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Fanfiction

BETAVERSION: Hogwarts 1962: Zirkel der Wölfe - Heimwärts

von Kiosk

29. Heimwärts

Personen:
Erinys Norcross: Egoistische Slytherin Drittklässlerin. Beste Freundin von Ulysses

Elicius Norcross: Erinys` jüngerer Bruder. Wechselte im letzten Jahr auf die norwegische Zauberschule Espengard

Ulysses Rathburn: Ravenclaw Zweitklässler. Ein frühreifer Trotzkopf

Sybill Trelawney: Drittklässlerin aus Slytherin. Neigt zu düsteren Weißsagungen…

Klemencia (Klee) Greene: Munteres Mädchen aus Gryffindor. Ehemals eine gute Freundin von Erinys, bevor der große Streit losbrach. Ulysses nennt sie stets nur „Blondie“

Liam Evonshare: Schweigsamer Gryffindor, der jedoch gerne die Grenzen überschreitet. Liegt im Dauerstreit mit Erinys und ist der beste Freund von Klemencia.

Imbellis Ermay: Die durchtriebene Slytherin Schönheit die Ulysses` Kopf verdrehte und zwei Hufflepuffmädchen ernsthaft schadete. Ihr schlechtes Benehmen sorgte dafür, dass sie aus Hogwarts flog

Professor Hellingsgard: Raubeiniger Halbrusse. Er und sein Hauself Kedavra leiten den VgdDK Unterricht. Derzeit mit Madame Burgunda in Indien.

Madame Burgunda: Die übergewichtige Lehrerin des Benimmkurses. War schon ungefähr ein Dutzend mal verheiratet, doch ihre Gatten hatten stets die Angewohnheit, früh zu versterben… Derzeit mit Professor Hellingsgard in Indien.

Geister und Verstorbene:
Giles Chapman: Dieser Mann verschwand im Sommer im Verbotenen Wald. Erinys fand seine Leiche Monate später. Wahrscheinlich wurde Giles von Werwölfen brutal ermordet

Willigis Wulfgard: Ein Magier zur Zeit der Gründer. Ein leidenschaftlicher Jäger, dem einst das Land gehörte, auf dem nun Hogwarts steht. Starb durch eine Rotte von Warzenschweinen. Nun ein Geist

Der weiße Grimm: Der Geist des toten Wolfes Gwydion. Zur Zeit der Gründer der ständige Gefährte Wulfgards. Starb durch eine Rotte von Warzenschweinen

Personengruppen:
Die Klobande: Bestehend aus den drei jugendlichen Slytherins Veikko, Erebus und Prester. Ziehen Jüngeren mit Nonsens-Steuern das Geld aus der Tasche

Der Werwolfsfanklub: Gegründet von Veikko, Erebus und Prester, zu Ehren ihres verschwundenen Kumpels Garm. Der Klub ist besonders unter den Slytherins beliebt

Bisherige Handlung: Weil Erinys das Denkarium von Professor Dumbledore geklaut hat, wird ihr eine Strafarbeit aufgetragen: Zwei Mal im Monat soll in fortan Hogsmeade arbeiten, in dem Süßwarenladen der Familie Harkiss.

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Ihr Streit mit Ulysses sorgte dafür, dass Erinys die Trennung von ihrem Bruder nicht ganz so leicht verkraftete. Doch die Winterferien gingen zu Ende und ebenso Elicius` Besuch in Großbritannien. Als er schließlich nach Norwegen zurückgekehrt war, litt Erinys vor allem unter Langeweile. Mit Ulysses und Elicius hatte sie sonst den größten Teil ihrer Freizeit verbracht und mit ihren anderen Freundinnen - vor allem Klemencia Greene und Sybill Trelawney - hatte Erinys sich bereits vor Monaten verkracht. Allerdings machte sie sich darüber kaum Gedanken. Sie neigte einfach dazu, andere Mädchen zu vergraulen.
Die Strafarbeit sollte sich hingegen als nette Abwechslung herausstellen: Der Volle Goldtopf war die Adresse für Nascherein in Hogsmeade und die Familie Harkiss behandelte Erinys außerordentlich freundlich. Die Familie bestand aus drei Mitgliedern: Mrs. Harkiss war eine füllige und etwas fahrige alte Dame weit über Einhundert. Sie arbeitete meist hinter der Ladentheke und neigte dazu, Knuts und Sickel zu verwechseln.
An ihrem ersten Arbeitstag wurde Erinys von Professor Dumbledore nach Hogsmeade begleitet und Mrs. Harkiss hatte darauf bestanden, beiden jeweils eine riesige Tasse mit heißer Schokolade zu füllen. Erinys war schon nach wenigen Schlucken schlecht geworden, denn das Getränk war so verboten schokoladig, als hätte Mrs. Harkiss ganze Schokoladentafeln eingeschmolzen.
Dann gab es noch die Urenkelkinder von Mrs. Harkiss: Ciceron und seine ältere Schwester Luscinia Harkiss. Beide waren nur wenige Jahre älter als Erinys und alles andere als streng. Sie erlaubten ihr sogar, so viel zu naschen wie sie wollte. Das stellte sich allerdings als schwierige Aufgabe heraus, denn die Familie Harkiss produzierte so fettigen Süßkram, dass man bereits nach einer Handvoll pappsatt war und dem verschmähten Rest in den Verkaufsregalen höchstens sehnsüchtige Blicke zuwerfen konnte.
Der erste Arbeitstag endete ohne das Erinys überhaupt gearbeitet hatte. Mrs. Harkiss schnackte im Hinterzimmer mit Albus Dumbledore und Ciceron kümmerte sich um die Kunden, während Luscinia Erinys alles Mögliche zeigte und erklärte - und sich dabei den Bauch voll stopfte.

Zwei Wochen später - Ulysses ignorierte Erinys weiterhin - fiel Erinys zweiter Arbeitstag ausgerechnet auf den offizielle Hogsmeade-Tag, an dem die älteren Jahrgänge der Schule das Zauberdorf besuchen durften. Erinys war frustriert, sie verspürte nicht die geringste Lust ihre Schulkollegen an der Ladentheke zu bedienen. Sicher würde man sie mit Fragen über den Grund ihrer Strafarbeit geradezu löchern. Doch sie verwarf tapfer alle Überlegungen sich krank zu stellen und machte sich kurz vor dem Frühstück auf den Weg nach Hogsmeade.
„Hier, das solltest du anziehen“. Kaum hatte Erinys den Laden betreten, drückte Mrs. Harkiss ihr eine knallgelbe Schürze in die Hand - jeder Mitarbeiter trug diesen modischen Totalschaden. Abgesehen von dem grässlichen Gelb, war auf der Schürze noch ein Kobold gemalt. Das Abbild war verzaubert, so dass der Kobold in regelmäßigen Abständen zu tanzen begann, er trug einen goldenen Topf voller Süßkram in den runzeligen, breiten Händen. Erinys band sich kommentarlos die Schürze um. Das Gelb biss sich ganz furchtbar mit ihrer schwarzen Schulkleidung und den ebenso schwarzen Haaren - sie hatte große Ähnlichkeit mit einer überdimensionalen Wespe.
Zwei Slytherinschülerinnen, Coco Mahiri und Aello Rigbey, betreten eine Stunde später den Laden und lachten, als sie Erinys sahen.
„Was machst du denn hier?“, kicherte Coco.
Erinys hatte keinen Außenstehenden von ihrem Denkariumsausflug erzählt und somit wusste auch niemand von ihrer Strafarbeit. Um weitere Fragen in Voraus zu vermeiden sagte Erinys: „Ich bessere mein Taschengeld auf.“
Sie wusste, hätte sie die Strafarbeit nur mit einer Silbe erwähnt, würde sie im Slytherinkerker demnächst Interviews geben müssen.
Coco und Aello gaben ihre Bestellungen auf, Erinys zückte zwei große Papiertüten und suchte die verschiedenen Süßigkeiten zusammen. Mit halbem Ohr verfolgte sie das Gespräch der beiden jüngeren Mädchen, bis sie plötzlich gebannt innehielt.

„…ja, das mit Professor Hellingsgard ist komisch, was?“, sagte Aello gerade. „Man verschwindet doch nicht einfach spurlos vom Erdboden, oder?“
„Aber der Madame Burgunda ist nichts passiert. Die ist immer noch in Indien, hab ich gehört. Ich dachte die beiden wären auf so einer Art romantischen Reise?“
„Ich dachte, die hätten spontan entschlossen zu heiraten? Imperia Malfoy sagte, sie hätte eine Grußkarte von einer gewissen Barbette Burgunda-Hellingsgard erhalten, weißt du? Die hat seinen Namen angenommen, das muss wohl heißen, sie sind verheiratet, nicht?“
Erinys hätte beinahe die halbgefüllten Papiertüten fallengelassen. Wie ein Automat drehte sie sich zu Aello und Coco um. „Was, was, was?“, stammelte sie. Bei der ganzen Informationsflut wusste sie gar nicht, wo sie anfangen sollte zu fragen. „Habt ihr gerade gesagt, Hellingsgard sei verschwunden?!“
Coco nickte. „Hast du das denn gar nicht mitbekommen? Direktor Dippet hat es gleich nach dem Frühstück erwähnt.“
„Ich habe nicht gefrühstückt, ich bin sofort nach Hogsmeade gegangen. Aber wartet mal, wollt ihr mir jetzt echt sagen, Hellingsgard sei weg?“ Sie war noch immer vollkommen perplex.
„Direktor Dippet sagte, Madame Burgunda hätte sich vor ein paar Tagen an die Schule gewandt und mitgeteilt, dass Professor Hellingsgard verschwunden sei. Die beiden haben wohl in Indien geheiratet und kurze Zeit später war er unauffindbar“, fuhr Coco fort.
„Nun…eigentlich verständlich, oder? Wenn er tatsächlich die verrückte Burgunda geheiratet hat, wäre ich an seiner Stelle auch weggelaufen.“ Erinys kratzte sich am Kopf und rief sich die Gerüchte ins Gedächtnis zurück, die über Burgunda existierten: Die Frau war bereits mehrmals verheiratet gewesen, doch ihre sämtlichen Ehemänner hatten die höchst verdächtige Angewohnheit gehabt, früh und tragisch ums Leben zu kommen.
Konnte es sein, dass Hellingsgard also gar nicht weggelaufen war, sondern…?
Sie kam nicht dazu, weiter darüber nachzudenken. Aello und Coco schoben ihr das Geld über den Tresen und Erinys zählte den Betrag über der altmodischen Kasse ab, die garantiert aus der Muggelwelt stammen musste. Mrs. Harkiss sammelte Muggelzeug, außer der Kasse besaß sie noch Radios, Funkgeräte und - warum auch immer - einen handsignierten Lederfußball, auf dem sich irgendein englischer Spieler mit Stift und deutlichen Blutflecken verewigt hatte.

Als die beiden Slytherinmädchen den Laden verlassen hatten, ließ sich Erinys auf ihrem Stuhl sinken und dachte über den mysteriösen Ausgang der Indienreise nach. Ob die Lehrer Hogwarts ihren verschwundenen Kollegen bereits suchten? Ob sie Madame Burgunda überhaupt verdächtigt hatten, ihren frischgeheirateten Ehemann ermordet zu haben?
Noch während Erinys die Fakten in ihrem Kopf durchging, bimmelte das Goldglöckchen der Tür und kündigte einen neuen Gast ein. Sybill Trelawney kam in den Laden hineingeschwebt und stierte Erinys durch ihre überdimensionale Brille an. „Was tust du denn hier?“, erkundigte sie ich.
Erinys zog die Augenbrauen hoch, doch sie verkniff sich eine spöttische Bemerkung über Sybills angebliche Seherfähigkeiten. „Was möchtest du kaufen?“, fragte sie stattdessen.
„Ungesüßte Rosinen. Einhundertsechsunddreißig Gramm, bitte. Nicht mehr und nicht weniger.“
Es war nicht besonders einfach, genau Einhundertsechsunddreißig Gramm abzuwiegen. Am Ende musste Erinys einige der ungesüßten Rosinen sogar vier- und sechsteilen, damit Sybill zufrieden war. Und überhaupt, welcher gesunde Mensch bestellte ausgerechnet Rosinen, wenn man sich in einem Laden voller Schokolade, Kuchen und Karamell befand?
Wieder musste Erinys sich eine bissige Bemerkung verkneifen. „Darf es sonst noch etwas sein, Sybill? Trockene Backoblaten vielleicht, oder doch besser Vogeleingeweide?“
„Vogeleingeweide?“
„Du weißt schon…Hellseher versuchen oftmals etwas in Gedärme hineinzuinterpretieren. Zum Beispiel der Zeitpunkt der nächsten Nasenbluten, oder wann sie sich das nächste Mal in den Finger schneiden werden -“
„Mein Inneres Auge ist feinsinnig genug! Ich brauche keine Tiergedärme um dir zu sagen, dass dein Leben ohnehin verflucht und verpfuscht ist, Erinys Norcross!“
Erinys knallte ihr die Papiertüte mit den ungesüßten Rosinen vor die Nase. „Fünf Knuts, bitte!“
„Du solltest dich entspannen!“, riet Sybill ihr, während sie das Geld abzählte. „Seit du dich mit Ulysses verstritten hast, bist du sogar noch gereizter als sonst.“
Erinys lachte trocken auf, doch für eine schnippische Antwort fehlte ihr irgendwie die - nun ja - „Schnippigkeit“. Sie beließ es dabei, Sybill einen böswilligen Blick zuzuwerfen und war heilfroh, als sie den Laden wieder für sich alleine hatte.

Der restliche Arbeitstag verlief relativ unspektakulär. Gegen Mittag traten die Professoren Dumbledore und Slughorn an ihre Theke und fachsimpelten über all die zuckerhaltigen Neuheiten im Vollen Goldtopf, Slughorn begnügte sich aber schließlich mit einer Tüte kandierter Früchte und Dumbledore gab sich mit einer Packung Schokofrösche zufrieden.
„Ich sollte mir demnächst einen kleinen Abstecher in die Muggelwelt gönnen“, sagte er zu Erinys. „Ich bin ganz verrückt nach deren Naschkram. Sie auch, Erinys?“
„Nun, Sir“, sagte sie. „Zumindest verzichten die Muggel auf Toffees mit Popel- oder Ohrenschmalzgeschmack.“
Dumbledore gluckste vergnügt. „Das beweißt mal wieder, dass die nichtmagische Welt viel zu häufig unterschätzt wird, nicht wahr?“
Kurz nachdem die Professoren den Laden verlassen hatten, stolzierte die dreiköpfige Klobande hinein und baute sich vor der Theke auf. Veikko Johnson fuhr sich so theatralisch durch sein üppiges Blondhaar, als hätte er einen Werbevertrag für Haarshampoo unterschrieben.
Prester Penkins grinste Erinys schadenfroh an. „Guckt mal, Veikko, Erebus. Der Kleinen ist wohl das Taschengeld ausgegangen, wie? Haben Mami und Papi kein Geld mehr gehabt, Norcross? Musst du jetzt hier arbeiten um satt zu werden?“
„Ja“, stimmte Erebus Nott mitein. „Hab gehört, ihre Mutter singt in schäbigen Muggellokalen und muss ihre Kinder hungern lassen, weil sie immer pleite ist. Deshalb bist du wohl auch so dürr, was Erinys? Ist bestimmt richtig mies, wenn man kein Geld hat, hm?“
Erinys konnte der Klobande nur einen Bruchteil der Schokolade einpacken, die sie bestellt hatten, denn wie sich herausstellte hatte Prester Penkins ein Loch in seiner Schuluniform, so dass ihm das gesamte Geld im Laufe des Tages herausgefallen war. Rot bis über die Ohren, verließ die pleitegegangene Klobande den Laden und Erinys war plötzlich diejenige, die schadenfroh grinsen konnte.

Am Nachmittag wurden die Besuche der anderen Schüler seltener und blieben schließlich ganz aus. Der Hogsmeadebesuch musste offiziell zuende gegangen sein. Erinys sah auf die großväterliche Standuhr in der Ecke, deren Zeiger das Muster von Zuckerstangen trugen. Ihr Arbeitstag endete in gut einer Stunde, worüber sie sehr erleichtert war. Hätte sie wenigstens Geld für ihre Aushilfe bekommen, hätten sich die Anstrengungen wenigstens gelohnt. Stattdessen sah sie nicht einen Knut, denn Strafarbeiten wurden in Hogwarts nun mal nicht bezahlt.
Allerdings rentierte sich ihre Arbeit auf eine ganz andere Art und Weise. Mrs. Harkiss hinkte aus der Hinterstube herbei und stützte sich dabei schwer auf ihren Gehstock. „Professor Dumbledore sagte mir, du müsstest demnächst ein wichtiges Referat halten, Erinys. Er erwartet viel von dir und ist schon ganz gespannt auf das Ergebnis. Er sagte, du hättest sensationelles über die Gründerzeit herausgefunden.“
Erinys lächelte schwach, doch eigentlich war diese „Sensation“ nur ein schwacher Trost. Im Zuge ihres Referats hatte sie schlimme Dinge ertragen müssen und hatte fast noch Schlimmeres verbrochen. Sie hatte Sybill Trelawney angeflunkert, die halbverweste Leiche von Giles Chapman in den verbotenen Wäldern entdeckt, ein wertvolles Denkarium gestohlen, einen Mord beobachtet und sich schlussendlich mit ihrem besten Freund Ulysses zerstritten. Auch wenn Erinys es nicht zugeben würde, die ganze Geschichte rund um Willigis Wulfgard und den weißen Grimm hatte ihr stark zugesetzt, sie hatte vieles verlorenen und nur wenig gewonnen.
„Sensationell ist es auf jeden Fall…allerdings mehr für einen Historiker.“
„Für welches Fach ist denn das Referat gedacht?“, erkundigte sich die alte Frau.
„Geisterkunde…“ Erinys sah auf. „Waren Sie gut in dem Fach, Mrs. Harkiss?“
„Oh, ich muss dich enttäuschen, mein Liebes. Geisterkunde gab es zu meiner Zeit nicht einmal. Während der fast tausendjährigen Geschichte Hogwarts, wurden viele Fächer mehrmals an- und wieder abgeschafft. Zu meiner Zeit gab es zum Beispiel ein Fach mit dem Namen „magische Zaubergeschlechter“ und dort hatte man nichts anderes zu tun, als die Stammbäume bedeutender Zauberfamilien auswendig zu lernen. Professor Dumbledore wird den Unterricht noch gut in Erinnerung haben, als Schüler hat er das Fach wirklich verabscheut.“ Sie klatschte die runzeligen Hände zusammen und kicherte vergnügt.
„Sie und Professor Dumbledore waren in der selben Klasse?“, fragte Erinys nach.
„Oh ja, wir waren gute Freunde. Es war immer sehr lustig mit Albus, es ist auch jetzt noch sehr lustig mit ihm. Ich freue mich immer, wenn er zu Besuch kommt. Aber Albus ist nun mal Albus, die meisten Leute mögen ihn.“ Sie richtete ihre alterstrüben Augen unverbannt auf Erinys und lächelte wissend. „Darum verscherze es dir nicht mit ihm, mein Mädchen. Er ist gütig, ja, selbst Dieben gegenüber.“
Erinys schluckte hart und senkte automatisch den Blick. „Sie wissen also davon…?“, murmelte sie mit auslaufender Stimme.
„Natürlich. Albus hat mir alles berichtet. Aber er meint es gut mit dir, er sieht das Gute in dir. Und muss eine Menge Gutes in deinem Herzen sein, sonst hätte er nicht so versöhnlich gelächelt, als er mir von deiner Tat berichtete.“

Erinys wusste nicht was sie sagen sollte. Ein Kloß bildete sich in ihrem Hals und eine Welle Scham und Verlegenheit erfasste sie. Das Vertrauen, das Dumbledore in sie setzte, musste immens sein, sonst hätte er sie sicherlich schon längst aufgegeben. Erinys konnte nur nicht sagen, ob sie dieses Vertrauen überhaupt verdiente, sie hatte so vieles im Leben falsch gemacht und ihre Fehler häuften sich weiterhin.
„Albus Dumbledore hat mir sicher nicht umsonst von deinem Referat erzählt“, fuhr Mrs. Harkiss freundlich fort. „Ich habe in meiner Jugend immer glänzende Referate gehalten und ich kenne mich sehr gut mit der Geschichte der vier Gründer aus. Nun, oder sollte ich sagen fünf Gründer? Du siehst, ich wusste schon von Willigis Wulfgard lange bevor du überhaupt geboren warst. Wie wär`s wenn ich dir ein wenig unter die Arme greife? Bei einem solch wichtigen Referat darf man schließlich nicht klecksen und nicht schlampen. Da muss alles perfekt sein.“ Kameradschaftlich knuffte die alte Frau Erinys` Schulter und lachte gackernd wie ein Huhn.
„Sie würden mir wirklich dabei helfen?“ Erinys konnte ihr Glück kaum fassen, doch ein Gedanke überschattete dieses Gefühl selbstverständlich. „Dürfen sie das denn, Mrs. Harkiss? Ich meine, es ist ja eigentlich meine Aufgabe, was ist, wenn herauskommt dass man mir geholfen hat?“
„Wäre das wirklich so tragisch, Erinys? Jeder Mensch nimmt irgendwann in seinem Leben mal die Hilfe eines anderen an, oder? In Hogwarts ist es eine Ehrensache seine Mitschüler zu unterstützen - unterstützen, nicht abschreiben lassen oder die Lösung vordiktieren. Und, wie gesagt, Albus hat dein anstehendes Referat sicherlich nicht umsonst erwähnt, oder?“

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Mrs. Harkiss` Mithilfe erwies sich als wahrer Glücksgriff. Die alte Frau wusste eine Menge über die Gründerzeit und sie war diejenige, die endlich ein wenig Ordnung in Erinys` zum Teil sehr wirre Aufzeichnungen brachte.
Mrs. Harkiss` reiches Wissen über die Gründung Hogwarts war sicherlich auch der Grund, warum sie auch so fasziniert über Erinys` Erkenntnisse war. Erinys erzählte von ihrem Sturz in das Denkarium und von den uralten Erinnerungen, in der unter anderem Salazar Slytherin seinen feigen Mord an Willigis Wulfgard verewigt hatte.
„Was für ein Erlebnis“, murmelte Mrs. Harkiss eines Sonntagnachmittags vor sich hin. „Fast Eintausend Jahre lang wusste niemand was wirklich hinter Willigis` Tod stand - und dann wird die Wahrheit quasi durch Zufall von einem kleinen Mädchen aufgedeckt.“
Erinys runzelte sie Stirn. „Nicht ganz, Mrs. Harkiss. Vor ungefähr zwanzig Jahren hat schon mal jemand die Wahrheit herausgefunden. Ein Slytherinschüler namens Tom…aber er hat sein Wissen für sich behalten, warum auch immer.“
„Tom, ja?“ Plötzlich war Mrs. Harkiss sehr still und rührte wie ein Automat mit dem Löffel in ihrer Kaffeetasse.
„Sie kennen ihn?“
„Oh, natürlich, natürlich. War zu seiner Zeit sehr bekannt in Hogwarts, er muss ein außergewöhnlich talentierter Schüler gewesen sein…“ Wieder schwieg die Alte. Beim Sprechen hatte sie scheinbar noch versucht, Heiterkeit zu verbreiten, doch nun waren ihre dunklen Augen klein und nachdenklich.
Erinys` Neugierde regte sich, als ob sich in ihrem Kopf ein großer, schnüffelnder Jagdhund befinden würde. „Stimmte etwas nicht mit ihm?“, fragte sie.
Mrs. Harkiss schreckte förmlich aus ihren Gedanken auf. „Wie? Oh nein, nein! Das einzige was nicht stimmte, war, dass Tom offensichtlich nicht besonders gerne Süßigkeiten aß. Er war kein einziges Mal in meinem Laden, ungeheuerlich was?“ Sie lachte, als wäre nichts gewesen.
Erinys grinste gezwungen, doch sie hatte das Gefühl, als ob Mrs. Harkiss ihr etwas vorenthielt, genau wie Albus Dumbledore sein Wissen über diesen Tom nur stückweise preisgegeben hatte. Aber Erinys beschloss, diesbezüglich nicht weiter nachzuharken. Sie schnüffelte ohnehin schon zu viel und zu dreist in den Angelegenheiten ihrer Mitmenschen herum und sie wollte Dumbledores Gnade nicht überstrapazieren.

Also richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Referat und las sich ihre letzten, handschriftlichen Sätze durch. Der Frühsommer war inzwischen über das Land hereingebrochen und die meisten Schüler sorgten sich um die bevorstehenden Prüfungen. Erinys hatte ebenfalls kaum Zeit sich anderen Dingen zu widmen. Gleich nach dem regulären Unterricht, begann sie für die Prüfung zu lernen und jeden zweiten Sonntag, nach ihrer Arbeit hinter der Theke des Vollen Goldtopfs, schuftete sie an ihrem Aufsatz in Geisterkunde. Mrs. Harkiss half ihr dabei zwar tatkräftig, aber sie achtete auch streng darauf, dass Erinys nicht anfing zu schlampen. Inzwischen maß das Referat knapp eine Rolle Pergament und der Text war auf fünfzehn Kapitel verteilt. Ein Kapitel stand jedoch noch aus, doch es fiel Erinys schwer, den Mord an Willigis Wulfgard in Worte zu fassen. Schließlich würden diese Worte dazu führen, dass man Geschichtsbücher umschreiben würde - und diese Tatsache war schon großkotzig genug; Erinys fühlte sich, als sei sie unfreiwillig ins Rampenlicht gezerrt worden.

Mit Ulysses hatte sie in den letzten Monaten kaum ein Wort mehr geredet. Seine Wut schien nach wie vor vorhanden zu sein, doch vielleicht war er auch gerade dabei, sich an den Erinys-losen Zustand zu gewöhnen. Und wenn er sich erst einmal daran gewöhnt haben würde, hätte er sicherlich auch kein großes Interesse mehr daran, das Kriegsbeil zu begraben.
Dieser Gedanke verpasste Erinys regelmäßig einen Stich. Natürlich, Ulysses war über ein Jahr jünger als sie und beide neigten dazu, sich ständig wegen jedem Kleinkram zu streiten, doch Erinys konnte es einfach nicht ertragen, dass er ihr den Rücken zuwand.
Trost spendete hingegen die Tatsache, dass Elicius im nächsten Schuljahr zurück nach Hogwarts kehren würde. Sobald ihr Bruder wieder an ihrer Seite sein war, bräuchte sie Ulysses überhaupt nicht mehr. Dann würde sie ihm genauso konsequent den Rücken zukehren wie er ihr.
Ulysses, dieser kleine Idiot, würde schon noch sehen, was er davon hatte.
Erinys lächelte grimmig und bemerkte zu spät, dass ihre Schreibfeder einen gewaltigen Tintenfleck auf die Pergamentseite gekleckst hatte.

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Erinys hatte alles gegeben, um ihre Nervosität im Bezug auf ihr Referat bestmöglich zu unterdrücken. Nun, am Tag ihres Vortrags, schlugen jedoch all ihre Bemühungen fehl. Sie hatte in der Nacht kaum mehr als eine halbe Stunde geschlafen, hatte keinen Bissen zum Frühstück herunterbekommen, ihr Puls raste und ihre Handflächen waren so verschwitzt, als hätte man sie in einen Bottich Schneckenschleim getaucht.
Sie gab es ungern zu, aber am liebsten wäre sie geflohen. Doch stattdessen stand sie unbewegt vor der Tür des Klassenraumes, starrte gewissermaßen ein Loch in den Boden und wartete auf das Unvermeidliche.
Binsfeld, der Professor für Geisterkunde, öffnete die Tür und ließ die Schüler eintreten. Erinys schlurfte ihren Klassenkameraden hinterher, wie eine Todgeweihte auf dem Weg zum Galgen. In ihrem Kopf war alles dunkel und hohl, wahrscheinlich würde sie kein Wort herausbringen.
Es gab ein Gerangel um die Sitzplätze, der Klassenraum war zwar klein, dennoch stand jedem Schüler normalerweise sein fester Platz zu. War ihre Klasse etwa angewachsen? Erinys hob den Blick und fühlte sich, als ob jemand ihr ein Brett vor den Kopf geschlagen hatte. Der Grund für die Überfüllung waren drei Erwachsene, die es sich im hinteren Teil des Raumes bequem gemacht hatten: Professor Dumbledore, der Geschichtsprofessor Binns und die dicke, alte Mrs. Harkiss. Dumbledore und Mrs. Harkiss lächelten Erinys freundlich entgegen, während Binns so dröge dreinblickte, wie eh und je.
„Sie werden doch nicht etwa zuschauen?“, rief Erinys, die ihren Anflug von Panik nicht ganz verbergen konnte.
„Ah, ich schätze, das können wir uns nicht entgehen lassen, Erinys“, sagte Dumbledore munter.
„Sie wollen unbedingt miterleben, wie ich mich verspreche, wie ich meinen Text vergesse und wie ich mich vor allen blamiere?“
Mrs. Harkiss zwinkerte und sie lächelte noch ein wenig breiter. „Das wollen wir doch nicht hoffen. Möchtest du vielleicht ein wenig Schokolade? Das hilft immer.“ Sie zückte eine kleine Tafel aus ihrem Umhang und brach Erinys einen Riegel ab. Erinys warf einen genauen Blick auf die Verpackung. Ein modriges, gesichtsloses und verhülltes Wesen war dort abgebildet, in seiner schlüpfrigen Leichenhand hielt es jedoch einen vollkommen unpassenden Strauß Blumen. Bernhard Briggs Beruhigungsnascherei - Spendet Trost bei Alpträumen, Rechnungen, Stress und Dementoren!
Mrs. Harkiss hatte nicht zu viel versprochen. Kaum hatte Erinys ein Stück von der Schokolade abgebissen, wurde ihr förmlich ganz warm uns Herz und ein großer Teil ihrer Sorgenlast war im nu verpufft.

Während Erinys sich an ihren Platz setzte, trat Professor Binsfeld hinter das Pult und nickte den Schülern zu. „Wie ihr sicher alle wisst, ist das hier die letzte Stunde Geisterkunde in diesem Schuljahr. In der nächsten Woche werdet ihr über den Prüfungen schwitzen. Äh, wie euch sicherlich aufgefallen ist, haben wir heute Besuch. Die Professoren Dumbledore und Binns und Mrs. Harkiss, eine Hexe aus Hogsmeade, haben irgendein - nun ja - wissenschaftliches Interesse an den heutigen Vorträgen, oder so.“ Binsfeld, wie immer ein wenig zerstreut, versuche Ordnung in seinen Pergamentstapel zu bringen. Schließlich schien er gefunden zu haben, wonach er suchte und verkündigte laut: „Ah ja, wie ich sehe, sind heute zwei Vorträge an der Tagesordnung. Der eine Vortrag stammt von Sybill Trelawney - wo ist sie denn?“
Der Blick des Professors wanderte durch den vollbesetzten Klassenraum, bis er schließlich die knochige Sybill entdeckt hatte. Die Slytherin mit den buschigen Haaren und den dicken Brillengläsern saß in ihrer üblichen Ecke und spielte vollkommen ungerührt an ihren klimpernden Ohrringen herum.
Professor Binsfeld fuhr stirnrunzelnd fort. „Äh und das zweite Referat stammt aus der Feder von Erinys Norcross. Schön, schön. Dann würde ich sagen, fangen wir alphabetisch an. Erinys, würden Sie bitte vortreten?“
Erinys packte ihre Sachen und nährte sich dem Pult mit hölzernen Schritten.
„Ihr Referat handelte von…ähm…dem weißen Grimm, richtig?“, erkundigte sich Binsfeld noch einmal. „Wie gesagt, die Aufgabe lautete, möglichst viel Hintergrundmaterial zu den örtlichen Geistererscheinungen zu sammeln. Und wie ich sehe, haben Sie eine Menge Hintergrundmaterial“, fügte er mit einem Blick auf ihren Papierkram hinzu.
„Ähm, nicht nur, Sir“, sagte Erinys. „Ich habe die Aufgabe ein wenig ausgebaut.“
„Dazu hatten Sie auch mehr als genug Zeit. Ich erinnere mich, dass Sie und Ms. Trelawney die Referate eigentlich schon vor Monaten hätten halten sollen, so wie der Rest der Klasse es getan hat. Allerdings ist ja diese bedauerliche Geschichte dazwischengekommen.“
Erinys nickte und verdrängte die Erinnerung an die halbverwesten, madigen Überreste von Giles Chapman so gut es ging. Sie und Sybill hatten sich in den Verbotenen Wald geschlichen, um mehr über Willigis Wulfgard und den weißen Grimm herauszufinden. Doch in Wulfgards Mausoleum hatten sie die Leiche eines Zauberers entdeckt, der von Werwölfen erlegt und zerrissen worden war. Erinys dachte ungern an diesen Augenblick zurück, denn in ihrem Gedächtnis war das widerliche Bild noch immer zu lebendig und der ekelerregende Gestank noch zu frisch.
Sie ordnete kurz ihre Pergamente auf dem Pult und nutzte die Gelegenheit, einen flüchtigen Blick hinüber zu Sybill zu werfen. Das Mädchen hatte aufgehört mit ihren Ohrringen zu spielen und saß stattdessen sehr versteift auf ihrem Platz. Zweifelsohne dachte auch sie gerade an den Toten im Wald zurück.
Dann schwappte Erinys Blick über den Rest der Klasse, inklusive der drei Erwachsenen. Viele der Schüler sahen schläfrig und müde aus, die meisten hingegen sahen erwartungsvoll zu Erinys. Sie wusste nicht, was ihr besser gefiel: Schüler, die während ihres Referates einnickten oder Schüler, die sie mit ihren Blicken durchbohrten.

„Sie können jetzt anfangen, Ms. Norcross“, sagte Professor Binsfeld, während er sich seine Brille aus der Tasche fischte und sie beinahe verkehrt herum auf die Nase setzte.
Erinys atmete tief ein, ihr Herz pochte jetzt erschreckend schnell und ihre Handflächen schwitzten immer stärker. Aber an ihrem Referat führte ohnehin kein Weg mehr herum. „Mein Vortrag handelt über zwei wenig bekannte Geistererscheinungen in Hogwarts“, begann sie. „Bei dem einen Geist handelt es sich um einen Mann namens Willigis Wulfgard, der zweite Geist wird oft als weißer Grimm bezeichnet, es handelt sich aber um einen normalen weißen Wolf, der einst auf den Namen Gwydion hörte. Beide lebten zur Zeit der Gründer und spielen bei der Erbauung Hogwarts eine wichtige Rolle. Das Land, auf dem heute Hogwarts steht, war einst im Besitz von des Zauberers Willigis Wulfgard, der von der Idee der vier Gründer, eine Schule für magisch Begabte zu errichten, begeistert war. So vermachte er ihnen sein gesamtes Land, half bei der Erbauung der Schule und stand auch sonst mit Rat und Tat zur Seite.“ Und so erzählte Erinys die ganze Geschichte, reichte den Anwesenden die aufgenommenen Geisterfotos und andere Bilder und allmählich fiel ihr das Reden leichter. Als sie das Kapitel über Wulfgards Ermordung erreichte, schenkten auch die letzten Schüler ihr plötzlich Aufmerksamkeit und die Professoren Binsfeld und Binns blickten auf.
„Ermordung?“, warf Binns dazwischen. „Es gibt keine Hinweise darauf, dass er ermordet worden ist. Es war ein Jagdunfall, alle Quellen belegen das.“
„Das bedeutet nur, dass wir es ihr mit einem fast perfekten Mord zu tun haben, Professor“, sagte Dumbledore milde. „Quellen können sich irren, vor allem, wenn die Geschichte schon so lange zurückliegt. Erinys Norcross hingegen kann Beweise vorbringen, die sicherer nicht sein könnten. Deshalb habe ich Ihnen ja auch vorgeschlagen, sich den Vortrag unbedingt einmal anzuhören.“ Er wandte sich von Binns ab und bedeutete Erinys mit einem Kopfnicken fortzufahren.
Also schwatzte Erinys munter weiter und vergaß dabei fast völlig, dass sie es eigentlich mit einer sehr unschönen Geschichte zu tun hatte. Aber andererseits war sie hocherfreut darüber, dass sie Binsfeld, dem Geisterjäger, und Binns, dem Historiker, mit einer ganzen Palette neuer Fakten überraschen konnte. Durch einen blöden Zufall war sie an Informationen gekommen, die kaum jemand vor ihr besessen hatte - wahrscheinlich nur Salazar Slytherin und der ehemalige Hogwartsschüler Tom selbst. Und es war ein unglaublicher Triumph, einmal mehr zu wissen als sämtliche Schulbücher und Historiker zusammen.

Nach einer halben Stunde war das Referat schließlich ausgestanden und Erinys entdeckte eine Menge verwirrte Gesichter unter den Anwesenden. „Äh, ich bin fertig“, verkündete sie.
Professor Binsfeld antwortete nicht, schickte sie auch nicht auf ihren Platz zurück, vielmehr starrte er geradewegs zu Dumbledore hinüber, als erwartete er irgendwelche aufklärenden Worte. „War das alles wirklich korrekt?“, fragte er mit schleppender Stimme. „Salazar Slytherin war ein Mörder?“
„Das überrascht mich irgendwie überhaupt nicht“, murmelte ein Hufflepuff seinem Sitznachbarn zu. Er fing sich ein paar böse Blicke seitens der anwesenden Slytherins ein.
„Ja, es ist wahr, Professor Binsfeld.“ Dumbledore hatte sich von seinem Stuhl erhoben und strich sich über den dunkelgrauen Bart, hinter dem ein Schmunzeln verborgen lag. „Natürlich, es gab schon immer wilde Gerüchte und Spekulationen, aber der entgültige Beweis kam in Form von Salazar Slytherins eigener Erinnerung. Erinys ist nach eintausend Jahren die erste, die diese Erinnerungen entdeckt hat, nicht nur aus Zufall, sondern auf Grund ihres Spürsinns und ihres Ehrgeizes.“
Erinys hatte automatisch den Mund geöffnet um zu protestieren. Tom hatte die Wahrheit schon vor etlichen Jahren entdeckt, doch warum erwähnte Dumbledore ihn mit keiner Silbe? Fragend sah sie zu dem Professor hinüber und Dumbledore zwinkerte ihr verschwörerisch zu.
Binsfeld wandte sich zu Erinys. „Ich denke, wenn das alles so seine Richtigkeit hat, verdienst du nur eine Note. Dein Vortrag ist wirklich ein eindeutiges Ohnegleichen.“
Erinys grinste zufrieden, die Schüler spendeten ihren Applaus und die Beifallsbekundungen der Slytherins fielen besonders laut aus.
Binsfeld trug die Note in eine Liste ein und murmelte vor sich hin: „Und fünfzig Punkte für Slytherin, obwohl sie damit den Minusbereich trotzdem nicht hinter sich lassen können.“
In diesem Jahr war Erinys` Schulhaus nicht nur trauriger Verlierer, sondern auch neuer Rekordhalter in Sachen Minuspunkte. Ihr Punkteglas hatte sich - dank der Idiotie des Werwolffanklubs - so schlagartig entleert, dass es sich nun schlichtweg zu weigern schien, neue Punkte anzuerkennen. Obwohl die Slytherins in den letzten Monaten wieder einige Punkte sammeln konnten, blieb der Zeiger konsequent auf Null stehen. Gryffindor würde dieses Jahr höchstwahrscheinlich Sieger werden.
Als sich Erinys wieder gesetzt hatte, klopfte ihr jemand auf die Schulter. Es war Dumbledore und hinter ihm, breit grinsend, stand die alte Mrs. Harkiss.
„Sehr gut gemacht, mein Kind“, gratulierte sie. „Du hast dir die Note mehr als verdient.“
„Dankeschön“, sagte Erinys und suchte Dumbledores Blick. „Professor, dürfte ich Ihnen eine Frage stellen? Warum haben Sie nichts über diesen Tom erzählt, Sir? Er hat das Geheimnis zuerst gelüftet. Ist das nicht Geschichtsfälscherei oder so?“
Dumbledore lächelte gutmütig und die Fältchen, die seine blauen Augen umgaben, runzelten sich. „In der Tat, Erinys, Tom hat das Geheimnis gelüftet, doch er zog es vor die Wahrheit zu verschwiegen und für sich zu behalten. Er hätte seinen Ruhm haben können, doch er zog die Geheimniskrämerei vor. Es ist wohl besser, seinen Namen in diesem Zusammenhang ungenannt zu lassen. Dir gebührt die ganze Ehre, Erinys, weil du mindestens so viel Ehrgeiz gezeigt hast wie er, doch im Gegensatz zu Tom teilst du die Wahrheit mit dem Rest der Zauberwelt.“

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Die Prüfungen kamen und gingen und am Ende des Schuljahres hielt Erinys ein recht stattliches Zeugnis in den Händen. Verglichen mit ihren Noten im letzten Jahr, hatte sie sich enorm gebessert.
Der einzige Wehmutstropfen waren die anstehenden Sommerferien. Erinys hätte die freie Zeit gerne bei den Rathburns verbracht, doch Ulysses hatte in seiner üblichen zurückhaltenden Art durchblicken lassen, dass er auf Erinys` Anwesenheit verzichten konnte.
„Wieso das?“, hatte sie daraufhin gefragt. „Wollen wir den Streit nicht endlich vergessen?“
Ulysses schien die Frage unangenehm und hatte leise geantwortet. „Meine Eltern und ich machen diesen Sommer Urlaub. Deswegen geht es nicht.“
Sie glaubte ihm nicht. Selbst wenn die Rathburns wirklich verreisen sollten, hätten sie Erinys angeboten mitzukommen. Schließlich hatte die Familie mehr als genug Geld und Bethesda Rathburn fühlte sich noch immer für Erinys teilverantwortlich.

Erinys wuchtete ihre Sachen in den Hogwarts-Express und verfluchte den Sommer ein weiteres Mal. Sie würde die Ferien wohl oder übel bei ihrer Mutter verbringen müssen. Dabei fiel die Norcross-Familie in der Muggelstadt Norman Wells immer auf wie eine Horde bunte Hunde.
Sie setzte sich in ein Abteil, in dem sich bereits mehrere ihrer Klassenkameraden niedergelassen hatten. Durch das Fenster der Abteiltür sah sie Ulysses, der seine schweren Koffer hinter sich herzog. Sie biss die Zähne fest aufeinander, hin und hergerissen zwischen Wut und Enttäuschung. Vielleicht renkt sich ja bald alles wieder ein, sagte sie sich streng. Aber das „Bald“ war noch so weit entfernt, der Sommer erschien ihr wie eine langweilige Ewigkeit.
Als der Hogwartsexpress schließlich anrollte, kramte Erinys den aktuellen Tagespropheten aus ihrem Gepäck hervor. Am Morgen hatte sie keine Zeit gehabt; das Frühstück, das Packen und das Aufspüren verlorener Gegenstände - ihre Kröte Haubert zum Beispiel - hatte Stunden beansprucht. Nun blätterte sie in der Zeitung, auf der dritten Seite fand sie die Artikel, auf die sie gewartet hatte: Todesfall nach eintausend Jahren endlich aufgeklärt - Es war kaltblütiger Mord! Der Artikel über Willigis Wulfgard und Salazar Slytherin erstreckte sich über die halbe Seite, der Autor kündigte außerdem an, seine Leser auch in Zukunft über weitere Erkenntnissen zu berichten. Erinys` Name wurde zwar nur ein einziges Mal erwähnt, doch sie konnte dennoch mehr als zufrieden sein.
Ein anderer Artikel erweckte jedoch ihre Neugierde und sie begann zu lesen:

Hogwarts-Professor bleibt verschwunden. Ministerium und Kollegium ratlos

Der Professor W. Hellingsgard (37) ist weiterhin unauffindbar (wir berichteten). Anfang Dezember hatte er sich zusammen mit seiner Freundin und Kollegin B. Burgunda (46) nach Indien aufgemacht wo sie kurze Zeit später auch heirateten. Anfang Januar jedoch verschwand Professor W. Hellingsgard unter bislang ungeklärten Umständen. Das Ministerium schließt ein Verbrechen nicht aus. Einige von Hellingsgards Kollegen versuchten den Vermissten eigenhändig aufzuspüren, doch auch diese Bemühungen sind gescheitert.
Axelia Humberton, Reporterin des Tagespropheten, sprach nun exklusiv mit der Frau des Vermissten, B. Burgunda-Hellingsgard:
A. Humberton: Was ist das für ein Gefühl, Frau Burgunda-Hellingsgard, zu wissen, dass sie ihren Mann vielleicht nie wieder in die Arme schließen können?
B. Burgunda-Hellingsgard (unter Tränen): Sie können sich nicht vorstellen wie es für eine Frau ist, einen Ehemann zu verlieren. Ich habe mein ganzes Herz in diese Liebe gesteckt und nun fühle ich mich, als wäre ich entzwei gerissen.
A. Humberton: Wie ich erfahren habe, waren Sie schon öfters verheiratet. Doch all Ihren Ehemännern ist etwas Schreckliches wiederfahren. Glauben Sie, es handelt sich um einen Fluch?
B. Burgunda-Hellingsgard (weint): Reden Sie nicht davon! Es ist so furchtbar! So viele Eheringe schmücken meine Finger, doch die dazugehörigen Männer sind verschollen oder tot! Warum straft das Schicksal mich nur so?
A. Humberton: Haben Sie die Hoffnung, Professor Hellingsgard je wiederzusehen, aufgegeben?
B. Burgunda-Hellingsgard: Nein, niemals. Ich wäre eine schlechte Ehefrau, wenn ich ihn einfach für tot erklären lassen würde. Ich werde stark sein, nach ihm suchen und für ihn beten.

Erinys ließ die Zeitung sinken. Am Fenster rasten die wilden Landschaften vorbei und verschwammen vor ihren Augen. Sie hatte das eigenartige Gefühl, als ob sich ein Schalter in ihrem Kopf plötzlich von selbst umgelegt hätte. Vielleicht würden die Ferien ja doch nicht so öde werden, wie angenommen. Sie brauchte ihren Freund Ulysses nicht, um Spannendes zu erleben, denn der allerbeste Freund, ihr Spürsinn, war ihr geblieben. Und auch wenn ihre Heimatstadt Norman Wells genauso weit von Hogwarts entfernt war wie von Indien, dieser vielerprobte Spürsinn würde sicherlich eine Möglichkeit finden, einmal einen genauen Blick auf die mysteriösen Umstände zu werfen, unter denen Professor Hellingsgard verschwunden war…

Ende des zweiten Schuljahres


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Sehr Wichtiger Kommentar: Ja, das ist das Ende des zweiten Schuljahres. Mehr dazu im allgemeinen Kommentar. Davor muss ich die Leser jedoch ein letztes Mal auf die bevorstehenden Überarbeitungen meiner FFs hinweisen. Wie ihr sicherlich wisst, wird es demnächst (wahrscheinlich kurze Zeit nach dem Erscheinen des letzten HP Bandes) die Neuveröffentlichung geben. Prägt euch die folgenden Titel also genau ein:
Ancient History und Ancient Legion. Bei AH handelt es sich um die Schulgeschichten und hinter AL verbirgt sich die Todesser-Trilogie. Got it?
Da ich aber damit rechne, dass die Hälfte der Leser bis dato meine Ankündigung vergessen hat, gibt es pünktlich zur Veröffentlichung eine Rundmail. Die können selbstverständlich nicht alle erhalten, das funktioniert nur bei registrierten Usern die mir mindestens ein Review geschrieben haben.

…Und dann noch der Allgemeine Kommentar: Ich bin mit den letzten zwei Kapiteln nicht wirklich zufrieden, da ich mir vieles zurechtrücken musste. Allgemein hatte die Thematik von Zirkel der Wölfe mehr Potential als ich tatsächlich genutzt habe. Ursprünglich sollte diese Gründungsgeschichte rund um Willigis Wulfgard viel spannender und brisanter sein, doch irgendwie habe ich da das Ziel verfehlt. Für die Überarbeitung plane ich aber, dass unter anderem mehr auf Tom Riddle eingegangen wird. Im Nachhinein ist mir nämlich klar geworden, dass gerade Tom der Geschichte sehr gut getan hätte.

Elize7: Nein, keine Versöhnung in diesem Schuljahr ;)

Desdemona: Ah, endlich mal wieder eine Neuleserin :)
Nein, aus dem Gemeinschaftsprojekt an sich wird unter Garantie nichts mehr werden. Es würde mir inzwischen auch gar nicht mehr ins Konzept passen. Die anderen Storys kann ich dir natürlich nur ans Herz legen. Sie sind zwar düsterer, aber ich persönlich finde sie besser. Halte mich auf den Laufenden, ja? Ich bin immer gespannt, in wie weit die Geschmäcker bei den einzelnen Storys variieren.


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Während der vier Stunden, die ich in dem verspäteten Zug verbrachte, sprudelten mir alle diese Ideen nur so im Kopf herum.
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