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Fanfiction

James Potter und andere Katastrophen - Kapitel 9

von Jojoi

Ihr Koffer kam drei Tage später in Hogwarts an. Sie hatte keine Ahnung, wie Professor Dumbledore die Sache geregelt hatte, doch sie war froh, alle ihre Sachen wieder zu haben.
»Sie sehen müde aus, Miss Evans.«, bemerkte Dumbledore, als sie ihrem Koffer mit einem Wink ihres Zauberstabs befahl, ihr zu folgen.
»Ich schlafe nicht gut, Sir.«, gab Lily zu, denn der Alptraum wollte nicht vergehen.
»Fragen Sie doch Madam Pomfrey, ob sie etwas für Sie hat.«, schlug Professor Dumbledore vor. »In Ihrem Alter haben Augenringe nichts im Gesicht zu suchen.«
Lily nahm sich den Rat gerne an und ging noch am selben Tag in den Krankenflügel. Sie verließ ihn wieder mit einigen Phiolen von einem Schlaftrank, den sie eine Stunde vor dem Schlafengehen einnehmen sollte. Sie würde exakt acht Stunden schlafen, traumlos und tief und tatsächlich hielt der Trank, was er versprach.
Auch James beruhigte der Schlaftrank, denn so bekam sie nicht mit, wie er sich heimlich nach draußen schlich, um die Vollmondnacht mit seinen Freunden zu verbringen.

In der Nacht auf den Montag halfen jedoch selbst die Schlaftränke nichts. Lily wachte zwar nicht auf, doch sie merkte, dass sie schlecht geschlafen hatte. Sie fühlte sich müde und ausgelaugt. Das Gefühl verging jedoch etwas, als sie beim Mittagessen ihren Lieblingskuchen zum Nachtisch verdrückte. Am Abend ging sie wieder zu Madam Pomfrey und holte sich noch eine Ladung des Schlaftrunks. Sie bekam sogar das Rezept von ihr und nun konnte sie sich den Trank selbst brauen. Am Abend saß sie mit James vor dem Kamin und studierte die Anweisung, wie der Trank zu brauen war.
»Kompliziert?«, fragte James. Er saß auf dem Boden, hatte eine alte Schreibfeder in der Hand und spielte damit mit Mortimer.
»Nicht besonders. Aber die Menge der Zutaten muss exakt stimmen, sonst stimmt die Schlafdauer nicht.«, murmelte Lily.
»Das heißt, wenn du mal einen Tag lang nicht wach zu kriegen bist, hast du es wohl versaut!«, grinste James. »Hoffentlich ist das nicht der Tag, an dem wir beide mal ein Date haben.«
»Ganz bestimmt nicht. Der Tag wird nie kommen.« Sie sagte es mit einem Lächeln, deshalb klangen ihre Worte nicht hart und James verlor sein freches Grinsen nicht.
»Sag niemals nie.«
Das sorglose Geplänkel mit ihm lenkte Lily ab und sie vergaß ihr schlechtes Gefühl, als James sie mit samt dem Sofa umwarf, und sie mit der Feder am Bauch kitzelte.
Obwohl sie in dieser Nacht nicht so schlecht schlief, wie in der davor, war Lily in Geschichte der Zauberei kurz vorm Einnicken. Miriam war wieder damit beschäftigt ihren Körper zu verzieren, diesmal am Knöchel. James’ Kopf ruhte genau wie der von Sirius schon eine ganze Weile auf der Tischplatte, nur schnarchte er nicht so laut wie sein Freund. Schon zwei Mal hatte Professor Binns seinen Redeschwall unterbrochen und Black einen bösen Blick zugeworfen. Remus gab Sirius dann immer unter dem Tisch einen Stoß gegen das Schienbein und Sirius hob verwirrt seinen Kopf, blinzelte müde und schlief kurz darauf wieder ein.
Professor Binns’ Gerede wurde abermals unterbrochen, als Professor McGonagall mit wehendem Umhang das Klassenzimmer betrat.
»Bitte entschuldigen Sie.«, sagte sie zu dem verwirrten Geist. »Aber Miss Evans und Mr Potter mögen sich bitte sofort im Büro des Schulleiters einfinden.«
Lily schrak auf und Remus weckte James. Verwirrt und in James’ Fall auch noch vor Müdigkeit torkelnd,folgten sie ihrer Hauslehrerin aus dem Klassenzimmer. Lily konnte sich nicht vorstellen, warum Dumbledore sie sprechen wollte.
»Hast du was ausgefressen?«, fragte sie James leise.
»Nein. Du?«
»Nein!« Lily sah ihn funkelte wütend an. »Dann wird es wohl etwas mit unseren Pflichten als Schulsprecher zu tun haben.«
Sie kamen am goldenen Wasserspeier an und Professor McGonnagal sagte: »Pfefferminzstange« und die Wendeltreppe zum Büro des Schulleiters erschien.
»Pfefferminzstange.«, wiederholte James grinsend und stieg drei Stufen hinauf. Lily drehte sich noch einmal zu ihrer Hauslehrerin um, die ihnen nicht folgte. Als sie ihr in die Augen blickte, sah sie etwas in McGonagalls Augen, das sie noch nie zuvor darin gesehen hatte: Mitleid und Bedauern. Ein ungutes Gefühl durchflutete Lily und sie blickte ängstlich der immer näher kommenden Tür entgegen.
James öffnete sie furchtlos und trat ein. »Guten Morgen, Professor!«
»Guten Morgen, Mr Potter. Miss Evans.« Professor Dumbledore strich einem großen, roten Vogel durch das Gefieder. Er saß auf einer Stange vor Dumbledores Schreibtisch und Lily sah ihn fasziniert an. »Setzten Sie sich, Miss Evans.«, bat Professor Dumbledore und nahm selbst hinter seinem Schreibtisch Platz. Lily setzte sich auf den Stuhl vor seinem Tisch. Es gab nur einen und James blieb unschlüssig hinter ihr stehen.
»Miss Evans.« Professor Dumbledores Stimme klang schwer und er beugte sich zu Lily nach vorne. Seine wasserblauen Augen blickten ernst über den Rand seiner Halbmondbrille in die ihren und Lily bekam mit einem Mal Angst vor dem, was er ihr zu sagen hatte. »Soeben erreichte mich eine Eule mit diesem dringenden Brief.« Er hob einen Umschlag von seinem Tisch und schob ihn zu Lily herüber. Sie starrte den Brief nur an und wagte nicht, ihn zu öffnen. Irgendetwas sagte ihr, dass das, was darin stand, nichts Gutes war.
Sie schluckte ein paar Mal, fragte dann: »Und?«
»Miss Evans.« Professor Dumbledore atmete tief durch. »Es tut mir Leid, Ihnen das sagen zu müssen, aber es gibt wohl keine angenehme oder schonende Art und Weise, Ihnen das folgende beizubringen.«
»Ich- Ich verstehe nicht, Professor.« Verwirrt sah Lily ihren Schulleiter an, drehte sich kurz zu James um, der ebenso ratlos war, wie sie.
»Lily, es gab einen Unfall. Das Flugzeug ihrer Eltern ist gestern mit einem anderen kollidiert.«
Es brauchte einen Moment, bis die Worte für Lily Sinn ergaben. James zog scharf die Luft ein und starrte ebenso wie sie Professor Dumbledore fassungslos an.
»Und – Und meine Eltern?« Lilys Stimme war kaum mehr, als ein Flüstern.
»Ihre Eltern haben das Unglück nicht überlebt. Es tut mir leid, Lily.«
James schloss für einen Moment die Augen, als wollte er aus einem bösen Traum erwachen. Aber als er sie wieder öffnete war er noch immer im Büro des Schulleiters und Lily saß noch immer auf ihrem Stuhl, regungslos und stumm. Professor Dumbledore senkte den Blick und verschränkte seine Hände ineinander. Lily rührte sich nicht. James zweifelte nach einer Weile schon daran, ob sie überhaupt noch bei Bewusstsein war, als er sie leise flüstern hörte.
»Sie lügen.«, flüsterte sie. »Sie sind nicht tot. Sie lügen.«
»Ich wünschte, es wäre so, Miss Evans.«, seufzte Professor Dumbledore. »Ich wünschte es wirklich.«
Eine Träne rann über Lilys Wange, als sie aufsprang und aus dem Büro stürzte. James sah ihr überrascht nach und Professor Dumbledore herrschte ihn an: »Worauf warten Sie? Laufen Sie ihr nach!«
James sah ihn bestürzt an. »Was kann ich schon machen?«, fragte er dann.
»Bei ihr sein.« Professor Dumbledores sah James bittend an. »Lassen Sie sie nicht allein.«
James schluckte, dann setzte er Lily nach. Ihm war klar, dass sein Schulleiter Recht hatte, Lily sollte jetzt nicht allein sein. Vor dem Wasserspeier angekommen rannte er auf gut Glück nach rechts den Korridor entlang und dann nach links. Und da war sie, bog gerade in Richtung Eulerei ab. James beschleunigte seinen Schritt. »Lily!«
Sein Ruf schien Lily aus dem Gleichgewicht zu bringen. Sie stürzte, fiel in sich zusammen und blieb liegen.
»Lily!« James sprintete zu ihr, ließ sich vor ihr auf den Boden fallen. Sie weinte. Sein rothaariger Engel weinte hemmungslos auf dem Steinboden. Hilflos saß James vor ihr, versuchte sie wieder aufzurichten. »Lily! Komm hoch!« Er hielt ihre Schultern, brachte sie dazu, sich aufzusetzen. Ihre Tränen rannen über ihre Wangen und ihre Arme baumelten kraftlos an ihrem Körper.
Dann packte sie James plötzlich am Kragen und schrie ihn an. »Warum lügt er? Warum lügt er, James? Warum tut er sowas?«
James wusste nicht, was er sagen sollte, er wusste nicht, was er machen sollte. Er sah nur ihre Augen, ihre großen, grünen Augen, die ihn voller Schmerz ansahen.
»Lily…«
»Warum, James?« Sie drückte ihr Gesicht an seine Brust, ihre Hände krampften sich um seine Schultern. »Sie sind nicht tot! James, sie sind nicht tot!« Ihre Faust schlug gegen seine Brust und James ließ es geschehen. Er ließ es einfach geschehen, weil er nicht wusste, was er tun konnte, was er tun sollte.
»Warum?« Lily blinzelte die Tränen aus ihren Augen und sah ihn wieder an. »Warum lügt er?« Ihre Stimme war plötzlich leise und verzweifelt.
»Ich – Ich weiß es nicht.«, flüsterte James zurück. Und als sie sich diesmal an ihn klammerte, legte er die Arme um sie und drückte sie an sich, so fest er konnte.
Lilys Weinen hallte den Korridor entlang. Es hallte in James’ Ohren. Doch er sagte nichts. Kein jämmerlicher Versuch, sie aufzuheitern. Er hielt sie nur fest. Er hielt sie fest, als Professor McGonagall den Korridor betrat und Lily mitleidig ansah. Er hielt sie fest, als Peeves sich über sie lustig machte und mit einem Zauber von der stellvertretenden Schulleiterin durch die Decke geschleudert wurde. Er hielt sie fest, als es klingelte und das Getrappel von Schüler und Stimmengewirr lauter wurden, als Professor McGanagall allen Schülern befahl, einen anderen Korridor zu nehmen, um zu ihrem Unterricht zu gelangen. Und er hielt sie auch noch fest, als der Flur schließlich wieder still und einsam vor ihm lag. So lange, bis Lilys Schultern weniger zuckten, bis sie regelmäßiger Luft holte und ihr Klammergriff sich langsam löste.
»Gehen wir.«, raunte er in ihr Ohr und zog sie langsam auf die Beine, doch das Weinen hatte Lily alle Kräfte geraubt und sie sank sofort zurück zu Boden.
»Schon gut.«, sagte James und schob eine Hand unter ihre Kniekehlen. »Ich trage dich.« Sie war nicht schwer und James beeilte sich, er wollte keinen neugierigen Schülern begegnen. Er eilte durch die Gänge, bis Lily plötzlich aufstöhnte.
»Lass mich runter.«
»Wir sind gleich da.«
»Nein, James, mir ist schlecht! Lass mich runter!« James sah in Lilys bleiches Gesicht und stellte sie sofort auf den Boden zurück. Sie krümmte sich, presste eine Hand vor den Mund. Dann rannte sie los. Zwei Gänge weiter war die Jungentoilette, sie stürzte hinein und übergab sich ins Waschbecken. James folgte ihr, hielt ihre Haare zurück und wartete, bis es vorbei war.
Lily spülte sich den Mund aus, lehnte sich dann gegen eine Kabinenwand und sank zu Boden. James kniete sich vor sie, aber Lily schloss die Augen. Sie war immer noch blass. Stumm rannen Tränen über ihre Wangen und James widerstand dem Drang, sie wieder in den Arm zu nehmen. Wenn sie seine Nähe brauchte, würde sie, wie vorhin, von alleine nach seiner Hand greifen.
Aber sie saß nur da, weinte stumm mit bebenden Lippen.
James glaubte, es wären Stunden vergangen, aber als es wieder läutete wurde ihm klar, dass es gerade mal eine gewesen war. Wieder hörte er, wie sich die Korridore füllten, doch Lily regte sich nicht.
Die Tür öffnete sich und Peter stolperte in die Toilette. Verblüfft sah er seinen Freund und die rothaarige Hexe an.
»Kannst du bitte dein Geschäft wo anders verrichten?«, fragte James und richtete sich auf.
»Was ist los?«, gab Peter statt einer Antwort zurück.
»Tu mir einen Gefallen. Warte vor der Tür und sag uns, wann die Gänge leer sind. Und lass keinen rein, ok? Und sag auch nichts den anderen. Bitte, Peter.« Mit diesen Worten schob James seinen Freund wieder nach draußen.
»Klar. Kann ich machen.«, meinte Peter und warf noch einen kurzen Blick auf Lily. »Aber was…«
»Ich erklär’s dir später.« Damit schloss James die Tür hinter ihm und seufzte tief. Er war überrascht, als er sich umdrehte und Lily ihn ansah. Sie stand auf, ganz langsam.
»Ist dir wieder schlecht?«, fragte er und war mit drei Schritten bei ihr, um sie zu halten.
Lily schüttelte den Kopf, lehnte ihren Kopf an James’ Brust. Ihre Arme schlangen sich um seine Hüfte und James würde sich so darüber freuen, wäre nicht der Tod ihrer Eltern für ihre plötzliche Zutraulichkeit verantwortlich.
»Meine arme Lily.«, flüsterte er und streichelte ihren Rücken.
»Er hat nichts«, Lily schniefte, »nichts von Petunia gesagt, oder?«
»Nein.«
Lily schluchzte kurz, atmete dann tief durch. »Gehst du nachher zu ihm und fragst nach ihr?«
»Sicher.« James nickte und küsste sie, ohne wirklich darüber nachzudenken auf den Scheitel.
»Der Gang ist leer!«, piepste Peter. Er hatte die Türe einen Spaltbreit geöffnet und den Kopf durchgesteckt. »Ich gehe jetzt zu Verwandlung, in Ordnung?«
»Ja. Danke, Peter.«, sagte James, ohne sich von Lily zu lösen. Der kleine, dicke Marauder verschwand, jedoch nicht ohne noch einen neugierigen Blick auf Lily zu werfen.
»Wir gehen jetzt besser auch. Soll ich dich wieder tragen?«
Wortlos löste Lily einen Arm von ihm, lehnte sich an ihn und ging los. James legte den Arm um ihre Taille, jederzeit darauf gefasst, sie aufzufangen. Tatsächlich stolperte Lily einige Male über ihre eigenen Füße. Sie schien völlig am Ende ihrer Kräfte zu sein.
In ihrem Gemeinschaftsraum angekommen holte James sofort seine Decke aus seinem Zimmer, wickelte Lily darin ein und half ihr, sich auf das Sofa zu legen. Auf der kleinen Fläche rollte sie sich zusammen wie ein Embryo und vergrub ihr halbes Gesicht unter James’ Decke. Nur ihre Augen und ihre Stirn guckten noch raus. James setzte sich auf den Boden vor dem Sofa, lehnte sich daran und strich Lily ein paar Haare aus der Stirn.
»Es tut mir leid.«, flüsterte er und wusste im selben Moment, als er es aussprach, dass es die falschen Worte waren. Es waren nicht die Worte, die Lily hören wollte.
Sie schloss die Augen, atmete regelmäßig ein und aus, doch James zweifelte daran, dass sie schlief.
Erst, als sie aufhörte zu zittern stand er auf und verließ das die Schulsprecherräume. Ein Blick auf seine Armbanduhr sagte ihm, dass es Zeit zum Mittagessen war. James stöhnte auf, machte sich dann aber auf den Weg in die Große Halle.
Sirius, Remus, Peter und Lilys Freundinnen blickten ihm auffordernd entgegen, doch er ignorierte sowohl ihre Blicke, als auch alle anderen, als er zielstrebig zum Lehrertisch ging, direkt auf Professor Dumbledore zu.
»Ich störe Sie nur ungern beim Essen.«, begann James.
»Schon gut. Wie geht es Miss Evans?«, fragte Dumbledore und tupfte sich seinen Mund mit einer Serviette ab.
»Sie schläft. Aber sie hat nach ihrer Schwester gefragt.«
Professor Dumbledore nickte. »Ihrer Schwester geht es gut. Sie fliegt erst heute zurück.«
James atmete tief durch, erleichtert, Lily nicht noch eine schlechte Nachricht überbringen zu müssen.
»Vielleicht sollten sie Miss Evans etwas zu essen mitbringen.«, überlegte Professor Dumbledore. »Fragen Sie in der Küche nach. Den Weg kennen Sie ja.«
James konnte sich ein kurzes Lächeln nicht verkneifen. Professor Dumbledore blieb nichts verborgen, was sich im Schloss abspielte.
»Jawohl, Professor.«
»Miss Evans muss morgen nicht zum Unterricht erscheinen. Wenn ich genaueres erfahre über Unfallursache, Bestattungstermin und so weiter, werde ich es Ihnen sofort mitteilen.«
»Danke, Professor.«
»Und vielleicht«, Professor Dumbledore unterwarf James einem prüfenden Blick. »Vielleicht sollten Sie auch etwas zu sich nehmen, James.«
»Ja, Feuerwhiskey.«, murmelte er und ein Lächeln huschte über Dumbledores Gesicht. Dann fiel James etwas ein. »Warum ich, Professor? Warum nicht Clarefield oder Lewis?«
»Weil Sie Miss Evans lieben. Liebe kann viel Kraft spenden. Was jedoch nicht heißt, dass das der passende Zeitpunkt ist, ihr Ihre Gefühle zu gestehen.« James errötete. Professor McGonagall und Professor Flitwick, die neben Dumbledore saßen, taten taktvoll so, als wäre ihr Mittagessen das spannendste auf der Welt, aber James ließ sich davon nicht täuschen.
»Danke, Professor.«, wiederholte James, drehte sich dann schnell um, bevor Dumbledore noch mehr peinliches Sachen zu ihm sagen konnte, und ging wieder aus der Halle hinaus. Sirius versuchte ihn am Umhang fest zu halten, aber James warf ihm über die Schulter einen Blick zu, der Sirius sofort loslassen ließ.
»Ist Lily sterbenskrank?«, fragte Sirius Remus leise.
»Nicht, dass ich wüsste.«
»Vielleicht schwanger.«, vermutete Miriam sofort und verzog das Gesicht. »Nein, halt… Unmöglich, wir reden ja hier von Potter. Ein Kind von Potter, das wäre ja…« Sie schauderte.
»Hör auf damit!« Emily trat Miriam auf den Fuß.
»Ich hab sie auf der Jungentoilette getroffen.«, platzte Peter nun heraus. »Lily hat geweint.«
»Ach, deshalb das Gejammer! Ich dachte schon, Myrte hätte jetzt auch noch das Jungsklo in Beschlag genommen.«, brummte Sirius und ließ seine Gabel fallen. »Was auch immer passiert ist, es scheint ziemlich ernst zu sein, wenn James nicht einmal die Zeit findet, es seinen Freunden zu sagen.«
»Vielleicht wurde Lily angegriffen.« Miriam fixierte den Slytherintisch. »Vergiftet.«
»Warum sollte McGonagall das wissen und Lily nichts merken? Sie wurden mitten in Geschichte der Zauberei herausgebeten!«, warf Sirius ein.
»Vielleich hat es auch gar nichts mit Lily und James zu tun, sondern nur irgendwas mit ihrer Pflicht als Schulsprecher.«, vermutete nun Remus. Sie überlegten noch eine Weile hin und her, beschlossen dann, am Abend bei den beiden vorbei zu schauen.

James stellte das Tablett mit Essen auf den Tisch. Vier belegte Brötchen, zwei große Tassen Kakao, einen Krug Kürbissaft und zwei Schalen voll Pudding hatte er aus der Küche mitgenommen. Er griff nach einer Puddingschale und einem Löffel, ließ sein Kissen aus seinem Zimmer herbei schweben und setze sich wieder auf den Boden vor Lily. Mit dem Rücken lehnte er sich an das Sofa und starrte in das glimmende Feuer. Er hatte nicht wirklich Appetit, doch er fühlte sich so kraftlos und wusste, dass eine ordentliche Portion Zucker ihn gleich munterer machen würde.
Lily hatte sich in der Zeit, in der er weg gewesen war, nicht gerührt und er hoffte, sie war nicht aufgewacht. Sie rührte sich den ganzen Nachmittag nicht und kam erst am Abend wieder zu sich, als die letzten Schulstunden zu Ende waren und das Läuten die Schüler erlöste.
Da schlug sie die Augen auf und blickte in besorgte braune. James zwang sich zu einem Lächeln. »Hey.«
Lily zog die Decke ein wenig runter, sodass ihr Mund nun ebenfalls frei war. »Meine Schwester? Hast du…«
»Es geht ihr gut.« James lächelte. »Sie fliegt erst heute nach Hause.«
Lilys Augen wurden wieder glasig und James fragte schnell: »Hast du Hunger? Ich habe Kakao und Pudding und Brötchen…« Lily schüttelte den Kopf. »Brauchst du sonst irgendwas?« Wieder schüttelte Lily den Kopf. James biss sich auf die Lippen, fragte dann aber doch: »Willst du… Soll ich dich alleine lassen?«
Wieder füllten sich Lilys Augen mit Tränen und sie schüttelte schnell den Kopf. »Ok.« James versuchte wieder ein Lächeln und strich ihr über die Wange. »Gut. Dann… Dumbledore meinte, du musst morgen nicht zum Unterricht. Und wenn er Näheres weiß, sagt er dir sofort Bescheid.« Lily nickte, ihre grünen Augen waren dunkel und James wusste, dass sie mit ihren Gedanken ganz wo anders war. Er wartete, wie er schon den ganzen Tag getan hatte. Wartete darauf, dass Lily ihn ansah, nach Essen oder etwas andrem verlangte. Aber ihr Blick wurde erst wieder klar, als es ein Klirren von draußen ertönte.
»James! Lass uns rein, oder ich werfe diese dämliche Rüstung um!«, erklang Sirius’ Stimme, gedämpft durch den Stein.
»Nicht.«, flüsterte Lily auf James’ fragenden Blick hin.
»Soll ich ihnen sagen, was passiert ist? Sie müssen ja nicht reinkommen.«, schlug James vor.
»Nein.« Lily vergrub ihr Gesicht in James’ Decke und er seufzte. Dann strich er ihr über ihr Haar, beugte sich über sie und legte den Kopf sanft auf ihre Schulter.
»Ich weiß nicht, was ich machen soll, Lily.«, flüsterte James ehrlich. »Zurückbringen kann ich sie nicht. Und dich trösten auch nicht.« Lily antwortete nicht, doch ihr Körper bebte und er wusste, dass sie wieder stumm weinte.
Die Stimmen ihrer Freunde verschwanden und kamen auch nicht wieder. Am Abend zwang James Lily dazu, zumindest den Kakao zu trinken, den er mit einem einfachen Zauberspruch wieder erwärmte. Dann trug er Lily in sein Bett, weil er das Passwort zu ihrem Zimmer nicht kannte. Er wollte auf dem Sofa schlafen, aber Lily hielt seine Hand fest und zog ihn zu sich aufs Bett. Wie damals in den letzten zwei Wochen des letzen Schuljahrs hielten sie sich an den Händen und schliefen nebeneinander ein.

Als Lily erwachte, wusste sie sofort alles. Ihre Augen brannten von den unzähligen Tränen und sie fühlte sich noch immer ausgelaugt. Der Platz neben ihr war leer, doch ihre Hand, die James gehalten hatte, war noch warm und sein Kissen auch, dort, wo er gelegen hatte. Sie hörte, wie die Dusche anging. Sie hörte jeden von James’ Schritten. Ganz still blieb sie liegen, um kein Geräusch zu verpassen. Sie wollte an nichts denken, nur den Geräuschen lauschen, die sie ablenkten. Sie hörte James tapsende Schritte und schloss die Augen, als er das Zimmer betrat. Sie hörte, wie er den Kleiderschrank öffnete und darin stöberte. Sie hörte, wie Kleidung raschelte und er seinen Hosenlanden zuzog. Dann wieder Schritte, die näher kamen. Ihr Gefühl sagte ihr, dass er sich über sie beugte.
Sie öffnete ein Auge. James strich ihr das Haar aus der Stirn. »Guten Morgen.« Seine Stimme war noch rau vom Morgen, sein Lächeln tröstlich. »Willst du frühstücken?«
Lily schüttelte den Kopf.
»Du musst frühstücken. Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages !«, sagte er, verschwand kurz aus seinem Zimmer, und kam mit einem Tablett voll Essen wieder. Er stellte es auf die freie Fläche seines Bettes und Lily richtete sich widerwillig auf.
James schluckte. Selbst jetzt, müde, blass, freudlos wie sie war, fand er sie immer noch wunderschön. Ihre Frisur war völlig durcheinander, sie hatte Augenringe und ihre Wangen schienen James plötzlich eingefallen. Er reichte ihr ein belegtes Brötchen. Missmutig biss sie hinein, nur um ihn zufrieden zu stellen. Sie schmeckte den Belag gar nicht, sie schmeckte nichts, nicht einmal den süßen Kürbissaft.
James nahm sich selbst ein Brötchen und sah immer wieder auf seinen Wecker, der auf seinem Nachtkästchen stand. Lily entging das nicht, auch nicht, dass James einmal tief durchatmete, als er einen Blick auf die Uhr warf.
»Geh nicht.«, bat sie leise und sah ihn ängstlich an.
James hörte auf zu kauen und sah sie an. Lily hatte keine Ahnung, wie sie guckte, aber James nickte, schluckte sein Frühstück herunter und grinste.
»Gern. Passt mir prima. Doppelstunde Zaubertränke, nichts lasse ich mir lieber entgehen.«
»Gerade das solltest du nicht verpassen.«, meinte Lily matt. James machte kein Geheimnis daraus, dass Zaubertränke sein schwächstes Fach war, obwohl er selbst dort Peter oder Mary um Meilen voraus war.
»Ach, bis zu den Prüfungen ist noch genügend Zeit.«, meinte er ruhig und biss noch einmal in sein Brötchen. Mortimer kam ins Zimmer gehuscht und sprang auf James’ Bett.
»Runter, Mo!«, meinte Lily sofort, aber James lachte.
»Lass ihn doch.«
Mortimer tapste auf James zu und rekte den Hals nach seinem Brötchen. James riss grinsend etwas von seinem Schinken ab und hielt ihn dem Kater vor die Nase. Gierig verschlang die Katze das Fleisch.
»Fütterst du ihn nicht genug, Evans?«, fragte James tadelnd.
»Er ist ein Fresssack. So wie Peter. «, erwiderte Lily und ließ die Hand über Mortimers weiches, warmes Fell gleiten.

Als James sich am Mittag mit einem neuen, voll mit Essen beladenen Tablett auf den Weg zurück zu Lily machte, hätte er eigentlich damit rechnen müssen, dass seine Freunde ihn abfangen würden. So traf er jedoch völlig unvorbereitet auf die menschliche Barriere die sich in einer Reihe nebeneinander auf der Treppe aufgestellt hatte und ihm trotzig entgegen starrte.
»Prongs, was ist los?«, fragte Sirius sofort.
»Hey, komm schon, Mann. Lass mich durch.«, bat James ihn und machte einen weiteren Schritt auf sie zu.
»Nicht, bevor du uns nicht gesagt hast, was los ist.«, erwiderte Miriam und verschränkte die Arme vor der Brust. »Wo ist Lily?«
»In ihrem… Eigentlich eher meinem… Also in den Schulsprecherräumen.«, sagte James und schüttelte kurz den Kopf, um seine Gedanken auf die Gegenwart zu konzentrieren.
»Warum wart ihr nicht beim Unterricht?«, fragte Sirius. »Miss Clarefield hat eine falsche Zutat in ihren Zaubertrank gemischt, woraufhin der Kessel und dann der Tisch und sogar Teilweise der Steinboden weggeätzt wurden. Schade, dass sie keinen Spritzer abbekommen hat, dafür aber Macdonald. Hat geschrien wie am Spieß.«, berichtete Sirius grinsend.
»Echt blöd, dass ich das verpasst habe.«, murmelte James und versuchte sich mit dem Tablett an ihnen vorbei zu drücken.
»Komm schon, James. Was ist los?«, fragte nun auch Remus.
»Du hast mir versprochen, dass du mir alles erklärst!«, krächzte Peter und James seufzte genervt.
»Gut. Schön. Wenn ihr es unbedingt wissen wollt«, knurrte er und merkte, dass das Tablett in seinen Händen zitterte. Er holte schon Luft, als Professor Dumbledore am Fuß der Treppe erschien.
»Mr Potter, auf ein Wort!«, rief er und James dankte wem auch immer für das perfekte Timing. Nur widerwillig ließen Sirius und die anderen von ihm ab und verschwanden in der Großen Halle.
»Der Brief, der mich über Miss Evans Verlust in Kenntnis setzte.« Professor Dumbledore legte den Umschlag auf das Tablett ab. »Es wird Miss Evans erfreuen zu hören, dass ihre Schwester gesund angekommen ist. Der Termin für die Beerdigung ist wohl noch nicht absehbar. Die«, er räusperte sich, »Leichen müssen wohl erst eingeflogen werden und wieder hergerichtet…« Er räusperte sich erneut. »Wie geht es Miss Evans heute?«
»Beschissen ist noch milde ausgedrückt.«, sagte James geradewegs heraus. Dumbledore nickte. Er klopfte James aufmunternd auf die Schulter und wollte schon an ihm vorbei gehen, doch James hielt ihn fest. »Professor… Lily fragt nach Muggelzeitungen. Im Tagepropheten wird der Unfall ja wohl kaum erwähnt, richtig?«
»Nein, kein Zauberer war an dem Unfall beteiligt. Ich werde gleich nach dem Essen einem Freund eine Eule schicken. Irgendwo wird er eine Zeitung, die über den Unfall berichtet, schon auffinden können.«
»Vielen Dank, Professor.«
»Ich danke Ihnen, James.«

______________________

@ginnymileyweasly: Hey! Find ich echt nett von dir, dass du dir so oft die Mühe machst und 'nen Kommentar schreibst!
Dir tut Peter leid??
Lily tut mir auch voll oft leid.. Ich lasse sie echt oft leiden... Aber sonst wärs irgendwie lanweilig!

@Mrs.Black: Ja, der Zweck heiligt die Mittel^^ Ob Lily udn James das auch so sehen würden? Danke auch für deine reglmäßigen Comments!

@fanfanfan: Du hast Recht!! Warum kommt LIly nicht darauf, einen Zauber anzuwenden?? Das wäre echt DIE Lösung! Mann, Lily ist ja ziemlich dämlich *lach*

@Minimuffin: Ja, ist echt schwer sich immer was Neues einfallen zu lassen, besonders was diese typischen Sachen angeht, die einfach reinmüssen z.b. der Tod ihrer Eltern und so.
Meine Betaleserin ist supi, finde ich auch ^^

@Zauberhaft<3: Ich hab davor ne andere ff gelesen und da war Remus immer voll brav... Aber ich glaube, der hats faustdick hinter den Ohren! Bei mir jedenfalls...


Viel Grüße an euch alle!!!


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