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Fanfiction

James Potter und andere Katastrophen - Kapitel 63

von Jojoi

Schon am nächsten Tag zerrte James Lily nachmittags aus der Bibliothek und raus zum Quidditchfeld (zum Glück hatte sie heute ein paar Hosen angezogen). Dieses Mal hatte er seinen eigenen Besen auch dabei und Lily ahnte fürchterliches.
Zunächst wollte er jedoch das Erlernte der letzten Stunde wiederholen. Wieder joggte er neben ihr her, während sie durch das Stadion flog. »Na los, Lily, schneller!«, rief er ihr zu und legte einen Zahn zu. Es gelang ihr, mit ihm Schritt zu halten und James schien zufrieden.
»Gut, dann fliegen wir jetzt zusammen!«, meinte er, holte seinen Besen. Lily schluckte und sprach in Gedanken ein Gebet, dass sie lebendig aus der Sache wieder rauskommen würde. Mit James Potter zu fliegen gehörte nach wie vor zu ihren Alpträumen.
Aber James verlangte gar nicht von ihr, sich auf seinen Besen zu quetschen, sondern stieß sich selbst vom Boden ab und flog zu ihr. »Also los!«, meinte er und heizte davon, schnell versuchte Lily ihm zu folgen.
Natürlich gelang es ihr nicht, im Gegenteil. Je mehr sie den Besen antrieb, umso wackeliger wurde ihr Flug. Wie lenkte man dieses Teil eigentlich noch mal? Erschrocken klammerte sie sich an den porösen Besenstiel, wurde allerdings wie bei einem Bullenritt hin und her geschleudert und fiel schließlich mit einem Aufschrei zu Boden.
»Warum wackelst du denn so hin und her?« James erschien über ihr und half ihr beim Aufstehen.
»Ich mach gar nichts, das passiert von alleine!«, murrte Lily, klopfte sich ein paar Grasfetzten von ihrer Hose und bückte sich nach dem Besen.
»Tut es nicht! Du musst auch mit deinen Füßen arbeiten!« Kopfschüttelnd kletterte James wieder auf seinen Besen. »Lass sie nicht wie einen nassen Sack herunter hängen!«
»Das mach ich gar nicht!«
»Zieh sie an und halt die Körperspannung, das wird den Flug stabilisieren.« James stieß sich wieder in die Lüfte ab und wartete, bis Lily ebenfalls wieder auf ihren Besen geklettert war. »Probier’s noch mal!«
Lily verkniff sich ihren bissigen Kommentar, stieß sich vom Boden ab und versuchte es erneut. Körperspannung!, sagte sie sich in Gedanken und zog die Beine an. Der Besen gewann an Geschwindigkeit, aber sonderlich stabil wurde der Flug wieder nicht.
»Du siehst immer noch aus, wie ein nasser Sack Kartoffeln!«, rief James ihr zu, der über ihr flog.
»Aber ich halte die Spaahh!«, schrie Lily, klammerte sich erschrocken an dem Besen fest, als er immer mehr hin und her schwankte.
»Hochziehen, Lily!«, rief James, aber da war es schon zu spät: Lily kippte vorne über, die Besenspitze bohrte sich in den Boden und mit einem kleinen Salto landete sie unsanft auf dem Rücken im Gras.
»Aua.«, jammerte sie und wartete, bis die kleinen Sternchen vor ihren Augen verschwunden waren.
»Alles in Ordnung?« Wieder half James ihr beim Aufstehen.
»Das wird ein blauer Fleck.«, murrte Lily, hielt sich den Rücken und streckte sich vorsichtig.
»Vergiss nicht, was ich dir gesagt habe! Du hast viel zu weit unten gegriffen.« James hielt ihr den Besen hin und Lily nahm ihn mit einem mürrischen Laut entgegen. »Setz dich noch mal drauf!«
Zwar hatte Lily eigentlich recht wenig Lust auf noch eine Runde, aber sie gehorchte. James korrigierte so lange an ihrer Haltung herum, bis ihr schon allein vom Stillhalten alles weh tat.
»Jetzt noch mal! Langsam anfangen und Tempo steigern.« Dieses Mal flog er neben ihr und sobald sie auch nur den Ellenbogen etwas anhob, meckerte er schon wieder an ihrer Haltung herum. Das kann doch kein Mensch ein ganzes Quidditchspiel über halten!, dachte Lily und spürte, wie ihre Muskeln schon zu zittern begannen.
»Schneller!«, trieb James sie an, aber da verlor Lily schon das Gleichgewicht und schon wieder landete sie unsanft auf dem Boden. Tief seufzte er und machte eine Vollbremsung. Ein Talent war sie wirklich nicht.
Er zählte irgendwann gar nicht mehr, wie oft Lily zu Boden fiel, aber ihr Körper würde heute Abend mit blauen Flecken übersät sein. Mit jedem Sturz wurde Lily immer mürrischer und James ungeduldiger.
»Weißt du, was ich glaube?«, fragte er irgendwann, als Lily mal wieder auf ihrem Hintern gelandet war und sich stöhnend aufrichtete. »Ich glaube, du machst das absichtlich!«
»Wie bitte?« Wieder traf ihn einer dieser tödlichen Blicke und er musste sich ein Schmunzeln verkneifen. »Du meinst, es macht mir Spaß, mir jeden Knochen zu prellen?!«
»Ich glaube, du hast Angst vor der Geschwindigkeit.« James klopfte unsanft ein paar Grashalme von Lilys Rücken und sie schrie vor Schmerz auf.
»So ein Unsinn! Du siehst doch, wie schnell ich bin!«, keuchte sie und bückte sich ächzend nach dem Besen.
»Schatz, jede Schnecke auf einem Besen wäre schneller als du.«
Wieder ein tödlicher Blick.
»Weißt du was, Potter?«, keifte sie und rammte James den Besen in den Bauch. »Ich hab keine Lust mehr auf den Scheiß!« Sie wollte an ihm vorbei stürmen, aber James hielt sie blitzschnell fest.
»Das kann ich mir vorstellen, Lily, aber du machst trotzdem weiter.«, meinte er und drückte ihr den Besen in die Hände.
»Warum sollte ich das tun?«
»Weil ich dein Trainer bin und es sage. Also los, steig auf dein Besen!«
»Du, mein Trainer?!«, rief Lily und ließ den Besen fallen.
»Ja. Du hast mich engagiert, schon vergessen?« Er grinste frech. »Also heb den Besen auf und achte darauf, das linke Bein abzusenken, wenn du eine Rechtskurve fliegst.«
»Ich denke nicht daran noch einmal auf diesen… diesen Kehrwisch zu steigen!«, keifte Lily, aber ihre Wut prallte an James’ Ego ab.
»Schön.«, meinte er und packte ihren Arm. »Dann steigst du eben auf meinen!«
»Was?« Lily riss die Augen auf. »Unter keinen Umständen!« Aber James hielt ihr schon den Besen unter die Nase.
»Steig auf, Evans!«
»Niemals!«
»Muss ich dich erst drauf hexen?«
»Probier’s doch!« Eilig suchte sie in ihrem Umhang nach ihrem Zauberstab, aber da zog James grinsend etwas aus seiner Hosentasche hervor, das Lily nur zu gut kannte. Wütend funkelte sie ihn an.
»Wo hast du meinen Zauberstab her?«
»Ist dir vorhin aus der Tasche gefallen.«
»Gib ihn mir!«
»Steig auf den Besen!«
»Niemals!«
»Na schön…« James nahm ihren Zauberstab in beide Hände, begann langsam ihn zu biegen.
Lily schnappte nach Luft. »Das wagst du nicht!«
»Wollen wir wetten?« Seine Augen funkelten belustigt und vielleicht fände er es tatsächlich sehr komisch, ihren Zauberstab zu zerstören, es wäre nicht das erste Mal, dass er so etwas tat.
Knurrend nahm sie seinen Besen, ging ein paar Meter und setzte sich dann darauf. Zufrieden steckte James den Zauberstab wieder ein. »Warte, warte, warte!«
»Was ist?«, fauchte Lily ihn an und krallte die Hände in den Besenstiel.
»Du machst ihn nur kaputt.« James nahm ihr den Besen aus den Händen. »Ich fliege.«
»Moment Potter, das war nicht abgemacht!«
»Ich bin dein Trainer und du tust, was ich sage.« James kletterte vor sie auf den Besen. Lily wollte zwar schnell wieder runter, aber da stieß James sich schon vom Boden ab und sie klammerte sich erschrocken an ihn.
»Warum bist du nur so ein Arschloch?« Wütend versenkte sie ihre Finger in seinem Umhang und hoffte, er spürte den Schmerz.
»Du wolltest fliegen lernen. Und dazu gehört auch, keine Angst vor Geschwindigkeiten zu haben. Also los, Evans, ich zeig dir jetzt, was Schnelligkeit wirklich bedeutet. Halt dich gut fest!«
»Wo denn?«
Aber da sauste James schon los, nicht besonders steil nach oben, aber doch in Höhen, die Lily noch nie zuvor betreten hatte. Bei dem Blick nach unten wurde ihr sofort schlecht und sie klammerte sich ängstlich an James. Ihr Schrei war bestimmt über das gesamte Schulgelände zu hören, der Wind peitschte ihr ins Gesicht und sie vergrub es schnell in James Nacken.
»Nicht nach unten sehen!«, rief James ihr zu. »Zum Horizont! Guck zum Horizont!«
Ängstlich schüttelte Lily den Kopf. Inzwischen waren sie vermutlich wieder waagrecht in der Luft, aber ihre Geschwindigkeit hatte dem Wind nach zu urteilen nicht abgenommen.
Schweigend rasten sie eine ganze Weile über das Schulgelände und Lily fragte sich, ob das überhaupt erlaubt war. Oder flogen sie nur Kreise über das Stadion?
Vorsichtig öffnete sie die Augen, schielte über James’ Schulter. Sie sah den Himmel, violett gefärbt vom Abendrot der Sonne und dunkle Wälder am Horizont. Dann flog James eine Kurve und neue Wälder erschienen. Schließlich rasten sie der orangeroten Sonne entgegen.
»Siehst du? Immer zum Horizont sehen. Dann ist es nur noch halb so schlimm.«, meinte James und Lily musste ihm recht geben. Sie wusste nicht, wie hoch sie waren, wollte es gar nicht wissen, aber dem Horizont immer näher zu kommen war schon aufregend.
»Ich geh ein bisschen runter, ja?«, sagte James, in seiner Stimme lag diese Begeisterung, die er immer hatte, wenn er vom Fliegen sprach und Lily schloss schnell die Augen. Erst, als sie wieder waagrecht flogen öffnete sie sie erneut und staunte. Sie flogen nur ein paar Meter über dem See am Ufer entlang und dann mitten hinaus. Der rote Himmel spiegelte sich in ihm hellorange und als Lily nach unten sah, konnte sie ihr rasendes Spiegelbild auf der glatten Oberfläche erkennen. Lächelnd ließ sie ihren Blick über den See schweifen und entspannte sich etwas. Sie waren immer noch höllisch schnell, aber jetzt fand sie es nicht mehr ganz so schlimm.
»Alles okay?«, fragte James über die Schulter. »Sag Bescheid, bevor du kotzen musst!«
»Wahnsinnig!«, rief Lily ihm ins Ohr und legte das Kinn auf seiner Schulter ab. »Du machst mich wahnsinnig!«
Der Wind pfiff in ihren Ohren, peitschte ihr die Haaren ins Gesicht, zerrte an ihrer Kleidung. Aber James’ Lachen hörte sie trotzdem. Seine Freude war ansteckend und langsam verrauchte ihre Wut auf ihn und mit ihr ging die Angst. James würde sie niemals einer Gefahr aussetzen. Er würde sie niemals fallen lassen.
Entspannt legte sie die Wange an seine Schulter, sah zum Ufer und ließ die Welt an sich vorbei rauschen, ohne sich darum zu kümmern, wohin James sie brachte. Es gab immer etwas Neues zu sehen.
Hogwarts war der schönste Ort der Welt.

»Sieht schlecht für dich aus.«, meinte Julia und sah hoch zum Himmel. Lily und James flogen jetzt schon eine ganze Weile über die Länderreinen, mal höher, mal tiefer, manchmal trug der Wind ihr Lachen bis zu ihnen herunter.
Christin lehnte sich gegen die Schlosswand, versteckt in einer Nische, von wo aus sie das Paar gut beobachten konnte. Julia hätte sie nicht entdeckt, wenn sie nicht nach ihr gesucht hätte.
»Ich hab noch ein Ass im Ärmel.«, meinte sie kühl und warf Julia nur einen kurzen Blick zu.
»Trotzdem werde ich gewinnen!«, erwiderte diese vergnügt und verschränkte die Hände hinter dem Rücken ineinander. Christin musterte sie.
»Was macht dich so siegessicher? Bisher hast du noch keinen Finger gerührt.«
»Ich verliere nicht gegen dich, Cornwall.« Julia grinste breit. »Nicht noch mal. Nie wieder. Das habe ich mir geschworen.« Damit drehte Julia sich um und ging vergnügt zurück ins Schloss. Christin sah ihr nach, überlegte, was die Ravenclaw nur vor hatte.
»Abwarten, Parker.«, brummte sie, sah wieder hinauf zu Lily und James in den Himmel, die direkt über sie hinweg flogen und lachten. »Abwarten.«
Und dann ging sie los und begann mit ihrem Vorhaben.

Mit gleichmäßigen, sanften Streichbewegungen glitten James’ Hände über ihren Rücken. Er hatte sich bei Poppy eine Creme geholt, die ihm schon immer bei Prellungen geholfen hatte. Der eine oder andere blaue Fleck zeichnete sich tatsächlich schon an ihrem Körper ab, aber Lily beschwerte sich nicht. Seit dem sie zusammen auf einem Besen geflogen waren, war sie ganz still. Er hatte eigentlich erwartet, dass sie ihm die Hölle heiß machen und für seine Insensibilität beschimpfen würde, aber nichts dergleichen war geschehen. Sie hatte sich im Quidditchstadion den alten Besen geschnappt, aufgeräumt, und war dann Hand in Hand mit ihm zum Schloss zurück gelaufen, zwar schweigend, aber nicht verärgert wie ihm schien.
Er nahm noch etwas von der Creme, strich ihre Arme ein und merkte, dass sie die Augen geschlossen hatte.
»Genießt du deine Streicheleinheiten?«, fragte er schmunzelnd, widmete sich dem anderen Arm.
»Jah, nach der Schinderei.« Sie lächelte, ein gutes Zeichen, sie war also wirklich nicht mehr sauer auf ihn. Dann war es vielleicht an der Zeit, ihr ihren Zauberstab zurück zu geben… Schnell kramte James ihn aus dem Umhang und legte ihn Lily in den Schoß.
»Drastische Fälle erfordern drastische Maßnahmen.«, murmelte er statt einer Entschuldigung, rutschte vom Sofa und krempelte ihre Hosenbeine hoch. Überall entstellten Grasflecken ihre Hose.
»Ich bin also ein drastischer Fall, ja?«, fragte sie spitz und streckte sich auf dem Sofa aus. Sie zog sich ihr T-Shirt nicht wieder über, vermutlich war sie so erledigt, dass ihr inzwischen alles egal war, auch seine Anwesenheit und ihre Blöße.
»Äußerst drastisch.«, murmelte James und verteilte die Creme auf ihren Knien. »Aber dafür, dass du Höhenangst hast, hast du dich gut geschlagen.«
»Ich wusste, dass du mich nicht fallen lässt.«, murmelte sie, schloss die Augen und entspannte. Ein kleines Feuerchen prasselte im Kamin, gegen Abend wurde es doch noch immer recht kühl im Schloss. Panna Cotta putzte in aller Ruhe ihr Fell vor dem Kamin. Kratzspuren am Sofa hatten von ihren heutigen Aktivitäten gezeugt, aber James hatte es mit einem Zauberspruch wieder repariert.
Als die Sonne untergegangen war, hatten Lily und James das Schloss betreten. Das Abendessen war längst vorbei und sie hatten beschlossen, erst in die Schulsprecherräume zu gehen, um sich kurz umzuziehen, und dann in der Schlossküche noch etwas zu sich zu nehmen.
Aus dem ›sich kurz umziehen‹ war inzwischen schon über eine halbe Stunde geworden, in der James Lily eincremte. Aber schließlich war er fertig und widmete sich der Katze, die auffordernd um ihn herum schlich.
»Danke.«, murmelte Lily und öffnete ein Auge, sah ihn an.
»Nichts zu danken.«
Eine Weile beobachtete sie ihn, wie er die Katze kraulte. Der Abend schien ihr so friedlich. Schließlich hopste Panna aus seinen Armen und tapste auf die Mauer zu. Seufzend stand er auf, um sie raus zu lassen und Lily folgte ihm. Als sich die Mauer wieder schloss, lehnte sie sich an ihn und schloss die Augen wie beim Fliegen vorhin, diesmal ohne Wind, nur seine Hand, die ihren Rücken streichelte.
»Müde?«, fragte er leise, sie schüttelte den Kopf. »Als ob!« Er grinste, löste sich von ihr und nahm die Creme vom Couchtisch. Er steuerte das Badezimmer an, aber Lily trat ihm in den Weg und hielt seine Hand fest. Sie wollte sich jetzt nicht von James trennen, ganz im Gegenteil. Im ersten Moment schien James erstaunt, als sie ihn sanft zu ihrer Zimmertür zog, doch dann folgte er ihr mit einem Lächeln. Sie krabbelte in die Mitte ihres Bettes und sah ihn auffordernd an. Sofort folgte er ihr, legte seine Lippen auf ihre, ließ sich sanft mit ihr in die Kissen sinken. Dieses Mal ohne Hektik, ohne Drängen. Gegenseitig zogen sie sich aus und ließen sich alle Zeit der Welt dabei, den Körper des anderen zu erkunden. Lily fühlte sich, als würden millionen Schmetterlinge in ihrem Bauch flattern oder Ameisen durch ihre Adern krabbeln, so aufgeregt war sie, dabei wusste sie doch jetzt, was auf sie zukam. Trotzdem war es so anders als das erste Mal. Derselbe Mann, dieselben Gefühle und trotzdem verschieden, nicht besser oder schlechter, einfach neu.
Als sie schließlich wieder neben ihm lag, in seinen Armen, das Gesicht an seine Brust gedrückt, hatte sich das Flattern der Schmetterlinge in ein angenehmes, leichtes Flügelschlagen verwandelt. Mit gleichmäßigen Bewegungen streichelte James ihren Rücken auf und ab. Lily war so froh, dass sie den Mut gefunden hatte, ihm zu vertrauen. Sie hob den Kopf und gab James einen Kuss. Inzwischen hatte sie begriffen, wie man lächelte und gleichzeitig küsste.
»Das war schön.«, sagte James und vergrub eine Hand in Lilys Haar.
»Mmhmm«, machte sie zustimmend und vergrub das Gesicht wieder in seiner Brust.
»Wirklich?«
»Hmmmh?«
»Du äh… bist immer so still.«, murmelte er und zerrieb eine ihrer Haarsträhnen zwischen seinen Fingern.
»Soll ich schreien?«
»Nein.« Er lachte nervös auf und Lily hob wieder den Kopf von seiner Brust. Worauf wollte James hinaus? »Aber du sagst es wenn ich irgendetwas anders machen soll, oder?«
»Ja, mach ich.« Sie senkte den Kopf wieder, damit er ihr Grinsen nicht sah.
»â€¦ Soll ich irgendwas anders machen?«
»Nein, alles bestens.«
»Sicher? Du kannst es ruhig sagen…«
»James.« Lily hob den Kopf und ließ ihn wieder über seinem schweben. »Hör auf zu fragen, auch wenn das echt süß ist von dir. Ich bin mit unserem Liebesleben voll und ganz zufrieden, okay?«
»Okay.« Er nickte schnell und hob den Kopf, um ihr einen Kuss zu geben. »Ich auch.«, fügte er dann hinzu.
»Lügner.«, flüsterte sie lächelnd an seine Lippen.
»Gut, an der Quantität könnten wir eventuell… vielleicht… unter Umständen noch arbeiten…«, gab er zu und Lily konnte ein Lachen nicht unterdrücken. »Aber sonst…«
»Ich bemüh mich.«, versprach sie, küsste seine Nase.
»Lass dich zu nichts drängen.«
»Von dir? Niemals.« Breit grinste sie ihm ins Gesicht und James schloss schmunzelnd die Augen.
»Sei nicht so frech!«

Vor dem Frühstück versprach James Lily noch, sich nicht mit seinen Freunden allzu sehr über ihre Flugkünste lustig zu machen, dann setzten sie sich zu den anderen an den Gryffindortisch. Alice unterhielt gerade den ganzen Tisch, indem sie lauthals ihre Kommentare zu dem Zeitungsartikel abgab, den Frank aus dem Tagespropheten vorlas. Sie schien ziemlich erbost und auch Franks Stimme bekam immer wieder einen sarkastischen Touch.
»Was ist los?«, fragte James und setzte sich neben Sirius an den Tisch.
»Das Misstrauensvotum gegen Bagnold erwies sich als Schuss in den Ofen. Sie hat die Abstimmung gewonnen und Lewis und Crouch in ihre Schranken gewiesen.«
James schwieg und Lily warf einen Blick auf ihre Freundin. Emily sah besorgt aus. Ihr Vater als wichtiger Politiker stand vielleicht auf einer Angriffsliste der Todesser recht weit oben.
»Aber Crouch hat nun endgültig sein Gesetz durchgehauen.«, ergänzte Remus Sirius’ Bericht. »Weswegen Mulciber einen riesen Aufstand macht.«
»Was hat der damit zu tun?«
»Es gefährdet doch die internationalen Zaubererbündnisse, wenn britische Auroren wahllos töten dürfen!«, äffte Sirius scheinbar Mulcibers Statement aus dem Artikel nach. »Er weiß genauso gut wie wir, dass die Auroren nicht wahllos töten werden. Es sei denn, er schafft es, ein paar Todesser unter die Auroren zu mischen.«
»Mal den Teufel nicht an die Wand!«, brummte Remus und trank mit grimmiger Miene seinen Kaffee.
»Wenn es nach Mulciber ginge, würden die neuen Anwärter sowieso nicht zu Auroren, sondern zu Tötungsmaschinen ausgebildet werden.«, mutmaßte Alice wutentbrannt.
»Ein Grund mehr für mich, nicht in die Fußstapfen meiner Eltern zu treten.«, meinte James betont unbeschwert und griff nach einem Brötchen.
»In wessen Fußstapfen dann, Prongs?« Sirius grinste. »Die von George Miller?«
Lily ahnte, dass George Miller ein Quidditchspieler war, aber sie fragte lieber nicht weiter, um James’ Mensch-das-weiß-man-doch!-Blick nicht sehen zu müssen. Bestimmt hatten die Jungen und Miriam sich schon hunderte Male in ihrer Gegenwart über diesen Miller unterhalten und Lily hatte nur mit einem Ohr zugehört, wie immer, wenn es um Quidditch ging.
»Schön wär’s.« James seufzte, griff nach der Marmelade. »Irgendwie hab ich schon lange nichts mehr von Mom und Dad gehört…«
Sirius grinste breit. »Sag bloß, du vermisst ihre Heuler?«
»Nein.« James lachte. »Ich wunder mich bloß…« Für einen Moment sah er hoch zu der Decke, als könnte doch noch seine Eule durch die Fenster schweben, mit einem Brief im Schnabel, aber es passierte nichts. Schon lenkte Peter das Gespräch wieder auf unbefangenere Themen und James verdrängte das schlechte Gefühl, das plötzlich in ihm aufgestiegen war. Ihm entging der lange, besorgte Blick, den Alice und Frank tauschten.
Aber Lily nicht.
Als James und Sirius sich zu Muggelkunde verabschiedeten und Miriam Lily eigentlich schon in Richtung alte Runen schleifte, löste sie sich doch noch mal aus ihrem Griff und lief Alice und Frank hinterher, die eben in den Korridor eingebogen waren.
»Alice, warte mal!«, rief sie und packte ihren Arm. Verblüfft drehte Alice sich zu ihr um. »Ja?«
»Alice, warum… Was sollte dieser Blick vorhin, als James von seinen Eltern geredet hat?«, fragte Lily gerade heraus und biss sich auf die Lippen. Erschrocken tauschte Alice noch einmal einen Blick mit Frank und jetzt war Lily sich sicher, dass sie sich nicht geirrt hatte. »Ist ihnen was zugestoßen?«
»Na ja…« Alice sah zur Seite und biss sich auf die Lippen. Lily versuchte noch einen Moment lang, wie mit ihrem Blick zu durchbohren, dann wandte sie sich Frank zu.
»Weißt du Lily, eigentlich… äh…«, nuschelte er und seine Augen suchten nach einem Ort, wo sie gefahrlos hinsehen konnten, »Ich meine, das geht ja nur James und…«
»Frank, jetzt sag schon!«, drängte Lily und spürte, wie ihr Herzschlag sich beschleunigte.
»Ähm… Ja, aber… Mein Dad meinte…«
»Frank, spuck’s aus!«
»James’ Dad ist im Mungo!«, platzte es schon aus Alice heraus und Lily schnappte erschrocken nach Luft. Alice, die diesen Ausbruch scheinbar hatte unterdrücken wollen, lief jetzt kirschrot an und sah zu Boden, vor allem, als Frank ihr einen tadelnden Blick zuwarf.
»Was ist denn passiert?«, fragte Lily. Automatisch hatte sie die Stimme gesenkt, obwohl sich nur ein paar herumschreiende Zweit- und Drittklässler in den Gängen tummelten.
»Du erinnerst dich doch bestimmt noch an die beiden Auroren, die letztens gestorben sind.«, sagte Frank ebenfalls mit gesenkter Stimme und sah sich unbehaglich um. »Sie gehörten doch zu der Einsatztruppe von James’ Dad. Hat er sich nicht gewundert, warum sein Dad nicht bei dem Einsatz dabei war?«
Lily begriff und schluckte. James’ Dad war bei dem Einsatz dabei gewesen. Er war aber nicht erwähnt worden, weil er nicht gestorben ist.
Noch nicht.
»Wie geht es ihm?«
»Ich weiß es nicht.« Frank zuckte mit den Schultern. »Es wird immer schwerer aus meinem Dad Informationen herauszuquetschen. Ein falsches Wort und er hat entweder eine Meute Todesser oder einen Gerichtsprozess am Hals.«
Langsam nickte Lily. Sie hatte damit gerechnet, irgendwie, und trotzdem war sie erschrocken. »Ich muss es James…«
»Nein Lily!« Alice griff nach ihrem Arm. »Seine Mutter wird schon wissen, was sie tut! Es gibt sicher einen Grund dafür, dass sie ihm nichts sagt!«
Entsetzt sah Lily sie an. »Aber ich kann doch nicht so tun, als wäre nichts!«
»Eigentlich geht dich das überhaupt nichts an, Lily.«, brummte Frank und griff nach Alice’ Hand. »Mach Mrs Potter nicht noch mehr Probleme als sie sowieso schon hat.« Er wollte seine Freundin schon weiter ziehen, aber Lily trat ihr schnell noch einmal in den Weg.
»Alice, was ich dich noch fragen wollte… Das Einhorn…«
»Ja?« Bei der Erinnerung daran fasste sie sich unbewusst an die Stirn. Von dem Stoß war nur noch eine leichte Blutkruste übrig.
»Hast du… Hast du auch diese… Stimmen gehört?«, fragte Lily leise in ihr Ohr, damit Frank sie nicht hörte. Die Frage war ja nun wirklich nicht alltäglich, sie klang wie die, einer Verrückten, aber Lily musste einfach fragen.
»Stimmen?« Alice überlegte kurz, schüttelte den Kopf. »Nein, was für Stimmen?«
Für einen Moment konnte Lily ihre Enttäuschung nicht gut verbergen, doch dann hatte sie sich schon wieder im Griff und lächelte ihre Befangenheit fort.
»Ach, nicht so wichtig! Vergiss es einfach! Und danke.« Sie lächelte Frank ein letztes Mal zu und beeilte sich dann, noch rechtzeitig zu Alte Runen zu kommen. Miriam fragte nicht, was sie mit Alice beredet hatte und Lily war ihr dankbar dafür. Sie musste jetzt vor allem nachdenken.
Sollte sie James wirklich nicht sagen, warum er keine Briefe von seinen Eltern bekam?
Waren Franks Informationen überhaupt zuverlässig?
Was sollte das bedeuten: Das Schicksal ersucht dich? Hatte sie sich die Stimmen vielleicht nur eigebildet?
Am Ende der Stunde fasste sie einen Entschluss: Sie würde mit Sirius reden.
Schnell packte sie ihre Sachen zusammen, rief Miriam ein »Bis gleich!« zu und rannte los. Sie musste Sirius irgendwie abpassen, je schneller, desto besser. Er kannte sowohl James, als auch seine Eltern sehr gut, er wusste, was zu tun war.
Sie hatte kein Glück. Sirius kam mit James und Peter aus dem Klassenzimmer geschlendert, scheinbar kurz vor dem Einschlafen. James strahlte ihr entgegen und ihr Gewissen wog plötzlich Tonnen. Er nahm ihre Hand, fragte lachend, ob sie ihn denn so sehr vermisst habe. Lily lächelte nur und sah zu Boden. Hoffentlich merkte er ihr ihr Unwohlsein nicht an.
Peter und Sirius schienen nichts zu merken. Sie schlürften den Gang entlang, als hätte Zeit keine Bedeutung. Lily versuchte mehrmals mit Sirius Blickkontakt aufzunehmen und ihm klar zu machen, dass sie mit ihm reden wollte, aber er sah sie nur verwirrt an und fragte, ob er was im Gesicht habe.
Zu allem Überfluss fragte James sie auch noch, ob sie in Geschichte der Zauberei neben ihm sitzen wolle. Lily lächelte nur, was James als ein ›Ja, gerne‹ anerkannte und schon hatte Sirius mit ihr die Plätze getauscht. Peter schlief in G.d.Z tief und fest, während Remus kleine Comics auf sein Pergament zeichnete (und sie hatte immer gedacht, er würde mitschreiben!). Aber James schien heute keinen Gefallen an einem Mittagschläfchen zu haben. Sein Blick ruhte pausenlos auf Lily, genauso wie seine Hand, die ihren Oberschenkel auf und ab strich. Binns schenkte ihnen zwar keinerlei Aufmerksamkeit, genauso wenig wie irgendjemand anderes im Raum, trotzdem war es Lily höchst unangenehm. Nicht, weil sie fand, dass so was während des Unterrichts fehl am Platz wäre, an einem anderen Tag hätte sie diese Ablenkung von Binns Gerede vermutlich sehr willkommen geheißen. Es war unangenehm, einfach weil sie wusste, dass sein Vater im Sterben lag und James es nicht einmal ahnte.
Sie wollte schon sagen: ›James, Liebling, es gibt da etwas, was du wissen solltest…‹, als er ihre Feder nahm und auf ihr Pergament Te quiero mucho schreib. Da konnte sie es einfach nicht mehr sagen, weil sie wusste, dass er dann lange nicht mehr in dieser Stimmung sein würde. Und wenn sein Vater wirklich sterben sollte, würde es sehr lange sein.
Sie kam sich verräterisch und selbstsüchtig vor, als sie ihre Hand auf sein Bein legte und seine Streicheleinheiten erwiderte. Seine Küsse nach dem Unterricht in einem leeren Gang wogen schwer auf ihrem Gewissen und sie klammerte sich wie eine Ertrinkende an ihn, um nicht zerdrückt zu werden.
»Lass uns zusammenziehen!«, platzte es aus James heraus, als sie sich kurz lösten, um Luft zu schnappen.
Lily blinzelte überrascht. »Was?«
»Zusammenziehen.« Er grinste verlegen. »Du, ich, Panna Cotta, unsere eigene Wohnung, irgendwo…«
»Irgendwo.«, wiederholte sie und senkte den Blick. »â€¦ Ich hab kein Geld, James.«
»Wir verdienen welches!«
»Ausbildungsjahre sind miserabel bezahlt… Und die Akademie…« Sie biss sich auf die Lippen. Fünfhundertvierzehn Galleonen, dachte sie und seufzte.
»Das wird schon. Sie muss ja nicht groß sein.«, erwiderte James, drückte ihr noch einen Kuss auf den Mund. Sie wollte ihm nicht sagen, dass sie den Plan für unrealistisch hielt. Sie wollte ihm nicht sagen, dass sie vorerst auf eigenen Füßen stehen wollte. Nicht heute, nicht in nächster Zeit.
Vielleicht nie.

Eigentlich wollte Sirius Black in der Mittagspause nur kurz auf die Toilette gehen, bevor er mit seinen Freunden ›Operation lecker« durchführte, aber als er an einem Besenschrank vorbei lief, ging die Tür plötzlich auf und Sirius wurde – ob von einer Hand oder von einem Zauber wusste er nicht – innerhalb einer Sekunde hereingezerrt.
»Hey!«, rief er erbost in die Dunkelheit und dachte schon, es wäre seine verrückte Freundin, die ihm da aufgelauert hatte, als ein Zauberstab aufleuchtete und das Gesicht von Lily Evans in der Dunkelheit erschien.
Sirius hob überrascht die Augenbrauen. »Lily?«
»Ich muss mit dir reden.«
Er seufzte tief und legte Lily besänftigend die Hände auf die Schultern. »Ich hab schon geahnt, dass das mal passieren würde.«
Jetzt sah sie ihn überrascht an. »Du hast es geahnt?«
»Ja.«, wieder seufzte Sirius. »Aber du bist James’ große Liebe, Lily. Außerdem bin ich mit Miriam zusammen. Ich glaube, wir würden viele Menschen damit nur unglücklich machen.«
Da verdrehte sie die Augen. »Spinner!«, schimpfte sie. »Ich bin nicht hier, um mit dir rumzumachen!«
»Nicht?« Sirius zog misstrauisch die Augenbrauen zusammen. »Was macht man sonst in einer Besenkammer?«
»Reden?«
»Oh, bitte!« Er verdrehte die Augen.
»Doch, Black, du hörst mir jetzt zu!« Schnaubend packte sie seine Schulter. »Außerdem würde das mit uns sowieso nicht klappen.«, fügte sie dann noch hinzu. Sirius wollte schon darauf eingehen, aber sie sprach schnell weiter. »Ich hab Frank und Alice versprochen, James nichts zu sagen, aber ich kann das nicht für mich behalten. Und weil du sein bester Freund bist und seine Eltern ebenfalls gut kennst dachte ich, es wäre das beste, mich an dich zu wenden.«
»Aha?«, machte Sirius, wieder misstrauisch und neugierig. Was hatte der Rotschopf vor James zu verbergen? Er konnte sich nichts vorstellen, was sie mit ihm besser bereden konnte als mit James. Zumal Alice und Frank wohl auch noch eine Rolle spielten… So tief wie Lily Luft holte und wie schwer es ihr fiel, es zu sagen, musste es schon ein ganz schöner Hammer sein.
»James’ Dad ist… Bei einem Einsatz schwer verletzt worden und liegt im Mungo.«, brach sie hervor und schloss die Augen. Die Nachricht traf Sirius völlig unvorbereitet und für einen Moment wurden seine Knie weich wie Pudding. Nur mit Mühe schaffte er es, auf den Beinen zu bleiben, während vor seinem inneren Auge schon die schlimmsten Szenen vorüberzogen: James’ Dad im Mungo in einem Bett, überall Heiler, die an ihm herum zauberten, Miranda weinend, der Heiler, der sagte, sie hätten nichts mehr für ihn tun können…
»Seit wann?«, brachte er mit Mühe heraus und versuchte sich wieder auf Lily zu konzentrieren.
Hilflos zucke sie mit den Schultern. »Ein paar Tagen?«
»Wieso? Was ist passiert? Wie geht es ihm?« Endlich fühlte Sirius seinen Körper wieder. Er packte Lilys Schultern, schüttelte sie, als könnte er so die Antworten aus ihr herauspressen. »Wieso haben wir davon nichts mitgekriegt?«
»Ich weiß es nicht!«, keuchte sie und versuchte sich aus seinem Griff zu befreien. »Sirius, ich weiß es nicht! Hör auf! Sirius!«
Endlich ließ er sie los, taumelte einen Schritt zurück und ließ sich auf einem der Putzeimer sinken. Plötzlich hatte Lily Zweifel, ob es wirklich so klug gewesen war, Sirius um Rat zu fragen.
»Soll… soll ich es James sagen?«, fragte sie leise und schlang die Arme um die Brust, auf einmal schien es so kalt in der Putzkammer.
Es brauchte eine halbe Ewigkeit, bis Sirius sich wieder aufrichtete und den Kopf schüttelte. »Nein. Mom-… Miranda hat schon immer versucht, James vor allem zu beschützen.«
Lily schluckte. »Das heißt, wir sollen so tun, als wäre nichts?«
Einen Moment lang schwieg Sirius wieder. »Miranda muss erfahren, dass wir es wissen. Sie soll entscheiden, ob James es erfahren soll. Und wie er es erfahren soll.« Seine Stimme war so emotionslos, wie Lily sie noch nie erlebt hatte.
»Aber… Ihn belügen das ist… Das kommt mir falsch vor!«
»Hör zu, Lily«, Sirius legte die Hände wieder an ihre Schultern, diesmal sanfter. »Ich werde Miranda sofort eine Eule schicken. Sie weiß selbst, dass… wenn sein Dad stirbt, ohne dass James sich von ihm verabschieden konnte… Wenn er erfährt, dass wir es wussten, wird er es uns nie verzeihen.« Sirius biss sich auf die Lippen. »Wir warten Mirandas Antwort ab.«
»Und wenn es dann schon zu spät ist?«, flüsterte Lily, weil sie die Worte nicht laut aussprechen wollte, nicht konnte.
»Wir werden sehen.«, murmelte Sirius, dann griff er nach dem Türknauf. Mit den Gedanken schon bei dem Brief stieg er aus der Besenkammer, Lily folgte ihm und blieb wie angewurzelt stehen.
Julia Parker sah die beiden mit großen Augen an. Sie war wohl gerade an der Besenkammer vorbei gelaufen, als Sirius die Tür geöffnet hatte.
Ausgerechnet Julia.
Noch bevor sie in ihrer üblichen Manier herumschreien konnte, war Lily schon auf sie zugesprungen und hielt ihr den Mund zu. »Es ist nicht so, wie du denkst!«, meinte sie schnell und sah sich im Korridor um, aber außer Julia schien niemand mehr da zu sein.
Julia sah sie erschrocken an, nickte und Lily ließ sie mit einem Seufzer los.
Für einen Moment war Julia tatsächlich still. Aber dann rief sie schon: »Lily, wie kannst du nur! Black ist do-« Schnell presste Lily wieder ihre Hand auf ihren Mund.
»Sch! Julia, hör auf hier so rum zu schreien! Warum musst du immer so rumschreien?«, zischte Lily und sah sich unbehaglich um.
»Mhhmmh hmmh hmm!«, machte Julia und funkelte Lily an.
»Was?«
Sie fegte ihre Hand fort. »Ich schreie doch gar nicht!«
»Doch, du schreist.«, mischte sich Sirius ein und schüttelte über das Mädchen den Kopf. »Du schreist bei jedem Wort. Das sagen wir dir schon seit Jahren!«
Empört schnappte Julia nach Luft. »Ich… Ich hab eben eine laute Stimme.«, meinte sie und verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust. Sirius verdrehte die Augen, verabschiedete sich kurz angebunden von Lily und ging dann ohne ein weiteres Wort den Korridor entlang. Nachdenklich sah Lily ihm nach.
»Also, eigentlich wollte ich mich ja bei dir entschuldigen.«, brummte Julia und lenkte Lilys Aufmerksamkeit wieder auf sich. »Aber angesichts der Tatsache, dass du mit Black…«
Lily seufzte. »Wir haben nichts miteinander, Juli, glaub mir.«
»Was machst du dann in einer Besenkammer mit ihm?«, fragte sie verwirrt und lief Lily nach, als sie sich in die entgegengesetzte Richtung von Sirius in Bewegung setzte.
»Er brauchte jemanden zum reden und ich bin seine beste Freundin, also…«
»Verstehe.«, meinte Julia sofort und Lily verkniff sich ein erleichtertes Aufatmen. »Dass das mit Clarefield und ihm nicht gutgeht habe ich ja gleich gewusst.«, redete sie weiter und Lily versuchte erst gar nicht, ihre Theorie richtig zu stellen, Julia konnte einem das Wort im Mund herumdrehen, bis zur völligen Verwirrung. Während Julia darüber redete, dass Miriam und Sirius noch zu unreif für eine Beziehung seinen, und Lily an James’ Dad dachte, gingen sie in den siebten Stock, wo sie sich vor der Treppe zu dem Gemeinschaftsraum der Ravenclaws verabschiedeten.
»Du solltest dich da wirklich nicht einmischen, Lily. Du könntest ziemlich zwischen die Fronten geraten… Obwohl, das wirst du sowieso.«, murmelte Julia nachdenklich.
»Das wird schon wieder.«, meinte Lily und schenkte ihr ein Lächeln. Gut, dass Julia so leichtgläubig war.
»Wollen wir’s mal hoffen.« Mit einem Grinsen sprang sie die Stufen hinunter und winkte Lily noch kurz über die Schulter zu.
Im Gemeinschaftsraum der Gryffindors war keine Spur von James und den anderen Rumtreibern zu entdecken und Lily war dankbar dafür, dass sie James nicht schon wieder gegenübertreten musste. Sie ging in die Mädchenschlafräume, um nach ihren Freundinnen zu sehen und traf Emily und Miriam tatsächlich dort an. Miriam lag in ihrem Bett und las einen Brief, während Emily vorsichtig den Film ihrer Kamera austauschte.
»Hey, wo warst du?«, fragte Miriam auch schon prompt und setzte sich auf, als Lily den Schlafsaal betrat. Emily sah nur kurz von ihrer Arbeit auf.
»Bei Julia.«, antwortete Lily und log damit nicht einmal. Sie setzte sich zu Miriam aufs Bett und federte ein bisschen auf und ab. Sie hätte Lust, ewig dazusitzen, auf und ab zu federn, gedankenlos, schwerelos, bedenkenlos…
»Parker?!« Miriam rümpfte die Nase. »Ehrlich Lily, was findest du an ihr?«
»Sie ist okay, Miri!«
»Sie ist eine Klette! Eine hirnlose Klette! Worüber redest du überhaupt mit ihr? Tauscht ihr eure Potter-Sexgeschichten aus?«
Lily verdrehte die Augen. »Auf die Idee kommst auch nur du, Miri!«
»Na ja, worüber soll man sonst mit Parker reden?« Miriam machte ein wirklich ratloses Gesicht.
»Zaubertränke.«, schlug Emily vor und fügte, als sie Miriam genervten Blick sah, hinzu: »Sie ist wirklich gut darin! Nicht so gut wie Lily oder Snape… Aber ähnlich wie Sirius und du.«
»Auf jeden Fall reden wir nicht über unser Liebesleben mit James.«, stellte Lily mit einem eindeutigen Blick zu Miriam klar.
»Solltet ihr aber.«, überlegte Miriam plötzlich. »Es könnte eure Freundschaft«, sie spuckte das Wort geradezu aus, »sonst gefährden. Und interessant wäre es vielleicht auch…«
»Ach, du spinnst doch!«, brummte Lily und warf einen Blick auf den Brief, den Miriam achtlos weggelegt hatte. »Post von deiner Mom?«
»Nja…«, brummte Miriam wenig begeistert und faltete den Brief wieder zusammen. Lily wartete einen Moment, ob Miriam den Brief weiter ausführen wollte, meinte dann: »Du solltest dich darüber freuen. Post von den Eltern ist nicht selbstverständlich.«
Miriam sah sie einen Moment lang nachdenklich an. »Ich könnte gut und gerne darauf verzichten, dass sie ihre Probleme auf mich ablädt.«, meinte sie dann kühl.
»Hast du das deiner Mom mal gesagt?«, fragte Emily und ließ ihre Kamera sinken.
»Hundert Mal.« Miriam seufzte und ließ sich wieder in die Kissen sinken. »Meine Eltern sind der Grund dafür, dass ich niemals Kinder haben will.«
»Das weißt du doch jetzt noch nicht.«, erwiderte Emily und klapperte mit der vollen Filmdose. »Wann glaubt ihr kommen wir wieder nach Hogsmeade? Ich will den Film schnellstmöglich entwickeln lassen.«
»Keine Ahnung.«, murmelte Lily und sah aus dem Fenster. Der Wald erstreckte sich bis zum Horizont, dicht und unheimlich düster. Irgendwo dort lauerte etwas, das den Schülern gefährlich werden konnte. Sie fragte sich, was das war, das Dumbledore nicht unter Kontrolle bringen konnte.
Miriam folgte ihrem Blick. »Da braut sich was zusammen.«, murmelte sie und Lily wusste nicht, ob sie nur die dunklen Wolken am Firmament meinte.


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