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James Potter und andere Katastrophen - Kapitel 76

von Jojoi

Lily lief gebückt, den Blick fest auf Snape gerichtet. Das Treppenhaus war gefährlich, zu übersichtlich, zu wenige Möglichkeiten, sich zu verstecken. Tief holte sie Luft. Sie war nicht gut in Unsichtbarkeitszaubern, oh nein, nicht einmal James war wirklich perfekt darin. Aber dieses Mal gelang ihr der Zauber sogar einigermaßen, nur ihr Schatten wollte nicht verschwinden. Aber für diese Korrektur hatte sie jetzt keine Zeit. Snape war schon im vierten Stock angelangt. Sie musste ihm nach, bevor die Treppen es sich anders überlegten.
Schnell folgte sie ihm, aber ihre Vorsichtsmaßnahme war völlig unberechtigt gewesen, denn der Slytherin drehte sich nicht ein Mal um. Im siebten Stock verließ er das Treppenhaus und ging in Richtung Nordturm – genau wie Lily befürchtet hatte.
In dieser Nacht hatte sie wieder geträumt, wieder von seinem Sturz. Er brach einfach zusammen und fiel den Turm hinunter. Sie wusste nicht, was seinen Schwächeanfall verursachte, oder was er auf dem Turm zu suchen hatte, vielleicht beugte er sich auch zu weit nach vorne oder….
Was auch immer passierte, sie musste verhindern, dass er fiel.
Sie erreichte die Tür des Nordturms noch bevor sie hinter ihm ins Schloss fiel. Snape stand mit dem Rücken zu ihr auf dem Turm in der Dunkelheit und merkte nicht, wie die Tür sich noch einmal öffnete. Lily schlüpfte hindurch und blieb stehen. Die Nacht war mild, vom See her kam ein leichter, angenehmer Wind. Sie hob den Zauberstab, hoffte, dass sie auf sich selbst zeigte (es war nicht leicht das zu tun, wenn man selbst unsichtbar war) und murmelte den Gegenzauber. Langsam grenzte sich ihr Körper von der Nacht ab.
Snape hatte währenddessen etwas aus seinem Umhang gezogen. Er stand vorne an der hüfthöhen Mauer und Lily wollte ihn gerade bitten, zwei Meter zurück zu treten, als er den Kopf in den Nacken legte und etwas aus einer kleinen Phiole trank.
Lily runzelte die Stirn. Was tat er da?
Snape ließ die Phiole auf den Boden fallen, klirrend zersprang das Glas. Mit den Händen stützte er sich auf dem Mäuerchen ab und krümmte sich. War ihm plötzlich schlecht geworden?
Wenn sie ihn jetzt rief, erschrak er vielleicht und stolperte in die Tiefe. Lily biss sich auf die Lippen. Sie durfte nichts Unüberlegtes tun. Vielleicht konnte sie ihn einfach von der Mauer wegzaubern oder…
Plötzlich knickten seine Beine ein und er brach zusammen. »Severus!« Erschrocken sprang Lily auf ihn zu und Snape fuhr herum. Mit großen Augen starrte er sie an wie eine Erscheinung. »Was hast du?«, fragte sie, ließ sich vor ihn auf die Knie fallen. Auf seiner Stirn bildete sich kalter Schweiß, und als sich eine Glasscherbe in ihr Knie drückte und sie wieder an den Trank dachte, traf sie die Erkenntnis wie ein Schlag.
Er hatte doch nicht… Hatte er…? »Was war in der Flasche?«, fragte Lily atemlos.
»Lily?«, fragte Snape, als wäre er sich immer noch nicht sicher, ob sie wirklich da war.
»Was war in der Flasche?!«, rief Lily, schüttelte seine Schulter und ihre Gedanken rasten. Mondstein. Man hatte Slughorn Mondstein geklaut. Mondstein brauchte man nicht für einen Vielsafttrank.
Christin war nicht die einzige Diebin gewesen.
Mondstein. Nieswurzsirup. Tentakelsamen. Flubberwurmschleim. Baldrian. Mandelkernkerne.
»Trank des Friedens.«, begriff Lily und Snape konnte nur nicken. Lily erinnerte sich genau an die Beschreibung des Tranks, den sie im fünften Schuljahr gelernt hatte. Er vertrieb Ängste und Aufgeregtheit, versetzte den Patienten in einen ruhigen Schlaf.
Bei Überdosierung oder einer falschen Zutat in einen Schlaf, aus dem er nie wieder aufwachen würde.
»Du hast ihn doch nicht überdosiert, oder?« Verzweifelt schüttelte Lily Snapes Schultern. »Du hast doch nicht… Sev, warum hast du das getan?«
Er antwortete nicht, runzelte die Stirn. »Was machst du hier?«
»Ist doch völlig egal, verdammt!«, schrie sie ihn an und merkte erst dann, dass er gar nicht mit ihr redete. Sie fuhr herum.
James hatte sich gegen die Tür gelehnt, betrachtete das Schauspiel mit ausdruckslosem Gesicht. Lily war so froh, ihn zu sehen, dass sie es gar nicht bemerkte.
»James, er hat sich vergiftet, hol Slughorn! Hol einen Bezoar!«
Aber James rührte sich nicht.
»James, na los!« Lily ließ Snape los und sprang auf. Aber James rührte sich immer noch nicht. »Was soll das?«, fragte sie, die Verzweiflung ließ sie zittern. »Er stirbt, verdammt!«
Als ihr klar wurde, dass James ihr nicht helfen würde – aus welchem Grund auch immer – kniete Lily sich wieder zu Snape herunter. »Spuck es aus!«, verlangte sie und versuchte auf seinen Magen zu drücken, aber Snape hielt ihre Hand fest.
»Lily, was macht ihr hier?«, fragte Snape wieder.
»Ich versuche dein Leben zu retten! Komm schon Sev, spuck es aus!«
»Wozu?«, fragte er und Lily starrte ihn fassungslos an. Er hatte das Gift selber gemischt. Er hatte es freiwillig eingenommen.
»Warum hast du das gemacht, Sev?« Eine Träne lief über Lilys Wange. »Warum?«
Er antwortete nicht sofort, sah der Träne zu, wie sie zu ihrem Kinn lief und auf den Boden tropfte. »Das Schuljahr ist zu Ende. Du hast ihn. Was soll ich noch hier?«
Entsetzt sah Lily ihn an. Für einen Moment konnte sie nur den Kopf schütteln. »Aber… Du kannst doch nicht einfach so aufgeben!«, schrie sie dann, sprang auf. »Du DARFST nicht einfach so aufgeben! Ich hole Slughorn und du-«
»Nein!« Plötzlich schien Snape seine Kräfte wiedergefunden zu haben, sprang auf und packte Lilys Handgelenk. »Nein, ich will nicht, dass du ihn holst!«
»Du stirbst, Sev!«, rief sie, versuchte sich aus seinem Griff zu winden.
»Wen kümmert es schon?«, erwiderte er, packte ihre Schulter.
Lily war außer sich vor Wut und Verzweiflung. »Mich, du Idiot!«, schrie sie, stieß ihn zurück. Snape taumelte zurück, hielt sich an ihr fest.
Und verlor dennoch das Gleichgewicht. Lily riss die Augen auf, als sie den Boden sah. Die von der Nacht ergraute Wiese, der See, der Innenhof, alles so weit weg. Sie waren so hoch oben in der Luft.
Für einen Moment lächelte Lily. Ach so, dachte sie und der Moment erschien ihr wie eine halbe Ewigkeit. Ich sehe, wie er fiel und wollte es verhindern.
Jetzt fallen wir beide.
Meine Träume sind Möglichkeiten, Madam Blanchard. Möglichkeiten MEINES Todes.

Aber da wurde Snape von einem Zauber getroffen, erstarrte und Lily wurde grob an ihrer Kleidung zurückgerissen. Snapes Hände hielten sich starr an ihr fest. Sie fielen zu Boden, er landete steif wie ein Brett auf ihr, die Augen immer noch vor Entsetzten weit aufgerissen.
Doch schon löste James den Zauber, packte ihn am Kragen, riss ihn hoch. »Du Irrer!«, schrie er Snape an. »Ist dir klar, dass du sie beinahe umgebracht hättest?«
Snape sah ihn genauso erschrocken an, wie Lily. James hatte ihnen beiden das Leben gerettet. Schon wieder.
Aber Lily atmete nicht tief durch und versuchte sich von dem Schreck zu erholen. Nein, Snape war immer noch vergiftet, wenn sie nicht bald Hilfe holte, war es zu spät.
»Lass ihn!«, befahl sie James, rappelte sich auf. »Wir müssen Slughorn holen! Wir müssen Poppy…«
»Er stirbt nicht, Lily!«, unterbrach James sie barsch und ließ Snape trotzdem los. Der taumelte ein paar Schritte zurück, fiel dann wieder kraftlos zu Boden. Auch er sah James überrascht an.
»James, ich hab gesehen wie er einen Trank nahm. Erinnerst du dich an die Zutaten, die Slughorn geklaut wurden? Das sind alles Zutaten für den Trank des Friedens! Er hat eine Überdosis genommen oder die Rezeptur manipuliert damit…«
»Ich weiß, Lily.« James grinste. Es war so grotesk.
»Was soll das heißen?« Um Fassung ringend schüttelte sie den Kopf. »Ich weiß, du magst ihn nicht, aber ihn sterben lassen, James, das ist…«
»Er stirbt nicht, Lily!«
»James…«
»Nein Lily, wirklich!« James lachte. »Was du dir gerade zusammengereimt hast, haben Sirius und ich schon vor ein paar Wochen überlegt.«
»Was?!«
»Uns war klar, dass Christin nicht alles geklaut haben konnte.« James zuckte mit den Schultern. »Und Snape hatte ständig Fläschchen bei sich… Wir haben ihn überwacht und Peter hat herausgefunden, dass er im Raum der Wünsche einen Trank braut. Wir haben die Zutaten nachgeschlagen und uns ist klar geworden, dass er irgendjemanden in Tiefschlaf versetzten wollte. Und weil wir der Sache nicht trauten, haben wir den Trank ausgetauscht.«
»Ausgetauscht?«, wiederholten Lily und Snape gleichzeitig.
»Ja.« James grinste breit wie früher, wenn ihm ein Streich besonders gut gelungen war. »Sag danke, Schniefelus!«
Snape klappte zwar der Mund auf, aber ein ›Danke‹ kam nicht über seine Lippen. Stattdessen über Lilys. Sie fiel James erleichtert um den Hals, murmelte: »Dankedankedanke« und merkte nicht, wie James und Snape einander über ihre Schulter hinweg anstarrten.
»Mistkerl.«, knurrte Snape schließlich.
»Sev!« Lily ließ James los, drehte sich erbost zu ihm um. »Er hat dir das Leben gerettet!«
»Ich hab ihn nicht darum gebeten!«, zischte Snape zurück.
»Ja, aber…« Hilfe suchend sah sie zu James, doch der verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich wieder gegen die Tür. »Er hat dich von einem Fehler abgehalten! Ich meine… Sev, du wolltest dich doch nicht wirklich umbringen!«
Snape hob die Augenbrauen. »Wollte ich nicht?«
»Nein!« Wütend sah Lily ihn an. »Du darfst dich doch nicht umbringen!«
»Warum nicht?«
»Warum? Na weil… Weil…«, Lily rang um Worte, sah von James zu Snape und wieder zurück, »Weil ich will, dass du lebst!« Sie dachte einen Moment über den Satz nach, der Snape dazu brachte, sich kerzengerade aufzusetzen. »Ja, ich will, dass du lebst.«, meinte sie dann fest und atmete tief durch.
»Warum?«, fragte Snape wieder, versuchte aufzustehen, aber es klappte nicht. »Du hast doch jetzt Potter!«
»Ja, aber das heißt doch nicht, dass ich dich tot sehen will!«
»Ich bedeute dir nichts. Das hast du selbst gesagt, also leugne es nicht!«
Verzweifelt sah Lily ihn an. Sie fragte nicht, woher er das wusste, aber wenn sie etwas Falsches sagte, wer wusste schon, ob er nicht nächste Woche den nächsten Trank brauen würde?
»Du bedeutest mir nicht, was James mir bedeutet.«, gab sie zu und biss sich für einen Moment auf die Lippen. Sie sah den Schmerz in seinen Augen trotz der Dunkelheit. Er stand kaum einen Meter von ihr entfernt und kam ihr doch meilenweit weg vor. »Aber das heißt nicht, dass du mir GAR NICHTS bedeutest. Und das heißt nicht, dass es mir egal ist, ob du stirbst oder lebst. Das ist es nicht.« Sie schluckte. »Ich will, dass du lebst, Severus Snape.«, sagte sie dann noch einmal und griff nach seinen Händen. Sie waren eiskalt und zitterten. »Ich will, dass du DEIN Leben lebst.«
Den Ausdruck in seinen Augen konnte Lily nicht benennen. Seine Hände zerquetschten ihre und sie zwang sich, nicht zurück zu zucken. Sie hätte nie gedacht, dass es einmal so weit kommen könnte.
Plötzlich ließ Snape sie los, krümmte sich wieder wie unter Schmerzen. Erschrocken schrie Lily auf. Dann sah sie sich nach James um. »Was war das für ein Alternativtrank?«, fragte sie, griff nach Snapes Schulter.
»Etwas Ninskensaft. Blaue und schwarze Stachelbeeren.« James zuckte mit den Schultern. »Und Abfüllmittel aus Poppys Notfallschränkchen.«
Sowohl Lily als auch Snape starrten ihn fassungslos an.
»Ich hasse dich.«, brachte Snape dann noch hervor.
»Ich weiß.« James grinste, zückte seinen Zauberstab. »Na los, Lily, bringen wir ihn zu Poppy.« Damit ließ er Snape in die Lüfte schweben, der sich zwar einen Moment lang heftig wehrte, doch im nächsten gar nicht mehr in der Lage war, nach seinem Zauberstab zu suchen. Lily folgte ihnen, warf Snape immer wieder mitleidvolle Blicke zu.
»Und was sollen wir Poppy sagen?«, fragte sie James dann.
»Dass er was schlechtes gegessen hat… Zu viel Alkohol… Irgendwie so was.«, meinte James leichthin.
»Du bist…« Lily suchte nach einem passenden Wort. »Eklig. Warum bist du heute nur so eklig zu allem und jedem?«
»Ich bin nicht eklig zu allem und jedem.«, widersprach James.
»Du hättest von Anfang an sagen können, was los ist! Stattdessen lässt du mich verzweifeln und-«
»Ich wollte es wissen.«, unterbrach James sie, obwohl er es nur leise vor sich hin murmelte.
»Was? Was wolltest du wissen?«
»Ob du ihn wirklich nicht liebst.«, antwortete James und warf ihr einen Blick über die Schulter zu. Lily biss sich auf die Lippen. Sie mussten das jetzt nicht vor Snape ausdiskutieren, der Arme hatte schon genug durchgemacht, sie musste jetzt nicht noch weiter auf seinem Herz herum trampeln. Darum schwiegen sie, bis sich vor dem Krankenflügel ankamen. James ging mit Snape hinein, Lily wartete vor der Tür, lehnte sich gegen die Steinmauer und versuchte sich zu beruhigen.
Wie hatte das alles passieren können? Es war so ein Chaos.
Aber niemand war gestorben. Ihr Traum war nicht Wirklichkeit geworden.
Zumindest noch nicht.
Und das hatte sie auch James und seinem dämlichen Trank zu verdanken. »Du hättest mich einweihen können.«, knurrte sie, als er wieder aus dem Krankenflügel kam.
»Wir waren uns nicht sicher.« James zuckte mit den Schultern. »Aber als von dem Traum erzählt hast, haben wir beschlossen, Snape eben ein bisschen genauer im Auge zu behalten. Und ich wusste, dass du ihn ebenfalls im Auge behältst. Außerdem dachten wir nicht, dass er sich umbringen will.«
»Was dachtet ihr dann?«
»Vielleicht, dass er dich entführen will?« James zuckte mit den Schultern. »Oder Mulciber auf etwas andere Art nachahmen will? Keine Ahnung. So was eben.«
»Aber wenn er den Trank tatsächlich für mich gebraut hätte, dann hätte ich das Abfüllmittel abbekommen!«
»Ja. So jemanden will man doch dann nicht entführen oder verführen oder…« James zuckte mit den Schultern.
»Nett.«, knurrte Lily.
»Komm schon, Lily. Wir wollten wirklich nur helfen.«
»Ja, du warst mir eine große Hilfe, wie du völlig unbeteiligt dastandest und…«
»Ich sagte doch, ich wollte sehen, ob du ihn wirklich nicht liebst.«
»Du glaubst mir also nicht?«
»Doch, ich glaube dir, aber ich glaube…« James holte tief Luft. »Ich glaube, du weißt selber nie so recht, was du eigentlich willst und was du eigentlich fühlst. Du hast fünf Monate gebraucht, um herauszufinden, dass du mich liebst. Du hast sechseinhalb Jahre gebraucht, um zu erkennen, dass wir das ideale Paar sind. Ich dachte, vielleicht DENKST du nur, du liebst ihn nicht. Aber das Herz… Ich bin nicht du, ich kann nicht sagen, wie sehr und wie oft du auf dein Herz hörst. Ich dachte nur, wenn du ihn auch liebst… Vielleicht hätte er auch eine Chance… Ich meine, wenn er dich glücklicher macht… Ich wollte nur… Sicher gehen, das Richtige zu tun.«
Verwirrt zog Lily die Augenbrauen zusammen. »Moment. Du… Dachtest, wenn du dich nicht einmischst könnte ich meine unendliche Liebe zu ihm entdecken?«
James zuckte mit den Schultern.
»Und das hättest du zugelassen?«
»Nicht kampflos.«
»Und du… Was meinst du mit ›Sicher gehen, das Richtige zu tun‹?«
»Na ja, wenn ich den Rest meines Lebens mit dir plane will ich nicht, dass du… Dass du denkst, du hättest es besser treffen können.« Verunsichert strich James sich durch das Haar. »Ich meine… Ich bin nicht perfekt und du bist hinreißend und… Du solltest die Chance haben, dich gleich um zu entscheiden, bevor du nach zwanzig Jahren merkst, dass dein Herz eigentlich für einen anderen schlägt.«
Lily runzelte die Stirn, schüttelte verwirrt den Kopf. »Das ist dämlich, James. Wenn ich in zwanzig Jahren erkenne, dass ich eigentlich jemand anderen liebe, muss das doch nicht unbedingt Severus sein.«
»Nein, aber… Die Krawatte…«
»Krawatte?«
»Ich weiß von der Slytherinkrawatte in deinem Schrank.« James atmete tief durch. »Und ich glaube nicht, dass du die Krawatte von Mulciber oder Avery geklaut und aufbewahrt hast. Es ist seine«, er nickte zur Krankenflügeltür, »hab ich recht?«.
»Ja, stimmt, es ist seine.« Verwirrt schüttelte Lily den Kopf. »Wie hast du die überhaupt gefunden? Es war zu der Zeit, als alle Freundschaftsbändchen tauschten, weißt du noch? Und ich hatte schon so viele von Emily und dann haben Sev und ich die Krawatten getauscht. Das ist doch kein Zeichen meiner heimlichen Liebe zu ihm!«
»Sicher nicht?«
»Nein!« Lily seufzte. »Es ist… Ich konnte sie nicht wegschmeißen weil… Sev und ich werden keine Freunde mehr. Auch nach der heutigen Nacht nicht. Ich will nichts, GAR NICHTS mit Mulciber, Voldemort und schwarzer Magie zu tun haben. Aber trotzdem ist sie irgendwie… Immer wenn ich die Krawatte sehe denke ich, dass ich mal mit einem von ihnen befreundet war. Sie erinnert mich daran, dass manche Todesser nicht von Grund auf böse sind, dass sie wie Severus beeinflusst wurden und… Das gibt mir irgendwie die Hoffnung, dass sie irgendwann erkennen, was für einen Fehler sie machen. Und dass dieser Wahnsinn aufhört, bevor er richtig begonnen hat. Kannst du das irgendwie verstehen?«
James lächelte leicht. »Irgendwie vielleicht schon…«
»Okay.« Sie nickte. »Also, noch mal für’s Protokoll: Wenn ich zwanzig Jahren erkenne, dass du nicht der Richtige für mich bist, dann liegt das nicht an Severus.«
»Wenn ich dir verspreche, dass ich alles dafür tun werde, dass es nicht erst zu dieser Situation kommt, bist du mir dann nicht mehr böse?«, fragte James und setzte seinen Hundeblick auf.
»Du bist schrecklich, James.«, stellte Lily seufzend fest.
»Ich bin nicht schrecklich.«
»Doch, bist du. Du bist schrecklich. Eine Katastrophe. Unsere Liebe ist eine einzige Katastrophe! Weißt du, wie viele Nerven mich das mit uns schon gekostet hat?«
»Ähm«, James runzelte die Stirn, »ist das jetzt rhetorisch gemeint oder willst du wirklich mit deiner Mathematik und Wissenschaft ausrechnen…«
»Rhetorisch.« Lily verdrehte die Augen.
»Okay, also… Ich finde nicht, dass unsere Liebe eine Katastrophe ist. Ich meine… Wir haben uns doch gefunden und – ja, der Weg war holprig und verworren und… Aber es hat sich gelohnt, oder?« Nervös lächelte er Lily an und fuhr sich wieder durch das Haar.
»In zwanzig Jahren hab ich hundert prozentig meine ersten grauen Haare, weil ich mich der Stress mit dir an meiner Seite völlig fertig machen wird.«, beschwor Lily und ging kopfschüttelnd los in Richtung Marmortreppe.
»Es gibt Zauber und Tränke, die das verhindern.«, wandte James ein, lief ihr schnell nach.
»Ich würde dich wirklich gerne beleidigen und zum Teufel wünschen, denn ich bin stinksauer auf dich, James Potter!«, knurrte Lily und warf ihm einen ihrer Todesblicke zu. »Aber ich tu es nicht, weil wir uns versprochen haben, uns nie wieder ernstlich zu streiten. Und noch eine Trennung in diesem Schuljahr halte ich nicht aus! Erstrecht nicht nach dieser Aktion.«
»Okay, gut, ich auch nicht.«, meinte James schnell, griff nach ihrer Hand, die sie jedoch wütend zurückzog. Das große Schlosstor stand offen, wie James es mit Sirius geplant hatte. Als sie ins Gras trat fiel Lily wieder auf, dass sie ihre Schuhe auf dem Turm zurückgelassen hatte. James beschwor sie kurzerhand herauf und wartete, bis sie sie wieder angezogen hatte. »Kannst du mit den Dingern überhaupt im Gras laufen?«
»Frauen können so was.«, behauptete Lily, richtete jedoch ihren Zauberstab auf die Schuhe, deren Absatz prompt zusammenschrumpfte. »Aber man muss nicht an einem Abend das Schicksal zwei Mal herausfordern. Ich bin fast den Turm runtergefallen. Wenn ich mir jetzt wegen Stöckelschuhen das Genick breche wäre das echt peinlich.«
»Stimmt.«, meinte James grinsend. Dann gingen sie zusammen runter zum See, wo einige magische Lichter die Nacht erhellten. Als sie näher kamen, erkannte Lily einige Ravenclaws, Hufflepuffs und natürlich die Gryffindors. Alles Siebtklässler, die ihren Schulabschluss feierten. Sirius und Miriam waren auch schon da, plauderten mit Remus und Emily. Peter und Emily wollten sofort wissen, wo sie gewesen waren, als James und Lily zu ihnen stießen, aber Miriam meinte nur mit einem wissenden Lächeln: »Vermutlich an einem einsamen, stillen Örtchen«. Lily berichtigte sie nicht, sie hatte noch nicht die Kraft gefunden über das zu reden, was gerade passiert war. Es kam ihr so unwirklich vor.
»Das hast du wirklich schön gemacht.«, lobte James Sirius indem er ihm auf die Schulter klopfte und nickte zu den magischen Lichtern rüber, die sich durch die Menge und auf den See hinaus schlängelten. Gerade wechselten sie ihre Farbe von grün zu rot und Lily betrachtete das Farbspiel einen Moment fasziniert.
»Danke, aber das war Remus. McGonagall beobachtet uns schon den ganzen Abend. Deswegen war sie auf Sluggys Party nirgendwo zu finden.« Sirius zeigte auf ein Turmfenster, in dem Schemenhaft eine Gestalt zu erkennen war.
»Glaubst du, sie ist beleidigt, weil wir sie nicht eingeladen haben?«, überlegte James grinsend.
»Ich glaube, sie meint, wenn sie uns das durchgehen lässt kommt sie um unseren alljährlichen Finalstreich herum.«, meinte Sirius und reichte James aus einer Kiste ein Butterbier.
»So naiv ist sie nicht.«, widersprach James. Er warf Lily einen kurzen Blick zu. Sie starrte wie hypnotisiert in ein magisches Licht, bis er ihr das Butterbier reichte. Obwohl sie den Kopf schüttelte drückte er ihr die Flasche in die Hand.
»Hör mal, Sirius«, sagte er dann und wandte sich wieder seinem besten Freund zu. »Das mit dem… Also, ich hab’s nicht so gemeint, als ich sagte, du seist nicht ein großer Bruder. Ich meine… Ich fände es toll, wenn du mein Bruder wärst und an deinem Alter kann ich nichts ändern, also…« James brach ab, kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
Sirius grinste breit. »Ist schon gut, Prongs. Du hattest ja recht, ich hätte es dir sagen sollen…«
»Ich war sauer auf Mom und hab es an dir ausgelassen…«
»Dafür sind Brüder auch da, oder?«
Miriam würgte vernehmlich. »Meine Güte, Jungs, wollt ihr hier noch länger rumsülzen? Dann stopfe ich mir nämlich irgendwas in die Ohren… Kennt jemand einen guten Stillezauber?«
Peter und Emily kicherten, während Sirius und James einander zuzwinkerten.
»Ich hab dich so lieb, Sirius!«, jauchzte James daraufhin, stieß Lily grob ein Stück zur Seite und nahm Sirius fest in die Arme.
»Ich dich auch, James!«, säuselte Sirius, »Ich wollte dich nicht verletzten!«
»Ich weiß, du hast es nur gut gemeint!«, entgegnete James und tat, als müsste er Tränen zurückhalten.
»Oh, James!«, jauchzte Sirius, vergrub die Hände in seinem Haar.
»Oh, Sirius!«
Und dann küssten sie sich. Auf den Mund. Vor allen ihren Mitschülern. Selbst der gerade noch völlig in Gedanken versunkenen Lily fiel vor Schreck beinahe das Butterbier aus der Hand.
Ganze sieben Sekunden hielten es James und Sirius aus, bevor sie beide lachen mussten und ihren Kuss damit unweigerlich beendeten. Einige Siebtklässler klatschten Beifall und riefen Sachen wie: »Ich hab’s gewusst!« Miriam verzog das Gesicht, Alice schien leicht verwirrt, während Remus und Frank ihren Lachanfall nicht mehr unterdrücken konnten und bekamen sich wie Sirius und James scheinbar gar nicht mehr ein.
»Ich fürchte, wir sind abgeschrieben, Lily.«, stellte Miriam fest und schürzte die Lippen.
»Tja, Miri, gegen James kannst du einfach nicht mithalten.«, kicherte Peter, verstummte aber, als er ihrem bösen Blick begegnete.
»Idioten.«, brummte Lily und rammte James das Butterbier in den Bauch.
»Komm schon, Lily, du weißt, dass das nur Spaß war.«, meinte er schnell versöhnlich, aber Lily drehte sich schon um und ging. Sie hatte keine Lust zu feiern. Es war eine blöde Idee gewesen, überhaupt noch zum See zu gehen.
James widerstand dem Drang ihr hinterher zu laufen. Vorhin hatte er einer heftigen Auseinandersetzung mit ihr aus dem Weg gehen können. Man sollte sein Schicksal wirklich nicht zwei Mal an einem Abend herausfordern. Darum ließ er sie seufzend gehen und erzählte Sirius in ein paar Sätzen wo er so lange gewesen war.
Obwohl Lily sich fest vorgenommen hatte, ins Schloss zu gehen, fand sie sich plötzlich in einer Gruppe Ravenclaws wieder, unter ihnen auch Andrew Howe. Er stand nur ein paar Meter von seiner neuen Stiefschwester entfernt, die sich sofort bei Lily einhakte und Lily erzählte, dass sie nach allem, was Lily erzählt hatte, auch beschlossen hatte, sich bei der Akademie zu bewerben.
»Du und Zaubertrankmeisterin?«, mischte er sich in das Gespräch ein.
»Ja, Andrew, warum nicht?«, gab Julia schnippisch zurück.
»Ich glaub nicht, dass du die Geduld hättest, tagelang an einem Trank zu brauen.« Howe zuckte mit den Schultern.
»Was willst du werden, Andrew?«, entschärfte Lily die Situation.
»Fallenleger.« Howe grinste. »Das ist glaube ich das Richtige für mich.«
»Fallenleger?«, wiederholte Lily.
»Die Arbeiten für wichtige Persönlichkeiten oder Unternehmen. Gringotts beschäftigt beispielsweise einige. Sie legen Fallen aus gegen Zauberer, die versuchen eine Straftat zu begehen. Gringotts ist beispielsweise mit hunderten Flüchen und Zaubern gesichert. Teilweise ausgeklügelte Sicherheitssysteme von Fallenlegern. Oder das Büro des Zaubereiministers. Du willst nicht wissen, wie viel Fallenleger für seine Sicherheit beauftragt wurden.«
»Ach so.« Lily nickte.
»Das Gewerbe kommt aus Ägypten.«, redete Howe weiter. »Die Pyramiden wurden von Fallenlegern geschützt. So stellten die Zauberer sicher, dass niemand an ihre wertvollen Schriften rankam.«
»Die Pyramiden?«
»Ja.« Howe grinste. »Du glaubst doch nicht wirklich, dass das NUR die Grabstätten für irgendwelche Muggel sind?«
»Und die Ausbildung?«, fragte Lily weiter.
»Ministerium. Ich hab ein Ohnegleichen in Arithmantik, ich bin zuversichtlich, rein zu kommen.«
»Wenn er eine Absage bekommt, lache ich ihn aus.«, versprach Julia Lily leise.
Wohl nicht leise genug. »Halt die Klappe, Juli«, meinte Howe auch schon und Julia verzog sich grinsend zu ein paar ihrer Freundinnen. »Wie soll ich das nur einen ganzen Sommer lang mit ihr überleben?« Seufzend strich er sich das Haar aus der Stirn. »Ich war bisher immer ein Einzelkind. Jetzt hab ich zwei Schwestern. Okay, Julis Schwester ist ausgezogen, hat selber Familie… Trotzdem ist es seltsam plötzlich so in der Mitte zu sein.«
Lily lächelte. »Julia hatte bisher auch noch nie einen großen Bruder. Sie fragt sich bestimmt auch, wie sie das mit dir aushalten soll.«
»Ich würde behaupten, ich bin um einiges umgänglicher.«, meinte Howe grinsend. Lily sagte nichts dazu, zuckte nur mit den Schultern und sah auf den See hinaus. Ein paar magische Lichter schwebten über dem Wasser und spiegelten sich darin.
»Das hat dein Freund wirklich schön gemacht hier.«, gab Howe zu und schnappte sich eine herum schwebende Butterbierflasche aus der Luft.
»Stimmt.«, murmelte Lily und konnte es nicht lassen, sich einen Moment zu James umzudrehen. Er stand bei seinen Freunden, lachte laut, scheinbar amüsierte er sich auch gut ohne sie.
Howe lachte. »Weißt du, vor einem Jahr war dieser dämliche Franzosenball, erinnerst du dich? Als du damals mit Potter auf die Tanzfläche gegangen bist habe ich wirklich gedacht, mir hätte jemand einen Verwechslungszauber aufgelegt. Er war der letzte von dem ich dachte, dass er mit dir tanzen durfte.«
Bei der Erinnerung daran bekam Lily plötzlich ein schlechtes Gewissen. Wie fürchterlich sie sich Andrew gegenüber verhalten hatte…
»Tut mir leid.«, murmelte sie. »Damals war ich mir noch so unsicher… Ich wollte dir nicht den Abend verderben.«
»Schon okay, Lily.« Howe grinste. »Wobei ich mich schon wundere, wieso er ein Ja bekommen hat und ich nur zahllose Neins.«
»Er hat mich gar nicht gefragt sondern einfach auf die Tanzfläche gezerrt.«
»Auch eine Möglichkeit.«, gab Howe zu, nippte wieder an seinem Butterbier. »Aber jetzt ist es wohl zu spät, das nachzumachen, oder?«
Lily warf ihm einen schnellen Blick zu. War das gerade… Baggerte Andrew Howe sie an?
»Ja, vermutlich.«, meinte sie und konnte nicht verhindern, dass sie ein bisschen rot wurde. Sie kostete das Gefühl noch einen Moment lang aus, das Ach-herrje-er-mag-mich!-Gefühl, sagte dann: »Ich geh dann mal besser.«
Howe nickte. »Bis dann, Lily.«, sagte er, versuchte gar nicht, sie aufzuhalten und Lily musste sich eingestehen, dass sie ein bisschen enttäuscht war. Sie warf noch einen Blick auf James, der sich immer noch mit Sirius, Remus und Peter amüsierte, schlug dann die entgegengesetzte Richtung ein und entfernte sich von dem Getümmel. Sie ging näher ans Seeufer, lief es ein bisschen entlang und setzte sich schließlich ins Gras, wo die Lichter sie nicht mehr erreichen konnten. Das Gelächter der kleinen Partygruppe drang an ihr Ohr aber sie blendete es aus.
Sie dachte an Snape, der jetzt vermutlich immer noch im Krankenflügel lag. Sie dachte an den Snape, den sie von früher kannte, an den, der aus ihm geworden war und den neuen, verzweifelten Snape, den sie heute kennen gelernt hatte. Hatte ihre Zurückweisung ihn in diese Verzweiflung getrieben? Wenn James sie zurückweisen würde, wenn er Schluss machen würde, würde sie sich dann einen Todestrank brauen?
Und wenn sie James zurückwies, würde er sich vom Astronomieturm stürzen?
Was passierte jetzt mit dem Traum? Sie hatte Snapes Fall verhindert… Würde sie aufhören von ihm zu träumen? Oder würde sie ihn weiterträumen, bis er Wirklichkeit wurde?
Was war, wenn die Träume nie aufhörten?
Würde sie je wieder ein zu Hause finden, in dem sie sich so sicher und wohl fühlte, wie in Hogwarts?
Alle Fragen schienen gleichzeitig zu kommen und schwirrten durch Lilys Kopf, dass ihr ganz wirr wurde. Sie kannte die Antworten nicht und das machte sie rasend. Wütend riss sie einen Büschel Gras aus der Erde, zerrieb es mit den Fingern.
Plötzlich fiel ihr etwas auf. Blanchard hatte gesagt, das Schicksal hätte sie eingeholt. Bei der Begegnung mit dem Einhorn hatte sie ganz klar die Stimmen gehört, die sagten ›Das Schicksal ersucht dich‹.
Lag Madam Blanchard mit ihrer Weissagung doch nicht so falsch?
Schritte näherten sich im raschelnden Gras. Lily brauchte sich gar nicht umzudrehen, um zu wissen, wer es war. Sie wusste es. Sie wusste es einfach so.
James setzte sich hinter sie, die Beine rechts und links von ihr ausgestreckt. Die Arme schlang er um ihre Schultern, die Lippen legte er an ihr Ohr.
»Es ist unser vorletzter Abend.«, murmelte er, »Hör auf zu schmollen.«
»Ich schmolle nicht.«
»Dann lass uns feiern.«
»Mir ist nicht nach feiern.«
»Dann schmollst du doch?«
»Nein! Mir ist nur nicht nach feiern.«
»Ich dachte du wolltest sauer auf Julia sein.«
Lily zuckte mit den Schultern. Das hatte sie wirklich vor gehabt, aber irgendwie hatte es sich nicht ergeben…
»Was hast du mit Howe geredet?«
»Nicht viel.«, wich Lily überrascht von dieser Frage aus. »Beobachtest du mich?«
»Ich bin dein Freund. Ich pass auf dich auf.«
»Stalker.«
»Was wollte er?«
»Wir haben nur geredet. Smalltalk.«
»Ach so.«, sagte James, aber Lily hatte nicht das Gefühl, dass er wirklich ›Ach so‹ meinte.
»James, als ich… Als ich sagte, ich könnte mir vorstellen, Kinder zu bekommen, da… Da meinte ich, ich könnte mir vorstellen, Kinder MIT DIR zu bekommen. Mit niemand anderem. Wenn ich mir das vorstelle… Severus als Vater. Das… Das passt nicht. Ich kann ihn mir nicht auf einem Spielplatz vorstellen wie er mit einem Kind im Sandkasten buddelt. Das KANN ich nicht… Vielleicht belehrt mich das Leben eines Tages eines besseren aber im Moment kommt mir die Vorstellung absolut absurd vor. Und wenn ich mir Andrew Howe vorstelle… Ich glaube, der hätte mich nach zwanzig Jahren schon fünf Mal mit einer anderen betrogen. Mindestens. Verstehst du?« Lily drehte sich ein bisschen zu ihm um.
»Ich glaube schon. Ich könnte mir Miriam niemals mit einem Kind vorstellen.«, murmelte James.
»Was ich damit sagen wollte, James, ist: Wenn ich irgendwann mal eine Familie gründen will, dann wärst du meine erste Wahl.«
»Was macht dich so sicher, dass ich ein guter Vater wäre?«
»Ich hab gesehen wie du mit den Kindern umgegangen bist.« Lily lachte. »Wie du mit Eve über das Feld gehoppelt bist! Das würde nicht jeder machen.«
»Nein, stimmt, so was bescheuertes mach wirklich nur ich.« James lachte leise mit, aber sie verstummten bald wieder und sahen auf den See hinaus.
»So was dämliches.«, murmelte Lily. »Wir sind gerade ein halbes Jahr zusammen und reden über Kinder.«
»Na ja… Alice und Frank sind jetzt auch verlobt. Und meine Eltern haben geheiratet, da kannten sie sich gerade drei Wochen.«
»Echt?«
»Ja. Mein Dad sagt immer, er habe sie gesehen und gewusst, die eine oder keine.«
»Liebe auf den ersten Blick?«
»Sozusagen.«
»Wie bei dir? Hast du dich auch in dem Zugabteil vor sieben Jahren-«
»Nein.« James lachte. »Nein, da hielt ich dich für eine potentielle Slytherin und damit für eine Idiotin. Ich hab mich in dich verliebt als du dich bei Professor Flitwick so dermaßen über deine fliegende Feder gefreut hast… Dein Lachen hat so gestrahlt, dass mir das ganze Klassenzimmer gleich viel heller vorgekommen ist. Um ehrlich zu sein konnte ich mir bis zu diesem Tag nicht mal deinen Namen merken.«
»Also Liebe auf das erste Lachen?«
James schmunzelte. »Sozusagen.« Dann seufzte er und küsste Lily sanft ins Haar. »Für einen Moment hatte ich da oben wirklich Angst um dich.«, flüsterte er.
Lily drehte sich zu ihm um, sah in sein ernstes Gesicht. »Danke«, murmelte sie und küsste ihn sanft auf den Mund. »Hey«, murmelte sie dann grinsend, »küsse ich besser als Sirius?«
»Du kratzt nicht so.« James lachte.
»Sagt der Richtige.«, murmelte Lily und strich über James’ raue Wange. »Da du doch gerade Sirius geküsst hast, war das gerade ein bisschen so, als würde ICH Sirius küssen.«
»Willst du mich eifersüchtig machen?«
»Ich stelle nur Tatsachen fest.«
Lächelnd schüttelte James den Kopf, vergrub das Gesicht in ihrem Haar. »Es war nicht das erste Mal, dass Sirius und ich uns geküsst haben. Also hast du ihn schon öfters geküsst, wenn du das so siehst.«, flüsterte er dann in ihr Ohr und Lily wich zurück.
»Was soll das denn heißen? Nicht das erste Mal?« Argwöhnisch musterte sie den grinsenden Gryffindor.
»Sirius hat mir das Küssen beigebracht.«, gestand James und legte den Finger an den Mund. »Aber erzähl das bloß niemandem, es ist eigentlich unser größtes Geheimnis.«
»Ernsthaft?« Lily konnte ein Grinsen nicht unterdrücken.
»Ja.« James zuckte mit den Schultern. »Meine erste Freundin Susanna Walcott… Erinnerst du dich an sie? Als ich sie küsste hat sie angefangen zu lachen und das fand ich ziemlich… seltsam.« Er zuckte mit den Schultern. »Um der Sache auf die Spur zu gehen hat Sirius mir sozusagen das Küssen beigebracht.«
»Susanna Walcott?« Lily runzelte die Stirn. »War das die blonde Hufflepuff?«
»Ich dachte, sie war Ravenclaw… Moment, nein, sie war Gryffindor! Oder?«
Lily verdrehte die Augen. »Ein Wunder, dass du ihren Namen noch weißt.«
»Den ersten Kuss vergisst man nicht. Auch wenn er noch so schlimm war.«
Oh ja, dachte Lily missmutig, dann grinste sie. »Aber… Sie hat gelacht? Wieso?«
James zuckte mit den Schultern. Natürlich konnte Lily sich ein Kichern nicht verkneifen, ihm ginge es vermutlich nicht anders. Sie stellte sich die Situation vor, konnte sich richtig ausmalen, wie verdutzt James geguckt hatte und plötzlich fiel ihr etwas ein.
»Moment James, Walcott, das war doch… War das nicht die, die so schrecklich kitzlig war?«
»Hmm?«
»Ja, doch!« Lily überlegte. »Ich hab sie mal in der Bibliothek mit meiner Tasche gestreift und da hat sie auch angefangen zu lachen. Sie meinte, sie sei so kitzlig in der Hüfte.«
James klappte der Mund auf. »Ich glaube, ich hatte damals meine Hände an ihrer Hüfte!«, rief er dann und schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Kitzlig! Weißt du, wir haben überlegt, ob ich Mundgeruch hatte, oder ich eben so schlecht küsste, oder sie mich nur veralberte, oder sie Läuse hatte… Aber wir sind nicht darauf gekommen, dass sie kitzlig sein könnte!«
»Tja«, Lily lachte, »hättest du einfach mich gefragt…« James stieg in ihr Lachen mit ein, ein bisschen erleichtert sowie auch etwas peinlich berührt.
»Du küsst besser als Sirius.«, meinte er dann und legte die Stirn an ihre.
»Ich würde dir das jetzt gerne auch sagen, aber ich hab’s noch nie ausprobiert.«, kicherte Lily.
»Das wirst du auch nicht!«, meinte James bestimmt. »Du bist meine Lily!«
»Ich würde niemals etwas tun, was Miriam verletzten könnte.«, meinte Lily und James verdrehte die Augen.
»Du bist heute so fies zu mir!«, beschwerte er sich, küsste sie auf die Wange.
»Du hast es verdient.«, meinte Lily noch, bevor sie ihn zurückküsste und mal wieder alles um sich herum vergas.
»Wenn ihr mit Knutschen fertig seid, wollt ihr vielleicht mit uns anstoßen?!«, rief Sirius laut und vernehmlich zu ihnen rüber. Mit einem leisen Seufzen lösten sie sich voneinander, erhoben sich aber grinsend. Sirius reichte ihnen zwei Sektgläser als sie in den Kreis der Siebtklässler betraten.
»Worauf stoßen wir an?«, fragte James und nahm das Glas entgegen.
»Auf die letzten wunderbaren sieben Jahre!«, schlug Sirius vor und hob sein Glas.
»Auf die wunderbaren Jahre, die folgen werden!«, ergänzte Remus.
»Auf das Leben!«, meinte James und stieß sein Glas mit Lilys zusammen.
»Auf die Jugend!«, schlug Julia vor.
»Auf die Liebe!«, sagte Miriam und konnte es nicht lassen, Sirius zuzuzwinkern.
»Auf einfach alles, was Spaß macht!«, schloss Alice und die Siebtklässler ließen die Gläser klirren.


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