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Fanfiction

ToAR - Der Fünfte von Vieren - Zurück zu den Schatten

von horizon92

So meine Lieben. Hier ist ein Exklusiv-Kapitel für euch. Ich will Kritik. Ihr dürft meckern, denn ich bin sowas von gar nicht mehr zufrieden…*stöhn* Bitte sagt mir, was daran noch nicht gefällt. Noch nicht ausgefeilt genug, zu viel Gerede, unrealistisch…kitschig oder emotional kann es gegen Ende ruhig sein. Schreibt mir, was ich besser machen kann, ich bitte euch. Falls das hier überhaupt noch irgendjemand liest…?!
Eine sehr verzweifelte
horizon



Kapitel 20
-Zurück zu den Schatten-


Ich landete hart, stolperte gegen einen festen Körper und wurde plötzlich von zwei Armen umschlungen, die mir für einen kurzen Moment die Luft abschnürten. Die Kraft, die dahinter steckte, hätte mich um ein Haar zerquetscht.
„Schätzchen!“, dröhnte dann plötzlich eine Stimme in mein Ohr und ich sah für einen Augenblick hoch in ein dunkelhäutiges Gesicht mit breitem Grinsen, ehe mich die Arme ohne Anstrengung an der Hüfte packten und einmal ordentlich herumwirbelten.
„Das nenn ich mal ne schöne Überraschung! Wenn mir nur öfter solche hübschen Damen in die Arme fliegen würden!“
Als Stephan mich absetzte, krallte ich mich verschnaufend an seinem Hemd fest.
„Ich hätte mich mehr gefreut, dich zu sehen, wenn du mich nicht so herumgeschleudert hättest!“, ächzte ich und ließ mich schnell auf einen Stuhl plumpsen, der um den großen Versammlungstisch stand.
Ja, ich hatte meine Umgebung trotz der heftigen Begrüßung des Vampirzwillings bereits erkannt - Fawkes hatte mich direkt in die geräumige Küche auf Burg Bellomont gebracht, in der ich ein Jahr lang gemeinsam mit den Schatten gelebt hatte.
Der große Tisch war die am meisten angelaufene Stelle von allen gewesen, obwohl ich eigentlich die einzige war, die hier normale Nahrung zu sich nahm, da die Vampire ihre Tierblutcocktails bevorzugten.
Auch jetzt stand vor Stephans Platz (auf den ich mich hatte fallen lassen) ein Glas mit roter Flüssigkeit. Ich schnappte nach Luft, als die Übelkeit noch weiter zunahm. An diesen Anblick musste ich mich wohl erst wieder gewöhnen.
„Ach, gönn mir ein bisschen Spaß! Wir haben uns schon Monate nicht mehr gesehen!“, brummte der gutgelaunte Riese und lehnte sich neben mir an die Tischkante.
„Als ob du mit Stephano keinen Spaß an der Werwolfjagd hättest. Macht ihr euch immer noch einen Spaß daraus, die Viecher am Schwanz über den Boden zu schleifen?“, fragte ich matt und schob das Glas schnell weg.
Stephan verzog kurz das Gesicht: „Leider nicht mehr. Nach Morgana ist Billy unser höchster Anführer und seit seine vergötterte Eve als Köder agiert, verlangt er von uns noch mehr Konzentration während der Jagd. Es ist echt langweilig geworden…“
„Seine vergötterte Eve?“, wiederholte ich schmunzelnd, als ebendiese eintrat und mich mit einem taxierenden Blick bedachte.
„Amy“, nickte sie und versetzte Stephan einen Hieb gegen den Hinterkopf, der einem Menschen vermutlich das Hirn gespalten hätte.
„Aua“, grummelte Stephan, wagte aber ansonsten nichts zu sagen, was mich doch sehr wunderte. Nicht mal vor Morgana hatte er damals Halt gemacht…oder vor Lorkan.
„Sprich nicht so von unserer Aufgabe. Sie ist eine heilige Pflicht und kein Vergnügungsunternehmen“, gebot die hübsche Vampirin dem Hünen und setzte sich mir gegenüber an einen Tisch.
„Sag mal, Eve, warum ich hier bin…“, setzte ich zu einer Erklärung an, als sie auch schon eine Ausgabe des Tagespropheten hervorzog.
„Ich ahne es. Unser Postvogel ist sehr schnell unterwegs, Amy. Die anderen werden wohl auch bald eintrudeln“, sie lächelte sachte und ich nickte. Scheinbar hatte sie schon allen außer Stephan bescheid gegeben, der gerade sein Glas an die Lippen geführt hatte und fast den Schluck Tierblut wieder ausspuckte, als er die Überschrift las.
„Heiliger Vlad, diese Zeitungsfutzis neigen wirklich zu Übertreibungen!“
Ich gab ihm seufzend recht, als das einzige Vampirehepaar eintrat, das ich kannte: Mikela, die Stephano am Arm hinter sich her zog, hatte eine sehr besorgte Miene aufgesetzt. Kein Wunder, sie war die Ruhigste von allen Schatten und machte sich über alles mehr Gedanken als andere.
„Hi!“, lächelte ich ihr etwas übertrieben entgegen, um zu beweisen, dass es mir trotz des blöden Artikels sehr gut ging.
„Hallo, Amy. Es ist schön, dich zu sehen“, antwortete sie und ließ sich direkt neben mir nieder, wobei sie Stephano mit einem sanften Ziehen an dessen Kleidung ermahnte, mich nicht genauso zu quälen wie sein Bruder.
„Liebes Mädchen, du macht mein Hemd kaputt!“, beschwerte der sich und ließ es sich nicht nehmen, mir kumpelhaft eine seiner Tellerhände auf den Rücken zu schlagen.
„Hey, Kleine, wie geht's?“
„Dank dir hab ich neben Schwindelgefühl und Übelkeit jetzt auch Rückenschmerzen...“, ächzte ich leise und tastete vorsichtig die Stelle ab, um sicherzugehen, dass ich noch alle Wirbel besaß.
„Bist über die Zeit wohl wieder ein bisschen verweichlicht, hä?“, lachte er nur fröhlich und ließ sich neben seine Frau fallen, die sanft ihren Kopf schüttelte.
Als nächste kam Morgana, hoheitsvoll wie immer, und setzte sich an ihr Tischende, nicht ohne mir ein kühles Lächeln zu schenken.
„Hallo, ich hoffe, ich störe euch nicht“, fing ich an und lächelte offen zurück.
„Keinesfalls. Wir haben im Augenblick nicht viel zu tun und du bist immer für eine chaotische Abwechslung gut.“
Ich schluckte eine - nicht ganz so höfliche - Antwort herunter, immerhin war die Blondine mir nicht unbekannt. Sie hatte schon immer einen schwierigen Charakter besessen, war ansonsten aber eine gute Anführerin.
Trotzdem fehlte mir jemand Bestimmtes in dieser Runde…aber er würde immer fehlen und ich musste mich ganz einfach damit abfinden, dass mein Herz sich bei diesem Gedanken jedes Mal aufs Neue zusammenzog.

„AMYYYYY! Mein kleines Knuddelchen ist wieder da!“, schallte es plötzlich laut durch den Flur und die anderen verzogen das Gesicht, als Brooks voller Elan hereinwirbelte. Ihr Lockenkopf sah leicht zerstrubbelt aus, was daran liegen konnte, dass Billy wohl sein Möglichstes getan hatte, um sie noch aufzuhalten, denn der Vampir kam mit entnervtem Seufzen direkt hinter ihr durch die Tür und schenkte Eve einen schnellen, wehleidigen Blick.
„Brooks!“, fuhr ich empört auf, ehe sie mich auch schon in eine organquetschende Umarmung zog. Erst, sie von mir abließ und ich wieder normal atmen konnte, fügte ich hinzu: „Seit wann bitte bin ich dein kleines Knuddelchen?!“
„Na ja, eigentlich schon, seit ich dich in deiner Animagusform gesehen hab, aber ich fand, es könnte dir vielleicht peinlich sein, vor den anderen Lehrern so genannt zu werden, deshalb hab ich dich im Tropfenden Kessel normal begrüßt! Tja, ich kann eben auch taktvoll sein, da staunst du, was?“, sie lachte ein mädchenhaftes Gelächter, das mir fast ein bisschen Angst einflößte.
„Brooks“, knurrte ich und versuchte, Snapes typischen Todesblick aufzusetzen, „egal wo und in welcher Gesellschaft ich bin, sprich mich NIE WIEDER so an!“ Natürlich versagte ich grandios. Sie grinste nur noch breiter.
„Ach, komm, jetzt schau nicht so grimmig! Die anderen würden mir sofort zustimmen, wenn du sie so anschauen würdest wie mich damals. Komm, mach uns den Fuchs!“
Stephan prustete seinen Cocktail über den Tisch, sein Bruder lachte, bis ihm die Tränen kamen und auch die anderen konnten sich ein kurzes Grinsen nicht verkneifen.
„Brooks!“, drang Billys gequälte Stimme aus dem Hintergrund. Er hatte die Augen soweit verdreht, dass ich fast schon befürchtete, sie würden hinausfallen.
„Könntest du mit etwas mehr Ernst an die Sache gehen? Amy hat zufälligerweise ein größeres Problem als dich, also mach einfach Platz und gib Ruhe!“
„Ach, Billy, ist schon okay. Ich bin das durchaus gewöhnt von ihr“, versuchte ich ihn zu beschwichtigen, während die beiden sich innerhalb einer Sekunde neben mich gesetzt hatten.
„Nun, ich denke, was diesen Zeitungsartikel über dich anbelangt, sind sich alle einig“, begann Morgana mit fast schon gelangweilter Stimme zu sprechen.
„Der größte Blödsinn dieses Planeten!“, knurrte Stephan und ich verspürte für einige Sekunden den Drang, lieber von ihm wegzurutschen, so grimmig klang er dabei.
„Wir sollten vielleicht darüber abstimmen, ob sie hier bleiben soll…“, schlug Eve mit leiser Stimme vor, wurde jedoch ziemlich rüde von Brooks unterbrochen: „Quatsch, sie bleibt!“
„Brooks!“, beschwerte Billy sich anstelle seiner Angebeteten. „Wie wäre es, wenn du dich ein bisschen erwachsener aufführen würdest?“
„Langweilig“, zwitscherte die Blonde ihm lieblich entgegen, ehe Morgana wieder das Wort ergriff.
Laut und autoritär hallte ihre Stimme durch die Küche.
„RUHE JETZT! Hierbei geht es nur darum, wie wir uns wieder darauf einstellen, jemanden im Haus zu haben, der essen und normal trinken muss und nebenbei viel Schlaf und Beschäftigung braucht.“
„Du betrachtest mich anscheinend immer noch als Kleinkind“, merkte ich leicht beleidigt an, verstummte aber, als ihre Augen mich streiften.
„Es versteht sich natürlich von selbst, dass sie hierbleiben kann, dazu brauchen wir keine Abstimmung. Sie bleibt so lange unter unserer Aufsicht, bis diese minderbemittelten Menschen endlich eingesehen haben, dass Amy nichts Besonderes ist.“
Brooks öffnete schon empört den Mund, um sich über Morganas Plumpheit zu beschweren.
Sie hielt jedoch überrascht inne, als ich anfing, leise zu kichern.
„Amy? Alles in Ordnung?“, hakte Billy neben mir besorgt nach und ich schluckte meine Heiterkeit hinunter und nickte.
„Das…das war einfach so typisch für Morgana…diese Ausdrucksweise…ich bin einfach froh, mich wieder daran erinnern zu können, dass sie immer schon so einen exzentrischen Charakter hatte!“
Prompt fauchte sie mich leise an, doch ich winkte nur entschuldigend ab.
„Ist nicht böse gemeint, ich bin nur einfach…froh“, wiederholte ich, diesmal ernster und sah ihr lächelnd ins Gesicht. Langsam entspannten sich ihre Gesichtszüge wieder und sie nickte knapp.
„Dann wäre das wohl geklärt. Am besten, ich stelle einen Plan auf, damit sich immer jemand um ihre Versorgung kümmert. Du kannst deine alten Räume haben, dir sollte es ja nicht zu schwer fallen, dort aufzuräumen.“
„Klar. Und die Versorgung übernehme ich natürlich auch gerne selbst…“
„Kommt nicht in Frage. Du würdest garantiert irgendeinem Zauberer auffallen und schon hätten wir ein weiteres Problem.“
„Aber…ich fühl mich gar nicht gut bei dem Gedanken, dass ich euch solche Umstände mache. Ich meine, ich kann euch ja nicht mal irgendwie helfen!“
Morgana erhob sich und schritt in Richtung Tür. Alles schien den Atem anzuhalten, als sie sich im Rahmen noch einmal umdrehte.
„Du magst nicht sonderlich lukrativ für uns sein, aber du bist diejenige, die am meisten für Abwechslung sorgt. Du kannst wieder Leben in diese Gemeinschaft bringen. Das ist es, was er mir einmal gesagt hat…und ich stimme ihm zu.“
Damit wirbelte sie hinaus und ich blieb völlig verdattert an meinem Platz sitzen, während mein Herz sich um einiges leichter anfühlte.
Du kannst wieder Leben in diese Gemeinschaft bringen.
Tatsächlich, es gab etwas, wofür ich nütze war. Ich lächelte versonnen, wurde jedoch von einer Hand auf meinem Kopf in meinen Tagträumen gestört.
„Was?“, rief ich konfus und Billy wuschelte kurz durch meine krausen Locken.
„Ganz ruhig. Ich hab nur gesagt, dass sie absolut recht hat. Und ich bin übrigens genauso froh, wie alle anderen hier, dass du dich wieder erinnern kannst.“
Er lächelte ehrlich und seine spitzen Zähne blitzten mir entgegen.
„Danke…ich auch. Irgendwie habe ich es richtig vermisst, dich zu kennen!“, grinste ich zurück und wuschelte nun meinerseits durch seine Haare.
„Lass uns doch zusammen zu deinem Zimmer gehen, ich helfe dir beim Aufräumen“, schlug er vor und erhob sich, um mir danach galant eine Hand entgegenzustrecken.
Ich zog die Augenbraue hoch und bedachte ihn mit einem skeptischen Blick: „Ich bin keine Diva, Billy!“
Er schielte für einen Moment zu Eve hinüber, lachte leicht nervös auf und schüttelte dann den Kopf.
„Natürlich nicht, entschuldige.“
Verwirrt sah ich kurz zu der schwarzhaarigen Vampirin, deren Lächeln etwas steif wirkte.
Ob das wohl daran lag, dass Billy sie auch so behandelte?
Oh bitte. Keine Eifersüchteleien, ich hab auch so schon mehr als genug um die Ohren!


Mein Zimmer sah fast noch genauso aus, wie ich es in Erinnerung behalten hatte: recht dunkel, aber mit einem großen Deckenleuchter, dessen Kerzen sich bei unserem Eintritt sofort entfachten. Das Bett, der Schreibtisch und die Schränke waren ziemlich eingestaubt, doch das hatte ich schnell wieder behoben und es mir gegenüber von Billy auf meinem Bett bequem gemacht, während der Vampir mit lässig überschlagenen Beinen auf dem Schreibtisch-Stuhl saß.
„Also hast du es einem Zaubertrank zu verdanken, dass deine Erinnerungen zurückgekommen sind?“
„Na ja, ganz so einfach war das nicht, ich musste schon vorher ständig trainieren, meinen Geist vor den Schatten zu verschließen und so ein Kram. Du kennst Severus ja, er ist bei sowas eisern.“
„Aber die Hauptarbeit lag bei diesem Trank“, konterte Billy nachdenklich und legte die Stirn in Falten.
„Ich frage mich wirklich, warum er das nicht schon vorher versucht hat…“
„Was versucht hat?“, hakte ich gähnend nach.
Billy schnalzte ungeduldig mit der Zunge.
„Dich mithilfe eines Trankes zu heilen, natürlich! Wenn jemand einen solchen Trank kennen müsste, ist es Severus Snape, seines Zeichens das größte Zaubertrankgenie seit Damocles Belby, dem Erfinder des Wolfsbanntranks!“
Ich schwieg und dachte darüber nach. Ja, warum hatten eigentlich erst die Weasley-Zwillinge ihn auf diese Idee gebracht?
„Billy…sag mal…hältst du es für möglich, dass er…dass er das absichtlich nicht getan hat?“, fragte ich zögernd.
Für einen kurzen Moment schien sich sein Gesicht zu verdunkeln, doch als ich kurz blinzelte, war dieser Augenblick wieder verflogen. Wahrscheinlich hatte ich es mir nur eingebildet.
„Auf keinen Fall, Amy. Wenn es jemanden gibt, der Severus Snape wirklich etwas bedeutet, dann sitzt er vor mir…hey, kein Grund, so rot zu werden!“
Er lachte schon wieder, während ich in einem Anfall aus mädchenhafter Scham meinen Kopf in die Kissen fallen ließ.
„Das ist…echt zu viel“, brummte ich dumpf.
„Ach komm, es ist nun mal so. Sieh mal den Tatsachen ins Auge.“
Mein Kopf glühte trotzdem immer noch, als ich mich wieder aufsetzte und mich verlegen am Kopf kratzte.
Billy schüttelte mit einem sanften Lächeln den Kopf über mein Verhalten, aber hey, es war schon sehr seltsam, so etwas hören zu müssen. Wo doch Severus selbst solche Worte niemals zu mir gesagt hätte…
„Apropos Tatsachen ins Auge sehen, wie war es eigentlich, als du plötzlich wieder alles wusstest? Warst du sehr verwirrt?“, wechselte Billy mit einem Mal das Thema und brachte mich damit schon wieder aus dem Konzept.
„Ähm, nein, eigentlich gar nicht“, meinte ich verdutzt, denn es fiel mir - unglaublich, aber wahr - erst in dieser Sekunde auf, dass ich damals kaum Zeit gebraucht hatte, mich wieder zurechtzufinden.
„Was soll das heißen, gar nicht?“, Billy lachte leicht ungläubig auf. „Du hast plötzlich wieder ein Vierteljahrhundert mehr im Kopf und es ist dir egal?“
„Weißt du, es ist eigentlich ganz anders gewesen. Ich hatte gar nicht das Gefühl, als würde etwas hinzukommen. Es war eher so, wie…hmm. Kennst du das, wenn du von etwas träumst und es vollkommen vergisst, bis genau dieser Moment dir wirklich passiert? Dir fällt erst dann wieder ein: Hey, das hab ich schon mal gesehen! Genauso war es bei mir.“
Ich zuckte mit den Schultern, um meine Ahnungslosigkeit auszudrücken und meinte abschließend: „Hauptsache ist doch, dass ich wieder ich selbst bin.“
„Da stimme ich voll und ganz zu. Und hoffentlich passiert so etwas nicht noch einmal.“
Von einer Sekunde zur anderen klang Billys Stimme väterlich mahnend.
„Hey, ich bin bestimmt nicht absichtlich von der Klippe gefallen und ich hab mich auch nicht absichtlich von den Zaubern treffen lassen, okay?“
„Du hättest mit Black verschwinden sollen, und nicht auch noch absichtlich dableiben und kämpfen!“, erwiderte er ungewohnt finster.
„Aber ich musste doch…Sirius wäre am Ende noch von einem dieser Idioten nach Askaban geschleppt worden!“
„Amy, Black ist mir vollkommen egal, mir ist nur wichtig, dass dir nichts passiert!!!“
Wie vom Donner gerührt starrte ich den Vampir an, der nun aufgesprungen war und dank der leicht gebleckten Zähne eine sehr bedrohliche Aura besaß.
„Das kann doch nicht dein Ernst sein“, stieß ich ungläubig hervor. „Sirius ist genauso ein Mensch wie ich und sein Leben ist genauso viel wert…“
„Nicht für mich“, knurrte Billy. Seine Gesichtszüge wurden wieder weicher, als er meine zitternden Hände bemerkte. Innerhalb einer Sekunde saß er neben mir und hatte sie in seine genommen.
„Versteh doch…du gehörst zu meiner Familie, du bist die Erbin von Hogwarts und ohne dich würde mein bester Freund sich wieder mal völlig in Depressionen verlieren! Das kann ich auf keinen Fall zulassen. Wenn ich die Wahl gehabt hätte, hätte ich Black den Dementoren überlassen und dich gerettet. Du darfst mich deswegen nicht verurteilen.“
Ich schüttelte heftig den Kopf, rückte von ihm ab und entzog ihm meine Hände.
„Du verstehst MICH nicht! Ich hab schon…ich bin schon für den Tod von so vielen verantwortlich…Lorkan…ist nur meinetwegen…“
„Lorkan ist nicht deinetwegen gestorben, sondern wegen einem geisteskranken Vampir, der dich gejagt hat, Amy! Und wenn du nicht willst, dass Severus…“
„…könntest du ihn nur für diesen Augenblick aus dem Spiel lassen?“
„Nein. Kann ich nicht.“
Ich seufzte schwer und stand auf.
„Meinetwegen. Erzähl so viel du willst, aber solltest du wirklich einmal einen meiner Freunde so ins Messer laufen lassen, solltest du dich nicht wundern, wenn ich dich dafür in der Luft zerreiße, klar? Wenn du irgendwann mal in Gefahr bist, würde ich dich nämlich auch retten, ohne zu überlegen, wer mir jetzt wertvoller ist!“
Billy stieß einen langen Seufzer aus und ein kurzes, traurig wirkendes Lächeln huschte über sein Gesicht.
„Siehst du, und genau da liegt dein Fehler.“
Ich wollte nicht weiter diskutieren und er schien das auch zu begreifen, denn nach diesen Worten erhob er sich schweigend und ging mit einem entschuldigenden Lächeln hinaus.

Ich warf mich seufzend auf mein Bett und verschränkte die Arme unter meinem Kopf. Warum sagte Billy so etwas zu mir? Und warum fühlte ich mich jetzt schon wieder so, als müsse ich mich für damals entschuldigen?
Ich hatte es doch wegen Sirius getan. Er war mir wichtig! Und seit ich wusste, dass er unschuldig in Askaban gesessen und mich nicht absichtlich verlassen hatte, schlummerte noch ein anderes Gefühl in mir: Scham. Ich schämte mich dafür, ihm damals nicht genug vertraut zu haben.
Er war mein erster, wirklich fester Freund gewesen und an seiner Seite konnte jede Frau glücklich werden. Auch, wenn ich ihn jetzt nicht mehr so sah, fing eine Frage an, mich zu quälen: Was wäre geschehen, wenn ich trotz der Vorwürfe an Sirius geglaubt hätte?
Hätte ich ihm helfen können?
Und wenn ich ihm geholfen hätte…wären wir dann ein glückliches Paar geworden?
Fragen, die mich eigentlich nicht mehr kümmern sollten, purzelten in meinem Kopf durcheinander und richteten dort ein riesiges Chaos an, in dem immer wieder ein bestimmtes Gesicht auftauchte.
Dieser Mann war es, den ich liebte. Und so würde es auch bleiben.
Für ihn würde ich alles geben. Ihm würde ich immer vertrauen.
Ich lächelte sanft und schloss die Augen, fühlte den weichen Stoff des Kissens unter mir, auf dem ich das letzte Mal vor zwei Jahren gelegen hatte. Als ich mich zur Seite drehte, raschelte etwas darunter.
Überrascht langte ich unter das Kissen und holte den Zettel hervor, der völlig zerknittert war.
Darauf stand nur ein Wort, in schwungvoll gesetzten Buchstaben. Die unregelmäßigen Kanten ließen darauf schließen, dass es sich um das Ende eines Briefes handelte. Die Unterschrift ließ mich noch etwas breiter lächeln:
Severus
Mit dem Zettel in der Hand dämmerte ich zufrieden in den Schlaf.


Severus:

Nach drei Tagen voller verleumdender Zeitungsartikel und empörten Leserbriefen wurde es Severus zu viel. Er war nun bereits mehr als fünf Mal von irgendwelchen neugierigen Reportern aufgehalten worden, die unbedingt ein Interview über Amy haben wollten.
Auf mehr oder weniger brutale Art war er jeden von ihnen losgeworden, dennoch nervte ihn dieser Aufstand.
Die Frau war, was sie war, und bisher hatte kein Mensch sich über sie und ihre Art beschwert. Nun ja, keiner, auf dessen Meinung er wert gelegt hätte.
Doch der Tränkemeister machte während seiner täglichen Rundgänge auf den Fluren eine weitere, durchaus positive Entdeckung: so wie es aussah, hatte sich nach dem ersten Schock die breite Masse der Schülerschaft daran gewöhnt, dass ihre vielgeliebte ehemalige Lehrerin eine Halbvampirin war.
Noch mehr schien die Schüler aufzuwühlen, dass Amy Hogwarts` Erbin war. Diese Neuigkeit konnten die meisten noch nicht so ganz verdauen, besonders bei den Reinblütern herrschte Verwirrung über einen solchen Titel, da von der Liaison zwischen dem Sohn Slytherins und der Tochter Gryffindors so gut wie niemand wusste.

Nun, drei Tage nach Amys Verschwinden zu den Schatten, saß Snape in den Kerkern und schrieb an einer kurzen, präzisen Nachricht, die hoffentlich nirgends abgefangen werden konnte. Seine Feder flog schwungvoll über das Pergament, wobei er immer wieder zu der neben ihm stehenden Uhr spähte. Dumbledore würde mal wieder auf die Barrikaden gehen, wenn er heute schon wieder das Abendessen verpasste. Er sollte sich beeilen und diesen Brief so schnell wie möglich zu Amy schicken.
Dass sie sich nicht gemeldet hatte, konnte in seinen Augen nur bedeuten, dass Billy ihr von seinem Pakt mit Malfoy berichtet hatte, wozu er, dank des Vertrags zwischen beiden Parteien, selbst nicht in der Lage gewesen war.

Amy.
Dass du vermutlich nicht erfreut sein wirst, von mir zu hören, kann ich nachvollziehen, dennoch wollte ich dir schreiben.
Ich schreibe die Worte, die du nun sicher erwartest zu hören, nicht auf. Sie wären schlichtweg zu profan, um das, was ich damit wiedergutmachen möchte, auszudrücken.
Dennoch, bleibe unter allen Umständen vorerst im Versteck. Die Schüler mögen sich bereits mit dem Gedanken an deine Herkunft angefreundet haben, jedoch macht das Ministerium mir Sorgen. Dort sind die Leute, wie du sicher noch in Erinnerung behalten hast, korrupt genug, um allein durch Vorurteile etwas gegen dich unternehmen zu wollen.
Im Endeffekt kann nur Dumbledores guter Ruf für ein wenig Ruhe sorgen, und selbst dann wird es wohl etwas dauern, bis du dich wieder unter die Leute begeben kannst, ohne angestarrt zu werden.

Sollte Billy dir nun ebenso zuwider sein wie ich es vermutlich bin, möchte ich dir versichern, dass er nur unter größten Gewissensbissen zugestimmt hat, es vor dir zu verheimlichen. Wenn du deine Abscheu aber für einen Augenblick beiseite lassen kannst, schreibe eine Antwort. Wie kurz diese auch immer ausfallen mag.

S.





Amy:

„Oh, bitte, Gnade! Ich schwöre, das war keine Absicht! Ehrlich“, bettelte ich außer Atem, schaffte es aber doch nicht, den Händen zu entkommen, die mich hochhoben und herumwirbelten.
„Aaaaaah! Stephaaaaaan!“, jammerte ich lauthals, konnte aber auch nicht vermeiden, dabei zu lachen.
Brooks, die neben uns im Gras saß und zusah, lachte natürlich mit, anstatt mir zu helfen.
Immerhin hatte ich auch ihr das Dinner versaut, als ich in meiner Schwanengestalt versehentlich eine Bruchlandung hingelegt und die Flasche mit Blut umgestoßen hatte.
Irgendwann schien glücklicherweise auch der dunkle Riese genug zu haben und ließ sich - mitsamt mir - neben Brooks in die Wiese fallen, sodass ich rückwärts auf ihm landete.
„Na toll. Jetzt ist mir wirklich extrem schwindelig“, keuchte ich, doch das Grinsen wollte nicht von meinem Gesicht weichen. Vielleicht wurde es auch dadurch ausgelöst, dass ich seit so langer Zeit mal wieder mit der Familie meiner Wahl zusammen war.
„Das war die Strafe für deine Ungeschicklichkeit!“, hauchte mir der Vampir von hinten ins Ohr und verharrte in der Stellung, sodass ich seinen langsamen Atem an meinem Hals spüren konnte.
„Es tut mir wirklich Leid, aber das ist nun mal genauso angeboren wie meine Nase!“, kicherte ich vergnügt und wollte von ihm herunterrollen. Er ließ allerdings nicht zu, dass ich mich weiter von ihm entfernte, stattdessen schnupperte er intensiv an meiner Halsschlagader.
„Hmmmm…du riechst fantastisch, weißt du das?“, brummte er genüsslich.
Erschrocken fing ich an zu zappeln.
„Komm schon, lass los, ich kann mir wirklich Schöneres vorstellen, als dir als Imbiss zu dienen!“, ermahnte ich ihn.
Natürlich war das keine allzu seltene Situation, selbst Lorkan hatte mich damals an die Wand gedrängt, wenn er zu viel Blut von mir gerochen hatte…
Lorkan…
Er fehlte mir. Er fehlte mir so sehr, und den anderen genauso.
Ich bemerkte kaum, wie Stephan mich auf Brooks Drängen hin losließ und sich mit einem gut gelaunten „Dann besorg ich uns mal was anderes!“ wieder in Richtung Burg verschwand.
Zu sehr nahmen mich wieder die Gedanken an den Vampirältesten ein, der meinetwegen nicht mehr lebte.
Er lebt nicht mehr…
Mein lautes Seufzen schien Brooks Sorgen zu machen, denn sie war im Bruchteil einer Sekunde bei mir.
„Ist irgendwas? Er hat dir doch nicht wehgetan, oder? Dieser Idiot, ich dreh ihm den blöden Hals um…!“
„Nein, Quatsch. Alles in Ordnung.“
Ich versuchte, zu lächeln, doch mir fiel selbst auf, dass es ziemlich missriet.

Gott sei Dank sorgte in diesem Moment ein schwarzer Federsturm für Ablenkung, der plötzlich vom Himmel stürzte und mir das Gesicht zerkratzte.
„AUA!“
Vorsichtig betastete ich meine Wange, auf der drei feine Kratzer prangten. Ein mehr als strafender Blick traf den Vogel vor mir, während Brooks ein wenig auf Abstand ging, um den Blutgeruch nicht direkt in der Nase zu haben.
„Ulli!“ Der Steinkauz schuhute nur kurz und ließ dabei den Brief, den er im Schnabel getragen hatte, fallen.
„Oh, von Severus!“
Eilig griff ich danach und öffnete ihn, während Ulli sich erneut in die Lüfte schwang, um sich auf den Nachhauseweg zu begeben.
Meine Verwirrung wuchs immer mehr, während mein Blick über die wenigen Zeilen huschte.
Sie wandelte sich bald schon in eine dunkle Vorahnung um und meine Augen nahmen fast schlagartig die Farbe von dunklem Grün an.
Billy.
Ich sprang auf und folgte Stephan zurück zur Burg.
„Hey, wo rennst du denn hin? Ist irgendwas passiert?“, rief die verwirrte Brooks mir hinterher.
„Nein, ich muss nur was nachfragen!“, rief ich zu ihr zurück und rannte schließlich fast, bis ich den Eingang der Burg erreichte.
So schnell ich konnte, ohne zu stolpern, hastete ich zu Billys Zimmer.
Wie konnte ich Dussel nur so dämlich sein und vergessen, ihn nach dem Notfall zu fragen? Amy, du bist wirklich ein selten dämliches Kamel!
„Huch, nicht so hastig, junge Dame!“, lachte jemand und fing mich auf, als ich um ein Haar über die letzte Treppenstufe stolperte. Billy bekam nicht einmal die Gelegenheit, mir eine Rede über anständiges Laufen zu halten.
„Du musst mir von dem Notfall erzählen. Jetzt sofort“, verlangte ich ohne Umschweife von ihm und starrte auffordernd in seine blauen Augen.
Sofort erstarb sein Lächeln und er seufzte schwer auf: „Er hat es also endlich angesprochen. Wurde auch Zeit, es ist nur noch zwei Monate hin.“
„Was ist nur noch zwei Monate hin? Wovon bei Merlins dreifach geblümter Unterhose redest du da?!“, regte ich mich auf, doch er zog mich rasch in ein angrenzendes Zimmer und schloss die Tür hinter uns.
Einen Augenblick verharrte seine Hand am Türgriff, ehe er tief einatmete und sich langsam zu mir umwandte.
„Amy…Severus hat mal wieder ziemlichen Mist gebaut. Es geht um einen Vertrag, den er mit Malfoy geschlossen hat. Malfoy hast du deinen Freispruch zu verdanken, denn der hat dafür gesorgt, dass Fudge deine Urkunde unterschreibt. Dafür hat Severus aber - wie ich finde - einen zu hohen Preis gezahlt.“
„WAS für einen Preis, Billy? Komm doch mal zum Punkt“, fuhr ich auf und kochte jetzt schon vor Wut.
Wie zum Teufel kam dieser idiotische Mann dazu, ausgerechnet Malfoy in meine Angelegenheiten reinzuziehen? MALFOY! War Severus vielleicht von irgendwelchen Tränken benebelt gewesen oder hatte er schlichtweg vergessen, dass dieses blonde Gift mich einmal fast von Fenrir Greyback hätte anknabbern lassen?!
Billy seufzte schon wieder, wappnete sich und sah mir fest in die Augen: „Er hat einen Vertrag unterschrieben, dich Malfoy nach einer Frist von 10 Monaten auszuliefern. Es war ein bindender, magischer Vertrag, über den Schweigepflicht herrschte, ich habe nur durch Severus` gut gesäte Hinweise davon erfahren - dummerweise war das genau der Abend, an dem in Hogwarts die Weihnachtsfeier stattgefunden hat.“
Ich blinzelte.
Einmal. Zweimal. Dann platzte der Knoten, der mich gehalten hatte.
„DIESER RIESENHAFTE VOLLTROTTEL VON TRÄNKEMEISTER! Ist der jetzt vollkommen wahnsinnig geworden?! Wann hatte er denn vor, es mir zu sagen, fünf Minuten vorher? Ach übrigens, Amy, ich muss dich kurz mal zu Malfoy bringen, am besten du wehrst dich nicht, er wird dich wahrscheinlich nur ein bisschen foltern, ehe er dich umbringt! Ich könnte…ich könnte…dafür bekommt er erst mal drei Monate Hausverbot!“
Billy kicherte - eine Reaktion, die ich eigentlich nicht erwartet hätte.
„Was gibt's da zu lachen?! Findest du das lustig?“
Ich war wirklich kurz davor, auf ihn loszugehen, als er bittend die Hände ausstreckte.
„Gnade! Ich war auch entsetzt, als ich es erfahren habe, aber du siehst wirklich zu süß aus, wenn du sauer bist!“
Mit lautem Surren zischte ein Fluch an seinem Ohr vorbei, woraufhin der Vampir schnellstens die Flucht ergriff.
Ich blieb schweratmend und mit dem Zauberstab in der Hand im Zimmer zurück.
Soviel zu: ihm kann ich immer vertrauen.
Ja, ich war verdammt wütend und enttäuscht von Snape. Am liebsten wäre ich sofort nach Hogwarts appariert und hätte ihm meine Meinung gesagt. Da das nicht ging, würde mir nichts anderes übrig bleiben, als ihm einen Brief zu schreiben.
Voller Zorn im Bauch drehte ich mich um - und erstarrte.
Jetzt erst nahm ich wahr, in welchem Zimmer ich mich gerade befand.

Es wirkte weder groß noch pompös, und dennoch fühlte ich mich plötzlich klein und unbedeutend, als ich mich im Halbdunkel des Raumes genauer umsah. Fast wie ein Kind, das sich ins Büro der Eltern geschlichen hatte.
Die zweckmäßige Einrichtung bestand aus einem großen Pult mitsamt thronartigem Stuhl, einigen niedrigen Schränken, einer kleinen Chaiselongue an der linken Wand unterhalb des einzigen Fensters und einem Kleiderständer auf der gegenüberliegenden Seite. Unwillkürlich spürte ich Wehmut aufkommen. Die Art der Möbel, ihre Aufstellung, so kühl und doch mit einer gewissen eigenen Note…
Ist das sein Raum gewesen?
Alles wirkte veraltet, aber dennoch gepflegt. Ich konnte außer den Umrissen der einzelnen Möbel nicht viel erkennen, daher schwang ich mit zittrigen Fingern den Zauberstab. Mit einem leisen „Incendio!“ entzündeten sich die Kerzen im silbernen Leuchter, der von der Decke hing.
Es trieb mir die Tränen in die Augen, als ich sah, was die anderen fein säuberlich auf dem Pult zusammengetragen hatten. Da waren Akten, Kalkulationen, Texte, alle in der unveränderlichen Handschrift des ehemaligen Anführers der Schatten verfasst. Jemand hatte schwarze Kerzen aufgestellt, an jeder Ecke des Tisches eine. Sie waren noch unberührt und sollten es wohl auch bleiben.
Als ich nähertrat, erkannte ich noch andere Dinge, die die Vampire auf diesem Altar zum Gedenken an Lorkan abgelegt hatten.
Eine große, gläserne Flasche voll roter Flüssigkeit, die ich nicht genauer betrachten wollte, da ich ahnte, wessen Blut das war.
Sicher ein letztes Geschenk von den Zwillingen.
Daneben lag eine mit Silber überzogene Rose. Eine ähnliche hatte ich einmal Billy und Brooks geschenkt, auch wenn meine nicht so hochwertig verarbeitet gewesen war.
Mikela hatte sich auf eine lange, schwarze Krawatte beschränkt. Ich vermutete, dass dieses letzte Geschenk für sie eine tiefere Bedeutung hatte. In der Mitte lag etwas Rundes, Goldenes, das von allen anderen Geschenken umkreist wurde. Ich trat noch näher und beugte mich über den Tisch, um es zu betrachten.
Eine lange, blonde Haarsträhne, in Harz eingeschlossen, glitzerte wunderschön im Kerzenlicht. Ein Gefühl, das weit über normales Bedauern hinausging, durchzuckte mich bei diesem Anblick.
Morgana.
Sie hatte Lorkan geliebt, doch das würde dieser niemals erfahren können.
Eine meiner Tränen tropfte auf die dunkle Tischplatte.
Sie traf auf das Holz und zerplatzte in tausend feine, glitzernde Splitter.
Unwillkürlich kniete ich vor dem Altar nieder und knallte meine Stirn heftig gegen die Kante, als Gefühle mich überwältigten, die ich niemals hätte vergessen dürfen.
„Verdammt! Verdammt, Lorkan! Warum?“, schrie ich in den leeren Raum hinein. Meine Finger krallten sich in die makellose Fläche des Tisches, während all die Erinnerungen mich überschwemmten und Schmerz und Trauer mich vollkommen verzehrten.


Seine grauen Augen, die so oft ernst und uralt aussahen, im krassen Gegensatz zu der jugendlichen Gestalt eines Teenagers, in der er dank des Vampirbisses festgefroren war.

„Glaub mir, ich sage das nicht, weil ich mich um dich sorge, sondern weil Snape das tut. Meinetwegen kannst du von diesem Igor in tausend Stücke zerrissen werden, es ist mir gleich. Aber da du anscheinend einige Gönner auf unserer Seite hast, hat Billy die gesamte Truppe gebeten, ein Auge auf dich zu haben.“

Der Ausdruck dieser Augen hatte sich so schleichend, so unmerklich verändert, dass ich ihn erst vermisst hatte, als es bereits zu spät gewesen war.

„Ich kann dich schlecht alleine gehen lassen, wo ich doch weiß, dass Igor jeden Augenblick angreifen könnte. Du gehörst zur Familie der Schatten, und wir lassen niemanden im Stich!“

Die unwahrscheinliche Ruhe, die sich von ihm auf mich übertragen konnte, wann immer er mich umarmt oder berührt hatte - was nicht oft vorgekommen war.

„Amy, wir können dich hier beschützen. Wir können auch einzelne Schüler beschützen, selbst, wenn ich das nicht gerne tue. Aber wir sind nicht allmächtig. Weder können wir dich zum Menschen machen, noch zum Vampir. Du musst dich mit dem arrangieren, was du hast, um zu werden, was du sein willst.“

Er war es gewesen, der mich so verstanden hatte, wie es nicht einmal Severus tat. Doch im Gegensatz dazu hatte ich nichts von dem verstanden, was in Lorkan vorgegangen war.

„Es ist wieder Snape, stimmt's? Ich wünschte wirklich, du würdest diesen Quälgeist vergessen!“

Er hatte mich immer aufgebaut, hatte mir immer den Rücken gedeckt, sich immer um mein Wohl gesorgt…ich hatte für ihn bis zuletzt an erster Stelle gestanden. Selbst nach der Sache am See, wo ich ihm so sehr wehgetan hatte…

„Du bist der wundervollste Mensch, den ich kenne, Amy. Noch nie in all den Jahren meiner Existenz war ein Mensch - und das bist du, egal was alle sagen - so offenherzig, ehrlich und treu den Vampiren gegenüber. Und du hast andere dazu gebracht, uns ebenso anzunehmen, wie du es tust. Selbst Albus Dumbledore begegnet uns jetzt mit Respekt und Freundlichkeit und das ist allein dein Verdienst. Ich habe mich geirrt, was deine Gefühle angeht, aber…das ändert nichts daran, dass du ein würdiges Mitglied der Schatten bleibst. Igor wird dich nicht bekommen, und wenn ich ihm eigenhändig das Genick brechen muss. Das schwöre ich!“

Ich war kein wundervoller Mensch. Ich war es nicht wert gewesen, dass ein so selbstloser und unvergleichlicher Anführer wie Lorkan sein Leben für mich gab. Ich war es nicht einmal wert gewesen, von ihm beschützt zu werden. Er hätte eher mir das Genick brechen sollen, anstatt mich auch noch zu beschützen.
Er hätte sich nicht opfern sollen. Er hätte sich nicht opfern DÜRFEN!
War es das, was Billy mir vor ein paar Tagen hatte klarmachen wollen? Das es falsch war, wenn man sich für Menschen opferte, die es nicht wert waren?
Hatte er damit auf Lorkan angespielt?
Die schlimmsten Erinnerungen erreichten mich zuletzt. Ein vom Kampf bereits gezeichneter Lorkan, der mich mit flackernden Augen fixierte und anschrie.

„Amy, nimm diese Idioten und VERSCHWINDE ENDLICH!“

Der Moment, in dem er sich vor mich geworfen hatte. Der unmenschliche Schmerzensschrei, als ihm sein Herz entrissen wurde. Sein junger, so geschundener Körper am Boden. Die noch im Tod aufgerissenen, wunderschönen grauen Augen.
„Warum…?“, flüsterte ich schwach und rutschte kraftlos am Tisch hinunter.



…


Im Nachhinein konnte ich nicht sagen, wie lange ich dort gelegen hatte. Stunden? Tage?
Es war nicht wichtig. Irgendwann richtete ich mich schwerfällig auf. Mein eigentlich schlanker Körper fühlte sich tonnenschwer an.
Ich hob langsam meinen Zauberstab vom Boden auf und trat einen Schritt von dem Altar zurück.
Es fehlte noch etwas an diesem Altar. Etwas Wichtiges.
Die Spitze meines Zauberstabes richtete sich auf den dunklen Pecanholz-Tisch und ich schloss für einen Moment die Augen, um mich zu sammeln.
„Aureus scriptum!“
Mit sanften Schwüngen dirigierte ich meinen Zauberstab in der Luft, während sich goldene Lettern auf dem Holz bildeten und von innen heraus zu leuchten begannen.


Dein unvergesslich edles Herz
Hat aufgehört zu schlagen.
Wie ist es schwer, den tiefen Schmerz,
die Trennung zu ertragen.
Und doch, wenn ich das Eine weiß,
Dann dies, was mir geblieben:
Du lehrtest mich auf sanfte Weis`
Mich als Vampir zu lieben.

Im Gedenken an Lorkan, den ewig Unvergessenen. Deine führende Hand wird die Schatten leiten und ihren Herzen denselben Weg eröffnen, den deines gefunden hat.

Langsam schob ich meinen Zauberstab zurück in die Hosentasche und besah mir den Altar. Meine Tränen waren bereits versiegt, da ich mich so darauf konzentriert hatte, nichts falsch zu machen.
Jetzt, nachdem ich mein Werk vollbracht hatte, fühlte ich einen unbestimmten Frieden.
Die alte Amy kommt langsam wieder zurück, Lorkan.
„Ich verspreche dir, dass ich nie wieder so schwach sein werde. Kein Freund wird je wieder meinetwegen sterben.“
„Das will ich hoffen“, ertönte eine Stimme hinter mir und ich erschrak fast zu Tode, ehe ich zu Morgana herumwirbelte.
„Verlass dich drauf“, erwiderte ich mit einem vorsichtigen Lächeln. Sie sah mich lange an, ehe sie an meine Seite trat und zum Altar schaute. Ich hielt die Luft an: so nahe war sie mir noch nie freiwillig gekommen!
„Er hat dich geliebt“, sagte sie dann plötzlich und brachte mich damit noch mehr aus der Fassung.
Diesen Satz von Morgana zu hören, der Frau, deren Liebe niemals zu Lorkan durchgedrungen war, hätte sich wie eine Anschuldigung anhören müssen. Stattdessen klang er fast…ja, fast gnädig.
„Ich glaube, dass er uns alle geliebt hat. Und ich glaube auch, dass er das immer noch tut!“
Sie nickte knapp, wandte sich zu mir um und schenkte mir ein minimales Lächeln.
„Du solltest jetzt gehen. Snape wartet, soweit ich weiß, noch auf einen Brief von dir.“
„Oh, stimmt. Ach, der kann ruhig ein wenig warten, das kann nur zu seinem schlechten Gewissen beitragen“, winkte ich rasch ab, marschierte aber doch zur Tür, da ich durchaus verstanden hatte, dass Morgana hierin allein sein wollte.
Ich fragte mich gar nicht mehr, woher sie eigentlich von meiner Absicht, Severus eine Antwort zu schreiben, erfahren hatte.


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