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Fanfiction

BETAVERSION: Hogwarts 1962: Zirkel der Wölfe - Totenspuren

von Kiosk

Hogwarts 1962: Zirkel der Wölfe
Ravenclaw/ Slytherin Edition

14. Totenspuren

Personen:

Erinys Norcross: Egoistische Slytherin Drittklässlerin. Beste Freundin von Ulysses

Elicius Norcross: Erinys` jüngerer Bruder. Besucht Espengard, die norwegische Zauberschule

Ulysses Rathburn: Ravenclaw Zweitklässler. Ein frühreifer Trotzkopf

Sybill Trelawney: Drittklässlerin aus Slytherin. Neigt zu düsteren Weißsagungen…

Imperia Malfoy: Slytherin aus Erinys` Klasse. Wohlerzogen und Daddys Liebling. Lucius` ältere Schwester

Rubeta und Arachne Cox: Ravenclaw und Slytherin. Im letzten Schuljahr verschwanden die Zwillingsschwestern im Verbotenen Wald

Rabiesa Strickland: Eine bösartige Hufflepuff. Auch sie verschwand im letzten Schuljahr im Wald

Garm Antipater: Ein Slytherin aus Erinys` Klasse. Bei der Suchaktion nach den verschwundenen Mädchen wurde Garm von einem Werwolf gebissen und verschleppt. Er tauchte nicht wieder auf

Willigis Wulfgard und der weiße Grimm (Gwydion): Zwei Geister, beide wurden zur Gründerzeit Hogwarts von einer Rotte Warzenschweine zerrissen

Professor Filippo Facchetti: Unterrichtet den Kunstklub. Ein übereifriger und hilfsbereiter Mensch

Bisherige Handlung:
Erinys steht vor einem schwierigen Projekt. In Geisterkunde soll sie den „weißen Grimm“ observieren, ein überaus scheuer Tiergeist…und dank Slughorns toller Ideen, darf sie ausgerechnet mit Sybill zusammenarbeiten, die den Geist von Willigis Wulfgard beobachten muss. Dank eines Buches finden sie heraus, dass Willigis ein guter Freund der Gründer Hogwarts war und ihnen sogar das Land schenkte, auf dem sie die Schule errichten konnten. Bei dem weißen Grimm handelt es sich um einen Wolf namens Gwydion, der treue Begleiter von Willigis. Beide wurden von einer Rotte Warzenschweine getötet. Am diesem Ort steht heute ein Mausoleum, ausgerechnet im Verbotenen Wald…aber das ist kein Hindernis für Erinys, die dort mit Hilfe einer Camera Obscura Geisterphotos schießen will.

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Still und heimlich war der helle, runde Vollmond gekommen und wieder gegangen, ein Detail auf das kaum jemand in Hogwarts, abgesehen vielleicht der Werwolffanklub, acht gegeben hatte. Außer Erinys Norcross natürlich.
Sie hatte die Bahn des Mondes genau überwacht und Tatendrang regte sich in ihr, als die gespenstische Vollmondnacht ihr Ende gefunden hatte. Sie wusste sehr wohl, dass der Verbotene Wald mindestens einen, wahrscheinlich eher zwei, Werwölfe beherbergte und in ihrem Vorhaben, das Mausoleum von Willigis Wulfgard zu erreichen, wollte sie keiner dieser Bestien begegnen. Zumindest nicht im verwandelten Zustand…
Am frühen Sonntagmorgen schließlich, wachte sie mit dem Entschluss und dem Mut auf, ihren Plan hier und heute umzusetzen. Leise leerte sie ihre Tasche auf ihrem Bett und schob den Stapel Bücher unter die Decke. Die vier Photokameras, die Professor Filippo Facchetti ihr gegeben hatte, fanden nun reichlich Platz in ihrer bereits etwas lumpigen Schultasche.
Als letztes schlich sie zum Bett ihrer Klassenkameradin Sybill Trelawney, die wie immer laut schnarchte, aber so steif dalag wie eine Tote.
„Sybill!“ zwischte Erinys leise und rüttelte an ihrer Schulter. Sybill stieß einen gequälten Grunzlaut aus.
„Aufwachen, Sybill. Wenn wir uns beeilen, sieht uns niemand.“
Weil Sybill auch nach weiterem Gezerre nicht wach werden wollte, hielt Erinys ihr kurzerhand die lange Nase zu…doch Sybill schien auch das offensichtlich kaum zu stören, sie klappte einfach ihren Mund auf und atmete munter weiter. Ein paar kalte Tropfen aus dem Wasserglas zeigten da schon mehr Erfolg: Sybill schreckte hoch und starrte Erinys aus kleinen, verschlafenen Maulwurfaugen an: „Was ist los? Geht die Welt unter?“ nuschelte sie.
„Nein, nein.“ versicherte Erinys und drückte ihrer Klassenkameradin die schreckliche lila Hornbrille in die Hand: „Ich dachte mir nur, dass wir unseren kleinen Ausflug zum Mausoleum besser jetzt gleich machen. Es ist so früh, die meisten schlafen sicher noch.“
Ein Ausdruck schlich sich in Sybills hageres Gesicht, der von Unwohlsein kündete. Kleine, feige Slytherin…offenbar musste Erinys sie erneut aus der Reserve locken: „Es ist kurz nach Vollmond. Ich habe gehört, hellseherische Kräfte sind um Vollmond herum immer besonders stark.“
Sybill lächelte stolz und strich sich das buschige, braune Haar hinter die langen Ohren.
„Wir werden deine hellseherischen Fähigkeiten brauchen, Sybill.“ schmeichelte Erinys gekonnt. Das zeigte Wirkung. Sybill schwebte geradezu hoheitsvoll aus ihrem Bett und zog sich an, während Erinys loslief und die Elfen in der Küche anheuerte, ihnen einige Brote zu schmieren. Was sie im Benimmkurs doch so alles über die strenge Handhabung von Hauselfen gelernt hatte…beinahe schon erschreckend.
Sybill torkelte ihr übermüdet entgegen, Erinys wollte keine weitere Zeit verschwenden und ließ es bleiben, Sybill darauf aufmerksam zu machen, dass ihre langen Kniestrümpfe ganz unterschiedliche Farben hatten. Links orange und rechts Grün…Imperia Malfoy hätte sicherlich einen Schreikrampf bei diesem Anblick bekommen.

Sie verließen das Schloss und stapften über eine taufrische Wiese, hinüber zum Verbotenen Wald. Es war kühl und der Himmel bleiern, Erinys schlug den Kragen ihres zerschlissenen Mantels hoch, der über die Jahre hinweg einen leicht muffigen Geruch angenommen hatte und inzwischen viel zu kurz war. Mottenmantel hatte Elicius ihn immer genannt…
Sybill wurde gesprächig und erzählte mit rauchiger Stimme von ihrer Ur-ur-Großmutter Kassandra und ihrem unglaublichen Talent, dass erst nach vier Generationen wieder neu entflammt war…Erinys brauchte einen Moment um zu begreifen, dass Sybill hier tatsächlich sich selbst als stolze Erbin der Seherin nannte.
Erinys war froh, wenn die Hausarbeit in Geisterkunde endlich geschafft sein würde, dann musste sie zumindest nicht mehr Sybills beste Freundin spielen und konnte sich wieder ganz ungeniert über ihre schrullige Klassenkameradin lustig machen…
…einen Augenblick später hasste sich Erinys für diesen Gedankengang.
„Und es ist wirklich nicht weit bis zum Mausoleum?“ erkundigte sich Sybill, als sie den Waldrand erreicht hatten.
„Es dauert nur einen Augenblick.“ log Erinys.
Sybill blickte hinauf zum Himmel: „Heute sind alle Farben kalt und trüb…das ist kein gutes Zeichen, Erinys. Weißt du, ein kalter, trüber Morgen bedeutet…“
Aber Erinys hörte ihr schon längst nicht mehr zu. Sie glaubte nicht wirklich an Sybills Begabung, sie war nur mit ihr unterwegs, weil sie - dank Professor Slughorn - die Hausarbeit zusammen erledigen mussten und - das gab sie zwar ungern zu -, weil Erinys Angst davor hatte, den Verbotenen Wald alleine zu betreten. Sie hatte Ulysses nicht an ihrer Seite, genauso wenig wie ihren Bruder Elicius…und deshalb brauchte sie einen neuen Verbündeten der diesen Zweck erfüllte: Sybill.
„Weißt du, ich habe heute Quidditchtraining. Ich muss am Mittag wieder zurück sein.“ sagte Sybill pflichtbewusst, während sie die ersten Meter durch das taufeuchte Unterholz stapften.
Erinys unterdrückte ein gehässiges Grinsen, als sie sich die dürre Sybill auf einem klapprigen Besen vorstellte: „Kein Problem, Sybill.“ versicherte sie aus der Not heraus. In Wirklichkeit hielt Erinys sich nicht gerne an Termine, weder an ihre eigenen, noch an fremde…
Ein ungutes Gefühl beschlich Erinys, kaum dass sie den lichten Waldrand hinter sich gelassen hatten. Sie wusste, dass sie sich in Gefahr begab, in große Gefahr sogar und das alles nur wegen einer dämlichen Hausarbeit. Die Erinnerung an das schreckliche Irrlicht war noch immer frisch genug, um ihr das Fürchten zu lehren. Sie wusste auch, dass dieses Wesen tödlich und gerissen genug war, drei Schülerinnen waren im letzten Schuljahr seinem Lockruf gefolgt und einzig Rabiesa Strickland war wieder aufgetaucht: Tot.
Das Irrlicht war real, genau wie die Werwölfe die hier herumlungerten. Aber Erinys traute ihrem Sinn, Gefahren richtig einzuschätzen: Das Irrlicht war nicht wieder aufgetaucht, es ruhte, weil es sich sattgefressen hatte. Zwar konnte niemand sagen, ob und wann es erneut erscheinen würde, aber Erinys stellte sich das Irrlicht als eine Art kaltblütiges Reptil vor: Einmal gesättigt würde es vielleicht Ewigkeiten vor sich hin dösen, während Jahrzehnte und Jahrhunderte schnell wie Wimpernschläge verstrichen.
Und was die Werwölfe anbelangte: Auch sie hatte man schon lange nicht mehr heulen hören. Sicherlich hatten sie sich tief in den Wald zurückgezogen oder waren ganz verschwunden, um nun irgendwo anders ihre Menschenjagd fortzusetzen. Großbritannien war schließlich nicht gerade klein und weiter südlich gab es mehr Dörfer und somit auch mehr Nahrung…
Raubtiere aller Art waren irgendwie leicht zu verstehen.
„Sind wir bald da?“ erkundigte sich Sybill irgendwann missmutig: „Wir gehen jetzt schon fünf Minuten, ich dachte das Mausoleum sei nicht weit entfernt?“
„Nur noch ein kurzes Stück.“ log Erinys.
In den nächsten fünf Minuten wurde Sybill immer ruheloser und sah sich hektisch in der Gegend um, wie ein Murmeltier, das den Himmel nach Greifvögeln absuchte. Ohne Frage, Sybill hatte Angst und selbst Erinys` Herz pochte, mit jedem Schritt den sie machte, dumpfer. Auch plötzliche Geräusche ließen sie heftig zusammenzuckten, und sie spürte, dass sich ihr Körper anspannte, alle Zeit bereit zu flüchten. Erinys bereute die Idee hier hergekommen zu sein. Ihr ganzer Mut fiel langsam aber sicher in sich zusammen und hinterließ ein paranoides Nervenkostüm. Alles nur wegen einer blöden Hausarbeit…vielleicht wäre es tatsächlich besser umzukehren? Aber nein, das Mausoleum war doch wirklich nicht mehr weit, noch ein paar Minuten und sie hatten es geschafft.
„Erinys, es ist seltsam in diesem Wald.“ flüsterte Sybill ihr angstvoll zu.
„Wir sind gleich da, Sybill.“
„Aber was ist, wenn nun etwas passiert? Niemand weiß, wo wir sind.“
„Gar nichts wird passieren.“
„Und was ist, wenn wir die Leichen finden von-“
Erinys hielt so abrupt an, dass Sybill gegen ihren Rücken krachte. Eine Gänsehaut huschte über ihren Körper und plötzlich war der Schrecken dieses Waldes ganz nah und lebendig.
Hier liegen mindestens noch zwei Kinderleichen, flüsterte eine höhnische Stimme in ihrem Kopf. Wäre doch ziemlich beängstigend, wenn gerade du sie finden würdest, oder?
„Erinys, lass uns zurück gehen!“ flehte Sybill.
„Nein!“ sagte Erinys schroff und schritt entschlossen weiter. Sybill trippelte ihr hinterher. Das gefiel Erinys, denn sie wusste, dass Sybill viel zu große Angst hatte, sich alleine auf dem Rückweg zu begeben, sie war also völlig von Erinys abhängig.
So ging es weiter durch das Zwielicht des Waldes, Erinys folgte stur ihrer Erinnerung, um sich nicht zu verlaufen und Sybill, dürr und schlaksig wie sie war, drängte sich verschreckt neben ihr, die Augen noch weiter aufgerissen als üblich. Und wann immer Sybill fragte, wann sie das Mausoleum erreichen würden, verstickte sich Erinys weiter in Lügenmärchen und Ausflüchte, die einzig dem Selbstzweck dienten. Tief in Erinys` Innersten kochte dieser leidige Selbsthass und ihr Gewissen, aber nichts davon war stark genug, ihrer Sturheit Einhalt zu gebieten.
Am Ende war Sybill so verängstigt und nervös, dass sie den Tränen nahe war, aber Erinys blendete dieses Bild aus, um ihr Gewissen nicht noch weiter zu belasten.

Es dauerte seine Zeit, bis sie schließlich das Steinfeld erreichten, das sich vor dem Mausoleum ausbreitete. Die Mädchen schlängelten sich zwischen den grobbehauenden Quadern hindurch, bis das runde, überwucherte Gebäude in Sichtweite vor ihnen lag.
Erinys ließ ihre Schultasche auf den Boden gleiten: „Wir sind da.“ sagte sie und musterte das Mausoleum. Auf den ersten Blick schien sich seit einem Jahr nichts verändert zu haben, noch immer rankte Efeu das helle Gestein empor und die selben schiefen, wettergebeutelten Türmchen ragten aus dem Dach hervor.
„Was nun?“ fragte Sybill unsicher.
„Wir machen Photos.“ sagte Erinys und kramte die vier Apparate aus ihrer Schultasche: „Geister gibt es ja häufig in der Zauberwelt, da wird es ja wohl nicht so unwahrscheinlich sein, ein Geisterphoto zu schießen, oder?“
„Und was ist, wenn es nicht klappt?“
Erinys zuckte mit den Schultern, während sie Sybill die gute Camera Obscura mit der Rosenquarzlinse in die Hand drückte: „Wir könnten die Photos trotzdem benutzen, würde sich doch ganz gut machen, oder? Zwar keine Gespenster drauf, aber wir könnten über das Mausoleum schreiben oder so.“
Sybill betrachtete ratlos die Kamera in ihren knochigen Händen: „Ist das nicht auffällig, wenn wir Photos abgeben, die im Verbotenen Wald aufgenommen wurden?“ murmelte sie unsicher.
So ein wacher Gedankengang, Erinys musste zugeben, dass sie überrascht war. „Wir lassen uns schon irgendeine Ausrede einfallen.“ versicherte sie optimistisch. Sie hatte sich schon immer gut darauf verstanden, zu lügen und zu beschönigen, dieses Talent würde ihr in diesem Fall sicherlich auch wieder von Nutzen sein.
Erinys stellte die beiden einfachen Lochkameras auf jeweils einen der großen Quader, damit sie ganz in Ruhe belichten konnten, während Erinys und Sybill die zwei besseren Exemplare dazu benutzten, einige Photos von der Umgebung zu schießen. Natürlich immer in der Hoffnung, dass nach der Entwicklung die Geister von Willigis Wulfgard oder des weißen Grimms auf den Bildern erscheinen würden.
Die beiden Mädchen entfernten sich nicht allzu weit voneinander, zu groß war die Angst, vor dem Wald und seinen Gefahren. Sybill hatte eine sehr merkwürdige Art zu photographieren: Mit geschlossenen Augen und hochkonzentrierter Miene trippelte sie immer einige Schritte, drehte sich ein wenig, ging weiter und drehte sich wieder, bevor sie dann schließlich ihr Photo schoss. Vielleicht verlangten ihre angeblich hellseherischen Kräfte ja so etwas? Zumindest fühlte Erinys sich an eine flügellahme Stadttaube erinnert, die während ihres holprigen Fluges die günstigste Luftströmung ausspionierte, um bloß keinen Schlag zuviel zu tun.
Nach einigen Minuten nährte Erinys sich schließlich dem eigentlichen Mausoleum. Die mächtige Tür, zwischen die sich jedoch eine dicke Baumwurzel geschoben hatte, war ihr noch gut in Erinnerung geblieben. Das Bronzeemblem, das inmitten der Holztür eingelassen war, zeigte fünf verschiedenfarbige Wölfe, die einem prächtigen Hirsch hinterher setzten. Bei diesem Gebäude musste es sich also eindeutig um Wulfgards Mausoleum handeln, denn alle historischen Quellen belegten, dass der Mann ein Liebhaber der Wölfe gewesen war.
Erinys winkte Sybill herbei und schob sich in das Innere des Mausoleums. Ein modriger, etwas süßlicher Geruch lag in der Luft und Erinys brauchte einen Moment, ehe sich ihre Augen an die hier herrschende Düsternis gewöhnt hatten. Der Wände des runden Baus waren mit uralten, kaum mehr erkennbaren Reliefs verziert. Erinys entdeckte die Abbildungen von Wölfen, Warzenschweinen und Hirschen, doch die Zeit hatte den meisten Reliefs so schwer zugesetzt, dass außer einer schwachen Kontur, nichts mehr auf die ursprüngliche Form hindeutete.
Oben im Gewölbe prangte eine stattliche Deckenmalerei, fünf detailverliebt gestaltete Wölfe waren in einem Kreis angeordnet, mit ihren langen Schnauzen hatten sie sich jeweils in der buschigen Rute ihres Vordermanns verbissen. In ihrer Mitte lag ein Wappen, dass den Umriss eines Schlosses besaß, in dem Wappen waren fünf Gegenstände eingezeichnet, sie waren bereits leicht verblasst, doch noch immer konnte man Schwert, Feder, Medaillon, Kelch und etwas, dass einer vorzeitlichen Armbrust nahe kam, erkennen.

Erinys wendete den Blick ab, gegenüber der Eingangstür sah sie einen großen, steinernen Sarg, der von verschiedenfarbigen Flechten und Efeu überwuchert war, als ob die Pflanzen es darauf ausgelegt hätten, ein Geheimnis vor den Augen Fremder zu schützen. Der Sarg besaß eine eigenartige, angedeutete Form, die Erinys an einen ruhenden Wolf erinnerte, der seinen Kopf auf die kräftigen Pfoten gelegt hatte. Das musste eine Abbildung von Gwydion sein, Willigis Wulfgards treuer Wolf, dessen Geist heute als „weißer Grimm“ bekannt war.
Sybill trat neben Erinys und fächerte sich Luft zu: „Hier müffelt es.“
Erinys blickte zu Boden, unter einer hohen Schicht aus altem Laub und Zweigen, lugten einige Tierknochen hervor. „Muss wohl mal eine Art Bau gewesen sein.“ stellte sie nüchtern fest. Tatsächlich roch es hier auch irgendwie nach Raubtier, obwohl der seltsame, faulige Gestank überwog.
Doch es war der Sarg, der sie geradezu magisch anzog. Sie näherte sich ihm und wischte eine Lage Blätter von dem schweren Deckel. Mit ihrer Hand erspürte sie eine seltsame, glatte Oberfläche, die sich ganz anders anfühlte, als behauender Fels. Als sie mit den Fingernägeln den Schmutz von dieser Oberfläche gekratzt hatte, entdeckte sie eine uralte, dreckige Glasplatte, die in den Steindeckel eingelassen wurden war.
Erinys hielt den Atem an und linste durch das Glas, doch es war so schmutzig, dass sie, außer den Schichten alten Belages, nicht viel erkennen konnte.
„Ich glaube es ist sein Grab.“ sagte Erinys und wandte sich an Sybill, die hinter ihr stand und mit ihren übergroßen Augen den Sarg begutachtete.
„Ja, ja…ganz Recht.“ flüsterte sie rauchig: „Das muss Willigis Wulfgards Grab sein.“ Wie ein riesiges, mageres Insekt schwebte sie geradezu an Erinys` Seite und ließ ihre knochigen Finger bedächtig über die Oberfläche des Glases gleiten: „Man kann die Vergangenheit schon erfühlen. Eintausend Jahre sind vergangen, aber seine Präsenz ist noch immer stark.“
Erinys räusperte sich verlegen, noch immer darum bemüht nicht zu Grinsen: „Sicher, sicher, Sybill. Dein Talent versetzt mich doch immer wieder in st-“
Sie wurde unterbrochen, denn Sybill hob ihre Hand und schnüffelte exzessiv: „Ich rieche es sogar…gebratenes Warzenschwein, über einem Lagerfeuer, Pilze, Pferde und Hundefell. Es riecht nach Wald und Jagd.“
Testweise sog Erinys Luft ein, der scharfe Geruch nach Raubtier und der süßliche Gestank waren alles, was das Mausoleum augenblicklich hergab…aber das musste sie Sybill ja nicht gerade auf die lange Nase binden.
Sie zog ihren Zauberstab aus der Innentasche ihres Mantels.
„Du willst doch nicht das Glas reinigen?“ entfuhr es Sybill.
Erinys zuckte mit den Schultern: „Ich will nur sehen, was von einer tausendjährigen Leiche noch übrig ist.“ sagte sie schroff und doch ehrlich. Die Vorstellung war faszinierend, Willigis` Skelett vor Augen zu haben, wie es da unbewegt in seinem Sarg lag.
Mit einem Ratzeputz Zauber säuberte Erinys das Glas. Putzen war nicht ihr größtes Talent, aber nach einigen Versuchen - und einer übermächtigen Fontaine aus rosa Seifenblasen - war die Scheibe so weit gereinigt, dass man zumindest hindurchsehen konnte, ohne das Gefühl zu haben in eine Lache Dreckwasser zu starren.
Erinys und Sybill reckten ihre Hälse und sie spähten in den Sarg hinein. Obwohl das Fenster nun geputzt war, unten im Sarg war es dunkel und Erinys erkannte nur einige Konturen, die alles darstellen könnten. Lumos zeigte hier seine Wirkung. Nach einigen Verrenkungen, schaffte Erinys es schließlich, das Licht in die richtige Lichtung zu lenken, um den Hohlraum im Grab von oben zu beleuchten.
Und nun, in diesem dämmrigen Zwielicht, das den feinen, tanzenden Dreck in der Luft sichtbar machte, starrten die beiden Mädchen geradewegs hinab auf einen alten Menschenschädel. Ein Skelett lag in dem Sarg, die Knochen wirr und brüchig, eingesunken in einer Schicht fasrigen Drecks, das vor Hunderten von Jahren vielleicht noch Kleidung dargestellt hatte. Zu den Füßen Willigis lag ein weiteres Skelett, Erinys erkannte einen Wolfschädel, der von Gwydion stammen musste. Die Knochen Beider waren teilweise zertrümmert, im Schädel von Willigis war ein großes Loch zu sehen. Erinys schätzte, dass ein Warzenschwein dort mit seinen Hauern am Werk gewesen sein musste.
Es war komisch wenn man sich vorstelle, dass Mann und Wolf vor fast Eintausend Jahren genau in diesen Wäldern herumgewandert waren und Familie, Vergangenheit und Ziele besessen hatten. Und nun, Dutzende von Generationen später, standen hier zwei Schülerinnen und starrten auf ihre Überreste…

Erinys nahm ihre Photokamera und schoss mehrere Bilder von den beiden Skeletten. Sie wusste, dass sie wohl nie wieder hierher zurückkehren würde, warum also nicht für ein paar Erinnerungen sorgen?
Sybill sah sich unwohl um: „Vielleicht sollten wir uns jetzt besser auf den Rückweg machen.“
„Wieso? Warnen dich deine hellseherischen Kräfte?“ fragte Erinys schnippischer als beabsichtigt.
„Es hat nichts damit zu tun, dass wir uns im Verbotenen Wald befinden.“ verteidigte sich Sybill und zupfte nervös an ihrem Seidenschal: „Es ist irgendwas mit diesem Mausoleum. Es ist wie…wie…“, Sybill suchte angestrengt nach Wörtern.
„Wir gehen wenn ich hier fertig bin.“ sagte Erinys streng, während sie vom Sarg abtrat und demonstrativ ungerührt vom runden Innenraum des Mausoleums weitere Bilder schoss.
Sybill stierte durch ihre dicken Brillengläser: „Vor solchen Leuten wie dir hat man mich immer gewarnt! Du wirst noch in Teufels Küche landen!“
Diese kleinmädchenhafte Art, mit der Sybill da keifte, sorgte dafür, dass Erinys einen Schritt verpasste und anfing zu lachen.
Sybill stemmte die Hände ich die knochigen Hüften und ihre Nasenflügel bebten vor Wut: „Du hast uns in Gefahr gebracht und jetzt knipst du hier seelenruhig herum! Wir müssen gehen! Wenn wir erwischt werden, gibt es gehörig Punktabzug!“
„Na und?“ Erinys grinste noch immer: „Das werden die Slytherins schon noch verkraften. Geisterkunde ist ein wichtiges Fach, ich muss gut abschneiden! Da riskiere ich sogar 400 Punkte Abzug.“
„Aber jetzt können wir ja gehen!“
„Ja, ja...“, beschwichtigte Erinys ihre Klassenkameradin säuerlich und riss ihr die Camera Obscura aus der Hand, um alles wieder in ihrer Schultasche zu verstauen. Natürlich, auch Erinys hatte Angst, aber Sybills` Panik zu beobachten, stärkte auch gleichzeitig ihren Stolz und ihren Mut. Einfach deshalb, weil sie sich überlegen fühlte, diesem feigen, knochigen Geschöpf gegenüber.
Es lag wahrscheinlich an Erinys` schlurfender Gangart, mit der sie sich durch die raschelnde Laubschicht bewegte, denn plötzlich verhedderte sie sich mit den Füßen und geriet leicht ins straucheln. Als sie hinabblickte, entdeckte sie einen dreckigen Stofffetzen, der zwischen den Blättern hervorragte. Ohne weiter darüber nachzudenken griff sie danach und hob es hoch.
Sybill stieß eine Art heiseres Krächzen aus und ihre Augen schienen über den Rand ihrer Brille hinauszuwachsen.
Erinys verstand ihre Reaktion nicht, aber dann entdeckte sie es auch: Mitten auf den dunklen Stoff prangte ein grünsilberner Farbklecks: Das aufgenähte Wappen des Hauses Slytherin.
Wie nach einem Stromschlag ließ sie den Fetzen automatisch aus den Fingern gleiten, er fiel zurück auf den Haufen toter Blätter.
Sie wusste was sie da eben in der Hand gehalten hatte: Die zerfledderte Schulrobe eines jungen Schülers aus Slytherin. Und das bedeutete…
„Garm…“, hauchte Sybill tonlos und starrte auf den dunklen Stoff, der traurig und bewegungslos am Boden lag: „Das ist die Robe von Garm Antipater.“
Beide Mädchen warfen sich einen aufgeschreckten Blick zu und Erinys hatte das Gefühl, soeben die bittere Realität aus Tod und Ernst betreten zu haben. Sie erinnerte sich gut an ihren dreisten, rotzfrechen Klassenkameraden Garm, nicht zuletzt deshalb, weil er der Junge war, der im letzten Schuljahr von einem Werwolf verschleppt wurde. Auf nimmer wiedersehen. Er war bis heute nicht aufgetaucht.
Und jetzt, Monate später, war sie ausgerechnet über seine Schulrobe gestolpert. Erinys ahnte eine große, wichtige Entdeckung gemacht zu haben, so als habe sie eine frische Spur entdeckt, die dabei helfen könnte, den verlorenen Schüler vielleicht in die Obhut Hogwarts zurückführen.
„Wir müssen zu Direktor Dippet.“ sagte Sybill ungewöhnlich ruhelos: „Oh bei Delphi, ich habe es doch gewusst! Habe ich nicht gesagt, dass etwas mit diesem Mausoleum nicht stimmt? Garm war hier!“
Erinys griff erneut nach der Robe. Sie war vollkommen zerfetzt und dreckig, der Stoff fühlte sich seltsam steif an. Altes Blut, vielleicht? Das Slytherinwappen war fast gänzlich abgelöst und baumelte traurig an zweidrei verbliebenden Fäden. Es war genauso eigenartig wie entsetzlich diesen Schulumhang in den Händen zu halten.
Nun wollte sie wirklich nichts lieber als aus diesem Wald zu verschwunden. Erinys stopfte die Schulrobe in ihre Tasche und bedeutete Sybill mit einer Handbewegung, das Gebäude zu verlassen. Erinys sehnte sich nach der Sicherheit im Schloss, nach guter, frischer Luft, der süßliche Gestank war hier nicht mehr zu ertragen.

Doch soweit kam es nicht: Ein kühler, herbstlicher Windhauch strich durch das Mausoleum und zerrte an ihrer Kleidung, die toten Blätter, die den Untergrund bedeckten, bewegten sich raschelnd und trieben durch die Luft. Erinys` Blick fiel auf eine Art Verwehung, der Wind hatte im Laufe der Zeit sämtliche Blätter gen Kopfende des Gebäudes gescharrt, so dass dort ein regelrechter Hügel entstanden war. Obwohl es Oktober war, ein ausgesprochen frostiger Oktober noch dazu, sah sie einige fette Fliegen, die sich unter diesem Blätterhaufen hervorschälten und geschäftig umkreisten, furchtbare Dinger, mit ihren widerlichen grünlichschimmernden Insektenkörpern…und erst dieser furchtbare Gestank der in diesem Gebäude herrschte. Erinys wurde flau im Magen und das hatte nichts damit zu tun, dass sie noch keines ihrer Frühstücksbrote gegessen hatte. Sie schlug sich eine der Fliegen aus dem Gesicht.
„Worauf wartest du?“ drängte Sybill und trat an ihre Seite. Mit ihrer dämlichen Hornbrille und diesem schwebenden Gang hätte sie beinahe selbst als übergroßes Insekt durchgehen können.
„Ich komme schon.“ Erinys faste den Riemen ihrer Schultasche fester, aber da sprang ihr etwas ins Auge: Der Blätterhügel hatte eine seltsame Form und etwas ragte darunter hervor, Erinys trat darauf zu und schob die Blätter mit dem Fuß zur Seite. Ihr war vage bewusst, dass sich der Gestank verschlimmerte und eine leise Ahnung regte sich in ihr, aber sie sah nicht davon ab, weiter in dem Blätterhaufen zu scharren. Sie war gleichzeitig gespannt und wie vor Furcht gelähmt und beides hinderte sie daran, einfach aus dem Verbotenen Wald zu fliehen.
Mit dem Fuß stieß sie auf einen Widerstand. Sie sah hinab. Sybill schrie schrill und schmerzhaft. Dort, direkt vor ihr, ragte eine menschliche Hand aus dem Blätterhaufen. Oder zumindest sah dieser Matsch danach aus, Erinys erkannte bräunliche Knochen…und einen dreckigen Ring. Fliegen attackierten sie summend, andere Insekten krabbelten um die Hand herum, Ameisen, Würmer…Erinys starrte auf dieses Ding und ihr Verstand setzte aus, bis auf den immerwiederkehrenden Gedanken, dass sie gerade Garm Antipaters Leiche entdeckt hatte. Die Leiche eines Gleichaltrigen…sie hörte wie Sybill davonrannte, ihr Geschrei dröhnte durch den dichten Wald. Erinys schwindelte, sie hatte das Gefühl sich übergeben zu müssen. Sie wollte Sybill nachsetzen, sie rief ihren Namen, aber Sybill hielt nicht an.
Ein falscher Schritt beim Verlassen des Mausoleums, Erinys blieb an der Baumwurzel hängen und fiel zu Boden.
Ein dumpfer Aufprall und dann war die gesamte Welt in Schwärze gehüllt, bis auf diese lästige Fliege, die noch immer um ihren Kopf herumsummte…

Fortsetzung folgt…

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Kommentar: Das nächste Kapitel ist übrigens eines meiner Lieblingskapitel. Es ist sehr ungewöhnlich, aber ich mag es total gerne.

Tami9: Schön, photographieren ist auch ein großes Hobby von mir, „Geisterfotos“ selbst herzustellen ist ganz besonders lustig XD
Ich kann verraten, dass Erinys in nächster Zeit noch mehr von ihrer slytherin`schen Ader offenbart. Das Mädel macht mir selbst schon fast Angst. Candy Lou wird noch eine Schlüsselrolle spielen…besonders im nächsten Schuljahr ;)


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