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Fanfiction

BETAVERSION: Hogwarts 1962: Zirkel der Wölfe - Die üblichen Verdächtigen

von Kiosk

Hogwarts 1962: Zirkel der Wölfe
Ravenclaw/ Slytherin Edition

20. Die üblichen Verdächtigen


Personen:
Erinys Norcross: Egoistische Slytherin Drittklässlerin. Beste Freundin von Ulysses

Elicius Norcross: Erinys` jüngerer Bruder. Besucht nun die norwegische Zauberschule Espengard

Ulysses Rathburn: Ravenclaw Zweitklässler. Ein frühreifer Trotzkopf

Klemencia (Klee) Greene: Muntere und sehr vorlaute Gryffindor Zweitklässlerin

Liam Evonshare: Gryffindor Zweitklässler. Still und kühl, aber der beste Freund von Klee

Aello Rigbey: Hyperaktive Zweitklässlerin aus Slytherin. Stammt von einer griechischen Adlerfrau ab

Professor Hellingsgard: Raubeiniger Halbrusse. Er und sein Hauself Kedavra leiten den VgdDK Unterricht

Madame Barbette Burgunda: Die übergewichtige Lehrerin des Benimmkurses. War schon ungefähr ein Dutzend mal verheiratet, doch ihre Gatten hatten stets die Angewohnheit, früh zu versterben…

Zsa Zsa Zabini: Barbette Burgundas wunderschöne Adoptivtochter. Arbeitet Ehrenamtlich in afrikanischen Zauberschulen, nun zu Besuch in Hogwarts

Professor Gerhard Binsfeld: Der Lehrer für das Fach Geisterkunde. Stammt aus Deutschland

Willigis Wulfgard: Ein Magier zur Zeit der Gründer. Ein leidenschaftlicher Jäger, dem einst das Land gehörte, auf dem nun Hogwarts steht. Starb durch eine Rotte von Warzenschweinen. Nun ein Geist

Der weiße Grimm: Der Geist des toten Wolfes Gwydion. Zur Zeit der Gründer der ständige Gefährte Wulfgards. Starb durch eine Rotte von Warzenschweinen

Candy Lou: Bissige Monsterpflanze. Höchstwahrscheinlich eine verbotene Kreuzung. Ein japanischer Kräuterkundler interessiert sich für das Exemplar

Nerie: Ein verwaistes Fischotterweibchen. Klemencia zog sie im letzten Jahr auf

Bisherige Handlung:
Der Spätherbst ist gekommen. Zsa Zsa Zabini stattet Hogwarts einen Besuch ab und Madame Burgunda kündigt an, sich demnächst auf eine längere, romantische Reise zu begeben… zusammen mit Professor Hellingsgard, wie Erinys und Ulysses bald herausfinden. Doch auch innerhalb Hogwarts geschieht merkwürdiges: Kurz vor ihrem Verkauf, wird Ulysses` Monsterpflanze Candy Lou gestohlen. Erinys verdächtigt Liam und stellt ihn nun zur Rede…

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…Liams Blick huschte unverbannt zu Erinys Norcross hinüber und seine grauen Augen verengten sich voller Argwohn. Erinys ging schnellen Schrittes auf ihn zu, sie war fest entschlossen und hoffte, dass diese Entschlossenheit auch für Liam deutlich zu erkennen war. Oh, und wenn er bereits das bemerkte, dann sicherlich auch ihre tiefe Wut und ihre ehrliche Empörung. Liam war zwar kühl, aber nicht blind. Er wusste offensichtlich sehr wohl, welche Karten Erinys hier offen auf den Tisch legte und um was es bei dieser Angelegenheit ging.
Erinys stoppte abrupt und funkelte ihn boshaft entgegen; sie spielte mit dem verwegenen Gedanken, ihren Zauberstab zu ziehen. Aber nein, nicht hier und nicht jetzt. Später, wenn Liam die Große Halle weit hinter sich gelassen hatte, dann würde sie den Einsatz eines kleinen Fluches sicher noch einmal in Betracht ziehen.
„Macht dich deine Eifersucht eigentlich so dermaßen krank?“, bellte Erinys laut. So laut, dass Liam tatsächlich kurz zusammenzuckte und auch die Lehrer am Lehrertisch wandten teilweise ihre Köpfe.

Liams Augenbrauen zogen sich fast zu einem einzigen Strich zusammen. „Ich weiß nicht wovon du redest, Norcross“, entgegnete er in einem kalten, schnodderigen Ton.
Erinys lachte kurz auf. Nun eigentlich war es kein echtes Lachen, es war eher ein einzelner abgehackter Ton, der allenfalls ihr bösartiges Amüsement zum Ausdruck brachte. Und genau so fühlte sich Erinys auch in diesem Moment, sie war auf eine hinterhältige Art und Weise belustigt. Fast genau wie an dem Tag, als sie Tiffany, diesem schrecklichen Kalbsgesicht aus Norman Wells, gesagt hatte, sie solle den metallischen Öltank mit der nackten Hand berühren. Das war an einem eiskalten Dezembertag gewesen, als ihnen der Wind nur so um die Ohren geweht hatte. Natürlich war Tiffany zu jung und dumm, hatte ganz vertrauensselig den Tank berührt und sich dabei hässliche Erfrierungen zugezogen. Wieder einer dieser Momente, in denen sich Erinys still und heimlich gefreut hatte, denn die blöde Tiffany mit ihren flachsblonden Haaren, hatte es ohnehin nicht anders verdient.

„Spiel` nicht den Ahnungslosen!“, sagte Erinys wirsch. „Ulysses und ich haben dich gestern gesehen, als du unten bei den Gewächshäusern herumgeschlichen
bist und-“
„Spinnst du?!“, schnitt Liam ihr das Wort ab und lachte grimmig. „Auf was für Ideen kommt ihr beide eigentlich immer? Das ist doch lächerlich. Was soll ich denn bitte bei den Gewächshäusern?“
„Candy Lou klauen?“, half Erinys seinem Gedächtnis mit pampigem Tonfall auf die Sprünge.
Liam sah sie an, ein unleserlicher Ausdruck schlich sich in sein Gesicht. Erinys deutete es als eine Art verdutzte Aggressivität, mit dem Wunsch vermengt, ihr einfach eine zu Scheuern. Aber nein, den Gefallen tat Erinys ihm nicht. Und selbst wenn, sie konnte sehr wohl zurückschlagen, darin hatte sie sicherlich mehr Übung als er. Und kleine Backpfeifen machten ihr schon längst nichts mehr aus, die steckte sie einfach weg, wo Gleichaltrige wohl in Tränen der Entrüstung oder des Zorns ausgebrochen wären.
Klemencia Greene hatte lange genug untätig zugesehen. Verwirrt hatte sie von einem zum anderen geblickt, während das Fischottermädchen Nerie weiter in ihren Armen gedöst hatte. Doch nun schien für Klee die Zeit reif, jedem ihre Meinung klarzumachen. „Erinys, ich finde deine Anschuldigung nicht besonders logisch. Warum sollte Liam-“
„Oh Mädchen! Denk doch mal nach! Dein schweigsamer Freund benimmt sich schon seit Tagen wie eine dämliche Zimtzicke.“
„Eine Zimtzicke?“, fiel Liam Erinys aufgebracht ins Wort.
„Ja! Weil du es nicht ertragen kannst, dass Klee und Ulysses sich so gut verstehen. Dass er sie geküsst hat!“
Liam schnappte kurz nach Luft, wie ein Fisch, der für einen Augenblick im Sand eines Strandes ausharren musste, und mit der nächsten Welle gleich wieder in das Meer gespült wurde.
Auf Klees Wangenknochen bildeten sich außergewöhnlich rote Farbtupfer, der Blick ihrer blauen Augen huschte suchend durch die Große Halle. Erinys vermutete, dass sie nach Ulysses Ausschau hielt, der sich, feige wie eh und je, sicher wieder irgendwo verkrochen hatte.

Liam verschränkte die Arme vor der Brust und schnaubte trotzig. „Als würde mich die Knutscherei interessieren“, sagte er und betonte dabei jede Silbe mit überdeutlicher Schärfe. Aber Erinys war nicht dumm. Sie ahnte sehr wohl, dass ihn der Umstand von Ulysses` und Klee begrabenden Kriegsbeil, gewissermaßen die Stränge seines Nervenkostüms sprengte.
So mutlos wie Ulysses normalerweise war, jetzt schien er doch genug Mumm angesammelt zu haben, um zumindest neben Erinys zu treten. „Liam, wir wissen ganz genau das du Candy Lou geklaut hast. Stell dich nicht so bockig an und rück sie bitte wieder heraus“, sagte Ulysses.
„Ja!“, fügte Erinys hinzu. „Du riskierst einen enormen Punktabzug für Gryffindor, wenn du dich nicht beeilst und die Pflanze ordnungsgemäß zurückbringst. Ich glaube nicht, dass sich Gryffindor in diesem Jahr so viel Punktverlust leisten kann…“
„Das ist doch lächerlich!“ Nun sah man Liam an, wie erbost er war. „Ich habe mit der verdammten Pflanze nichts zu tun, ich habe sie in letzter Zeit nicht einmal gesehen.“
„Und wo warst du gestern Abend?“, fragte Erinys.
„In meinem Gemeinschaftsraum.“
„Kannst du das auch beweisen?“, harkte sie weiter nach.
Liam stutzte unmerklich. Plötzlich wirkte er nicht mehr ganz so selbstsicher wie gewohnt, sondern eher wie Jemand, der sich eigenhändig ins Schach manövriert hatte.
„Blondie, hast du Liam gestern in euerm Turm gesehen?“, wandte sich Ulysses mit etwas gemilderter Stimme an Klee.
Klee legte ihre Stirn in Falten und schien angestrengt zu überlegen. Ihr Blick huschte mehr als einmal unsicher zu Liam Evonshare. „Ich weiß nicht, ich bin früh zu Bett gegangen. Er blieb noch unten, um einen Aufsatz in Geschichte der Zauberei fertig zu schreiben.“

Erinys stieß ein langgezogenes „Aha“ aus und fasste sich am Kinn, wie jemand, der nach langer Überlegung zu einer großartigen Idee gekommen war. „Alles deutet darauf hin, dass sich unser guter Liam gestern rausgeschlichen hat, hinunter zu den Gewächshäusern. Hast wohl gedacht, wir würden das nicht merken, was?“
„Ihr könnt nichts beweisen“, sagte Liam bemüht kühl. Doch selbst in Klees Gesicht zeigten sich erste Zweifel, sie mied Liams Blick und starrte auf ihre Füße.
Erinys wusste, dass sie Liam bereits in Bedrängnis gebracht hatte. Sicher würde er irgendwann über seine eigenen Füße - oder eher über seine eigenen Lügen - stolpern, wenn Erinys ihn weiter mit Fragen löcherte. In ihren Kriminalbüchern funktionierte diese Vorgehensweise schließlich immer ausgezeichnet. „Wir können ja mal die anderen Gryffindors fragen. Irgendjemand muss ja schließlich bezeugen können, dass du dich gestern im Gemeinschaftsraum aufgehalten hast. Vorrausgesetzt du erzählst die Wahrheit“, zwitscherte Erinys zuckersüß und nahm sich die Freiheit, Liam gehässig anzugrinsen.
„Macht doch was ihr wollt“, schnaubte Liam bloß. „Ihr werdet euch schön dabei blamieren. Ich war gestern im Gemeinschaftsraum und hatte garantiert besseres zu tun, als Candy Lou zu stehlen.“
„Als würden wir das bezweifeln, Sankt Liam.“ sagte Erinys unschuldig.
Klee sah ruckartig auf und suchte Ulysses` Blick. „Sag` deiner Freundin, dass sie Unsinn redet, Ulysses! Liam würde nie soweit gehen, eine wertvolle Pflanze zu stehlen!“ Das sich Klee auf Liams Seite schlug war absehbar gewesen, aber besonders überzeugt klang der Blondschopf allerdings selber nicht.

Ulysses holte tief Luft. Erinys wusste sehr wohl, dass er Konfrontationen hasste. Genau wie er es hasste, so radikal Partei zu ergreifen. Ulysses war ein Mensch, der niemanden vergraulen und der sich überall ein Plätzchen warm halten wollte. Anderen die Tür vor der Nase zuzuschlagen, bedeutete für ihn in erster Linie, sich selbst die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Aber heute schien Ulysses endlich einmal fähig, jemandem seine Meinung zu sagen. „Liam würde nicht soweit gehen?“ echote er. „Blondie, kann es sein, dass du etwas vergessen hast? Es ist gar nicht solange her, da hat dein Liam für Erinys` Besenunfall gesorgt hat. Sein kleiner Scherz hätte genauso gut tödlich enden können. Also erzähl mir nicht, Liam würde nicht so weit gehen!“
„Er wusste nicht, dass sein Scherz so schlimme Folgen haben würde!“, verteidigte Klee ihren besten Freund lautstark.
„Bist du dir da sicher?“, schnarrte Ulysses. „Ich persönlich glaube, Liam hat die Sache sehr gut kalkuliert. Genau wie den Diebstahl von Candy Lou. Nicht wahr, Liam?“
Liams Brauen senkten sich und er funkelte Ulysses gefährlich an. Erinys ahnte, dass die Sache eskalieren würde…was sich vielleicht als Glückstreffer erweisen konnte. Liam war ein Gryffindor und Gryffindors sagte man allgemein ein hitziges Temperament nach. Punktabzug wäre Liam gewiss, wenn er jetzt die Kontrolle verlieren würde.
Aber stattdessen wandte sich Liam bloß um, griff Klee beim Handgelenk und lenkte sie mitzukommen. Wie ein gelangweilter Kaiser, der sich um keinen Preis unter den Pöbel mischen wollte, schritt er langsam von dannen. Klee stolperte mehr oder weniger hinter ihm her, schien sich dessen aber nicht ganz bewusst zu sein. Der Blick ihrer wasserblauen Augen heftete weiterhin auf Ulysses. „Liam war es nicht.“ sagte sie wieder.
„Lass die beiden doch!“, entgegnete Liam, laut genug, damit Erinys und Ulysses jedes Wort deutlich verstehen konnten. „Die zwei denken sich doch immer solchen Mist aus. Sie können nichts beweisen und damit hat sich die Sache erledigt.“
„Wir werden sehen!“, bellte Erinys ihm hinterher und wandte sich dann an Ulysses, der etwas verunsichert seine Schuhe betrachtete. „Die Sache wird sich schneller aufklären als ein Gewitter im Juli. Die Slytherins sind wieder fein raus, wenn Liam Punkte verliert.“
„Wir sollten besser frühstücken.“ Mit diesen Worten wandte sich Ulysses ab, als wäre das Thema Diebstahl an diesem Morgen einfach zu viel für seinen nüchternen Magen.

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Candy Lous Verschwinden war kein großes Problem, Liam Evonshare war kein großes Problem. Das einzige Problem, das Ulysses wirklich als „groß“ bezeichnen würde, war die Sache mit Klemencia. Ihm war klar, dass der Blondschopf unter keinen Umständen von Liams Seite weichen würde, egal wie stark sich der Verdacht auch erhärten sollte. Sie hing gewissermaßen zwischen den Fronten, stand aber im Zweifelsfall für den Angeklagten Liam. Plötzlich schien es für Ulysses unmöglich geworden zu sein, Klee Nahe zu sein. Eine unsichtbare Grenzmauer hatte sich zwischen ihnen aufgebaut, gebaut aus kaltem, nackten Stein.

Während des VgddK-Unterrichts versuchte Ulysses immer wieder, mit Klee Augenkontakt herzustellen. Sie saß zwei Tische neben ihm, wie nicht anders zu erwarten, war Liam ihr Sitznachbar. Liam blickte stur zur Tafel, auf der Professor Hellingsgard gerade einige Gegenflüche notierte und dabei leider nicht laut genug redete, um das schrille Quietschen der Kreide zu übertönen.
Klee hatte ihr Buch aufgeschlagen, aber Ulysses hatte das Gefühl, dass sie immer wieder zu ihm hinüberlinste. Vielleicht gab es doch noch Hoffnung und die unsichtbare Mauer war gar nicht so massiv, wie er Anfangs geglaubt hatte.
„Mr. Rathburn!“
Ulysses` Kopf ruckte mit einem Knirschen seiner Knochen in die entsprechende Richtung. Vor ihm stand Professor Hellingsgard in seiner dunklen Robe und blickte streng zu ihm hinunter.
„Sir?“, machte Ulysses kleinlaut.
„Fünf Punkte Abzug für Ravenclaw, weil unser kleiner, unnutzer Frauenheld schlichtweg unverbesserlich ist.“
Fast die gesamte Klasse begann zu kichern, Betsy prustete sogar laut los. Liam verfiel in das kälteste Schweigen seines bisherigen Lebens und Klees Gesichthaut erreichte den leuchtenden Rotton glühender Kohlen.
Professor Hellingsgard klopfte Ulysses auf die Schulter und grinste leicht. „Vielleicht zeigt es ja diesmal bei Ihnen Wirkung, Mr. Rathburn?“
„Natürlich Sir!“ Ulysses stotterte schrecklich.
„Na dann, auf mit Ihnen. Ich möchte wissen, ob Sie die Textzeile aus ihrem Buch gelesen haben, so wie es Ihnen allen aufgetragen habe.“ Hellingsgard warf einen vernichtenden Blick hinüber zu der noch immer kichernden Ravenclaw Betsy. „Nicht wahr, Miss? So lauteten doch die Hausaufgaben, wenn ich mich recht erinnere?“
Betsys Giggeln kam augenblicklich ins Stocken.
Ulysses erhob sich schwerfällig von seinem Platz und trat hinüber zu der Tafel. Er bemühte sich, nicht die Klasse anzusehen, die ihn amüsiert musterte. Stattdessen blickte er stur zu Hellingsgard und wartete auf seine Aufgabe.
„Erzählen Sie mir, was Sie über den Zauberspruch Ignipotensius wissen, Mr. Rathburn“, sagte Hellingsgard mit seinem scharfen, russischen Dialekt.

Ignipotensius? Ulysses kramte fünf Sekunden lang in seinem Kopf herum, dann erinnerte er sich wieder an die entsprechende Buchzeile. Er hatte vor wenigen Tagen erst im seinem Gemeinschaftsraum gesessen, den Text gelesen und dabei hin und wieder nachdenklich in das Kaminfeuer gestarrt, während er sich die Grausamkeit des Zaubers auszumalen versuchte.
Er räusperte sich leise. „Ignipotensius ist ein schwarzmagischer Feuerzauber, der wohl mächtigste schwarzmagische Feuerzauber überhaupt. Er wurde im Jahre 1417 von dem französischen Schwarzmagier Guís Valbourg erfunden, der den Zauber dazu benutzte, die Mörder seiner Squibschwester in Flammen aufgehen zu lassen. Der Zauber umschließt das Opfer augenblicklich mit einer Flamme und verbrennt es bei lebendigem Leib, innerlich und äußerlich. Es hinterlässt einen ausgebrannten Körper, die Umgebung bleibt weitestgehend unberührt. Muggel, die oftmals die Reste der Opfer fanden, nennen es „spontane Selbstentzündung“ und bringen es nicht in Verbindung mit der schwarzen Magie, halten es oftmals aber sehr wohl für „Unerklärlich“. Ignipotensius zählt zu den Elementarzaubern und wird auch als „Das Verbotene Feuer“ bezeichnet. Im Gegensatz zu den Verbotenen Flüchen, bedeutet die Anwendung von Ignipotensius nicht zwangsläufig einen lebenslangen Aufenthalt in einem Zaubergefängnis oder die Todesstrafe. Ignipotensius darf einzig zwecks Notwehr angewandt werden und selbst dann steht man ein bis zum Ende seines Lebens auf der Liste potentieller Schwarzmagier und somit auch unter Beobachtung.“
Ulysses schloss seinen kleinen Vortrag mit einem vorsichtigen Blick zu Klee, die ihn mit unleserlicher Miene betrachtete.
Hellingsgard hatte an einem der Tische gelehnt, stieß sich nun ab und klatschte einmal kräftig in die Hände. „Exzellent auswendiggelernt, Mr. Rathburn. Aber da Sie fehlerfrei geblieben sind und ein Talent für Vorträge zu besitzen scheinen, bin ich spendabel. Fünfzehn Punkte für Ravenclaw. Sie dürfen sich wieder setzen, Mr. Rathburn.“

Dankbar schritt Ulysses zu seinem Platz und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. Er hasste es, frei vor der Klasse zu reden und empfand plötzlich Mitleid für Erinys, die am Ende des Jahres einen bedeutend längeren Vortrag in Geisterkunde zu halten hatte. Ob sie schon aufgeregt war? Wenn ja, dann ließ sie es sich zumindest nicht anmerken.
Der Unterricht endete mit einer Ankündigung seitens Professor Hellingsgard, die zumindest Ulysses nicht mehr überraschte, sondern seinen Verdacht nur weiter bestätigte. „Am 2. Dezember werde ich mich auf eine Art Erholungsreise begeben. Indien ist das Ziel. Begleiten wird mich Madame Burgunda und-“
Augenblicklich schnellte Ulrich Montgomerys Hand in die Höhe. Widerwillig rief Hellingsgard ihn auf. „Sie haben ein Frage, Mr. Montgomery?“, erkundigte er sich offenbar etwas genervt.
„Wieso reisen Sie zu zweit nach Indien?“
Ulysses entging nicht, das Hellingsgards Wangen sich urplötzlich in einem zarten Roséton zeigten. Doch Hellingsgard überspielte diese Reaktion gekonnt mit Hilfe einer logischen Erklärung. „Weil Professor Dippet der Meinung war, internationale Kontakte zu pflegen“, sagte er kühl. „In Indien wurde vor kurzem eine zweite Zauberschule eröffnet und Dippet war der Ansicht, ein wenig Unterstützung könnte der weitestgehend unerfahrenen Lehrerschaft der Schule nicht schaden.“

Eine gute Ausrede, dachte Ulysses. Aber er wusste sehr wohl, dass Hellingsgard nicht auf einer Bildungsmission war, sondern einen romantischen Urlaub geplant hatte, zusammen mit der unerträglichen Madame Burgunda. Burgunda hatte es schließlich selbst und voller Stolz verkündet, diese Sache mit der romantischen Reise. Das war auch der Grund, warum Zsa Zsa Zabini in Hogwarts eingetroffen war, nämlich um den Benimmkursus zu vertreten. Und Burgundas und Hellingsgard Techtelmechtel während der ersten Quidditchspiels des Jahres hatte nur bewiesen, dass hier Liebe im Spiel war…oder ein gemeiner Liebestrank, wie Ulysses eher glaubte.
„Während dieser Zeit wird der VgddK-Unterricht ausfallen“, berichtete Hellingsgard weiter. Die gesamte Klasse hielt den Atem an und ein wohliges Lächeln zeigte sich auf so gut wie allen Gesichtern. Aber wo Hoffnung war, war der Vorschlaghammer nicht fern: Hellingsgard schüttelte amüsiert den Kopf und sagte: „Oh, nicht zu glücklich, meine Guten. Ich habe einen strengen Hausaufgabenplan ausgearbeitet und ihn bereits von Professor Dippet absegnen lassen. Während meiner Abwesenheit werden Sie,“ er machte eine Geste, die die gesamte Klasse umfasste, „so viel zutun haben, dass Sie mich anflehen werden, zurückzukommen und den normalen Unterricht wieder aufzunehmen. Und wenn ich wieder komme, wird der kindliche Glanz in Ihren Augen völlig verschwunden sein, so hart werden Sie arbeiten.“
Hellingsgard lächelte boshaft und die meisten Schüler stöhnten frustriert. Auch Ulysses wusste sehr genau, dass Hellingsgards Drohungen - wovon er fast täglich Gebrauch machte - immer einen erschreckend wahren Kern besaßen. Sie konnten also tatsächlich damit rechnen, dass sie über ihren Hausaufgaben mächtig schwitzen würden.
Nach seiner Verkündung entließ Professor Hellingsgard die Klasse. Ulysses stopfte seine Bücher zurück in seine Tasche und zuckte leicht zusammen, als plötzlich Klee neben ihm auftauchte. Er blickte fragend zu ihr hoch, in ihr schmales, noch immer braungebranntes Gesicht. Eine Bräune, die fast noch nach hitzeversenktem Gras und kühlem, klaren Seewasser zu duften schien.

„Kann ich mit dir reden?“, fragte sie.
Ulysses nickte und beeilte sich, das Klassenzimmer mit ihr zu verlassen. Er sah sich kurz nach Liam um, aber Klee schien ihren ewigen Begleiter irgendwie abgewimmelt zu haben.
„Ulysses, es ist nicht fair“, eröffnete sie ihm und wich scheinbar unwohl seinem Blick aus.
„Bitte?“
„Ich meine, dass ihr Liam verdächtigt. Ich weiß, Erinys Norcross steigert sich gerne in solche Anschuldigungen hinein, aber Liam hat Candy Lou nicht geklaut. Und ich glaube, du weißt das selbst sehr genau. Hör auf vor Erinys zu kuschen.“ Die letzten Worte klangen wie eine herbe Anschuldigung und irgendwie verletzte es Ulysses sehr. Die Wörter schlugen auf sein Herz ein und hinterließen das Gefühl, ein unnutzer, schwacher Junge zu sein. Sein Herz zuckte empört zurück und beantwortete die Anschuldigungen augenblicklich mit stiller Wut.
„Du kennst Liam nicht!“ Ulysses legte genug Schärfe in seine Stimme, um Klee aufblicken zu lassen.
„Ich kenne Liam nicht?“, echote sie und ihre blauen Augen flackerten unruhig. „Er ist mein bester Freund, Ulysses. Ich kenne Liam.“
„Ach wirklich?“ Ulysses tat belustig, aber eigentlich war er so verbittert, dass selbst sein gespieltes Amüsement elendig klang. „Glaub mir, du kennst Liam nicht. Niemand kennt Liam. Er würde uns alle noch in zwanzig Jahren überraschen. Er hat Erinys beinahe umgebracht. Ja, ich weiß, er wollte vielleicht nicht so weit gehen, aber er kannte das Risiko. Er wusste, dass Erinys sich an diesem Tag auf einen Besen befinden würde. Und hätte es keine Aufpasser gegeben, wäre sie zu Tode gestürzt! Verstehst du das, Blondie? Erinys wäre Matsch gewesen!“ Plötzlich wurde ihm selbst schlecht bei dem Gedanken und die Erinnerungen an dieses Höhenflug Desaster spielten sich wieder vor seinem geistigen Auge ab. Energisch drängte er die Bilder zur Seite und konzentrierte sich wieder auf Klemencia. „Ich hätte an diesem Tag beinahe meine beste Freundin verloren, Blondie. Und das zu einer Zeit, als es mir nicht besonders gut ging. Kurz nachdem ich das Doxyzid geschluckt habe und beinahe gestorben wäre. Aber nein, deinem tollen Liam ist es ja völlig egal! Er ist nicht dumm! Er wusste um das Risiko! Wenn Erinys gestorben wäre, wäre ich am Ende gewesen. Ich und ihr Bruder Elicius! Meine Güte, Blondie! Sei nicht blind! Liam ist zu weit gegangen und er wusste es. Er hat es immer gewusst! Und Candy Lou zu stehlen käme für ihn sehr wohl in Frage. Warum auch nicht? Er hat Erinys beinahe umgebracht, so ein kleiner Pflanzenraub zwischendurch ist dagegen doch gar nichts! Akzeptier es! Liam ist fähig zu bösen Taten!“
Klee schluckte hörbar. Ihre Augen tränten, aber sie schien mit all ihrer Willensstärke dagegen anzukämpfen. Schließlich suchte sie seinen direkten Blick und dieser Augenkontakt schien mit irgendeiner Form von schlechter Energie geladen zu sein.

„Vielleicht hast du Recht, Ulysses“, sagte sie bemüht kühl. „Liam ist undurchschaubar. Aber wenn du dich vor undurchschaubaren Menschen fürchtest, warum nicht vor Erinys? Von all den Menschen, mit denen ich zu tun habe, macht mir Erinys am meisten Angst. Ich glaube, wir beide wissen wovon ich spreche? Auch sie ist radikal genug für böse Taten. Alles was sie sieht, ist sich selbst. Vielleicht noch ihren Bruder und dich. Alles andere ist ihr doch völlig egal! Ich könnte vor ihr tot zusammenbrechen und ich garantiere dir, dass sie nicht einmal mit der Wimper zucken würde!“
„Jetzt übertreibst du!“, schnarrte Ulysses.
„Ich übertreibe nicht! Ich weiß noch sehr genau, was im letzten Schuljahr los war. Im letzten Jahr, als Dumbledore verkündete, dass sie wir Hogwarts unverzüglich verlassen sollen, wegen den Toten. Dem Irrlicht. Dem Werwolf. Ich habe Erinys angesehen, dass sie kurz davor war zu lächeln. Verdammt, vier Schüler waren verschwunden oder gestorben und sie freute sich, weil dadurch Hogwarts geschlossen wurde.“
Ulysses versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie er über diese Geschichte dachte. Natürlich, er wusste alles darüber. Erinys hatte ihm erzählt, wie ihre Gedankenwelt während dieses furchtbaren Moments ausgesehen hatten, als klar wurde, dass Hogwarts Opfer zu beklagen hatte. Ulysses wusste sehr wohl, das Erinys glücklich gewesen war, sich aber gleichzeitig für diese Gefühlsregung geschämt hatte. Wie auch immer es in ihrem Inneren aussah, Ulysses war klar, dass sie kein Herz aus Eis besaß. Höchstens ein Herz, dass mit einer Schicht Frost überzogen war, unter der es aber noch immer warm und angenehm pochte.
„Du siehst das falsch, Blondie“, sagte Ulysses streng, aber besänftigend.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und stieß ein bellendes HA! aus. „Natürlich, jetzt bin ich diejenige, die es falsch sieht, wie?“, entgegnete sie ohne jede Spur von Humor.
„Zumindest wirst du bald einsehen, dass Liam Candy Lou geklaut hat. Er ist der Hauptverdächtige.“
„Und du plapperst deiner Erinys wohl alles nach?“
Ulysses schüttelte trostlos den Kopf. „Seltener als du denkst. Aber in diesem Fall hat sie Recht! Alles deutet auf Liam hin!“
„Dann tut es mir Leid. Ich weiß, dass er es nicht war. Wenn du Erinys unbedingt nachlaufen willst, dann tu es. Du bist ein guter Freund, Ulysses, auch für mich. Aber das geht zu weit.“
Sie wollte sich abwenden, aber Ulysses griff ihre Schulter und hielt sie zurück.
„Warte Blondie. Es gibt sicher eine Art von…Kompromiss?“ All seine Hoffnungen schwangen in dem letzten Wort mit. Er hätte sich vor Klee auf den Boden geworfen, nur um zu verhindern, dass sie jetzt ging. Die Feindschaft mir ihr hatte ihn ausgezerrt und die Freundschaft hatte ihm wohl auch deshalb so viel bedeutet. Und er hatte Klee geküsst, weil er in sie verliebt war. Jede Entscheidung, die auf mehr Distanz hinauslaufen würde, erschien ihm nun wie bitteres Gift. Er wollte nicht, dass sie ging, ihm den Rücken zukehrte. Candy Lou war es nicht wert, Klee zu verlieren.

Klee schüttelte seine Hand ab und warf ihm einen entschuldigenden Seitenblick zu. „Was für ein Kompromiss? Ich halte zu Liam und du hältst zu Erinys. Das alles würde nur in Zeter und Mordio enden. Solange nichts bewiesen ist, stehe ich auf Liams Seite. Ich will ihn genauso wenig wegen dieser dummen Geschichte verlieren wie du Erinys.“
„Das heißt, wir sind…keine Freunde mehr?“, sprach Ulysses seine Befürchtung tapfer aus.
Sie zuckte mit den Schultern. „Du beschuldigst meinen besten Freund. Was glaubst du, was ich davon halte?“
Ulysses antwortete nicht. Sie beide kannten die Antwort.
„Lass uns warten bis sich die Sache aufgeklärt hat. Sonst riskieren wir bloß, dass Liam oder Erinys irgendwem an die Kehle gehen. Ich werde mich aus dem Theater heraushalten. Vielleicht wäre es besser, wenn du dich auch heraushältst.“
Natürlich war es besser. Ulysses lag nichts an einem weiteren Aufflammen alter Feindschaft. Doch heraushalten bedeutete auch, Erinys die Drecksarbeit alleine machen zu lassen. In diesem Fall konnte er es nicht soweit kommen lassen. Hier ging es um ihn, um seine gestohlene Pflanze. Erinys hatte das Problem, dass sie sich viel zu schnell und viel zu hitzig in solche Kleinigkeiten verbiss und nicht mehr losließ. Und, ja, Erinys war auch ein Mädchen, das es äußerst übel nehmen würde, wenn Ulysses sie und ihren Kleinkrieg ignorierte. All diese Probleme waren nicht grundsätzlich unlösbar, aber momentan musste er sich wohl oder übel gedulden.
Bis der Diebstahl aufgeklärt war.
Und dann würde Klee sich ihm auch wieder zuwenden, in aller Freundschaft.

XXXXXXXXXXX

Doch die Aufklärung bezüglich des Diebstahls von Candy Lou ließ sich Zeit und wand sich langsam dahin. Nach den ersten Anschuldigungen erlahmte Erinys` Spurensuche. Nach wie vor war sie fest davon überzeugt, dass Liam hinter dem Raub steckte, aber der hübsche Gryffindor hatte die Tat offenbar besser geplant als angenommen. Erinys konnte nicht sagen, was einer der klugen Inspektoren aus ihren Kriminalbüchern nun getan hätte. Wie würden sie vorgehen, wenn sich keine weiteren Beweise mehr fanden, keine Zeugen, kein gar nichts? So verbrachte sie lange Zeit damit, über ihrer „Liste der Verdächtigen“ zu brüten, auf der Suche nach dem klitzekleinen Detail, das ihr entgangen sein musste.
„Ja, da gibt es tatsächlich irgendein Detail“, sagte Ulysses kurz nach dem freitäglichen Mittagessen. „Glaub mir, da gibt es etwas, das wir übersehen haben. Ich kann es fast riechen…aber es fällt mir einfach nicht ein!“
„Aus dir wird nie ein Meisterinspektor werden, Ulysses“, antwortete Erinys matt.
„Wart`s ab.“ Er grinste ihr entgegen, als wüsste er plötzlich um seine Zukunft. „Ich werde noch mal den einen oder anderen Fall lösen. So oder so.“
Sie erledigten zusammen einen Bulk Hausaufgaben in der Bibliothek. Erinys hockte wie eh und je über ihren Aufsatz in Geisterkunde, der ihr auch in Zukunft noch viel Arbeit abverlangen dürfte. Sie strich sich mit der Schreibfeder nachdenklich über ihr spitzes Kinn. „Ich brauche einfach mehr Material“, sagte sie frustriert, mehr zu sich selbst als zu Ulysses.
„Wovon redest du?“
„Über den weißen Grimm. Ich muss mehr über ihn erfahren. Hintergrundwissen. Eigentlich müsste ich mich durch die ganze Gründerzeit durcharbeiten. Aber das ist das Problem. In den allermeisten Büchern wird weder über Willigis Wulfgard noch über den weißen Grimm berichtet. Wenn es keine Informationen gibt, die ich nachschlagen kann, wie soll ich dann an die Informationen kommen? Der ganze Mist ist ungefähr eintausend Jahre her. Auf Zeitzeugen kann ich wohl kaum mehr hoffen.“ Sie seufzte verdrießlich.
Ulysses blickte auf und lächelte mitfühlend. „Du hast noch ein paar Monate Zeit um einen Zauber zu entwickeln, mit dem man rückwärts in die Zeit reisen kann.“
Erinys druckste. „Wenn ich so einen Zauber entwickeln könnte, würde ich eher Professor Binsfeld auf Reisen schicken. Er sollte sich das Zeitalter der Hexenverbrennung einmal genauer anschauen…am besten von einem brennenden Scheiterhaufen aus.“
Jetzt musste auch Ulysses verstohlen kichern. Die Bibliothekarin, Madame Pince, räusperte sich pikiert und starrte sie beide über ihr dünnes Brillengestell an.

Nach den verhassten Hausaufgaben hieß es für Erinys, sich den noch verhassteren Benimmkurs am Nachmittag zu stellen. Das kleine „Missgeschick“ hatte sie natürlich nicht vergessen. Klemencia Greene hatte Erinys` hässliche Bemerkung über Madame Burgunda hinterhältig gepetzt und Burgunda war regelrecht aus der Haut gefahren. Für Erinys war die Aufregung schlichtweg unverständlich. Gut, ihre Bemerkung war nicht gerade nett gewesen, milde ausgedrückt, aber sie hatte es Burgunda schließlich nicht direkt ins fette Gesicht gesagt. Im Gegenteil!
Zu Beginn der Stunde gab sich die Madame Mühe, leichtfüßig in den Klassenraum zu tänzeln. Erinys glaubte, ihre winzigen Absätze unter ihrem Gewicht knirschen zu hören. Burgunda zog ihre übliche Parfümwolke hinter sich her, fast so wie ein Schwein eine Schar summender Fliegen. Das Parfüm war offenbar neu, es stank unerträglich nach Rosen und irgendwas, das Erinys an Schokolade erinnerte. Das Parfüm war so üppig aufgesprüht, dass es Erinys` Nase reizte und sie sich ein Niesen verkneifen musste. „Bei Salazar, hat ihr noch niemand gesagt, dass dieses Zeug nicht dafür da ist, darin zu baden?“, zischte sie leise. Ihre Sitznachbarin Aello Rigbey hörte ihre Bemerkung und kicherte bösartig hinter vorgehaltener Hand.
„Sie duften wunderbar, Madame!“ Das war die glockenhelle Stimme von Imperia Malfoy, die sich so eben zu Wort gemeldet hatte.
„Oh vielen Dank, Liebes.“ Krachend ließ sich Burgunda auf ihren Platz fallen. „Der gute Professor Hellingsgard war so frei, mir diese kleine Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Zusammen mit einem Strauß Rosen. Altrosé. Wunderhübsch anzuschauen.“
„Wie romantisch“, hauchte Imperia ehrfürchtig.
Erinys verdrehte die Augen.

Bevor sie zum regulären Unterricht übergingen, erhob sich Burgunda mit all ihrer Grazie - von der es nicht viel zu bestaunen gab - griff nach einem handgeflochtenen Weidenkörbchen und begann, jeder Schülerin eine violette Karte in die Hand die Hand zu drücken. Währenddessen erzählte sie: „Ich werde am ersten Dezember eine kleine Party geben, anlässlich meiner Abreise nach Indien. Rein zufällig handelt es sich bei dem ersten Dezember auch um meinen Geburtstag.“
Die Adrette Fraktion spendete koketten Beifall.
„Ich möchte euch selbstverständlich alle herzlich zu dieser Feier einladen“, fuhr Burgunda fort. „Wir werden eine Menge Spaß haben, da bin ich sicher. Es werden viele Gäste erscheinen, aus aller Herrenländer.“
Burgunda nährte sich Erinys und Erinys nahm, schweren Herzens, die Herausforderung an. So eine dämliche Party…gut, sie würde versprechen zu kommen und dann einfach das tun, was sie immer tat, um unangenehmen Dingen aus dem Weg zu gehen: Sich todkrank stellen.
Schließlich kam es nicht darauf an tatsächlich zu erscheinen, sondern einzig und alleine seinen guten Willen unter Beweiß zu stellen.
Also strecke sie die Hand aus, um die schriftliche Einladung entgegen zu nehmen…doch Burgunda ging einfach an Erinys vorbei, als wäre ihr Stuhl leer. Erinys` Wangen begannen plötzlich zu glühen und sie spürte, wie eine Art von beleidigter Konfusion sich in ihr ausbreitete.
„Ähm, entschuldigen Sie Madame“, bemerkte Aello Rigbey, der gerade ihre Einladung überreicht wurde. „Ich glaube, Sie haben Erinys Norcross vergessen.“
Burgunda stieß ein pikiertes Schnauben aus. „Nein, habe ich nicht“, entgegnete sie kühl und ohne aufzublicken. „Ms. Norcross ist auf der Feier nicht erwünscht. Erst einmal sollte sie versuchen, ihr grässliches Benehmen im Zaum zu halten. Wir sind hier in einem Internat und nicht in der Gosse.“

Die Schülerinnen, die so eben noch geredet hatten, verstummten nun und blickten auf. Einige wenige, diejenigen die Erinys partout nicht ausstehen konnten, waren offensichtlich amüsiert. Andere wiederum wirkten verlegen, ihnen schien die Situation unangenehm.
„Wollen Sie es sich nicht noch einmal überlegen?“, harkte Aello nach.
„Nein.“ Burgunda stellte deutlich klar, dass sie ihre Entscheidung getroffen hatte. Ihre Stimme war kalt und schneidend, Widerworte duldete sie keineswegs.
Erinys sackte ein Stück weit auf ihrem Stuhl zusammen. Die Blicke der anderen huschten unangenehm über sie. Aber sie hatte noch immer ihren Stolz. Sie wischte sich die Haare hinter das Ohr, setzte sich wieder aufrecht und bemühte sich, ein Mädchen zu mimen, das über allen Dingen stand. Ein Mädchen, das sich für Burgundas kleine Feier ohnehin nicht interessierte. Ein Mädchen, dem es egal war, wenn man die Tür vor ihrer Nase zuschlug und sie draußen in der Kälte ausharren musste. Ein Mädchen mit göttlicher Würde.
Erinys spielte ihre Rolle gut.

Fortsetzung folgt…

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Kommentar: Ich schätze, das zweite Schuljahr wird insgesamt dreißig Kapitel umfassen. Zweidrittel wären somit bereits abgeharkt. Ich hoffe zumindest, dass ich mit meiner Schätzung richtig liege, denn ich brauche zum Schreiben immer viel Freizeit und eben diese Freizeit ist bei mir demnächst total verbucht.

Tami9: Ich glaube, auf Hinweise wirst du vorerst warten müssen. Candy Lous Diebstahl wird nicht so schnell aufgeklärt werden. Denn im Gegensatz zu Frau Rowling, nehme ich diverse Thematiken gerne mit ins nächste Schuljahr, um sie dann aufzuklären…der Raub wird also noch eine wichtige Rolle spielen, jedoch nicht unbedingt in Zirkel der Wölfe. Aber lass dich einfach überraschen ;)
Der Artikel im Tagespropheten bezieht sich auf einen Familienclan, der in Die Unteren Ränge eine wichtige Rolle spielt. Nichts Weltbewegendes also, ich spiele nur gerne mit den Details herum…und wundere mich immer wieder, dass ich nicht dabei ins Schleudern komme ^^

Mila: Danke. Ich hoffe, ich höre noch öfter etwas von dir ;)
Das mit Feelicitas ist inzwischen unabänderlich. Von meiner Seite her, besteht keine Chance mehr auf weitere Gemeinschaftsarbeit. Ist natürlich blöd für den Leser…gerade dieses „Doppel-Prinzip“ hat die Sache ja so interessant gemacht, da gebe ich dir recht. Obwohl ich es persönlich nun doch ganz glücklich darüber bin, alleine zu arbeiten, weil ich so eine völlig neue Richtung einschlagen kann, die der Qualität all meiner Geschichten zu Gute kommen wird.

Elize7: Mir ist Candy Lou auch richtig ans Herz gewachsen. Ich finde, sie ist eine schöne Abwechslung zu den herkömmlichen Haustieren, die sonst in FFs auftreten ;)


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Damit die Schüler nicht so einförmig aussehen, boten wir jedem eine Auswahl an: Unterhemden, Pullis, Strickjacken und andere Uniform-Varianten.
Jany Temime, Kostümbildnerin