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Fanfiction

James Potter und andere Katastrophen - Kapitel 62

von Jojoi

Professor Horace Slughorn atmete einmal tief durch, als der Unterricht endlich beendet war. Dieser Kurs war bei weitem nicht der schlimmste, den er je unterrichtet hatte, doch die Rivalität zwischen Gryffindor und Slytherin war einfach nicht zu übersehen.
Die Schüler verließen das Klassenzimmer recht schnell und kichernd, einige erleichtert darüber, dass der Unterricht vorbei war. Horace verstand sie nicht. Begriffen sie nicht, wie wichtig der richtige Zaubertrank im richtigen Moment sein konnte?
Ein Schüler blieb zurück, ein Slytherin, der ganz offensichtlich noch mit ihm reden wollte, so verstohlen wie er zu ihm herüber schielte. Ein exzellenter Taubertrankbrauer, doch kein Naturtalent in Selbstdarstellung. Er würde es zu nicht viel Ruhm bringen, das sah Slughorn ihm an, dennoch hatte er ihn in den Slug-Club aufgenommen. Kleine Fische waren besser, als gar keine.
»Professor?«
»Mr Snape?« Slughorn wischte die wenigen Worte, die er auf eine kleine Tafel gekritzelt hatte, mit einem Zauberspruch davon.
»Professor, ich wollte Sie fragen… Die Ansprüche der Zaubertrankakademie…« Snapes Gesicht verschwand wie so oft hinter dem Vorhang aus schwarzen Haaren. Slughorn konnte über sein mangelndes Selbstvertrauen nur seufzen.
»Ich denke, dass Sie den Anforderungen…« Slughorn brach ab, als ein roter Haarschopf in sein Klassenzimmer stolperte. Lily Evans lächelte ihm verlegen zu, strich sich die Haare hinter die Ohren, sah dann Snape und ihr Lächeln verflog.
»Ich wollte nicht stören.«, sagte sie schnell, wandte sich schon zum gehen, doch Slughorn rief sie zurück.
»Nicht nötig, Miss Evans, was haben sie auf dem Herzen?« Im Gegensatz zu Severus Snape hatte Lily Evans großes Potential. Egal für welche Richtung sie sich entscheiden würde, sie würde es zu etwas bringen, das wusste Slughorn sofort, auch wenn es ihm am liebsten wäre, sie würde ihr geschicktes Händchen in Punkto Zaubertränke nicht vergeuden.
»Ich wollte Sie nur nach der Zaubertrankakademie fragen, aber das kann ich auch später.« Lily ging rückwärts auf die Tür zu mit einem verlegenen Lächeln, aber Professor Slughorn eilte ihr nach.
»So ein Zufall! Oder haben Sie sich mit Mr Snape abgesprochen?«
Überrascht sah Lily von ihm zu Snape und musterte diesen abschätzig. Der Slytherin wandte ihr schnell den Rücken zu.
»Kommen Sie, Miss Evans.« Slughorn legte ihr eine Hand auf die Schulter und manövrierte sie zu seinem Pult. Snape und auch Lily sahen zu Boden, sodass ihre Haare ihnen über die Schulter fielen, wie ein Sichtschutz um den anderen ja nicht ansehen zu müssen. Professor Slughorn runzelte einen Moment lang die Stirn. Früher waren die beiden Freunde gewesen, das wusste er und vermutlich hatten sie sich das Brauen gegenseitig beigebracht. Doch inzwischen hatte die Rivalität auch sie eingeholt.
»Ich bin mir absolut sicher, dass Sie beide den Anforderungen der Akademie in allen Punkten entsprechen.« Professor Slughorn ließ sich auf den Stuhl hinter seinem Pult nieder, um den beiden wenigstens etwas ins Gesicht sehen zu können. »Sie brauchen sich wirklich keine Gedanken machen. Wenn Sie wollen, könnte ich natürlich ein gutes Wort für Sie beide einlegen…«
»Wie ist die Akademie so?« Lily beugte sich etwas zu Slughorn herunter. »Sind die Prüfungen schwer? Hat man viel Freizeit?«
»Nun, die Ausbildung dauert in der Regel vier Jahre.« Professor Slughorn lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Ich habe den Unterricht immer als sehr angenehm empfunden… Besonders die experimentellen Teile! Miss Evans, diesen Teil der Ausbildung werden Sie lieben! Das entwickeln neuer Zaubertränke ist eine wichtige Aufgabe der Akademie.« Slughorn zwinkerte ihr zu. Lily Evans gehörte nicht zu den Schülern, die vorschriftsmäßig nach dem Lehrbuch brauten, obwohl sie sicherlich jedes Rezept auswendig kannte. Sie liebte das Experimentieren. Sie fühlte, welche Zutaten fehlten, welche Mengen sie verwenden musste, ohne sie abzumessen. Sie hatte einfach Talent, mehr als er einem Muggelgeborenen jemals zugetraut hätte. Er würde es sich nie eingestehen, aber in diesen Dingen war Lily selbst ihm überlegen.
Aber nicht nur ihr Talent begeisterte Slughorn, auch ihr Charme. Er hatte es nie jemandem erzählt, aber sie erinnerte ihn an seine Jugendliebe, eine schrecklich verklärte Erinnerung. Auch jetzt, da sie ihn anlächelte musste er wieder an sie denken. Und nicht nur Slughorn schien von ihrem Lächeln hingerissen, aus Snape hatte sich ihr zugewandt, ohne es zu merken seine schützende Mauer zum einstürzen gebracht.
»Sie meinen wirklich, ich solle es probieren, Professor?«, vergewisserte sich Lily noch einmal.
»Unbedingt, Miss Evans! Moment, irgendwo müsste ich noch eine Broschüre haben, zwar nicht mehr die neuste, aber…« Slughorn begann in seinem Schreibtisch zu kramen und allerlei leere Fläschchen kamen zum Vorschein. Lily hätte gerne kurz daran geschnüffelt, um zu erfahren, ob es kleine Schnapsfläschchen gewesen waren, aber sie wiederstand der Versuchung. Schließlich zog ihr Lehrer eine kleine, zusammengefaltete Broschüre aus einer Schublade. An einer Ecke war sie wohl mit Wasser oder etwas ähnlichem in Berührung gekommen und das sowieso schon zerknüllte Papier wellte sich. »Ich werde gleich nachher eine Eule losschicken, seien Sie unbesorgt, die Akademie wird sie mit offenen Armen empfangen!«, meinte er und mit einem strahlenden Lächeln nahm sie die Broschüre entgegen. Dem alten Horace Slughorn wurde ganz warm ums Herz.
»Danke, Professor!«, sagte sie und hüpfte dann mit federnden Schritten aus dem Klassenzimmer. Slughorn sah ihr in Gedanken versunken nach und hatte Snape längst vergessen, bis dieser sich von Slughorn abwandte und Lily aus dem Klassenzimmer folgte.
»Auch für Sie werde ich ein gutes Wort einlegen!«, rief Slughorn ihm hinterher, doch Snape meinte barsch: »Nicht nötig!« und knallte die Tür hinter sich zu. Er würde es auch ohne die Hilfe des alten Zaubertrankmeisters schaffen! Er war genauso gut wie Slughorn!
Mit schnellen Schritten lief er Lily nach. Sie hatte gleich Kräuterkunde, Snape kannte ihren Stundenplan auswendig. Er erhaschte ihre Hand, als sie gerade um eine Ecke gehen wollte und hielt sie fest. »Lily!«
Ihr Gesichtsausdruck war erst erstaunt, dann kühl, als sie ihn erkannte und schnell zog sie ihre Hand weg. »Ja?«
»Es tut mir leid.« Snape biss sich auf die Lippen, suchte in ihren wunderschönen Augen nach der Vergebung, nach der er sich so sehr sehnte. Für einen Moment musterte Lily ihn abschätzig von oben bis unten mit vor der Brust verschränkten Armen.
»Schön.«, meinte sie dann, wandte sich wieder zum Gehen mit ihrem hochmütigen Gesichtsausdruck, aber Snape hielt sie noch einmal fest.
»Hast du… Hast du darüber nachgedacht?«, fragte er und schluckte. Sein Mund war staubtrocken. Wieder traf ihn ihr prüfender Blick, diesmal war er jedoch nicht ganz so hart, milder, aber entschlossen. Der Anblick ihrer Augen verschlug ihm den Atem, wie so oft. Sie schaffte es immer wieder, ihm den Kopf zu verdrehen, dass ihm schwindelig wurde. Schon als er sie das erste Mal gesehen hatte auf dem Spielplatz mit ihrer Schwester hatte er es gewusst. Wie sie schaukelte, immer höher, lachte, kreischte, durch die Lüfte flog… Sie war ein Vogel, der sich vom Wind über die Erde treiben ließ.
»Ich liebe James von ganzem Herzen, Sev.«, sagte sie leise aber bestimmt, und in ihren Augen sah Snape den Kummer, den es ihr bereitete, ihm das Herz zu brechen. Nach allem, was er ihr angetan hatte, fühlte sie immer noch mit ihm. Dafür liebte Snape sie in diesem Moment sogar noch mehr als jemals zuvor, und das machte den Schmerz nur noch schlimmer. Er hatte gehofft, seine Arme könnten der Käfig sein, doch Potter war einfach der bessere Fänger.
Aber ein Vogel gehörte nicht eingesperrt, das wurde Snape plötzlich klar. Sie würde weiterziehen und Potter würde sie genauso verlieren.
Lily wandte sich um und ging, ohne sich noch einmal zu ihm umzuschauen, den Gang hinunter und diesmal ließ Snape sie gehen. Aber der Schmerz blieb. Und er wusste, es war ihre gerechte Strafe an ihm.

Lily konnte nicht nachvollziehen, wieso James Christin nicht einfach aus dem Team warf. Es gab noch andere, genauso gute Spieler wie Christin in Gryffindor, aber James bestand auf sie. »Der Sieg ist ihm wichtiger als du!«, bemerkte Miriam spitz, als Lily ihr ihr Leid klagte.
»Das ist nicht wahr, Miri!«, empörte sich Lily und ihre Freundin lachte.
»Noch ein Spiel Lily.« Miriam bestieg ihren Besen. »Ein Spiel, vier Trainingsstunden, also ungefähr noch zehn Stunden, dann muss er nichts mehr mit ihr zu tun haben. Das wirst du doch wohl aushalten?«
»Ja, schon…« Lily biss sich auf die Lippen und trottete neben Miriam her zum Quidditchfeld. »Aber… Sie ist immer noch eine Gryffindor! Wir werden sie ständig im Aufenthaltsraum sehen und…«
»Und sie darf dir und James beim knutschen zugucken.« Miriam flog Slalom und der Wind fuhr ihr durch die Haare. In ihren Quidditschklamotten sah sie wirklich ein bisschen aus wie ein Junge. »Wenn es dich so bedrückt, bleib das Training über doch einfach da! Potter wird sich freuen, Cornwall wird sich tierisch ärgern…«
»Ich kann nicht verstehen, dass sie eine Gryffindor ist!«
»Na ja… Früher fandest du sie ja ganz nett.« Miriam zuckte mit den Schultern und Lily erinnerte sich an damals zurück, als sie alle in einem Schlafsaal gewohnt hatten und Jungen noch nicht das Gesprächsthema Nummer eins gewesen waren. Damals hatte sogar Lily sich recht gut mit ihr verstanden und Miriam war die Außenseiterin gewesen…
Wenn das mit Mulciber nicht passiert wäre, zu wem wäre Lily dann wohl geworden?
Als sie am Stadion ankamen, landete gerade die Ravenclawmannschaft und die ersten rot-goldenen Spieler des Gryffindorteams erhoben sich in die Luft. Lily suchte einen Moment lang James bei den Spielern, die auf ihren Besen durch das Stadion rasten, doch er war noch am Boden mit einem Ravenclaw und besprach etwas mit ihm. Sie wollte gerade auf ihn zu laufen, da bemerkte sie plötzlich Julia Parker, die sich bei einem der Holztürme wie immer viel zu laut mit Andrew Howe unterhielt. Er trug die Mannschaftstrikots der Ravenclaws und Lily fragte sich, seit wann Howe der Mannschaft angehörte. Julia schien ziemlich aufgebracht und Lily wandte sich kurzentschlossen um und ging zu ihr.
»Es ist nicht fair, Andrew, nicht fair!«, rief sie gerade und stampfte wie ein trotziges Kind mit dem Fuß auf dem Boden auf.
»Was soll ich denn machen, Juli?« Howe klang genervt. Er stieg vom Besen und bemerkte dabei Lily, die nur noch ein paar Meter entfernt war.
»Was ist denn los?«, fragte sie und Julia fuhr herum. Doch statt wie sonst auf sie zuzustürmen und sie mit ihren Problemen zu bequatschen warf Julia ihr einen wütenden Blick zu und stapfte dann erhobenen Hauptes an Lily vorbei aus dem Stadion. Verwundert sah Lily ihr nach und Howe seufzte.
»Nimm es nicht persönlich.«, meinte er. »Sie kriegt sich wieder ein.«
»Was ist passiert?«
»Dumbledore hat uns verboten, die Hochzeit unserer Eltern zu besuchen nach dem was, na ja… Nach dem was bei dir passiert ist.« Howe sah zu Boden und kickte einen kleinen Kiesel vor sich her. »Mein Beileid, übrigens.«
»Danke.« Lily schluckte und sah ebenfalls nach unten.
»Ich geh dann mal, ich glaube, eure Mannschaft will trainieren.« Howe sah nach oben, wo die Gryffindors ihre Kreise zogen und zu ihnen herunter starrten wie die Geier.
»Seit wann spielst du eigentlich?«
Howe lächelte. »Das wüsste Potter wohl gerne, was? Bis dann, Evans! Und nimm Julia nicht zu ernst!« Damit ging er an Lily vorbei aus dem Stadion. Einen Moment lang sah Lily ihm verwundert nach, dann kam urplötzlich ein Besenflieger neben ihr zum Stehen und Lily taumelte erschrocken zurück.
»Hey, was wollte er?« James schien ein bisschen außer Atem zu sein und er musterte Lily auf eine Art und Weise, die sie nicht von ihm kannte.
»Er… hat mir sein Beileid ausgesprochen.« Sie wusste selbst nicht, warum sie nicht einfach alles sagte, vielleicht weil James sie etwas zu intensiv ansah.
»Ach so… Die Ravenclaws haben bei jedem Training andere Spieler. Tommy will seine Aufstellung einfach nicht preis geben…« James fuhr sich durch seine vom Fliegen völlig verwuschelten Haare. »Das nervt!«
Lily zuckte mit den Schultern. Tommy Johnes, Captain der Ravenclawmannschaft war sowieso ein etwas seltsamer Geselle. Noch nie hatte Lily ihn ohne Augenringe gesehen und wann immer man ihn antraf, er schien pausenlos unter Hochspannung zu stehen. Sein Kekskonsum überstieg Lilys Vorstellungskräfte und dennoch war er schlank und drahtig, was ihn laut Miriam zu einem schrecklich wendigen Flieger machte.
»Darf ich euch zusehen?«
Überrascht hob James die Augenbrauen. »Ist dir so langweilig?«
Lily antwortete nicht und James bot ihr an, sie auf eine der Tribünen zu fliegen. Sie wollte nicht vor allen anderen zeigen, wie viel Angst ihr das machte und willigte ein. Und obwohl James recht langsam und nicht gerade steil nach oben flog, krallte Lily ihre Finger in seine Schultern und traute sich nicht, die Augen zu öffenen.
»Wolltest du nicht fliegen lernen?«, fragte James sie und setzte zur Landung auf einem der Tribünen an. »Vielleicht sollten wir die Flugstunden mal wieder aufnehmen?«
»J-Ja, das wäre… ja.«, sagte Lily etwas atemlos, kletterte vom Besen und war froh, wieder relativ sicheren Boden unter den Füßen zu haben. James lächelte.
»Guck einfach nach oben.«, meinte er noch, dann raste er davon zu seiner Mannschaft, die bereits ungeduldig auf ihn wartete. Diesen Rat befolgte Lily nur zu gerne. Ein Mal hatte sie in der ersten Klasse von den Türmen nach unten geschaut und nur Miriams rohe Gewalt hatte sie dazu bewegen können, die Bänke los zu lassen und zwischen ihr und Emily wieder nach unten zu gehen…
Schon bald war Lily es leid den Spielern bei immer den gleichen Flugmanövern zuzusehen und holte die Broschüre aus ihrem Umhang, die Slughorn ihr gegeben hatte.
Die Akademie sah wirklich nicht schlecht aus. Rappelvolle Zutatenregale, riesige Kessel, helle Klassenzimmer, Studenten in violetten Umhängen. Sie grinsten Lily von dem Foto aus entgegen, ihre Kessel dampften.
Zweiundneunzig Galleonen kostete ein Schuljahr, die vollständige Ausbildung dauerte vier Jahre. Lily bezweifelte, dass sie dreihundertsiebzig Galleonen hatte oder über die Sommerferien erarbeiten konnte. Das Jahr begann am zwanzigsten September, endete am sechsundzwanzigsten Juli. Die Akademie befand sich in Edinburgh, fast hundertsechzig Meilen von James’ zu Hause und über dreihundert Meilen von London entfernt. Natürlich gab es das Flohnetzwerk und apparieren konnte sie auch, aber würde es wirklich Sinn machen, eine kleine Wohnung in der Winkelgasse zu mieten, so wie sie es eigentlich geplant hatte? Die Akademie bot Studentenwohnungen für drei Galleonen pro Monat, ein sehr verlockendes Angebot. Allerdings würde das auch den Gesamtpreis steigern auf fast fünfhundertvierzehn Galleonen, doch eine billigere Wohnung würde sie wohl nicht so leicht finden. Sie musste dringend herausfinden, wie viel Geld am Ende von Petunias Hochzeit noch für sie übrig geblieben war…
So oder so würde sie einen Job brauchen.
»Frank! Was hab ich dir über dich und Betty gesagt!«, grölte James über das Spielfeld und riss Lily grob aus ihren Gedanken. Sie kicherte, als sie Franks beleidigtes Gesicht sah und war damit nicht die einzige. Noch eine ganze Weile rechnete sie für sich selbst herum, überlegte, wo sie das Geld auftreiben konnte und ob sie vielleicht erst ganz arbeiten gehen sollte und dann auf die Akademie.
Aber irgendwann war sie das Grübeln leid, warf einen letzten Blick auf die Gryffindors, die hoch oben in den Lüften durcheinander flogen (James nannte es Flugmanöver, Lily nannte es Chaos) und ging zur Treppe, die den Turm hinunterführte. Sie wusste nicht, was ihren Blick zu dem langen hölzernen Pfeiler führte, aber es fiel ihr urplötzlich ins Auge, das Herz, und sie blieb stehen. Es war so groß wie ihre Hand und tief in das Holz geritzt. Weder das J noch das C waren besonders verziert, doch die geschwungenen Linien des Herzens erinnerten Lily sofort an ihre Initialen, die James so oft auf Pergament geschrieben hatte.
Natürlich war es lächerlich. Es gab und hatte immer millionen Schüler gegeben, deren Namen mit J oder C begannen. Trotzdem glaubte sie zu spüren, dass diese Buchstaben mit ganz bestimmten Namen verbunden waren.
»Quatsch, so ein Unsinn! Du spinnst!«, tadelte Lily sich selbst.
Aber sie blieb trotzdem stehen, starrte das Herzchen an und versuchte sich daran zu erinnern, wie James seinen Namen schrieb. Ähnelte dieses J seinem nicht ein bisschen?
Plötzlich polterte es auf dem Treppenabsatz über ihr und Lily fuhr herum.
»Hier bist du!« James warf sich seinen Besen über die Schulter und sprang die Stufen herunter. »Ich dachte schon, du bist die Treppe runter gefallen!« Er grinste, kam neben ihr zum Stehen und sah sie fragend an. »Was machst du denn?«
»Ich äh…« Lily konnte nicht verhindern, dass ihr Blick zu dem Herzchen wanderte. Er folgte ihrem Blick und Lily beobachtete sein Gesicht. Das Lächeln verschwand, ein leicht zweifelnder Ausdruck erschien in seinen Augen, doch er sagte nichts und sie konnte nicht mit Sicherheit wissen, ob er das Herz schon kannte oder gar selbst hinein geritzt hatte.
Lily sammelte sich. »Ist das Training vorbei?«
»Ja!« James nickte wieder mit einem leichten Lächeln. »Hat dir das Zusehen wenigstens ein bisschen Spaß gemacht?«
»Ein bisschen.«, räumte Lily ein und nahm seine Hand.

Am liebsten hätte sie mit Julia über das Herz gesprochen, aber die war ja sauer auf sie, völlig grundlos wie Lily fand. Dennoch konnte Lily ihre Enttäuschung verstehen, Julia hatte sich so auf die Hochzeit gefreut! Somit blieb ihr als Ersatz nur Miriam, die im Gemeinschaftsraum jedoch mehr Augen für Sirius hatte als für sie.
»Wir warten darauf, dass Frank endlich mit umziehen fertig wird. Was macht er da oben? Einen Mittagsschlaf?«, erklärte sie, als Lily fragte, was an Sirius heute so besonders war. Er saß mit Peter am anderen Ende des Gemeinschaftsraums und werkelte mit ihm an einer seltsamen schwarzen Kugel herum. Auch er warf immer wieder prüfende Blicke zur Treppe und zu Miriam.
»Hör zu, Lily.« Miriam klappte Lily ihr Kräuterkundebuch vor der Nase zu, dabei hatte sie so lange gebraucht, um die richtige Seite zu finden! »Was kann ein Junge an Christin finden?«
»Sie ist hübsch, klug, zu manchen Leuten ganz nett…«
»Etwas, das er an dir nicht finden kann!«
Lily überlegte einen Moment. »Spaß am Fliegen?«
»Freizügigkeit.«, beantwortete Miriam ihre Frage selbst und zog spielerisch an dem obersten Knopf von Lilys Bluse, der wie immer geschlossen war. »Und das ist auch ihre einzige Waffe! Denn hübsch, klug und ganz nett sind wir Gryffindors glaube ich alle!«
Lily schämte sich zutiefst für den prüfenden Blick, den sie zu Mary rüber warf. »Und was bringt mir diese Erkenntnis jetzt? Soll ich mich James zu Füßen werfen?«
»Nein, quatsch!« Miriam grinste. »Aber ich wette, wenn du mal mein Weihnachtsgeschenk auspacken würdest, wären sämtliche Gedanken an andere Frauen in Potters Hirn auf Nimmerwiedersehen auslöscht!«
Frank kam die Treppe herunter, gähnte und gesellte sich zu Alice und Mary zu den Sesseln. »Er hat bestimmt wirklich einen Mittagsschlaf gemacht.«, murrte Miriam, grinste aber, als Sirius auf sie zu schlenderte und erhob sich ebenfalls. »Wenn du mich jetzt entschuldigst Lily, ich muss den Gedanken an andere Frauen aus dem Hirn meines Freundes löschen!«
Nachdenklich machte Lily sich auf den Weg zu den Schulsprecherräumen. Miriams Weihnachtsgeschenk, das hatte sie schon fast vergessen! Dennoch zweifelte sie an Miriams Theorie. Andererseits hatte sie jedoch mehr Erfahrung mit Jungen als Lily…
James saß im kleinen Gemeinschaftsraum, die Füße auf dem Tisch, ein Buch auf dem Schoß und die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Er warf Lily nur einen kurzen Blick zu, seine Haare waren noch nass vom Duschen.
»Was machst du?«, fragte Lily und warf ihre Schultasche mit dem Kräuterkundebuch auf das Sofa.
»Ich versuche mir Zaubertränke einzuprägen…«
»Ernsthaft, du lernst? Freiwillig?«
James warf ihr einen genervten Blick zu. »Ja, stell dir vor!«
Sie lachte und verschwand in ihrem Zimmer. Scheinbar hatte James jetzt doch noch die Prüfungsangst gepackt…
Einen Moment lang zögerte sie noch, dann ließ sie Miriams Weihnachtsgeschenk von dem Schrank herunterfliegen. Mit einem Zauber entfernte sie die Staubflusen und betrachtete die Reizunterwäsche noch einmal mit gerunzelter Stirn. Sie hatte sie nie anprobiert, sondern sofort in die hinterste Ecke ihres Zimmers verbannt, aber jetzt packte sie doch die Neugier. Ob ihr das Teil wohl wirklich stand?
Sie überprüfte noch einmal leise, ob James wirklich lernte, aber er schien tatsächlich in sein Buch vertieft zu sein. Dann hexte sie sich einen großen Spiegel herbei, den sie gegen den Schrank lehnte. Einen Moment lang brauchte sie wirklich um zu verstehen, wo bei diesem Hauch von Nichts oben und unten, vorne und hinten war, dann zog sie sich um und betrachtete sich kritisch im Spiegel. Ihre bleiche Haut bildete einen ziemlichen Kontrast zu der schwarzen Spitze, ebenso ihre roten Haare. An sich war ihre Vorderansicht ja nicht schlecht, aber niemals würde sie sich James so zeigen, es passte einfach nicht zu ihr. Lily drehte sich einmal um sich selbst, begutachtete sich dabei im Spiegel und fand, dass ihr Hintern irgendwie größer aussah in diesen Klamotten.
Während sie noch darüber nachdachte, woran das liegen könnte, ging die Zimmertür auf und sie erstarrte vor Schreck.
James schlürfte mit einem Buch vor der Nase, dem anderen in der Hand in ihr Zimmer. »Lily, in dem einen Buch steht, ich brauch Marangonenblätter für den Unsichtbarkeitstrank und in dem anderen…« Er verstummte sofort, als er über den Buchrand hinwegsah. Für einen Moment starrten sie sich beide überrascht an, dann wanderten James’ Augen von oben nach unten und wieder zurück. Lily erwachte aus ihrer Starre, griff nach ihrer Bettdecke und versuchte sich dahinter zu verstecken. Blöd nur, dass die Hauselfen die Betten immer sehr, sehr sorgfältig machten und so kämpfte sie einen Moment mit der Decke, bis sie sie endlich unter der Matratze hervor gezerrt hatte.
»Ähm… ja, Marangonenblätter…«, sagte sie, kirschrot im Gesicht und versuchte die Decke um sich zu wickeln, wofür sie noch weiter an ihr zerren musste. »Was sagt das andere Buch?«
»Es sagt…« James beobachtete ihren Kampf weiter, musterte sie immer noch völlig perplex und als Lily ihm ins Gesicht sah, dachte sie, dass Miriam recht hatte: Der Gedanke an andere Frauen war definitiv gelöscht worden. Vermutlich waren überhaupt alle rationalen Gedanken gelöscht worden.
Verlegen strich sie sich die Haare hinter die Ohren. »Ähm… Also, ich glaube, du brauchst die Blätter einer Marangonenfrucht… Du musst sie zerkleinern und trocknen… Glaube ich.«
»Da steht irgendwas von…« Hilflos sah James auf die Bücher in seinen Händen hinab, als wüsste er nicht mal mehr, warum er in Lilys Zimmer gekommen war. »Mango?«
»Druckfehler?«
»Möglich…«
Wieder starrten sie sich an, Lilys Herz überschlug sich. Wann war ihr das letzte Mal etwas so dermaßen peinlich gewesen?
»Ach, egal.«, meinte James plötzlich grinsend, warf die Bücher auf den Boden und ehe Lily sich versah war er schon bei ihr, seine Hände an ihren Hüften, sein Kopf knapp über ihrem. »Seit wann trägst du denn solche Sachen?«
»Miriam…« Lily schluckte. »Ich dachte, ich probier ihr Geschenk mal an…« Sein Gesicht kam näher an ihres, vermutlich interessierte ihn ihre Antwort gar nicht, aber sie fügte trotzdem schnell hinzu: »Aber es passt nicht!«
»Warum nicht?«
»Mein Hintern wirkt so… fett.«
»Ach ja?« James nahm ihre Hände, mit der sie die Decke fest hielt, wickelte Lily aus und betrachtete sie dann noch einmal ausführlich. Bitte, bitte lass es ein Traum sein!, dachte Lily immer noch hochrot im Gesicht und langsam bildeten sich hektische Flecken auf ihrem Körper aus. Wie sollte sie aus dieser Situation nur wieder raus kommen?
»Ich finde ihn sehr schön.«, meinte James nach ausführlicher Betrachtung und strich mit seiner Hand darüber.
»Ich komme mir so… nuttig vor.«, hörte Lily sich sagen und biss sich auf die Lippen. Warum musste sie das jetzt auch noch so austreten? Konnte sie sich nicht einfach wieder anziehen?
»Nuttig?«, wiederholte James amüsiert, beugte sich zu ihr herunter und küsste ihren Hals. »Du gehst doch damit nicht durch das Schloss, oder?«
»Nein, auf keinen Fall!«
»Dann hast du auch keinen Grund dazu, dich nuttig zu fühlen.«, meinte James, umschlang sie mit seinem Arm und ehe Lily sich versah küsste er sie schon leidenschaftlich. Hitze und Kälte wechselten sich plötzlich in ihrem Körper ab. Die Art und Weise, wie James sie ansah, wie er sie berührte… Von einem Moment auf den anderen hatte sich diese oberpeinliche Situation völlig verändert, aber vielleicht wäre ihr peinliches Schweigen doch lieber gewesen. Sie fühlte sich überrumpelt, so plötzlich von James’ Lust attackiert, dass sie nicht wusste, wie sie damit umgehen sollte. Sie versuchte mitzuspielen, schloss die Augen, ließ sich streicheln, aber ihr Körper konnte und wollte sich nicht entspannen.
»James, warte!«, keuchte sie und kam sich so lächerlich vor. Sie hatte schon einmal mit ihm geschlafen, warum sträubte sich jetzt alles in ihr dagegen?
»Worauf?«, fragte er leise, seine Hände waren überall, sein Mund bedeckte ihre Schultern mit Küssen.
»Ich… Ich…«
Aber James gab ihr keine Chance, die richtigen Worte zu finden. Ungeduldig hob er sie plötzlich hoch, ließ sich mit ihr aufs Bett fallen, versuchte diese wenigen Stofffetzten von ihrem Körper zu entfernen.
»James, h-hör mal, ich…« James zog sich sein T-Shirt über den Kopf und Lily verstummte. Etwas schnürte ihr die Kehle zu und sie konnte nicht mehr sprechen. Ihr Vater hatte ihr früher gesagt, wenn sie in Not war, solle sie laut ›Freibier!‹ rufen, doch jetzt kam ihr das irgendwie unpassend vor…
Sanft küsste James sich zu ihrem Bauch hinunter und sie krallte die Hände in das Bettlaken. »Nicht…«
»Hast du den Trank nicht genommen?«, fragte er unvermittelt und verwirrte Lily nur noch mehr.
»Was?«
»Den Verhütungstrank!«
»Doch, aber…« Lily verstummte. »Ich meine: nein, habe ich nicht!«, sagte sie dann schnell, froh darüber, dass er ihr eine passende Ausrede lieferte, aber James’ Küsse blieben feurig. Er nahm nur eine Hand von ihrem Körper und zog seinen Zauberstab aus seinen Gürtelschlaufen. Ein paar Sekunden später nur schlug ihm sanft die Kondompackung aus seinem Zimmer gegen den Kopf.
Langsam aber sicher bekam Lily die Krise.
»Nein, James, ich…«
»Lily, achtzig Prozent werden schon ausreichen!« Er lachte leicht, zupfte an dem dünnen Stoff.
»James, ich will das jetzt nicht!« So stark sie konnte schob sie ihn von sich. Überrascht sah er in ihr strenges Gesicht, ließ die letzten Minuten revuepassieren und fragte sich, was er falsch gemacht hatte.
»T-tut mir leid.«, murmelte er schließlich und erhob sich schnell. Lily griff sofort nach der Bettdecke und warf sie sich über. Jetzt, wo er sich zurück zog ging es ihr gleich viel besser, trotzdem stand ihr Körper noch unter Strom. James begriff. Er war ihr wiedermal zu nah gekommen.
»Tut mir leid!«, wiederholte er, griff nach seinem T-Shirt und zog es sich über. »Tut mir leid!« Und dann flüchtete er aus ihrem Zimmer.

In der Jungentoilette spritzte James sich erst einmal kaltes Wasser ins Gesicht und versuchte, sich zu beruhigen. Er hatte ihre Signale schon wieder falsch gedeutet. Warum passierte ihm das bei Lily nur ständig? Immer wenn er glaubte, ihr nah zu sein, war sie ihm so fern wie ein Stern! Frustriert schlug er gegen den Spiegel, dass er zersplitterte. Glas bohrte sich in seine Hand und er fluchte. Ein paar Zaubersprüche später zeugte nichts mehr von dem Zwischenfall. Vor Wut schnaubend verließ James das Klo wieder. Er war nicht sauer auf Lily, er war sauer auf sich selbst. Schließlich hatte er Lily versprochen, mehr auf sie einzugehen, ihr Zeit zu lassen und die Zeit, die sie brauchte war noch nicht vorbei. Das verstand er jetzt, aber er hätte es schon vorher wissen müssen, dass es nie vorbei war.
»Aber es ist doch nicht Lilys Schuld!«, hörte James plötzlich jemanden sagen - einen Jungen - und er blieb stehen. Rechts ging ein Korridor ab in Richtung Treppenhaus. Wer auch immer gesprochen hatte, befand sich sicherlich in diesem Korridor.
»Trotzdem!«
Oh nein. James seufzte. Er kannte diese Stimme. Dieses ›trotzdem!‹.
»Wenn Dumbledore es für zu gefährlich hält, ist es das vielleicht auch!«, sagte der Junge und als James leise um die Ecke bog, erkannte er Andrew Howe und Julia Parker. Sie starrten beide aus einem Fenster hinaus in die Dämmerung.
»Wir sind keine Muggelstämmigen, Andrew! Was soll uns schon passieren?«
»Nja, aber unsere Blutlinien sind nicht so rein, wie die der Blacks oder der Malfoys. Dumbledore hat recht, es gibt keine Garantie, dass wir sicher sind!«
»Mom hat doch Wachleute organisiert!«
»Oh, Julia.« Howe stöhnte tief auf und James konnte es ihm nicht verübeln. Parker war ein Dickkopf, wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, passte nichts anderes mehr hinein. Inzwischen hatte er begriffen, um was es ging: Um die Hochzeit ihrer Eltern. Remus hatte irgendetwas davon geredet…
»Wenn Lily doch nur nie auf diese dämliche Hochzeit ihrer blöden Schwester gegangen wäre. Sie kann sie sowieso nicht leiden!«, meckerte Parker dann und vermutlich lag es an der Wut, die sowieso schon in seinem Magen brodelte, die James plötzlich dazu brachte, Parker über den ganzen Korridor hinweg anzuschreien.
»Ach, glaubst du, es hat ihr Spaß gemacht, ihre Verwandten sterben zu sehen?!«
Parker und Howe fuhren herum.
»Glaubst du, es war toll gegen die Todesser zu kämpfen?« Wütend marschierte er auf die beiden zu und Parker sah ihn entgeistert an. »Glaubst du, das war die Hochzeit wert?«
Er war vor ihnen angekommen, durchbohrte Parker mit seinem Blick und sie schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen und warf Hilfe suchende Blicke zu Howe.
James senkte die Stimme. »Warum lernst du nicht aus den Fehlern anderer, Julia?«
»Das geht dich nichts an, James!«, meinte sie dann mit gestrafften Schultern. Wie beim Militär, hatte Sirius mal gesagt, Kopf hoch, Schultern zurück, Brust raus, genau so wappnete Parker sich gegen einen Streit.
»Es geht mich sehr wohl etwas an, wenn du wegen so einer Sache wütend auf meine Freundin bist!« James verschränkte die Hände vor der Brust. »Deine Einstellung würde sie nämlich bis aufs Tiefste verletzten!«
»Ganz ruhig, Potter.« Howe ging zwischen die beiden Streithähne und legte beiden beruhigend eine Hand auf den Arm. »Juli und ich haben uns schon dazu entschieden, nicht hin zu gehen und Dumbledores Entscheidung zu respektieren.«
Parker sah ihn zwar nicht so an, als hätte sie sich dafür entschieden, schwieg aber.
James nickte leicht, fegte dann Howes Hand von seinem Arm und wandte ihnen den Rücken zu. »Verzogene Göre!«, knurrte er noch über die Schulter und ging. Das war unnötig, das wusste er selbst, aber es ging ihm danach gleich schon viel besser. Er beschloss seine Freunde zu suchen, ein bisschen mit ihnen rum zu hängen. Vielleicht war Lily auch bei ihnen, dann könnte er sich gleich entschuldigen.

Als James den Schulsprechergemeinschaftsraum betrat, saß Lily am Tisch und lernte wie so oft. Beinahe ging sie unter in den Bergen aus Büchern und Pergament, vermutlich lernte sie schon seit Stunden, während er seine Zeit mit Peter beim Herumstreunen totgeschlagen hatte.
»Hey!«, sagte James, aber Lily sah nicht auf. Ihr Haar verhing ihr Gesicht wie ein Schleier und verhinderte, dass er sie sehen konnte. Sein Herz wurde wieder etwas schwerer, er hatte gehofft, dass die Zeit einfach alles wieder ins Lot rücken würde. Leise seufzend verschwand er einige Minuten im Bad, und als er wieder rauskam saß Lily noch tiefer über ihr Pergament gebeugt da, doch sie schrieb nicht.
Sie wartete darauf, dass er ging.
»Wie lange lernst du schon?«, fragte er und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Sie zuckte teilnahmslos mit den Schultern, ließ ihre Feder übers Papier kratzen. Langsam kam er näher, Lily machte sich eilig wieder an die Arbeit. Kurz überflog James das Pergament, das sie beschrieben hatte. Hier und da hatten Wassertropfen die Tinte verwischt.
Sie weinte.
Bedrückt machte James kehrt, verschwand in seinem Zimmer, sah sich kurz um nach irgendetwas, das sie aufheitern könnte. Seine umfunktionierte Wahrsagerkugel kam ihm in den Sinn und kurz suchte er in seinem Schrank danach. Als er sie gefunden hatte, dachte er an ein ruhiges, schönes Lied, eines, das seine Mutter gerne auf dem Klavier gespielt hatte, dann schüttelte er die Kugel und schon klangen die sanften Töne durch das Zimmer.
Lily sah schnell wieder nach unten, als er den Raum erneut betrat. Die Kugel klemmte er vorsichtig zwischen zwei Bücherstapel, dann wandte er sich Lily zu und streckte ihr die Hand entgegen. Erst sah sie sie gar nicht durch ihren Vorhang aus Haaren, doch dann unterbrach sie ihr Schreiben und wandte den Kopf.
»Na los, komm schon!« James lächelte schräg und hoffte, er seine Nervosität war ihm nicht anzusehen. Doch Lily nahm seine Hand nicht. Seufzend beugte James sich über sie, nahm ihr die Feder aus der Hand und zog sie sanft auf die Beine. »Nur ein Tanz.«, bat er leise, wie damals vor fast einem Jahr und zog sie weg vom Tisch dorthin, wo sie etwas Platz hatten. Lily starrte auf ihre Schuhspitzen und rührte sich nicht, bis James seinen einen Arm um sie schlang und ihre Hand in seine nahm. Dann endlich nahm sie Tanzhaltung ein, ohne jedoch aufzusehen.
James schloss kurz die Augen, hörte auf die Musik und machte dann im Takt einen Schritt zur Seite, dem Lily eilig folgte, sie war nicht leicht zu führen.
»Du hast für heute genug gelernt.«, flüsterte er in ihr Haar und vergrub sein Gesicht kurz darin. »Das bringt dich sonst nur durcheinander.«
Sie schwieg und er wusste, dass sie nur gelernt hatte, um sich von ihm abzulenken. Das tat sie oft, wenn sie Probleme hatte, über die sie nicht nachdenken wollte. Oftmals hatte er sie nach einem Streit mit ihren Freundinnen in der Bibliothek angetroffen. Sie hatte sich in all den Jahren in Hogwarts kaum verändert.
»Vorhin hab ich mich mit Julia gestritten.«, murmelte James dann, weil die Stille zwischen ihnen so erdrückend war.
Endlich hob sie den Kopf an. »Weshalb?«
»Weil sie sich mal wieder etwas völlig unsinniges in den Kopf gesetzt hat.« James seufzte, strich Lily die Haare aus dem Gesicht. Sie wollte wieder zu Boden schauen, aber er hielt ihr Gesicht fest, flüsterte: »Es tut mir leid.«
Leicht schüttelte sie denk Kopf. »Nein, ich… Es tut mir leid.«
»Das muss es nicht.« Sanft legte er beide Arme um sie und zog sie an seine Brust. »Wir sind ein Team, Lily. Es ist mir wichtig, dass du immer ehrlich zu mir bist.«
Sie nickte leicht, legte den Kopf an seine Brust und schloss die Augen. Sanft wiegte James sie hin und her, streichelte ihren Rücken auf und ab.
»Das mit den Flugstunden war übrigens ernst gemeint.«, murmelte er dann in ihr Haar und atmete tief ihren Duft ein. Sie roch süß nach Früchten und Sommer. »Wir sollten mal wieder üben.«
»Hmmm.«, machte Lily, schlang die Arme um ihn wie einen Schraubstock und drückte ihr Gesicht in seinen Hals.
»Soll das ›okay‹ bedeuten?«
Lily löste sich ein bisschen von ihm. »Eher: küss mich!«
Schmunzelnd strich James mit der Nase über ihre Schläfe. »Glaub nicht, dass du so um die Flugstunden rum kommst!«
»Hmmm«, machte Lily, jetzt ein bisschen geknickt und James legte lächelnd seine Lippen auf ihre.


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