „Ein bisschen zu spät.“, hatte sie gemeint und Ced hatte geseufzt und gesagt: „Ja, leider. Naja, vorbei ist vorbei. Das versuche ich übrigens auch Sean klar zu machen. Immer noch. Aber Lily, sein Kopf ist nur mit einem gefüllt.“ „Sex?“, fragte Lily trocken. „Mit dir“, erwiderte Cedric ernst, „er ist unausstehlich. Ich meine nicht, dass er jeden blöd anmacht, der es wagt, ihn anzusprechen, obwohl das auch oft genug passiert. Ich meine, dass er todunglücklich ist. Es ist nicht mit anzusehen- du glaubst doch nicht immer noch ernsthaft, dass er deinem Damian ein Haar gekrümmt hat, oder?!“ Die Antwort blieb Lily erspart, denn Marik hatte sich frech zwischen sie gedrängelt und Lilys Hände umfasst. „Ich lös dich mal ab, alter Kumpel!“, hatte er gelacht und Cedric doof dastehen lassen.

„Wie läuft's mit Nina?“, hatte Lily gefragt. „Mit uns ist alles in Ordnung. Aber sie weint sehr viel“, hatte Marik traurig geantwortet. „Weswegen?“, wollte Lily betroffen wissen. „Elisabeth ist nach wie vor nicht aufgetaucht. Und Nina befürchtet, dass sie…“ „Oh.“ „Ja. Ich bin natürlich für sie da, aber… ich hab langsam Angst, dass sie in Depression verfällt oder so. Manchmal erkenn ich sie nicht wieder.“ „Ich hoffe von ganzem Herzen, dass Pa den Fall klären kann.“ „Da bist du nicht die Einzige.“ Nach diesem Tanz hatte sie noch einmal mit Damian getanzt und anschließend hatten sie beschlossen, die Party zu verlassen.

Sie gingen nach draußen auf die Ländereien. Es war ziemlich frisch, aber der Himmel war frei und klar. Die Sterne funkelten auf das verliebte Paar hinab, welches händchenhaltend am See entlang spazierte. Damian zog sein Jackett aus und breitete es auf einem kleinen Hügel aus. Er setzte sich und legte sich nieder, um den Sternenhimmel zu betrachten. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir den vor Juni noch einmal zu Gesicht bekommen.“, witzelte er, aufgrund des schlechten Wetters, was sich durch die vergangenen Wochen gezogen hatte. Lily lächelte milde. „Damian“, sagte sie sanft, „es ist kalt auf dem Fußboden. Du könntest dich erkälten.“ „Ja, das könnte passieren.“, antwortete er relativ gleichgültig. Er sah zu ihr auf. „Setzt du dich neben mich?“ Sie schüttelte grinsend den Kopf und ließ sich an seiner Seite nieder, legte ihren Kopf auf seinen Bauch. „Du frierst ja.“, stellte er ein paar Sekunden später fest, „ich denke, ein Wärmezauber wäre angebracht.“ Er schwang den Zauberstab. „Besser?“, fragte er leise und streichelte ihre Haare. „Viel besser.“, versicherte Lily, „danke.“

Eine Weile lagen sie da und betrachteten den Sternenhimmel. Irgendwann drehte Lily sich um und legte sich auf Damians Bauch. Sie blickte ihm in die Augen und gab ihm einen zärtlichen Kuss. „Ich liebe dich.“, hauchte sie gegen seine Lippen. Es war das erste Mal, dass sie ihm das sagte. Und dementsprechend erstaunt sah er auch aus. Er schluckte kurz und umfasste ihr Gesicht vorsichtig mit beiden Händen, während er ihr tief in die Augen schaute. „Ich liebe dich auch“, sagte er, mit eindringlicher aber sanfter Stimme, „Lily, du bist die bezaubernste Frau, die ich jemals kennen lernen durfte. Und manchmal befürchte ich noch immer, dass ich gleich aufwache, und alles vorbei ist. Dass du wieder bei dem Mcmillan- Schönling bist und ich euch beim Knutschen zusehen muss.“, er verzog das Gesicht. „So ist es aber nicht.“, flüsterte Lily und strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht, „ich bin mit dir zusammen, Damian und ich bin glücklich darüber! Alles ist wahr.“ Damian umschlang sie mit seinen Armen und küsste sie innig und leidenschaftlich. Beide versuchten, so viel Gefühl wie möglich in diesen Kuss zu legen- es war überwältigend, die Zeit schien für einen Augenblick still zu stehen. Ihre Herzen schlugen gemeinsam. Sie hatten denselben Takt- waren eins.

„Hilfe? Hilfe!“

Lily löste sich von Damian. „Hast du das gehört?“ Er schaute sie irritiert an. „Was gehört?“

„Hilfe!“

„Das!“ Lily hechtete auf. „Das klingt nach einem verängstigtem, kleinen Mädchen.“, erfasste Damian und schaute sich prüfend um. „Von wo kam das?“ „Vom Waldrand, glaube ich.“, Lily deutete nach rechts zum Verbotenen Wald. „Komm.“, Damian hob sein Jackett auf und nahm Lilys Hand in seine. Zusammen liefen sie der zitternden Stimme entgegen.

„H-Hilfe…“

„Ich erkenne etwas…“, Damian deutete auf eine kleine Gestalt, die scheinbar planlos am Waldrand entlang lief. „H- hallo?“ „Hey, hier sind wir! Wer bist du?“ Sie erhielten keine Antwort, aber sahen, dass das Mädchen auf sie zueilte. Schließlich stand sie vor ihnen, Tränen überströmt, mit zerrissener Kleidung und schmutzbeflecktem Gesicht. Sie konnte nicht älter als acht sein. Lily kam sie seltsam vertraut vor. „Könnt ihr mir h- helfen? Ich weiß nicht, w- wo ich bin.“ „Du befindest dich auf Hogwarts.“, erklärte Lily mit beruhigender Stimme, „keine Angst, hier kann dir nichts zustoßen… wie heißt du? Kommst du von Hogsmeade?“ „H- Hogsmeade? Hogwarts? Was ist das?“ „Warte, Lily. Vielleicht ist sie eine Muggel.“ Damian kniete sich vor das Kind nieder. „Wie heißt du?“ Die Kleine sah ihn verwirrt an. „Ich… ich weiß nicht.“

Ratlos wechselten Damian und Lily einen Blick. „Ich glaube, da kann nur Madam Sanchez helfen.“ Also nahmen sie das Kind in die Mitte und führten es zum Schloss hinauf. „Das sieht toll aus.“ „Ja, Hogwarts ist ein magischer Ort- im wahrsten Sinne des Wortes.“ „Wohnt ihr hier?“ „Ja, tun wir. Aber in den Sommerferien kehren wir zu unseren Familien zurück.“ „Familien…“, das Mädchen runzelte die Stirn, völlige Verwirrung zeichneten ihre kindlichen Züge aus. Sie betraten die Eingangshalle und waren gerade dabei, die Marmortreppe hinauf zu laufen, als eine ungläubige, beinahe schrille Stimme sie innehalten ließ: „Elli?“ Das Kind reagierte nicht, doch natürlich drehten Lily und Damian sich um.

Am Fuß der Treppe stand, mit tränengefüllten Augen, Nina. „Träume ich?“, flüsterte sie und rief dann lauter: „Elisabeth!“ Lily legte dem braunhaarigen Mädchen eine Hand auf die Schulter und drehte sie herum. „Kennst du das Mädchen?“, wollte sie von der Kleinen wissen. Doch diese schüttelte den Kopf. „Ich glaub nicht.“ Ninas Augen weiteten sich vor Schreck. „Elli… erkennst du mich nicht? Ich bin es: Nina! Deine Schwester!“ „Schwester?“, hilflos blickte das Kind auf die Ältere hinab und diese nickte hoffnungsvoll und näherte sich ihr. „Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht!“ „Nein… nein ich kenne die nicht!“ Angstvoll klammerte sich Elisabeth an Lilys Arm fest. Lily zuckte zusammen, als die Fingernägel sich ihr ins Fleisch bohrten- sie waren ungewöhnlich spitz. Damian betrachtete erst das Kindergesicht und dann Ninas ihres. „Die Ähnlichkeit ist unverkennbar“, sagte er ernst, „das hier ist Elisabeth Nickelsens.“

„Sie hat eine Art Amnesie.“, erklärte die Krankenschwester eine halbe Stunde später mit belegter Stimme. Sie stand im Morgenrock vor ihnen und war von der Tatsache, eine der entführten Kinder untersucht zu haben, mehr als konfus. „ein Gedächtnisverlust. Ich vermute ganz stark, dass er absichtlich ausgelöst wurde. Mit einem Zauber. Das Mädchen hat stark abgenommen, ich möchte, dass Sie, Mister Flint, hinunter zur Küche laufen und etwas von den Hauselfen holen. Ich denke, die Kleine hat ziemlichen Hunger. Und nehmen Sie auch einen Kakao mit. Miss Nickelsens, Sie gehen bitte augenblicklich zur Schulleiterin und sagen ihr Bescheid. Anschließend benutzen Sie bitte das Flohnetzwerk, um Ihren Eltern zu sagen, dass ihre verschwundene Tochter aufgetaucht ist. Alles klar?“ Nina und Damian nickten. „Gut- los, los, verlieren Sie keine Zeit! Vielleicht ist der Entführer in der Nähe und die anderen entführten Kinder ebenso.“ Damian und Lily wechselten einen Blick, ehe er mit Nina den Krankenflügel im Eiltempo verließ. Madam Sanchez betrachtete das Kind, was sich gerade in einer Wasserschüssel gewaschen hatte und nun immerhin sauber und mit einem frischen Nachthemd auf eines der Betten saß. Es schien unendlich verloren zu sein. Tränen quollen aus seinen Augen hervor. „Hey, Elli…“, vorsichtig gesellte Lily sich an ihre Seite, „es wird alles wieder gut, Kleines.“ Sie legte ihr eine Hand auf den Arm.

Da hob Elisabeth den Kopf und sah ihr direkt in die Augen. Ihre Augenfarbe und ihre Pupillen hatten sich verändert- die Augen waren gelb, die Pupillen hatten sich zu Schlitzen geformt. Ein leises, herzzerreißendes Winseln drang tief aus ihrer Brust hervor- ein Winseln wie das eines Welpen. „I- ich will zurück.“, jammerte das Mädchen- ihre Stimme wurde von einem leisen Knurren begleitet. Erschrocken wich Lily einige Schritte zurück. „Madam Sanchez?“, fragte sie mit banger Stimme. „Was geht hier vor?“ „Ich will zurück!“, rief Elisabeth und sprang auf. Ein lang gezogener Laut, eine Mischung aus Bellen und Winseln, drang aus ihrem Mund. Entsetzt zogen sich Lily und die Krankenschwester hastig bis zur Wand zurück.

Von Grauen gepackt sahen sie, wie das Kind in die Höhe schoss, wie ihr weiße Haare aus der Haut wuchsen- wie sich ihr Gesicht veränderte, sich zu einem Wolfsgesicht wandelte- die ganze Sache dauerte nur ein paar Minuten und vor ihnen stand eine schneeweiße Wölfin, deren Schnauze ihnen bis zur Brust ragte, kläglich winselnd, den buschigen Schwanz zwischen den Hinterbeinen eingeklemmt. Atemlos und erschüttert sahen sich die Hexen an. „Lily… Sie wissen, was das heißt…?“ Die Angesprochene nickte und schluckte fest: „Dass Elisabeth ein Werwolf ist, gibt uns die absolute Gewissheit, dass James Fall und der meines Vaters… ein und derselbe Fall sind…“

Lily blickte der Wölfin direkt in die gelben Augen- und diese legte den Kopf in den Nacken und ließ ein ausgedehntes Jaulen ertönen.

TBC



*Adescare ist italienisch und bedeutet „Verlockung“. Allerdings gebe ich auf diese Information mal lieber keine Garantie, hatte noch nie italienisch und wer weiß, ob das Internet nicht lügt ;)

Und zu Lilys Wunschberuf: Fällt nicht zu früh ein Urteil, ich habe nicht vor, aus der Fortsetzung, sollte ich sie einmal hochladen, einen Edward Cullen Roman zu schreiben. Meine Vampire sind wesentlich... menschlicher. Soweit das eben geht, wenn man untot ist xD.


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