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James Potter und andere Katastrophen - Kapitel 52

von Jojoi

Der Zusatzunterricht hatte bereits vor zehn Minuten begonnen und Lily saß immer noch auf dem Sofa und starrte vor sich hin. Ihre Gedanken schienen einfach nicht voran zu kommen. Hatte James gerade mit ihr Schluss gemacht? Ein gewöhnlicher Streit war es nicht gewesen… Sie hatte Angst, ihm gegenüber zu treten. Wenn sie ihn fragte… Sie wollte es nicht hören. Sie wollte nicht hören, dass es vorbei war. Sie wollte, dass er lachte, sie in den Arm nahm und sagte, dass alles gut sei. Aber dass es nicht dazu kommen würde wusste sie ganz genau.
Fünfzehn Minuten. Langsam erhob sie sich aus dem Sofa. In Muggelkleidung machte sie sich ganz mechanisch auf den Weg zum Verteidigungsklassenzimmer. James würde da sein. Aber sie konnte ihm sowieso nicht ewig aus dem Weg gehen.
Wieder war es Mr Potter, der neben Professor Dumbledore vor den Schülern stand. Er unterbrach seine Rede kurz, als Lily eintrat und ihre Mitschüler drehten sich zu ihr um. Auch James. Lily vermied es krampfhaft ihn anzusehen.
Der einzige freie Platz war in einer Reihe aus Hufflepuffschülern und Lily setzte sich wortlos. Mr Potter führte seine Rede fort, aber Lily hörte gar nicht richtig zu. Es ging um Legilimens, das bekam sie gerade noch mit einem Ohr mit.
Die Schüler sollten sich in zwei Gruppen aufteilen. Professor Dumbledore und Mr Potter würden versuchen in ihre Gedanken einzudringen und die Schüler mussten sie davon abhalten. Mr Potter betonte, dass es nicht leicht war, seinen Geist zu verschließen und war umso mehr überrascht, als Severus Snape ihn schon nach ein paar Sekunden den Zugang zu seinen Gedanken verbot.
»Ausgezeichnet, Mr Snape!« James’ Vater machte große Augen. »Sehr schön… Der nächste!«
Lily stand in der Schlange zu James’ Vater, da sich James und die anderen bei Professor Dumbledore angestellt hatten. Natürlich wollte James nicht, dass sein Vater seine geheimsten Gedanken las, wobei es bei Professor Dumbledore vermutlich nicht weniger peinlich war. Einige Slytherins weigerten sich, bei der Übung mit zu machen und Lily hätte sich ihnen am liebsten angeschlossen. Sie hatte Mr Potter kaum zugehört und als sie jetzt vor ihm stand wusste sie nicht, was sie machen sollte.
»Also, Miss Evans, konzentrieren Sie sich.«, bat James’ Vater und sah Lily ernst an. Konzentrieren? Worauf denn?
Urplötzlich spürte sie einen Druck in ihrem Kopf und vor ihrem inneren Auge rasten Erinnerungsfetzten vorbei. Ihr Streit mit James. Seine Worte hallten in ihren Gedanken, der Blick in seinen Augen, die anderen Augen, braun, schlammig. Sie erinnerte sich plötzlich an die Schmerzen, das Lachen, die Scham, so deutlich wie schon lange nicht mehr.
Sie wollte das nicht sehen. Unter keinen Umständen wollte sie das sehen. Es sollte aufhören! Warum hörte es nicht auf?
Der Druck verschwand so plötzlich, wie er gekommen war und Lily nahm den Schrei wahr, der durch den Raum hallte. Schwer atmend starrte sie James’ Vater an, dessen Augen – blaue Augen – vor Schreck geweitet waren.
»Alles in Ordnung, Lily?«, fragte er, griff nach ihren Schultern, um ihren zitternden Körper zu beruhigen, aber Lily wich zurück. Alle starrten zu ihr herüber und Lily wurde plötzlich klar, dass SIE geschrien hatte. James’ Blick traf ihren und sie fuhr herum und flüchtete aus dem Klassenzimmer. Die Korridore rauschten an ihr vorbei, sie stolperte mehrere Male über ihre eigenen Füße. Ihr Körper bebte immer noch, als sie sich drei Gänge weiter gegen die steinerne Mauer lehnte. Langsam ließ sie sich zu Boden sinken, zog die Beine an und legte den Kopf zwischen die Knie.
Verdrängen. Vergessen. Einatmen. Ausatmen. An etwas anderes denken. Woran denken? Schulaufgaben, Lehrer, Ferien…
---
Schritte. Schnelle Schritte, die immer näher kamen. Dabei wollte Lily jetzt niemanden sehen, mit niemandem reden, niemanden berühren oder berührt werden.
Aber ein anderer Teil von ihr wünschte sich, mehr als alles andere, dass es James war, der ihr nachlief, der sich um sie sorgte.
Doch es war nicht James, der um die Ecke kam.
Es war Sirius.
Er lief beinahe an Lily vorbei, sah sie nur aus dem Augenwinkel und blieb verwundert stehen. Auch er zitterte und er schien durcheinander zu sein.
»A-Alles klar?«, fragte er nachdem sie sich eine Weile wortlos angesehen hatten.
Lily nickte langsam. »Bei dir?«
Er nickte, seufzte, strich sich die Haare aus der Stirn und streckte Lily dann seine Hand entgegen. »Ich wollte in die Küche, was essen. Kommst du mit?«
Sie nickte wieder machtlos und ergriff seine Hand. Auf ihrem Weg in die Küche wurde ihr bewusst, dass James ihr nicht nachgelaufen war. War sie ihm jetzt egal? Was würde sein Vater ihm erzählen?
»Zwei Eisbecher.« Sirius’ Stimme riss Lily aus ihren Gedanken und sie stellte verwundert fest, dass sie sich bereits in der Schlossküche befand. Sie konnte sich kaum daran erinnern, wie sie hier her gekommen war. Zwei Hauselfen schafften einen Tisch und Stühle herbei und keine fünf Minuten später saßen die beiden Gryffindors vor zwei riesigen Eisbechern. Eigentlich hatte Lily gar keinen Hunger und auch Sirius stocherte ein bisschen lustlos in seinen Schokoladeneis herum, aber hin und wieder schoben sie sich dann doch einen Löffel in den Mund und das zuckerschwere Essen tat Lily tatsächlich ein bisschen gut.
Auch Sirius schien sich langsam wieder zu beruhigen. »Wie geht es dir?«, fragte er nach einer Weile und musterte Lily aufmerksam.
»Scheiße.«, meinte sie, wozu sollte sie auch lügen? Sie war gerade eben vor allen andern während der Übung durchgedreht, wie sollte Sirius ihr da eine Lüge schon glauben? Außerdem hatte James vor ein paar Stunden mit ihr Schluss gemacht und ihm mit Sicherheit davon erzählt. Ihr konnte es gar nicht gut gehen.
Sirius kaute auf seinem Löffel herum und starrte auf sein Eis. »Prongs ist auch ziemlich fertig.«
Schulterzuckend schob Lily sich einen weiteren Löffel in den Mund. »Er hat Schluss gemacht. Gib mir nicht die Schuld.«
»Das tue ich nicht.« Er seufzte und stocherte wieder in dem Becher herum. »Außerdem hat er nicht Schluss gemacht. Er will… eine Beziehungspause.« Lily runzelte kritisch die Stirn und Sirius konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Sei nicht sauer. Er ist auch nicht glücklich.«
»Soll mich das aufmuntern?«
»Na ja… Ja?«
Lily verdrehte die Augen und widmete sich wieder ihrem Eisbecher. Sirius beobachtete eine Weile, wie sie unglücklich eine Eiskugel hin und her schob und griff dann nach ihrem Arm. »Hey, das wird schon wieder!«
»Ach ja?« Missmutig sah Lily ihn an und Sirius seufzte tief.
»Du musst nur drei Worte sagen, Evans, und er liegt dir wieder zu Füßen!«
»â€şEs tut mir leid‹ sind vier Worte.«
»Wie wär’s mit: ›Ich liebe dich‹?«
»Oh… Ach so…« Sie errötete leicht und starrte in ihren Eisbecher. Sirius zog die Augenbrauen hoch und musterte sie mit schräg gelegtem Kopf, doch Lily bemerkte seinen prüfenden Blick gar nicht. Sie musste plötzlich wieder daran denken, wie sie das erste Mal mit James in der Schulküche Schokokuchen gegessen hatte… Und dann, als sie zusammen den Apfelkuchen gebacken hatten… So viele schöne Erinnerungen klebten an ihm. Lily wollte nicht auch noch sie verlieren.
»Ihr schafft das schon.« Sirius stand auf und legte Lily zu ihrer Überraschung den Arm um die Schulter. »Ihr seid doch verlobt!« Er grinste breit und zwinkerte ihr zu. »Ich hab mir schon einen Anzug rausgesucht. Prongs hat mich zum Trauzeugen erklärt. Macht dir doch nichts aus, oder?«
Sie seufzte und schüttelte den Kopf.
»Supi. Aber dann solltest du vielleicht doch nicht so viel Eis futtern. Sonst passt du nicht mehr ins Brautkleid.«
»Charmant, Sirius.« Lily versuchte ein Lächeln, aber es erreichte ihre Augen nicht. Er zog sie wieder auf die Beine und zerwuschelte ihre Haare.
»Komm, Rotschopf, lass uns in den Gemeinschaftsraum gehen und herausfinden, was wir von der Übungsstunde verpasst haben.«
»Sie werden fragen, warum wir gegangen sind.« Lily seufzte und ließ sich von ihm aus der Küche ziehen.
»Wir müssen ja nicht antworten.« Sein Arm lag immer noch um ihre Schultern und sein Daumen streichelte ihre Schulter. »Bestimmt suchen sie uns schon. Remus und Emily machen sich sicherlich fürchterliche Sorgen.« Er lachte. »Du hättest ihr Gesicht sehen sollen, als Prongs ihnen erzählte, dass du und er…« Sirius brach ab, als er sah, wie sich Lilys Gesicht wieder verdüsterte. Denken, dann reden!, tadelte er sich selbst und biss sich auf die Lippen.
»Warte!« Sirius blieb stehen und kramte in seiner Hosentasche. »Wo hab ich nur… Ah, da!« Er drückte Lily einen kleinen Spiegel in die Hände, der ihr von irgendwoher bekannt vorkam. »Miriam hat das Gegenstück.«, erklärte er und Lily erinnerte sich wieder daran, wie Sirius damals mit James über den Spiegel geredet hatte. »Vielleicht antwortet sie ja dir. Mich ignoriert sie leider… Warum auch immer…« Sirius konnte nicht verhindern, dass seine Stimme gekränkt klang. »Jedenfalls… Behalt ihn so lang du willst. Du brauchst Miri jetzt dringender.«
Verdutzt sah Lily ihn an und strich dann andächtig über den Rahmen des Spiegels. »Danke, Sirius.« Dieses Mal erreichte ihr Lächeln ihre Augen und der Marauder erwiderte es zufrieden. Arm in Arm gingen sie zum Gryffindorturm und ein paar Hufflepuffs, die gerade aus der Zusatzstunde zu kommen schienen, sahen ihnen verwundert nach.
Lily wartete im Mädchenschlafsaal auf Emily, während Sirius es vorzog, im Gemeinschaftsraum auf seine Freunde zu warten. Sie drehte den Spiegel unschlüssig in der Hand, räusperte sich und sagte dann laut: »Miriam! Miri, bist du da? Miriam! Haaallo!!?« und kam sich dabei ziemlich albern vor. Sie redete mit ihrem Spiegelbild! Ein Glück, dass sie niemand sehen konnte.
Abwartend sah Lily ihr eigenes Spiegelbild an und bemerkte, wie fürchterlich sie aussah: Zerzauste Haare, Augenringe, leichenblasse Haut.
Entmutigt ließ sie den Spiegel sinken. Warum antwortete Miriam Sirius nicht? Verstand sie nicht, was es mit dem Spiegel auf sich hatte? Hatte Sirius es ihr nicht erklärt?
»Lily?«
»Miri?« Schnell griff sie wieder nach dem Spiegel und starrte hinein. Miriams grünbraunes Auge sah sie überrascht an, dann erschien langsam der Rest ihres Gesichtes. Sie war ein bisschen außer Atem, ihre Haare zerwuschelt und die Wangen gerötet. Doch es schien ihr gut zu gehen. Ihr gewohnter Anblick war so tröstlich. Lily spürte, wie Tränen in ihren Augen aufstiegen.
»Was ist denn los?« Erschrocken sah Miriam zu, wie eine Träne über Lilys Wange lief.
»Ich bin nur so froh, dich zu sehen!«
»Was ist passiert?«
Lily lachte. Miriam kannte sie so gut, so furchtbar gut. Stockend begann sie zu erzählen und ließ kein Detail aus. Mit Miriam konnte sie reden. Miriam wusste alles.
»So ein Vollidiot!«, rief Miriam gerade, als Emily den Mädchenschlafsaal betrat. »Beziehungspause! Natürlich! Und das sollst du ihm glauben?«
»Was ist denn los?« Emily setzte sich zu Lily auf ihr Bett und erblickte überrascht Miriams Gesicht im Spiegel. »Miriam! Aber wie…«
»Potter will eine Beziehungspause.«, unterbrach Miriam sie und schnaubte.
»Na ja… Das erscheint mir ganz vernünftig.« Emily zuckte mit den Schultern und Lily und Miriam sahen sie entsetzt an. »Du weißt ja wirklich nicht, was du für ihn empfindest! Ich kann verstehen, dass ihn das stört!«, erklärte sie schnell und griff nach Lilys Arm. »Sei nicht böse, aber seine Argumente sind nachvollziehbar!«
»Ach, halt die Klappe Lewis!«, knurrte Miriam aus dem Spiegel und wandte sich wieder Lily zu. »Weißt du, wer es ist?«
Verwirrt sah Lily sie an. »Was meinst du?«
»Na, das andere Mädchen!« Miriam hob die Augenbrauen. »Du weißt schon… Beziehungspause ist das Codewort für: Ich will dich legal betrügen.«
»Was?!« Lily schluchzte.
»Unsinn, Miri!« Schnell schlang Emily die Arme um Lily. »So ist es gar nicht! Ihr habt euch gestritten, das kommt in den besten Beziehungen vor! Remus und ich streiten auch manchmal. Das kommt wieder in Ordnung, sobald ihr euch wieder beruhigt habt und du dir überlegt hast, was du empfindest.«
»Quatsch keinen Rattenmist, Lewis, es ist ein Codewort!«
»Es ist eine kleine Auszeit für beide, um nachzudenken und…«
»Fremd zu knutschen!«
»Nein! Miriam, hör jetzt auf damit!«
»Ich sage nur die Wahrheit!«
»Lily, hör nicht auf Miriam.«
Aber Lily hörte beiden nicht mehr zu. Miriams Worte hatten sie zutiefst verunsichert und verwirrt. War da vielleicht doch etwas gewesen zwischen James und Christin? Oder Julia? Betty? Er war von so vielen hübschen Mädchen umgeben…
Während Emily noch besänftigend auf sie einredet und Miriam immer wieder zu dem Gesagten die Augen verdrehte, sprang Lily auf und lief aus dem Mädchenschlafsaal, die Treppe hinunter und dann die Treppe zu den Jungenschlafsälen wieder hoch. Sie hörte Peters Stimme schon von weitem und kam ein bisschen atemlos vor der Tür zum Siebtklässlerschlafsaal an. Kurz klopfte sie an, streckte dann den Kopf hinein. Die vier Marauder saßen auf den Betten am Ende des Schlafsaals; Lily vermied es James anzusehen. »Remus?«, piepste sie. »Kommst du mal kurz, bitte?«
»Ähm, ja, klar!« Remus kletterte hastig aus dem Bett und kam zu ihr. Sie zog ihn fort, schließlich kannte sie die Jungen gut genug um zu wissen, dass sie lauschen würden. Emily sah Lily überrascht an, als Lily Remus aus dem Gemeinschaftsraum zog, sagte jedoch nichts.
»Also?«, fragte er, als sie in einem leeren Korridor angelkommen waren.
Lily kaute auf ihrer Unterlippe. »Sag ehrlich, Remus«, begann sie dann ziemlich nervös, »hat James eine andere?«
»Was?!«
»Na ja…« Lily errötete. »Miriam meinte…«, aber Remus schüttelte bereits den Kopf.
»Schwachsinn! Er hat keine andere!« Erleichtert atmete sie durch und Remus runzelte die Stirn. »Zweifelst du immer noch an seiner Treue? Mensch, Lily, das ist doch idiotisch!«
»Wieso idiotisch?« Sie schluckte. »Julia hat er auch betrogen… Er hatte schon mal zwei Freundinnen auf einmal!«
»Das ist kein Vergleich!«
»Wieso nicht?«
»Lily, er sieht sie doch gar nicht!«
Verständnislos blinzelte Lily ihn an. »Bitte?«
Remus seufzte tief. »Bei Merlin! Er sieht doch nur dich! Er hat nie andere Mädchen richtig angeguckt! Glaubst du, er weiß, welche Augenfarbe Julia hat? Oder Christin?« Remus schüttelte den Kopf. »Er hat immer nur dich gesehen! Ich wette, er weiß sogar wo genau jede deiner Sommersprossen liegt!« Remus grinste kurz. »Sieh es endlich ein, Evans: Das Problem ist nicht James. Das Problem bist du!«
Von dieser Anklage betroffen taumelte Lily einen Schritt zurück. »Ich?«
»Ja, du!« Remus seufzte erneut. »James will, dass du endlich herausfindest, was du willst! Er weiß, was er will. Er ist nicht das Problem.«
Lily biss sich auf die Lippen und Remus beobachtete sie in ihrer Unschlüssigkeit einen Moment lang. »Ich gehe jetzt zurück.«, meinte er dann. »Aber eins noch, Lily: Du solltest dich schnell entscheiden, denn James leidet auch, verstehst du?« Damit drehte er sich um und ging mit schnellen Schritten davon. Wieder blieb Lily allein zurück, allein mit ihren Gedanken und Ängsten.
Sie wollte seinen Rat ernst nehmen. Drum zermalmte sie sich fortan pausenlos den Kopf darüber, was sie wollte, von James, von sich selbst und von ihrem Leben. Wie sollte es weiter gehen? Hatte das, was sie für James empfand Zukunft?

Obwohl Hogwarts ein riesiges Schloss war und es eigentlich ein Leichtes sein müsste einander aus dem Weg zu gehen, begegnete Lily James doch ständig. Und jedes Mal spürte sie diesen Stich in ihrer Brust, der sie für einen Moment um Atem ringen ließ. Dann war sie immer so aufgewühlt, dass sie keinen klaren Gedanken fassen konnte.
Miriam riet ihr immer wieder, James zu beobachten, aber das konnte sie nicht, es schmerzte zu sehr.
Emily meinte, sie müsse einfach in sich gehen, aber Lily wusste nicht so recht, wie das funktionieren sollte.
An einem Nachmittag, als es besonders schlimm war, musste sie sich einfach ablenken. Sie beschloss etwas zu machen, das sie nicht mehr getan hatte, seit Miriam im fünften Schuljahr in die Quidditchmannschaft aufgenommen werden wollte: Sie ging joggen.
Es regnete mal wieder und das Wetter passte perfekt zu Lilys trüben Stimmung. Sie war ganz schön aus der Form, das merkte sie schon nach zehn Minuten, aber sie lief weiter. Ihre Gedanken wurden ruhiger und der Schmerz in ihrer Brust nahm ein bisschen ab. Der Regen peitschte ihr ins Gesicht und Lily wünschte sich, er könnte alles fortwaschen.
Sie lief ein Mal um den See, was eine beachtliche Leistung war, fühlte sich dann so gut, dass sie weiter lief, noch eine Runde, immer weiter, bis der Schmerz in ihren Beinen den in der Brust betäubte. Erst merkte sie es gar nicht, aber irgendwann drängte sich das Gefühl in ihr Bewusstsein, nicht allein zu sein. Sie sah sich um, konnte aber niemanden entdecken. Der Wald, der an den See grenzte und neben dem sie lief, war dicht und undurchsichtig. Immer wieder knackten Äste, die Regentropfen trommelten auf die frischen Knospen. Bald würden die Laubbäume zu blühen beginnen.
Das Gefühl wurde immer stärker und Lily blieb stehen, um zu verschnaufen und sich in Ruhe umzusehen. Ihre Beine zitterten vor Anstrengung, sie hatte es wohl doch ein bisschen übertrieben. Hogwarts war noch geschätzte fünfzehn bis zwanzig Minuten entfernt.
»Hallo?« Sie kam sich ein bisschen albern vor, aber sie musste sich einfach vergewissern, dass sie nicht beobachtet wurde. Tatsächlich regte sich nichts, nicht im See, nicht im Wald, nicht in der Luft. Sie zuckte einmal mit den Schultern, lief dann weiter, langsamer, bedachter, auf jedes Geräusch achtend.
Etwas Schnelles zischte Zentimeter an ihrem Gesicht vorbei und Lily blieb erschrocken stehen. Das etwas ging mit einem Spritzer im See unter und war verschwunden. Ängstlich wandte sie sich dem Wald zu und tatsächlich konnte sie jetzt das Getrappel von Tieren hören. Sie rannte los, weg von was auch immer, doch plötzlich sprang eine große Gestallt aus dem Wald und versperrte ihr den Weg. Zuerst dachte Lily, es wäre ein großes Pferd, doch dann sah sie nach oben und bemerkte den menschlichen Oberkörper. Ein Zentaur! Er richtete Pfeil und Bogen auf sie und Lily taumelte erschrocken zurück. Aber noch bevor sie auch nur daran denken konnte, in die andere Richtung zu fliehen, versperrten ihr zwei weitere Zentauren den Weg. Mit fliegenden Fingern suchte sie in ihrer Jacke nach ihrem Zauberstab und ließ ihn von einen Zentaur zum anderen wandern. Ihre Beine zitterten wieder.
»Was führt Sie dieses Weges, Hexe?«, fuhr der Zentaur sie an, der ihr zuerst den Weg versperrt hatte. Er hatte braune Haare, die ihm jetzt regenschwer im Gesicht klebten. Sein dunkelbrauner Pferdekörper glänzte vom Regen.
»Nichts!« Lily machte einen Schritt zurück und trat in das seichte Gewässer des Sees. »Ich war nur laufen, ich wollte nicht in euer Revier eindringen, es tut mir leid, ich…«
»Magorian!« Der Ruf kam aus dem Wald und ließ sowohl die Zentauren, als auch Lily herumfahren. Sie kannte diese Stimme. »Nimm den Bogen runter!« Sirius trat hinter einem Busch hervor, mit den Händen in den Hosentaschen und einen hochmütigen Gesichtsausdruck. »Du weißt genau, dass dieses Gebiet zu Hogwarts gehört!«
»Sie haben uns nichts zu befehlen, Hexer!« Der Zentaur richtete seinen Pfeil und Bogen auf Sirius, aber der schlenderte unbeeindruckt weiter auf Lily zu.
»Was sucht ihr hier?« Sirius wandte sich an einen anderen Zentaur, einem rothaarigen. »Ist euch der nördliche Wald nicht mehr genug?«
»Wir sind Ihnen keine Rechenschaft schuldig!«, meinte sie Magorian, aber der rothaarige antwortete trotzdem.
»Die Riesen kommen immer näher. Wir zogen es vor, uns vorerst in einen sichereren Teil des Waldes zurück zu ziehen.«
»Ah, und da kommt euch das Hogwartsgelände gerade richtig, was? Von Zaubern geschützt und vom Wildhüter gepflegt…« Sirius war neben Lily angekommen und stellte sich vor sie.
»Der Wald gehört euch genauso wenig, wie uns!«, zischte Magorian und spannte den Bogen, doch der rothaarige trabte auf ihn zu und legte ihm besänftigend die Hand auf die Schulter.
»Wenn der Wald nicht euch gehört, dann hattet ihr auch kein Recht dazu, Miss Evans zu bedrohen.«, entgegnete Sirius und zückte seinen Zauberstab.
»Ihr bringt die Riesen hier her! Lasst zu, dass sie unser Land verwüsten! Wir haben wohl das Recht, uns zu verteidigen!«
Sirius hob die Augenbrauen. »Wir bringen die Riesen hier her?«
»Wir haben gesehen, wie ein paar Zauberer die Riesen trieben.« Der dritte, blonde Zentaur hatte eine ruhige Stimme und von allen drei die entspannteste Körperhaltung. »Wo werden sie hingebracht?«
Sirius zuckte mit den Schultern. »Es ist mir neu, dass Zauberer mit Riesen zusammen arbeiten…«
»Eure Welt wird bald kopf stehen.«, prophezeite der rothaarige Zentaur und stampfte unruhig mit den Hufen auf. »Geht jetzt. Die Nacht bricht herein und nicht nur unsere Herde hat sich eine neue Heimat gesucht.«
Sirius nickte nur und griff nach Lilys Arm. Er zog sie an dem braunhaarigen Zentaur vorbei, scheinbar unbeeindruckt von seiner Größe und der Waffe in seiner Hand, aber dennoch mit einem respektvollen Abstand. Mehrmals drehte Lily sich zu den Zentauren um. Magorian blieb noch eine ganze Weile mit gespannten Bogen stehen und beobachtete sie, während die anderen beiden Zentauren im Wald verschwanden. Schließlich verdeckten die Bäume und Büsche den Zentaur, aber sie konnte sich die Blicke über die Schulter nicht verkneifen.
»Was machst du hier?«, fragte sie Sirius nach einer Weile leise. Er strich sich gerade mal wieder die nassen Haare aus den Augen und machte ein nachdenkliches Gesicht.
»Hab gesehen, wie du losgelaufen bist und bin dir gefolgt. Zum Glück, würde ich sagen.« Er grinste arrogant und weidete sich an Lilys Erstaunen.
»Du bist mir gefolgt?«
»Ja.«
»Wieso?«
»Ich weiß nicht.« Sirius sah hoch zum Himmel. Der Regen ließ allmählich nach, aber die graue Wolkendecke ließ keinen Sonnenstrahl durch. »Es lag so was in der Luft…«
»Wie bist du mir gefolgt?« Lily betrachtete seine Kleidung. Er trug eine schlammbespritze Regenjacke und ebenso dreckige Jeans. War er ihr wirklich den ganzen Weg hinterher gelaufen und sie hatte ihn nicht bemerkt?
»Eine meiner leichtesten Übungen.« Sirius grinste breit und strich sich wieder die Haare aus der Stirn. »Wobei du mich teilweise ganz schön aus der Puste gebracht hast, Evans!«
Sie schwieg. Irgendwie traute sie seinen Worten nicht ganz. »Bevor ich das nächste Mal joggen gehe, frage ich dich, ob etwas in der Luft liegt.«, murmelte sie stattdessen und beobachtete sein Gesicht.
»Gute Idee.« Er lachte leicht. »Ich will ja nicht, dass ein Zentaur oder ein Riese meiner besten Freundin den Kopf abreißt!«
Überrascht riss Lily die Augen auf. »Deiner besten Freundin?«
»Ja.« Sirius grinste und hakte sich bei Lily unter. »Du bist in Ordnung, Evans. Wenn du nicht gerade Stress mit Prongsie hast. Aber ich warne dich: Wehe du lässt ihn noch länger leiden! Er gibt sich wirklich Mühe, mir NICHT die Ohren voll zu heulen, aber sein ständiges, trauriges Geseufzte ist auch nicht wirklich besser.«
Sie schluckte und starrte auf das Gras, über das sie liefen. »Deswegen war ich joggen. Zum Nachdenken.«
»Und? Zu einem Ergebnis gekommen?«
»Ich vermisse ihn.« Lily seufzte. »Mehr als Miriam.«
»Na, das ist doch schon mal was.« Sirius grinste. »Das ist zwar nicht ganz das, was James hören will, aber es würde ihn sicher freuen.«
»Meinst du?«
»Ja. Vor allem, wenn du die drei Wörtchen hinterher schiebst.«
Lily schwieg und Sirius schlang wieder den Arm um ihre Schulter. Plötzlich war ihr eiskalt.
»Du hast Miriam erreichen können?«, wechselte Sirius das Thema.
»Ja. Es geht ihr gut.« Lily errötete. Sie schämte sich plötzlich dafür, dass sie Miriam nicht gefragt hatte, warum sie sich nicht bei Sirius meldete. »Sie lässt dir Grüße ausrichten.«, log sie deshalb. Tatsächlich hatte Miriam Sirius mit keiner Silbe erwähnt.
Aber als sie das Lächeln sah, das sich auf Sirius’ Gesicht ausbreitete wusste sie, dass es die Lüge wert gewesen war.
Obwohl das Schloss für gewöhnlich kühl und zugig war, kam es ihr jetzt nach der langen Zeit im kalten Regen wunderbar warm vor. Die Schüler strömten zum Abendessen und sie begegneten Remus und Emily mit denen sie ein paar Worte tauschten.
Und an der nächsten Ecke prallte Lily prompt in James. So ein großes Schloss. Wie schaffte sie es nur, ihm überall zu begegnen? War sie verflucht?
»Evans, Evans!« Tadeln schüttelte James den Kopf und hielt Lilys Schultern fest, weil sie vom Aufprall zurücktaumelte. »Immer mit dem Kopf voraus! Alles in Ordnung?« (Wie oft hatte sie diesen Satz jetzt schon gehört?)
Mit aller Macht hinderte Lily ihren Körper daran, sich an James zu drücken, ihn zu umarmen, ihr Gesicht in seiner Brust zu vergraben, und war deshalb unfähig zu antworten. Sie schaffte es, sich von seinen Augen loszureißen und starrte auf seine Brust, an die sie sich so gerne lehnen wollte.
James musterte die wortkarge Hexe nachdenklich, tauschte einen Blick mit Sirius und zuckte mit den Schultern.
»Bis dann.«, meinte er und ging an ihr vorbei weiter.
Seine Ignoranz war wie ein Schlag in die Magengrube. Tränen stiegen Lily in die Augen und plötzlich war jeder Atemzug eine Tortur. Hätte Sirius sie nicht gehalten, wäre sie auf der Stelle zusammen gebrochen. Aber er hielt sie fest, schlug ihr sanft gegen die Wange und bat sie, sich zusammen zu reißen.
Wie sie schlussendlich in ihr Zimmer gelangte, wusste sie kaum noch. Und als ihr das bewusst wurde, wurde ihr auch klar, dass es so nicht weiter gehen konnte. Ihre Sehnsucht nach James würde sie noch den Verstand kosten!
Sorgfältig machte sie die Tür zu, setzte sich auf ihr Bett und schloss die Augen. James zweifelte an ihrer Liebe zu ihm. Verübeln konnte sie es ihm wirklich nicht, wie oft hatte sie schon selbst daran gezweifelt! Aber der Schmerz in ihrer Brust… Und die Erinnerung an das Gefühl, das sie durchströmte, wenn er da war und mit ihr lachte… Was sollte es sonst sein, wenn nicht Liebe? Sie musste nur lernen, es in Worte zu fassen und es ihm sagen. Sirius hatte Recht. Drei Worte. Drei einfache Worte. Und alles war wieder gut.
Tief holte Lily Luft. Sie stockte kurz, holte nochmal Luft und sagte: »I-ich… liebe… dich! Ich liebe… dich.« Sie wiederholte die Worte immer und immer wieder, versuchte ihnen einen festen Klang zu geben. Aber was half das? Sollte sie zu James gehen und ihm die Worte an den Kopf knallen? Was ist mit dem Rest? Was wollte sie? Wie konnte sie die Angst bekämpfen?
Lily seufzte, ging zum Schreibtisch und tunkte ihre Feder in die Tinte. Sie überlegte einen Moment, schrieb dann auf, was sie James sagen wollte. Mindestens zehn Blätter Pergament landeten im Mülleimer, aber ihre letzte Rede war einigermaßen gelungen. Lily lernte sie auswendig. Wort für Wort. Als sie sie tadellos konnte, zog sie sich um, dabei wusste sie gar nicht, was man bei einer Liebeserklärung tragen sollte. Auf jeden Fall überlegte sie sich lange, welche Unterwäsche sie anziehen sollte. Ihre Angst würde sie nur endgültig überwinden können, wenn sie es einfach ausprobierte und über ihren Schatten sprang. Wie das Fliegen. Sie hatte immer noch Angst davor, aber nicht mehr so viel, wie am Anfang. Sie würde auch das schaffen. Eine Evans gab nicht auf! Denn sonst hatte James Recht, sonst hatte es keinen Wert. Eine Beziehung voller Angst war nicht erstrebenswert.
Als an ihrem Aussehen nichts mehr zu bemängeln war, atmete Lily nochmals durch. Ein Blick auf die Uhr bestätigte ihr, dass sie das Abendessen verpasst hatte und sicherlich alle wieder im Gemeinschaftsraum anzufinden waren.
Entschlossen ging sie los in Richtung Gryffindorturm.


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Am schwierigsten fand ich, das Tauchen technisch zu bewältigen und dabei auch noch zu spielen. Ich durfte nie vergessen, dass Harry Kiemen hat, also gar nicht atmet. Also hatte ich sorgsam darauf zu achten, dass ich keine Luftblasen ausatmete. Um mich herum konnte ich überhaupt nichts erkennen, ich hörte nur Jamies völlig unwirkliche Stimme. Ein absolut bizarres Erlebnis, aber ich fand es echt toll.
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