Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ăśber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

ToAR - Der FĂĽnfte von Vieren - Beklemmende Erkenntnis

von horizon92

Sooo, ihr Lieben, jetzt geht es endlich weiter!
Schade irgendwie, dass hier bei HpXperts es nicht die Funktion gibt, direkt auf die Reviews zu antworten (bei fanfiktion.de ist das so^^).
Dadurch vergesse ich ständig, wer von euch was geschrieben hat.
Aber dass es Lob war, weiĂź ich noch, und ich danke euch allen dafĂĽr.
Ich hab euch alle lieb, weil ihr immer mitlest :D
Danke dafĂĽr!
horizon



Kapitel 10
-Beklemmende Erkenntnis-


Die nächsten Wochen vergingen in einer Mischung aus Stress, halbem Nervenzusammenbruch und Schauspielerei, wann immer ich mit jemandem über meine Vergangenheit reden musste.
Snapes Unterricht war tatsächlich deutlich härter als der bei Albus. Mein Onkel schien es für sinnvoller zu halten, mich schonend wieder in die Magie und die Geschichte der Zauberei einzuführen - Severus Snapes Methoden sahen da schon sehr anders aus. Wann immer ich bei ihm Zaubertränke hatte, schaffte ich es, alles zu vergeigen, was man nur falsch machen konnte. Und obwohl ich in Verteidigung wirklich ein Naturtalent war, lief es dort auch nicht viel besser - so hart, wie er mich rannahm, war ich mir ganz sicher, dass jeder Feind mehr Mitleid gehabt hätte!


Es war kurz vor Halloween und mein liebreizender Lehrer war noch gereizter als sonst, da morgen die SchĂĽler der anderen Schulen kommen sollten.
„Streng dich doch an!“, raunzte er gerade, als ich seinem Fesselfluch nicht ausweichen konnte, da ich noch mit dem vorrangegangenen Expelliarmus zu tun gehabt hatte.
Keuchend richtete ich mich auf, nachdem er mich mit einem Wink seines Zauberstabs befreit hatte.
„Streng dich doch an!“, äffte ich ihn wütend nach. „Entschuldige vielmals, dass ich kein Krake bin und keine acht Arme plus Zauberstäbe besitze, großer Meister!“
„Ich besitze ebenfalls nur zwei Arme, und trotzdem schaffe ich es, diesen Mangel mit Konzentration, Ausdauer und Geschwindigkeit auszugleichen“, konterte er ebenfalls gereizt und warf mir einen neuen Fluch zu. Ich drehte mich elegant zur Seite und schickte ihm einen anderen zurück, den er blockte.
„Du sollst nicht immer nur ausweichen, greif endlich mal als Erste an!“, verlangte er provozierend.
„Also aggressiver Stil, ja? Kannst du haben!“
Gleich danach war Snape es, der sich unter zig verschiedenen Flüchen wegducken musste. Er kam nun wirklich nicht mehr dazu, seinerseits anzugreifen, weil ich ihm unablässig neue Flüche schickte, und zwar nicht gerade schwache.
Ohne noch etwas anderes wahrzunehmen, kämpfte ich regelrecht verbissen gegen ihn und spürte, schließlich, dass es mir guttat. Die ganze Anspannung, der Stress, die angestaute Angst, dass mein Gedächtnisverlust aufflog - all das schien ich nun aus mir herauslassen zu können.
Der Tränkemeister schien dabei nicht wirklich gut wegzukommen. Er hatte wirklich Probleme, meinen Angriffen standzuhalten, doch das bemerkte ich erst, als einer meiner Flüche auf eines der Regale im Klassenzimmer traf und jede dort befindliche Phiole mit lautem Klirren zerplatzte. Tausend Flüssigkeiten spritzten auf uns herab und als Snape sich geistesgegenwärtig nach vorne warf und mich in seinen Schutzschild mit einband, erlosch meine Magie so plötzlich, dass ich völlig erschrocken einknickte und schmerzhaft auf dem Steinboden landete.
„Verdammt, bist du eigentlich vollkommen geistesgestört?!“, schrie mich Snape im nächsten Moment an und beseitigte mithilfe seines Zauberstabs die Flüssigkeiten und Scherben auf dem Boden um uns herum, ehe er sich mit bauschendem Umhang vor mir aufbaute.
Offensichtlich stinksauer.
„Wir trainieren hier, um deine Fähigkeiten zu testen, und nicht, um hormonelle Emotionen an anderen auszulassen!“
„Wer hat hier hormonelle Emotionen? ICH bin überarbeitet, aber DU bist immer so!“, versuchte ich mich zu wehren und war erschrocken, weil meine Stimme so merkwürdig schwach klang.
In diesem Moment fiel mir auch auf, dass meine Zauberstabhand zitterte. Ich hatte mich wohl doch etwas ĂĽbernommen.
„Wenn du glaubst, ich würde mich bei dir dafür entschuldigen, dass ich so bin, hast du dich geirrt. Beherrschen kann ich mich definitiv besser!“, fauchte er mich an und griff nach meinem Arm, doch ich schlug seine Hand wütend zur Seite und zog mich schwer atmend am Tisch hoch. Offenbar dachte er jetzt auch noch, ich wäre ein dummer Schwächling.
Ich konnte genauso starke Magie erzeugen wie er! Alles, was er mir voraus hatte, war die Erfahrung.
Ich bin besser als er, wenn ich will. Viel besser.
Beleidigt starrte ich ihn an: „Hast du sonst noch irgendwas zu sagen?“
Meine gespielte Ruhe schien ihn noch mehr zu reizen als meine Widerworte, denn Snape schnaubte laut und erneut entstand eine tiefe Falte auf seiner Stirn. Dennoch bewies er Beherrschung, denn seine Stimme klang gefasst, als er sagte: „Verschwinde einfach. Wir sind hier fertig.“
Gefasst und in einem Ton, der mich tiefer traf als alles andere. Er klang dermaßen herablassend, arrogant, kalt und verächtlich - ganz anders als der Severus, der mit mir im Krankenflügel gewesen war und auch anders als der, mit dem ich die Weltmeisterschaft besucht hatte.
Ich wankte wortlos zur Tür und ließ sie schön kraftvoll ins Schloss fallen, bevor ich mich den Gang entlang nach oben schleppte. Ich wollte nur noch in mein Bett.
So elend hatte ich mich schon lange nicht mehr gefĂĽhlt.


Ich wankte die Korridore entlang und die Treppen empor wie eine Schlafwandelnde, merkte kaum, wo ich hintrat und achtete auch nicht auf die SchĂĽler, die bei meinem Anblick rasch mit groĂźen Augen zurĂĽckwichen.
Es interessierte mich nicht. Alles war leer, trostlos und irgendwie unnötig, seit ich Snape in die schwarzen Augen gesehen hatte.
Ich hatte gewusst, dass er ein Arschloch sein konnte, ich hatte doch gewusst, dass er nicht nett war. Und doch hatte sich seit der Weltmeisterschaft das Gefühl eingestellt, dass er mich irgendwie mochte. Nun, diese Illusion war gerade zerstört worden. Er hasste mich nicht, aber er sah auf mich herab wie auf ein hilfloses Insekt, dem er helfen musste. Und zwar auf Befehl des Schulleiters.
Ich bin NICHT schwach. Wenn ich will, werde ich es ihm zeigen! Ich könnte ihm solche Schmerzen zufügen, dass er sich nie wieder trauen würde, mir in die Augen zu sehen…
Ich wollte diese bescheuerten Gedanken vertreiben, und schüttelte den Kopf. Eine Art Schwindel erfasste mich mit einem Mal so stark, dass ich mich einen Moment an der nächsten Wand abstützen musste.
Was war nur los mit mir? Ich hatte mich ja schon mehrere Male komisch gefĂĽhlt, aber das hier ĂĽbertraf wirklich alles!
Als ich in den nächsten Korridor abbog, bemerkte mich ein Mädchen aus einer kleinen, tratschenden Gruppe und stieß einen Schrei aus.
Sah ich etwa so schlimm aus?
Nun drehten alle sich zu mir um und die Gespräche verstummten schlagartig. Ich sah sie an, bis sie vor meinen Augen verschwammen. Wankend und taumelnd suchte ich nach Halt, fand jedoch keinen. Ich fiel erneut auf den harten Boden, während die Kinder um mich herum anfingen, durcheinander zu schreien.
„Was passiert hier?“
„Ihre Augen…was ist mit ihren Augen?“
„Ist das ein Zauber gewesen?“
Warum halfen sie mir nicht?
Sahen sie nicht mein Dilemma?
Ich hatte keine Stimme mehr, ich konnte nichts von dem scharf sehen, was um mich herum geschah.
Nur eine raue, laute Stimme erklang, als mein Kopf schlieĂźlich zur Seite sackte.
„Was ist hier los? Lasst mich durch! Was ist mit Roberts? Roberts?“

Severus:

Aufgebracht tigerte er durch das Schulleiterbüro. Auf einer Couch neben Fawkes` Stange lag die noch immer Bewusstlose, wegen der er so in Sorge war - auch, wenn er es niemals zugegeben hätte.
Albus stand ebenfalls neben der Couch und sah dem Tränkemeister stumm bei seiner Wanderung zu.
„Verdammt, was ist mit ihr los? Ich habe sie nur darauf hingewiesen, dass sie sich nicht zurückhalten soll, und sie ist regelrecht ausgerastet und hat mir jeden nur denkbaren Fluch entgegen geschleudert! Ich war regelrecht froh, dass kein Unverzeihlicher dabei war!“, schimpfte Severus aufgebracht, als noch ein weiterer das Zimmer betrat.
„Ja, es wäre schon unangenehm, wenn Sie selbst einen solchen abbekämen, nicht wahr, Snape? Aber anderen einen verpassen, das macht Ihnen nichts aus…“
„Alastor! Ich denke, es wäre für uns alle von Vorteil, wenn ihr beide eure Anfeindungen aufgeben würdet! Mei…Amy ist gerade einfach umgefallen und wir wissen die Ursache nicht“, tadelte Dumbledore seinen Freund und deutete auf die Schlafende.
„Ich habe Poppy benachrichtigt, Albus, sie wird gleich hier sein. In der Zwischenzeit wäre es wohl sinnvoll, wenn ich mich im Schloss ein wenig umsehe…wer weiß…“, knurrte Moody und Snape nickte knapp: „Tun Sie das, aber stören Sie uns nicht länger, Moody. Hier haben Sie nichts zu tun!“
„Und was haben Sie hier verloren, Snape?“, grollte der Ex-Auror finster. „Nach meinen Erkenntnissen war Roberts bei Ihnen, bevor sie mir auf dem Flur umgekippt ist!“
„Wagen Sie es nicht, mir zu unterstellen, ich hätte ihr etwas angetan!“, knurrte der Tränkemeister laut und drohend.
„Meine Herren, reißt euch zusammen! Wir haben größere Probleme!“, donnerte nun der besorgte Schulleiter und Fawkes stieß einen durchdringenden Schrei aus.
Davon unberĂĽhrt lag Amy immer noch auf der Couch und atmete flach. Ihr Gesicht schien kalkweiĂź zu sein.
Ohne ein weiteres Wort verlieĂź Moody das BĂĽro und Severus hastete unverzĂĽglich zu der Couch hinĂĽber und kniete davor nieder.
„Sie atmet so schwer. Albus, sie hat sich mal wieder überanstrengt, aber da ist noch etwas anderes…als sie mich angegriffen hat, hielt sie sich kaum zurück, es schien ihr fast Spaß zu machen, mich zu attackieren.“
„Nun, Severus, wenn ich ehrlich sein soll, manchmal hätte sogar ich Spaß daran, vor allem, wenn du dich mal wieder wie ein Trampel aufgeführt und meine Nichte enttäuscht hast.“
Klang Albus` Stimme tadelnd oder amüsiert? Egal, jedenfalls fiel es Severus sehr schwer, in dieser Situation mit solchen unnötigen Bemerkungen umzugehen.
„Hör auf zu faseln, alter Mann“, fauchte er gereizt und schenkte Albus einen bösen Blick. „Etwas stimmt nicht mit ihr…meinst du, ich sollte versuchen, jetzt in ihren Geist zu gelangen?“
Albus trat näher und strich sich nachdenklich den Bart: „Denkst du denn, du kannst sie erreichen? Immerhin hat sie den natürlichen Schutz der Vampire! Nicht einmal ich könnte unbemerkt bei ihr einfallen“, gab er zu bedenken.
„Mir ist allerdings ein Gedanke gekommen…was wäre, wenn ich versuchte, mich und nicht sie zu erreichen?“, murmelte Severus nachdenklich und legte wie zufällig seine Hand an Amys.
Das leichte Schmunzeln seines Mentors entging ihm dabei völlig.
Als Albus jedoch aufging, was er vorhatte, gefror seine Miene und wurde zu einer besorgten.
„Du willst also deinen Schatten kontaktieren? Hältst du das nicht für riskant? Ich erinnere dich nur ungern daran, aber das letzte Mal hätte es dich beinahe umgebracht!“
Severus erhob sich, drehte sich zu ihm um und sah ihm fest in die Augen: „Willst du lieber sie sterben lassen oder mich?“
„Severus, das ist nun wirklich keine faire Frage! Ich will euch beide nicht sterben lassen!“, empörte sich der Schulleiter, gab jedoch schließlich nach: „Also schön, versuch es. Ich werde bereit sein, dich zurückzuholen, sollte es nötig werden.“
Der Tränkemeister nickte konzentriert, strich sich seine Haare zurück und fixierte ihr Gesicht.


Albus:

Obwohl Severus gerade erst in Amys Geist abgetaucht war, stand der Schulleiter in äußerster Anspannung hinter ihm und hielt den Atem an. Er war bereit, sofort in Severus` Geist einzutauchen und ihm zu helfen.
Ach, Amy…
Hoffentlich ist noch nichts zu spät…
Eines war ihm auf jeden Fall klar: ihre Ohnmacht war etwas gänzlich Unbekanntem zuzuschreiben. Und Albus machte sich Sorgen. Mehr um sie als um alles, was auf dem Spiel stand. Sie war seine Nichte, seine letzte Verwandte, abgesehen von Aberforth, mit dem er sich wohl nie wieder wirklich versöhnen würde.
Und verdammt noch mal, er würde sie nicht verlieren! Weder an Tom Riddle, noch an eine andere Macht dieser Erde! So wahr er Albus Dumbledore hieß, sie würde unabhängig von all seinen Plänen leben…ein möglichst glückliches und sicheres Leben.
Wenn da nur nicht die Tatsache im Weg stände, dass sie und Severus sich liebten…

Der Schulleiter schrak hoch, als sich der Tränkemeister plötzlich schwer atmend seine Verbindung löste und neben dem Sofa zusammensank. Sofort war Albus zur Stelle und fragte aufgeregt: „Und? Was ist, konntest du etwas herausfinden?“
Die Miene seines Schützlings ließ ihn nichts Gutes ahnen, und tatsächlich, Severus sah ihn mit beinahe entsetztem Gesicht an: „Es ist eine einzige Schlacht, Albus! Deshalb ist sie so erschöpft, deshalb entfaltet sie auch nicht ihre gesamte Magie, sie kann es gar nicht!“
„Eins nach dem anderen, mein Junge, was meinst du mit Schlacht?“
„Es ist eine Art Kampf ihres Unterbewusstseins, sie versucht unwissentlich, ihre Schatten zurückzudrängen, und wie es aussieht, schon die ganze Zeit!“, Severus klang aufgeregt und das war er auch…aufgeregt und voll Sorge.
„Du meinst, die Schatten und sie kämpfen so lange schon um die Kontrolle, wie sie ihr Gedächtnis verloren hat?“
„Nein, Albus. Meine Theorie zielt eher darauf ab, dass sie ihr Gedächtnis nie wirklich verloren war! Es wurde einfach durch die Schatten unterdrückt, und zwar seit ihrer Begegnung mit den Ministeriellen!“
„Seit ihrem Klippensturz sind aber schon Monate vergangen!“, stieß Albus entsetzt hervor.
„Der Gedanke ist erschreckend, ich weiß. Dass ihre Magie es so lange aushält, von zwei Seiten gleichzeitig angefochten zu werden, ist nahezu unmöglich. Verdammt, Albus, wir können ihr nur helfen, wenn wir so schnell wie möglich herausfinden, wie wir diesen Kampf stoppen können!“


Severus:

Severus legte sich verzweifelt eine Hand ĂĽbers Gesicht und wandte sich ab.
Er wusste, dass er Albus mehr vertrauen konnte als jedem anderen, doch es war peinlich genug gewesen, dass der alte Mann seine Liebe zu Lily mitbekommen hatte. Da musste er dem alten Mann nicht noch zusätzliche Munition liefern für dessen unglaublich lästige Gefühlsduseleien.
Durch seine Finger hindurch sah der Tränkemeister auf die so friedlich wirkende Gestalt auf dem Sofa hinunter. Eine Hand hing leicht vom Rand, sie hatte er eben noch gehalten.

Amy würde nicht einfach das Handtuch werfen. Dazu war sie viel zu dickköpfig und…allein der Gedanke daran, sie zu verlieren, schnitt ihm so tief ins Herz, wie er es noch vor wenigen Jahren nicht für möglich gehalten hatte. Lily zu verlieren hatte ihn zerstört, und wäre Albus nicht dagewesen und hätte ihm einen Auftrag erteilt, Severus war sich nicht sicher, ob er noch genug Lebenswillen besessen hätte, um weiterzumachen.
Und jetzt, wo er doch endlich wieder das Gefühl kannte, zu leben und dieses Leben zu genießen - wenn ihm nun erneut alles genommen wurde, auf das er sich freute, würde er völlig zu Boden gehen.
Ganz sicher.
Amy war sein Lebensanker. Amy war alles fĂĽr ihn. Sein letzter Grund, sozusagen. Sie zu verlieren kam ĂĽberhaupt nicht in Frage!
Er richtete sich abrupt auf.
„Albus“, sagte er scharf und völlig gefasst, „ich werde jetzt ins Ministerium und die beiden ausmachen, die ihr diese Fluchkombination auf den Hals gehetzt haben. Wir müssen die Ursache für diesen Kampf herausfinden, um ihn zu beenden. Am besten…“
„Nein, Severus, mein Junge. Ich besitze den größeren Einfluss, ICH erledige das. Bleib du hier und kümmere dich um Amy. Wir können sie vorerst nicht in die Krankenstation bringen, es wäre zu gefährlich, falls die Schatten - im schlimmsten Fall - die Oberhand gewinnen, wie vorhin in den Kerkern. Du hast erzählt, dort hätte sie ohne Rücksicht auf Verluste angegriffen. Stell dir nur mal vor, die armen Schüler…wie auch immer, ich komme so schnell es geht zurück“, versprach Albus mit entschlossener Miene und legte Severus dann kurz in einer fast liebevollen Geste die Hand auf die Schulter. Dieser sah ihn nur leicht misstrauisch an.
„Alles wird gut, mein Lieber, du wirst sehen. Rede mit ihr, sie wird deine Anwesenheit sicher spüren“, sagte der Schulleiter sanft und disapparierte.
Zurück blieb er, Severus Snape, bekanntermaßen gefürchteter Lehrer für Zaubertränke, Extodesser, Ex-Spion und momentan der vermutlich verzweifeltste Mensch auf Erden.
„Warum muss ich mir eigentlich immer die Problemfälle aussuchen?“


Amy:

„Glaub mir, ich würde das hier ganz sicher nicht tun, wenn ich nicht vollkommen verzweifelt wäre und du nicht im tiefsten Koma liegen würdest. Verdammt, es ist komplett schwachsinnig! Wenigstens können diese neugierigen Schulleiter uns nicht mehr hören und sehen.“
Severus. Koma? Schulleiter? Was war hier los?
Ich lag da und schaffte es nicht, mich zu rühren. Es war wie ein Traum, und ich fühlte mich auch wie in einem Traum gefangen, mein Körper war vollkommen leicht und schien aus irgendeinem Grund nicht mehr länger mir zu gehören.
Aber Severus` Stimme drang durch die Dunkelheit und meinen merkwürdigen Zustand zu mir durch. Und ich traute meinen Ohren kaum…er tröstete mich!
„Amy, du musst gefälligst weiterkämpfen! Das schuldest du mir! Gut, du schuldest es auch Hogwarts…aber mir schuldest du es mehr. Ich habe nicht…ich bin nicht…bin es nicht gewohnt, mir um jemanden Sorgen zu machen. Und du zwingst mich jetzt schon seit ungelogen fünf Jahren dazu! Also wach gefälligst auf und kämpfe dagegen an!“
Wogegen? Sag mir, wogegen, und ich kämpfe sofort!
Doch mein Mund bewegte sich nicht und meine Augen klappten nicht auf. Ich war doch da! Ich war da! Warum konnte ich ihm das nicht zeigen?
„Amy Roberts…wach auf…“, raunte er nun mit seiner unvergleichlichen Stimme dicht neben meinem Ohr. Sehr dicht.
Ich war mir sicher, dass zumindest mein Geist gerade hochrot anlief und wahrscheinlich noch eine ganze Weile so bleiben würde, wenn Severus mir weiterhin so ins Ohr hauchte…
Plötzlich spürte ich einen langen Finger, der mir langsam von der Schläfe die Wange hinunter bis zum Kinn strich.
Das konnte doch unmöglich Severus Snape sein? Diese sanfte Berührung?
Ich bebte innerlich regelrecht.
Mach das nochmal…bitte, mach das nochmal!
Und als hätte er mich gehört, strich er erneut mein Gesicht entlang - diesmal mit seiner ganzen Hand, die warm an meiner Wange verharrte.
„Amy…“
Ich bin hier!
„Wach doch auf!“
Ich bin wach, verdammt, und wie wach ich bin!
Was hast du?
Warum machst du nicht weiter?
Seine Hand lag immer noch warm und unglaublich verlockend an meinem Gesicht, doch sie rührte sich nicht mehr. Ich wollte die Augen öffnen, wollte ihn an mich ziehen, wollte, dass er mir versprach, dass er bleiben würde.
Himmel, was war eigentlich in mich gefahren? Das war SNAPE! Ich hatte mich erst vor kurzem noch heftig mit ihm gestritten und war mir völlig sicher gewesen, dass er mich hasste!
Aber das tut er nicht…
Seine Worte, seine Stimme, die sanfte BerĂĽhrung sprachen eine vollkommen andere Sprache.
Er liebte mich. So fremd mir der Gedanke auch erschien, so eindeutig waren seine Gesten.
Er liebte mich. Snape, der kaltherzige Bastard, hatte es tatsächlich geschafft, aus seiner Haut zu kommen. Und das ausgerechnet bei mir?
Was war ich denn schon? Eine tollpatschige Halbvampirin, die ihm in so vielen Dingen unterlegen war…die ihm immer wieder Ärger eingebracht hatte! Ich nervte ihn mit meiner fröhlichen Art, das hatte er oft genug betont…
Wie ein Faustschlag traf mich eine verschĂĽttete Erinnerung.

„Hör mal, ich weiß ja auch, dass ich ein Freak bin, dem ständig irgendwas passiert. Aber das hab ich mir nicht ausgesucht! Willst du mich lieber als präzise Killermaschine haben?“, fauchte ich ihn an, während wir uns in einem mir wage bekannten Raum gegenüber standen.
Severus Augen wurden mit einem Mal dunkler und er trat mit einem langen Schritt auf mich zu.
„Was immer ich auch sage über deine Ungeschicklichkeit, Amy…lieber würde ich jeden Tag deinetwegen in Lebensgefahr geraten, als zuzusehen, wie du deine Macht missbrauchst, um Menschen zu ermorden!“

Etwas in mir sträubte sich so heftig, dass ich es bewusst fühlen konnte. Es schien sich unbarmherzig in mein Hirn zu schrauben und jedes Quäntchen dieser Erinnerung dort einzusperren.
Gerade wollte ich mich dagegen wehren, wollte dagegen vorgehen und die Erinnerung wieder ans Tageslicht ziehen, als…

Als ich plötzlich eine merkwürdige Berührung mitten auf meiner Stirn fühlte. Es kribbelte in meinem ganzen Körper, als mir schließlich bewusst wurde, dass es keine Hand gewesen war.
Es waren Lippen. Und eben diese Lippen, ziemlich rau und spröde und dennoch so unsagbar wohltuend, schienen meinen Zustand zu erleichtern. Die Schmerzen innerhalb meiner Stirn lösten sich auf, stattdessen fühlte ich, wie ausgehend von seinem Kuss, mein Körper angenehm warm wurde…
Moment.
Seine Lippen…?
Sein KUSS???

Von einer Sekunde zur anderen machte mein Herz einen wahren Sprung und begann zu rasen, als er sich auch schon wieder von mir löste. Doch es war nicht die Klein-Mädchen-Vorstellung vom Herzrasen während eines sehr romantischen Moments. Dieser Kuss gerade hatte nichts Romantisches an sich gehabt.
Er war kalt, rau, kurz und vor allem voller Verzweiflung gewesen. Der letzte Kuss für eine Leiche…
Und ich war diese Leiche. Wild galoppierte mein Herz im Körper, schien jeden Augenblick den Brustkorb zu sprengen und wollte sich nicht mehr beruhigen. Die anfangs angenehme Wärme wurde langsam aber sicher zu einer glühenden Hitze.
Was ist los?
„AMY!“, brüllte der Tränkemeister außer sich vor Panik. Offenbar fing mein Körper gerade zu zucken an.
„Hilfe! Poppy…Albus! Hilfe!“, stieß er rau hervor und nahm mich etwas unbeholfen in seine Arme, hob mich hoch von dem Untergrund, auf dem ich gelegen hatte. Das Wippen, das ich neben dem ungeheuren Schmerz innerhalb meines Körpers unterschwellig mitbekam, bewies, dass er mich forttrug. Und zwar schnell.
Noch immer konnte ich kein Zeichen von mir geben, außer das meine Glieder wie von selbst zuckten, und mein Herz so hastig trommelte, dass man es einfach hören musste.
Was ist das?
Es brennt so…
Es wird dich töten, du blöde Gans! Kämpf dagegen!
Manchmal hasste ich meine innere Stimme wirklich…sie konnte immer nur meckern, aber niemals Tipps geben, mit denen ich etwas anfangen konnte!

„Was bei Merlins…?“, hörte ich nun Harry aus einem Stimmengewirr herausrufen. Offenbar rannte Severus mit mir geradewegs durch eine Schülergruppe auf dem Korridor. „Professor! Professor Snape, warten Sie! Was ist mit ihr?“
„Aus dem Weg, Potter, oder Sie stirbt!“, schrie der nur schwer beherrschte Tränkemeister den Jungen-der-nur-lebte-um-ihn-in-den-Wahnsinn-zu-treiben an.
„Was haben Sie mit ihr gemacht?“, Harry war ganz offensichtlich ebenso erschrocken wie zornig.
„Beiseite, du dämlicher Bengel! Beiseite!“, rief Severus aufgebracht, als die Schmerzen von einer Sekunde zur anderen verebbten.
Ich war nicht darauf vorbereitet.
Severus war mir so nahe, und mein Herz schien einfach mit dem Schlagen aufhören zu wollen, als würde es mir nichts mehr ausmachen.
Und ich hörte auf zu atmen.
Einfach so.
„Nein…nein, komm zu dir!“ Severus` Brüllen klang schwach, dumpf.
„Harry, Harry, was ist passiert?“ Der Rest des Trios war wohl auch anwesend…
„Professor Snape! Professor!“ Warum schrien sie auf ihren Lehrer ein? Tat Severus etwas, das er nicht sollte?
„Was ist hier los? Was soll dieser Tumult? Severus, warum knien Sie da auf dem…um Merlins Willen, was ist mit Miss Roberts passiert?“ Minerva, die unerschütterliche Löwin. Sie war die Letzte, deren Worte ich hören konnte.
Dann war alles plötzlich einfach - weg. Verloren. Und tief in mir regte sich das Gefühl, dass ich wieder fiel, tief, tief, bis in die kalten Wellen des Meeres hinein…



Severus:

„Potter…verschwinden Sie.“
Der-Junge-der-nervte sah zum ersten Mal in seiner Schullaufbahn völlig erstaunt, aber widerspruchslos zu seinem Tränkemeister auf. Wahrscheinlich irritierte es ihn, wie schwach diese Aufforderung geklungen hatte. Sofort setzte Severus die typische Maske wieder auf - sein Gesicht wurde glatt und ausdruckslos, als die schwarzen Augen den grünen des Jungen begegneten, der ihm und McGonagall gegenüber kniete.
„Ich sagte, Sie sollen verschwinden! Machen Sie sich nützlich und schaffen Sie die neugierigen Schüler weg! Und Sie, Minerva, machen sich gefälligst auf die Suche nach Poppy! Sie soll auf der Stelle in meine Räume kommen, um…Roberts…zu untersuchen! Ich werde sie dorthin bringen…“
„Was ist mit Albus? Sollen wir ihm nicht im Büro eine Nachricht hinterlassen, Severus?“, fragte die alte Löwin und ihre Besorgnis um Amy war ihr deutlich anzusehen. Ein wenig Sympathie für seine ehemalige Verwandlungslehrerin beschlich Severus, doch er schüttelte nur den Kopf, während er die fiebrige, doch totenbleiche Gestalt Amys hochhievte.
„So wie ich ihn kenne, wird er eher vor uns dort unten sein.“
Minerva nickte zögernd und hastete los in Richtung Krankenstation. Auf dem Weg scheuchte sie einige der Schülergrüppchen in die Schlafsäle.
Potter schnauzte gerade seine Mitschüler an, sich zu verziehen und war schwer damit beschäftigt, seine Freunde zu beruhigen, sodass niemand Severus` raschen und lautlosen Abgang bemerkte. Niemand, außer einer im Schatten verborgenen, auf einen Holzstock gestützten Gestalt.


Etwa drei Stunden später hatten sich in Severus` Wohnbereich fünf Personen versammelt: Minerva, Poppy, Albus, Moody und natürlich Severus selbst, der jeden der Anwesenden mit mehr als gefährlichen Blicken bedachte, wobei sein Blick immer wieder wie zufällig die auf dem verlängerten Sofa liegende Person streifte.
„Sie ist einfach auf dem Flur umgekippt, Albus, es haben Schüler beobachtet! Wir sollten dafür sorgen, dass keine Panik ausbricht!“
„Sicher doch, Minerva, ich wäre dir sehr verbunden, wenn du dich darum kümmern könntest…es fehlt uns grade noch, dass unsere morgigen Gäste ein Schloss in Aufruhr vorfinden“, erwiderte Albus mit beruhigender Stimme und schenkte seiner Stellvertreterin einen Blick aus blauen Augen.
„Natürlich, gerne…sagen Sie mir Bescheid, wenn…es Neues gibt.“
Langsam trottete die Gryffindor hinaus. Sie wirkte ziemlich mitgenommen und Severus zog leicht verächtlich seine Augenbraue hoch. Er ließ sich seine Sorge doch auch nicht so anmerken, und dabei sorgte er sich garantiert mehr um Amy als sie!

Poppy riss alle mit einem schweren Seufzer aus den Gedanken: „Tut mir Leid, aber Amys Körperfunktionen sind wieder völlig normal, ich konnte nichts feststellen, was ihren Zustand ausgelöst haben könnte. Selbst das leichte Fieber ist wieder gesunken, sie ist körperlich völlig gesund…ich stehe ehrlich gesagt vor einem Rätsel, Albus. Vielleicht könntest du per Legilimentik mehr herausfinden.“
Sie seufzte noch einmal schwer und sah auf die Schlafende hinunter.
„Im Moment kann ich nichts weiter tun.“
Albus schenkte auch ihr einen aufmunternden Blick: „Danke für deine Mühe. Ruh dich jetzt aus, Poppy, wir übernehmen ab hier und melden sofort, wenn es etwas Neues gibt.“
Sobald auch die Krankenschwester seine Wohnung verlassen hatte, starrte Severus stumm seinen Mentor an. Es war ihm mehr als unrecht, dass ausgerechnet Moody ebenfalls anwesend war, doch der Ex-Auror hatte es sich auf seine penetrante Art wie immer nicht nehmen lassen, sich „das Opfer“ aus nächster Nähe anzusehen.
„So, Snape. Jetzt erzählen Sie doch mal ein bisschen…was haben Sie da getan, als Sie mit Roberts allein im Raum waren?“, begann Moody, und allein seine Tonlage ließ die Frage wie ein Verhör klingen.
Der ohnehin zum zerreißen gespannte Tränkemeister wirbelte so plötzlich zu ihm herum, dass selbst der kampferprobte alte Krieger leicht zurückschrak: „Moody! Halten Sie gefälligst Ihren Mund, wenn Sie nichts als haltlose Anschuldigungen loswerden können, das hilft niemandem weiter! Und im Übrigen: wollten Sie nicht das Schloss durchsuchen auf der Suche nach möglichen Ursachen von Amys Anfall?“
„Snape, ich halte es für sinnlos, überall zu suchen, wenn doch die Ursache ohnehin wieder mal nur bei Ihnen liegen kann!“
„Alastor, bitte! Es ist nicht Severus` Schuld. Amys Unterbewusstsein kämpft nur sehr stark gegen ihre Schatten an, und das schon seit ihrem Klippensturz!“
„Ihr Schatten? Sie hat ihren Schatten erweckt?“, wollte der Auror mit einem irren Blitzen in seinem echten Auge wissen, während das andere in Richtung Amy schoss.
Kam es Severus nur so vor, oder war da Hunger, beinahe Neid in seiner Stimme gewesen?
Doch das war unmöglich…so leidenschaftlich er diesen Idioten auch verabscheute, Moody war immer und absolut auf der weißen Seite der Magie gewesen. Er hasste die schwarze Magie sogar noch mehr, als er Severus hasste.
Albus ergriff erneut das Wort, um seinem alten Freund die Umstände zu erläutern: „Ja, ihr Schatten wurde erweckt, Alastor, und das schon vor einigen Jahren. Natürlich hat Severus damit nur bezweckt, sie überleben zu lassen…“
„ER hat das getan? Ich wusste doch, dass er es nicht lassen kann. Einmal Todesser, immer…“
„HALT DIE KLAPPE, DU MINDERBEMITTELTER HÖHLENTROLL!“, schrie Severus Moody mit einem Mal an und stand vor Zorn kurz davor, seinen Zauberstab zu ziehen.
„SEVERUS SNAPE!“, donnerte der Schulleiter nun, ehe er die mächtige Stimme wieder senkte.
„Beruhige dich, Junge. Und du, Alastor, lässt mich jetzt bitte erst mal ausreden. Wie gesagt, hat Severus ihr damit das Leben gerettet und musste dafür einen Teil seines Schattens opfern.“
„Er hat ihr einen Teil seiner dunklen Seite überlassen? Albus, von so einer Magie habe ich bisher niemals gehört!“
„Beeil dich mit deiner Erklärung, alter Mann!“, knurrte Severus ungeduldig und sah in Amys blasses Gesicht.
„Nun, wie ich es sagte. In ihr befindet sich ein Teil von Severus` Schatten, weshalb ihre Magie aus dem Gleichgewicht gebracht wurde. Du hattest Recht mit deiner Vermutung bezüglich des Mordes an Igor - das war tatsächlich sie. Aber sie tat es nicht absichtlich, sondern weil jemand, der ihr sehr nahe stand, von dem Vampir Igor getötet wurde. In diesem Moment haben sich die Schatten erhoben. Amy selbst hatte keine Chance. Es war ein Glück, dass wir sie wieder hinbekommen haben, aber jetzt…jetzt kämpft sie seit Monaten dagegen an, ihre Schatten erneut herauszulassen. Deshalb ist es auch zu gefährlich, sie auf die Krankenstation zu lassen: falls sie verliert, würde jeder Bewohner des Schlosses in höchster Gefahr sein.“
Die drei verfielen für einen Moment im Schweigen, während Severus beobachtete, wie Moody diese unglaublichen Tatsachen zu verdauen versuchte.
„Das ist…unglaublich. Woher nimmt sie nur die Macht dazu?“
„Darüber, Alastor, lass uns ein andermal reden“, wimmelte Albus ihn ab und wandte sich seiner Nichte zu.
Moody nickte und marschierte hinaus. Severus erhob sich nach einer Minute, ging zur Tür und sah nach, ob der Auror mit seinem dämlichen Auge auch wirklich verschwunden war.
Zufrieden schloss er die Tür wieder und kehrte zu Albus zurück, der sofort anfing, von dem zu erzählen, was er im Ministerium herausgefunden hatte.
„Also, die beiden Ministeriumsleute haben zwei völlig unterschiedliche Zauber abgeschossen: der einen einen Lähmfluch, der andere einen abgewandelten, neuartigen Zauber, der ähnlich dem Rictusempra wirkt, nur dass er zusätzlich zum Zurückschleudern des Gegners auch kleinere Wunden zufügt.“
Severus legte nachdenklich einen langen Finger an die schmalen Lippen: „Verstehe. Der eine trifft das Unterbewusstsein, der andere greift den Körper an. Ich vermute, als die beiden sich per Fluchkombination verbunden haben, müssen sie so verschmolzen sein, dass anstatt ihr Körper ihr Geist getroffen wurde. Demnach haben die Schatten sofort eingegriffen, weil sie es früher als Amy selbst bemerkt haben. Fast müssen wir ihnen dafür dankbar sein, denn hätte Amys schwarze Magie ihren Geist in diesem Moment nicht abgeschirmt, wäre sie höchstwahrscheinlich getötet worden.“
„Es ist wirklich erschreckend, wie viele Möglichkeiten in der Magie den Tod herbeiführen können, nicht wahr, mein Junge? Zwei Flüche, die für sich genommen völlig harmlos sind, werden zur Todesursache.“ Albus schauderte leicht, als er daran dachte, wie gefährlich selbst die kleinen Duelle, die die Schüler immer mal wieder auf den Korridoren austrugen, werden könnten, wenn eine solche Fluchkombination nicht derart selten wäre. „Wie dem auch sei, bis hierher stimme ich dir zu, aber wenn die Schatten doch dafür gesorgt haben, dass Amys Unterbewusstsein nicht angegriffen wurde…warum hat sie dann keine Erinnerung mehr?“
Severus dozierte weiter, während er seine Augen auf dem sanften, entspannten Gesicht der Schlafenden behielt. Amy sah regelrecht friedlich aus. Nichts deutete mehr darauf hin, dass vor einigen Stunden ihr Herz einen Ausfall gehabt hatte. Ohne Severus` beherzte Rettungsmaßnahmen hätte es vermutlich vollkommen aufgehört, zu schlagen.
Er riss sich zusammen, und brachte das Zittern seiner Hand unter Kontrolle: „Hörst du mir eigentlich ab und an mal zu, wenn ich dir etwas erkläre, alter Mann? Ich sagte doch schon in deinem Büro, dass sie eben keine Erinnerung verloren hat! Es muss während ihrer folgenden Bewusstlosigkeit passiert sein, also nachdem sie von der Klippe fiel: die Schatten hatten sich, um sich selbst zu erhalten, per Schwarzmagie ihres Unterbewusstseins angenommen. Nachdem sie es also abgeschirmt hatten, muss ihnen klar geworden sein, dass sie es ebenso gut auch weiterhin beherrschen konnten. Sie sperrten jede ihrer Erinnerungen in einen Teil des Geistes, an den sie nicht einfach herankam. Ich war dort, Albus. Es fühlt sich an, als würdest du in ein schwarzes Loch gesogen. Du spürst und siehst nichts, hast keine Ahnung, wo du dich befindest. An diesem Ort sammeln die Schatten ihre schlechten Erinnerungen und nähren sich davon.“
„Und durch irgendeinen Weg haben sie nun auch jede andere Erinnerung dorthin verfrachtet…“, murmelte Albus und nickte sachte. „Das ergibt natürlich Sinn. Und ohne es bewusst zu bemerken, kämpft Amy schon seit diesem Vorfall darum, wieder auf ihre Erinnerung zurückzugreifen. Es ist allerdings kein Wunder, dass sie es nicht schafft, immerhin sind die geeinten Schatten von dir und ihr stärker. Und wie können wir sie jetzt unterstützen?“
Der Tränkemeister strich ihr, leicht abgelenkt, gerade eine vorwitzige Locke aus dem Gesicht und antwortete nicht. Albus räusperte sich sachte, und Severus fuhr ertappt zusammen und wandte sich ihm wieder um.
Verdammt, jetzt reiĂź dich zusammen! Der alte Narr ist nicht vollkommen auf den Kopf gefallen!
„Ja…wir…wir sollten es per Legilimentik versuchen. Da mir klar ist, dass du deinen Schatten besser nie erwecken solltest, haben wir keine andere Möglichkeit, als mit vereinten, weißen Kräften aufzuwecken. Das muss das erste große Ziel sein. Und sie selbst muss dann anfangen, bewusst zu kämpfen. Aber zuerst sollten wir ihr auch Regenerationstränke einflößen, sie wird sonst wieder umfallen.“
Rasch rauschte der Tränkemeister aus dem Raum und kam kurz darauf mit besagtem Fläschchen zurück, um es Albus hinzuhalten. Dieser sah ihn mit gerunzelter Braue an: „Mein Lieber, ich denke, ich besitze noch durchaus genug Magie, um ohne Trank Legilimentik zu wirken!“
„Nein, Albus, der ist für sie!“, meinte Severus unwirsch mit einem Handwink in Amys Richtung.
„Und warum hältst du ihn dann mir unter die Nase? Flöß ihn ihr doch ein!“
Augenverdrehend gab er nach - Albus hatte sie beide doch sowieso durchschaut - und setzte sich vorsichtig an den Rand von Amys Schlafstatt.
Er hob sachte ihren Kopf an und legte ihn auf seine Knie.
Mit unendlicher Vorsicht und seiner typischen Präzision öffnete er mit zwei Fingern ihre Lippen, entkorkte die Phiole und tröpfelte langsam drei Tropfen genau in ihren Mund. Danach rieb er ihr mit dem Zeigefinger leicht über die Kehle und sie schluckte schwach. Zufrieden flößte Severus ihr nach und nach noch den Rest des Trankes ein und achtete sorgfältig darauf, dass sie auch schluckte.
„Das war's“, erklärte er mit erschreckend sanfter Stimme und legte eine Hand behutsam an ihren Kopf.
Natürlich war ihm schmerzlich bewusst, dass Albus alles mit Argusaugen beobachtet hatte und er konnte sich das breite Lächeln auf dem Gesicht des Alten sehr gut vorstellen.
Doch obwohl es ihn störte, dass jemand anders ihn so sah, begnügte er sich mit einem leicht gereizten Blick in dessen Richtung, denn momentan hatten beide Wichtigeres zu tun.
„Auf drei? Eins, zwei, drei“, zählte er knapp und tauchte sofort in den Geist ab.
Nach wenigen Augenblicken spürte er die unheimliche, Macht ausstrahlende Präsens seines Lehrmeisters und gemeinsam machten sie sich ans Werk, um Amy zum Aufwachen zu bewegen.


Amy:

Mir war fast, als würden unzählige, liebevolle, sanfte Stimmen mich zu sich rufen. Wobei nur eine Stimme schließlich zählte, die mich zum Aufwachen brachte.
„Amy Roberts, wach sofort auf, oder dir drohen gewaltige Nachholstunden in Verteidigung!“
„Ich bin doch schon wach, verdammt noch mal!“, schimpfte ich leise, als ich meine Augen aufschlug. Gott sei Dank war das Licht in dem Zimmer, in dem ich mich befand, gedämpft, sodass ich sie nicht sofort wieder zukneifen musste.
Mein beiden Schädelhälften fühlten sich an wie zwei riesige Bassboxen, die im Gleichklang wummerten. Aber dafür war die Fläche, auf der ich lag, angenehm. Weder besonders hart, noch besonders nachgiebig. Einfach perfekt.
„Kopfweh!“, jammerte ich dennoch leise und sah mich vorsichtig um. Der Raum wirkte zu gleichen Teilen männlich-düster und elegant-einladend. Nur konnte ich nicht genau verstehen, wie das möglich war.
Albus stand mitten in diesem Raum und wischte sich kurz ĂĽber die Stirn - auf der anscheinend SchweiĂźperlen standen.
„Endlich bist du wach!“
„Wurde ja auch Zeit!“, knurrte eine Stimme, die mir so nahe war, dass ich erschrocken meinen Kopf in den Nacken legte - was den Schmerzen darin nicht grade zuträglich war, und ich sah Snapes Gesicht mit den langen, nach unten baumelnden schwarzen Haaren nur kurz, ehe ich die Augen zusammenkniff und mir an die Schläfe fasste.
„Wie geht es dir?“, fragte mich der Tränkemeister und ich war mir fast sicher, leichte Sorge herauszuhören.
Trotzdem: sah er denn nicht, dass ich Schmerzen hatte?
„Super!“, antwortete ich höchst sarkastisch und hörte Albus auflachen: „Severus, mein Lieber, nach der Tortur muss sie tierische Kopfschmerzen haben!“
„Ich weiß gar nicht, was es da so zu lachen gibt!“, brummte ich missgelaunt und sah, diesmal langsamer, nach oben in Snapes über mir thronendes Gesicht mit den unergründlich schwarzen Augen.
„Du hast nicht zufällig irgendeinen Kopfschmerztrank vorrätig, oder?“
„Sicher“, antwortete er ruhig und zog leicht die Augenbraue empor, was aus meiner Perspektive noch komischer aussah als normal.
„Toll, könnte ich vielleicht sowas bekommen?“, fragte ich und versuchte, meine Genervtheit zu unterdrücken - was nicht gelang.
„Auch das wäre möglich, allerdings nur, wenn-“
„Das ist nicht dein Ernst, mein Kopf steht kurz vorm Platzen und du verdammter Slytherin stellst auch noch Bedingungen?“, empört funkelte ich zu ihm hoch.
Severus winkelte die Augenbraue noch ein StĂĽck weiter an.
„-wenn du deinen Kopf von meinen Beinen nehmen könntest, würde ich deinem Wunsch natürlich gerne nachkommen, Allerdurchlauchtigste!“, erwiderte er zynisch und beobachtete wie mein Kopf mehr und mehr die Farbe einer Tomate annahm, während ich mich von ihm herunter quälte.
So viel zu perfekte Unterlage!
„Tschuldigung“, murmelte ich „etwas“ peinlich berührt. Er nickte nur kurz, streifte wie zufällig meine Hand und erhob sich, um den Trank zu holen.
Albus lächelte mir entgegen.
Ach Mist, der ist ja auch noch hier!
„Ich habe keine Ahnung, warum du mich so anstrahlst, und ich glaube, ich will es auch nicht unbedingt wissen. Wenigstens nicht jetzt, Albus.“
„Kindchen, ich verstehe ja deine Erschöpfung, aber wir müssen noch mit dir reden. Du erinnerst dich sicher daran, wie du umgekippt bist?“
„Ja, im Flur. Aber an mehr kann ich mich nicht erinnern…“, murmelte ich und kramte in meinem Gedächtnis.
Nein, mehr war da nicht. Und bei all den Kopfschmerzen erwies sich Denken auch als nicht sonderlich angenehm.
„Nun, vielleicht solltest du dich heute noch ausruhen, es hat ohnehin keinen Sinn, schon heute anzufangen.“
„Womit anzufangen?“
„Das erfährst du morgen!“, erklärte auch Severus bestimmt, während er durch die Tür marschierte und mir den Trank unter die Nase hielt: „Trink das jetzt!“
Ich gehorchte und schluckte brav, obwohl mir der ätzende Geschmack die Zunge zu verbrennen schien.
„Iiiih, wie eklig!“, schrie ich und ließ beinahe die Phiole fallen, ehe eine Hand meine fest umklammerte.
„Du bist und bleibst undankbar, weißt du das?“
„Entschuldige. Aber der ist wirklich bar-bar-baaaaaarisch!“, ich gähnte ausgiebig und hatte das Gefühl, bald eine Kiefersperre zu bekommen.
„Was erfahre ich denn mo-mo-mooor…“
Schon war ich eingeschlafen.


Severus:

„Das nächste Mal warnst du sie lieber vor, wenn du den Kopfschmerztrank mit einem Traumlos-Trunk versetzt, mein Lieber!“, gluckste der Schulleiter und strich seiner Nichte zum Abschied über die Stirn.
„Denkst du, du kannst sie allein zu ihrer Wohnung bringen? Ich habe noch einiges zu tun, immerhin kommen morgen die Gäste…und allen voran unser alter Freund Karkaroff, bedauerlicherweise.“
Severus knurrte leise auf, als er an den Schulleiter von Durmstrang dachte. Er war der Hauptgrund gewesen, weshalb Amy die Schulzeit auf Durmstrang so schwer gefallen war. Nicht genug, er war auch noch Todesser!
Genau wie du, also reiĂź dich mal zusammen!
„Amy kann die Nacht auch hier verbringen. Das würde es für mich einfacher machen, auch mal ein Auge zuzutun, ohne mit einem weiteren Unglück rechnen zu müssen!“, erklärte er kühl und ignorierte das Schmunzeln des Schulleiters geflissentlich.
„Na gut, Severus, ich denke auch, dass sie hier ganz gut aufgegeben ist. Ach und…sorge bitte gut für sie, mein Junge!“
Damit ließ er seinen Jungen allein. Und Severus ließ das Gefühl nicht los, dass Albus mit seinem letzten Satz nicht nur diese Nacht gemeint hatte…


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Buch: Der Heckenritter von Westeros: Das Urteil der Sieben
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Weil ich ein riesiger Fan von Gary Oldman bin, war ich bei unserem ersten Treffen völlig eingeschüchtert. Dabei ist er echt ein cooler Typ und ich habe mich in seiner Gegenwart sofort sehr wohl gefühlt.
Daniel Radcliffe