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Fanfiction

BETAVERSION: Hogwarts 1962: Zirkel der Wölfe - Dumbledores Denkarium

von Kiosk

25. Dumbledores Denkarium


Personen:
Erinys Norcross: Egoistische Slytherin Drittklässlerin. Beste Freundin von Ulysses

Elicius Norcross: Erinys` jüngerer Bruder. Wechselte im letzten Jahr auf die norwegische Zauberschule Espengard

Tantalus Lestrange: Der Vater von Erinys und Elicius, der Onkel von Rabastan und Rodolphus

Ulysses Rathburn: Ravenclaw Zweitklässler. Ein frühreifer Trotzkopf

Forrester und Bethesda Rathburn: Die Eltern von Ulysses. Forrester verdient gut dank des Familienunternehmens

Odysseus Rathburn: Forresters Vater und Ulysses` Großvater. Ein Draufgänger mit Geschäftssinn. Slughorn weiß ihn sehr zu schätzen

Liam Evonshare: Ein Gryffindor aus Ulysses` Jahrgang. Verwandelte Erinys erst vor kurzem in eine Eselin

Garm Antipater: Ein Slytherin aus Erinys` Klasse. Bei der Suchaktion nach den verschwundenen Mädchen wurde Garm von einem Werwolf gebissen und verschleppt. Er tauchte nicht wieder auf

Geister und Verstorbene:
Giles Chapman: Dieser Mann verschwand im Sommer im Verbotenen Wald. Erinys fand seine Leiche Monate später. Wahrscheinlich wurde Giles von Werwölfen brutal ermordet

Willigis Wulfgard: Ein Magier zur Zeit der Gründer. Ein leidenschaftlicher Jäger, dem einst das Land gehörte, auf dem nun Hogwarts steht. Starb durch eine Rotte von Warzenschweinen. Nun ein Geist

Der weiße Grimm: Der Geist des toten Wolfes Gwydion. Zur Zeit der Gründer der ständige Gefährte Wulfgards. Starb durch eine Rotte von Warzenschweinen

Personengruppen:
Die Klobande: Bestehend aus den drei jugendlichen Slytherins Veikko, Erebus und Prester. Ziehen Jüngeren mit Nonsens-Steuern das Geld aus der Tasche

Der Werwolfsfanklub: Gegründet von Veikko, Erebus und Prester, zu Ehren ihres verschwundenen Kumpels Garm. Der Klub ist besonders unter den Slytherins beliebt

Bisherige Handlung: Während Ulysses seine Weihnachtsferien zu Hause verbringt und sich dort wieder mit seiner Eltern aussöhnte, schnüffelt Erinys noch immer in der Vergangenheit herum. Ihr Ehrgeiz geht über das Referat in Geisterkunde hinaus, denn sie investiert enorm viel Freizeit in ihr Vorhaben. In der zweiten Eulerei entdeckte sie Willigis` zerschmetterte Statue und einige verkorkte Erinnerungen - nun stellt sich für Erinys die Frage, wie sie von diesem Fund profitieren könnte…

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Es gab wohl niemanden in Hogwarts, der von der berüchtigten Klobande jemals eine vernünftige Tat erwarten würde. Man konnte sagen was man wollte, aber die drei Slytherins Veikko Johnson, Erebus Nott und Prester Penkins mochten vielleicht mit einem robusten Körperbau und einem natürlichen Charme gesegnet wurden sein, doch Intelligenz gehörte im Allgemeinen nicht zu ihren Stärken. So kam es, dass sich einerseits fast jeder in Hogwarts - vor allem die jüngeren Schüler - vor der Bande in Acht nahm, andererseits machte sich jedoch ein ebenso großer Teil der Schülerschaft hemmungslos und in aller Heimlichkeit über die Klobande lustig.
Und doch, eines musste man den drei Slytherins lassen: sie wussten wie sich Geld verdienen ließ und schienen ein Gespür dafür zu besitzen, welcher Schüler das meiste Zaubergeld mit sich herumtrug. Die Gaunerein der Klobande waren ebenso legendär wie idiotisch und es war nicht verwunderlich, dass Veikko, Erebus und Prester in ihrem jungen Leben wahrscheinlich bereits mehr Strafarbeiten abgesessen hatten, als sonst jemand vor ihnen.
Es herrschte also der ganz normale Wahn- und Blödsinn in Hogwarts…bis die Klobande am Nachmittag des 27. Dezembers offenbar einstimmig beschlossen hatte, ihre bisherigen Leistungen in Sachen Dummheit noch zu übertrumpfen.

„Alle mal herhören!“ Veikko war auf einen der Tische im Slytheringemeinschaftsraum gestiegen und fuchtelte aufmerksamkeitssuchend mit dem Arm in der Luft. „Wenn sich der Werwolfsfanklub bitte einmal hier versammeln würde!“
Erinys Norcross blickte milde überrascht von ihrem Buch auf. Sie musste sich verhört haben, oder hatte Veikko gerade tatsächlich „Bitte“ gesagt?
„Sonst gibt`s mächtig was auf`s Maul!“, fügte Veikko drohend hinzu. Die Mitglieder des Werwolfsfanklubs trotteten etwas schneller herbei.
Der Werwolfsfanklub…noch so eine verrückte Idee der Klobande. Erinys schüttelte bloß den Kopf und tauschte mit Elicius ein Gehässigkeitsgrinsen aus.
„Wie ihr alle wisst, ist heute Vollmond“, begann Veikko seine Ansprache, nachdem sich der neunköpfige Fanklub versammelt hatte. „Und einer unserer Kumpel da draußen hat sicher einen Mordshunger.“
Elicius fasste sich an den Kopf und versuchte offenbar verzweifelt nicht laut loszulachen. „Oh nein, Erinys. Die haben doch nicht etwa wieder vor Garm Antipater zu füttern, oder?“
„Dreimal darfst du raten“, sagte Erinys gelassen und blätterte die Buchseite um.
„Weißt du, das habe ich irgendwie in Espengard vermisst. Ich meine, da ging`s auch sehr verrückt zu, aber niemand wäre je auf die Idee gekommen, in den Wald zu gehen um Werwölfe zu füttern. Oder der Seeschlange im Fjord einen Eimer voller Fisch anzubieten.“
„Du weißt doch was man über Engländer behauptet, Elicius. In Norwegen würde man dich für eine Werwolfsfütterung vielleicht als verrückt abstempeln. In England aber“, Erinys zuckte mit den Schultern, „scheinen idiotische Einfälle irgendwie Gang und Gebe zu sein.“
Wie nicht anders zu erwarten, konnte Veikko zumindest den Werwolfsfanklub von seinem Vorhaben begeistern. Erdoxia Selfridge klatschte voller Eifer in die Hände und gackerte unerträglich; Quidditchkapitän Hallodri Dangerfield nahm seine Teetasse und prostete Veikko zu.

Veikko schien den Ruhm sichtlich zu genießen, doch er blieb erstaunlich ernst bei der Sache. „Es ist Winter und da finden Werwölfe sicher nicht so viel zu futtern. Daher werden wir jetzt in die Küche gehen und alles Essbare zusammensuchen. Sobald es dunkel und der Vollmond zu sehen ist, werden wir uns zum Verbotenen Wald schleichen und das Essen ablegen. Mein Kumpel Prester hat außerdem einen interessanten Fund gemacht.“ Veikko klopfte dem dauergrinsenden Prester Penkins anerkennend auf die Schulter bevor er weitersprach. „Es gibt einen alten Hochsitz oder so. Der Wildhüter hat ihn wahrscheinlich gebaut. Wir können dort hinauf klettern und die Werwölfe beobachten.“
„Ist das nicht gefährlich?“, fragte Erdoxia.
Veikko winkte ab. „Unsinn. Die Werwölfe werden nicht einmal merken, dass wir da sind und warum sollte Garm uns etwas tun? Wir sind schließlich alte Freunde, nicht wahr?“
Erinys ließ langsam das Buch sinken. Zuvor hatte sie noch seelenruhig in dem gemütlichen Sessel gehockt, doch nun wandte sie ihren Blick voller Entsetzen Richtung Fanklub. Auch Elicius starrte mit halboffenem Mund auf den selben Punkt.
„Das ist jetzt nicht deren Ernst, oder?“, fragte Erinys mit matter Stimme. „Wie kann man nur…ich meine…so verdammt blöd kann doch niemand sein, oder?“
Elicius schluckte. „Scheinbar schon.“ Er sprang von seinem Platz auf und pfiff einmal laut, so dass sich die Aufmerksamkeit des Fanklubs auf ihn richtete.
„Johnson, das ist absolut unvernünftig!“, versuchte Elicius auf Veikko einzureden. „Die Werwölfe werden euch wittern. Ein Hochsitz ist bloß ein olles, wackeliges Ding aus Holz, die Werwölfe könnten es leicht zum Einsturz bringen und sobald ihr unten auf dem Boden sitzt, habt ihr verspielt! Die werden euch beißen oder gleich mit Haut und Haaren auffressen!“
Veikkos Gesicht verfinsterte sich drohend. Auch bei den meisten anderen Mitgliedern des Klubs schien Elicius` Warnung wenig Zuspruch zu finden.
„Ich glaube, du hast zu viele Horrorgeschichten über Werwölfe gelesen, Norcross!“, blaffte Veikko zornig und spuckte dabei beim Reden. „So gefährlich sind die nicht! Sonst hätten sie sich schon längst auch außerhalb des Waldes gezeigt!“
„Sie haben Garm Antipater unter der Nase der Lehrer weggeschnappt!“, warf Elicius ein. Zu Erinys` Überraschung trat er plötzlich zu ihr und zog sie unsanft am Arm hoch. „Und meine Schwester hat die Leiche von Giles Chapman im Wald gefunden, vergessen? Giles Chapman war ein erwachsener, gesunder Mann. Die Werwölfe haben ihn umgebracht, er hatte keine Chance!“

Dieses Argument schien auch den Fanklub geringfügig aus der Fassung zu bringen. Kaum war die Erinnerung an die Chapman-Geschichte wachgerüttelt, schienen viele von ihnen nicht mehr bereit zu sein, auch nur in die Nähe des Verbotenen Waldes zu gehen. Nur Veikko blieb selbstsicher wie eh und je. „Das sind nur Vermutungen! Niemand weiß was Chapman wirklich zugestoßen ist, schließlich-!“
„Er ist in den Wald gegangen und wurde getötet!“, fuhr Elicius dazwischen. Erinys hatte ihn selten so aufgebracht erlebt. „Giles Chapman wurde von keinem Ast erschlagen und hatte auch kein krankes Herz. Er ist in den Wald gegangen um Garm Antipater zu suchen und als man Chapman nach Monaten fand, war er nicht mehr als eine halbverweste Leiche! Führ` dich nicht auf wie ein Idiot, Veikko! Chapman wurde brutal ermordet! Von Werwölfen!“
Statt sich vernünftig mit Elicius` Warnung auseinander zu setzen, schien Veikkos Verstand spätestens ab dem Wort „Idiot“ ausgesetzt zu haben. Mit einem Satz sprang er von dem Tisch und richtete sich drohend zur vollen Größe auf. „Hast du mich da gerade beleidigt, Norcross?“, schnarrte er kalt. „Hast du mich gerade Idiot genannt?!“
Obwohl Veikko Johnson groß und stämmig war, Elicius schien alles andere als eingeschüchtert. Er wich nicht einmal einen Schritt zurück, selbst dann nicht, als Veikko schon so nah war, dass sie sich schon fast berührten.
Erinys, deren Arm noch immer schraubstockartig von Elicius festgehalten wurde, ahnte böses. Mit der freien Hand tastete sie nach ihrem Zauberstab, doch zu ihrer Verwunderung wurde sie von Elicius davon abgehalten. „Das tust du besser nicht, Schwester. Johnson sollte endlich mal lernen, dass der Mund nicht nur zum essen da ist, sondern vor allem zum reden!“
Veikko runzelte kaum merklich die Stirn und Erinys vermutete, dass er nicht wirklich verstanden hatte, worauf Elicius hinaus wollte. Wenn die Situation weniger ernst gewesen wäre, hätte Erinys vielleicht hämisch darüber schmunzeln können.
Nun aber packte Veikko Elicius am Kragen und durch zusammenbebissene Zähne zischte er: „Hör mal zu, du norwegische Pissratte, ich lasse mich von dir nicht als Idioten beschimpfen, ist das klar?“
„Dann hör auf dich wie ein Idiot aufzuführen. Ich will dich nur warnen, also spiel hier nicht den starken Mann“, gab Elicius betont ruhig zurück.

Das war zuviel für Veikko Johnson. Er hätte über das Wörtchen „Iditot“ unter Umständen hinwegsehen können - denn wahrscheinlich wusste er selbst, dass er nicht gerade das hellste Licht im Hause Slytherin war. Er hatte sich vielleicht damit abgefunden und im Gegenzug mehr auf seine Stärke und Überlegenheit gesetzt. Aber sich von einem dreizehnjährigen Bengel sagen zu lassen, er solle nicht den starken Mann spielen, musste für Veikko eine Beleidigung ohne Gleichen darstellen. Schließlich spielte Veikko diese Rolle nicht nur, er war der starke Mann - zumindest seiner Meinung nach. Und damit Elicius es auch kapierte, verpasste Veikko ihm sogleich mit ganzer Kraft einen Schlag ins Gesicht.
Rums.
Eine Grabesstille legte sich über den Gemeinschaftsraum.
Elicius taumelte getroffen zurück, doch Erinys war geistesgegenwärtig genug, ihren Bruder sogleich zu stützen, so dass er nicht auf dem Boden aufschlug. Ihr stockte automatisch der Atem, als sie das Blut sah, das in Strömen aus Elicius` Nase floss. Aber Elicius` Augen waren klar und trocken und er zeigte keine Spur von Benommenheit. Stattdessen hielt er sich nur die Hand vor das Gesicht und seine Beine fanden das verlorene Gleichgewicht schnell wieder.
Erinys` Herz war im ersten Schock irgendwo in ihre Füße gerutscht, wo es heftig und deutlich spürbar schlug. Aber sie überwandt diese erste Schreckenssekunde schnell, fasste ein klares Ziel und zog ihren Zauberstab aus der Tasche der Schuluniform. Beinahe hätte sie Veikko Johnson das Auge herausgestochen, so hastig richtete sie das magische Werkzeug auf sein Gesicht.

„Was fällt dir ein meinen Bruder zu schlagen?!“, schrie sie und ihre Stimme klang schriller und wütender als gewöhnlich.
„Was fällt deinem Bruder ein mich zu beleidigen?!“, giftete Veikko ebenso laut zurück.
Erinys wollte Veikko mit einem Fluch belegen, egal ob es ein beleidigender oder schmerzhafter Fluch sein würde. Er sollte einzig und alleine ihre Rache erleben. Da war es Erinys auch egal, dass bereits Erebus Nott und Prester Penkins aufgesprungen waren, um ihren Kumpel Veikko tatkräftig zu unterstützen. Erinys hatte keine Angst vor ihnen, weder vor ihren Fäusten, noch vor ihren Zauberkünsten.
Doch bevor sie den Zauberstab einsetzen konnte, hatte Elicius schon ihre rechte Hand gepackt und drückte sie mitsamt dem Stab zu Boden. „Das macht alles nur noch schlimmer“, fuhr er bestimmend dazwischen. Blut war in seinen Mund gelaufen und beim Sprechen spritzen einige feine Tröpfen hervor. „Mir ist überhaupt nichts passiert, du musst nicht immer für mich eingreifen“, sagte er weiter. „Ich will keinen Streit.“
„Verdammter Blödmann“, zischte sie Elicius an und steckte den Zauberstab weg. „Als hätte der Streit nicht schon längst angefangen!“

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Im leeren und unbeheizten Badezimmer befeuchtete Erinys einen Waschlappen und wischte vorsichtig über Elicius` blutverschmiertes Gesicht. Er ließ die Prozedur wortlos über sich ergehen, doch der Ausdruck in seinen Augen machte deutlich klar, dass er genauso gut ohne ihre Hilfe auskommen konnte. Egal ob es nun um das Blut in seinem Gesicht, oder um den Streit mit Veikko und seinen Kumpanen ging.
Elicius war kein kleines Kind mehr, das hatte er bereits unter Beweis gestellt, als er sich dazu entschieden hatte, alleine die Zauberschule in Norwegen zu besuchen.
Dabei war Erinys von klein auf daran gewöhnt, ihrem Bruder zur Seite zu stehen, wann immer er in Schwierigkeiten steckte. Sie konnte schon gar nicht mehr zählen, wie viele Kinder sie damals auf dem Muggelschulhof zusammengeschlagen hatte, einzig in Elicius` Interesse. Weil die Kinder ihn vielleicht geärgert oder einen seiner Holzstifte geklaut hatten. Elicius hatte sich immer auf Erinys - manchmal unnötig heftige - Mithilfe verlassen können.
Und nun, ganz plötzlich, lehnte er ihren Beistand ab? Auf einmal kassierte er lieber eine blutige Nase, statt sie um Hilfe zu bitten?
„Ich hätte Veikko Johnsons Gesicht in einen stinkenden Schweinehintern verwandeln können“, schnarrte Erinys kalt, während sie den Waschlappen ausspülte, nur um dann damit weiter auf seinem Gesicht herumzutupfen. Aus Elicius` Nase floss immer noch Blut, vielleicht war sie gebrochen?
„Das hättest du ganz sicher.“ Elicius lächelte humorlos. „Aber dann hätten Nott und Penkins dich verprügelt. Und das Haus Slytherin hätte am Ende des Tages wahrscheinlich überhaupt keine Punkte mehr gehabt.“
Soweit hatte Erinys noch gar nicht gedacht. Eigenartig. Normalerweise berechnete sie jede Tat und jede Konsequenz immer fünf Schritte im Voraus. Aber als Veikko ihren Bruder geschlagen hatte, musste diese Fähigkeit wohl irgendwie kurzzeitig ausgeschaltet wurden sein.
„Trotzdem war es nicht in Ordnung, dass er dir eine runterhaut.“
„So sind Schlägertypen nun mal. Ich habe eigentlich nichts anderes erwartet.“ Elicius zuckte kurz zusammen, als der Waschlappen seinen Nasenrücken berührte.
„Ist sie gebrochen?“, fragte Erinys besorgt.
„Unsinn. Ich habe die gleiche Nase wie unser Vater. Und wie oft war der schon in irgendwelche Schlägerein verwickelt? Der hat sich nicht ein einziges Mal die Nase dabei gebrochen.“
„Du solltest trotzdem zur Krankenstation, Elicius.“
„Die Nase ist in Ordnung. Sie tut nur etwas weh, aber der Knochen ist heil. Siehst du?“ Elicius zog die Nase kraus wie ein heftig schnupperndes Kaninchen und, abgesehen davon, dass wieder ein ganzer Schwall Blut herausschoss, schien er dabei keine großen Schmerzen zu haben.

„Viel wichtiger ist die Frage, was der Werwolfsfanklub jetzt vorhat“, gab Elicius in ernster Tonlage zu bedenken. „Blasen sie ihren Fütterungsplan ab oder ziehen sie den Unsinn wirklich durch? Es wird schließlich schon bald dunkel, der Vollmond wird nicht mehr lange auf sich warten lassen.“
„Na und?“, fragte Erinys harsch.
„Du weißt was passieren könnte, oder Erinys? Die Werwölfe könnten sie schnappen. Dieser blödsinnige Plan ist sogar wie dafür geschaffen, dass mindestens ein Mitglied des Klubs als Abendmahl endet. Oder ebenfalls verschleppt wird, genau wie Garm. Wir müssen den Lehrern Bescheid geben!“
Erinys sagte nichts. Sie schob bloß den Unterkiefer vor und reinigte weiterhin stur Elicius` Gesicht. Momentan war sie so wütend, dass ein gefressener Veikko Johnson ihr wie ein großer Spaß vorkam. Sie sah sich schon lachend auf seinem Grab herumtanzen.
„Erinys, es ist ernst!“, holte Elicius sie in die Realität zurück. „Denk daran was letztes Schuljahr passiert ist! Willst du, dass sich etwas Ähnliches wiederholt? Noch lässt es sich verhindern!“
„Wenn du jetzt zu den Lehrern gehst, hat Slytherin bis zum Ende des Tages tatsächlich null Punkte“, entgegnete Erinys.
Elicius` Kiefer klappte ein stückweit auf und er starrte seine Schwester aus großen, dunklen Augen heraus an. „Erinys“, sagte er mahnend, „halt deinen Mund! Wann wirst du endlich damit aufhören?“
„Womit?“
„Du bist so schrecklich berechnend! Ja, du berechnest einfach alles! Sogar den Wert von Veikko Johnsons Leben hast du scheinbar schon berechnet! Und offenbar ist er dir nicht gerade viel wert, sonst würdest du nicht so reden.“
Dafür hatte sich Elicius eigentlich einen zweiten Schlag ins Gesicht verdient, aber Erinys riss sich zusammen und funkelte ihren Bruder stattdessen nur gefährlich an. „Das hört sich an, als wäre ich ein schlechter Mensch.“ Ihre Stimmlage war jetzt ganz kalt, fast schon tonlos, wie immer, wenn große Wut in ihr brodelte.
„Das bist du nicht, Iny! Aber irgendwie begreifst du den ernst der Lage nicht. Und du begreifst auch nicht, dass du und ich“, er zeigte zuerst auf ihre, dann auf seine Brust, „wir beide können den Fanklub vor ihrer eigenen Beklopptheit retten. Wir müssen bloß den Lehrern Bescheid sagen.“

Offenbar musste Erinys sich fügen. Natürlich, sie sah ein, dass ihr Bruder Recht hatte, dass er vernünftiger war als sie vielleicht je sein würde.
Und trotzdem gefiel ihr eine Sache überhaupt nicht: Der Ärger den Slytherin sich damit - mal wieder - einfangen würde.
„Hör mal zu, Elicius. Ich bin einverstanden. Aber nur unter einer Bedingung! Wir müssen uns sicher sein, dass der Fanklub heute tatsächlich ihren Plan durchführen will. Okay? Ich will Veikko und seine Kumpel nicht jetzt schon bei den Lehrern anschwärzen, denn vielleicht hat deine Ansprache sie ja tatsächlich zur Vernunft gebracht. Das wäre schließlich nicht gerade klug von uns, oder? Pass auf“, sie legte verschwörerisch einen Arm um seine Schulter und zog ihn näher zu sich heran. „Wir werden den Fanklub genau im Auge behalten. Sie planen Essen aus der Küche zu klauen, um das Zeug dann an die Werwölfe zu verfüttern. Spätestens sobald sie mit den vollen Säcken Richtung Verbotenen Wald schleichen, werden wir den Lehrern bescheid geben. Ich wüsste da sogar noch jemanden, der uns bei der Bewachung behilflich sein könnte…trotz seiner Feigheit.“

XXXXXXXXXXX

„Hallo, Ulysses!“
Ulysses blickte auf, als er hörte, wie jemand seinen Namen rief.
Er und seine Eltern hatten Hogsmeade seit gut einer halben Stunde hinter sich gelassen und waren nun auf dem Weg zum Internat. Nachdem er eine erholsame Woche zu Hause verbracht hatte, hatte Ulysses sich dazu entschlossen, die letzten Tage der Ferien in Hogwarts zu genießen. Sein Vater hatte die Lehrer bereits eulenwendend darüber informiert und auch Ulysses hatte es nicht versäumt, Erinys einen Brief zu schicken. Und den Brief schien Erinys erhalten zu haben, denn noch lange bevor die Rathburns das Schloss erreicht hatten, kam die Slytherin bereits auf ihn zugerannt. Die Winterkälte hatte rote Flecken auf ihre Wangen gemalt.
Erinys kam vor den Rathburns zum stehen, atmete einmal kurz durch und lachte dann freudestrahlend und betont unschuldig. Ulysses wusste gleich, dass sie etwas im Schilde führen musste, dieses Engelsgrinsen verhieß nie etwas Gutes.
„Guten Tag, Mrs. Rathburn!“ Höflich schüttelte sie Bethesdas Hand und wandte sich dann an Forrester. „Und auch Ihnen einen schönen guten Tag, Mr. Rathburn!“
Bethesda war ganz verzückt. „Wie nett dich zu sehen, Erinys. Ich hoffe du hattest ein angenehmes Weihnachtsfest?“
„Aber natürlich!“, lächelte Erinys. Ihrem auffälligen Verhalten fehlten eigentlich nur noch eine kleine Verbeugung oder gar ein Knicks, spätestens dann hätte Ulysses sein übles Gefühl wirklich bestätigt gesehen. Erinys benahm sich nie so höflich, es sei denn, sie wollte sämtliche Mitmenschen damit bewusst an der Nase herumführen…um zum Beispiel von einem Plan oder ähnliches abzulenken. Ulysses kannte Erinys einfach zu gut und wusste um ihre Listigkeit.

Erinys` Blick huschte zu Ulysses und tatsächlich - er bekam es mit der Angst zu tun - streckte sie ihre Arme aus um ihn an sich zu drücken. Völlig verdattert ließ er es über sich ergehen. „Deine Haare sind ja wieder kurz geschnitten!“, stellte Erinys fest und musterte den Schnitt. „Jetzt siehst du wieder so ordentlich und brav aus! Das gefällt mir!“
Oh nein, das gefiel ihr überhaupt nicht. Ulysses war das hämische Funkeln in ihren Augen nicht entgangen. Denn seine Haare waren schließlich nicht nur kurzgeschnitten, sondern auch standesgemäß zurückgegelt. Er sah damit aus wie ein echter Mustersohn.
„Ist dein Bruder noch in Hogwarts, Erinys?“, erkundigte sich Bethesda.
„Klar doch!“, gab Erinys freudestrahlend zur Antwort. „Wir haben den ganzen Tag zusammen…äh…Hausaufgaben gemacht. Die in Espengard haben viel weniger Schularbeiten aufbekommen als wir. Aber ich will mich gar nicht beschweren.“
„Das ist vernünftig, Erinys. Hausaufgaben sind schließlich wichtig.“
„Genau, Mrs. Rathburn. Hausaufgaben sind wichtig.“
Forrester schlug vor, dass Ulysses und Erinys den restlichen Weg zum Schloss alleine gehen sollten. Er und Bethesda hatten es eilig, denn das Haus war noch immer voller Gäste und Großvater Odysseus neigte dazu pampig zu werden, wenn man ihn zu lange warten ließ. Zum Abschied drückten sie Ulysses noch einmal kräftig, reichten auch Erinys die Hand und machten sich dann auf den Rückweg. Erinys winkte ihnen hinterher, bis sie hinter der nächsten Biegung verschwunden waren. Dann, ganz plötzlich, fiel ihr lachendes Gesicht in sich zusammen und hinterließ ihr gewohnt belustigtes Grinsen.

„Du siehst wie aus dem Ei gepellt aus, Ulysses. Wie man es von einem reichen Einzelkind erwarten würde.“
„Was ist denn in dich gefahren?“, zischte Ulysses.
Sie zuckte mit den Schultern. „Ich war nur höflich.“
Er lachte humorlos auf. „Höflich? Oh nein, Erinys Norcross. Ich kenne das Getue. Was ist passiert? Hast du vielleicht Liam Evonshare umgebracht und willst mich jetzt darum bitten seine Leiche zu vergraben?“
Erinys verdrehte die Augen. „Ob du es glaubst oder nicht, Ulysses, aber ich habe diesmal überhaupt nichts angestellt.“
„Dann hast du zumindest vor, etwas anzustellen.“
„Auch nicht.“ Erinys drehte gelangweilt an einer ihrer dunklen Haarsträhnen, die unter der Wollmütze hervorlugten. „Es geht eher darum, dass Garms Fanklub einen Massenselbstmord oder so etwas plant und wir den Lehrern Bescheid geben müssen. Aber noch nicht jetzt, weil Slytherin sonst ca. eine Millionen Punkte abgezogen bekommt. Massenselbstmord sieht man ja nicht so gerne in Hogwarts.“ Sie seufzte als hätte sie einen äußerst ermüdeten Arbeitstag hinter sich gehabt.
„Massenselbstmord?“, echote Ulysses.
„Jepp.“
„Na schön…ist das da Blut an deiner Hand?“
Erinys betrachtete unbeeindruckt ihre Rechte, an der tatsächlich ein paar Blutspritzer klebten. Wieder zuckte sie mit den Schultern. „Nee, dass ist Elicius` Blut.“
„Oh, Gott…“
„Ach, stell dich nicht so an, Ulysses.“ Sie griff nach seinen Arm und Ulysses ließ sich mitziehen. „Komm, wir müssen uns beeilen. Ich erkläre dir alles auf dem Weg zum Schloss“, plapperte Erinys. „Oh, was ich dich noch fragen wollte, Ulysses. Warum bist du nur eine Woche zu Hause geblieben? In deinem Brief meintest du, du und deine Eltern versteht euch wieder großartig.“
„Ach…weißt du“, stammelte Ulysses, „Mama hat so gut gekocht und die Plätzchen und die Kuchen waren alle so lecker…ich wollte nicht unnötig…“
Erinys unterbrach Ulysses mit schallendem Gelächter, während sie ihm einen abschätzenden Seitenblick zuwarf. „Stimmt, das ist mir auch schon aufgefallen“, grinste sie. „Du hast dir da einen ganz schön fetten Weihnachtsbauch angefressen, Dickie.“

XXXXXXXXXXX

Erinys und Ulysses wurden von einem atemlosen und aufgeregten Elicius empfangen. Inzwischen war Dämmerung über das Land hineingebrochen, bleich wie ein polierter Knochen starrte der Vollmond vom Himmel herab. Die drei Kinder standen am Schlossportal und in wenigen Minuten würde die Zeit der Ausgangssperre anbrechen.
Elicius grüßte Ulysses mit einer flotten Handbewegung, ehe er sich auf die Knie stützte um Luft zu schöpfen.
„Was ist?“, fragte Erinys. „Haben wir den Massenselbstmord schon verpasst?“
„Verdammt, Iny, dein Humor ist abscheulich! Ich habe den Fanklub die ganze Zeit belagert. Doch dann sind sie plötzlich verschwunden!“, keuchte Elicius. „Sie müssen einen Geheimgang benutzt haben.“
Erinys fuhr sich über das spitze Kinn. Nun, damit hätte sie rechnen müssen. Veikko und seine Kumpel wussten angeblich erstaunlich viel über Hogwarts geheime Gänge und Kammern, verglichen mit ihren bescheidenen Unterrichtsleistungen - denn es kam oft genug vor, dass sie schlichtweg vergaßen, überhaupt zum Unterricht zu erscheinen.
„Was nun?“, erkundigte sich Ulysses. Er und Erinys trugen noch immer seine Koffer und sie sah Ulysses an, dass er müde und völlig erschöpft war. Erinys hatte ihn auf dem Weg hierher offenbar zu sehr gehetzt.

Sie ließ ihren Blick über die Schlossgründe streifen. Der Schnee lag hoch und der Verbotene Wald thronte tiefschwarz und bedrohlich am Horizont. Erinys versuchte Lichter eines Lumoszaubers auszumachen, doch vergeblich. „Bist du ganz sicher, Elicius, dass der Fanklub den Plan wirklich umsetzen wollte?“
„Eigentlich schon. Sie sind hinauf in die Küche gegangen, ganz so wie sie es vorhatten. Als ich wenig später nachgeguckt habe, waren sie verschwunden, aber die Küche war völlig durchwühlt. Die Hauselfen sagten, ein paar Schüler hätten Essbares in zwei große Leinensäcke verfrachtet und seien damit verschwunden.“
„Durch einen Geheimgang“, ergänzte Erinys.
„Ja, scheinbar.“ Elicius nickte. „Die Elfen wussten auch nichts Genaueres. Aus den Augen aus den Sinn. Zumindest scheint es eine Verbindung zwischen der Küche und den Schlossgründen zu geben. Anders kann ich mir das nicht erklären.“
Erinys wusste, dass ihnen die Zeit davonlief. Wenn sie jetzt nicht handelten, würde der Fanklub in ernste Schwierigkeiten geraten. Sie blickte hinauf zum Abendhimmel. Der Vollmond zeichnete sich schwach gegen das Dämmerungsblau ab. Zwar stark genug um ihn leicht zu erkennen, aber reichte der Schein des Mondes schon aus, um die Werwölfe dazu zu bringen, sich in wilde Bestien zu verwandeln?

„Hört zu“, sagte Erinys, den Blick noch immer erhoben. „Wir werden jetzt folgendes tun. Teilen wir uns auf und suchen den Fanklub. Sie müssten in der Nähe des Waldes sein. Wenn wir sie in zehn Minuten nicht gefunden haben, benachrichtigen wir die Lehrer.“
„Warum benachrichtigen wir sie nicht gleich?“, fragte Ulysses, während er unruhig von einem Fuß auf den anderen trat, um sich warm zu halten. „Wir können den Lehrern doch jetzt schon Bescheid sagen, oder?“
„Ich bin auch der Meinung, Erinys“, stimmte Elicius dem Ravenclaw zu. „Es ist doch eindeutig, dass der Fanklub seinen Plan in diesem Moment in die Tat umsetzt, oder? Die Lehrer müssen eingreifen, jetzt oder nie!“
Erinys seufzte. Ein weiteres Mal an diesem Tage war sie überstimmt wurden. „Salazar Slytherin würde sich im Grabe umdrehen, wenn er diesen Punktabzug miterleben würde. Ich sage euch, mit diesem Mist wird das Schulhaus in die Geschichte eingehen. Mit minus eine Millionen Punkten im Rückstand. Danken wir dem Fanklub der Idiotie“, blaffte sie.
„Tja, sieht aus als ob Ravenclaw damit fein raus wäre“, sagte Ulysses trocken.
Erinys senkte den Kopf und atmete einmal tief durch die Nase. Die kalte Winterluft brannte in ihrer Lunge. „Planänderung“, verkündete sie. „Elicius, du sagst den Lehrern Bescheid. Ulysses und ich versuchen in der Zwischenzeit herauszubekommen, wo sich der Klub genau befindet.“
„Warum kann ich nicht die Lehrer holen?“, kam es sogleich von Ulysses. „Ich habe wenig Lust am Waldrand herumzustreifen und mich fressen zu lassen.“
„Warum musst du eigentlich immer so feige sein?“ Erinys schüttelte frustriert den Kopf. „Gut, dann holt Ulysses halt die Lehrer und Elicius sucht mit mir-“
„Ich bin immer noch völlig erschöpft, Iny. Im hohen Schnee würde ich gar nicht-“
Ahh!“, fauchte Erinys und fasste sich an die Schläfen. „Ihr treibt mich in den Wahnsinn! Verdammt noch mal, dann machen wir es halt so: Du und Ulysses -“

Ein schauriges Heulen drang plötzlich aus dem Inneren des Verbotenen Waldes und ließ Erinys` Worte, ihr Blut und selbst ihren Herzschlag augenblicklich gefrieren. Mit weitaufgerissenen Augen lauschte sie auf das hässliche Heulen, bis es schließlich verklang und im Geräusch des Windes unterging. Keine Sekunde später schwoll der Geräuschpegel wieder an, noch lauter und wilder als zuvor und diesmal mischen sich zu dem ersten Gejaule noch weitere Wolfsstimmen. Ein ganzer Chor, bestehend aus Heulen, Jaulen und Winseln, so schrecklich, dass er selbst die schlafenden Krähen aus den Baumwipfeln vertrieb.
„Da wird doch der Basilisk in der Kammer verrückt“, murmelte Elicius leise. Auch seine Augen waren groß und starr geworden. Ulysses` Gesicht hingegen war vollkommen versteinert und er war mindestens so blass wie der Vollmond am Abendhimmel.
„Das klang so, als ob die Werwölfe relativ nah am Waldrand sind, oder?“, fragte der Ravenclaw in die Runde.
Erinys nickte ruckartig. „So nah wie schon lange nicht mehr.“
„Dann sollten wir besser ins Schloss gehen und die Lehrer benachrichtigen“, sagte Ulysses. Kaum hatte er sich von der Starrheit gelöst, begann er panisch zu rennen. Erinys und Elicius verloren keine Zeit es ihm gleichzutun.

XXXXXXXXXXX

Hausmeister Pringle war gerade dabei das große Eingangsportal zu schließen, um danach die schweren, magisch verstärkten Eisenriegel vorzuschieben. Er hörte offensichtlich weder das Werwolfsgeheul, noch Erinys` Warnschrei.
„Mr. Pringle!“ rief sie lautstark. Sie zwang sich noch schneller zu laufen, doch in dem festen Schnee verlor sie rasch an Kraft. „Warten Sie, Mr. Pringle!“
In letzter Sekunde erreichte Elicius die Tür, streckte eines seiner langen Beine aus und konnte so seinen Fuß gerade rechtzeitig zwischen Tür und Angel platzieren. Er zuckte merklich zusammen, als das schwere Eichenportal ins Schloss fallen wollte und seinen Fuß dabei quetschte. Doch zumindest blieb die Tür offen stehen und Mr. Pringle bemerkte das Versehen.
„Was macht ihr Kinder denn noch draußen?“, grunzte er. „Könnt ihr nicht auf die Uhr gucken?“
Erinys schob sich hindurch, zog Ulysses ins Innere des Schlosses und half auch Elicius dabei hineinzuhumpeln. „Schließen sie nicht das Portal!“, rief Erinys dem verdutzten Hausmeister zu. „Die Werwölfe sind draußen!“
„Gerade dann ist es umso wichtiger das Portal zu schließen“, gab Mr. Pringle gelangweilt zurück. Offenbar gab es Nichts das ihn erschüttern oder gar von seiner Arbeit abhalten konnte.
„Sie verstehen nicht!“, mischte sich Ulysses ein. „Ein paar Jugendliche schleichen am Waldrand herum und wir müssen dringend den Lehrern Bescheid sagen!“
Endlich begriff der Alte den Ernst der Lage. Noch immer langsam, aber zumindest zielstrebig zog er seinen Zauberstab und deutete mit der anderen Hand auf die Große Halle. „Holt die Professoren“, befahl er. „Ein paar sitzen noch beim Abendessen, Direktor Dippet ist zwar noch im St.Mungos, aber Albus Dumbledore müsste zumindest oben in seinem Büro sein. Bringt ihn unbedingt mit, er weiß, wie man gegen diese Bestien vorgeht…ohne sie dabei zu töten.“

Während Elicius in die Große Halle humpelte um den Lehrern dort Bescheid zu geben, eilten Erinys und Ulysses zu Dumbledores Büro, ganz so wie der Hausmeister es gesagt hatte. Erinys klopfte Sturm an der Tür bis schließlich das freundliche Gesicht und der lange Bart des stellvertretenden Schulleiters zum Vorschein kamen.
„Ah, Ms. Norcross und Mr. Rathburn! Wie nett Sie beide zu sehen!” Dumbledores Unbesorgtheit hielt nur diesen ersten Moment an. Bereits im nächsten Augenblick hatte er anscheinend begriffen, dass etwas ganz und gar nicht mit rechten Dingen zugehen konnte, wenn zwei Schüler keuchend, erschöpft und aufgeregt an seine Tür trommelten.
„Professor!“ Erinys rang nach Luft, zwang sich aber weiterzusprechen. „Veikko Johnson und seine Freunde…sie sind zum Wald...die Werwölfe-!“
Sofort kam Dumbledore aus seinem Büro getreten, Erinys registrierte, dass er in einer blitzschnellen und kaum wahrnehmbaren Bewegung seinen Zauberstab gezogen hatte.
„Seid so gut und verlasst das Schloss unter keinen Umständen“, sagte er noch, bevor er an den Kindern vorbeieilte, weitaus behänder als man es von einem so alten Mann erwartet hätte.
Schweratmend lehnte sich Ulysses mit den Rücken an die Wand. Erinys war gar nicht aufgefallen, dass er noch immer seine Koffer mit sich trug. Kein Wunder also, dass er gar nicht mehr mit dem Gekeuche aufhörte. „Meinst du, die Lehrer schaffen es noch rechtzeitig?“, fragte er.
„Klar doch. Sicherlich ist die Situation gar nicht so übel wie wir dachten. Vielleicht hat der Fanklub ihren Plan doch aufgegeben und sie sitzen jetzt bei Mr. Ogg und Mr. Hagrid in der Wildhüterbaracke und trinken eine heiße Schokolade.“
Ulysses musste lachen. „Das wäre dann aber sehr peinlich für uns.“

Ganz plötzlich wurde Erinys bewusst, dass Dumbledores Bürotür offen stand. Nicht speerangelweit offen natürlich, das wäre zu ungewöhnlich für einen Albus Dumbledore gewesen. Aber zumindest war Erinys nicht aufgefallen, dass Dumbledore die Tür mit irgendeinem Schlüssel verschlossen oder mit einem Zauber verriegelt hatte. Ob er in seiner Eile vielleicht einfach nicht dazu gekommen war, sein Büro vor ungebetenen Gästen zu schützen? Vielleicht befürchtete er auch keine ungebetenen Gäste und selbst wenn, war es nicht wichtiger die Jugendlichen vor den Werwölfen zu retten, anstatt sich über Sicherheitsmaßnahmen zu sorgen?
Warum denkst du überhaupt darüber nach, Erinys Norcross? zischte eine innere, argwöhnische Stimme ihr zu.
In diesem Büro befand sich etwas, für das Erinys sich brennend interessierte. Dumbledores Denkarium. Unbewacht.
Das ist es nicht wert. Man wird dich von der Schule werfen!
Die argwöhnische Stimme hatte natürlich Recht. Man würde sie vielleicht von der Schule werfen, sollte man sie bei dem Vorhaben beobachten. Doch Erinys wusste sich geschickt anzustellen und wenn sie ihre Sache gutmachte, würde niemand je etwas erfahren. Erinys borgte sich das Denkarium schließlich nur. Vielleicht nur für fünf Minuten, vielleicht für zehn. Aber nicht viel länger.
„Ulysses“, sagte Erinys tonlos und wandte sich an ihren besten Freund.
Ulysses lehnte noch immer an der Wand und atmete schwer. „Was ist?“, fragte er.
„Du solltest deine Koffer in den Ravenclawturm bringen. Wenn du es jetzt nicht machst, weckst du nachher deine Klassenkameraden bloß auf. Dann wären sie wieder wütend auf dich.“
„Du hast Recht“, antwortete er. Doch der Blick den Ulysses ihr zuwarf, gefiel Erinys nicht. Ob nun bewusst oder unbewusst, in seinen grauen Augen zeichnete sich dieser leichte Ausdruck von Misstrauen ab, den Erinys so sehr fürchtete. Misstrauen bedeutete, dass man sie durchschaute, dass ihre Pläne durchkreuzt werden könnten. Und es gab kaum etwas, das Erinys mehr hasste, als ihre Pläne scheitern zu sehen.
„Hilfst du mir die Koffer hoch zu tragen?“, erkundigte sich Ulysses.
„Nein. Ich…ich werde nach Elicius sehen. Der Hausmeister hat seinen Fuß eingeklemmt. Vielleicht ist er gebrochen.“

Elicius würde darauf wahrscheinlich entgegnen, dass er die Füße seines Vaters geerbt hatte. Und die Füße seines Vaters waren schon Tausende Male irgendwo eingeklemmt gewesen, ohne dass es einmal zu einem Knochenbruch geführt hatte. Aber Elicius war nicht hier und Ulysses konnte ruhig glauben, dass der Fuß ernsthaften Schaden genommen hatte. Es reichte völlig aus, dass Erinys alles besser wusste und die Fäden in die richtige Richtung lenkte.
Ulysses griff nach seinen zwei Koffern und seine Arme zitterten unter der Last. „Ich komme gleich wieder“, sagte er, seine Stimme ging schleppend vor Erschöpfung. „Ich kann nicht schlafen wenn ich nicht weiß, was in den Wäldern passiert ist.“
„Du hast von dort oben doch eine fantastische Aussicht“, gab Erinys zu bedenken.
Wieder war da Ulysses` misstrauische Blick der Erinys analytisch zu mustern schien. Ein Blick der wortlos fragte: Warum willst du mich loswerden? Was hast du vor?
„Wie auch immer. Schlepp erst einmal deine Sachen nach oben. Ich werde währenddessen Elicius suchen.“ Erinys nickte ihm zu und machte sich auf den vermeintlichen Weg zur Großen Halle. Natürlich hatte sie in keiner Weise vor, Elicius ausfindig zu machen, der hatte heute schließlich bewiesen, dass er auch ohne ihre Hilfe gut zu Recht kam. Egal ob mit gebrochenen Fuß oder ohne.

Stattdessen versteckte sie sich nur hinter einer Säule und wartete, bis Ulysses mit seinen schweren Koffern in der entgegengesetzten Richtung verschwunden war. Als sie schließlich wieder hervortrat und zu Dumbledores Büro schlich, klopfte ihr Herz wie wild. Sie wusste, dass, falls sie erwischt werden sollte, ihr vielleicht ein Rauswurf drohte. Albus Dumbledore mochte ein netter und rücksichtsvoller Zauberer sein, aber würde er auch tatsächlich selbst dann ein Auge zudrücken, wenn eine Schülerin eines seiner kostbaren Gegenstände kurzzeitig entwendete? Sicher nicht…
Doch die Neugierde brannte in Erinys einfach zu stark. Es ging um mehr als ihr dämliches Referat in Geisterkunde. Sie hatte sich das ganze Schuljahr lang darum bemüht, alles über Willigis Wulfgard und den weißen Grimm herauszufinden und hatte alle großen und kleinen Schwierigkeiten nach und nach überwunden. Warum sollte sie jetzt aufgeben und es auf sich beruhen lassen? Sie war schließlich kurz davor, Details über die Geschichte Hogwarts herauszufinden, die schon fast gänzlich in Vergessenheit geraten waren. Nicht ihr Referat war wichtig, die Sache im Allgemeinen war es!
Erinys umfasste den schöngeschwungenen Türgriff und zog sie ein Stückweit auf. Kein Zauber hinderte sie daran, trotzdem blieb sie vorsichtig. Es war fast völlig dunkel in dem Büro, dunkel und angenehm warm. Es duftete nach frischaufgebrühten Zitronentee. Erinys schob ihren mageren Körper durch die Tür hindurch. Ein paar Meter von ihr entfernt erhellten zwei flackernde Kerzen Dumbledores Schreibtisch. Weil sie sonst keinen weiteren Anhaltspunkt hatte, hielt sie auf diese Lichtquelle zu und tastete sich vorsichtig heran. Sie war so nervös, dass sie zugleich zitterte und schwitzte. Bei Salazar, sie hatte sich tatsächlich unerlaubterweise in Professor Dumbledores Büro eingeschlichen! Vielleicht würde er sie dafür höchstpersönlich in Askaban einschließen und den einzigen Schlüssel danach in der Nordsee versenken. Verdient hätte Erinys es allemal.

Sie steuerte auf den kleinen Beistelltisch zu, auf dem das letzte Mal das Denkarium gestanden hatte. Und tatsächlich drang ein schwaches, silbernes Schimmern aus der Ecke. Erinys tastete auf dem Tischchen herum und bekam ein Stück Stoff zu fassen. Es war dunkel und fühlte sich samtig an. Vorsichtig zog sie daran und enthüllte schließlich das Denkarium. Das eigenartige Licht, das aus dem Becken drang, malte tänzelnde Wasserflecke auf ihre Hände, ihr Gesicht, Wand und Decke. Allem Anschein nach, war das Denkarium aber ansonsten leer - keine silbernen Gedankenfädchen trieben darin herum. Erinys war zufrieden. Sie hätte sich niemals getraut Dumbledores Gedanken auch nur anzurühren, das wäre einfach zu viel des Frevels gewesen.
Erinys deckte das Becken wieder mit dem Samttuch zu, bevor sie sich den Schulumhang abstreifte, um damit den Gegenstand sicherheitshalber auch noch zu umwickeln. Schließlich sollte es niemanden auffallen, dass sie ausgerechnet mit Dumbledores Denkarium durch die Gegend lief…und durch die Gegend laufen musste sie nun einmal. Die Phiolen mit den verkorkten Erinnerungen befanden sich unter Erinys` Bett, im Kerker der Slytherins. Sie musste sich also beeilen, wenn sie noch rechtzeitig vor Dumbledores Rückkehr fertig sein wollte.

Vorsichtig trug sie das verhüllte Denkarium Richtung Ausgang und nichts wäre schief gelaufen, wenn nicht ganz plötzlich ein empörtes Krächzen aus dem Schatten gedrungen wäre. Vor lauter Schreck ließ Erinys sich zu Boden fallen, war jedoch geistesgegenwärtig genug, dass Denkarium sicher mit beiden Armen zu umschließen.
Wieder krächzte es. Erinys drehte sich um, doch in der Dunkelheit konnte sie nicht viel erkennen. Sie griff nach ihrem Zauberstab und umhüllte die Spitze vorsichtig mit dem Zipfel des Samttuches, bevor sie ein Lumos aussprach. Gedämpftes und sehr schwaches Licht erhellte den Raum, so unauffällig, dass man es von den Schlossgründen aus sicher nicht erkennen konnte.
Dort, auf einer goldenen Stange, saß ein Phönix. Erinys hatte ihn bereits bei ihrem letzten Besuch im Büro dort gesehen, doch sie hatte schlichtweg nicht mehr daran gedacht, dass Dumbledore diesen Vogel besaß.
Der Phönix flatterte aufgebracht mit den Flügeln und Erinys hätte schwören können, dass das Tier sie geradezu wütend anschrie. Wie intelligent mochte so ein Phönix sein? Wusste er etwa, dass sie etwas Unerlaubtes tat?
Erinys richtete sich wieder auf, dass Denkarium wieder sicher umhüllt in beiden Armen. Der Vogel musterte sie voller Argwohn.
„Ich mache nichts Verbotenes“, murmelte Erinys leise. „Ich borge es mir ja nur aus.“
Der Phönix krächzte. Es klang bösartig.
„Wie blöde dass du nicht sprechen kannst“, grinste Erinys spöttisch. „Ohne Mund kannst du Professor Dumbledore nämlich schlecht davon erzählen.“
Der Phönix machte wieder eine Menge Lärm als er mit den Flügeln zu schlagen begann. Kurz bevor Erinys das Büro verließ, warf sie noch einen Blick zurück. Der Phönix saß auf der Stange und, bei Salazar, sie war sich sicher, dass er soeben über sie den Kopf geschüttelt hatte!

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Der Weg hinunter in die Kerker war menschenleer gewesen und Erinys wusste es zu schätzen. Kaum hatte sie die Glasphiolen unter ihrem Bett hervorgeholt, verschwand sie schon wieder klammheilig aus dem Mädchenschlafsaal. Mit dem Denkarium in den Armen und den Phiolen in der Tasche, öffnete sie umständlich die Tür zu einem ungenutzten Klassenzimmer. Die Pulte waren an die Seite geschoben wurden und auf ihnen stapelten sich haufenweise ausgestopfte Tiere. Von der Spitzmaus bis hin zu einem dreiköpfigen Hundewelpen konnte Erinys die verschiedensten Exemplare erkennen, egal ob gewöhnlich oder schauerlich.
Erinys stellte das Denkarium auf dem Boden ab und befreite es von den Stofflagen. Der Klassenraum wurde in den gewohnt silbrigen Schimmer getaucht, Erinys fühlte sich an eine Wasserhöhle erinnert. Sie zog die vier kleinen Phiolen aus der Tasche und bettete sie sicher in das Samttuch.
Gut, nun stellte sich natürlich die Frage, wie ein Denkarium eigentlich genau funktionierte. Erinys ärgerte sich, dass sie sich nicht vorher darüber informiert hatte.
Doch sie wollte keine Zeit mehr verlieren. Sie musste sich beeilen, bevor Dumbledore zurückkehrte. Mit den Zähnen zog sie den Korken aus einer der Phiolen und schüttete den Inhalt in das Denkarium. Diese Vorgehensweise erschien ihr einigermaßen richtig und sinnvoll.

Gerade als sie nach der zweiten Phiole greifen wollte, passierte genau das, wovor sie sich die ganze Zeit gefürchtet hatte: Die Tür des Klassenzimmers flog auf und jemand trat herein.
„Erinys!“, rief eine nur allzu vertraute Stimme. „Ich dachte, du wolltest nach Elicius suchen? Er und ich haben die ganze Zeit in der großen Halle auf dich gewartet. Wo bleibst du denn nur?“
Ulysses. Ulysses und sein Talent dazu, sich stets zielsicher den schlechtesten Zeitpunkt auszusuchen.
Erinys hätte ihm gerne eine Beleidigung an den Kopf geworfen, aber sie schluckte die unhöflichen Worte tapfer herunter. „Wie hast du mich gefunden?“, fragte sie stattdessen.
Er trat näher heran und erhellte mit seinem Zauberstab den Klassenraum. Seine Augen weiteten sich interessiert, als er das Denkarium sah. „Als du nicht aufgetaucht bist, habe ich dich gesucht. Elicius hat Schmerzen im Fuß, aber Madame Pomfrey ist mit den Professoren im Wald. Er hat mich gebeten dich zu suchen, also bin ich runter in die Kerker. Da habe ich dich dabei beobachtet, wie du schwerbepackt in diesen Klassenraum verschwunden bist. Aber verrate mir doch mal lieber, was das da ist.“ Er deutete mit dem Finger auf das Denkarium, in dem ein silbernes Fädchen umher trieb.
„Das ist ein magisches Werkzeug“, erklärte Erinys knapp. „Nicht besonderes.“
„Und woher hast du es? Ich habe so etwas noch nie gesehen.“ Er ließ sich auf die Knie nieder, um das Becken aus nächster Nähe zu betrachten. Das Wasser malte Muster auf sein Gesicht.
„Ich habe es mir ausgeborgt. Es ist wichtig für mein Referat.“
Ulysses zog skeptisch die Augenbrauen hoch. „Du arbeitest jetzt noch an deinem Referat? Dein Bruder hat sich vielleicht den Fuß gebrochen und im Verbotenen Wald sind die Werwölfe los, und du sitzt hier herum und denkst an Hausarbeiten?“ Er schüttelte den Kopf. „Du bist echt merkwürdig verdreht im Kopf, Erinys.“

Erinys entkorkte auch die zweite Phiole und ließ das Silberfädchen ins Wasser gleiten. „Ob du es glaubst oder nicht, Ulysses, aber es gibt keinen günstigeren Zeitpunkt als jetzt. Und ich muss mich beeilen. Ich will das Ding hier in zehn Minuten zurückgegeben haben.“
Schließlich trieben alle vier Fäden in dem Becken herum und etwas ratlos sah Erinys ihnen dabei zu. Wenn es sich wirklich um Erinnerungen handelten, wie konnte sie in diese Erinnerungen eintauchen? Vielleicht mit einem Zauberspruch? Sie kannte keinen Zauberspruch, der auch nur ansatzweise passen könnte. Sie schien mit Höchstgeschwindigkeit auf eine Sackgasse zuzuhalten und drohte nun an der Wand zu zerschellen.
Ulysses hob den Blick und wartete offenbar darauf, dass Erinys etwas unternahm. „Was ist denn?“, fragte er. „Ich verstehe nicht, wozu dieses Becken da sein soll. Wollen wir da jetzt die ganze Zeit hineinstarren, oder wie? Ich dachte es geht um dein Referat.“
Erinys setzte die Fingerspitzen an die Schläfen, so wie sie es öfters tat, wenn sie sich konzentrieren wollte. Sie musste nachdenken. Währenddessen hatte Ulysses seinen Zeigefinger ausgestreckt zog damit Kreise in die Wasseroberfläche. „Fühlt sich gar nicht an wie Wasser“, sagte er. „Zumindest nicht wie richtiges Wasser.“ Er zog den Finger heraus und schnupperte daran.
„Jetzt trink es bloß nicht“, mahnte Erinys ihn kurzangebunden. Das würde ihr gerade noch fehlen, wenn Ulysses wegen einer Vergiftung plötzlich tot in sich zusammenbrechen würde. Spätestens dann hätte man Erinys in Askaban weggesperrt.
„So dumm bin ich nicht, danke“, gab Ulysses zurück. Es war nicht das erste Mal in seinem Leben, dass er auf das Ravenclawabzeichen seiner Schuluniform tippte und sagte: „Dieser Adler hier beweißt, dass ich zu den intelligenteren Menschen in diesem Schloss gehöre.“
„Das behauptest du vielleicht, Ulysses. Aber ich habe da so meine Zweifel. Kein anderer Ravenclaw hätte mit den bloßen Fingern in eine unbekannte Substanz gegriffen. Stell dir vor, die Fingerspitze hätte dir einfach abfallen können. Nimm das nächste Mal einen Zauberstab.“

Ulysses warf ihr einen missmutigen Blick zu. Er trug den Zauberstab in seiner Linken und es war auch dieser Stab der ihnen, dank Ulysses` Lumos, ausreichend Licht spendete. Doch nun schwenkte Ulysses das Holz kurz durch die Luft und der Zauber löste sich auf. Es wurde dunkel im Raum, bis auf das Licht, das aus dem Denkarium drang. Ulysses tauchte mit der Spitze seines Zauberstabes in das magische Becken und ließ einen Wirbel entsehen. In diesem Wirbel schienen Formen und Farben aufzutauchen, doch bevor Erinys sie deuten konnte, waren sie auch schon wieder verschwunden.
„Dreh weiter“, sagte sie hastig zu Ulysses. Wieder entstand ein Wasserwirbel, kräftiger als der erste. Ein Bild tauchte an der Oberfläche des Beckens auf und trieb geisterhaft dahin. Das Bild eines Waldes, so verschwommen wie auf einer uralten Fotografie. Atemlos beugten sich Erinys und Ulysses über das Denkarium, ihre Köpfte stießen gegeneinander und ihre Nasenspitzen tauchten fast schon in die silbrige Flüssigkeit.
Dann gab es plötzlich einen Ruck und Erinys fühlte sich wie zu Beginn eines langen und tiefen Sturzes, hinein in das magische Becken.

Fortsetzung folgt…

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Kommentar: Ursprünglich hatte ich ja vor, meinen Nickname auf ff.net ebenfalls in Kiosk umzubenennen. Dieser Name war allerdings schon besetzt (was für eine Frechheit, wer wagt es meinen wunderbaren Namen zu benutzen?!). Wie auch immer: Stattdessen werde ich meinen Nick auf fanfiction.net (und nur dort!) demnächst in Ancient Kiosk umbenennen. Merkt euch das besser, sonst findet ihr mich und meine FFs irgendwann nicht wieder. Okay? ;)

hac.potter: Ja, das bezog sich auf das baldige Ende des Schuljahres, keine Sorge. Aber das nächste Schuljahr wird selbstverständlich folgen ;)

Tami9: Die Idee, dass Ulysses` Opa so eine Knalltüte ist, kam mir ganz spontan. Ich zumindest mag Odysseus, aber ich habe ja eh ein Faible für verdrehte und bösartige Charaktere ;)


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Damit die Schüler nicht so einförmig aussehen, boten wir jedem eine Auswahl an: Unterhemden, Pullis, Strickjacken und andere Uniform-Varianten.
Jany Temime, Kostümbildnerin