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Fanfiction

BETAVERSION: Hogwarts 1962: Zirkel der Wölfe - Sieben Tassen Schokolade

von Kiosk

27. Sieben Tassen Schokolade


Personen:
Erinys Norcross: Egoistische Slytherin Drittklässlerin. Beste Freundin von Ulysses

Elicius Norcross: Erinys` jüngerer Bruder. Wechselte im letzten Jahr auf die norwegische Zauberschule Espengard

Ulysses Rathburn: Ravenclaw Zweitklässler. Ein frühreifer Trotzkopf

Tom, Landolt, Alexander und der Jugendliche mit der tiefen Stimme: Auch diese vier Schüler tauchen ganz unvermittelt in den Erinnerungen auf. Offenbar suchen sie nach irgendetwas…

Tantalus Lestrange: Der Vater von Erinys und Elicius, der Onkel von Rabastan und Rodolphus

Barritus Lestrange: Der Bruder von Tantalus und der Vater von Rabastan und Rodolphus Lestrange

Professor Hellingsgard: Raubeiniger Halbrusse. Er und sein Hauself Kedavra leiten den VgdDK Unterricht. Derzeit mit Madame Burgunda in Indien.

Madame Burgunda: Die übergewichtige Lehrerin des Benimmkurses. War schon ungefähr ein Dutzend mal verheiratet, doch ihre Gatten hatten stets die Angewohnheit, früh zu versterben… Derzeit mit Professor Hellingsgard in Indien.

Geister und Verstorbene:
Willigis Wulfgard: Ein Magier zur Zeit der Gründer. Ein leidenschaftlicher Jäger, dem einst das Land gehörte, auf dem nun Hogwarts steht. Starb durch eine Rotte von Warzenschweinen. Nun ein Geist

Der weiße Grimm: Der Geist des toten Wolfes Gwydion. Zur Zeit der Gründer der ständige Gefährte Wulfgards. Starb durch eine Rotte von Warzenschweinen

Personengruppen:
Die Klobande: Bestehend aus den drei jugendlichen Slytherins Veikko, Erebus und Prester. Ziehen Jüngeren mit Nonsens-Steuern das Geld aus der Tasche

Der Werwolfsfanklub: Gegründet von Veikko, Erebus und Prester, zu Ehren ihres verschwundenen Kumpels Garm. Der Klub ist besonders unter den Slytherins beliebt

Bisherige Handlung: In der zweiten Eulerei entdeckte Erinys Willigis` zerschmetterte Statue und einige verkorkte Erinnerungen - nun stellt sich für Erinys die Frage, wie sie von diesem Fund profitieren könnte…als ein Vorhaben des Werwolffanklubs die Aufmerksamkeit der Lehrerschaft ablenkt, nutzt Erinys die Gelegenheit und borgt sich Dumbledores Denkarium. Zusammen mit Ulysses durchlebt sie einige Erinnerungen, die aus der Gründerzeit stammen. Sie werden Zeuge, als Willigis Wulfgard heimtückisch von Salazar Slytherin ermordet wird.

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Albus Dumbledores Augen hatten den freundlichen Schimmer verloren, als sich der alte Mann über Erinys beugte. Sein strenger Blick durchfuhr ihr Herz wie ein geschärftes Messer und ihre Erleichterung aus dem Denkarium gerettet worden zu sein, wich fast augenblicklich der Angst. Sie hatte das verdammte Denkarium gestohlen, und von all den Menschen die in Hogwarts ein- und ausgingen, hatte ausgerechnet Professor Dumbledore Erinys aufgespürt. Bei jeder anderen Person hätte Erinys sich sicherlich irgendwie herausreden können, hätte die Wahrheit vertuscht und verschleiert, doch Albus Dumbledore ließ sich nicht so einfach an der Nase herumführen. Alleine sein Blick sagte Erinys, dass er die Wahrheit schon längst kannte, es hatte keinen Sinn mehr zu Lügen.
Erinys lag auf dem Boden des alten Klassenraumes und neben ihr stand noch immer das Denkarium. Das Becken malte weiterhin seine unschuldigen Wassermuster an die Decke und es wirkte harmlos und alltäglich, doch Erinys wusste zu gut, dass das Denkarium fast zu einer immerwährenden Falle geworden wäre. Im Nachhinein erschien ihr das Erlebte dennoch so surreal wie ein verworrener Alptraum.
Sie sah sich nach Ulysses um. Der Junge lag, einen Meter entfernt, auf der Seite. Zwar waren seine Augen halbgeöffnet, doch Erinys konnte nicht genau sagen, ob er überhaupt bei Bewusstsein war. Sein Blick war matt und ziellos.
„Ist er in Ordnung?“, fragte sie und wagte dabei kaum Dumbledore anzuschauen.
„Unversehrt bis auf einen nicht ganz unerheblichen Schock“, antwortete der alte Professor in einer ungewöhnlich neutralen Tonlage.

Erinys räusperte sich um ihre Stimme etwas aufzuklären. Sie musste Dumbledore verständlich darlegen was geschehen war und vor allem, warum sie diesen Schritt - den Diebstahl - überhaupt gewagt hatte. Eisiges Schweigen würde diese Situation nur verschlimmern. „Es ist meine Schuld, Professor. Ulysses wusste nichts davon, dass ich Ihr…Ihr Denkarium genommen habe.“ Sie blinzelte vorsichtig zu Dumbledore hoch und mühte sich weiterzusprechen. „Das ganze ist so blöd gelaufen. Ich wollte nicht, dass Sie es erfahren, Professor, ich habe mich extra so beeilt. Ich wollte das Denkarium so schnell wie möglich zurückbringen und -“ In einer plötzlichen Erkenntnis riss Erinys die Augen auf und wandte ihren Kopf in Richtung der Fensterfront. Im ersten Moment hatte sie gar nicht registriert, wie hell es in dem Klassenraum war. Kühle, winterliche Sonnenstrahlen fielen durch die goldstichigen Glasscheiben. „Es ist ja schon hell!“, rief Erinys. Sie fasste sich an den schmerzenden Kopf und versuchte ihre Gedanken zu sortieren. „Es war doch erst spät am Abend, als wir in das Denkarium gefallen sind!“
„Ganz recht.“ Dumbledore beugte sich zu dem Becken herunter und hob es behutsam vom Boden auf. Er warf einen Blick auf die ruhig schwappende Flüssigkeit im Inneren des Denkariums. „Wenn mich nicht alles täuscht, wird in der Großen Halle gerade mit dem Frühstück begonnen. Euer Ausflug in das Denkarium hat offenbar mehrere Stunden in Anspruch genommen. Das Zeitgefühl spielt einem manchmal den ein oder anderen Streich, besonders im Inneren dieses wundersamen Gegenstands hier.“ Er stellte das Denkarium auf einen der Tische und bedachte es mit einem wissenden Blick.
„Es tut mir so leid, Professor. Ich habe nicht darüber nachgedacht und-“
Dumbledore schmunzelte. Es war kein besonders freundliches Schmunzeln, sondern das Schmunzeln eines alten Mannes, der schon zu viele typisch jugendliche und überstürzte Taten miterlebt hatte. „Ich glaube, Sie haben sehr wohl darüber nachgedacht, Ms. Norcross“, unterbrach er sie ruhig. „Oder ich habe Sie anderthalb Jahre nicht richtig eingeschätzt und Sie fälschlicherweise für einen gedankenlosen Heißsporn gehalten. Ich war aber eigentlich immer der Meinung, dass Sie stets sehr genau planen was Sie tun und was nicht.“
Erinys senkte ertappt den Blick und starrte auf ihre Stiefel. „Sie haben Recht. Ich wusste was ich tue…ich hatte diesen Plan…diesen bekloppten Plan. Und mal wieder ist alles schiefgelaufen.“ Sie warf dem regungslosen Ulysses einen flüchtigen Seitenblick zu. Seine Atmung raste und er wirkte fiebrig und zerschlagen. Aber zumindest schien er zu ihr und Dumbledore hinüberzusehen und ihr Gespräch halbbewusst mitzuverfolgen.

Erinys zuckte kurz zusammen, als plötzlich Professor Slughorn die Tür zum Klassenzimmer öffnete und eintrat. Seine schweren Schritte erschütterten den Fußboden und wirbelten Staub auf. „Da bist du ja Albus! Einer meiner Slytherinschüler glaubt, er habe Ms. Norcross und Mr. Rathburn bei den Gewächshäusern gesehen, wo sie einen Schneemann- “, Slughorns blaue Augen quollen ein Stückweit aus den Höhlen, als er Erinys und Ulysses auf dem Boden entdeckte. „Oh!“, rief er. „Da seid ihr beiden ja! Bei Slytherin, was stimmt den mit dem Jungen nicht?“ Slughorn schwankte mit übergewichtiger Eleganz auf Ulysses zu und musterte ihn besorgt. Erinys hatte den Eindruck, dass Slughorn ursprünglich vorgehabt hatte, sich zu dem Ravenclaw herunterzubeugen, doch offenbar hinderte ihn sein immenser Bauchumfang daran.
„Er leidet doch nicht etwa unter Drachenpocken, oder?“, fragte Slughorn stirnrunzelnd.
„Das will ich nicht hoffen, Horace. Ich bin eher zu dem Schluss gekommen, dass mein Denkarium der Übeltäter ist.“
Horace blickte auf und während er sich ein kariertes Taschentuch aus dem Anzug zog, um damit den Schweiß von der rosigen Stirn abzutupfen, sagte er: „Dein Denkarium, Albus? Du willst mir doch bitte nicht erzählen, dass diese Kinder hier unerlaubterweise ausgerechnet dein Denkarium benutzt haben.“
„Ich fürchte schon.“
Slughorns Augen huschten blitzschnell zu Erinys herüber und seine rosige Gesichtfarbe verdunkelte sich schlagartig. Der Gedanke, was diese Geschichte dem Hause Slytherin für Punktabzug einbrocken würde, schien bei dem dicken Professor spontane Atemnot hervorzurufen. „Zuerst die Sache mit dem Werwolfsfanklub und dann das hier! Ich werde nie wieder in dem beruhigenden Gedanken einschlafen können, dass meine Jungs und Mädchen aus Slytherin alles wohlerzogene und pflichtbewusste Schüler sind!“ Er schnappte rasselnd nach Luft und lehnte sich gegen die steinerne Wand des Klassenzimmers. „Dabei hatten wir den Hauspokal schon so gut wie gewonnen“, hörte Erinys ihn leise murmeln.
„Es tut mit leid, Professor“, entschuldigte sie sich an den Tränkelehrer gewandt und blickte dann wieder zu Dumbledore hinüber. „Ich möchte die Sache gerne erklären. Die Erinnerungen im Denkarium -“ Ganz plötzlich wurde ihr entgültig bewusst, was sie im Inneren des Denkariums erlebt hatte: Salazar Slytherin hatte einen Menschen getötet! Mit soviel List und Tücke wie man es vom Gründer des verrufensten aller Schulhäuser nur erwarten konnte. In ihrer Brust machte sich ein wütendes Stechen bemerkbar, als Erinys das Schlangenwappen auf ihrer Schuluniform betrachte. Nein, nicht nur betrachtete. Sie starrte es an, als hätte sie die windende Schlange noch nie vorher richtig wahrgenommen. Die Schlange auf dem Stoff war giftgrün und sie züngelte mit ihrer gespaltenen Zunge, ganz genau wie die Schlange, die Willigis Wulfgard ihre Giftzähne ins Bein geschlagen hatte.

Erinys registrierte, dass Dumbledore sie analytisch musterte, fast so als könnte er ungefähr abschätzen, was in ihrem Kopf gerade vorging. „Sie haben etwas gesehen?“, fragte er. In seiner Stimme schwang ein eigenartiger Unterton mit, so als befürchtete oder erwartete er etwas Bestimmtes, an das er sich schon lange nicht mehr erinnert hatte.
„Ja…“, murmelte Erinys. „Ich habe etwas gesehen.“ Sie sah zu Sughorn hinüber, der noch immer schweratmend an der Wand gelehnt stand. Ob er ahnte, dass sein verehrter Salazar in Wirklichkeit ein Mörder war? Natürlich, Erinys hätte ihr Wissen laut herausposaunen können, aber es fühlte sich nicht Richtig an, Professor Slughorns Illusionen auf so plumpe Art zu zerstören und Verwirrung zu stiften.
Erinys setzte sich langsam auf und erhob sich bedächtig, ihre Beine zitterten unter der Last. Ihr ganzer Körper fühlte sich merkwürdig verrenkt und schwach an; plötzlich konnte sie Ulysses` zerschlagenen Zustand recht gut nachempfinden.
„Ihnen ist hoffentlich bewusst, dass ich ein ernstes Wörtchen mit Ihnen wechseln muss, Ms. Norcross“, sagte Dumbledore.
„Natürlich.“ Erinys schluckte und starrte ein weiteres Mal betreten auf ihre Füße.
„Aber zuvor sollten wir Mr. Rathburn in die Krankenstation bringen, damit er sich ein wenig ausschläft. Horace, könntest du das übernehmen?“
„Selbstverständlich, Albus, selbstverständlich.“ Slughorn nickte bekräftigend mit dem Kopf, so dass sein Gesicht bis zur Unterlippe in seinem Doppelkinn zu verschwinden schien. Ulysses zu wecken war alles andere als Schwerstarbeit, er schreckte bereits hoch, als Dumbledore ihn nur kurz an der Schulter berührte. Mit einem äußerst wehleidigen Ausdruck in den Augen, ließ er sich hoch helfen.
„Sie werden sich heute ein wenig ausruhen müssen, Mr.Rathburn“, erklärte Slughorn dem erschöpften Jungen.
„Das verwirrt mich alles“, nuschelte Ulysses. Sein Kopf hing müde auf seiner Brust. „Ist es schon hell? Wie lang hab ich geschlafen?“ Mit verklebten Augen sah er sich flüchtig in dem Klassenraum um. „Keine Warzenschweine mehr da. Wie nett.“
Er wurde von Slughorn gestützt, als er aus dem Zimmer stolperte.

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Der Phönix begrüßte Erinys mit einem wenig freundlichen Gekreische. Er hockte noch immer auf seiner Stange, doch kaum hatte sie das Büro betreten, schlug er wütend mit den Flügeln und starrte ihr entgegen.
Dumbledore schmunzelte, als er sich hinter seinen Schreibtisch begab und das Denkarium behutsam abstellte, bevor er selbst Platz nahm. „Setzen Sie sich, Erinys“, sagte er und wies auf den Stuhl gegenüber.
Erinys hielt vorsichtshalber einen gehörigen Sicherheitsabstand zum schreienden Phönix ein, als sie das Büro durchquerte und sich eingeschüchtert setzte. „Ihr Vogel mag mich nicht, schätze ich“, murmelte sie kleinlaut in Richtung des Fußbodens.
„Ich würde nicht sagen, dass er Sie nicht mag, Erinys. Sie und Fawkes habt euch auf dem falschen Fuß kennen gelernt und ich fürchte fast, dass er Ihnen gegenüber etwas misstrauisch ist. Sie sind schließlich in das Büro geschlichen um sich das Denkarium auszuborgen und Fawkes ist ein kluges Tier. Er wusste, dass Sie etwas Unerlaubtes unternommen haben. Und er hat mich darauf hingewiesen.“
„Aha.“ Erinys starrte weiterhin Richtung Fußboden und suchte verzweifelt nach mildernden Worten. „Professor, ich möchte mich nicht herausreden. Ich weiß, dass es falsch war das Denkarium heimlich zu nehmen. Aber ich möchte es erklären.“
„Ich bin gespannt.“
„Sie wissen doch, dass ich gerade an diesem Projekt in Geisterkunde sitze, Professor.“ Erinys holte tief Luft und war versucht aufzublicken, um Dumbledore ehrlich in die Augen zu sehen. Aber ihr Nacken wollte diesen einfachen Befehl schlicht und ergreifend nicht befolgen. Also entschied sie sich, weiterhin Richtung Fußboden zu sprechen. „Ich sollte etwas über Willigis Wulfgard und den weißen Grimm herausfinden.“
„Ein schweres Thema“, warf Dumbledore ein.
„Ja, ein schweres Thema.“ Erinys fühlte sich bestätigt. „Ich habe versucht so viel wie möglich zu recherchieren, doch es gab kaum geeignetes Material. Ich geriet etwas in Panik. Dann habe ich eine Entdeckung gemacht, oben, in der Eulerei. Ich weiß nicht ob Sie den Raum kennen, Professor, aber wenn man durch eine kleine Nische in der Eulerei klettert, gelang man in einen ungenutzten Raum.“ Fragend ruckte ihr Kopf ein wenig höher, so dass sie, statt auf den Boden zu starren, nun zumindest das Holz des Schreibtisches im Blickfeld hatte. Das war definitiv ein kleiner Fortschritt.
„Ich krabbele normalerweise nicht auf dem Boden der Eulerei herum, Erinys“, gluckste Dumbledore. „Zumindest nicht mehr heutzutage. Allerdings weiß ich, dass es da oben eine ungenutzte, zweite Eulerei gibt, die noch aus der Zeit stammt, als Hogwarts eine eigene Vogelzucht betrieb. Dieser Raum dient nun als Lager für allen Möglichen alten Krempel…und ich habe immer geahnt, dass sich ein Besuch dort oben durchaus lohnen könnte. Ich habe einen Faible für alten Krempel.“ Aus den Augenwinkeln heraus sah Erinys, dass Dumbledore mit einer Handgeste vielsagend auf die antiken Stücke in seinem Büro deutete.
„Ich bin wirklich gespannt zu erfahren, was Sie da oben für eine Entdeckung gemacht haben, Erinys Norcross.“
„Ich habe eine uralte Kiste gefunden, mit Bruchstücken einer Statue. Der Willigis Wulfgard Statue. Aber das war nicht das wirklich spektakuläre…ich habe in der Kiste außerdem vier kleine Glasphiolen gefunden, in dem eine Art Nebel schwebte. Ähm…ich glaube, Sie wissen was ich meine, Professor. Ich habe Erinnerungen gefunden.“

Eine Weile sagte Albus Dumbledore nichts. Das Ticken einer mechanischen Uhr drang an Erinys` Ohr, während sie sich weiterhin still auf ihrem Platz klein machte. Nun wagte sie es doch, langsam den Blick zu heben. Sie sah Dumbledore hinter seinem Schreibtisch sitzen, er saß nach vorne übergebeugt und hatte die Fingerspitzen aneinandergelegt, so dass seine Hände ein Zelt bildeten. Der Professor schien keinen besonderen Punkt im Raum anzufixieren, gedankenverloren und in sich gekehrt verlief sein Blick im Nichts.
„Das ist sehr interessant“, sagte er schließlich nach einer Weile. „Ich bin immer wieder überrascht, dass dieses alte Schloss offenbar nicht müde wird, einige seiner Geheimnisse nur Stück für Stück preiszugeben. Ich kenne Hogwarts seit mehr als einem Jahrhundert und dennoch stolpere ich immer noch über Dinge, von denen mir zuvor nichts bekannt war.“ Ein bedauernder Ausdruck schlich sich in seine Augen und er seufzte: „Wie die Erscheinung des Irrlichts im letzten Schuljahr, nur um ein Beispiel zu nennen.“
Erinys antwortete nicht darauf, sondern sah nur stillschweigend zu, wie Professor Dumbledore seinen Zauberstab aus der Robe zog und ein Tablett auf dem Schreibtisch erschienen ließ. Auf dem Tablett befanden sich ein Teller mit Gebäck und zwei große Tassen voll mit heißer Schokolade. Erst als ihr der Kakaoduft in die Nase stieg, registrierte Erinys wie ausgedörrt und hungrig sie war. Sie griff nach der Tasse ohne eine weitere Aufforderung abzuwarten und nahm einen großen Schluck.
„Ich wollte mir die Erinnerungen ansehen, weil ich dachte, dass sie etwas mit Willigis Wulfgard zu tun haben könnten“, begann Erinys mit ihrer Geschichte, nachdem sie den größten Durst gelöscht hatte. Das Getränk war belebend und die Tatsache, dass Dumbledore sie so freundlich umsorgte, stimmte sie redselig. „Und ich hatte recht. Die Erinnerungen stammten aus der Gründerzeit. Zumindest bis auf eine oder zwei. Das ist schwer zu sagen…es war so merkwürdig in diesem Denkarium und all diese Erinnerungen schienen irgendwie…“ Sie fasste sich an den Kopf und suchte nach einem passenden Wort. „Es war so, als hätten sich die einzelnen Erinnerungen ineinander verheddert. So wie Bindfäden.“
„Ah“, machte Dumbledore und er nickte wissend. „Ja, das ist verständlich. Wenn Erinnerungen älter werden, verblassen sie und werden brüchig - sofern man sie nicht vor dem Verfall schützt. Erinnerungen aus der Gründerzeit haben demnach bereits eintausend Jahre auf dem Buckel und man kann nicht davon ausgehen, dass sie während all dieser Zeit ständig gepflegt wurden sind. Ich würde es mit altem Papier vergleichen, das irgendwann einfach zu Staub zerfällt. Doch verhedderte und verkeilte Erinnerungen sind weitaus gefährlicher als der gemeine Magier denkt. Ganz besonders wenn man mittels eines Denkariums versucht, in diese Erinnerungen einzutauchen. Man kann in ihnen verloren gehen, wenn man den Weg zurück nicht kennt.“
Dunkel erinnerte sich Erinys an den tiefschwarzen, hungrigen Wirbel, in welchen sie am Ende gestürzt war, und sie erinnerte sich an ihre Angst, dass sie vielleicht nie wieder aus diesem Wirbel auftauchen würde. Schreckliche Stille hatte sich über sie gelegt wie der finsterste und kälteste Ozean.
Sie schob dieses Bild energisch von sich und konzentrierte sich wieder auf das Hier und Jetzt.

„Am Anfang wussten Ulysses und ich nicht, wo wir gelandet sind. Ich meine, wir haben in das Denkarium gestarrt und schwupps waren wir weg.“ Sie grinste müde und nahm noch einen Schluck von der heißen Schokolade. „Als ich wieder zu mir gekommen bin, standen wir inmitten dieser wilden Landschaft. Dort trafen wir auf Salazar Slytherin und Godric Gryffindor. Sie stritten heftig miteinander, aber wir konnten ihre Worte nicht verstehen - der Dialekt war einfach grausam!“
„Das kann ich mir vorstellen.“ Dumbledore schmunzelte in seine Tasse hinein und auf seinem Bart war inzwischen ein deutlicher Kakaoabdruck zu erkennen.
„Worüber Salazar und Godric auch immer gestritten haben, ich hatte das Gefühl, dass zumindest Godric kurz davor war sein Schwert zu ziehen, um Salazar einen Kopf kürzer zu machen. Ich kann nicht glauben, dass sie in den Geschichtsbüchern immer als gute Freunde beschrieben wurden, ehe sie sich zerstritten. Ich hatte eher den Eindruck, als ob sie sich schon immer fürchterlich gehasst hätten.“
Dumbledore setzte seine Tasse ab. Sie war inzwischen ausgetrunken, doch nur einen Augenblick später füllte sie sich erneut mit dunkler, heißer Schokolade. „Nun, Sie werden lernen müssen, dass gute Freundschaften nicht immer ein Leben lang halten. Und aus verlorenen Freunden können oft schlimmere Feinde werden, als Fremde es vielleicht je sein könnten. Weißt du, auch ich hatte einen besten Freund während meiner Schulzeit. Der Slytherin Thomas Hemsley war ein begnadeter Arithmantiker. Die Professoren damals staunten über seine Arbeiten. Allerdings versäumte der gute Thomas es, an seinen Defiziten zu arbeiten - ich weiß nicht wie oft er es während seiner Schulzeit geschafft hat, Zaubertränke zum explodieren und Kessel zum Schmelzen zu bringen. Es gibt einen einfachen Trick um herauszufinden, auf welchem Platz Thomas damals während des Zaubertrankunterrichts gesessen hat.“
„Sie meinen diesen riesigen Brandfleck an der Decke?“, platzte es aus Erinys heraus.
Dumbledore nickte bestätigend und seine freundlichen Grübchen zeichneten sich noch deutlicher auf dem Gesicht ab. „Ganz genau, Erinys. Dafür war Thomas Hemsley einst verantwortlich gewesen, obwohl er es auch nach diesem Zwischenfall nicht einsah, Nachhilfestunden zu nehmen. Es kam wie es kommen musste. Die ZAG-Prüfungen rückten näher und Thomas beschloss zu unfairen Mitteln zu greifen. Er weihte mich, als seinen besten Freund, in den Plan ein, doch zu dieser Zeit hatte ich keine Sekunde lang daran geglaubt, dass er den Plan tatsächlich in die Tat umsetzen würde, denn dazu klang sein Vorhaben einfach zu verrückt.
Zumindest schaffte Thomas Hemsley es, die ZAG-Prüferin Griselda Marchbanks auf wirklich aufsehenderregende Art und Weise zu sabotieren. Ich werde keine Details nennen, denn ich befürchte schon seit Jahrzehnten, dass sich jemand an diesem Vorfall ein Beispiel nehmen könnte. Zumindest erreichte Thomas in seiner Zaubertranksprüfung tatsächlich ein erschummeltes Ohnegleichen. Der Streit, der danach zwischen uns entbrannte, war vielleicht sogar noch spektakulärer. Ich appellierte einen vollen Monat lang an sein Gewissen, den Betrug aufzuklären, doch Thomas blieb eisern. Bis er sich schließlich aus Versehen selbst verplapperte.“
„Er hat sich selbst verplappert?“, echote Erinys ungläubig.
„Oh ja. Weißt du, Thomas spielte damals leidenschaftlich Quidditch. Eines Tages brach er sich das Bein, als seine Mannschaft gegen die Hufflepuffs antrat. Kaum war er in der Krankenstation angekommen, frönte er seiner zweiten Leidenschaft: er redete im Schlaf. Stunden um Stunden. Und irgendwann muss er das Geheimnis um seinen Betrug einfach ausgeplaudert haben. Kaum war er aufgeflogen, hat man den armen Thomas doch tatsächlich aus Hogwarts geworfen.“
„Oh, das ist übel.“
„Allerdings. Aber Thomas war zäh. Er wanderte nach Amerika aus und verdiente fortan sein Geld damit, Muggeln gefälschte Wertpapiere zu verkaufen…ich bin bis heute fest davon überzeugt, dass er etwas mit dem Schwarzen Freitag zu tun hat, doch mir fehlen die Beweise. Zumindest schien Thomas viel daran zu liegen, sich in eine alberne Feindschaft mit mir hineinzusteigern. Nicht nur, dass er der amerikanischen Zauberbevölkerung Lügenmärchen über mich erzählt, nein, Thomas schickt mir sogar jedes Jahr zu Weihnachten ein Paket - dieses Jahr war es ein Topf mit einer äußerst hungrigen und bösartigen Riesen-Venusfliegenfalle. Es ist ein Wunder, dass all meine zehn Finger noch dort sitzen, wo sie hingehören.“

Ohne es wirklich zu wollen musste Erinys laut loslachen. Die Vorstellung, dass ausgerechnet der mächtige Albus Dumbledore von einer Riesen-Venusfliegenfalle bedroht wurde, war einfach zu albern. Sie wurde erst wieder ruhiger, als ihr Kakao schon bedrohlich über den Rand der Tasse schwappte.
„Es ist schon seltsam“, gluckste Dumbledore. „Wann immer ich einem Slytherinstudenten diese alte Geschichte erzähle, amüsieren sie sich köstlich darüber. All die anderen Studenten jedoch sind stets zu tiefst bestürzt über den exzentrischen Thomas Hemsley.“
„Madame Sprout ist auch der Meinung, viele Slytherins hätten entweder einen verdrehten oder gar keinen Humor“, pflichtete Erinys ihm bei. Sie wischte sich eine Träne aus dem Auge, von der sie nicht ganz wusste, ob sie von dem Lachanfall herrührte, oder vielmehr etwas mit ihrer momentanen Verfassung zu tun hatte. Sie war so schrecklich müde und in ihrem Kopf dröhnte ein dumpfer Schmerz im Zwei-Sekundentakt.
Es war Zeit, Dumbledore von dem Ereignis zu berichten, dass ihr am wichtigsten erschien.
„Professor…Ulysses und ich haben im Denkarium einen Mord beobachtet. Es war Salazar Slytherin der Willigis umgebracht hat.“ Die Worte drangen aus Erinys` Mund, ohne dass sie Einfluss darauf nehmen konnte. Sie berichtete von Willigis` Ausflug in den Wald, von dem Moment, als er und sein Wolf von einer Rotte Warzenschweine angefallen worden waren. Von Salazar, der im Schatten des Dickichts still und heimlich alle Fäden gezogen hatte und schlussendlich eine Schlange aussandte, um Willigis Wulfgard zu töten.
Irgendwas in Erinys` Innersten schien sich von dieser mörderischen Erinnerungen befreien zu wollen und kaum hatte sie ihr Wissen mit Dumbledore geteilt, fühlte sie, wie das Brennen im Inneren ihres Brustkorbes nachließ.

Professor Dumbledore hatte ruhig seine Tasse auf den Schreibtisch zurückgestellt. Seine blauen Augen erschienen plötzlich noch klarer und aufmerksamer als Erinys es gewohnt war. Es war die Klarheit eines hochintelligenten Menschen und die Tiefe eines Mannes, der schon fast alles erlebt hatte, was es zu erleben gab - und dennoch nicht seinen Frieden fand. Und auf einmal traf Erinys eine seltsam empathische Erkenntnis: Der große Albus Dumbledore wartete auf etwas. Er saß nicht etwa den lieben langen Tag in seinem Büro herum und genoss seine Muggelbonbons, nein, er wartete in aller Stille und in aller Vorsicht ab. Er harrte aus, weil es in der nahen Zukunft etwas gab, auf das er vorbereitet sein musste. Etwas. Oder Jemanden.
Und die Erinnerungen, die Erinys im Denkarium mitangesehen hatte, schienen sich wie Mosaiksteinchen in Dumbledores Kopf zusammenzusetzen und ergaben - zusammen mit dem Wissen, das Dumbledore schon vorher angehortet hatte - ein Bild von höchster Wichtigkeit. Erinys wusste nicht, was es war und konnte es nicht einmal erahnen. Doch der Ausdruck in Dumbledores Augen ließ sie, zumindest oberflächlich, an seiner Erkenntnis teilhaben.
Erinys kniff die Augenlieder zusammen und schüttelte den Kopf. „Sie haben es geahnt!“, rief sie lauter als beabsichtigt. „Sie haben geahnt dass Salazar Slytherin-“
„Nein, nicht direkt. Und doch, im Nachhinein erscheint es mir logisch.“
„Aber warum hat Slytherin das getan?“
Dumbledore strich sich nachdenklich über den grauen Bart. „Nun, Erinys, es ist sehr schwer die Motive eines Mannes zu verstehen, der seit vielen Hundert Jahren tot ist. Aber Sie sollten begreifen, dass die Gründergeschichte komplexer und düsterer ist, als es in den Geschichtsbüchern vermittelt wird. Salazar Slytherin war ein schweigsamer Magier, der sich gut darauf verstand, seine Geheimnisse zu hüten. Es ist möglich, dass der arme Willigis Wulfgard eines dieser Geheimnisse aufdeckte und fortan um sein Leben fürchten musste.“
„Was soll das für ein Geheimnis gewesen sein?“, fragte Erinys automatisch, obwohl sie sich nicht sicher war, ob Dumbledore darauf überhaupt eine Antwort wissen konnte. Oder ob er sein Wissen überhaupt mit ihr teilen wollte.

„Sie erzählten von einer grünen Schlange, Erinys. Sie haben gesehen, wie diese Schlange einen Menschen tötete, und Sie sind somit der Lösung eines Geheimnisses näher gekommen, als kaum jemand vor Ihnen. Ich für meinen Teil befürchte, dass es sich bei dieser Schlange um kein normales Reptil handelte. Salazar Slytherin war wohl im Besitz eines Basilisken.“
Erinys blickte auf. Sie hatte bereits öfters von diesem Wesen gehört, nicht zuletzt deshalb, weil sie im Laufe der Jahre ein reges Interesse für gefährliche Tiere entwickelt hatte. „Ein Basilisk?“, echote sie. „Aber hätte Willigis Wulfgard dann nicht versteinert werden müssen?“
„Nein, nicht unbedingt. Versteinert wird das Opfer bloß dann, wenn es der Schlange direkt in die Augen blickt. Mir scheint aber, dass dies bei Willigis nicht der Fall gewesen ist.“
„Nein, er hat sie anfangs nicht einmal bemerkt. Die Schlage - oder der Basilisk - hat ihn gebissen bevor er sie überhaupt entdeckt hatte. Danach ging alles recht schnell…er ist nach ein paar Minuten einfach tot in sich zusammengebrochen.“
„Ja, das war abzusehen. Der Biss eines Basilisken ist hochgiftig. Aber bevor Sie weiter ihre neugierigen Fragen stellen, muss ich Sie bitten weiter zu erzählen, Erinys. Vier Erinnerungen trieben in dem Denkarium, von zweien haben Sie bereits berichtet.“
„Nach der Erinnerung an Mord von Willigis wurde die Sache kompliziert“, begann Erinys ihre Erzählung und sah flüchtig dabei zu, wie eine unsichtbare Karaffe ihre Tasse erneut mit heißer Schokolade füllte. „Zuvor war alles relativ klar, aber danach war es wie in einem Alptraum. Ich habe einen Raum gesehen und mehrere Personen…vielleicht war es das Mausoleum im Wald?“
„Ah ja, das wäre verständlich. Willigis und sein treuer Wolf ruhen bis heute in diesem Gebäude. Nach seinem schrecklichen Jagdunfall - soweit ich weiß, hat man damals nicht eine Sekunde daran gedacht, dass dieser Unfall in Wirklichkeit ein gutinszenierter Mord sein könnte - bestattete man Willigis dort. Ich kann mir vorstellen, dass vielleicht Godric Gryffindor derjenige war, der die Erinnerung an diesen Tag für die Ewigkeit konservieren wollte.“
„Aber das war nicht alles. In dieser Erinnerung schien sich eine zweite verheddert zu haben. Ich habe Menschen und Orte gesehen, die sich wie Schatten durch Mausoleum bewegten…ist das möglich?“ Erinys blickte fragend auf und war froh, als Dumbledore ihre Beobachtungen mit einem Nicken bestätigte. „Das Wort „verheddern“ ist hier wohl die richtige Beschreibung“, sagte er. „Die beiden Erinnerungen scheinen übereinandergerutscht zu sein, was kein Wunder wäre, bei ihrem Alter.“

Plötzlich wurde Erinys bewusst, dass diese Rechnung nicht aufging. „Moment mal“, rief sie. „Das ist unmöglich. Es müssen fünf Erinnerungen gewesen sein!“ Sie streckte die linke Hand aus und zählte an den Fingern ab. „Die erste Erinnerung handelte von Salazars und Godrics Streit, in der Zweiten wurde Willigis ermordet. Die dritte und vierte Erinnerung waren ineinander verheddert…aber ich habe noch etwas gesehen! Etwas völlig anderes! Eine Erinnerung die auf keinen Fall aus der Zeit der Gründer stammen kann. Ich glaube sogar, sie war relativ neu. Ich habe vier Jugendliche gesehen.“ Sie presste die Fingerspitzen der linken Hand gegen die Schläfe und versuchte sich an die Namen der Jungen zu erinnern. „Der eine hieß Landolt…“
Dumbledore ließ seine Tasse erneut sinken.
„Der zweite hieß Alexander“, fuhr Erinys fort.
In den freundlichen Augen des Professors flammte Besorgnis auf.
„Der Name des Dritten wurde nicht genannt. Er hatte eine sehr dunkle und tiefe Stimme. Aber zumindest weiß ich, dass der vierte Jugendliche Tom hieß. Ich glaube, er war der-“
„Der Anführer.“ Dumbledore hatte ihren Satz wie automatisch zu Ende gebracht. Einen Moment lang hatte Erinys den Eindruck, dass der Professor auf gewisse Weise überrascht war - überrascht auf eine furchtbar negative Art. Doch bereits einen Augenblick später, hatte Dumbledores Gesicht wieder den üblichen, entspannten Zug angenommen. Er lächelte sogar ein wenig. Es war ein triumphierendes Lächeln. „Ich bin im höchsten Maße erstaunt“, sagte er. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich so plötzlich wieder etwas von dem guten Tom zu hören bekommen würde.“
„Die vier Jugendlichen haben auch von Ihnen gesprochen“, fiel es Erinys ein.
„So? Sicherlich haben sie reichlich über mich gelästert. Zumindest Landolt Rosier hat nie eine Gelegenheit dazu ausgelassen; Tom hingegen war in diesem Fall immer äußerst zurückhaltend und kühl. Horace Slughorn nannte es „charmant“, aber in diesem Fall gehen unsere Meinungen bisweilen weit auseinander.“
„Sie mochten Tom und seine Freunde nicht?“, erkundigte sich Erinys.
„Oh, ich mag alle meine Schüler, Erinys.“ Dumbledore lächelte geheimnisvoll und Erinys hatte das eigenartige Gefühl, als ob Tom und seine Kumpanen in gewisser Weise dennoch eine Sonderstellung innehatten.

„Tom war ein exzellenter Student aus Slytherin. Sehr talentiert, sehr intelligent. Er fühlte sich stets unterfordert und ich gab mein Bestes, ihn mit Hausarbeiten zu beschäftigen.“
„Hausarbeiten? Das klingt eher nach Strafarbeiten, Professor…“
„Nein, nein, Erinys. Es handelte sich tatsächlich um Hausarbeiten auf freiwilliger Basis, einfach um ihn ein wenig abzulenken. Tom war und ist ein absolutes Ausnahmetalent, er langweilte sich schnell. Und immer wenn er sich langweilte - und das tat er ständig - kamen ihm mehr oder weniger schlechte Ideen. Aber die Leute mochten ihn, manche schienen ihn sogar regelrecht zu verehren.“ Er schüttelte mit dem Kopf und lächelte in sich hinein. Doch aus dem Lächeln wurde schnell wieder eine ernste Miene. Auch das freundliche Glitzern in seine Augen wandelte sich in einen analytischen und nachdenklichen Blick, den er unverbannt auf Erinys richtete. „Sie sind sicher müde, Erinys. Doch ich muss Sie bitten, mir von dieser letzten Erinnerung ausführlich zu berichten.“
Kaum hatte er ihre Müdigkeit erwähnt, musste Erinys auch schon ein Gähnen unterdrücken. „Sie könnten das Denkarium benutzen, Professor“, erinnerte sie ihn.
„Könnte ich. Allerdings sind die Erinnerungen in einem besorgniserregenden Zustand. Es dürfte eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen, sie zu reparieren. Mit einem einfachen Zauber wäre es zumindest nicht getan. Doch es gibt nun mal Dinge auf der Welt, die nicht weiter aufgeschoben werden dürfen. Und diese letzte Erinnerung gehört mit Sicherheit zu diesen Dingen.“
Also begann Erinys zu erzählen. Sie war überrascht, als sie bemerkte, an wie viele kleine Details sie sich noch zurückentsinnen konnte. Dumbledore saß ihr stillschweigend gegenüber, seine Hände bildeten wieder ein Zelt und all seine Aufmerksamkeit war so deutlich auf Erinys` Worte gerichtet, dass sie beinahe glaubte, die Anwesenheit seines Geistes im Inneren ihres Kopfes zu spüren.

Sie endete mit einem kurzen Bericht über ihren langen Sturz in die Tiefe, nachdem die Erinnerung über Tom so plötzlich abgerissen war. Alte Panik flammte in ihr auf, als habe die Angst nur auf diesen einen Moment gewartet, um sie erneut zu packen.
„Ich dachte, ich würde das Denkarium nie mehr verlassen…aber dann war da plötzlich Ihre Stimme, Professor. Sie haben Ulysses und mich gerettet?“
„Nun, ich würde nicht unbedingt behaupten, dass ich Sie zwei gerettet habe, Erinys. Ich habe Sie mehr oder weniger aus dem Denkarium herausgezogen. Ich schätze, Sie beide haben die Wunder des Denkariums einige Stunden zu lange ertragen müssen. Ulysses zumindest scheint der Ausflug nicht besonders gut getan zu haben. Ich kann es ihm nicht verübeln, nachdem er so lange orientierungslos in die Finsternis gestürzt ist.“
Erinys presste die Lippen zusammen und schluckte eine bissige Bemerkung über Ulysses` Schwächeanfall mühevoll hinunter. Genaugenommen ging es ihr selbst nicht besonders gut, sie hatte fürchterliche Kopfschmerzen und heftiger Schwindel ließ die Wände des Büros langsam kreisen. Erinys klammerte sich an ihre Tasse und nahm einen weiteren Schluck von der heißen Schokolade.
„Diese Statue die Tom zerstört hat…es war die Statue von Willigis Wulfgard, habe ich Recht?“, fragte sie. Selbst ihre schlechte Verfassung konnte nicht verhindern, dass ihre Neugierde stärker brannte als je zuvor.
„Allerdings.“ Dumbledore nickte.
„Wie hat er das gemacht? Ich habe nicht gesehen, dass er einen Zauberstab benutzt hat. Da war bloß…Wut.“
Ein weiteres Mal nickte Dumbledore bestätigend. „Ja, Erinys. Wut. Mehr brauchte er in diesem Fall auch nicht. Ich sagte ja bereits, dass es sich bei Tom um einen absoluten Ausnahmeschüler handelte.“
„Elicius und ich haben die Bruchstücke von Willigis Wulfgards Statue wieder zusammengesetzt - sofern es möglich war. Elicius war sofort der Meinung, dass die Statue etwas in den Händen gehalten haben musste, doch von dem Gegenstand war keine Spur zu finden. Es handelte sich um die Armbrust, richtig? Die gleiche Armbrust, die Tom unbedingt haben wollte.“
„Ich habe wohl keinerlei Möglichkeiten, über dieses Thema zu schweigen, Erinys“, seufzte Dumbledore. „Andernfalls muss ich befürchten, dass Sie ihre detektivische Nase noch tiefer in die Angelegenheit stecken.“
„Ganz genau, Professor.“
„Nun gut, dann will ich Ihnen erzählen, was es mit dieser Armbrust auf sich hat. Wie Sie sich sicherlich denken können, gehörte diese Waffe einst Willigis Wulfgard. Sie haben selbst gesehen, dass er damit mehrere Warzenschweine getötet hat. Diese Armbrust wurde nach Willigis` Tod ein Teil seiner Statue, er trug sie in seinen Händen, doch ließ sie sich ohne weitere Probleme herausnehmen. Die Jahrhunderte vergingen und der Wert dieser Antiquität wuchs. Schließlich entschied man sich vor einigen Jahrzehnten, dass es besser sei die Armbrust zu entfernen und an einem anderen Ort aufzubewahren.“
„Haben Sie etwa diese Armbrust, Professor?“, erkundigte sich Erinys.
Dumbledore lächelte. „Ja, das hat der gute Tom vermutet. Aber ich muss Sie enttäuschen, Erinys. Die Armbrust befindet sich im Besitz eines anderen Professors. Professor Binns um genau zu sein.“

Erinys konnte nicht anders, sie schlug ihre Handflächen mit voller Kraft auf die Stuhllehne und rief: „Ha! Ausgerechnet Binns?“
„Professor Binns“, verbesserte Dumbledore sie automatisch.
„Na gut, Professor Binns.“ Nun betonte Erinys das Wort ganz besonders deutlich. „Auf der Abschiedsfeier von Professor Hellingsgard und Madame Burgunda hat er diese Armbrust erwähnt! Er sagte, dass er eine Ewigkeit gebraucht hat, um die Armbrust zu finden.“
Dumbledore runzelte die alte Stirn und ein nachdenklicher Ausdruck schlich sich in seine blauen Augen. „Ich erinnere mich, dass der Professor von seiner abenteuerlichen Suche berichtet hat. Allerdings wünschte ich, er hätte lieber geschwiegen. Die Abschiedsfeier war reichlich überfüllt und ich bezweifele ernsthaft, dass alle geladenen Gäste gute Absichten hegten. Es gibt ein Sprichwort das besagt, man solle nicht vor einer Horde hungriger Hunde von leichter Beute sprechen.“
„Sie meinen, es interessieren sich noch immer Menschen für diese Armbrust, Professor?“, hauchte Erinys erstaunt. Plötzlich war ihr mulmig bei dem Gedanken, dass zahlreiche gierige Finger bereits nach der Antiquität zu grabschen versuchten, völlig egal ob die Armbrust nun bereits jemandem gehörte oder nicht.
„Nun, Erinys, gehören Sie genaugenommen nicht auch zu den Menschen, deren Interesse geweckt worden ist?“, lächelte Dumbledore versöhnlich. „Und haben Sie nicht gesehen, welchen Plan Tom bereits vor Jahren verfolgte?“
„Dann besteht die Möglichkeit, dass die Armbrust eines Tages gestohlen wird?“
„Oh, potentielle Diebe gibt es genug“, sagte Dumbledore. „Allerdings befindet sich das Stück nun in guten, fachmännischen Händen. Professor Binns hat zwei Jahre seines Lebens damit verbracht, diesen alten Schatz überhaupt aufzuspüren. Die Statue und die Armbrust befanden sich all die tausend Jahre lang nicht immer in Hogwarts, Erinys. Zumindest von der Armbrust weiß man, dass ihre Reise sogar einmal bis in das Herz von Afrika führte. Sie hat also ein bewegtes Leben hinter sich und Professor Binns kämpfte sich monatelang durch zahlreiche, zum Teil widersprüchliche, Aufzeichnungen. Die Statue von Willigis Wulfgard war verhältnismäßig leicht zu finden - Professor Binns entdeckte sie in einem alten, fast vergessenen Lager unterhalb des Schlosses. Die Armbrust aber blieb weiterhin verschwunden, bis der Professor sie schließlich wie durch Zufall in Hogsmeade aufspürte - genaugenommen in dem Wirtshof Eberkopf, wo man sie nachlässig an der Wand befestigt hatte. Sie sehen, Erinys, diese wertvolle Antiquität hat ganz offensichtlich ein interessantes Dasein geführt, ist weit herumgekommen und ging durch die Hände vieler Besitzer. Doch schließlich kehrte sie zurück nach Hogwarts, wo Professor Binns sie bis heute sorgsam verwahrt.
Das einzige was Tom und seine Freunde gefunden haben, war die Statue von Willigis Wulfgard - jedoch ohne die kostbare Armbrust. Leider vermute ich, dass Tom auch heute noch die Augen und Ohren offen hält, um eventuell doch noch das verspätete Glück zu erfahren, in den Besitz der Armbrust zu gelangen.“
„Aber warum dieses Interesse?“, fragte Erinys, mehr an sich selbst gewandt. Dennoch antwortete der Professor mit der selben gelassenen Freundlichkeit. „Nun, diese Frage dürfte sich von selbst beantworten. Tom schätzt Antiquitäten. Er arbeitete nach seinem Schulabschluss sogar bei Borgin und Burkes, dieser Laden dürfte Ihnen zumindest namentlich bekannt sein. Man könnte das Geschäft als eine Art Antiquitätenhändler umschreiben. Toms reges Interesse dürfte damit also geklärt sein, es liegt einfach in seiner Natur.“

Eine Weile schwieg Erinys, während sich in ihrem Kopf ein wilder Gedankenfluss regte. Tausend Fragen brannten ihr bereits auf der Zunge, aber sie wusste nicht, ob es überhaupt angemessen war sie zu stellen. Schließlich befand sie sich nicht in Dumbledores Büro, um mit ihm bei einer Tasse heißer Schokolade über die Vergangenheit zu plaudern. Sie war hier, weil sie - nicht zum ersten Mal während ihrer Schulzeit - Mist gebaut hatte und eine Strafe zu fürchten hatte.
Doch andererseits blickte Dumbledore ihr so freundlich und entspannt entgegen, dass ihre Angst vor einem Rausschmiss sich deutlich abgeschwächt hatte.
„Die Erinnerung von Tom…“, begann sie ihre Frage zu formulieren, „von wem stammt sie? Hat er sie dort hinterlassen?“
Dumbledore lachte vergnügt. „An Ihrem skeptischen Stirnrunzeln erkenne ich, dass Sie selber nicht daran zu glauben scheinen. Und ich teile Ihre Meinung voll und ganz, Erinys. Tom hätte niemals freiwillig eine solch eindeutige Spur hinterlassen. Er neigte seit jeher dazu, alles im Geheimen zu planen und auszuführen. Ich kann mir beim Besten Willen nicht vorstellen, dass er absichtlich diese Erinnerung hinterlassen hat.“
„Also war es einer seiner Freunde?“, fragte Erinys.
Langsam schüttelte Dumbledore den Kopf. „Nein, ich denke nicht. Zugegeben, Landolt Rosier ist ein äußerst kluger Kopf, er könnte bereits als Schüler gewusst haben, wie man Erinnerungen ans Tageslicht bringt und konserviert. Allerdings war er Tom in vieler Hinsicht sehr ähnlich, besonders was das Verwischen von Spuren angeht. Eine solch unüberlegte Handlung passt nicht zu Landolt.
Die anderen beiden Jugendlichen, die du in der Erinnerung gesehen hast, hatten nicht die Möglichkeiten. Alexander Avery war nie ein guter Schüler gewesen und verfügte auch ansonsten über keine besonderen Talente. Bei dem letzten Jugendlichen, derjenige mit der tiefen Stimme, muss es sich wohl um Barritus Lestrange gehandelt haben.“
Erinys blickte ruckartig auf. „Lestrange? Sie meinen doch nicht etwa…“
Dumbledore zwinkerte ihr munter zu. „Ja, ganz recht, den meine ich. Barritus Lestrange, Ihr Onkel, Erinys. Zu seiner Zeit war er ein echter Raufbold und ein Ass auf dem Quidditchfeld. Er war alles andere als dumm, doch offenbar stets zu abgelenkt um sein Potential zu entfalten. Für ihn spielte Intelligenz und Wissen auch eine untergeordnete Rolle, schließlich übernahmen Tom und Landolt - besonders aber Tom - das Denken für den Rest der Gruppe. Barritus zeigte jedoch einen überraschenden Ehrgeiz wenn es darum ging, grobe Flüche auswendig zu lernen und anzuwenden. Von daher kann ich mir nicht vorstellen, wieso ausgerechnet Barritus auf die Idee gekommen sein sollte, die Erinnerung für die Nachwelt aufzubewahren. Denn diese Methode verlangt Konzentration und Feingefühl, zwei Eigenschaften für die Barritus Lestrange nie viel übrig hatte. “

Erinys` Stirnrunzeln vertiefte sich. „Aber wenn keiner der vier Jugendlichen dafür verantwortlich war, wer war es dann?“
„Tom“, lächelte Dumbledore.
Erinys lachte humorlos auf. „Aber Sie haben doch gerade gesagt, Professor, dass Tom nicht-“
„Oh nein, Erinys. Ich sagte nur, dass Tom sicherlich nicht direkt dafür verantwortlich gewesen ist. Doch damals war er jung. Und die Jugend ist immer etwas zu übermütig, selbst ein so bedächtiger und intelligenter Schüler wie er. Sein Zorn war es, der die Erinnerung einfach eingebrannt hat. Lass mich es Ihnen erklären, Erinys, bevor Sie wieder auf die Idee kommen, eigene Nachforschungen anzustellen.
Tom und seine Freunde haben offenbar enorm viel Zeit darin investiert, den Aufenthaltsort der Statue ausfindig zu machen - einzig und alleine um Willigis` Armbrust zu ergattern. Ich bin mir nicht sicher, aber die Statue befand sich damals wahrscheinlich noch in dem gleichen Lager, in dem Professor Binns sie Jahre zuvor bereits wiederentdeckt hatte. Doch die Statue war nicht die einzige Kostbarkeit, die sich zu dieser Zeit in dem Lager befand. Ich spreche von den vier Phiolen, mit den vier Erinnerungen, die du gefunden hast, Erinys. Diese kleinen, unscheinbaren Fläschchen müssen sich in der Nähe befunden haben, wer weiß, vielleicht trug Tom sie sogar bei sich - vielleicht hatte er sie auf ähnliche Weise entdeckt, wie Sie selbst, Erinys. Und wie ich Ihnen bereits erzählt habe, die Erinnerungen waren alt und brüchig. Mit anderen Worten: sie waren leicht beeinflussbar.
Verständlicherweise war Tom wütend, als ihm bewusst wurde, dass die Armbrust nicht an ihrem Platz war. Die gleiche Wut, mit der er Minuten später auch Willigis` Statue zerstörte, muss dafür gesorgt haben, dass sich seine Gedanken mehr oder weniger in die uralten, halbzerfallenen Erinnerungen hineinbrannten. Toms Gedanken zu jener Stunde hinterließen einen Abdruck. Eine Spur. So wie manche Menschen einen Abdruck ihrer Selbst hinterlassen, wenn sie sterben. Verstehen Sie, Erinys?“
„Ansatzweise“, gab sie müde zu. „Die letzte Erinnerung, die Erinnerung über Tom und seine Freunde, ist also nur aus einem Versehen heraus entstanden…“
„Ein Versehen klingt immer nach einem reichlich ungeschickten Dilemma, Erinys“, tadelte Dumbledore sie. „Tom wusste es damals einfach nicht besser. Er besaß zwar die unheimliche Fähigkeit, Wissen quasi in sich aufzusaugen, doch manche Dinge verlangen mehr als bloßes Wissen. Was ihm in diesem Moment fehlte, war einzig die Erfahrung.“

Erinys zuckte zusammen, als es plötzlich laut an der Bürotür klopfte. Sie wandte ihren Kopf und beobachtete, wie ein noch immer keuchender Professor Slughorn eintrat.
„Ah, Horace!“, grüßte Dumbledore und machte nun ganz den Eindruck, als hätten er und Erinys zuvor nur über solch belanglose Themen wie das heutige Wetter gequatscht. „Komm rein und setz dich, mein Freund. Gibt es Neuigkeiten?“
Horace Slughorn nahm dankbar neben Erinys Platz und das Holz seines Stuhles knirschte bedrohlich unter seinem Gewicht. Eine dritte Tasse mit heißen Kakao erschien wie aus dem Nichts auf dem Schreibtisch und Professor Slughorn nahm sogleich zweidrei Schlucke. Noch während er trank, warf er Erinys einen mehr oder weniger argwöhnischen Seitenblick zu.
Dumbledore war es nicht entgangen. „Ms. Norcross und ich haben bereits über das Thema gesprochen. Sie entwendete das Denkarium natürlich nicht aus Böswilligkeit, sondern aus reiner Neugierde. Dennoch sollten wir, zusammen mit Direktor Dippet, besprechen, welche Strafe angebracht ist.“
Erinys konnte nicht verhindern, dass sich ihre Augen merklich weiteten. Die Atmosphäre in Dumbledores Büro war wie immer so entspannt und freundlich gewesen, dass sie tatsächlich kaum mehr einen Gedanken an das Strafmaß verschwendet hatte. Nun fühlte sie sich plötzlich so, als hätte man ihr den Boden unter den Füßen weggezogen.
„Ich hätte da schon eine Idee, Albus“, murmelte Slughorn, während er sich mit seiner karierten Serviette den Kakaomund abtupfte. „Aber du hast Recht, es kann warten - äh…“, wieder huschte Slughorns Blick zu Erinys, diesmal mit einer deutlichen Spur Verwirrung. „Vielleicht sollten Sie besser gehen, Ms. Norcross. Ihr Bruder liegt auf der Krankenstation, ebenso wie ihr Freund Mr. Rathburn und…nun ja…“ Der dicke Professor mit dem Walrossschnauzer schüttelte frustriert seinen breiten Kopf. „Nicht zu vergessen natürlich der Werwolfsfanklub. Ich bin Ihnen übrigens sehr dankbar, Ms. Norcross, dass Sie zusammen mit ihrem Bruder und Mr. Rathburn der Lehrerschaft so schnell Bescheid gegeben haben. Dank Ihnen hielt sich das Ausmaß dieses Zwischenfalls zum Glück in Grenzen. Nicht auszudenken, was hätte geschehen können…“

Erinys sah Professor Slughorn deutlich an, wie sehr ihn diese Geschichte beschäftigte. Bereits im letzten Jahr hatte sein Schulhaus zwei Opfer zu beklagen gehabt und in diesem Winter war man einer neuen Tragödie offenbar nur knapp entronnen.
Erinys rutschte von ihrem Stuhl und stellte die Tasse zurück auf den Schreibtisch. Zusammen hatten Dumbledore, Slughorn und sie ganze sieben Tassen heiße Schokolade getrunken. „Danke für den Kakao, Professor. Der war wirklich sehr lecker“, sagte sie an Dumbledore gewandt.
„Bedanken Sie sich bei den Hauselfen, Erinys.“
Erinys machte einige Schritte Richtung Tür und registrierte, dass ihre Beine müde zitterten. „Ich gehe jetzt wirklich besser“, entschuldigte sie sich. „Ich muss nach meinem Bruder sehen…und selbstverständlich auch nach Ulysses Rathburn und dem Fanklub…“, sie versuchte schnippisch zu lächeln, doch das wollte ihr nicht ganz gelingen. „Ich schätze, in diesem Jahr wird Slytherin den Hauspokal nicht mehr gewinnen, oder?“
Professor Slughorn stützte seinen Kopf in die Hände und atmete einmal schwer durch. „Nein, Ms. Norcross. Nicht in diesem Jahr…allerhöchstens den Preis für die weitabgeschlagensten Verlierer, denn das Punktglas steht momentan auf Null.“

Fortsetzung folgt…

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Kommentar: So, wahrscheinlich ist dies das Vor-Vorletzte Kapitel. Nach meinen „Berechnungen“ benötige ich für den Rest der Handlung nur noch zwei Kapitelchen, bevor das Schuljahr endlich abgeschlossen ist. Ich freue mich schon auf das Ende, schließlich saß ich weit über ein Jahr lang an dieser Story hier. Aber gut, die FF hat ja auch sehr lange zwischendurch pausiert.
Landolt Rosier, Tom Riddles „Kumpel“, dürfte euch wohlbekannt sein. Er spielt auch in Die dunkle Kolonie eine kleine Rolle und ist, natürlich, Evans wenigfreundlicher Vater.
PS: Sorry wegen der Rechtschreibfehler. Ich versuche mich beim erneuten Durchlesen immer ganz besonders zu konzentrieren, damit ich all die kleinen Fehlerchen entdecken und ausmerzen kann. Doch ich habe gemerkt, dass ich den Großteil der Fehler trotzdem übersehe, egal wie oft ich Korrekturlese. Ich werde mir aber bald einen Beta zulegen, keine Sorge.

Tami9: Ich hoffe, dieses Kapitel hat dir einige der Fragen beantwortet. Die Idee, dass Salazar der Mörder von Willigis ist, kam mir sehr plötzlich und ich weiß auch noch nicht, in wie weit das im weiteren Verlauf der Schulgeschichten noch eine Rolle spielen wird. Leider bin ich in Zirkel der Wölfe, thematisch gesehen, nicht ganz auf den Punkt gekommen. Es endet mit keinem großen Aha-Effekt, was vielleicht daran liegt, dass mir die meisten wirklich guten Ideen erst ganz zum Schluss eingefallen sind, als es teilweise schon zu spät war, sie richtig einzubauen. Aber ich werde das Kind schon schaukeln ;)

Elize7: Oh ha, so viele kleine Reviews, ich weiß gar nicht, was ich jetzt zuerst beantworten soll ;) Im nächsten Kapitel wird die dämlich-amüsante Klobande wieder zum Zuge kommen. Mal schauen, vielleicht haben sie ja tatsächlich etwas aus dem Vorfall gelernt?
Odysseus Rathburns Person muss ich noch weiter ausbauen. Ursprünglich hatte ich vorgehabt, ihn als total toleranten, liebenswerten Opa darzustellen, aber irgendwie hat sich diese Idee um 180 Grad gedreht und plötzlich wurde aus ihm ein militanter Widerling. Tja, die Geschichte schreibt sich halt irgendwie selbst ;)


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