Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ăśber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

James Potter und andere Katastrophen - Kapitel 57

von Jojoi

Als Remus die Bibliothek betrat, waren die Mädchen und Peter bereits am Zusammenpacken. »Wo ist James?«, fragte Lily sofort, denn sie hatte ihn eigentlich losgeschickt, um die anderen Jungen zu holen. In letzter Zeit war Remus sehr anhänglich gewesen: Wann immer sie etwas mit dem Mädchen unternahm war Remus plötzlich da und sie vermutete schon fast, dass James ihn auf sie und Julia gehetzt hatte, um sie auszuspionieren. Emily und Peter hielten das zwar für Unsinn, aber Julia hatte bei ihrer Vermutung nur mit den Schultern gezuckt.
»Sie waren nicht da.« Remus nahm Emily ihre Tasche ab und legte ihr den Arm um die Schulter. »Das Fenster war offen, vielleicht sind sie fliegen gegangen…«
»Hmmm«, machte Lily, schulterte dann ihre Tasche und gemeinsam verließen sie die Bibliothek. Julia erzählte auf dem Weg zum siebten Stock von ihren Farbwünschen für ihr neues Zimmer, bis die Freunde im Treppenhaus ankamen und Emily und Remus vor ihnen plötzlich stehen blieben, sodass die Mädchen und Peter in sie hineinliefen.
»Was ist los?«, fragte Lily und zog an Remus’ Umhang.
»Ich weiß nicht…« Remus sah die Treppe hinunter, dann die anderen nach oben.
»Komisch.«, meinte auch Emily.
»Vorhin war das noch nicht!«
»Was denn?« Lily drückte sich an den beiden vorbei und wäre beinahe die Treppe hinuntergestürzt, hätte Remus sie nicht blitzschnell festgehalten. Fest klammerte sie sich an Remus’ Arm und suchte mit den Füßen nach Halt. Als sie endlich wieder sicher stand sah sie sich die anderen Treppen an und seufzte tief: »Oh James!«, denn alle Treppenstufen waren verschwunden, wie damals, als sie mit James eine ›Rutschparty‹ veranstaltet hatte. Auch an anderen Korridoren, die zu den Treppen führten, stauten sich die Schüler, tuschelten aufgeregt miteinander. Manche verwandelten die Treppen wieder zurück und Lily dachte, dass James dieses mal bestimmt im Krankenflügel landen würde.
»Du meinst, die waren das?«, fragte Emily.
»Einhundert prozentig.«, sagten Remus und Lily gleichzeitig und fast im selben Moment begannen einige Schüler zu kreischen, zwei Mädchen sprangen die Treppen hinunter, die sie gerade erst erklommen hatten und ein paar Sekunden später rammten James und Sirius sie mit voller Wucht.
»Tschuldigung!«, rief Sirius gerade, als die Treppe ihre Richtung änderte und James und er flogen durch die Lüfte, landeten auf einer anderen Treppe, rutschten weiter. Sie rauschten an Lily und den anderen vorbei und lachten dabei so laut, dass sie Lilys Gezeter gar nicht mitbekamen. Ihre Rutsche endete in einem Korridor im zweiten Stock, wo sie lachend auf dem Boden liegen blieben. Eine Traube von Schülern hatte sich schon um sie gebildet, als Lily und Remus bei ihnen ankam.
»James Potter!«, rief sie und zwängte sich durch die Schüler. »Sirius Black! Fünf Punkte Abzug für euch beide wegen unzulässigen Missbrauchs des Schuleigentums!« Die Jungen beschwerten sich nicht, schienen ihre Bestrafung gar nicht richtig mit zu kriegen, sondern lachten weiter. Remus schickte die Schüler fort, während Lily versuchte den Jungen einzubläuen, dass sie die Treppen wieder zurück verwandeln mussten, doch die lachten nur weiter. Ein bisschen verzweifelt wandte sie sich zu Julia um, aber auch die konnte der Lachattacke der Jungen nicht Einhalt gebieten.
»Ich hab so das Gefühl, die sind gar nicht richtig bei sich.«, bemerkte sie und trat James auf die Hand. Er schrie auf, Sirius lachte, James lachte und jammerte, bis Julia runter ging, dann lachte er wieder nur.
»Ich glaube fast, du hast recht, Parker.« Remus beugte sich über Sirius und versuchte, ihm in die Augen zu sehen. »Ich wusste doch, im Schlafsaal roch es seltsam…«
»Was willst du damit sagen?«
»Die sind völlig zugedröhnt.« Remus seufzte und zückte seinen Zauberstab. »Los, Peter, hilf mir mal, wir schaffen sie hier weg!« Er wandte einen Leichtigkeitszauber an und gab Peter James zu tragen, nahm selber Sirius auf den Rücken.
»Vollgedröhnt?«, wiederholte Lily leise und lief Remus schnell nach. »Womit denn?«
»Mit etwas, das ich in der sechsten Klasse konfiszieren wollte. Dann haben sie es zu James nach Hause geschmuggelt.«
Lily runzelte die Stirn und dachte an James’ Kräuterkundebuch der zweiten Klasse.
»Wann lässt die Wirkung nach?«
»In ein paar Stunden?«
»Und was machen wir so lange mit denen?«
»Aufpassen, dass sie nicht noch mehr Unfug anstellen.«
Sie setzten die Jungen im Gemeinschaftsraum der Schulsprecher auf das Sofa, wo sie sich aneinander lehnten, Witze rissen, die niemand verstand, vermutlich nicht mal sie selber, und lachten, dass ihnen bestimmt schon alles weh tun musste.
Lily beobachtete sie kopfschüttelnd. »Und ich kann nicht irgendeinen Zaubertank…?«
»Das geht vorbei, Lily.« Remus klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter und griff nach Emilys Hand. »Pass einfach auf, dass sie nicht zu ihren Zauberstäben greifen und nicht anfangen von Tieren zu reden.«
Verblüfft hob Lily die Augenbrauen. »Wieso sollen sie nicht von Tieren reden?«
»Dann streiten sie sich nur.« Remus seufzte. »Stimmt’s, Würmchen?«
Peter nickte heftig und folgte Remus, als er mit Emily auf den Ausgang zulief.
»Moment mal!« Lily hielt sie auf. »Was macht ihr jetzt? Ihr könnt mich doch nicht einfach mit denen allein lassen!«
»Wir gehen die Treppen in ihre ursprüngliche Form zurückzaubern. Peter kann ja da bleiben.« Remus warf seinen Freund einen auffordernden Blick zu, doch der schüttelte schnell den Kopf.
»Julia ist ja bei dir!« Damit schlüpfte er mit Remus und Emily aus den Schulsprecherräumen und Lily sah ihm verblüfft nach.
»Evans«, sagte Julia langsam und beobachtete, wie die Mauer sich wieder schloss, »ich glaube, die haben sich gerade vor der Schwerstarbeit gedrückt. Das ist nicht fair.«
»Stimmt.« Lily seufzte tief und warf einen genervten Blick auf die beiden Jungen, die sich inzwischen kichernd und glucksend auf dem Sofa räkelten. »Ich könnte ihnen doch einen Schlaftrunk geben? Das wäre vermutlich das einfachste...«
»Das dauert aber so lange.« Julia seufzte, setzte sich vor Sirius und James auf den Couchtisch und wedelte vor ihren Gesichtern herum. »Haaalloo?! Jungs?! James! Das wird langsam lächerlich!«
Aber James reagierte nicht. Lily setzte sich neben Julia, stützte die Ellenbogen auf das Knie und legte den Kopf in ihre Hände.
»Das wird so nichts, die sind völlig weg. Was haben die nur genommen?« Julia zuckte mit den Schultern.
»Na ja… Wenigstens lacht Sirius wieder. Deshalb ist James nämlich zu ihm gegangen: Um ihn aufzuheitern.«
»Ist ihm gut gelungen.«, lobte Julia und Lily lachte kurz. »Die bekommen doch gar nichts mehr mit, oder?« Langsam breitete sich ein diabolisches Grinsen auf Julias Gesicht aus. »Stell dir mal vor, was wir alle mit ihnen machen könnten…«
»Willst du ihnen jetzt wie Miriam mit einem Stift Sachen ins Gesicht malen?«
»Zum Beispiel… Wir könnten sie auch schminken!«
Lily prustete los und prompt stimmten die Jungen in ihr Lachen mit ein. Julia nahm das wohl als ein ›Ja‹ auf, flitzte ins Badezimmer und kam mit Lilys Kosmetikbeutel zurück. »Besonders viel hast du ja nicht… Aber wir können die Lidschatten ja bunt hexen!«
»Du willst das wirklich machen?«
»Ja klar!«
»â€¦ Na gut… Aber ich will James schminken!«
Julia reichte ihr den Kajal und Lily versuchte James seine Brille abzunehmen. Er blinzelte ständig und konnte nicht still halten, weshalb der Liedstrich schrecklich daneben ging. Julia ging es mit der Wimperntusche bei Sirius nicht anders, drum tuschte sie kurzerhand seine Nasenspitze. »Jetzt hat Black einen Schönheitsfleck!«
»Macht seinem Namen alle Ehre.« Die Mädchen kicherten, die Jungen kicherten mit. »Also gut.« Lily richtete sich wieder auf uns musterte ihren Freund und Sirius noch einmal. »Ich glaube, wir geben ihnen doch lieber einen Schlaftrunk. Heute Abend sind noch Übungsstunden… Mit ein bisschen Glück sind sie bis dahin wieder halbwegs normal.«
Julia kicherte. »Aber es dauert so lange einen Schlaftrunk zu brauen, Lily! Außerdem würde ich gerne Mrs Potters Gesicht sehen…«
»Ich hab den Trank schon da.« Lily ging ins Badezimmer und kam mit zwei kleinen Phiolen zurück. »Miranda hält die beiden sowieso schon für Unruhestifter. Ich meine… Sie hat recht… Aber trotzdem muss sie ja nicht alles mitkriegen…« Sie beugte sich über James und klopfte ihm leicht gegen die Wange. »James, mach den Mund auf, trink das, das schmeckt lecker!«
Julia seufzte leise. »Jetzt hat er dich wohl völlig in seinen Bann gezogen!«
»Wie?« Lily rammte James die Phiole in den geöffneten Mund und der Gryffindor verschluckte sich prompt, was Sirius natürlich furchtbar lustig fand.
»Na ja… Früher hättest du ihn nicht gedeckt, sondern eher den Lehrern vorgeführt, was für ein schrecklicher Kerl James ist.«
»Weißt du, es macht mehr Spaß ihn selbst zu bestrafen, als Miranda oder McGonagall das Feld zu überlassen.« Lily reichte Julia die leere Phiole und griff nach der anderen. »Glaub mir, das wird Folgen haben!« Damit griff sie Sirius in die Haare, dass er aufschrie und rammte nun ihm die Phiole in den Mund. James kicherte wieder fröhlich vor sich hin und auch Sirius verschluckte sich vor Lachen. Lily schüttelte genervt den Kopf und Julia kicherte leise.
»Immerhin: Wenn du James heiratest, bekommst du zeitgleich dein erstes Riesenbaby!«
»Hoffentlich wird dieses Riesenbaby irgendwann erwachsen, sonst wird aus seiner erträumten Hochzeit sowieso nichts.« Lily setzte sich wieder neben Julia auf den Couchtisch zurück. »Aber weißt du… Sie waren jetzt so lange brav… Irgendwie war mir klar, dass sie demnächst wieder Unsinn machen würden…«
»Du klingst wie ihre Kindergärtnerin.«
»Bin ich auch irgendwie, oder?«
»Seit wann schläft man mit seiner Kindergärtnerin?«
Lilys Kopf fuhr herum und nahm innerhalb von Sekunden die Farben einer reifen Tomate an. »Ich schlafe nicht mit Sirius!«
»So war das nicht gemeint. Dass du nicht mit Sirius schläfst, war mir klar!« Julia lachte über ihr Gesicht und Lily biss sich auf die Lippen. Inzwischen hatte sie schon fast vergessen, dass Julia James’ Exfreundin war. Dass sie (vermutlich) mit James geschlafen, ihn nackt gesehen und berührt hatte…
Plötzlich war die Situation Lily höchst unangenehm. Schnell sprang sie auf, sagte: »Los Jungs, ab ins Bett!« und zog an James’ Hand. Zum ersten Mal sah der Gryffindor sie bewusst an und ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
»Hey! Lily! Pad, da ist Lily!« Statt aufzustehen zog er Lily mit einem Ruck zu sich herunter, dass sie auf ihn fiel und schlang die Arme um sie. »Mein Schatz, wo warst du denn?«
»Ich war hier.«, ächzte Lily und versuchte sich wieder aufzurappeln, aber James hielt sie so fest umschlungen, dass sie es schließlich aufgab.
»Nein, du warst nicht hier, sonst hätte ich das doch gemerkt.« James vergrub das Gesicht in ihrem Haar. »Ich hab dich so vermisst mein Schatz!«
»Ähh…«, machte Lily, ein bisschen überfordert von der Situation, als sich plötzlich zwei weitere Arme um sie schlangen.
»Ich will auch mit Lily kuscheln!«, jammerte Sirius.
»Nein, das ist meine Lily!«
»Gar nicht wahr, meine!«
»Such dir deine eigene Lily!«
»Liilllyyyy!«
Die Jungen begannen an ihr herumzuzerren und sie hin und her zu ziehen, dass Lily aufschrie. Julia konnte ein Lachen nicht unterdrücken und presste die Hände vor den Mund.
»Hör auf! Jungs, hör auf!«, schrie Lily, entriss Sirius ihren Arm und schlug James auf die Schulter. »Schluss jetzt, alle beide!«
Sofort machten die Jungen ein bekümmertes Gesicht und Lily konnte sich gerade noch einmal so ein Lachen verkneifen. »Los jetzt, ihr müsst ins Bett!«
»Ich bin aber noch gar nicht müde!«
»Keine Diskussion!« Lily zog an Sirius’ Hand und der Marauder erhob sich schwankend.
»Kindergärtnerin.«, murmelte Julia und machte ein paar Schritte zurück, um die Szene aus sicherer Entfernung zu beobachten. Lily zog Sirius zu James’ Zimmer und führte ihn zum Bett, worauf er sich bereitwillig sinken ließ und es sich bequem machte. Lily seufzte, schwenkte ihren Zauberstab und Sirius’ Schuhe flogen ihm von den Füßen.
Plötzlich packten sie zwei Hände und Lily fiel auf das Bett, genau auf Sirius, und etwas Schweres landete auf ihr. Sie stöhnte auf, ein Ellenbogen rammte sich in ihre Seite, als Sirius versuchte, sich aufzurichten. James hatte sich auf sie gestürzt, rang jetzt mit Sirius, zwischen ihnen Lily, die aufschrie und versuchte, sich frei zu kämpfen. Einen Moment lang beobachtete Julia das Menschenknäul, dann rief sie die Jungs zur Ordnung und James rollte sich von Lily herunter, die erleichtert nach Luft schnappte.
»Los Jungs, Augen zu und gute Nacht!«, rief Julia und James brummte missmutig, schlang dann aber plötzlich die Arme um Lily und drückte sie an sich. »Gute Nacht!«
»Ähm… James?«, versuchte Lily sich von ihm zu lösen, da schlangen sich zwei weitere Arme um sie und James und plötzlich war Lily wieder zwischen den Jungen gefangen. Sirius drückte das Gesicht in ihr Haar, James legte seine Stirn an ihre und schloss die Augen. Hilfe suchend sah Lily zu Julia, die kichernd im Türrahmen stand.
»Gute Nacht, Lily!«
»Julia!«, empört sah sie die Ravenclaw an, die langsam die Tür schloss. Lily wollte sich aufrichten, aber die Jungenarme hielten sie fest.
»Gute Nacht, Lily!«, sagte James und küsste ihre Stirn.
»Gute Nacht, Lily!«, wiederholte Sirius, küsste ihr Haar.
Lily schluckte. So musste sich der Schinken in einem Sandwich fühlen, dachte sie, atmete tief durch und ergab sich dann ihrem Schicksal. Sie hörte, wie die Ritterrüstung zur Seite ging und seufzte noch einmal.
»Gute Nacht, Tisch. Gute Nacht, Bett. Gute Nacht, Stuhl. Gute Nacht, Fenster. Gute Nacht, Vorhang…«
»Sirius!«, zischte sie und stöhnte innerlich auf. Nicht das auch noch! Blieb ihr denn gar nichts erspart?
»Gute Nacht, Lily!«
»Gute Nacht, Sirius…«
»Gute Nacht, James!«
»Gute Nacht, Sirius!«
»Gute Nacht, James!«
»Gute Nacht, Sirius!«
»Gute Nacht, Hogwarts!«
»Gute Nacht, Remus!«
»Gute Nacht, James!«
»Klappe, alle beide!«, fauchte Lily und die Jungen verstummten. Tief atmete sie ein. Was hatte sie sich da bloß wieder eingebrockt? Eine halbe Ewigkeit lag sie wach, zum einen, weil James’ Atem ihr am Anfang ständig ins Gesicht blies, und wehe sie bewegte sich, dann fingen die Jungs sofort wieder an, Unsinn zu reden, zum anderen musste sie über vieles nachdenken. Warum und seit wann nahm James Drogen? War es nur mal wieder eine seiner blöden Ideen gewesen, oder war ihre kleine Beziehungskrise der Grund dafür? Aber eine richtige Antwort fand sie nicht.
Immerhin schliefen die Jungen irgendwann ein und sie konnte es endlich wagen sich langsam herum zu drehen, während James laut schnarchte (was er sonst nie tat) und Sirius ihr gleichmäßig in den Nacken atmete. Dann starrte sie hoch zum Himmelbett und fragte sich, zwischen was für zwei Idioten sie hier nur gelandet war. Doch der Schlaftrunk schien zu wirken, tief und fest schliefen sie stundenlang durch und auch Lily fielen irgendwann die Augen zu. James’ Schnarchen begleitete sie in einen Traum. Es war das Geräusch der Bienen im weichen, nassen Gras, und dann wieder das Grollen des Donners in der Ferne. Sie sah hoch in das Blätterdach, wartete auf das Gewitter. Eine Biene landete, leicht und kaum spürbar auf ihrem Arm.
Grob schlug der Junge sie fort und drückte das Gesicht in Lilys Rücken. Er mochte keine Gewitter, dabei versprach Lily ihm immer wieder, dass es nichts gab, vor dem er sich fürchten musste. Er fand es öde bei ihr im Gras zu sitzen. Schnell sprang er auf und lief davon, durch die Büsche ins Dunkle.
Lily sah ihm nach, der Donner grollte, die Biene lag tot am Boden und plötzlich kam ihr der Wald bedrohlich vor. »Warte!«, rief sie, lief ihm nach, doch sie hatte das Gefühl, im Kreis zu laufen. »Wo bist du?«
»Hier!« Der Junge winkte hinter einem Baum hervor. »Hier!«
»Warte!« Lily raffte ihr schrecklich unpraktisches Kleid, lief ihm nach. Doch plötzlich stolperte sie über etwas, landete weich im Gras. Verwirrt sah sie sich um, der Junge blickte erschrocken zu ihr herüber. Lily rieb sich ihren Fuß und dann sah sie die Hand, die leblos aus dem Gebüsch ragte. Eine kleine, fast kindliche Hand, bleich, die Finger leicht gekrümmt. Sie wusste, dass sie zu einem Toten gehörte. Lily presste das Gesicht in die Brust des Jungen. Das Gewitter hatte sich verzogen und nur das Geräusch seines Herzschlages erfüllte Lilys Körper.
»Was glaubt ihr beide eigentlich, was ihr da macht?«
Verwirrt sah Lily auf. Das Gesicht des Jungen sah mehr denn je James ähnlich.
»Soll ich euch alleine lassen?«
Das Gesicht verschwand, der Wald mit ihm, das Gras, aber der Herzschlag blieb.
»Kein Problem, wirklich. Ich helfe der Liebe immer wieder gerne auf die Sprünge.«
»Klappe, James.«, brummte Lily und drückte das Ohr auf seine Brust. Manchmal war es wirklich lästig, dass er im Schlaf redete.
»Ja, James, Klappe.«, sagte plötzlich eine zweite, viel nähere Stimme…
Lily fuhr hoch, starrte in Sirius’ schlafendes Gesicht. Er hatte die Arme um sie geschlungen und seine Augen zuckten von ihrer plötzlichen Bewegung. Einen Moment lang sah Lily ihn verwirrt an, drehte sich dann zu James um. Er lag neben ihr, den Kopf auf eine Hand gestützt und sah sie missmutig an.
Lily begriff. »Hupps.«, sagte sie und kletterte so schnell sie konnte über James hinweg aus dem Bett. »Tut mir leid, Sirius!«
»Was denn?« Verwirrt rieb sich der Marauder die müden Augen und gähnte. James betrachtete ihn ein bisschen verärgert.
»Du kuschelst mit meiner Freundin und merkst es nicht mal?«
»Ich hab mit deiner Freundin gekuschelt?«
»Ja. Sah herzallerliebst aus.« Ironie tropfte aus James’ Worten und er erhob sich langsam aus dem Bett. »Aber ich will das trotzdem nicht nochmal sehen.«
»Schade.« Sirius grinste frech und zwinkerte Lily zu. »Ich wette, wir wären auch ein tolles Paar, Lily!«
»Hiermit stelle ich den Antrag, dass du Lily erst anbaggern darfst, wenn ich tot bin, begraben und mindestens zwei Wochen betrauert wurde.« James streckte sich und Lily huschte schnell aus dem Zimmer ins Bad. Sie hatte Sirius mit James verwechselt, Merlin, wenn das Miriam erfuhr!
»Und darf ich sie mir zwischendurch ausleihen?«, hörte sie Sirius fragen, woraufhin irgendetwas laut zu Boden fiel. Lily sah in den Spiegel und seufzte. Immerhin schienen die Jungs wieder einigermaßen nüchtern zu sein…
»Hmm, gleich gibt’s Abendessen!«, stellte James fest, als Lily wieder aus dem Bad kam. Sirius rieb sich seinen Hinterkopf und warf ihm einen etwas wütenden Blick zu.
»Wenn es um dich geht, versteht er keinen Spaß, Evans!«, stellte er fest und Lily zuckte mit den Schultern. Sie warf James einen entschuldigenden Blick zu, aber der hatte sich schon wieder Sirius zugewandt.
»Du hast doch eine Freundin!«
»Du meinst das Mädchen, das sich nie meldet?«
»Genau die.«
»Hmpf.«, machte Sirius, ging an Lily vorbei ins Bad und strich sich ein paar Mal durch die Haare. »Ich weiß schon gar nicht mehr, wie sie aussah.«
»Blond, glaube ich.«, witzelte James. Lily warf ihm einen fragenden Blick zu und James seufzte leise. Scheinbar lief es nicht gut in Sirius’ Beziehung und Lily konnte das schon ein bisschen nachvollziehen. Sie wäre auch wütend, wenn James sich anderthalb Wochen einfach nicht bei ihr melden würde.
Sirius kam aus dem Bad zurück und sah nachdenklich von Lily zu James und wieder zurück. »Sagt mal… Warum hab ich einen schwarzen Punkt auf der Nase?«

Nachdem Lily ihnen die Leviten gelesen hatte, schafften sie es sogar noch rechtzeitig zum Abendessen und ließen sich bei Remus und Peter auf die Stühle fallen. Auch Remus warf ihnen vorwurfsvolle Blicke zu und die Jungen verdrehten mal wieder zeitgleich die Augen.
»Heute Abend ist die letzte Übungsstunde.«, bemerkte Peter mit einer gewissen Erleichterung.
James zuckte mit den Schultern. »Du findest das vielleicht gut. Aber das bedeutet, dass heute der letzte Ferientag ist.« Er seufzte tief. »Warum gehen Ferien nur immer so schnell vorbei?«
»Ich kann mich an eine Zeit erinnern, in der warst du ganz wild darauf, dass die Ferien vorüber gehen«, mischte sich Sirius ein und spielte mit seiner Gabel. »Wegen einer ganz bestimmten, rothaarigen Hexe, erinnerst du dich?«
James errötete und Lily konnte ein Kichern nicht unterdrücken. Versöhnlich hielt sie ihm eine Gabel von ihrem Kartoffelbrei hin, die James dann auch gierig entgegennahm.
»Kommt Miri heute Abend oder morgen früh wieder?«, fragte sie und beobachtete Sirius’ Reaktion ganz genau.
Er reagierte so gut wie gar nicht, zuckte nur mit den Schultern und das war Lily Beweis genug, dass er wirklich sauer auf Miriam war. Aber das würde sich sicher legen, wenn sie erst wieder da war.
»Dann sollten wir heute Abend noch mal alles geben.«, meinte James grinsend. »Damit meine Eltern uns ordentlich in Erinnerung behalten!«
Doch als sie das Klassenzimmer betraten, erwartete sie nur Professor Dumbledore mit seinem typischen Lächeln. Das Zimmer war wie so oft leer geräumt und die Schüler stellten sich abwartend in kleinen, tuschelnden Grüppchen zusammen. Als der Letzte eintrat, schloss Professor Dumbledore mit einem Zauber die Tür und die Schüler verstummten.
»Ich habe mit Bedauern auf den Kalender gesehen und festgestellt, dass heute der letzte Ferientag ist. Es hat mir eine große Freude bereitet, euch beim Lernen zuzuschauen. Ihr alle habt euch wunderbar geschlagen.« Professor Dumbledore klatschte leicht in die Hände und vereinzelte Applause der Schüler folgten. »Dennoch wollen wir diese letzte Stunde intensiver denn je nutzen. Wir werden zwei Kreise bilden, einen inneren und einen äußeren, wobei sich immer zwei Schüler gegenüber stehen. Ihr werdet euch duellieren, alle gleichzeitig für genau drei Minuten, dann rotiert der äußere Kreis um eine Person weiter nach rechts. So werdet ihr lernen, euch immer wieder schnell auf einen neuen Gegner einzustellen und auch eure Umgebung dabei nicht aus den Augen zu lassen, denn denkt daran: Ein Zauber eures Nachbarn könnte genauso gut euch treffen. Um dem Verletzungsrisiko entgegen zu wirken, wird es natürlich nicht euer Ziel sein, den Gegner zu verletzten, sondern zu entwaffnen.« Professor Dumbledore sah in die Gesichter seiner Schüler, die alle angespannte Blicke tauschten, nickte dann auffordernd. »Wohlan! Zwei Kreise bitte!«
Um nicht schon wieder gegen James kämpfen zu müssen, stellte Lily sich dieses Mal neben ihn und ließ sich von niemandem ihren Platz klauen. So fand sie sich in der ersten Runde Peter gegenüber, James Remus.
Professor Dumbledore stellte eine große Stoppuhr, die Lily zuvor noch nicht aufgefallen war, aber bestimmt schon die ganze Zeit auf dem Pult stand.
»Der Kampf beginnt mit dem ersten Klingeln!«, sagte er und alle Schüler hoben ihren Zauberstab. Professor Dumbledore tippte mit seinem gegen die Stoppuhr und der Zeiger machte einen Sprung. Ein metallisches Klingen erklang und sofort flogen Flüche durch die Luft. Peter und Lily legten nicht sofort los, sahen sich kurz erschrocken um. Lily wich einem schlecht gezielten Entwaffnungszauber von Remus aus und ging dann zum Angriff auf Peter über. Sie brauchte nicht lange um ihn zu entwaffnen und machte dann einen Schritt zurück, beobachtete die anderen Kämpfenden. Remus schlug sich gut gegen James, aber schlussendlich schaffte James es doch, ihn zu entwaffnen, da er unausgesprochene Flüche schneller beherrschte. Sirius langweilte sich wie Lily schon eine ganze Weile, er hatte Emily innerhalb von Sekunden besiegt.
Als die Uhr nach drei Minuten klirrte, waren alle, bis auf drei Kämpfe noch nicht entschieden. Professor Dumbledore nickte scheinbar zufrieden und der äußere Kreis rotierte um eine Person nach rechts. Entschlossen sah Lily Remus entgegen, der nervös lächelte. Die Uhr klingelte, die Kämpfe begannen. Bei diesem Kampf kam Lily richtig ins Schwitzen, doch kurz bevor die Uhr drei Minuten schlug, hatte sie Remus entwaffnet und atmete tief durch. Den Kampf gegen Frank verlor sie allerdings. Nicht weil Frank sie mit irgendwelchen Tricks überrumpelte, sondern weil ein schlecht gezielter Fluch von Travers sie traf und erstarren ließ (oder hatte der Slytherin mit Absicht so schlecht gezielt?). Aber vor ihr lagen noch viele Kämpfe, die sie gewinnen konnte und alles in allem schlug Lily sich wirklich nicht schlecht. Selbst die Slytherins waren einzeln nicht so stark, wie sie immer taten, auch wenn Lily zugeben musste, dass sie froh war, nicht Avery oder Mulciber gegenüber treten zu müssen. Dafür aber Snape, dessen Zauberstab so sehr zitterte, dass ihr Kampf kaum eine halbe Minute dauerte.
Und schließlich stand Lily Christin gegenüber. Lily warf einen nervösen Blick zu James rüber, aber er bemerkte ihn nicht.
Die Uhr klingelte, der Kampf begann und die beiden Rivalinnen schenkten sich nichts, auch wenn die Zauber, die sie anwandten, alles andere als gefährlich waren:
Christin versuchte Lily einen Furunculus-Zauber zu verpassen, doch sie wich geschickt aus. »Relaschio!«, zischte Lily und ein Funkenstrom schnellte aus ihrem Zauberstab auf Chrstin zu, die jedoch schon einen Schildzauber heraufbeschwor. Als die drei Minuten um waren und der Wecker schrillte senkten die Mädchen ihre Zauberstäbe nicht, sondern kämpften weiter. Jetzt warf James Lily einen seltsamen Blick zu, doch sie versuchte ihn zu ignorieren.
»Miss Evans? Miss Conwall?« Professor Dumbledore kam auf sie zu und Lily sah über Christins’ Schulter zu ihm. In diesem Moment traf sie blitzschnell ein Brandzauber mitten ins Gesicht und Lily schrie auf.
»Autsch.«, kommentierte Sirius den Zwischenfall und Christin ließ zufrieden den Zauberstab sinken, während Lily spürte, wie ihr Gesicht zu pochen begann. Auch ein schneller Kühlzauber von Professor Dumbledore konnte nicht helfen und als Lily vorsichtig mit den Fingerspitzen über ihr Gesicht fuhr, fühlte es sich nicht mehr an wie ihr Gesicht, sondern wie das des Glöckners von Notre-Dame.
»Nun… Vielleicht setzen sie die letzte Runde aus und begeben sich zu Madam Pomfrey.«, meinte Dumbledore und musterte ihr Gesicht nachdenklich. Lily nickte kurz und seufzte. Professor Dumbledore trat wieder zurück zu der Uhr und plötzlich ging ein Kichern durch die Reihen der Schüler. Nur Emily sah sich genau wie Lily verdutzt um, bis sie begriff, dass alle über ihr Gesicht lachten. Sogar James und Sirius konnten sich nicht vollständig zusammen reißen, hielten sich die Münder mit den Händen zu, aber ihre Schultern zuckten verräterisch. Remus wandte sich schnell ab, vermutlich um nicht auch noch lachen zu müssen.
Gekränkt wandte Lily sich ab und stolzierte aus dem Klassenzimmer. Lächerliche, heiße Tränen traten ihr in die Augen. Sie schämte sich. Warum hatte sie nicht mit dem Klingeln aufgehört, gegen Christin zu kämpfen? Sie hatte sie besiegen wollen, war sich dem Sieg sicher gewesen…
Sie hatte verloren. Ausgerechnet gegen James’ arrogante Ex.
Madam Pomfrey klatschte ihr eine kiwigrüne Paste ins Gesicht und als die Jungen sie besuchen kamen, machten James, Sirius und Peter auf dem Absatz wieder kehrt, doch Lily hörte sie trotzdem durch die geschlossene Tür lachen. Wäre ihr Auge nicht so zugeschwollen, hätte sie den Jungen durch die Tür Todesblicke zugeworfen.
Remus gab sich alle Mühe nicht zu lachen, doch um seine Mundwinkel zuckte es immer wieder bedrohlich. Umso erstaunlicher, dass Emily noch nicht einmal schmunzeln musste. In ihrem Gesicht prangte pures Mitleid und sie streichelte Lilys Rücken, während Madam Pomfrey ihr erklärte, dass die Schwellung in ein paar Stunden schon wieder verschwunden sein müsste.
Damit wurde Lily wieder aus dem Krankenflügel entlassen. Sie hatte für die restlichen Marauder vor der Tür nur einen kurzen Blick übrig, senkte dann den Kopf so tief wie nur möglich und wandte sich immer ab, wenn sie jemandem im Gang begegneten. Bisher hatte sie noch nicht in den Spiegel gesehen, aber sie wusste mit Sicherheit, dass sie absolut schrecklich aussah.
»Wo willst du hin?«, fragte James sie, als sie auf der Treppe in den fünften Stock abbog.
Lily seufzte. »Ins Bett.«
»Okay.« James biss sich kurz auf die Lippen, um nicht zu lachen, als sie sich zu ihm umdrehte. »Erstens: Mit der Pampe im Gesicht legst du dich nicht in mein Bett.«
Lily wollte ihn wütend ansehen, aber vermutlich verfehlte ihr Blick dank der Schwellung seine Wirkung.
»Und zweitens ist jetzt bestimmt Miriam wieder da. Willst du nicht nachsehen?«
»Sie kann auch zu mir kommen.«, brummte Lily.
»Komm, Lily, sei kein Frosch.«, meinte Remus aufmunternd.
»Na ja, grün wie Franks Kröte ist sie ja schon.«, witzelte Sirius.
»Kröten und Frösche sind nicht dasselbe, Sirius!«, knurrte Remus und sah seinen Freund warnend an, doch wie immer ignorierte Sirius seine Warnungen.
»Dann sag: ›Sei keine Kröte‹, Remus, wenn du schon so pingelig bist!«
»Sirius…« Jetzt sah sogar James ihn warnend an und Sirius verstummte, obwohl er scheinbar noch einiges zum Thema Frösche und Kröten hinzuzufügen hätte.
Aber er hatte schon zu viel gesagt.
»Ich sehe also aus, wie eine Kröte, Sirius?« zischte Lily und immerhin: Ihre Stimme drückte ganz klar ihre Wut aus.
»Nein!«, meinte Sirius schnell und hob abwehrend die Hände. »Nur die Gesichtsfarbe…«
»Du siehst ganz wundervoll aus, mein Schatz.«, mischte sich James ein.
»Ja, grün steht dir.«, versuchte Sirius sich zu retten.
Aber ihre Lügen halfen nicht. Feuerheißer, blutrünstiger Zorn wütete in Lilys Magengrube. Sie ballte die Hände zu Fäusten und obwohl James merkte, dass es Lily todernst war, konnte er sich ein Lachen nicht verkneifen. Sie sah einfach zu lächerlich aus!
Entsetzt sah sie zu, wie Sirius und James wieder zu kichern begannen – nein, nicht bloßes Kichern, sie lachten Tränen. Lily wollte sie anschreien und schlagen, aber Remus ging dazwischen, packte ihren Arm und zerrte sie davon in Richtung Gryffindorturm.

Die Jungen wussten, dass sie fürchterlich reagiert hatten. Erst, als ihnen vor Lachen der Bauch weh tat, gingen sie den andern hinterher zum Gryffindorturm, wo Lily mit Remus und Emily bei den Sofas saß. Einige andere Gryffindors warfen immer wieder einen Blick zu Lily und kicherten. Besonders Christin hatte ein breites Grinsen auf dem Gesicht und plötzlich war James wütend. Mit gestrafften Schultern ging er auf das Mädchen zu, das bei seinem Anblick sofort von ihrem Stuhl aufsprang und ein liebevolles Lächeln aufsetzte.
Falsche Schlange, dachte James und verschränkte die Arme vor der Brust. »Das war nicht nett von dir.«
»Was?«
»Du weißt, wovon ich rede. Du könntest dich ruhig bei Lily entschuldigen.«
Das Lächeln auf ihrem Gesicht verrutschte nur um ein paar Millimeter aber plötzlich fiel James auf, wie falsch es aussah.
»Es gibt nichts, für das ich mich entschuldigen müsste, James. Hochmut kommt vor dem Fall. Sie ist selber schuld.«
»Man kann ein guter Gewinner sein und auch ein schlechter. Du bist miserabel.«, stellte James fest und wandte sich dann, ohne Christins Antwort abzuwarten, ab. Remus warf ihm einen fragenden Blick zu, als er vor Lily in die Hocke ging. Sie wandte den Blick ab und James griff nach ihren Händen. In einem versöhnlichen Tonfall fragte er: »Wenn ich dir doch erlaube, in meinem Bett zu schlafen, sind wir dann wieder quitt?«
»Schon gut, ich schlafe in meinem.«, zischte Lily und James seufzte.
»Sei doch nicht so. Wenn du in den Spiegel sehen würdest, müsstest du vielleicht auch lachen! Das bist ja nicht du, du siehst ja nicht immer so aus! … Oder?«
»Nein, die Schwellung geht wieder weg.«
»Na also.« James erhob sich und küsste sie aufs Haar. »Und selbst wenn«, flüsterte er dann in ihr Ohr, »wärst du immer noch die wundervollste Frau der Welt.«
»Schleimer.«
»Ach komm schon, Lily!« James seufzte, fuhr sich durch die Haare und überlegte, wie er seinen Fehler wieder ausbügeln konnte. »Mach mal Platz, Remus!«, befahl er seinem Freund dann und quetschte sich zwischen Lily und ihn. Er legte einen Arm um ihre Schulter und griff nach ihrer Hand. Sie wandte zwar den Kopf von ihm ab, aber James spürte, dass ihre Wut langsam verrauchte. »Darf ich dann heute Nacht bei dir schlafen?«, fragte er sie leise ins Ohr und streichelte mit dem Daumen über ihre Hand.
Trotzig schwieg Lily eine Weile, dann seufzte sie und ließ sich von James trösten.
»Vielleicht kommt Miriam doch morgen früh?«, überlegte Emily und sah fragend zu Remus, der nur mit den Schultern zuckte. Sirius sagte nichts dazu, nur ein etwas angespannter Zug um seine Mundpartie ließ erahnen, wie wütend er war.
»Ich persönlich wäre ja froh, wenn Clarefield hier nie wieder auftauchen würde.«, brummte Frank und kassierte einen Schlag auf den Oberschenkel von Alice.
»Sei nicht so gemein, Frank! Sie macht gerade eine ziemlich schwere Zeit durch!«
»Ja ja.« Frank verdrehte die Augen und Alice lächelte Sirius aufmunternd zu.
In diesem Moment schwang das Gemälde zur Seite und ein großer, brauner Koffer wurde durch das Portal gewuchtet. Sirius’ Herz machte einen kleinen Hüpfer, er kannte diesen Koffer, die Stimme, die sich mit der Fetten Dame stritt und auch den schwarzen Wuschelkopf der schließlich durch das Portal schlüpfte und dem Bild noch einen letzten, wütenden Blick zuwarf.
»Miri!«Emily sprang auf und rannte auf die Portaltür zu. Auch Lily vergaß wohl wie sie aussah und lief zu ihrer Freundin. Ohne sich dem wirklich bewusst zu sein hatten sich auch Sirius und Remus erhoben, um die Gryffindor zu begrüßen. Miriam kreischte erstmal auf, als sie Lily sah und hatte schon nach ihrem Zauberstab gegriffen, als sie endlich erkannte, dass unter der grünen Pampe ihre beste Freundin steckte. Bekümmert machte Lily kehrt und flüchtete sich wieder zu James aufs Sofa, aber Miriam folgte ihr sofort, klaute Remus dabei seinen Platz und fragte Lily sofort aus. Lily schilderte Miriam über James hinweg alle Geschehnisse der letzten Tage, wodurch die Mädchen immer näher zusammen rückten und James nach und nach zerquetscht wurde. Schließlich flüchtete er sich zu Remus, der sich vor dem Kamin auf dem Boden nieder gelassen hatte.
Und Sirius stand immer noch da, starrte Miriam an, die sich einen Dreck um ihn scherte und fragte sich langsam, ob sie ihn überhaupt bemerkt hatte.
Einen Moment lang schien er unschlüssig darüber, wie er reagieren sollte, dann ließ er sich wieder in den Sessel fallen und beobachtete Miriam mit vor der Brust verschränkten Armen. Was sollte das? Hatte sie ihn nicht vermisst? Nicht mal ein bisschen? War Lily ihr so viel wichtiger als er? Warum war Evans nur jedem wichtiger?
Sirius knurrte vor sich hin, was in dem Gemurmel im Gemeinschaftsraum jedoch völlig unter ging. Miriam nickte ihm nur ganz kurz zu, als Lily ihn in ihrer Geschichte kurz mal erwähnte, mehr nicht. Ein lächerliches Nicken.
Hatte er ihr irgendetwas getan? War sie noch sauer von ihrer Verabschiedung? So vieles schlimmes hatte er doch gar nicht gesagt… Gut, vielleicht hätte er das über ihre Mutter nicht sagen sollen, aber das war jetzt schon über eine Woche her! In dieser Woche war viel passiert. Vielleicht wollte ER es ihr ja erzählen, nicht EVANS?!
Sirius stand auf. Ohne ein Wort zu sagen ging er an dem Sofa vorbei, hoch zu den Schlafsälen der Jungen. Warum sollte er im Gemeinschaftsraum die Rückkehr seiner Freundin feiern, die ihn nicht beachtete? Wütend setzte er sich auf sein Bett, verschränkte gekränkt die Arme vor der Brust und starrte auf die Tür. Ob Miriam wohl doch noch kam, um mit ihm zu reden?
Fünf Minuten später begriff er, dass sie nicht kommen würde. »Miststück.«, knurrte er, riss sich das Hemd herunter und suchte seine Pyjamahose. »Dämliche, zickige, arrogante Tussi.«
Die Tür ging auf und Sirius drehte sich schon hoffnungsvoll um.
»Alles klar, Pad?« Es war James, der in den Schlafsaal platzte, James, nicht Miriam. Warum kam sie nicht? War er ihr egal?
»Ich geh’ ins Bett.«
»Du hast heute Mittag mehr als genug geschlafen.«
»Morgen ist wieder Unterricht.«
»Na und?«
Sirius antwortete nicht, zog seine Pyjamahose an und kletterte in sein Bett. Er legte sich mit dem Rücken zu James, der nachdenklich da stand und seinen Freund musterte.
»Mach das Licht aus, wenn du gehst.«, sagte Sirius noch, dann schloss er die Augen und bewegte sich nicht mehr. Er hörte James seufzen.
»Wie du meinst.« Langsam entfernten sich James’ Schritte, die Tür ging auf und zu und Dunkelheit umhüllte Sirius, trostlose Dunkelheit. Natürlich hatte James recht, Sirius war kein bisschen müde, aber noch länger hätte er Miriams Anblick nicht ertragen. Stundenlang lag er wach, zerbrach sich den Kopf über das dickköpfige Mädchen und war sich plötzlich sicher, dass es nicht klug gewesen war, zuzulassen, dass er sich in sie verliebte. Wenn es überhaupt Liebe war. Im Moment fühlte er nur Wut und Enttäuschung.
Er hörte Peter in den Schlafsaal trampeln, gefolgt von Frank und Remus. Sie machten erst ein Licht an, merkten dann, dass Sirius in seinem Bett lag und löschten es schnell wieder. Sie kicherten immer wieder leise, scheinbar war der Abend im Gemeinschaftsraum sehr amüsant gewesen. Kein Wunder, wenn man die ganze Zeit Evans’ Gesicht vor Augen hat…
Schließlich wurde es wieder still im Schlafsaal und Sirius konnte sich wieder seinen wütenden Gedanken widmen. Er würde sie morgen einfach auch ignorieren. Und wenn es ihr gar nichts ausmachte? So ignorant konnte sie doch gar nicht sein… Was ging nur in diesem Mädchen vor? Er hatte ja nichts dagegen, dass sie Lily und Emily begrüßte, aber hatte sie keine fünf Minuten Zeit gehabt, sich von ihm küssen und in den Arm nehmen zu lassen? War das denn zu viel verlangt?
Entsetzt stellte Sirius fest, dass seine Exfreundin Natalie ihm damals dasselbe an den Kopf geworfen hatte: Dass er zu ihr kam, wenn es ihm gefiel und nie auf ihre Wünsche einging. Was machte Miriam nur aus ihm? Das musste aufhören! Von jetzt an würde er sich keine Gedanken mehr über Miriam machen. Er war noch keine Jahre in sie verliebt, so wie Prongs in Lily oder Remus in Emily, vielleicht konnte man das ja wieder rückgängig machen, entlieben durch Abstand sozusagen? Und wenn das nicht half, wozu war er denn ein Zauberer? Dafür gab es doch bestimmt einen Spruch, er war doch sicher nicht der erste Zauberer mit einem komplizierten Liebesleben! Gleich morgen würde er (zur Abwechslung mal wieder) in die Bibliothek gehen…
Plötzlich ging die Tür zu dem Jungenschlafsaal auf, fast geräuschlos, und genauso leise wieder zu. Leichte Schritte schlichen über den Boden. Sirius spannte die Muskeln an. Ein Streich? Abwartend lag er da, hörte, wie die Schritte näher kamen. Seine Matratze senkte sich an einer Stelle, seine Decke wurde angehoben… Das Parfüm, das ihm in die Nase stieg, kannte er. Ein Körper schmiegte sich an seinen Rücken. Dann Stille.
Was sollte das?
Sirius verstand die Welt nicht mehr. Warum ignorierte sie ihn erst und kam jetzt in sein Bett geschlichen? Wo war der Sinn der Sache?
Trotzig rückte er von ihr ab.
Überrascht hob Miriam den Kopf, beugte sich über ihn. »Du bist wach?«, fragte sie leise.
Sirius knurrte als Antwort.
»Ich soll gehen?«, übersetzte sie erstaunlich sicher und Sirius verstummte. Ja. Nein. Ja…
»Na schön.« Miriam seufzte, kletterte wieder aus seinem Bett und war so plötzlich verschwunden, wie sie gekommen war. Sirius drehte sich auf den Rücken, starrte hoch auf sein Dunkles Himmelbett. War das richtig gewesen? Hätte er sie um ein Gespräch bitten oder es einfach darauf beruhen lassen sollen?
»Alles okay, Padfoot?«, fragte es leise aus Remus’ Bett neben ihm.
»Alles bestens, Moony.«, knurrte Sirius und schloss die Augen. Ein Black vergab nicht so schnell, eine Lebenseinstellung seiner Familie, die Sirius sich bisher noch nicht hatte abgewöhnen können.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Hobbit 3: Begleitbuch
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Wenn man wie ich über Böses schreibt und wenn einer der beschriebenen Figuren im Grunde ein Psychopath ist, hat man die Pflicht, das wirklich Böse zu zeigen, nämlich, dass Menschen getötet werden.
Joanne K. Rowling