Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Roses in the rain - Definitiv zu viele Eskapaden

von Schwesterherz

Hey, Leute! Es tut mir wirklich Leid, dass eine so lange Verzögerung entstanden ist, aber ich fand in den Sommerferien einfach nicht die Zeit zu schreiben, so unglaubwürdig das auch klingen mag. Aber nun gibt es ja endlich ein neues Kapitel! Ich hoffe, ihr seit weiterhin dabei! :)

@Annaly: Also... so lang sollte die Wartezeit definitiv nicht werden, verzeihung :/. Und am Ende hab ich wieder ein Cliffhänger ... *räusper* aber dieses Mal wird es nicht solange dauern... ich hoffe, das Kapitel hält, was du dir von ihm versprichst! :)

@Balu2008: Keine Sorge, jemand kommt Lily zu Hilfe, aber wer das ist...? Das wirst du gleich sehen ^.^.

@Chellie: Wow! So ein Riesenkommi! Vielen, vielen Dank! :) Ich danke dir für all dein Lob, da werd ich ja ganz rot *tihi* Ich hoffe, "Roses in the rain" gefällt dir auch weiterhin ;). Du darfst jedenfalls gespannt sein!


Kapitel 26

Definitiv zu viele Eskapaden

Lily spürte, wie die Panik sich in sekundenschnelle steigerte und ihr beinahe den Verstand raubte. Sie wollte nur eines: fliehen! Aber das war nicht möglich. „Los, Malcom! Hilf mir!“, wies der Junge an, der sie mit Seilen gefesselt hatte und trat zu ihr, um sie hochzuheben. Doch Malcom rührte sich nicht vom Fleck. „Was ist? Hast du Schiss?“, fragte der Dritte abfällig und trat an Malcoms Stelle zum Ersteren, um ihm unter die Arme zu greifen. „Hey!“, rief in dem Augenblick eine Jungenstimme, „was macht ihr da?! Seit ihr noch ganz dicht?!“ „Stupor!“, rief einer der Zwei, die Lily festhielten, doch der Fluch verfehlte sein Ziel. Sie kannte die Stimme, aber sie hatte keine Ahnung, zu wem sie gehörte, obwohl sie ein Gefühl des Vertrautseins in ihr aufkommen ließ. Doch ihr blieb keine Zeit, darüber nachzudenken, denn schon brach ein Duell zwischen den Fünftklässlern und ihrem voraussichtlichem Retter aus.

Sie war unsanft losgelassen worden und ein zweites Mal zu Boden gestürzt, dieses Mal hatte sie sich unangenehm den Musikknochen gestoßen. Scharf sog sie den Atem ein, während die Luft erfüllt war von der knisternden Spannung sämtlicher Flüche und Zauber. Sie sah die Lichtstreifen durch die Korridore zucken. Ihr rauschte das Blut in den Ohren. Eine Heidenangst überfiel sie mit all ihrer Macht- dieses Gefühl des Ausgeliefertseins war einfach scheußlich, nie zuvor hatte sie sich so gefühlt. Sie konnte nur schutz- und machtlos den Kopf wenden und versuchen, die Lichtstrahlen im Auge zu behalten- doch da sie so gut wie bewegungsunfähig war, nützte ihr das nicht viel. Und da geschah es: ein violettfarbener Zauber prallte an der Steinwand ab und wurde direkt auf ihren Körper geschleudert- noch ehe sie auch nur den Versuch, sich zur Seite zu bewegen, unternehmen konnte, hatte er sie an der Schulter getroffen.

Auf Anhieb breitete sich an dieser Stelle ein heißer Schmerz aus, der unverzüglich durch ihren ganzen Körper raste und jeden Winkel des diesen befiel. Es fühlte sich an, als würde kochendes Wasser anstelle von Blut durch Lilys Adern gepumpt werden. Sie wollte schreien, aber der Silencio Zauber hielt ihre Stimmbänder nach wie vor in Schacht. Hilflos lag sie da, das Gesicht schmerzverzerrt, mit tränenden Augen, während der Aufstand um sie herum kein bisschen nachgelassen hatte. Alle ihre Sinne waren auf den Schmerz ausgerichtet- es war unerträglich! Und das Schreibedürfnis nicht ausführen zu können steigerte die Qualen nur noch mehr. Lily konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, ihr ganzes Sein war auf den Schmerz fixiert, der gnadenlos durch ihren Körper pochte. Aus weiter Ferne hörte sie eine aufgeregte Stimme, die ihren Namen rief. Sie blinzelte, doch der Tränenschleier ließ sie nicht erkennen, um wen es sich handelte. „Diffindo!“ Sie spürte, wie die Seile sich lösten- sofort nahm ihr Körper eine verkrampfte Haltung ein. „Finite Incantatem!“

Nach Atem ringend registrierte Lily, wie der Schmerz langsam nach ließ. Ihr Mund war staubtrocken. Obwohl sie wusste, dass sie jetzt wieder sprechen konnte, brachte sie kein Ton hervor. Sie fühlte sich unermesslich erschöpft und ausgelaugt. Am Rande bemerkte sie, dass ihre Glieder haltlos zitterten. „Hey, hey, hey…“, der Junge kniete an ihrer Seite und berührte sanft ihre Schulter. Und endlich erkannte Lily ihn. Er hatte eine Platzwunde am Kopf, die stark blutete, schien ansonsten aber keine Schäden vom eben überstandenen Duell davon getragen zu haben. „Kannst du mich hören, Lily?“ Behutsam strich er ihr eine verklebte Strähne hinter das Ohr- da die Hitze nur so durch ihren Körper geschossen war, war sie total verschwitzt. „J-Ja.“, hauchte sie mit schwacher Stimme, die nicht weniger zitterte, als ihr Körper. „Du musst in den Krankenflügel.“, stellte ihr Retter überflüssigerweise fest, denn diese Tatsache war offensichtlich. Er manifestierte eine Trage und half Lily, deren Beine sie nicht zu tragen vermochten, auf die Liege. Aus den Augenwinkeln sah sie die drei Schüler stocksteif im Gang liegen- sie alle waren dem Ganzkörperfluch unterworfen. Erleichterung durchflutete Lily- auch, wenn es nicht unbedingt glimpflich für sie abgelaufen war, es war immerhin vorbei. Was auch immer die Jungen geplant gehabt hatten, sie hatten es nicht umsetzen können und das nur, weil er zur richtigen Zeit zur Stelle gewesen war. „Danke, Ben.“, raunte Lily und warf dem Angesprochenen einen dankerfüllten Blick zu. „Keine Ursache, ehrlich.“, er schenkte ihr ein schiefes Lächeln, „jetzt müssen wir erstmal sehen, dass Madam Sanchez dich wieder fit bekommt.“ Lily warf den Jungen einen letzten Blick zu. Sie würden ihre gerechte Strafe erhalten- sie würde aber für Malcom ein gutes Wort einlegen, denn dass er unter dem Gruppenzwang der zwei Anderen gestanden hatte, war offenkundig gewesen. In diesem Alter passierte das leider viel zu häufig.

Zu Lilys Glück lagen alle Gänge, durch die Ben sie auf dem Weg zum Krankenflügel schweben ließ, wie ausgestorben vor ihnen- es war ihr doch sehr unangenehm, auf dieser Trage zu liegen, aber anders ging es nicht. Als sie den Krankensaal erreichten, hatte Lilys Wahrnehmung sich schon wieder deutlich verbessert. Sie fühlte sich lediglich noch sehr schwach. „Mr. Bones, Miss Potter, war zum-?“ Madam Sanchez eilte ihnen entgegen, kaum dass sich die Flügeltüren geschlossen hatten. „Was ist passiert?“, wollte sie wissen, während sie Lily auf eines der Betten half und einen prüfenden Blick auf ihre zitternden Beine warf. „Ich habe drei Fünftklässler aus Gryffindor davon abgehalten, sie wo- auch immer- hin zu schleppen… als ich um die Ecke gebogen war, auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum, hatten sie die gefesselte Lily gerade vom Boden gehoben- ich habe keine Ahnung, was sie vorgehabt hatten…“, er wandte sich an Lily, „du?“ Sie schüttelte den Kopf. „Sie waren frustriert.“, erklärte sie mit kraftloser Stimme, „weil Hufflepuff Gryffindor so hoch geschlagen hatte. Sie sagten, es wäre meine Schuld und dass ich dafür büßen würde. Meine Einwände von wegen Schulverweis hatten nichts genützt- im Nu hatten sie mich gefesselt und mit dem Silencio zum Schweigen gebracht. Was sie mit mir vorhatten? Ich habe keine Ahnung.“

Sie räusperte sich und nahm dankend das Glas mit kühlem Wasser entgegen, was Madam Sanchez ihr reichte. Nachdem sie dieses geleert hatte, fuhr sie mit etwas stärkerer Stimme fort: „Als Ben sie bei ihrem Vorhaben unterbrochen hatte, brach ein Duell zwischen ihnen aus. Ich lag gefesselt auf dem Boden und hatte keine Chance zu entkommen, als ein violettfarbener Fluch mich traf…“, sie erschauderte, „es war so schmerzhaft… als hätte sich mein Blut in kochendes Wasser verwandelt. Ich konnte nicht einmal schreien. Ich glaube, ich war kurz davor, ohnmächtig zu werden, als Ben die Stricke und den Fluch von mir nahm. Ich weiß nicht, was es für einer war… Crucio denke ich jedenfalls nicht, aber weit entfernt davon konnte es auch nicht gewesen sein.“ „Apollonia.“, antwortete die Krankenschwester mit leiser Stimme, „ein Fluch, aus Alte und vergessene Hexereien und Zaubereien. Das ist ein Buch aus der Schulbibliothek. Sie sind die zweite Schülerin, die mit einem Fluch aus diesem in Kontakt geraten ist. Sein Sie froh, dass Sie nicht die Erste sind, die Zweitklässlerin hatte zwei Wochen im Krankenflügel bleiben müssen, bis ich das Gegenmittel herausgefunden hatte. Wie fühlen Sie sich jetzt?“ „Nur sehr schlapp.“ „Dann müsste ein Stärkungstrank reichen. Mr. Bones, kommen Sie hier hinüber, ich muss Ihre Platzwunde heilen.“ „Oh, ich habe auch eine Wunde am Kopf. Jedenfalls fühlte sich das so an“, sagte Lily. „Einen Moment, Miss Potter, das haben wir gleich. Wenn Sie beide wieder genesen sind, machen Sie sich unverzüglich auf den Weg zu Professor McGonagall. Den Schülern muss immerhin eine Lehre erteilt werden!“ Ben nickte: „Darauf können Sie sich verlassen!“

Die Meldung bei McGonagall nahm nicht viel Zeit in Anspruch und schon nach wenigen Minuten standen Ben und Lily wieder vor dem Wasserspeier. „Tja. Das war's wohl.“, meinte er und fuhr sich durchs Haar, was mal wieder wie ein Vogelnest auf seinem Kopf thronte. Lilys Mundwinkel zuckten. „Ja.“, bestätigte sie, „das war's. Zum Glück wird Malcom nicht von der Schule geworfen.“ „Dass die das riskiert haben. Nur wegen Quidditch. Ich raff das nicht.“, murmelte Ben und schüttelte den Kopf. „Ich hab sie ja noch gewarnt, aber sie wollten nicht auf mich hören. Sie wussten, dass das die Konsequenz ist.“, entgegnete Lily. Sie lächelte ihren Gegenüber an. „Danke für alles, Ben.“ „Kein Thema, Lily…“, er zögerte, „meinst du… wir könnten mal wieder was unternehmen?“ Sie legte den Kopf schief. „Dein Platz in unserer Mitte ist immer frei, Ben… es tut mir Leid, dass ich vor Weihnachten so zickig zu dir war, beim Hogwarts-Express. Es tat mir nur weh, dass mein jahrelanger Freund mich plötzlich wegen einem anderen Mädchen komplett ignoriert. Und als du mich so unerwartet auf dem Bahnhofsgleisen angesprochen hast, konnte ich damit nicht umgehen, ich war nur wütend und enttäuscht auf dich. Dabei weiß ich genau, wie das ist, wenn… wenn man Dinge und Menschen, die einem wichtig sind für andere aufgibt. Nur war ich nie zuvor in der Lage derjenigen, die aufgegeben wurde.“ Sie zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Verzeihst du mir?“ Ben grinste breit und hielt ihr die Hand hin. Als sie einschlagen wollte, zog er sie zurück und erwiderte: „Nur, wenn du mir verzeihst, dass ich die letzten Monate nicht für dich da war. Glaub mir, ich hab mich oft genug schlecht deswegen gefühlt. Aber ich werde mich bei Alexa durchsetzen. Und wenn sie das nicht verstehen will- dann mach ich eben Schluss. Die Beziehung ist sowieso kurz davor, in die Brüche zu gehen.“ Lily lächelte ihren ehemals besten Freund an. „Schon vergessen“, sagte sie. Er nickte erleichtert. „Gut.“


Sie kehrte mit Benjamin zum Gryffindorgemeinschaftsraum zurück und als die Zwei hintereinander durch das Portraitloch schlüpften, sorgte das schon für Aufsehen, da der letzte Anblick dieser Art lange her war. Lily achtete nicht darauf, sondern suchte Joceline, doch diese war nirgends zu sehen. Statt ihr entdeckte sie Angela an einem Schreibtisch am anderen Ende des Raumes und so fragte sie diese, ob sie Jo gesehen hätte. „Die ist gerade mit Cedric hinaus verschwunden“, sagte Angela. „Oh, okay. Danke.“ „Kein Problem. Hey, Ben, du bist doch gut in Zauberkunst, oder?“ Ben nickte. „Ja, stimmt.“ „Könntest du mir helfen? Ich blicke bei dem Zauber absolut nicht durch, den wir gerade durchnehmen und so würde ich für den Aufsatz bestimmt bis Mitternacht brauchen.“, stöhnend hielt Angela das unberührte Pergament in die Luft und deutete auf das aufgeschlagene Zauberkunstbuch. „Sicher. So schwer ist das gar nicht.“ Ben lächelte Lily noch einmal zu, ehe er sich neben Angela niederließ und Lehrbuch der Zaubersprüche - Band 7 zu sich heran zog. „Erzähl mir doch, wie viel du von Professor Augustins Erläuterungen behalten hast.“, startete er und Lily wandte sich leise ab, denn sie verspürte nicht die geringste Lust, sich am Aufsatzschreiben zu beteiligen. Lieber verzog sie sich in den Gemeinschaftsraum.

Dort saß Alice auf ihrem Bett und starrte die Turmwand ihr gegenüber an. „Hey.“ Die Braunhaarige schaute dumpf zu ihr auf. „Hallo“, hauchte sie. Lily betrachtete sie besorgt- sie war zwar selbst noch ziemlich eingenommen von dem überstandenen Angriff, aber dass hier etwas nicht stimmte, erkannte sie sofort. „Alice, was ist geschehen?“, fragte Lily alarmiert und setzte sich an die Seite ihrer lieb gewonnenen Freundin. Doch jene schluckte nur. „Nichts. Jedenfalls nichts Gravierendes.“ Lily zog eine Augenbraue empor. „Da zeigt mir deine Körpersprache aber was ganz anderes.“ Alice blickte Lily nicht in die Augen. „Mag sein. Aber ich möchte nicht darüber sprechen. Entschuldige.“ „Hat es was mit Hugo zu tun?“, mutmaßte der Rotschopf, und an der Art, wie Alice zusammen zuckte, erkannte sie, dass sie genau ins Schwarze getroffen hatte. „Muss schwer sein, seine Gefühle geheim zu halten, während der andere einen mit seiner neuen Liebe dicht textet.“, vermutete Lily und legte Alice einen Arm um die Schultern. Verwundert blickte diese zu ihr auf. „Seit wann weißt du es?“ „Seit einer Weile. Und keine Sorge, ich denke nicht, dass das sonst noch jemand mitbekommen hat.“ „Gut.“, Alice seufzte tief. „Wie war dein Spaziergang?“, wechselte sie abrupt das Thema, „du warst lange weg.“

„Naja. Sean hatte mich aufgesucht.“ In Alice trostlosem Blick blitzte Erstaunen auf. „So?“ „Ja. Wir… wir haben uns ausgesprochen, aber… uns ist auch klar, dass… dass es vorbei ist. Trotzdem, sein unvermutetes Auftauchen und die Aussprache… haben so vieles wieder hervor geholt… und das ist Damian gegenüber echt mies. Du weißt, dass es mein Vorschlag war, mit ihm nach Hogsmeade zu gehen.“ „Ja, ich weiß. Was willst du nun tun? Den Vorschlag zurückziehen, ihm sagen, dass du doch mehr Zeit brauchst?“ Lily seufzte. „Keine Ahnung. Mal sehn.“ In dem Augenblick klatschte etwas gegen die Fensterscheibe und erschrocken sahen die Mädchen auf. „Oh, es ist nur eine Eule.“, stellte Lily fest und schmunzelte über ihre Erschrockenheit. Doch das Schmunzeln verging ihr, als sie die Notiz las, welche an sie gerichtet war. „Lily?“, Alice blickte ihre Freundin fragend an. „Wenn man vom Teufel spricht. Damian möchte sich mit mir treffen, nach dem Abendessen beim gemeinsamen Treffpunkt für uns Schulsprecher.“, erklärte Lily und spürte ihren zügigen Herzschlag, der sich beschleunigt hatte, als sie seine Handschrift erkannt hatte. Gleichzeitig wurde ihr Mund ganz trocken. „Ups.“, äußerte Alice sich und verzog das Gesicht. „Wirst du zusagen?“ Lily zuckte die Schultern. „Da ich nicht weiß, was er von mir möchte… ja, ich sage zu.“ „Als ob das nicht ohnehin offensichtlich wäre…“, murmelte Alice und schüttelte den Kopf.

Als Lily mit Alice die Große Halle betrat, blickten die meisten Schüler sofort von ihrem Essen auf. Der Rauswurf des Fünft- und des Sechstklässlers hatte also schon die Runde gemacht. Roxanne sah Lily erleichtert an und diese zwinkerte ihr zu, zum Zeichen, dass sie okay war. Malcom war nirgends zu sehen- auch Joceline und Cedric fehlten. Sean beugte sich zu ihr, als sie an ihm vorbei ging. „Geht es dir wirklich gut?“, flüsterte er. „Ja, keine Sorge.“, antwortete sie und schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln, was Cynthia, die ihm gegenüber saß, beide Augenbrauen empor ziehen ließ. Lily beeilte sich mit dem Essen, denn es war ihr unangenehm, dass alle Blicke auf ihr lagen. Da war die Ignoranz auf eine Art und Weise besser zu ertragen. „Bis später.“, wisperte sie Alice zu, hüpfte von der Bank und verließ eilig die Große Halle.

Der Weg zum Schulsprecherraum war nicht lang, doch weit kam sie nicht. „Lily, warte, bitte!“ Sie drehte sich um. Vor ihr stand, sich auf die Unterlippe beißend, Malcom. Obwohl Lily genau wusste, dass er unter dem Gruppenzwang der anderen mitgemacht hatte, hob sie nur kühl eine Augenbraue, denn so einfach wollte sie es ihrem Nachhilfeschützling nicht machen.
„E-es… es tut mir Leid.“ Er sah sehr zerknirscht aus, „ich… ich wollte das eigentlich gar nicht. Früher war ich immer derjenige, der sich einen Spaß daraus gemacht hatte, andere zu ärgern und zu dummen Wetten und so zu bringen, aber jetzt, wo ich selbst mal so was erlebt habe…“, er stockte und sah zu Boden. „Danke, dass du bei Gonni ein gutes Wort für mich eingelegt hast. Ich glaube, meine Mum hätte mich rausgeworfen, wenn ich bei ihr aufgetaucht wäre, mit einem Schulverweis in der Tasche.“ „Und das aus gutem Grund! Seine Schullaufbahn wegen Quidditch so in den Sand setzen! Mensch, Malcom!“ „Ich war sauer und enttäuscht.“, rechtfertigte Malcom sich. „Und überaus dämlich.“, stellte Lily klar. Malcom starrte sie kurz wütend an, doch dann ließ er mutlos den Kopf hängen und nickte. „Du wirst an dieser Schule bleiben“, sagte Lily, „aber zu meinem Nachhilfeunterricht kommst du fortan nicht mehr. Hast du mich verstanden, Clint?“ Er schluckte und seine Augen sahen sie bittend an, doch sie blieb hart und zeigte keine Regung. „Ja.“, hauchte er. „Deine Entschuldigung akzeptiere ich.“, meinte Lily noch und kehrte ihm den Rücken zu.

„Auch schon da?“, begrüßte Damian sie mit einem Lächeln, was etwas gezwungen wirkte. So viel Zeit hatte sie nun auch nicht gebraucht. „Bin aufgehalten worden, tut mir Leid.“ Sie lächelte ihn entschuldigend an. Er öffnete die Tür und ließ sie vorbei. „Von Mcmillan?“, fragte er wie nebenbei. „Nein.“, erwiderte Lily schlicht. „Gut.“ „Und selbst wenn, wäre das nicht deine Sache.“ „Stimmt wohl.“, willigte Damian reserviert ein. Er drehte sich zu Lily herum. „Ich habe heute Geburtstag.“, meinte er. Lily sah ihn leicht erschrocken an. „Oh- ich-“
„-deswegen hatte ich dir die Eule geschickt. Ich wollte einen gemütlichen Abend mit dir verbringen. Wäre dir das Recht?“ „Wo ich schon kein Geschenk für dich besitze- klar.“ „Du musst dich deswegen nicht unbehaglich fühlen. Ich hatte einfach keine Lust, es jemanden zu sagen…“, Damian stellte sich ans Fenster, es herrschte finstere Nacht. „Ich schätze mal, Mcmillan hatte sich um dich gesorgt, am Gryffindortisch?“ „Ja.“, entgegnete Lily ruhig, „er hatte gefragt, ob es mir gut geht. Das ist alles.“ Damian seufzte. „Ich habe euch heute beim See gesehen. Es sah nicht so aus, als würdet ihr euch streiten. Eher… versöhnen.“ „Ich werde mich nicht vor dir für irgendetwas rechtfertigen, was mit Sean zu tun hat, Damian. Er ist…“, sie stockte. „Ein Teil deiner Vergangenheit. Aber irgendwie auch nicht, oder?“

Lily stand mitten im Raum und fühlte sich immer unwohler. Damian stand noch immer am Fenster. „Du hast doch noch nicht mit ihm abgeschlossen, richtig? Ich habe das befürchtet.“ Er wandte den Kopf und sah ihr direkt in die Augen. In den seinen lag … eine Mischung aus Schmerz und Enttäuschung. Dieser Ausdruck quälte Lily sehr, zu oft hatte sie ihn in den letzten Wochen sehen müssen. Je mehr sie vermeiden wollte, anderen, an denen ihr etwas lag, weh zu tun, umso eher passierte genau dies. Die Welt konnte so unfair sein. Damian trat auf sie zu und stoppte, dicht vor ihr. Er hob die Hand und strich ihr zärtlich über die Wange. Und ehe Lily wusste, wie ihr geschah, spürte sie seine Lippen auf den ihren. Mit klopfendem Herzen erwiderte sie diesen Kuss, so gefühlvoll es ihr möglich war. Sie wollte, dass er spürte, dass es ihr Leid tat, und dass sie nichts dafür konnte. Dass die Emotionen sie einfach noch zu sehr im Griff hatten. Schließlich löste er sich von ihr.

„Gib mir noch etwas Zeit.“, bat Lily mit leiser Stimme. „Ich werde warten. Keine Angst.“, antwortete Damian gelassen. „Ich hatte nur nicht damit gerechnet… ihn noch mal in deiner Nähe zu sehen. Zumindest nicht, wenn du allein bist.“
„Wir haben uns ausgesprochen.“, erklärte sie, „einfach nur drüber geredet. Das ist alles. Wir beide wissen, dass es für uns keine zweite Chance gibt. Dafür ist zuviel vorgefallen.“ Damian nickte. „Ich verstehe.“ Er blickte zum Fenster, betrachtete ruhig sein Spiegelbild. „Heute Morgen war keine Post von Mum da. Das war… so ungewohnt. Und sorgte für einen kurzen, stechenden Schmerz…“ Lily öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch Damian fuhr schon fort, indem er sich an sie wandte und sagte: „Aber ich möchte diesen Geburtstag trotzdem einigermaßen schön in Erinnerung behalten. Und wenn wir schon nicht an deinem feiern konnten…“ Er zog den Zauberstab und ließ mit konzentrierter Miene zwei Flaschen erscheinen, die mit einem dumpfen Geräusch auf der Tischplatte landeten. Zwei weitere Schlenker und es erschienen Gläser dergleichen Anzahl. „Wow, du bist ja ein richtiger Meister darin geworden.“, staunte Lily. Damian lächelte und zwinkerte ihr zu. „Was wäre denn eher dein Geschmack: Holunderblütenwein oder Eierlikör?“ „Ich hätte mich auch mit ganz gewöhnlichem Butterbier zufrieden gegeben.“, lachte Lily. „Nicht heute Abend.“, entgegnete Damian und führte sie an den Tisch.

Es war sehr spät, als Lily zum Gemeinschaftsraum zurückkehrte. In diesem saßen nur noch ein paar einzelne Sechstklässler, die über irgendwelchen Hausaufgaben hingen. Lily, die hundemüde war, beachtete sie nicht weiter und ging in ihren Schlafsaal. Alice schnarchte leise vor sich hin und Jocelines Bett war unberührt. Höchstwahrscheinlich übernachtete sie mit Cedric im Raum der Wünsche. Lily konnte das nur Recht sein, sie freute sich für Jo, dass es endlich geklappt hatte. „Schon komisch“, dachte sie, „wie Beziehungen sich auflösen, neu zustande kommen, halten… Hugo ist endlich mit seiner Jenny zusammen und Jo mit Ced. Alice ist unglücklich verliebt. Sean auch- noch jedenfalls. Ich stehe zwischen den Stühlen. Und Ben ist kurz davor, Schluss zu machen. Beziehungen bestimmen wirklich einen Großteil unseres Lebens… wann hat das nur angefangen? Wann wurden wir von unbeschwerten Kindern zu jungen Erwachsenen?“ Sie kam nicht mehr dazu, sich eine Antwort zu überlegen, denn ein tiefer, traumloser Schlaf übermannte sie.

Die Tage verstrichen und aus dem winterlichen Ambiente entwickelte sich ekelhafter Schneematsch. Die Temperaturen nahmen ein wenig zu und so schien der Regen kein Ende nehmen zu wollen. Auch am Valentinstag, dem 14. Februar, goss es wie aus Kübeln. Lily, Joceline und Alice hatten kaum Zeit, davon Notiz zu nehmen- es war Samstag und alle drei saßen mit konzentrierten Gesichtern vor ihren Verteidigungshausaufgaben. „Hopkins gibt uns echt zu viel auf!“, motzte Jo missgelaunt. Die anderen stimmten ihr zu. Sie mussten sowieso schon viel Arbeit in Hausaufgaben stecken, aber ihr Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste übertrieb es echt! „Referate! Ich glaub, ich spinne!“, Alice verzog das Gesicht, „als ob es mich kümmern würde, wer der Erfinder des Patronus- Zaubers ist. Ist doch gut, wenn der Zauber funktioniert, können wir es nicht dabei belassen?“ „Immerhin musst du nicht Lord Voldemorts Geschichte erzählen, die sowieso schon jeder kennt.“, murrte Lily, „und egal, wie ich es betonen werde, Hopkins wird mir unterstellen, ich werde die Geschichte viel zu hochnäsig wiedergeben, nur, weil mein Vater eine bedeutende Rolle darin spielt. Ich würde grad gern liebend gern brechen.“ „Immerhin haben wir dann heut Abend frei, nachdem wir das erledigt haben. Cedric meinte, er hätte eine Überraschung für mich.“, erzählte Joceline und ihre Augen begannen zu leuchten, während sie sich gedankenverloren mit der Federspitze an der Nase kratzte. Den Tintenklecks, den sie dort hinterließ, ließ Alice und Lily amüsiert schmunzeln. „Hast du es gut“, sagte Alice, „am Valentinstag fühlt man sich wie der letzte Depp, wenn man solo ist und einem nur noch schwerstverliebte Pärchen auffallen.“ „Ich kann den Valentinstag sowieso nicht ausstehen.“, offenbarte Lily ungerührt, „das ganze pinke Herzchenkonfetti, und die hässlichen Engel heut Morgen beim Frühstück- und alle Paare vergessen alles und jeden um sich herum und das Wort zurücknehmen ist ihnen plötzlich auch fremd geworden.“ Lily bedachte Joceline mit einem vielsagenden Blick, die bis zu den Haarwurzeln errötete und schweigend auf ihr vollbekritzeltes Pergament starrte.

„Hast du Cameron eigentlich zurück geschrieben?“, wechselte Alice unvermittelt das Thema und Lily zuckte zusammen. Vor wenigen Tagen hatte sie das Schreiben Camerons erhalten, in dem diese ihr mitgeteilt hatte, dass sie Lilys Entscheidung zwar versucht hatte, zu akzeptieren, dass ihr das aber unheimlich schwer fiel und sie es nicht schaffte, sich abzulenken. Dass Lily ihr ständig und überall im Kopf herum spucken würde und jeder Rotschopf, der ihr über den Weg lief, für einen Stich in ihrem Herzen sorgen würde. Zum Schluss hatte sie gebeten, jedenfalls Briefkontakt zu halten. Doch obwohl Lily Cameron unheimlich gerne hatte, wusste sie, dass eine Kontaktaufnahme- egal wie- nichts bringen würde. Cameron würde nur noch mehr leiden, da sie genau wusste, dass Lily nicht so fühlte wie sie. Die klischeehafte 'wir- können- doch- Freunde- sein' Masche funktionierte einfach nicht. Deswegen hatte Lily es vermieden, ihrem One- Night- Stand zu antworten. „Nein. Ich glaube, das würde mehr schaden, als nützen.“, meinte Lily und seufzte. „Lily Potter?“, fragte eine dünne Stimme in ihrem Rücken und sie drehte sich um. Eine Erstklässlerin mit Zahnspange und braunen dünnen, geflochtenen Zöpfen, die aussahen, wie Rattenschwänze, sah schüchtern zu ihr auf. „Ja?“, fragte Lily freundlich. „Für dich!“ Das Mädchen drückte ihr einen Zettel in die Hand und huschte davon. „Süß.“, kommentierte Alice grinsend und lugte neugierig in Lilys Schoß. „Und von wem ist die mysteriöse Nachricht?“ Lily seufzte erneut. „Damian. Er will mich am See treffen. Jetzt.“ Joceline warf einen Blick aus dem Fenster. „Viel Spaß, könnte etwas feucht werden.“ „Sehr lustig.“, grummelte Lily und erhob sich. „Hey, glaubst du, dass aus euch noch was wird?“, wollte Alice interessiert wissen.
„Momentan weiß ich es echt nicht. Ihm ist bewusst, dass ich noch viel für Sean empfinde. Und obwohl diese typischen Verliebtheitsanzeichen bei mir für Damian vorhanden sind, habe ich keinen Schimmer, wo das hinführen wird.“ „Die Zeit wird es zeigen, vermute ich mal“, sagte Joceline. Lily zuckte die Schultern. „Ich schnapp mir meinen Regenmantel und schau, was er will. Bis später.“ „Ciao.“, antworteten ihre Freundinnen zugleich und beugten sich erneut über ihre Referate.


Sie musste nicht lange warten. Als Lily Damian mit gelassenen Schritten auf sie zukommen sah, bemerkte sie,
wie sich ihr Pulsschlag erhöhte. Er trug seinen schwarzen Wintermantel, der ihm immer noch unheimlich gut stand. Natürlich versuchte sie, sich das nicht anmerken zu lassen. Lily wartete ungeduldig, bis der Slytherin vor ihr zum Stehen kam. „Ich hoffe für dich, dass du einen guten Grund besitzt, um mich hierher in den Regen zu bestellen.“, murmelte sie leicht verstimmt und verschränkte demonstrativ ihre Arme vor der Brust, „was willst du, Damian?“ Er schaute ihr direkt in die Augen und lächelte milde, als er eine weiße Rose hinter seinem Rücken hervor holte und sie ihr in die Hand drückte. „Ich will dich“, sagte er ruhig und sein Blick intensivierte sich. Dann ließ er rasch einen sanften Kuss auf ihre Wange fallen, kehrte ihr den Rücken zu und lief wieder hinauf zum Schloss. Der Wind blies ihr die Haare ins Gesicht. Sie kitzelten Lily an der Nase. Der Regen verstärkte sich- tropfte von den Haaren in die Stirn, rann vom Kinn in den Kragen. Sie schauderte und blickte ihrem erhitzen Atem nach, während dieser einzelne Satz von ihm in ihrem Kopf umher wirbelte, als würde auch dort der Luftstrom an ihren Gedanken zerren. Dieser Satz, der in ihr alles zum Kribbeln brachte und sie fragen ließ: Konnte man zwei Menschen zugleich auf dieselbe besondere Weise lieben? Und ihre Augen hingen an der weißen Rose in ihrer Hand, an deren Blütenblätter das Wasser abperlte.

„ALEXA, du bist echt unerträglich!!“ Lily hatte das Gefühl, als würden ihr die Ohren abfliegen, als sie durchnässt den Gemeinschaftsraum betrat, „ich hab keine Ahnung, was du von mir willst! Ich liebe Cynthia, nicht dich!“ Perplex starrte sie auf das sich zoffene Paar in der Mitte des Gemeinschaftsraumes. Alexa funkelte Benjamin an- ein paar Strähnen hatten sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst und hingen ihr wild ins Gesicht. „Und? Wie lang belügst du mich schon?!“, giftete sie und Tränen rannen ihr übers Gesicht. Keinem der Beiden war offensichtlich klar, dass die Hälfte ihres Hauses den Streit mitbekam. „Ach weißt du was- ich will's gar nicht wissen! Hau doch ab zu deiner Robins! Ich- ich bin fertig mit dir!“ Völlig aufgelöst eilte Alexa an Lily vorbei und verschwand hinter dem Portraitloch. Lily derweil lief zu Ben hinüber und fragte komplett irritiert: „War das gerade dein Ernst? Du- du liebst Robins?“ „Äh- Lily… komm doch bitte mal kurz herüber!“, rief Cedric in diesem Moment, der sich auf den untersten Treppenstufen niedergelassen hatte, welche zu den Jungenschlafsälen führten. Nach wie vor verwirrt befolgte Lily seine Bitte.

„Was ist denn?“ „Schau… das hab ich vor meinem Bett gefunden.“ Er hielt ihr ein goldenes, zerknittertes, dünnes Stück Papier entgegen. „Was ist damit?“ „Das gehört zu der Verpackung eines Elfenweins, den Sean gestern von einer bestimmten Person bekommen hat.“, erklärte Cedric und sein Blick verfinsterte sich ein wenig. Lily betrachtete das Papierstück genau und warf dann einen Blick auf Ben, der dumpf vor sich hinstierte. „Liebestrank von Cynthia Robins, das Aas.“, schlussfolgerte sie. „Gut erkannt.“, murrte Ced. „Ich nehme ihn mit zu Damians und meinem Raum und braue ihm ein Gegenmittel. Die Zutaten müssten noch vorhanden sein, wir haben sie für Notfälle nach dem Golden Cauldron Competition nicht in die Kerker zurückgebracht.“ „Gut. Ich gehe und suche Sean, um ihn vor einer hinterhältigen Kratzbürste zu warnen!“ Entschlossen verließ Cedric den Gemeinschaftsraum. „Hübsche Rose, Lily.“, grinste Angela anerkennend, die nicht weit von ihr entfernt stand. „Ja, danke… würdest du mir einen Gefallen tun, und sie in meinen Schlafsaal bringen? Ich muss Ben helfen.“ „Dem ist nicht mehr zu helfen.“, erwiderte Angela überzeugt, nahm Lilys Rose aber an. „Danke!“, rief Lily ihr nur zu und gesellte sich an Bens Seite. „Du suchst bestimmt Cynthia.“, mutmaßte sie. „Hast du sie gesehen?“, fragte Ben und sah sie atemlos an. „Ja, habe ich. Ich führ dich zu ihr, komm mit!“ „Warte!“, Ben sah an sich hinab. „Kann ich so gehen?“ Er trug einen schwarz- rot gestreiften Pullover und eine schlichte Jeanshose. Aber Cynthia machte sich eh nichts aus ihm- abgesehen davon, dass sie ihn nicht zu Gesicht kriegen würde. „Sicher! Die inneren Werte zählen- na los!“ „Danke Lily, du bist einfach die Beste!“, rief Ben und folgte ihr. Lily erinnerte sich, dass er ihr dasselbe bei seinem ersten Date mit Alexa gesagt hatte.

„Was wollen wir in diesem Raum?“, fragte Ben ahnungslos, als Lily die Tür des Schulsprecherzimmers öffnete. „Ich weiß doch, was für ein Nervenbündel du sein kannst.“, meinte sie und schob Ben hinein, „also werde ich dir noch was mischen, okay?“ „Tatsächlich? Stark, danke, Lily.“ „Bedank dich später.“ Lily verfrachtete ihn in den Sessel, in dem Damian ihr vor Monaten gesagt hatte, dass seine Mutter gestorben war. Hier würde gleich die fehlgeschlagene Liebe für Cynthia sterben- ein Glück! „Dauert nicht lange!“, rief Lily über die Schulter, während sie alles zusammen suchte. „Alles klar.“ Ben saß angespannt im Sessel und Lily rührte, schälte und häckselte, vermischte alles und passte auf die Temperatur auf. „Können wir eigentlich bei der nächsten Nachhilfe durchnehmen.“, bestimmte sie, als sie den fertigen Trank in ein Glas goss und dieses Benjamin reichte. „Achtung, heiß.“, warnte sie. „Okay…“, zögernd trank Ben aus dem Glas. Schon nach den ersten paar Schlucken entspannte er sich merklich und das Dauergrinsen, was er auf dem Weg hierher spazieren getragen hatte, schwand von seinen Lippen. Nachdem er das Glas komplett geleert hatte, gab er es Lily und schien etwas verwirrt zu sein. „Wie komm ich hierher?“, fragte er. „Das…“, sagte Lily und zog ihn aus dem Sessel, „ist eine etwas längere Geschichte. Ich erzähl sie dir auf dem Rückweg zum Gemeinschaftsraum.“

„Robins, was willst du von mir? Zieh leine, ich habe kein Interesse an dir, wie oft soll ich dir das noch sagen?!“ Lily erkannte Seans entnervte Stimme sofort. Er und Cynthia verbargen sich offenbar hinter einem Wandvorhang. „Warte.“, sie stoppte Ben, indem sie ihren Arm zur Seite ausbreitete. „Was ist?“, fragte er, der noch immer fassungslos über die Geschichte von gerade war. „Ich… ich versteh das nicht… was findest du nur an Potter?! Was bitte hat sie, was ich nicht habe?“ „Du bist wirklich unglaublich eingebildet.“, schnaubte Sean, „wenn dir nicht auffällt, warum Lily ein besserer Mensch ist, als du, tust du mir wirklich Leid!“ Ben und Lily sahen sich aus großen Augen an. „Du… du liebst sie noch immer?“, aus Cynthias Stimme schwang eine gehörige Portion Unverständnis mit. „Ja, verdammt! Natürlich! Sie ist wundervoll, sie ist begabt, sie ist liebenswert, hat einen starken Charakter, ist bildschön, hilfsbereit und unheimlich humorvoll! Sie ist in jeglicher Hinsicht meine Traumfrau, und glaube mir, du kannst ihr nicht das Wasser reichen!“ „Du hast echt Tomaten auf den Augen!“, rief Cynthia, „sie hat dich betrogen!“ „Und was geht dich das an?! Abgesehen davon will ich echt nicht wissen, wie viele Typen du schon auf diese Art hintergangen hast! Ich weiß, dass Lily und ich keine Chance mehr haben, aber… aber wenn ich das Bild, wie Flint ihr die Rose gibt… sie auf die Wange küsst… wenn ich das nur vor mir seh…“ „Oh Gott, dein Gesichtsausdruck ist ja fürchterlich! Da wird es dich ja noch mehr schocken, wenn ich dir sage, dass die Zwei am achtundzwanzigsten Februar ein Rendezvous haben.“

Lily zuckte zusammen- und obwohl sie Cynthias Miene nicht sehen konnte, so wusste sie genau, dass diese gerade ein kaltes Grinsen auf dem Gesicht trug. „Was? Das… das meinst du nicht Ernst!“, Seans Stimme klang reichlich schockiert. „Komm in der Realität an, Sean, sie hat dich überwunden und schmeißt sich schon seit Wochen an diesen Slytherin ran! Willst du ihr wirklich noch länger hinterherlaufen, hä? Ich weiß, dass du nicht so ein jämmerlicher Wicht bist!“ „Du kennst mich nicht, Robins. Und was das hinterherlaufen betrifft, solltest du dir mal dieselbe Frage stellen…“ Ben und Lily hörten Schritte, dann war alles leise. Nur ein kaum vernehmbares Schniefen war noch zu hören- und Lily sah, wie sich der Wandvorhang bewegte. Rasch packte sie Ben am Arm und ehe dieser sich versah, fanden sie sich vier Korridore weiter vorne wieder, direkt vor dem Portraitloch. Sie waren nicht appariert, sondern waren wie der Blitz die Gänge entlang gesaust, als hätten sie Inlineskates getragen. Ein sehr nützlicher Zauber. Schweigend sahen sie sich an. „Ich hätte nicht gedacht, dass Sean…“, fing Ben an, doch Lily unterbrach ihn: „Ich hatte Sean nicht bemerkt…als Damian mir die Rose gegeben hatte, heute… ich wusste nicht, dass Sean…“ „Soweit ich weiß, hatte Gryffindor heut Quidditchtraining.“ „Hätte ich das gewusst, dann…“, sie stoppte. „Dann?“, Ben sah sie fragend an. „Ich will ihn nicht noch mehr verletzen.“, hauchte Lily. „Da wird kein Weg dran vorbei führen, wenn du mit Damian zusammen kommst.“, stellte Ben klar, „aber, Lily, mach dich deswegen nicht fertig. Er wird schon… jemand anderes finden. Ich meine, er ist begehrt, beliebt, sieht klasse aus und spielt fantastisch Quidditch. Es wäre ein Wunder, wenn er kein anderes Mädchen finden würde, was ihn verzaubert. Nur… ich bin mir sicher, dieses Mädchen wird auf keinen Fall Cynthia Robins heißen.“ Lily sah ihn nachdenklich an. „Glaubst du, das Schniefen, was wir gehört haben…“ „gehörte zu Robins?“, beendete Ben den Satz, „kann sein. Es ist zwar nur schwer vorstellbar, aber selbst Robins… ist ein ganz normaler Mensch. Zwar sind ihre Charaktereigenschaften zum Kotzen, aber- auch sie hat Gefühle.“ Lily verzog das Gesicht. „Schwer vorstellbar ist die Untertreibung des Jahrhunderts!“ Er lachte. „Was ist jetzt, Leute- wollt ihr rein oder was?“, fragte die fette Dame sie gereizt und deutete mit einer Nagelfeile auf die Zwei. „Ja- sicher.“ „Dann seht zu, ich muss Violett einen Besuch abstatten, der keinen Aufschub duldet!“ Sie nickten und kletterten hindurch.

Den Rest des Tages verbrachte Lily damit, über ihre verwirrenden Gefühle nachzudenken und über ihr Voldemort Referat zu brüten. Sie war gerade über einen dicken Wälzer namens „Aufstieg und Niedergang der dunklen Künste- Neuauflage“ eingenickt, als sie grob an der Schulter gerüttelt wurde. „Lily! Wach auf! Du wirst es nicht glauben! Oh, ich könnte ihm den Hals umdrehen!“ Verwirrt blinzelte sie Joceline an, die auf hundertachtzig war. „Was hat Ced angestellt?“, murmelte sie noch etwas schlaftrunken. „Ced? Ced ist mein wundervoller Freund, an dem ich keine Fehler finde- es geht um Florentin!“ „Dein Bruder? Was ist mit ihm?“ „Er ist einfach… peinlich! Und er nimmt sich das Recht heraus, über mein Liebesleben bestimmen zu wollen! Stell dir vor- er griff Ced an, als er uns beim Küssen erwischte! Er rief, dass Ced endlich die Finger von mir lassen sollte und dass er nicht gut genug für mich wäre und so! Ich ging dazwischen und Florentins Faust, die eigentlich Cedric treffen sollte, erwischte mich!“ Lily musterte das Gesicht ihrer Freundin. „Sieht man gar nicht mehr.“, kommentierte sie trocken. „Ich komm ja auch gerade aus dem Krankenflügel! Aber ist das nicht ungeheuerlich?! Was bildet sich dieser fünfzehnjährige Wicht eigentlich ein?! Wahh!“ Lily seufzte. „Schätzchen, das ist normal. Dasselbe habe ich mit Albus erlebt und Rose mit Hugo. Irgendwie scheinen unsere Brüder der Meinung zu sein, sie müssten uns unsere Kerle aussuchen, weil wir das ja nicht könnten. Irgendwann kapieren sie, dass sie sich nicht in das Liebesleben ihrer Schwester einmischen sollten- und das war's dann. Du wirst schon sehn, Florentin kriegt sich schon wieder ein.“ „So, wie der ausgetickt ist, glaub ich da nicht dran! Aber wenn er Ced noch einmal zu nahe kommt, hexe ich ihn windelweich, darauf kannst du Gift nehmen!“ „Lieber nicht.“ Entrüstet blickte Jo ihre Freundin an. „Was ist denn nur los mit dir? Kannst du mich denn gar nicht verstehen?“ Lily atmete tief durch.

„Doch, natürlich. Entschuldige. Ich hab ein Gespräch zwischen Robins und Sean mit bekommen und … das hat mich aufgewühlt.“ „Ist dir schon aufgefallen, dass du wieder von Mcmillan zu Sean gesprungen bist? Wie sah das Gespräch denn aus?“, Jo setzte sich auf den Tisch und sah Lily erwartungsvoll an. Diese berichtete ihr alles. „Okay. Ja. Nun…“, am Ende der Geschichte wirkten beide etwas ratlos. „Wie Ben schon sagte… er wird drüber hinweg kommen.“, schloss Joceline. „Meinst du? So, wie er klang, als er Damian erwähnte, fürchtete ich, er würde ihm was antun.“, erwiderte Lily. „Ja, mein ich“, sagte Jo bestimmt, „willst du noch mit Damian ausgehen?“ Lily senkte den Blick. „Ich werde mit ihm ausgehen. Um herauszufinden, ob es tatsächlich zwischen uns klappen kann. Ob es jetzt schon geht.“ „Da bin ich ja mal gespannt!“ „Ja.“, Lily lächelte und blickte auf ihre voll geschriebenen Pergamente, „ja, ich auch.“

Der achtundzwanzigste Februar war da- und Lily hatte die Hälfte ihres Kleiderschrankes ausprobiert, ehe sie sich für einen schlichten, schwarzen Baumwollpullover mit V-Ausschnitt und einer dunkelblauen Röhrenjeans entschieden hatte- dazu ihre schwarzen Stiefel und den roten Regenmantel- das Wetter war nach wie vor scheußlich. Ihre Haare waren offen und wurden von einem dunkelblauen Haarreifen geziert. Rasch hatte sie sich noch silberne Ohrringe eingesteckt und etwas Make Up aufgelegt. Und schon war es an der Zeit gewesen, hinunter in die Eingangshalle zu gehen. Ihre Freundinnen hatten ihr viel Spaß und Glück gewünscht und sich verschwörerisch zugegrinst. Doch nun stand Lily schon mehr als 15 Minuten vor dem Tor und wartete. Sie runzelte die Stirn. Es war sehr ungewöhnlich für Damian, nicht rechtzeitig irgendwo zu erscheinen. Er würde sie doch nicht aus Furcht vor dem Rendezvous versetzt haben, oder? In diesem Augenblick rannte eine leichenblasse Annika Meyers die Marmortreppe hinab. „Lily!“, rief sie und ihre Stimme spiegelte das Entsetzen auf ihrem Gesicht wieder, „Lily, du musst kommen, sofort!“ Alarmiert starrte sie die Drittklässlerin an. „Was ist geschehen?!“

„Lily- ich- ich habe Damian gefunden, er- er blutet und ist bewusstlos, ich wusste nicht, was- was ich tun sollte, ich- Oh Gott!“ Lily erstarrte. „Bring mich zu ihm!“, rief sie, „schnell!“ Annika nickte und kehrte um, Lily auf den Fersen. Sie rannten durch die Eingangshalle, sprinteten über die Marmortreppe mehrere Stockwerke empor- Lily achtete nicht auf den Weg. Ihr Herz raste zum Zerspringen. „Bitte…“, dachte sie, „lass ihm nichts Schlimmes passiert sein!“ Keuchend gelangten sie in den Korridor, der zur Bibliothek führte- aus Lilys Gesicht wich der letzte Rest Farbe. „Damian!“, schrie sie und stürzte sich auf den am Boden liegenden Jungen, der mit dem Gesicht voran auf dem kalten Boden lag- jemand musste ihn von hinten angegriffen haben! Sein Hemd war am Rücken blutbesudelt. „Damian?“, hauchte Lily atemlos, und drehte seinen Körper vorsichtig herum. Damians Augen waren geschlossen, aber sein Atem rasselte und war sehr unregelmäßig. Sie fühlte seinen Puls und auch dieser pochte ungeregelt. Von Damian kam keine Reaktion- er war ohnmächtig. Lily spürte, wie ihr Tränen in die Augen schossen.

„Hol Madam Sanchez“, sagte sie Annika mit brüchiger Stimme, „beeil dich!“

TBC


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
DVD: Game of Thrones - 3. Staffel
[DVD] [Blu-ray]
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Aber ich habe gelernt, auf allen möglichen Arten von Papieren zu schreiben. Die Namen der Hogwarts-Häuser sind auf einer Flugzeug-Kotztüte entstanden - ja, sie war leer.
Joanne K. Rowling