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Fanfiction

Roses in the rain - Kindheitserinnerungen, Beschwörungen & eine Wette

von Schwesterherz

Kapitel 3

Kindheitserinnerungen, Beschwörungen & eine Wette

Lily liebte Zaubertränke. Es war ihr absolutes Lieblingsfach. Das lag wahrscheinlich daran, dass sie ein Ass in Zaubertränke war- sie hatte einfach das Gespür dafür (ja, sie brauchte nicht schummeln, wie ihr Vater damals- eigentlich stimmte sie Tante Hermine da schon zu- zumindest war es ziemlich gemein, dass er mit diesem bescheuerten Halbblutprinzen Klassenbester geworden war- also geschah es ihm eigentlich recht, dass er einen gehörigen Schrecken bekommen hatte, als sich der sogenannte Halbblutprinz als Severus Snape entlarvt hatte). Und obendrein machte es ihr unheimlichen Spaß. Und Professor Boot machte es unheimlichen Spaß, sie zu unterrichten. Er war nicht so schlimm, wie wohl Professor Slughorn (Lily kriegte bei dem Namen jedes Mal einen Lachanfall), der all die, die mit wenig oder keinem Talent gesegnet gewesen waren, die kalte Schulter gezeigt hatte, aber er bevorzugte diejenigen, deren Stärke dieses Fach war, dennoch und auch die gelegentlichen Partys hatte er von Slughorn übernommen. Das war ganz praktisch, denn die gefielen ihr meistens recht gut.

Als Lily jetzt also mit Joceline das Klassenzimmer betrat, war sie voller Vorfreude, welchen Trank es heute zu Brauen galt, als sie bemerkte, dass die Schüler in Gruppen zusammen arbeiteten. Zweiergruppen.
„Joceline!“, rief Flora und winkte sie zu sich. Joceline drückte Lilys Hand und machte sich auf den Weg zu ihrer Freundin, während der Rotschopf sich hilflos umschaute. Sean warf ihr einen entschuldigten Blick zu.
Er arbeitete mit Cedric zusammen. „Nun aber, Miss Potter“, sagte ihr Lehrer und wedelte auffordernd mit seiner Feder herum. „Es ist schon in Ordnung, dass Sie sich um Ihre Freundin kümmern mussten- furchtbare Geschichte, das alles- aber nun sollten Sie auch nicht länger zögern, und mit dem Brauen des Wolfbanntranks beginnen- Ihnen bleibt sonst nicht mehr genügend Zeit.“ Wolfsbanntrank.
Es schien so, als hätten alle Lehrer ihre Vorgaben für den Unterricht- welche Übungen oder Tränke wann an die Reihe kamen, ect.- über Bord geworfen, nachdem sie den Artikel in der Sphinx gelesen hatten. Seltsam.

Der Grund für ihr Zögern jedenfalls, war der gewesen, dass der einzige Schüler, der noch frei war, Damian war. Innerlich betete Lily zu Gott, dass sie sich während dieser Stunde nicht zanken würden und schob sich vorsichtig an all den Tischen auf ihn und seinen- blitzblanken- Arbeitsplatz zu.

„Hallo“, sagte er schlicht, als sie sich auf den Platz neben ihn sinken ließ. Er hatte bereits begonnen, die Blüten der Wolfswurz sorgsam vom Rest der Pflanze zu trennen- mit Schutzhandschuhen, versteht sich, denn sowohl die Blüte als vor allem auch die Wurzeln der Pflanze waren hochgiftig und könnten binnen Stunden zum Tod durch Atem- und Herzlähmung führen. Im Mittelalter wurden Teile dieser Pflanze zu berauschenden sogenannten Hexensalben verarbeitet. Diese waren zwar nur äußerlich angewandt worden, hatten aber trotzdem statt berauschenden Halluzinationen den Tod herbeiführen können, wenn das Gift versehentlich doch in den Körper eingedrungen war.
Es war also stets Vorsicht geboten, wenn man mit dem Eisenhut arbeitete und es überraschte Lily im Übrigen nicht im Geringsten, dass Damian das alles beherzigte- er war Klassenbester in Zaubertränke. Und nein, das bedeutete nicht, dass sie mit ihm irgendwie auf einer verkorksten Art verbunden war! Sie hatten nichts gemeinsam, außer einer Leidenschaft für Zaubertränke und dem silbernen Wappen des Schulsprechers auf der Brust! Basta.

Da der Slytherin schon erstaunlich gut voran gekommen war (ja, selbst für den Klassenbesten!), lagen sie genau in der Zeit und konnten ohne Stress den unglaublich komplizierten Trank vollenden. Das bedeutete, fertig würde er heute so oder so nicht werden, da er genau vierundzwanzig Stunden destillieren musste, bevor man die letzten drei Zutaten hinzutat- aber sie hatten heute nicht zufällig damit begonnen, da sie morgen zur selben Zeit eine weitere Doppelstunde Zaubertränke hatten. Als es läutete warfen Damian und sie sich gegenseitig ein anerkennendes Lächeln zu- ihre Arbeit war- entschuldigt ihre abhanden gekommene Bescheidenheit- vollkommen gelungen.

Nach Zaubertränke hatten sie Mittagspause und Lily schloss rasch zur kleinen Gruppe ihrer Freunde auf, ohne Damian noch weiter zu beachten. „Das war der komplizierteste Zaubertrank, den ich je brauen musste!“, stöhnte Ben gerade, als Lily die Clique einholte und ihre Hand in die von Seans schob. Er lächelte ihr zu und strich mit seinem Daumen über ihren Handrücken. „Ich find es wirklich sensibel von den Lehrern, dass sie alles, was mit Werwölfen zusammen hängt, ausgerechnet heute durchkauen müssen.“, schnaubte Joceline, „ist ja echt tragisch, dass ich V.g.d.d.K. verpasst habe, jetzt weiß ich leider keinen Zauber, wenn mich mein Bruder als angsteinflößendes Monster angreifen sollte!“
Die anderen wussten nichts Gescheites zu erwidern, und so legte Ben nur den Arm um die Blondhaarige und drückte sie kurz an sich. „Es wird schon eine Lösung geben, Joceline.“, versuchte er sie aufzumuntern, „vielleicht darf Nelson ja doch nächstes Jahr hierher.“

„Wo doch überall bekannt ist, dass er ein Werwolf ist!“, erwiderte Joceline gefrustet, „ich könnte kotzen, dass die Reporterin sich da gleich raufgestürzt hat! So ist es für ihn doch tausend Mal schlimmer.“ Lily seufzte.
Daran hatte sie gar nicht gedacht- und das, obwohl sie selbst negative Nachwirkungen aus Zeitungsartikeln nur zu gut kannte. „Aber heutzutage ist es doch viel sicherer mit den Werwölfen. Seit es Pflicht geworden ist, den Trank zu nehmen.“, entgegnete Flora und zwinkerte nebenbei dem hübschen Ravenclaw David McLeod anzüglich zu, als dieser ihnen beim Portal zur Großen Halle den Vortritt gewährte.
„Das bewahrt ihn aber nicht vor der Isolation.“, gab Joceline mutlos zurück und setzte sich auf die Bank am Gryffindortisch, „worauf er sich schon mit am meisten in Hogwarts gefreut hatte, waren Freunde, die seine Fähigkeit- Zauberei- teilten und mit denen er hier Abenteuer erleben konnte. Meinst du, dieser Wunsch lässt sich jetzt noch erfüllen, wo er von einer auf die andere Nacht zur fragwürdigen Berühmtheit geworden ist?“

Ihre Freunde ließen sich rund um sie herum nieder und wagten nicht, zu antworten. Lily, die in ihrem dritten Schuljahr einmal von beinahe allen Gryffindors ignoriert worden war, weil sie durch einen ziemlich dummen Fehler so viele Abzüge der Punkte von Gryffindor kassiert hatte, dass sie vom Ersten auf den Letzten Platz der Tabellenführung gerutscht waren, konnte sich in diesem Moment dank diesem Umstand ziemlich gut in den kleinen Nelson hineinversetzen: wie es sein musste, isoliert von den anderen Schülern und Schülerinnen zu sein. Ihr Geflüster und ihre Blicke über sich ergehen lassen zu müssen. Ihr hatten diese Wochen durchaus gelangt- es war ein sehr bitterer Preis gewesen, den sie hatte zahlen müssen. Die Vorstellung, das sieben Jahre durchzustehen… grenzenlos grausam! Ein Preis, der viel zu hoch war, für jemanden, der ihn nicht mal durch sein Verschulden zahlen musste… sondern einfach, weil er zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war.

Lily bekam von ihrem Essen nur mühsam ein paar Bissen herunter und sie wusste, dass es den anderen kaum anders erging. Joceline rührte ihr Essen nicht einmal an. Sie hatte noch zwanzig Minuten, ehe der Nachmittagsunterricht begann, und entschied sich, ihrem Bruder einen Brief zu schreiben. Vielleicht wusste er ja inzwischen mehr als die Sphinx.

Hey, James

Ich hoffe, du und die anderen sind wohlauf und dass bei euch soweit alles okay ist. Mir geht es gut und ich bin natürlich voll eingespannt- als Schulsprecherin und da sowieso das Abschlussjahr angebrochen ist- aber in Hogwarts ist die Stimmung seit heute Morgen reichlich angespannt, besonders natürlich direkt in meinem Freundeskreis. Du ahnst wahrscheinlich, dass ich auf den Vorfall anspiele, der sich letzte Nacht bei Jocelines Familie ereignet hat- dass Nelson von einem unbekannten Werwolf angegriffen wurde. Joceline ist total fahrig und in Hinsicht auf Nelsons Zukunft ziemlich niedergeschlagen- und das berechtigt.

Was ich dich fragen wollte- und du hast es sicher schon erraten, als du Celeste durch die Balkontür hast fliegen sehen- hast du seither irgendetwas herausgefunden, was der Sphinx vorbehalten wurde? Wurde der Werwolf gefunden? Wenn ja, war es tatsächlich Absicht von ihm, ein zehnjähriges Kind anzugreifen? Ich kann mir das ehrlich kaum vorstellen… gibt es irgendetwas Erwähnenswertes in diesem Fall, was du mir berichten kannst? Ich bitte dich, es zu tun. Ich würde Joceline so gerne trösten… es ist schrecklich, sie so leiden zu sehen.

Die Lehrer haben alle ihre Konzepte für den heutigen Unterricht über Bord geworfen, nachdem sie über den Zwischenfall gelesen hatten. Wir haben heute schon gelernt, wie man einen Werwolf wirksam unfähig macht und wie man einen Wolfsbanntrank braut. Das ist kurios. Ich meine, klar ist dieser Fall der Ernstere seit einigen Jahrzehnten- aber ich habe ohne Witz noch nie davon gehört, dass die Lehrer ihren Unterricht auf irgendwelche Begebenheiten außerhalb der Schule angepasst haben. Ist das bei dir irgendwann einmal vorgekommen?

Grüße bitte unsere Eltern, sobald du sie siehst und Al und Fiona und natürlich auch Elea- wie läuft es übrigens mit ihr? ;) Und bevor du fragst, mit Sean und mir läuft es prächtig.


Ich vertraue darauf, dass du schnell die nötige Zeit aufbringen kannst, um mir eine Antwort zu schicken.

Pass auf dich auf.

Lily

Zufrieden rollte die Rothaarige das Pergament zusammen und erhob sich aus dem Sessel und verließ den Gemeinschaftsraum. Während sie den Weg zur Eulerei einschlug, dachte sie plötzlich an den Tag zurück, als sie Celeste bekommen hatte- es war ihr elfter Geburtstag gewesen- der 01. Februar. 2019.

Es war ein kühler, klarer Morgen, als der Schrei einer Eule Lily augenblicklich weckte. Sie saß kerzengerade im Bett. Ein Blick auf ihren Wecker verriet ihr, dass es gerade einmal sieben Uhr fünfundvierzig war- für einen Samstag also noch viel zu früh. Aber da hörte sie die leise Stimme ihres Vaters vom Flur: „Sei doch leise, verdammt… so rasch muss sie ja heut nicht wach werden, wir haben noch nicht mal die Hälfte vorbereitet!“ Schnurstracks begann das Herz des rothaarigen Mädchens zügiger zu schlagen. Heute hatte sie Geburtstag! Und das bedeutete… sie würde endlich ihre eigene Eule bekommen! Lily begann, fröhlich auf ihrem Bett herum zu hüpfen und konnte sich gerade noch zusammen reißen, um nicht einen freudigen Jubellaut auszustoßen.

Sie liebte Eulen. Wenn ihre älteren Brüder im Sommer zu Hause waren, hatte Lily ihnen liebend gerne die Pflege der Tiere abgenommen- für sie war es keine Last, ihren großen Käfig zu säubern oder die Vögel mit Eulenkeksen und dergleichen zu füttern. Die Eulen dankten Lily ihre liebevolle Versorgung, indem sie die Schwester ihrer Besitzer stets vorzogen. Manchmal hatte Lily Alea- die Sperbereule von Al- auf der einen und Joost- die Waldohreule ihres vier Jahre älteren Bruder James- auf der anderen Schulter und lief mit ihnen den lieben langen Tag im Haus herum. Sie hatte sie erzogen, sodass sie stubenrein waren und nach draußen oder zum Käfig flogen, wenn sie ein Geschäft zu erledigen hatten und Lily war sehr stolz auf ihre Arbeit und auf die Zuneigung, welche die Tiere ihr entgegenbrachten.


Und heute… heute würde sie endlich ein eigenes Tier erhalten. Vielleicht ein Sperlingskauz. Die kleinste Eule Europas hatte es ihr echt angetan. Der Vater ihrer besten Freunden Joceline, Roger, züchtete sie. Es könnte gut angehen, dass Lilys Vater ihm ein Vogel abgekauft hatte. Oder ein Uhu, die größte Ohr-Eule der Welt, doppelt so groß wie die Waldohreule. Allerdings befürchtete Lily, dass die Eule sich mit den beiden anderen zanken könnte, wenn sie eventuell eifersüchtig wäre oder etwas in der Art, und da wäre die Größe für sie zwar ein Vorteil- aber für die Eulen der Brüder wäre es ein eindeutiger Nachteil. Also hoffte sie, dass ihre Eltern auf einen Uhu verzichtet hatten. Ihr größter Wunsch wäre allerdings eine Schneeeule. Sie hatte diese wunderschönen Tiere das erste Mal mit sieben gesehen, als sie für James erstes Jahr alle in die Winkelgasse gefloht waren. Was war Lily fasziniert gewesen! Dieses prächtige, strahlendweiße Gefieder. Und so edel! Wunderschön… kostbar. Ja, Schneeeulen waren unbestritten ihre absoluten Favoriten. Ihr Dad hatte ihr erzählt, dass er selber früher eine Schneeeule von Hagrid bekommen hatte, als er das erste Mal die Winkelgasse besucht hatte. Hedwig hatte er sie genannt. Sie war sieben Jahre lang seine treue Begleiterin gewesen, aber dann leider auf der Flucht vor den Todessern von einem Avada-Kedavra Fluch getroffen worden. Lily grauste es immer noch bei dem Gedanken. So traurig es auch für Hedwig war, es hätte auch Lilys Vater treffen können- zum Glück war er heil davon gekommen.

An diesem elften Geburtstag nun, saß Lily aufgeregt in ihrem Bett und warf einen weiteren Blick auf ihren Wecker. Genau acht Uhr! Jeden Augenblick mussten ihre Eltern herein kommen, um ihr Lied für sie zu singen. Und kaum hatte sie diesen Gedanken beendet, drehte sich der Türknauf ihrer Zimmertür und sie stellte sich schnell schlafend. „Happy Birthday to you! Happy Birthday to you! Happy Birthday, dear Lily, happy Birthday to you!“, sangen Harry und Ginny und der Vater strich seiner Tochter eine widerspenstige, rote Locke aus der Stirn. Lily schlug die Augen auf. „Danke!“, rief sie strahlend. „Steh schnell auf, mein Spatz.“, lächelte Ginny, „dein Geburtstagstisch ist ziemlich voll dieses Jahr.“Quietschend sprang der rote Wirbelwind aus den Federn und huschte im Sternennachthemd in den Flur und von da aus in die Stube. Da stand er. Ein riesiger, silberner Käfig, in dem die schönste Schneeeule saß, der Lily je begegnet war. Sie war nicht so weiß, wie die, die sie die letzten Jahre immer in der Winkelgasse gesehen hatte. Tatsächlich waren nur ihr Gesicht und die „Puschen“ über ihren Krallen absolut weiß. Die ganze Brust war mit regelmäßigen, schwarzen Streifen überseht und die Flügel hatten dicht beieinander liegende, schwarze Punkte, besonders ausgeprägt an den Federenden.

Der Vogel blickte den Neuankömmling mit aufgeweckten, bernsteinfarbenen Augen an. „Es ist eine Eulendame.“, erklärte Lilys Dad ihr, der hinter sie getreten war und ihr die Hände auf die Schultern gelegt hatte. „Ich hoffe, wir haben deinen Geschmack getroffen. Bei Eulen kann man bei dir ja nie sicher sein, so viel wie du über sie weißt, aber ich dachte, das Funkeln in deinen Augen, immer, wenn wir am Tiergeschäft in der Winkelgasse vorbei gegangen waren und dein Blick an einer Schneeeule hängen blieb, wäre ein gutes Zeichen.“

„Du hast Recht gehabt.“, brachte Lily nur hervor, drehte sich um und umarmte erst ihren Vater und dann ihre Mutter fest. „Es ist das schönste Geschenk, was ich je bekommen habe. Ich verspreche, ich werde mich gut um sie kümmern!“ „Das wissen wir.“, lächelte Ginny und strich ihrer freudestrahlenden Tochter über die glutroten Haare. „Hast du schon einen Namen für sie?“, wollte Harry wissen, während Lily die Dose mit Eulenkeksen öffnete, die neben dem Käfig gestanden hatte, und ein Leckerli für ihr neues Haustier hervorholte.

Der Vogel verfolgte jede ihrer Bewegungen gebannt. Lily legte den Kopf schief und die Eule machte es ihr nach. Die Elfjährige lächelte, öffnete die Tür des Käfigs und hielt ihre Hand mit dem Keks hinein. Nicht dicht vor dem Schnabel der Eule, sondern so, dass sie kommen konnte, wenn sie wollte. Sie wollte. Behutsam, stets auf Lily achtend, kam sie näher, bis sie schließlich mit übergroßer Vorsicht das Leckerli aus der Hand des Mädchens nahm. „Celeste“, sagte Lily in dem Moment und blickte ihre Eltern an. „es bedeutet himmlisch. Und sie ist ein himmlisches Geschenk. So wunderschön.“ Sie wandte ihr Gesicht wieder dem Vogel zu. Celeste zwinkerte ihr zu und gurrte leise, ganz so, als würde sie ihrer neuen Besitzerin in allem vollkommen zustimmen. Die Familie Potter lachte herzlich.

Verträumt dreinblickend trat die siebzehnjährige Lily nun in den Eulenturm und schaute sich nach etwas Weißem um. Celeste hatte ihre rothaarige Besitzerin hingegen bereits erkannt und kam mit einem freudigen, hellen Krächzen auf sie hinab geflogen. „Da bist du ja!“, rief Lily und strich dem Tier liebevoll über das Gefieder. Celeste streckte ihr sogleich das Bein hin. Lily musste schmunzeln, als sie James Brief befestigte. „Gib gut auf dich acht, in Ordnung?“, flüsterte sie dem Vogel zu. Celeste knabberte zärtlich an ihrem Ohr und flog anmutig aus dem Turm in den azurblauen Himmel hinein. Der Rotschopf wandte sich ab und eilte die Korridore entlang.

Sie war schon ziemlich spät dran, in fünf Minuten begann Geschichte der Zauberei. Hoffentlich würde sie es noch rechtzeitig schaffen. Seit Binns vorheriges Jahr in den Ruhestand geschickt worden war, gab eine Lehrerin mit Namen Padma Patil den Geschichtsunterricht- die es mit Humor und einer interessanten Tonlage mit einer gewissen Leichtigkeit schaffte, die gesamte Aufmerksamkeit der Klasse inne zu haben. Wie Lily von Albus wusste, war ihre Professorin damals in dem Jahrgang ihres Vaters gewesen, nur nicht im Haus Gryffindor, sondern in Ravenclaw.
„Bitte setzen Sie sich, Lily.“ „Ja, Professor.“ Außer Atem ließ Lily sich neben Joceline nieder und bemerkte den Blick von Robin. Sie erwiderte ihn und zog eine Augenbraue hoch. Er biss sich auf die Unterlippe und verfolgte wieder den Unterricht. „Hast du den Brief an James abgeschickt?“, zischelte Joceline ihr zu. „Ja.“, antwortete Lily ebenso leise. „Und gleichzeitig musste ich an meinen ersten Geburtstag denken, als ich Celeste bekommen hatte.“ „Oh, ich war so neidisch auf dich gewesen.“, kicherte Joceline, „und ich hatte nur einen Sperlingskauz mit Namen Giso!“ „Sperlingskauze sind doch unheimlich süß.“, wisperte Lily zurück, „ich weiß nicht, was-“ „Miss Potter, Miss Davies! Ich bitte Sie, passen Sie auf!“ „Entschuldigen Sie.“ Professor Patil musterte ihre Schülerinnen, dann setzte sie den Unterricht fort.

Eine Weile waren sie ruhig, dann schrieb Joceline etwas auf einen Zettel und schob ihn Lily zu. Ich werde mich am Werwolf rächen, sollte sich die Gelegenheit bieten.
Lily überzog ein eisiger Schauer. Tu es nicht!, schrieb sie, du tust Nelson keinen Gefallen damit, indem du dich in Lebensgefahr stürzt! Joceline runzelte ärgerlich die Stirn, als sie eine rasche Antwort auf das Pergament kritzelte und es Lily hinüber schob. Lily, dieser Wolf hat Nelsons Leben zerstört! Ich werde nicht untätig rumsitzen und ihn davon kommen lassen, falls er meinen Weg kreuzen sollte… er hätte ihn umbringen können! Sei ehrlich: würdest du ruhig rumsitzen und die Hände in den Schoss legen, wenn es Al gewesen wäre und nicht Nelson? Oder James? Oder Hugo?

Die Rothaarige seufzte. Die klare Antwort war nein. Natürlich würde sie sich rächen wollen an demjenigen, der ihren Brüdern oder ihrem Lieblingscousin so etwas angetan hätte! Sie warf Hugo einen Blick zu, der konzentriert den Text von der Tafel abschrieb. Er war damals nicht wie sie in Gryffindor, sondern in Hufflepuff gelandet. Damit hatte nie jemand gerechnet- das Einzige, was noch ungewöhnlicher gewesen war, und wo schon einige Schüler gemunkelt hatten, dass der Hut wohl langsam zu alt für seinen Job wurde, war der Moment gewesen, in dem Scorpius Malfoy dem Haus Ravenclaw zugeordnet worden war.
In den nächsten Jahren jedoch hatte sich herausgestellt, dass Scorpius dort sehr gut hinein gepasst hatte. Er war ein sehr wissbegieriger, gelassener Schüler gewesen und hatte als Jahrgangsbester mit einem Durchschnitt von 1,2 den UTZ-Abschluss gemacht. Den zweiten Platz hatte Al mit einem Durchschnitt von 1,4 erreicht. Inzwischen arbeiteten Lilys Bruder und Scorpius beide seit zwei Jahren im St.-Mungo-Hospital für magische Krankheiten und Verletzungen und hatten sich dort auch angefreundet. Lily mochte Scorpius sehr gerne, seine Gesellschaft war ihr immer angenehm.

Während Albus in der Abteilung für Verletzungen durch Tierwesen tätig war, befand Scorpius sich in der Abteilung für Fluchschäden und Zauberunfälle. „Vielleicht…“, überlegte Lily, „sollte ich Al auch einen Brief schreiben… er müsste Nelson doch gesehen haben oder zumindest etwas über seinen Gesundheitszustand aufgeschnappt haben… ich bin mir sicher, dass im Krankenhaus im Augenblick Ausnahmezustand herrscht…“ „Miss Potter, wissen Sie wie der Herzog es geschafft hatte, sich der Strafe zu entziehen?“ Professor Patil blickte Lily mit hochgezogenen Augenbrauen an. „N-Nein. Verzeihung.“ „Fünf Punkte Abzug für Gryffindor! Passen Sie jetzt endlich auf!“, fauchte die Lehrerin unwirsch und warf dem Rotschopf einen wütenden Blick zu. „Ja, Madam.“

Die letzte Stunde für heute war Verwandlung. Unterrichtet wurden sie darin nach wie vor von McGonagall. Darüber war Lily auch froh, denn die alte Lehrerin konnte einer Klasse meist ohne viel Federlesen erklären, was sie von ihnen verlangte- auch wenn die Umsetzung sich häufig als schwierig erwies. Dennoch war Verwandlung neben Zaubertränke eines ihrer Lieblingsfächer. Dass sie Zauber inzwischen ungesagt verwenden mussten, war reine Routine. Bis auf ein paar wenige- wie Robin- hatten die Schüler den Bogen raus.

„Heute“, begrüßte die Schulleiterin die Klasse, als diese vollzählig eingetroffen war, „beginnen wir mit dem Zauber Corestum*. Hat einer von Ihnen eine Idee, wozu er dienen könnte?“ Jenny Clint, die Streberin, meldete sich. „Ja, Miss Clint?“ „Dieser Zauber ist der Grundzauber für die allgemeinen Beschwörungszauber. Er muss ungesagt verwendet werden, um zu wirken.“ „Korrekt, fünf Punkte für Hufflepuff.“ Lily verdrehte die Augen. Hugo, der in dieser Stunde neben ihr saß, warf ihr einen angesäuerten Blick zu. Das brachte seine Cousine zum Grinsen. Sie hatte schon länger den Verdacht, dass Hugo eine heimliche Verliebtheit für Jenny empfand.

„Ganz der Vater…“, dachte sie amüsiert. „Heute werden Sie versuchen, ein Sitzkissen für einen Stuhl zu materialisieren.“, erklärte McGonagall, „um dieses aus dem Nichts entstehen zu lassen müssen Sie- wie die meisten sich sicherlich denken können- die Wörter Corestum und chair cushion verbinden. Doch zunächst, wie Sie wissen, die Theorie. Bitte übernehmen Sie folgendes von der Tafel!“ Sie wandte sich um und schnipste einmal mit dem Zauberstab. Die gähnende Leere der Tafel wurde durch einen kleinen Text ersetzt, wie ihn Lily sicherlich auch in ihrem Lehrbuch der Verwandlung für Fortgeschrittene finden würde, doch sie kannte McGonagalls Auffassung Einprägung durch Aufschreiben schon zur Genüge und holte wortlos Pergament, Tinte und Feder hervor.

Corestum- der unges. Zauber für die allgemeinen Beschwörungen*

Corestum ist der Grundzauber, der verwendet werden muss, um Beschwörungen- das bedeutet Dinge entstehen zu lassen, die vorher nicht da waren- ausführen zu können. Er wird ungesagt verwendet. Die Arbeitsgänge einer Beschwörung werden im Folgenden in mehreren Schritten erläutert:

Es ist sehr wichtig, seine korrekte Aussprache im Kopf zu haben: Cor-es-tum. Bedeutend ist auch, dass Sie die Schlusssilbe kurz und bündig aussprechen, während die erste Silbe gewissermaßen gedehnt wird. Das „R“ wird gerollt.

Wenn Sie sich die Aussprache des Zaubers eingeprägt haben, folgt der zweite Schritt. Sie müssen das Wort des Gegenstandes, welches aus dem Nichts entstehen soll, an den Grundzauber anhängen. Allerdings muss dieser Gegenstand sehr präzise genannt werden. Sie können zum Beispiel nicht einfach denken: Corestum book, wenn Sie ein gebundenes Buch mit spannendem Inhalt erhalten möchten. Dann würde allenfalls ein Buch mit leerem Cover und keinerlei Thema vor Ihnen erscheinen. Richtig würde es heißen: Corestum hardcover thriller. Anderes Beispiel: ein marineblaues Bettlaken.
Der richtige unges. Zauberspruch dazu lautet:
Corestum navy-blue bed sheet.

Für den Beschwörungszauber ist die bildliche Vorstellung ebenso entscheidend, wie der unges. Zauber an sich. Halten wir uns an die vorgegeben Beispiele, so müssen Sie sich den Thriller so originalgetreu wie irgend möglich vorstellen: wie soll sein Cover aussehen? Um welches Thema soll es gehen? Wie viele Hauptpersonen spielen in der Geschichte? Usw. Sie werden feststellen, dass es einiges an Übung kostet, bis ein Beschwörungszauber gelingt und dieser prägnant ausgeführt worden ist.
Nur Mut: Ãœbung macht bekanntlich den Meister!


gewichtige Anmerkungen: Es ist vom Zaubereiministerium gesetzlich festgelegt, was heraufbeschworen werden darf und was nicht. Überdies entschwindet der Großteil der Dinge, die mit Beschwörungen entstanden sind nach unbestimmter Zeit (weniger geübte Beschwörungen halten wenige Sekunden bis zu einer Minute. Gut ausgeführte Beschwörungen können bis zu vierundzwanzig Stunden halten). Zufolge Gamps Gesetz der elementaren Transfiguration gibt es magische Einschränkungen: Manche existentielle Dinge- wie Lebensmittel- können nicht aus dem Nichts heraufbeschworen werden.

Lily war gerade dabei, Schritt drei der Beschwörungserklärung von der Tafel abzuschreiben, als sie mit einem leichten Lächeln Hugo in die Seite stupste und ihm zu raunte: „Und, Cousin? Hast du Jenny schon gefragt, ob sie mit dir nach Hogsmeade möchte?“ Hugos Gesicht nahm prompt die Farbe seines feuerroten Haares an und Lily musste sich alle Mühe geben, um nicht los zu prusten. „Nein“, erwiderte Hugo leise mit einem trotzigen Unterton. „Du willst es deinen Eltern doch nicht wirklich gleichtun und erst zum Ende des Jahres den Mut aufbringen, um sie anzusprechen, oder? Dann könnte es vielleicht zu spät sein.“ „Ich weiß doch gar nicht, ob
sie … überhaupt ja sagen würde.“, flüsterte Hugo zurück und ärgerte sich im nächsten Augenblick über einen besonders dicken Tintenklecks auf seinen Unterlagen.
Als er sich nach einem strengen Blick der Verwandlungslehrerin wieder beruhigt hatte, antwortete Lily liebenswürdig: „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, mein Herzblatt.“ Hugo warf einen Blick auf die braunhaarige Jenny, die den Text anscheinend schon übernommen hatte, denn sie sahen, wie sie leise die Aussprache des Corestum übte. Er schluckte. „Wenn es dir leichter fällt, können wir eine Wette abschließen.“, schlug Lily vor, die wusste, dass Hugo es hasste, zu verlieren und ziemlich viel auf sich nahm, um diesen Preis nicht zahlen zu müssen. Und den Schmach zu riskieren, wenn Jenny kein Interesse hegen würde, gehörte für ihn in diesem Fall durchaus zum Bereich des Möglichen, um nicht als Verlierer dastehen zu müssen- und da Lily all das von ihrem Cousin wusste, hatte sie ihm dieses Angebot zur Verfügung gestellt. Hugos Stirn glich gleichsam einem Gebirge.

„Das könnte tierisch nach hinten los gehen- ich meine, falls Jenny tatsächlich ja sagen würde… und später herausfinden würde, dass du und ich eine Wette abgeschlossen hätten-“ „-Denkst du wirklich, wir wären so doof und würden das in der Öffentlichkeit breitschlagen?“, zischte Lily zurück, „natürlich bleibt das unser Geheimnis. Außerdem zwing ich dich nicht dazu: du kannst auch ohne diese Wette gehen und sie fragen. Ich befürchte nur, dass dir dann der Mut dazu fehlt. Die Wette ist also nur ein Ansporn.“ Hugo seufzte tief.

„Und- was ist der Wetteinsatz, Lilyspätzchen?“

°~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~°

TBC

*Der Zauberspruch Corestum und der dazugehörige Text sind frei von mir erfunden und somit mein Eigentum. Allerdings habe ich einige Recherchen auf der Seite „Harry Potter Wiki und Lexikon“ durchgeführt, um den Text wahrheitsgemäß und authentisch schreiben zu können.
Für einige Wörter- wie existentiell- ließen sich keine guten gleichbedeutenden Wörter finden, sodass ich den Satz an sich so gelassen habe. Ansonsten ist der Text aber tatsächlich mit meinen eigenen Worten geschrieben worden.

Na, ob das mit der Wette wohl gut geht? ^.^

Ich hoffe, es hatte euch gefallen :)


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