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Fanfiction

James Potter und andere Katastrophen - Kapitel 33

von Jojoi

Vorsichtig hob Lily Panna Cotta auf ihre Arme und bettete sie in ihr Kissen. »Kommst du?« James stand schon fertig angezogen in ihrer Tür, die Karte des Rumtreibers in der Hand.
»Ich glaube, sie ist krank.«, meinte Lily, ohne auf seine Frage einzugehen und strich der Katze über ihr buschiges, graues Fell.
»Das wird schon.«, gab James sich optimistisch und kam näher, um ebenfalls einen Blick auf die Katze zu werfen. »Lass sie schlafen. Wir sehen später nach ihr, ja?«
Lily nickte und strich Panna Cotta ein letztes Mal über das weiche Fell. Die müden, gelben Augen folgten Lily, als sie den Raum verließ. »Wir drehen nur schnell eine Runde«, schlug James vor und sah zu, wie sich die Karte mit schwarzen Strichen, Flecken und Buchstaben füllte. »Dann schleichen wir uns kurz in die Bibliothek und gucken nach irgendwelchen Tränken, damit das Kätzchen wieder fit wird. Einverstanden?«
Lily nickte und warf sich ihren Umhang über. Sie ließ Panna Cotta kaum aus den Augen nach dem, was Regulus Mortimer angetan hatte. Lily fand es nur gerecht, dass er von der Schule geflogen war und konnte nicht verstehen, wieso seine Eltern gegen Dumbledore klagten. Sie meinten, das Leben einer Katze wäre doch nicht relevant, aber Lily hatte nicht irgendeine Katze für immer verloren, sondern ihren Mortimer, der sie schon von dem ersten Tag an in Hogwarts begleitet hatte und ihr immer Trost spendete, wenn sie sich mal wieder einsam fühlte.
»Oh, sieh mal, wer heute wieder zusammen Tee trinkt!«, rief James, als sie gerade schweigend in Richtung Nordturm gingen und reichte Lily die Karte. Mit den Augen tastete sie über die verschiedenen Flächen, Namen und Strukturen, bis sie gefunden hatte, was James meinte. Rockwills Punkt prangte direkt neben dem von Blanchard im Wahrsagerturm. Lily grinste und gab James die Karte zurück.
»Hast du das mitgekriegt?«, fragte er und studierte weiter die Karte. »Moony, Frank, Alice und Emily haben gewettet, wie lange Sirius’ Beziehung mit Clarefield noch hält. Moonys Frist läuft in drei Tagen ab und er hat acht Sickel gesetzt.« James kicherte.
»Und worauf hast du gewettet?« Lily kannte ihn inzwischen gut genug, um zu wissen, dass er bei einer solch blödsinnige Wette nie ›nein‹ sagen würde.
Ertappt sah James auf, lächelte aber. »Ich geb ihnen noch eine Woche.«
»Eine Woche?!« Lily schüttelte den Kopf. »Höchstens zwölf Stunden!«
James krümmte sich vor Lachen. »Ja, das ist schon eine etwas seltsame Lieb-Hass-Beziehung…«
»Etwas?« Lily neigte den Kopf zur Seite und beäugte ihn kritisch. »Miriam hat Sirius beim Frühstück einen impotenten Armleuchter genannt. Sie haben drei Stunden nicht miteinander geredet und waren nach Zaubertränke urplötzlich wieder ein Herz und eine Seele. Ich weiß ehrlich nicht, was ich davon halten soll.«
»Wo die Liebe hinfällt.« James zuckte mit den Schultern. »Das ist genauso wie mit Peter, der keine Ahnung von Politik hat, und seiner engagierten Angelina Crouch. Die übrigens im vierten Stock in der Besenkammer sind.«
»Na dann…« Lily seufzte und bog in Richtung Treppen ab, aber James hielt sie auf.
»Du willst die doch nicht etwa stören, oder?«
Lily verdrehte die Augen. »Ich weiß, er ist dein Freund. Aber Regeln sind Regeln und wir haben die Pflicht dafür zu sorgen, dass sich jeder daran hält! Keine Ausnahmen!«
»So war das nicht gemeint.« James biss sich kurz auf die Unterlippe. »Es ist nur… ICH will nicht sehen, was die da drinnen machen. Du?«
Verblüfft hob Lily die Augenbrauen.
»Na ja… Du weißt schon.«, druckste James herum. »Was sollten die sonst in einer muffigen Besenkammer machen? Es ist schon intim genug mit Peter die Sammelduschen zu benutzten. Wenn wir da jetzt dazwischen funken, habe ich für den Rest meines Lebens Alpträume. Ich weiß das, ich hab mal Frank und Alice erwischt und seit dem sind Bilder in meinem Kopf…« Er schüttelte sich.
»Ach was?« Lily riss die Augen auf. »Wann?«
»Vor einem Jahr… In der Quidditchumkleide… Hatte meinen Schal vergessen.« James kratzte sich verlegen am Hinterkopf. »Der Punkt ist… Wenn du Peter und Crouch in ihre Betten jagen willst – in ihre eigenen Betten meine ich – dann halte ich hundert Meter Abstand. Mindestens.«
Lily runzelte die Stirn. »Peter und Crouch… Das kann ich mir nicht vorstellen…«
»Das WILLST du dir gar nicht vorstellen!« James zog sie weiter in die entgegengesetzte Richtung. »Kümmern wir uns lieber um die ungezogenen Drittklässler im V.g.d.d.K Klassenzimmer!«
Sie folgte ihm widerstandslos, kaute aber unruhig auf ihrer Unterlippe herum. »Vielleicht unterhalten sie sich nur?«
»Jaaaahh, ganz bestimmt!« Die Ironie triefte aus James Worten und Lily zog beleidigt die Augenbrauen zusammen.
»Sie sind doch erst seit Mitte Januar zusammen!«
»Und?« James zuckte mit den Schultern. »Gibt es dafür ein Zeitlimit?«
Lily sah auf. »Ich meine nur, so gut können sie sich doch gar nicht kennen!«
Er lachte. »Was glaubst du, Evans? Dass Peter, wenn Crouch ihren BH auszieht sagt: ›Warte, ich will dich erst besser kennen lernen!‹?!«
»Warum soll Crouch ihren BH ausziehen?«, fragte Lily schnippisch. »Peter kann genauso gut anfangen!«
»Weil ich Peter sehr gut kenne. Und ich daran zweifle, dass er weiß, wie ein BH aufgeht.«
Lily schnaubte. »Männer! Ihr denkt immer nur an das eine!«, schimpfte sie.
»Na ja… Ist ja auch schön.« James grinste frech. »Warum nicht an schöne Sachen denken?«
»Sterne sind auch schön. Oder Blumen…«
»Stimmt.« James blieb stehen und zog sie blitzschnell in seine Arme. »Besonders eine kleine Lilie…«
Lily errötete. Ihr ganzer Körper spannte sich an, als James Hand unter ihren Umhang fuhr und auf ihrem Rücken nach dem Verschluss ihres BHs tastete. »Was hast du eigentlich mit der Reizwäsche gemacht, die Clarefield dir geschenkt hat?«
»Gegessen!«, war das erste, was Lily einfiel und das blödeste, was seit langem aus ihrem Mund gekommen war.
»Sie war essbar?« James sah sie beleidigt an. »Und du hast mir nichts abgegeben?«
»Was? Nein, ich… So meinte ich das jetzt nicht… Ich meinte…« Lily hörte ihr Blut in ihren Ohren rauschen, ihr Herz machte dreifache Saltos in ihrer Brust. Denken, denken, wie ging das noch mal?
James zog sie noch näher an sich und weidete sich an ihrer Befangenheit. Ein Finger zupfte neckisch an dem Verschluss ihres BHs. »Sie sind ja ganz rot, Miss Evans. Sie werden doch nicht etwa krank? Vielleicht hat Panna Cotta Sie angesteckt? Man sollte Sie gründlich untersuchen…« Wobei er mit man ganz klar sich meinte.
»Idiot!« Wenigstens für Beleidigungen reichte ihr Verstand noch aus.
»Mach dich nicht prüder als du bist.« James beugte sich zu ihr herunter.
»Ich bin nicht prüde!«
»Umso besser!« Schmunzelnd legte er sine Lippen auf ihre, aber da hatte Lily endlich ihren gesunden Menschenverstand wiedergefunden und stieß ihn zurück.
»Ich bin pflichtbewusst!«, stellte sie etwas atemlos klar. »Also los, die Drittklässler warten auf ihren Punktabzug!«
James seufzte tief und trottete missmutig hinter ihr her.

Kichernd betraten Miriam und Lily den Geheimgang als Abkürzung zu Alte Runen und verstummten schlagartig, als sie Sirius’ Stimme hörten.
»Vielleicht hat Moony sie ja gar nicht flachgelegt«, hallte es von den Wänden, »sondern will sich bloß wichtig machen!«
Lily und Miriam tauschten kurze Blicke und löschten das Licht ihrer Zauberstäbe. Die Jungen mussten irgendwo um die Biegung sein. Sie konnten fahles Licht sehen und hin und wieder ein paar Schatten.
»Ich sag’s dir nochmal«, hörten sie Remus’ leicht genervte Stimme, »wenn Lily dir noch nicht einmal erzählt hat, dass wir zusammen waren, werde ich den Teufel tun und über unsere gemeinsame Zeit plaudern! Erst recht nicht DARÜBER!«
Lily hob die Augenbrauen. Es ging also um sie?
»Komm schon, Moony!« James’ Stimme klang ebenfalls ziemlich genervt. »Das ist wichtig! Wie hast du sie rum gekriegt? Ich hab es auf die nette Tour, auf die vorsichtige und auf die aufdringliche versucht. Nichts klappt! Es ist zum verrückt werden!«
»Versuch’s mal mit der harten«, kicherte Sirius. »Die kommt bei Miri voll gut an!«
»Ich war vor zwei Jahren mit ihr zusammen. Woher soll ich wissen, worauf sie heute steht?« Remus war jetzt offensichtlich genervt.
»Na, einen Versuch wäre es wert!«, mischte sich jetzt Peters Quietschestimme in das Gespräch ein.
»Es wäre ja nicht so schlimm«, meldete sich James wieder zu Wort, »wenn sie nur auf IRGENDWAS anspringen würde. Aber selbst die Zungenküsse, die wir getauscht haben, kann ich an einer Hand abzählen! Sie ist doch nicht wirklich so prüde! Immerhin hat sie ihren Lucien auch ran gelassen! Was bringt es mir, mit dem tollsten Mädchen der Schule zusammen zu sein, wenn ich sie nicht anfassen darf? Du bist ihr bester Freund! Hat sie dir nichts gesagt? Kannst du nicht mit ihr reden?«
»Und was soll ich ihr sagen, James?«, rief Remus aufgebracht. »Soll ich sagen: ›Hey, Lily, lass James endlich ran, sonst krepiert er an Samenstau?‹ Was glaubst du, würde sie antworten?«
Lily schluckte, ballte die Hände zu Fäusten. »Sie würde sagen«, rief sie laut, »lass ihn an seinem Sperma verrecken!« Damit drehte sie sich um und stürzte aus dem Geheimgang.
Miriam kam ihr nach ein paar Sekunden lachend hinterher gelaufen. »Du hast sie in totale Panik versetzt!«, prustete sie. »Das hättest du hören sollen!«
»Ich habe genug gehört.«, knurrte Lily und stapfte weiter. Tränen traten ihr in die Augen. Sie hatte es gewusst! Sie hatte von Anfang an gewusst, dass er sie nur in Bett kriegen wollte und hatte sich dennoch auf ihn eingelassen. Wie hatte sie nur so blöd sein können?
»Lily!« Der Schrei ging ihr durch Haut und Knochen. Nein, sie wollte diese Stimme nie wieder hören! »Lily! Das war nicht so gemeint! Nur blöd daher geredet! Lily!« Er hatte sie eingeholt und griff nach ihrem Arm. »Sei doch nicht sauer, ich…«
Der Rest seines Satzes ging im Rauschen ihres zornig wallenden Blutes unter. Nicht sauer sein? Nein, sie war nicht sauer, sie war stinkwütend! Dieser Mistkerl, der sie nur benutzte, ihr Gefühle vorgaukelte, sie sogar dazu brachte, ihm zu vertrauen und ihr Herz zu öffnen! Wie konnte er es wagen, sie so zu benutzen?
Lily schnellte herum und schlug ihm mit aller Kraft ins Gesicht. »Wenn du es wagst mir noch einmal unter die Augen zu kommen«, schrie sie so laut sie konnte und erregte die Aufmerksamkeit sämtlicher Schüler in ihrer Nähe, »dann gibt es hier bald nicht mehr nur einen fast kopflosen Geist, klar?«
Er sagte nichts darauf, sah sie nur erschrocken an und hielt sich seine (hoffentlich höllisch schmerzende) Wange.
Aber nachdem sie ihm ins Gesicht geschrien und geschlagen hatte, war ihre Wut verraucht und machte dem Schmerz Platz, der aus dem Nichts kam und sich in ihrer Brust festkrallte, wie ein gefräßiges Tier, das sich auf seine Beute stürzte. Es fühlte sich an, als würde irgendetwas sie von innen heraus zerfetzen.
Schnell drehte sie sich um und eilte davon, bevor irgendjemand, vor allem nicht er, ihre Tränen sehen konnte.

Lily tauchte nicht zum Mittagessen auf, ebenso wenig, wie Miriam und Emily. James war kurz vor dem Verzweifeln, während Sirius, die Ruhe selbst, in die Küche ging und vollbeladen mit Kuchen und Pudding wieder zur großen Treppe zurückkam, wo die anderen auf ihn warteten. »Gehen wir die Mädchen suchen!«, sagte er und lief los. »Du wirst sehen, die sind nur unterzuckert!«
James folge ihm machtlos. Was hatte er nur getan? Wieso war er nur so ein Esel?
Sie fanden die Mädchen bei den Schulsprecherräumen. Miriam und Emily warteten vor der Ritterrüstung und unterhielten sich flüsternd, verstummten aber, als die Jungen näher kamen.
»Wo ist Lily?«, fragte James aufgeregt, während Sirius den Mädchen das Essen anbot. Miriam nickte stumm zu der Ritterrüstung und James seufzte. Er wollte gerade das Passwort sagen, als die Rüstung sich schon in Bewegung setzte und Lily hinter der Mauer hervortrat. Als sie James sah, wandte sie sich schnell ab und ging ohne die anderen eines Blickes zu würdigen den Korridor entlang. Ihr Koffer watschelte ihr hinterher.
»Lily, warte!« Erschrocken lief James ihr nach. »So war das nicht gemeint! Du wirst doch nicht wegen so was ausziehen!« Er lief um sie herum, stellte sich ihr in den Weg. Ein paar Mal versuchte sie an ihm vorbei zu kommen, doch James versperrte ihr immer wieder jede Fluchtmöglichkeit. Sie warf ihm einen Blick zu, so frostig, dass James glaubte, er würde das Blut in seinen Adern zum gefrieren bringen.
»Ich habe Mist geredet, es tut mir leid!«, versuchte James sie umzustimmen. »Du bist zu recht sauer. Ich bin auch sauer auf mich. Aber deshalb alles hinwerfen?« James hielt ihre Schultern fest, wütend schlug sie seine Hände fort. Da zwängte sich Miriam zwischen die Streithähne, griff nach Lilys Koffer und nahm ihn mit, als sie den Korridor hinunter ging. Verwundert sah Sirius ihr nach und Lily nutzte die Gelegenheit, rammte James zur Seite und stürzte Miriam nach. James’ erster Impuls war es, ihr nach zu laufen, aber Emily hielt ihn fest.
»Jetzt hast du sowieso keine Chance.«, meinte sie, ohne ihm in die Augen zu sehen. »Du hast wirklich ganze Arbeit geleistet!«
Verzweifelt sah James sie an. »Bitte, sprich mit ihr! Wir… Wir haben doch nur so daher geredet! Das war doch nicht ernst gemeint, ich meine… Ich- «
»Sag das ihr!«, unterbrach Emily ihn. »Ich habe mich schon zu oft in eure Angelegenheiten eingemischt!«

Die Geschichte ihrer Trennung war am Abend in aller Munde. Das Schlimme war jedoch, dass irgendwer die Geschichte verdreht hatte und es nun hieß: James Potter hatte Lily Evans rum gekriegt und sie dann sitzen gelassen. James verfluchte seine dämlichen Mitschüler, besonders die, die es sich nicht nehmen ließen, Lily immer wieder bloß zu stellen. »Mit ›ich liebe dich‹ kriegt man sie alle rum«, grölte Greg McDean zu ihrem Tisch rüber, als Lily gerade einen freien Platz so weit weg von James wie nur möglich suchte. »Stimmt’s, Evans?«
»Halt’s Maul!«, riefen James, Sirius und Miriam im Chor und der gesamte Gryffindortisch bog sich vor Lachen. James warf einen nervösen Blick zu Lily, die sich wieder auf den Weg machte, um die Große Halle zu verlassen. Er sprang auf, um ihr zu folgen. Er musste klarstellen, dass er die Geschichte nicht verdreht hatte! Dass er sie zurück wollte, aber Miriam stellte sich ihm in den Weg.
»Du hast schon genug angerichtet!«, zischte sie und griff unauffällig nach ihrem Zauberstab.
»Komm schon, Miri!«, kam Sirius James zu Hilfe. »Du weißt, er hat es nicht so gemeint!«
»Und ich sagte, ich kratzte ihm die Augen aus, wenn er ihr das Herz bricht!«, zischte Miriam. »Und ich habe es so gemeint. Also?«
James schluckte und gab sich geschlagen. Er hatte es schon wieder versaut.

Lily Evans hatte schon von vielen Leuten gesagt bekommen, dass sie ein tapferes Mädchen war. Der erste war ihr Arzt gewesen, der sie hatte operieren müssen, als sie sich im Kindergarten den Arm auf komplizierteste Weise gebrochen hatte, als sie ein Junge sie vom Klettergerüst geschubst hatte. Dann natürlich ihre Eltern, immer wieder wenn sie sich verletzt hatte und bei der Schulaufführung damals, als sie die Tinkerbell von Peter Pan spielte. Ihre Beine hatten gezittert wie Espenlaub…
Auch jetzt versuchte Lily mit aller Kraft tapfer zu sein. Sie wollte nicht weinen, nicht wegen, und vor allem nicht vor James.
Und sie weinte auch nicht. Nicht, als Peeves ein neues, geschmackloses Lied über sie dichtete und es ihr in der Mädchendusche vorsang. Nicht, als sie in Verwandlung abgefragt wurde und sie sich nicht konzentrieren konnte, weil alle ihre Mitschüler hinter vorgehaltener Hand über sie redeten. Und sie behielt sogar die Fassung, als die Slytherins sie am Nachmittag lauthals verspotteten und Avery ihr an den Hintern fasste.
Aber als sie in Zaubertränke ihre miserabelste Leistung aller Zeiten abgab und sogar Peter ein anerkennendes Lächeln von Slughorn erntete, während er bei ihrem Trank nur traurig den Kopf schüttelte, verlor Lily jegliche Selbstbeherrschung. Wütend packte sie ihr Schneidebrett, auf dem Rattenaugen, Muschelalgen, Mandoblüten und andere Zutaten zerkleinert herumlagen und kippte sie auf einmal in den Kessel.
Dass das eine ziemlich dämliche Idee war merkte sie, als das Gebräu unkontrollierbar zu blubbern begann. Remus warf ihr noch einen erschrockenen Blick zu, als der Kessel bereits explodierte und sie über und über mit heißer, gelber Flüssigkeit bespritzt wurde. Die anderen Schüler gingen unter den Tischen in Deckung, selbst Slughorn.
Lily schrie auf. Einmal, als der heiße Trank ihre Haut verbrühte und dann nochmal, als James »Aguamenti!« rief und ein eiskalter Wasserstrahl sie mitten ins Gesicht traf. Das Wasser wusch die heiße Flüssigkeit von ihrem Körper, trotzdem war es zu spät, ihre Haut war krebsrot und begann Blasen zu werfen.
Sie prustete, wischte sich mit den schmerzenden Händen das Wasser aus den Augen und versuchte die Tränen fort zu blinzeln.
»Oh Merlin!« James wusste nicht, wo er sie anfassen konnte, ohne ihr weh zu tun. »Geht es? Wir gehen in den Krankenflügel, komm!«
Alle anderen Schüler lugten jetzt erschrocken unter den Tischen hervor, Slughorn warf einen prüfenden Blick in Lilys Kessel. »Gute Idee, Mr Potter.«, murmelte er dabei.
James legte seine Hand vorsichtig auf ihre Schulter, während Lily immer noch mit den Tränen kämpfte. »Komm, Lily, gehen wir.«
Was fiel diesem Idioten ein hier einen auf fürsorglichen Freund zu machen?
Wütend schlug sie seine Hand fort und bereute es im nächsten Moment wieder. »Aua!«, jammerte sie, ihre Hand pochte wie verrückt und trieb ihr endgültig die Tränen in die Augen. Sie wusste, sie musste jetzt völlig erbärmlich aussehen. »Ich brauche deine Hilfe nicht!«, schrie sie James trotzdem ins Gesicht und flüchtete dann so schnell sie konnte aus dem Klassenzimmer.
Erst dann ließ sie ihren Tränen freien Lauf. Nicht nur, weil ihre Haut bei jedem Schritt schmerzte und pochte. Auch weil irgendetwas ihr Herz zu zerquetschen schien und lange Krallen sich in ihre Eingeweide bohrten.
Also rannte sie.
Rannte so schnell sie konnte dem Schmerz davon. Dorthin, wo sie niemand vermutete: hoch hinauf auf den Nordturm.
Der kalte Wind, der sie begrüßte tat gut auf ihrer geschundenen Haut. Lily sank an der Brüstung zusammen und weinte so hemmungslos, wie sie nur nach dem Tod ihrer Eltern geweint hatte.
Das verdient er gar nicht, dass du so weinst!, dachte sie und weitere, heiße Tränen liefen über ihre Wange. Sie wusste nicht, ob es die Kälte oder ihr Weinen war, das ihren Körper schütteln ließ. Sie fühlte sich verraten. Verkauft. Dreckig, wie damals.
»Miss Evans?«
Lily fuhr hoch. Dumbledore stand in der Tür des Nordturms und musterte sie durch seine Halbmondbrille. »Sie sollten in den Krankenflügel.«
»Nein.«, schluchzte sie. Sie wollte hier bleiben. Am besten erfrieren. Dann würde auch der Schmerz aufhören.
»Kommen Sie, Miss Evans.« Professor Dumbledore fasste ihre Schulter und half ihr beim Aufstehen. »Ich glaube, ich weiß, was Sie jetzt brauchen.«
Lily ließ sich aufhelfen, nahm aber nur zögerlich Dumbeldores Arm, den er ihr anbot. Warum hatte ausgerechnet er sie finden müssen, am Boden und völlig aufgelöst? Wie peinlich!
Professor Dumbledore führte sie in sein Büro. Lily versuchte die Tränen zurück zu halten, doch die lästigen Dinger zwängten sich immer wieder in ihre Augen. Ein Stuhl wackelte auf sie zu und sie setzte sich nach einem kurzen Zögern.
»Ich gehe kurz in den Krankenflügel und hole diese wunderbare Heilsalbe von Madam Pomfrey. Warten Sie hier, fühlen Sie sich wie zu Hause.« Dumbledore verschwand wieder und ließ Lily allein zurück. Unschlüssig saß sie auf ihrem Stuhl und beobachtete den Phönix, der witzig klein in seiner eigenen Asche wühlte und krächzte. Was machte sie hier eigentlich? Was sollte sie hier?
Dumbledore kam schnell wieder, eine flache Dose in der Hand und beugte sich über Lily. »Ein paar äußerst aufdringliche Freunde haben Sie da, Miss Evans.«, sagte er schmunzelnd, während er ihr Gesicht dick mit einer durchsichtigen, stark nach Lavendel riechenden Paste bestrich, die sich auf ihrer Hand wunderbar kühl anfühlte. »Madam Pomfrey hat Mr Potter in der Zeit, als ich da war, fünf Mal erklärt, dass sie nicht im Krankenflügel sind, aber er wollte unbedingt selbst nachsehen und hat Miss Talkalot geweckt. Sie ist in letzter Zeit auch immer fürchterlich durch den Wind.« Dumbledore seufzte.
»James?« Der Name brannte auf ihrer Zunge wie Säure.
»Keine Sorge. Mr Potter ist nicht der einzige, der sich unsichtbar machen kann.« Dumbledore zwinkerte ihr zu und rieb ihren Hals ein. »In wenigen Minuten sollte es Ihnen besser gehen.« Er reichte ihr die Tube, damit sie sich den Rest selbst einkremen konnte. Lily beobachtete ihn verstohlen. Dumbledore richtete sich auf und strich sich nachdenklich über seinen langen Bart.
»Irgendwo müsste doch noch…«, murmelte er dabei und schien dann eine Erleuchtung zu haben. »Aber ja!« Schnell ging er auf ein Schränkchen zu und holte eine Flasche mit einer wasserklaren Flüssigkeit heraus. »Sie wollen sicher einen Schluck.«, sagte er und schenkte in zwei aus dem Nichts aufgetauchte Schnapsgläser ein.
»Ist das…«
»Feuerwhisky.« Dumbledore nickte. »Hat mir mein Bruder vorbeigebracht.« Er reichte der überraschten Lily ein Glas.
»Aber…«, stammelte sie und starrte das randvolle Glas an.
»Ich bin ein alter Mann, Miss Evans.«, sagte Professor Dumbledore und seine Augen blitzten ernst. »Und ich weiß, dass es gegen Liebeskummer keine bessere Medizin gibt, als einen lustigen Abend mit Freunden. Aber dafür muss manchmal der Alkoholspiegel etwas angehoben sein.« Er zwinkerte ihr zu und stieß sein Glas gegen ihres. »Zum Wohl!«
Lily trank erst, als Dumbledore sein Glas geleert hatte. Der Whisky brannte in ihrer Kehle, trotzdem kippte sie ihn in einem Zug herunter.
»Haben Sie den auch gebechert, als Sie Potter zum Schulsprecher ernannten?«, rutschte es Lily heraus.
»Oh, nein, nein.« Professor Dumbledore schmunzelte. »Ich war im Urlaub auf Ibiza und dort gab es ein ganz wunderbares Likör…«
»Ibiza?« Lily musste sich ihren Schulleiter unweigerlich in Badehose mit Sonnenbrille und Surfbrett vorstellen und prustete los.
Dumbledore schien es ihr nicht böse zu nehmen. »Ja, ganz unvorstellbar, dass auch Ihre Lehrer Urlaub machen, nicht wahr?«, fragte er lächelnd.
»Ein wenig.« Lily seufzte und wischte sich über die Augen, in die sich schon wieder Tränen schlichen.
Dumbledore seufzte. »Da muss jeder einmal durch, Miss Evans. Liebeskummer gehört nun mal zum Leben dazu wie laufen lernen. Sie müssen der Zeit nur Zeit geben.«
»Sie haben also davon gehört.«, stellte Lily niedergeschlagen fest und schniefte.
»Oh, Sie waren unüberhörbar.« Dumbledore reichte ihr ein Tachentuch und Lily putze sich geräuschvoll die Nase.
»Ich dachte wirklich, er würde mich lieben!«, schluchzte sie. »Aber er wollte nur das Eine!«
»Ach, Miss Evans…« Dumbledore schenkte ihr einen Whisky nach. »Vielleicht liebt er sie ja doch? Mr Potter war schon immer sehr ungeduldig.«
»Sie haben nicht gehört, wie er geredet hat!«, meinte Lily, kniff die Augen zusammen und trank den Whisky in einem großen Schluck. Gleichzeitig dachte sie, wie absurd die Situation war. Sie redete mit ihrem Schulleiter über ihre Beziehungsprobleme! Konnte sie noch tiefer sinken?
»Ich glaube, ich kann es mir vorstellen.«, meinte Professor Dumbledore nach einer kurzen Pause. »Ob Sie es glauben, oder nicht, ich war auch mal siebzehn.«
»Sie waren bestimmt nicht so ein Mistkerl.«
»Miss Evans, Sie machen mich ganz verlegen!« Dumbledore lächelte und setzte sich hinter seinen Schreibtisch.
»Warum sind Jungs nur solche Vollidioten?« Lily donnerte ihr leeres Glas auf den Tisch und griff ungestüm nach der Whiskyflasche.
»Ich kann mir gut vorstellen, dass Mr Potter sich gerade dieselbe Frage stellt.« Dumbledore beobachtete seelenruhig, wie Lily sich noch ein Glas randvoll füllte.
»Er hat mich nur benutzt!«, knurrte sie. »Ich war nur sein Spielzeug!«
»Sind Sie sich da wirklich sicher?« Dumbledore musterte sie aufmerksam, bis Lily den Kopf abwandte und den Alkohol trank. Sie fühlte sich so schrecklich. Verraten. Verkauft. Dreckig. Und einsam.
»Ich vermisse meine Mutter so sehr.« Lily gab es auf die Tränen zurück zu halten und stellte mit zittrigen Fingern das Glas zurück auf den Schreibtisch. »Sie hätte gewusst, was ich jetzt tun sollte!«
»Ja, Mütter haben diese überaus beneidenswerte Art uns in der schwärzesten Zeit Hoffnung und Trost zu spenden und selbst die schlimmste Situation in ein besseres Licht zu rücken.« Dumbledore seufzte. »Vielleicht sollten Sie sich selbst fragen, was Sie tun wollen?«
»Potter den Kopf abhauen!« Oder ein anderes Körperteil…
»Nein, das wollen Sie bestimmt nicht.« Dumbledore lächelte. »Ich habe Sie beobachtet. Sie waren wirklich sehr glücklich mit James.«
Lily schluckte. »Er hat mich immer aufgeheitert.«
»Sie waren das Traumpaar der Schule, wenn ich das so unverblümt sagen darf.«
Das zauberte Lily sogar ein kurzes Lächeln ins Gesicht. Dumbledore bemerkte es zufrieden, ging zum Fenster und sah hinaus. »Und jetzt haben wir zwei gebrochene Herzen mehr an dieser Schule.« Er seufzte tief.
»Zwei?!«, wiederholte Lily.
»Oh ja.« Dumbledore nickte ernst. »Ich finde nicht, dass Mr Potter überaus fröhlich aussieht. Sie?« Er nickte zum Fenster und Lily stand zögerlich auf. Da flog jemand auf dem Besen um den See, der schwarze Umhang flatterte im Wind. Lily verstand nicht viel vom Fliegen, aber wenn James sonst auf einem Besen saß, drehte er Loopings, Schrauben und flog so hoch es nur ging.
Jetzt driftete er nur zehn Meter über dem Boden, langsam, ohne halsbrecherische Flugmanöver.
Als hätte man ihm die Flügel gebrochen, dachte Lily und wunderte sich über sich selbst.
»Ich kann ihm nicht verzeihen.«, murmelte sie nach einer Weile.
»Jetzt vielleicht noch nicht. Aber irgendwann vielleicht schon. Schließen Sie diese Tür nicht ganz, Miss Evans. Es wäre bedauerlich, wenn wir Sie nie wieder so glücklich sehen könnten.«


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