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Fanfiction

ToAR - Der Fünfte von Vieren - Dinner à la Tränkemeister

von horizon92

Ach Gott, ihr Lieben, nachdem eine Leserin mich freundlicherweise darauf aufmerksam gemacht hat, dass ich hier wirklich im Schneckentempo arbeite - ein Kapitelchen habe ich noch fertig! Hier ist es und es tut mir leid für alle, die die restlichen Teile aus lauter Langeweile noch mal gelesen haben...meine Muse und das Leben lassen sich nun mal nicht zwingen! (Leider nicht mal bestechen!)
Dafür gibts bei Wolfgirl noch einige Kapitel, die fertig sind ;)




Kapitel 22
- Dinner à la Tränkemeister-



Sirius war kaum wiederzuerkennen. Zwar hatte er endlich wieder soweit zugenommen, dass ich keine Angst mehr haben musste, ihm durch irgendeine dämliche Aktion die Knochen zu brechen, doch sein Gesicht wirkte nach wie vor verhärmt. Vor allem der Ausdruck in seinen Augen ließ mich vermuten, dass er schon seit längerer Zeit etwas in sich hineinfraß.
Ich machte mir Sorgen.

Auf dem einzigen vorhandenen Stuhl sitzend beobachtete ich stumm, wie er Seidenschnabel eine große Schüssel mit undefinierbaren Fleischresten zu Fressen gab.
Ein widerlicher Anblick und noch viel schlimmere Geräusche, übrigens.
„Sag mal…“, unterbrach ich das Schmatzen und Kauen des Federviechs vorsichtig.
„Was ist eigentlich mit dir passiert, nachdem ich…na ja, nach der Klippe?“
Sirius sah auf und drückte Seidenschnabels Kopf weg, um zu verhindern, dass dieser seinen blutigen Schnabel an den ohnehin schmutzigen Hosen abwischte.
„Interessiert dich das wirklich?“
Sirius` Stimme klang ziemlich hart, fast schon herausfordernd. Ich runzelte die Stirn und nickte bekräftigend: „Klar, sonst würde ich doch nicht fragen!“
„Ich bin Richtung Süden geflohen. War ein ganzes Stück Arbeit, die vielen Auroren abzuhängen. Aber weißt du, was? Am liebsten wäre ich einfach mitten ins Ministerium spaziert und hätte das getan, wofür diese Idioten mich um die halbe Welt jagen!“
Ich erschrak über die Ernsthaftigkeit, mit der er das sagte. Seine Augen loderten förmlich vor Zorn.
„Sag das nicht, Sirius! Du bist kein Mörder, klar! Und glaub mir, das willst du auch nicht sein…“
Unwohl sah ich zu Boden und schüttelte den Kopf, um alle Gedanken an Lukan und seinen Bruder Igor zu verbannen.
„Wer mordet, wird die Gesichter seiner Opfer nie wieder los. Jeder Mord zieht einen weiteren nach sich.“
„Rede nicht so weise, Amy, das passt nicht zu dir!“, knurrte er mich an und wandte sich ab, um Seidenschnabel die Schüssel auslecken zu lassen.
Empört fauchte ich ihn an: „Hey, ich mein das ernst! Du redest völligen Schwachsinn! Wir sind auf deiner Seite, weil du unschuldig gejagt wirst, weil du nie getötet hast! Und mal davon abgesehen: wenn du ins Ministerium spaziert wärst, dann wärst du nicht mehr lebend rauskommen. Denk doch mal an Harry, was hätte er getan, wenn du ihn auch noch verlassen hättest?!“
„Das musst DU gerade sagen!“, unterbrach er mich, von einer Sekunde zur anderen vollkommen zornig.
„Mir vorzuwerfen, ich würde keine Rücksicht nehmen! An andere zu denken ist nämlich leider keine deiner Stärken, Amy.“
Jetzt schien ich den wunden Punkt doch getroffen zu haben.
Jackpot!
„Hast du eine Ahnung, wie oft ich die letzten Monate an andere gedacht habe? Die ganze Zeit über musste ich mit der Schuld leben, jetzt doch noch einen geliebten Menschen auf dem Gewissen zu haben.“
Ich sah ihn völlig verwirrt an, wusste nicht, was ich jetzt davon halten sollte.
Sirius schien meine offensichtliche Verwirrung noch rasender zu machen.
„Mann, Amy, ich dachte, du wärst tot!“, brüllte er. Krachend landete die Schüssel an der Wand.
Seidenschnabel, der definitiv spürte, was los war, verschwand stillschweigend tiefer in der Höhle.
Oh, war alles, wozu mein Hirn imstande war.
Verdammt.
Ich hatte ihn vergessen.
Ich hatte tatsächlich nicht daran gedacht, ihn wissen zu lassen, dass es mir gutging.
Nicht einmal, nachdem ich mein Gedächtnis zurückerlangt hatte.
Was war ich eigentlich für eine Freundin?!
Mit einem Satz sprang ich auf, stolperte vor Hast halb über meine eigenen Füße und schlang die Arme fest um Sirius` Oberkörper.
„Es tut mir leid. Wirklich, wirklich ganz unendlich leid.“
Wir verharrten so, ohne dass er sich bewegte oder etwas erwiderte. Ich umklammerte ihn noch ein Stück fester und verbarg mein Gesicht an seiner Weste.
Und dann legte sich seine Hand auf meinen Kopf und fuhr in meine Haare.
„Ich habe wirklich geglaubt, wir hätten dich verloren“, murmelte er dumpf.
„Und dann erfahre ich von Harry per Brief, dass du in Hogwarts bist und es dir gut geht.“
Autsch.
Und wie ich ihm wehgetan hatte!
„Kannst du dir auch nur ansatzweise vorstellen, wie ich mich gefühlt habe? Was ich in diesem Moment dachte?“
Die pure Erleichterung wird es wohl nicht gewesen sein.
Ich holte tief Luft.
„Was für eine dumme Pute ich bin!“, antwortete ich überzeugt.
„Was für eine dumme, egoistische, gefühlskalte Pute!“
„Ja, allerdings. Zumindest sowas in der Art“, brummte Sirius, doch es klang schon ein wenig versöhnlicher als zuvor.
Mit leichtem Bedauern entfernte ich meinen Kopf wieder ein Stück von seiner nach Sirius riechenden Weste und sah hoch.
„Hat er dir wenigstens das mit dem Gedächtnisverlust erzählt? Nicht, dass das irgendwas gut machen soll, immerhin hätte ich dir direkt nach meiner Heilung schreiben müssen“, murmelte ich schuldbewusst.
„Ich hab's von Albus erfahren. Und weißt du Amy, es geht mir eigentlich nicht darum, dass du mir nicht direkt geschrieben hast. Sondern darum, dass sich in deiner kleinen Welt scheinbar alles nur um eine einzige Person dreht. Egal, in welcher Situation: wenn Snape in irgendeiner Form integriert ist, dann richtet sich dein ganzes Denken nur auf ihn aus! Dich interessiert nichts und niemand anderes als dieser verfluchte Todesserbastard! Nicht Harry, nicht Albus, nicht ich…“
„Jetzt übertreibst du aber!“, widersprach ich zornig und machte einen Schritt zurück, um die Arme zu verschränken.
„Schön wär's“, fuhr er mich an.
„Aber ich erkenne dich wirklich nicht mehr wieder, seit du in seiner Nähe bist! Die Amy, die ich kannte, hätte versucht, es jedem Recht zu machen, und nicht nur einer Person. Die alte Amy wäre auf jeden sauer gewesen, der mir ohne jeden Grund einen verfluchten Finger gebrochen hätte! Und du hättest nie, niemals jemanden einfach ermordet - egal, für wen.“
Meine Augen brannten, während ich dieser Predigt zuhörte, bis Sirius erschöpft zum Ende kam.
„Ich hätte“, sagte ich leise.
„Wenn du mich damals an deiner Seite gehabt hättest, dann hätte ich Pettigrew mit dir gestellt. Und du weißt genau, ich wäre an deiner Seite geblieben, wenn du mich nicht zurückgelassen hättest.“
Meine klägliche Stimme schien ihn etwas wachzurütteln. In Sirius` verhärmtem Gesicht spiegelte sich Schmerz, als er erkannte, wie sehr mich seine Worte gerade verletzt hatten.
Nach einem kurzen Räuspern fuhr ich fester fort: „Aber das ist alles Vergangenheit. Was du mir vorwirfst, mag zum Teil wirklich wahr sein: ich würde für Severus` Leben wohl alles geben. Und ja, ich gestehe auch, dass du den gebrochenen Finger nicht verdient hast und es falsch von ihm war, so etwas zu tun. Aber siehst du, ich kann einfach nicht anders, als ihn in Schutz zu nehmen. Ob du es einsiehst oder nicht, ich liebe diesen Tränkemeister! Und dafür werde ich mich ganz sicher niemals bei irgendjemandem entschuldigen.“
Wütend funkelte ich Sirius an, der seufzte und resigniert den Kopf schüttelte.
„Ich verlange doch gar nicht von dir, dass du das verstehst!“, versuchte ich, die Situation etwas zu entspannen.
„Das, was ich fühle, kann man nicht verstehen, es hat absolut nichts Rationales an sich. Ich glaube“, fügte ich stirnrunzelnd hinzu, „das ist grade der Knackpunkt an dem, was Albus immer Liebe nennt. Und ein eingefleischter Frauenheld wie du, der nie sowas gefühlt hat, kann es ja gar nicht begreifen.“
Mein nett gemeintes Lächeln gefror direkt wieder, als Sirius mir einen zutiefst verletzten Blick schenkte.
„Ich kenne das Gefühl nur zu gut. Es war dasselbe, das ich vor vielen Jahren für ein gerade mal siebzehnjähriges Mädchen empfunden habe“, sagte er leise.
Wie vor den Kopf gestoßen sah ich ihn an. Wusste nicht, was ich sagen sollte.
Verdammt, warum muss Sirius immer so direkt sein?!
Als ob das auf mich nicht genauso zutrifft…wir haben einiges gemein.
Ein trauriges Lächeln umspielte nun seine Lippen: „Zweifelst du wirklich so sehr daran, dass ich das mit uns beiden damals ernst gemeint habe? Ich hätte mir - mal ehrlich gesprochen - fast jede Frau in meinem Alter schnappen können, aber du hast mich einfach bezaubert. Kannst du dich noch dran erinnern, wie wir uns kennengelernt haben?“
Sein Lächeln verlor ein wenig von der Traurigkeit, und für Sekunden sah ich den jungen Charmeur von früher vor mir und konnte nicht anders, als sein Lächeln zu erwidern.
„Du hast in diesem kleinen Straßencafe ausgeholfen und bist beim Servieren meines Kaffees über den Teppich gestolpert. Die heiße Brühe hat mir fast die Brust verbrannt. Und alles, was du gesagt hast, war: Coole Tattoos!“
Er lachte wehmütig auf und ich schüttelte grinsend den Kopf: „Ja, das war eine der Glanzleistungen meiner Karriere, danach hat der empörte Chef mich direkt gefeuert!“
Wir lachten nun beide, ehe Sirius` Miene wieder ernst wurde: „Ich habe dich wirklich geliebt, Amy. Aber jetzt ist alles anders, stimmt's? Es tut immer noch weh, dass ich dich ausgerechnet an meinen Erzfeind verlieren musste.“
„Aber…wir sind doch noch Freunde, oder?“, wollte ich verzweifelt wissen.
Sirius lächelte mich sanft an, kam wieder auf mich zu und zog mich nun seinerseits in eine Umarmung.
„Ja, Amylein, und das werden wir immer bleiben.“
Es tut mir leid, Sirius.
Es tut mir leid, dass ich nicht so perfekt bin, wie ich sein sollte.


Nachdem ich mich mit Sirius ausgesprochen hatte und wir unsere Fronten geklärt hatten, lockerte sich unser Umgang wieder merklich. Es fehlte nur noch eins zu meinem vollkommenen Glück…doch Severus wieder milde zu stimmen gestaltete sich als aussichtslose Sache. Ich hatte keine andere Möglichkeit, als ihm Briefe zu senden, und diese fanden keine Erwiderung. So zogen sich die Tage mit Sirius dahin, und Harry trat in die heiße Phase vor der dritten Aufgabe - eine Phase, in der ich ihn endlich etwas mehr als sonst unterstützen konnte.
Denn wenn schon kein mies gelaunter, schwarzer Tränkemeister mich besuchen kam, so doch wenigstens das Goldene Trio, um ein paar hilfreiche Flüche und Tricks zu lernen.

„Weißt du, es kommt nicht unbedingt darauf an, immer die stärksten und wuchtigsten Zauber zu verwenden“, erklärte ich ihm drei Tage vor der Prüfung, während ich ihn mit Mühe und Not auf die Beine zog und mir schnell die Haare aus dem Gesicht wischte. Das kurze Trainingsduell war durchaus zufriedenstellend verlaufen, trotz Sirius` teilweise recht bissigen Kommentaren bezüglich meines „uneleganten Stils“.
Ich hatte mir jede Erwiderung verkniffen, denn immerhin ging es hierbei um Harry, der wohl etwas mehr lernen wollte als bloß die eleganteste Zauberstabhaltung.
„Du bist sehr gut, hast richtig ausgeprägte Reflexe und alles. Aus dir machen wir noch einen richtig guten Duellanten. Das Problem ist nur, dass du dich im Labyrinth garantiert nicht die ganze Zeit duellieren wirst. Was da auf dich wartet, ist zwar nicht bekannt, aber vor allem dem Unbekannten sollte man immer mit einer Vielzahl von Möglichkeiten entgegensehen. Was du kannst, sind Flüche aller möglichen Arten. Das Einzige, was dir jetzt noch fehlt, um dich mit einem lockerem Grinsen durch die Büsche zu schlagen, ist das richtige Einschätzungsvermögen!“
Ohne es überhaupt zu bemerken, war ich mal wieder voll in die Lehrerrolle geschlüpft. Harry nahm daran allerdings keinen Anstoß, im Gegenteil, er lauschte mir aufmerksam.
„Du musst nämlich erkennen können, welchen Zauber du am besten wann und gegen welche Art von Hindernis anwendest. Was du beispielsweise gegen rankende Pflanzen oder sowas unternimmst, weißt du ja schon. Aber die anderen Champions haben dir gegenüber einen entscheidenden Vorteil: sie haben dir den Unterrichtsstoff der Verteidigung gegen Tierwesen voraus, der zwar in der dritten schon von Remus angeschnitten wurde, aber in der sechsten und siebten noch einmal eine entscheidende Rolle spielt!“
Sirius unterstützte mich ausnahmsweise einmal mit einem lässigen Nicken und lümmelte sich erneut auf einen Stein, der in der Nähe des Höhleneingangs lag. Eine große Hilfe war er wirklich nicht. Harry runzelte die Stirn, nickte aber zum Zeichen, dass er mich verstanden hatte.
„Okay…also du glaubst, dass im Labyrinth auch Tierwesen sind?“
„Da bin ich mir sogar ziemlich sicher, neben anderen, unbekannten Gefahren. Aber da wirst du keine so einfachen Gegner wie Grindelohs oder Horklumps finden. Ich tippe eher auf sowas wie Trolle, Chimären, Sphinxen oder diese Viecher, die Hagrid mit euch gezüchtet hat - die sind ja wohl gemeingefährlich!“
„Allerdings!“, tönte Ron laut und schauderte allein bei der Vorstellung an die Knallrümpfigen Kröter.
„Und ich soll in der kurzen Zeit noch lernen, wie ich solche Wesen bekämpfen kann?“
Harry klang nicht gerade begeistert, eher etwas mutlos. Ich schlug ihm aufbauend auf die Schulter: „Na hör mal, das schaffst du doch mit links! Ich erkläre dir, wie du an welchem Tier vorbeikommst, das ist keine unlösbare Aufgabe, okay?“
„Komm schon, Harry, das schaffst du, du hast noch drei Tage Zeit! Ich werde dir dazu noch ein paar Kapitel heraussuchen, mit denen du zusätzlich arbeiten könntest und…“
Hermines weitere Aufmunterungsrede ging unter, als mir mit Schrecken bewusst wurde, dass es nur noch drei verflucht kurze Tage waren, bis Harry sich all diesen unbekannten Gefahren stellen musste…
Und es war ja wohl selbstverständlich, dass ich gedachte, auch anwesend zu sein! Immerhin konnte man nie wissen, was geschehen würde…
„Sagt mal, was ganz anderes, wie sieht es eigentlich mit den Sicherheitsvorkehrungen aus? Nach Crouchs Ermordung muss es doch noch stärkeren Schutz geben als vorher, oder?“
Es wäre mir nicht lieb gewesen, eine unangenehme Überraschung zu erleben, wenn ich mich zur Aufgabe schlich.
Ratlose Gesichter waren die Antwort, Ron zuckte eher desinteressiert mit den Achseln, Hermine schüttelte betreten den Kopf und Harry antwortete: „Keine Ahnung! Wenn es da irgendeine neue Vorkehrung gibt, wird vermutlich nur Dumbledore die kennen!“
Ich warf Sirius, der selbstverständlich ebenfalls vorhatte, irgendwie zuzusehen, einen bedeutungsschweren Blick zu und begann, Harry alles Wissenswerte über Chimären und Sphinxen zu erzählen.

Am Abend vor der Dritten Aufgabe stand mein Entschluss schließlich fest. Nun gut, es war Sirius` Idee gewesen, aber immerhin war ich der Schlüssel des Ganzen.
Als Hund verwandelt würde er am nächsten Morgen den Geheimgang im Honigtopf nehmen, um nach Hogwarts zu gelangen. Ich würde ihn dort bereits in perfekter Tarnung erwarten, denn wir hatten uns vorgenommen, uns möglichst unauffällig unters Volk zu mischen.
Dafür benötigte ich allerdings etwas Bestimmtes von einem ganz gewissen Jemand…
Besagter Jemand knurrte bloß finster, als er nach dreimaligem, vergeblichen Herein-Rufen die Tür aufriss und einem monströsen, schwarzen Federvieh ins Gesicht sah.
Ich stieß ein ärgerliches Schnattern aus und watschelte an ihm vorbei in sein Büro.
Hinter mir flog die Tür mit Karacho ins Schloss, so heftig, dass die Schleimtiersammlung auf den Regalen gefährlich ins Wanken geriet.
„Na endlich!“, seufzte ich und rieb mir die schmerzenden Lippen, „dieses Geklopfe ging mir ganz schön auf den Schnabel!“
„Nicht einmal du kannst tatsächlich glauben, dass du gut getarnt wärst, wenn du als Trauerschwan durch die Korridore wanderst!“
„Hey, ich bin ohne Probleme hierher gekommen! Abgesehen vielleicht von ein paar Posteulen, die wohl ihr Revier verteidigen wollten, und Mrs Norris, diesem alten Mistvieh. Ach, und übrigens, ich freu mich dich zu sehen!“
Grinsend verschränkte ich die Arme vor der Brust.
„Und ich habe zu tun, da ich, im Gegensatz zu gewissen anderen Menschen, meine Freizeit nicht in Höhlen verbringen möchte. Erst recht nicht in Höhlen, in denen sich dreckige Hunde herumtreiben. Also, was willst du?“
In Ordnung, er war immer noch sauer, dass ich bei Sirius wohnte. Wenn man das wohnen nennen konnte.
Ich beschloss also, mich kurz zu fassen: „Vielsafttrank.“
„Vergiss es. Sonst noch was?“
„Einen verständnisvollen Mann vielleicht“, fuhr ich mit lieblicher Stimme fort. Seine Reaktion bestand lediglich aus einer hochgezogenen Augenbraue.
„Ernsthaft, irgendwann rasier ich dir diese Dinger nochmal ab! Also, dann erzähl ich dir jetzt einfach mal, wie es aussieht: ich werde morgen auf jeden Fall zur dritten Aufgabe gehen, wie du ja schon weißt. Es hängt von dir ab, ob ich getarnt bin oder nicht. Achso, und Sirius wird auch kommen. Im Interesse aller solltest du mal über dein Ego hinwegsehen und auch ihm einen Schluck Vielsafttrank gönnen. Und außerdem wollte ich dich fragen, ob ich heute hier schlafen kann, weil ich ihn morgen ins Schloss schmuggeln muss!“, ratterte ich herunter und wartete gespannt auf die Reaktion.
„Ich nehme mal an, dass es dann wohl auch bei mir hängenbleibt, Albus zu informieren?“, fragte er schneidend, und ich klatschte mir an die Stirn.
„Ups! Ja, das auch noch!“
Bei seiner Miene fuhr ich rasch fort: „Wobei, das könnte auch gerne ich selbst tun, wenn du mir das Passwort sagst…und mir einen kleinen Schluck Vielsafttrank überlässt?!“
Ohne mir eine Antwort zu geben, verschwand er im Nebenraum.
„Na ja, Sirius und ich könnten noch Minerva fragen, wenn sie mitmacht könnten wir ja als Bremer Stadtmusikanten durchgehen…dazu müsste ich mich bloß bunt anmalen!“, rief ich ihm sehr ernst hinterher.
Sekunden später kehrte Severus zurück und schnaubte laut: „Du hast den Esel vergessen!“
„Aber da würdest du dich doch bestimmt weigern, mitzumachen, oder?“
Oha, wenn Blicke töten könnten…
„Amüsant, wirklich“, kam es sarkastisch zurück und drückte mir eine Phiole in die Hand.
Ich sah im ersten Moment perplex darauf und begriff mal wieder nichts.
Severus verdrehte die Augen: „Es fehlt nur noch ein Haar, dann ist er fertig. Nimm ihn, bevor ich's mir anders überlege.“
„Was denn, das mit dem Esel?“, grinste ich, klaubte eines seiner langen Haare ungeniert von der Robe und warf es in die Phiole, ehe ich in einem Zug alles schluckte.
Nur um im nächsten Moment fast an dem Inhalt zu ersticken.
Ungefähr so stellte ich mir den Geschmack von Erbrochenem vor.

Nachdem ich den größten Teil geschluckt hatte, überfiel mich der Hustenanfall.
„AMY!“, schrie Severus, von einer Sekunde auf die andere plötzlich völlig zornig.
„Das…ist…echt…widerlich!“, brachte ich bloß hervor.
„Du solltest doch nicht mein Haar in den Trank werfen, verdammt! Sieh nur, was du angestellt hast!“
Als ich keine Luft mehr zum Husten hatte, hatte sich mein Körper bereits völlig verformt.
Tief durchatmend, und immer noch vornübergebeugt, blickte ich zu ihm hoch.
„Ich dachte, da gehört das Haar vom Tränkebrauer rein!“, kläglich wartete ich auf eine Rüge, doch merkwürdigerweise kam nichts von ihm.
Er starrte mich mit einer Mischung aus Abscheu und Faszination an.
„Nein, du wirfst das Haar desjenigen in den Trank, in den du dich verwandeln willst. Und jetzt komm hoch, dieser Dackelblick steht mir gar nicht!“, knurrte er und zog mich am Arm in eine senkrechte Position.
Oh.
Oha.
Jetzt erst wurde mir bewusst, was da grade passiert war.
Ich steckte in Severus` Haut, und zwar ganz wortwörtlich.
„Wow! Ich bin ja voll groß!“, sagte ich begeistert und drehte mich im Kreis.
„Severus, guck doch mal wie groß ich bin! Ich bin genauso groß wie du!“
Undfreudig stellte ich mich genau vor ihn, sodass wir auf Augenhöhe waren.
„Das könnte natürlich daran liegen, dass du ich bist. Und jetzt - tu mir einen Gefallen und zieh dich um“, sprach's, und verschwand in seinem Schlafzimmer.
„Wieso denn - AUTSCH!“, schrie ich erstaunt, als meine Hose für jede Gehbewegung auf einmal empfindlich zu eng war. Mein Oberteil war sogar an der Seite aufgerissen!
Entsetzt sah ich an mir hinunter, dann wieder zu Severus - der gerade mit einem Kleiderbündel auf dem Arm wiederkam - dann wieder an mir hinunter, und konnte es immer noch nicht fassen.
„Merlins Unterhose…“, sagte ich mit Männerstimme. Und zwar mit einer ganz besonderen Männerstimme.
„Das ist vielleicht ein seltsames Gefühl, du zu sein!“
„Wem sagst du das“, antwortete er trocken und zeigte auf das Bündel.
„Jetzt mach schon, Amy, ich ertrage meinen Anblick in Frauenhosen und Neckholdertop nicht viel länger!“, raunzte Severus ungeduldig und öffnete mir ungeniert den Knoten im Nacken. Schnell streifte ich das Ding über den Kopf und öffnete bei seiner leicht gequälten Miene auch schnell meinen BH.
Doch dieser neue Körper bot viel Ablenkungspotential…
Fasziniert fuhr ich über meine flache Männerbrust.
„Wow, du hast ja echt Muskeln!“
Ich grinste breit: „Diese Stimme ist wirklich genial. Hallo, Schönheit…wow, wenn du in den letzten Jahren nur eine Frau damit angesprochen hättest, die wäre garantiert sofort in Ohnmacht gefallen vor Begeisterung…“
„Könnten wir das schnell hinter uns bringen, es macht mir jetzt schon Angst, dir zuzusehen!“, knurrte Severus und sah mich auffordernd an.
Ich gehorchte ausnahmsweise sofort und schnappte mir die Robe.
„Nein, erst das Hemd!“
Also nahm ich ihm das weiße Ding ab und schlüpfte hinein. Doch als ich mir dann wieder die Robe nehmen wollte, schüttelte er den Kopf.
„Jetzt die Hose.“
Ich sah zaghaft hinunter auf diese bedrohliche Beule, die sich deutlich von meiner Jeans abhob.
Da war er, der Haken an der ganzen Sache.
Severus sah ebenfalls zu der Stelle, allerdings mit einem regelrecht schmerzverzerrten Gesicht: „Wie hältst du das nur aus?“
„Ich bevorzuge es, nicht darüber nachzudenken, okay?“, presste ich hervor und sah rasch woanders hin.
Er wagte es sogar, die Augen zu verdrehen: „Amy, das ist etwas völlig Natürliches!“
„Ja, für dich mag das ja stimmen! Aber du würdest dich auch bescheuert fühlen, wenn du auf einmal mit Brüsten durch die Gegend laufen würdest!“, fauchte ich, musste aber im nächsten Moment wieder lachen, bei der Vorstellung, Severus müsste plötzlich meine Oberweite unter seiner engen Robe verbergen.
„Hör auf, dir das bildlich vorzustellen, du Tagträumerin.“ Doch noch während er das sagte, zuckte ein Mundwinkel empor.
„Außerdem ist es deine Schuld, dass du nun als ich durch die Gegend läufst, jeder Viertklässler hätte genau gewusst, wofür das Haar im Trank gut ist.“
„Oh, entschuldige, leider hatte ich nicht die Zeit, Hermine um Rat zu fragen. Du hättest es mir doch auch einfach sagen können!“ Ich atmete tief durch und öffnete langsam den Knopf, dann den Reißverschluss, und sah mit Absicht in eine ganz andere Richtung, während ich mir die Hose von den Beinen zerrte.
Rasch krallte ich mir die schwarze, die mir hingehalten wurde, und zwängte mich ächzend hinein.
„Himmel! Was trägst du denn für Leggins!“
„Das sind ganz normale Hosen!“, verteidigte er sich knurrend und warf mir einen Todesblick zu. Ich antwortete nicht, weil ich mich ganz darauf konzentrierte, die Hose zuzumachen, ohne mit meinen Fingern irgendwas zu berühren, das sich nicht gehörte.
Himmel, hätte ich doch lieber gefragt…
Bei der Robe musste ich mir vom Experten helfen lassen, diese Dinger hatten aber auch verdammt viele Knöpfe!
„Ähm…Severus…sei mir nicht böse, aber morgen will ich einen anderen Vielsafttrank haben. Nichts für ungut! Aber dieses…Objekt…stört dann doch ein wenig meine Konzentration!“
„Amy“, knurrte er leise und schob mich zur Tür: „Hör auf zu reden und geh. Es ist deine eigene Schuld…Das neue Passwort ist übrigens Lakritzschnapper.“

Das war jetzt mehr oder weniger ein Rausschmiss gewesen, oder? Ich betrachtete böse die Tür und überlegte, ob ich Severus nicht einfach mal wieder an die Manieren erinnern sollte, die ich bei ihm schon immer vermisst hatte.
Ausnahmsweise ging es diesmal aber nicht um das Thema: „Wie vermeide ich es, die Hälfte meines Essens in der näheren Umgebung zu verteilen?“, sondern um ein paar Tipps „Wie ich mich gegenüber der angeblich Geliebten respektvoll verhalte“.
Meine Güte, ich verlangte doch wirklich nicht viel von ihm!
Oder doch? Darüber nachgrübelnd, bemerkte ich gar nicht, wie Draco Malfoy gemeinsam mit seinen beiden Leibwächtern um die Ecke stolzierte.
Er stockte kurz und meinte dann schleimig wie eh und je: „Guten Abend, Professor!“
Ich fuhr entsetzt herum, sah ihn einen Augenblick lang verdattert an und nickte.
„N` Abend!“
Ohne auf das kollektive Starren der Slytherins einzugehen, hastete ich in Richtung der oberen Stockwerke.
Mir blieben noch 50 Minuten, um mich mit Albus zu unterhalten und wieder zurück in die Kerker zu kommen.
Blöderweise behinderten mich diese Klamotten ziemlich im Laufschritt, den ich ganz snape-typisch angeschlagen hatte.
Wie zur Hölle kann sich ein Mensch in diesem Aufzug nur so schnell und elegant bewegen?
Ich fluchte lauthals, als ich zum dritten Mal auf den Saum meines viel zu langen Fledermausumhangs trat und taumelte.
Mit einiger Mühe fing ich mich wieder und balancierte meinen Körper aus, um mich wieder aufzurappeln, doch eine überraschte Stimme wurde mir zum Verhängnis: „Severus? Was tun Sie denn da?“
Verdattert starrte mich Minerva McGonagall an.
Ich erschrak furchtbar, verlor nun doch noch mein Gleichgewicht und legte mich ziemlich unelegant auf die Fliesen vor ihrem Verwandlungsklassenzimmer.
Ein paar der Schüler, die dort wohl eine Strafarbeit verrichten sollten, kicherten schadenfroh.
Na wartet!
Ich schenkte ihnen den besten Todesblick, zu dem ich imstande war. Erstaunlich, wie schnell sich Belustigung in blanke Angst verwandeln konnte!
Es hatte durchaus seine Vorteile, ein Severus Snape zu sein!
Rasch rappelte ich mich wieder auf und schlug dieses blöde, schwarze Unheilsding zurück.
„Das sieht man doch, Minerva! Ich übe mich im Laufen!“, erwiderte ich hochmütig und versuchte, Severus` Stimme so gut wie möglich zu treffen.
„Sie üben sich wohl eher im Lächerlich-machen!“, antwortete diese trocken und zog die Braue hoch.
Hey, das war doch jetzt mein Part!
„Jeder Normalsterbliche wird ja wohl mal hinfallen dürfen!“, schimpfte ich und stemmte die Hände in die Hüften.
Moment mal, war das möglich? Hatten da gerade etwa tatsächlich Minervas Mundwinkel gezuckt?
„Mein lieber Severus, es freut mich, zu hören, dass du endlich ebenfalls anerkannt hast, ein normalsterbliches Wesen zu sein.“
Und mit dieser Spitze marschierte sie wieder in ihr Klassenzimmer zurück und fuhr die drei Nachsitzer an, in ihrer Arbeit fortzufahren.
Auch ich konnte mir ein kleines Grinsen nicht verkneifen.
Vermutlich machte ich keinen sonderlich snapischen Eindruck auf sie…obwohl Minerva auch so noch nie vor Severus gekuscht hatte.
Kein Wunder, immerhin hatte sie ihn unterrichtet und in ihren Augen war er vermutlich noch nicht einmal wirklich erwachsen.

Noch immer mit einem Grinsen im Gesicht setzte ich meinen Weg fort, doch schon an der übernächsten Ecke wurde ich wieder aufgehalten, als ich Harry, Ron und Hermine erkannte.
„Schade, dass Professor McGonagall ihren Unterrichtsraum selbst braucht, ich hatte gehofft, noch ein bisschen üben zu können!“, sagte Harry gerade angespannt.
„Guten Abend!“, rief ich fröhlich und kam mit großen Schritten auf die drei zu.
Beim Anblick eines euphorisch grinsenden und winkenden Snape wichen sie sofort entgeistert zurück, Hermine schob sich sogar sicherheitshalber ein kleines Stück hinter Rons Schultern.
„Professor“, brachte Harry fassungslos hervor, eine Begrüßung war das definitiv nicht.
Ich grinste noch ein bisschen breiter und beugte mich hinunter zu den dreien (als Snape musste ich das tun, als Amy war ich sogar etwas kleiner als Ron).
Ron und Harry tauschten kurz Blicke, die eindeutiger nicht hätten sein können: What the f***?!
„Ich hoffe doch, dass Sie sich ein paar Strategien zurechtgelegt, um an den unterschiedlichen Hindernissen im Labyrinth vorbeizukommen, Mr. Potter?“, fragte ich ihn leise und zwinkerte kurz.
Natürlich war es Hermine, das Superhirn, die mich zuerst durchschaut hatte: „Amy? Himmel, was machst du denn in Snapes Körper?!“, fragte sie mit großen Augen.
Ich lachte auf, konnte einfach nicht anders. Ihre Gesichter waren wirklich königlich anzusehen!
„Ein lachender Snape!“, ächzte Ron nun: „Das KANN nur Amy sein!“
„Fünfzig Punkte für Gryffindor“, kommentierte ich nickend.
„Sehr gut gemacht, ihr Drei. Und jetzt, Harry, solltest du McGonagalls Klassenraum vergessen und lieber woanders trainieren. Wie wäre es mit meiner Wohnung? Die dürfte ja momentan leerstehen.“
„Aber…hast du denn nichts dagegen? Ich meine, sie könnte ziemlich verwüstet werden“, zögerte Hermine.
„Kein Problem“, winkte ich ab. „Ich werde dort vermutlich so schnell eh nicht wieder einziehen können.“
Irgendwie versetzten mir meine eigenen Worte einen Stich.
„Ach, und Harry? Pass morgen gefälligst gut auf dich auf. Wir brauchen dich noch, verstanden?“
Harry nickte, konnte sich jedoch ein Grinsen selbst nicht verkneifen: „Und das aus Snapes Mund!“
„Tja, Wunder gibt es bekanntlich immer wieder!“
Hermine räusperte sich und nickte unauffällig hinter uns. Gerade war eine Gruppe Slytherins um die Ecke gebogen und beim Anblick von Snape, der mit dem Goldenen Trio sprach, wie vom Blitz getroffen stehengeblieben.
„…und zehn Punkte Abzug von Gryffindor, Potter!“, sagte ich laut, ehe mir einfiel, dass ich einen Grund dafür nennen musste.
„Für…ähm…für…“, hilfesuchend sah ich in die Runde, doch Ron zuckte nur ratlos die Schultern.
„Wegen Ihrer Existenz!“, endete ich schließlich bestimmt und musste mir bei den Mienen meiner „Schüler“ fast die Lippe abbeißen, um auch ernst zu bleiben.

Nach einem bühnenreifen Abgang mit rauschendem Fledermausumhang gönnte ich mir mutterseelenallein einen lauten Lacher.
Vielleicht konnte ich mich doch daran gewöhnen, als Snape durch die Gegend zu laufen, dadurch bekam man plötzlich so viel Autorität…!
Noch immer kichernd setzte ich meinen Weg fort und war beinahe enttäuscht, als ich am Wasserspeier ankam.
„Lakritzschnapper!“
„Der Direktor ist in einer Besprechung“, gähnte das steinerne Wesen und reckte kurz die Flügel.
Innerlich reckte ich mich ein bisschen. Es war Zeit, Severus` fiese Seite auszuprobieren. Mal sehen, ob ich genauso wie er die Lebewesen dieses Schlosses in Angst und Schrecken versetzen konnte…
„Mach den Weg frei, du Töle! Sonst wirst du...“
„Also wirklich, Severus! Zumindest gegenüber verzauberten Steinen könntest ein wenig Contenance wahren!“, ertönte Minervas mahnende Stimme hinter mir.
Ups!
„Möchtest du etwa auch zum Direktor?“, lenkte ich schnell ab, denn ihr bohrender Blick ließ mich etwas nervös werden.
„Allerdings! Du hast doch nicht etwa geglaubt, er hätte nur dich mit Kontrollflügen über das Labyrinth betraut, oder?“
„Ähm, Minerva - ich bin's“, sagte ich leise und beugte mich ein Stück zu ihr hinunter.
„Hattest du vielleicht einen Zaubertrankunfall, Severus? Du wirkst heute etwas…durcheinander!“ Sie schürzte die Lippen.
„Nein, nein, ich bin's, Amy!“
Ihre Miene erhellte sich von einer Sekunde zur anderen: „Jetzt wird mir einiges klar! Hat Severus dich hierher geschickt, um sich vor dieser Besprechung zu drücken?“
„Nein, nein, ich wollte bloß mit Albus reden! Aber…“, langsam verengten sich meine Augen zu Schlitzen: „Ich fürchte, damit drückt er sich trotzdem. Deshalb also verlief die Standpauke diesmal so glimpflich. Verdammter…“
„Slytherin“, vollendete meine ehemalige Hauslehrerin den Satz und schüttelte den Kopf.
„Liebes, diese Schlangen sind alle so, und er wird vermutlich auch immer so bleiben.“
„Will hier heute noch irgendwer zum Schulleiter oder kann ich endlich weiterschlafen?“, meldete sich ein mies gelaunter Wasserspeier zu Wort.


Minerva trat nach einem leisen Pochen in den Raum, ich folgte ihr auf dem Fuße.
Albus sah von seinem blonden Gast hinüber, der sich ebenfalls zu uns umdrehte.
Es war Brooks - seine persönliche Lieblingsvampirin. Was tat sie denn hier?
„Ah, Minerva! Und Severus, mein…!“, begann der Schulleiter mit seiner üblichen Begrüßung, doch ich strahlte bloß und fiel ihm glücklich um den Hals, noch bevor er zuende sprechen konnte.
„Ach, bester, liebster Albus, ich hab dich vermisst!“
„Huch!“, war sein ganzer Kommentar dazu, und er versuchte, sich mit sanfter Gewalt von mir (bzw. aus Severus` Armen) zu lösen.
Die Vampirin hinter uns tippte sich mit eindeutiger Aussagekraft an die Stirn: „Also, ich hoffe, dieses St. Mungo's hat noch einen Platz frei, weil unser lieber Tränkemeister ja offensichtlich nicht mehr sauber tickt!“
„Brooks!“, rief ich aus, als hätte ich sie gerade erst erkannt, und schnellte herum, um nun auch sie zu umarmen.
„Wow! Du hast das noch nie freiwillig gemacht…“ Und von jetzt auf gleich strahlte sie vor Glück, vergessen war mein sauberes oder unsauberes Ticken.
„Severus“, sagte Albus mit strenger Stimme und warf mir einen Blick über den Rand seiner Brille zu: „Du hast doch nicht etwa schon wieder zu viele Lachgurken intus, oder? Das letzte Mal, als Amy…“
„Ach Quatsch, ich freu mich bloß, wieder hier zu sein!“
Minerva räusperte sich laut: „Das ist nicht Severus…es ist Amy.“
„Oh“, machten beide, Albus sah erleichtert aus, Brooks ziemlich enttäuscht.
„Ja, ich bin's, aber er hat mir ein bisschen Vielsafttrank gegeben, damit ich mich freier bewegen kann. Und jetzt erzähl mal, was das hier für eine Besprechung wird, ich bin ganz Ohr!“
„Amy, was tust du hier?“, wollte mein Onkel mit einer Gewittermiene wissen.
„Das, Sir, wollte ich Ihnen gerade erzählen“, knirschte Brooks und warf mir einen wütenden Blick zu.
Ich zog ein bisschen den Kopf ein: „Hört mal, ich bin alt genug, und in 72 Meilen Entfernung nütze ich Harry gar nichts! Also, Albus, teil mich schon mal für morgen zur Patrouille mit ein!“
„Amy…“, setzte er wieder an, doch in diesem Moment schwang die Tür auf und Moody trat ein.
Das war das erste Mal, das ich mich über sein Auftauchen freute. Nun konnten wir die Diskussion nicht weiterführen, denn so sehr Albus seinem alten Freund auch vertraute, er hatte mitbekommen, dass Moody mich nicht leiden konnte. Zu riskieren, dass er mich ans Ministerium verriet, wäre für den halbwegs vernünftigen Schulleiter zu leichtsinnig gewesen.
„Albus, Minerva…“, nickte Moody harsch und überging dabei natürlich mich und die Vampirin.
„Du wolltest uns für morgen einteilen?“
Die restliche (lange!) halbe Stunde verbrachte ich damit, Albus (langem!!) Monolog zuzuhören und letztendlich (in einem Satz!!!) zu erfahren, dass ich, Filius und Minerva mithilfe von Besen patrouillieren und im Falle roter Funken am Himmel augenblicklich eingreifen sollten.
Wow. Und es war natürlich eine Erzählzeit von dreißig Minuten zwingend notwendig, um das loszuwerden.
Ziemlich mies gelaunt (und somit schon viel eher nach „Snape“ aussehend) rannte ich so schnell es ging durch das Schloss.
Immer wieder flitzte mein Blick auf meine verzauberte Armbanduhr.
Noch eine Minute.
Ich nahm drei Stufen auf einmal und jagte mit einem Affenzahn durch die Kerker.
Wenn mir jetzt ein Schüler entgegenkam, würde ich den mit Severus` Körper glatt über den Haufen rennen…
Macht nichts, sind ja eh nur Slytherins!

Als die rettende Wohnungstür erschien, musste ich schon wieder langsam schlurfen, um mit meinen zu kurzen Beinen nicht ständig über den übergroßen Umhang zu stolpern. Ganz zu schweigen von diesen furchtbaren Hosen! Trotzdem war ich wirklich froh, dass ich innerhalb der letzten Stunde nicht aufs Klo gemusst hatte…
Erschöpft keuchend klopfte ich an und zuckte erschrocken zurück, als die Tür keine Sekunde später mit Wucht aufgerissen wurde.
„Das wurde aber auch Zeit! Rein hier, aber schnell!“, fauchte ein bekannter Tränkemeister, der mich grob am Ärmel packte und in seinen Flur zog.
Und es kam, wie es kommen musste…
„Umpf!“
Ich war wegen der zu großen Schuhe ins Straucheln geraten und hatte mich zum zweiten Mal heute der Länge nach auf den Boden gelegt.
„Wenigstens war es diesmal Teppich…geht's vielleicht auch ein bisschen vorsichtiger?“, fragte ich den Übeltäter schnippisch und kam in eine sitzende Position, um mir als Erstes diese Mörderdinger von den Füßen zu ziehen.
„Beschwer dich nicht, immerhin habe ich dich noch heil durch die Tür bekommen! Und was soll das heißen, diesmal?“
„Das soll heißen, dass ich deinen Fledermausumhang nicht leiden kann, und dass das offenbar auf Gegenseitigkeit beruht! Er hat mich ständig ins Stolpern gebracht!“, schnaubte ich empört und zog mich an der Wand hoch - denn Severus kam natürlich gar nicht in den Sinn, dass er mir ja aufhelfen könnte.
Stattdessen marschierte er mit einem gemurmelten „Einfach unverbesserlich!“ an mir vorbei ins Wohnzimmer. Ich hörte Gläser klirren und folgte ihm neugierig, nur um am Eingang des vom Kamin erleuchteten Raumes wie angewurzelt stehen zu bleiben.
„Was. Ist. Das?“
Er schenkte mir einen betont gelassenen Blick: „Im Fachjargon nennt man es einen Tisch.“
Die Couch hatte Severus ein Stück näher an den Kamin gerückt, um Platz für sein neues Wunderwerk zu machen: in der Mitte des Zimmers stand ein weißer Nobeltisch, dazu passend zwei filigrane Stühle. Gedeckt war dieser Tisch mit zwei Tellern und zwei Gläsern voll Wein, die auf der slytheringrünen Decke standen.
Im Fachjargon nennt man das ein Candlelightdinner - ohne Kerzen.
„Wo sind denn die Kerzen?“, fragte ich und schaffte es nicht, meinen Mund in einer geraden Linie zu halten. Diese Mundwinkel zuckten immer weiter Richtung Himmel, und ich konnte nichts dagegen tun!
Severus schnalzte mit der Zunge und zog einen Stuhl zurück: „Ich habe auf den dreiarmigen Kerzenleuchter verzichtet. Zum einen wegen seiner symbolischen Bedeutung (A/N: steht für Praktiken sexueller Magie…), zum anderen aus dem triftigen Grund, dass ich nach Möglichkeit einen durch deine Ungeschicklichkeit ausgelösten Wohnungsbrand verhindern wollte.“
„Na danke“, schmollte ich, ließ mich dann aber doch auf dem Stuhl nieder.
Na immerhin, ein paar Manieren schien sich selbst ein Snape aneignen zu können, er hatte mir den Stuhl heran geschoben!
„Wozu eigentlich das Ganze? Hast du ein schlechtes Gewissen bekommen, weil du mich zum Opfer von Albus` Redefluss gemacht hast?“
Ja, ich gebe zu, ich klang ein wenig vorwurfsvoll in diesem Moment! Doch um Severus ein schlechtes Gewissen zu geben, brauchte es schon mehr als das.
„Unsinn, ich hätte dich bloß schlecht in die Große Halle mitnehmen können. Also ist die einfachste Lösung, hier zu essen. Blinky!“
Mit einem Plopp erschien die kleine Elfe direkt neben uns - und selbst sie konnte sich einen befremdeten Blick auf die Szene nicht verkneifen.
„Was kann Blinky für Sie tun, Professor, Miss Roberts?“
„Besorge uns die Auswahl an Gerichten, die ich dir aufgezählt habe. Wir werden heute in meinen Räumen zu Abend essen“, befahl Severus ihr knapp und die Elfe verschwand nach einem neugierigen Blick in meine Richtung sofort wieder.
„Ich glaube, das hat sie auch schon mitbekommen“, wagte ich anzumerken und wich den stechenden schwarzen Augen kurzzeitig aus, um mich aus dem langen Umhang zu schälen.
„Sag mal, du hast nicht zufällig meine alten Klamotten hier irgendwo? Ich glaube, ich zieh mich lieber nochmal um, deine Sachen sind echt unbequem und viel zu warm!“
Ich sah, wie er sich kurz die Schläfen massierte und dann wortlos auf eine Tür links von sich deutete.
Da ging es zu einem Flur, an den sein Schlafzimmer, das Labor, die Vorratskammer und auch sein Bad angrenzte.
„Zweite Tür links, ich habe dir einfach alle deine Kleider geholt. Sie sind noch in den zwei Koffern. Das Bad ist direkt gegenüber...aber das weißt du ja selbst, seit dem Weihnachtsball.“
„Erinner mich nicht DA dran!“


Nachdem ich mir also nach zehn Minuten des Herumwühlens etwas ausgesucht hatte, marschierte ich von Severus` Schlafzimmer in Richtung des Bades. Ich wollte nicht darüber nachdenken, dass meine Koffer in seinem Schlafzimmer gewesen waren und dort nach wie vor nur ein Bett stand…
Denn sobald ich daran dachte, wurde mein Kopf ganz rot, mein Körper ganz heiß und ich bekam Atemprobleme.
Du bist keine Fünfzehn mehr, Amy. Nun reiß dich mal zusammen!
Doch von dem Gedanken konnte mich erst das Loch in meiner Unterwäsche ablenken, das ein gewisses, nicht sehr weibliches Körperteil zu verantworten hatte…
Himmel! Und ich hab das noch nicht mal bemerkt!
Der magische Spiegel an der Wand bekam beim Anblick meines Gesichts erst einmal einen Lachanfall.

Nach einer geschlagenen Viertelstunde marschierte ich schließlich wieder durch die Tür. Ein bisschen scheu huschten meine Augen zu Severus, der mich anstarrte.
Nun ja, anstarrte trifft es nicht ganz.
Höchst genau beäugte, so könnte man es nennen.
Dabei hatte ich mir bloß die Haare zurechtgemacht und mir ein schlichtes, schwarzes Cocktailkleid übergeworfen. Ärmellos natürlich. Mit roter Spitze am Ausschnitt, der durchaus vorhanden war. Und es wurde auch mit roter Spitze zum Abschluss gebracht, etwa in der Mitte der Oberschenkel. Im Kerker war es nämlich, dank des brennenden Kaminfeuers, ziemlich heiß.
Ich ließ mich also mit einem fröhlichen Lächeln ihm gegenüber auf den Stuhl gleiten und wartete gespannt.
Ein Herzschlag, zwei Herzschläge, drei…
„Du hättest dich nicht so herausputzen müssen“, war sein ganzer, umhauender Kommentar, und ohne einen weiteren Blick lud Severus sich von dem Essen auf, das Blinky in der Zwischenzeit gebracht hatte.
Mein Lächeln fiel merklich in sich zusammen und ich schnaubte leise.
„Hab ich gar nicht“, merkte ich spitz an und klatschte mir einen Löffel voll Kartoffelsalat auf den Teller.
Seine hochgezogene Augenbraue ignorierend, ließ ich ein Rumpsteak folgen und nahm einen großen Schluck von dem sicher teuren Tropfen.
Nur, um ihn zu ärgern…
„Amy, so einen Wein schüttet man nicht hinunter!“
Bingo!
„Ich hab eben Durst“, gab ich zurück und wusste selbst, dass es wie verbales Zunge-rausstrecken klang.
Er aß erst einmal den Bissen zuende (ein Wunder, es war noch nicht einmal etwas durch die Gegend gespritzt!), ehe er mich erneut scharf ansah.
„Sei nicht albern.“
„Dann sei du nicht so eine Miesmuschel!“
Seufzend vergrub Severus den Kopf in seinen Händen, sodass die nächsten Worte ein einziges Gemurmel waren.
Er klang fast ein wenig verzweifelt, so als würde er nicht wissen, wie er sich korrekt ausdrücken sollte.
„Ich wollte mit meiner Bemerkung doch nur ausdrücken, dass dich heute wohl kein anderer außer mir mehr sehen wird und daher auch niemand dein Kleid bewundern kann.“
„Verdammt, Severus, die anderen sind mir doch schnurzpiepegal!“, platzte ich heraus und sah ihn (beziehungsweise seine Hände) böse an.
Was mir erst im Nachhinein klar wurde, war, dass ich gerade zugegeben hatte, mich herausgeputzt zu haben. Und das für Severus!
Der tauchte zwischenzeitlich sogar wieder hinter seinen Händen hervor, um mich wieder genaustens anzusehen. Diese dunklen Augen paralysierten mich fast…
„Nächstes Mal kannst du dir diesen Aufwand ruhig sparen. Mich musst du nicht mehr beeindrucken, Amy. Ich weiß auch so, wie gut du aussiehst.“
Natürlich lief ich augenblicklich knallrot an.
„Das hast du schön gesagt“, nuschelte ich und konnte gar nicht mehr damit aufhören, Severus in die Augen zu sehen.
„Ich habe es bloß gesagt. Nicht ausgeschmückt.“
„Das ist ja grade das Schöne daran gewesen. Weil du dabei so ehrlich geklungen hast!“
„Es war ja auch ehrlich gemeint.“
„Sev!“
„Amy?“
Ich sah ihn empört an, schüttelte dann den Kopf und konnte ein Grinsen nicht vermeiden. „Kann es sein, dass du von mir einfach kein Lob hören willst?“
„Noch etwas Wein?“, fragte er würdevoll und ich fing an zu lachen.
„Einfach unverbesserlich“, wiederholte ich seine Worte und hob mein Glas hoch, nachdem er nachgeschenkt hatte.
„Auf was stoßen wir an?“, fragte Severus etwas skeptisch, tat es mir jedoch nach.
„Keine Ahnung! Auf heute und jeden weiteren Tag, an dem ich dich nerven darf?“
„Auf heute und jede weitere Idiotie“, sprach er feierlich und stieß sein Glas behutsam gegen meines.
Der helle Ton verursachte mir einen Schauer...oder war es die Art, wie Severus mich dabei ansah?
„Übrigens, Brooks war heute schon vor mir bei Albus. Sie will auch ein bisschen mithelfen, und Albus hat sie als die letzte Instanz vor den Zuschauern postiert, falls irgendetwas Lebendiges aus dem Labyrinth hinausfindet. Er meinte, um einer Sabotage der Schutzzauber vorzubeugen, weil kaum einer der Anwesenden weiß, dass Brooks ein Vampir ist. Abgesehen natürlich von den Lehrern. Du und Madame Hooch werdet übrigens mit Besen über dem Labyrinth patrouillieren und sofort eingreifen, wenn rote Funken fliegen. Ich werde euch einfach als Schwan begleiten. Weil Moody sich am Boden um das Verstecken des Pokals kümmern muss, dürfte das okay sein.“
„Und was ist mit dem…“, Severus stockte kurz, knurrte dann plötzlich.
„Was ist mit Black?“
Ich freute mich riesig, dass er Sirius nicht wieder als Hund betitelt hatte, und strahlte ihn an.
„Oh, den hatte ich für den Moment total vergessen! Ich denke mal, ihm wird nichts anderes übrig bleiben, als Harry von der Tribüne aus zu beobachten. Hermine kann ihn sicher irgendwie reinschleusen…welche Gestalt soll er annehmen?“
„Ich werde mir jemanden aussuchen, immerhin hatte ich Jahre, um meinen Vorrat an Persönlichkeiten anzusammeln. Da wird sich schon jemand finden, der nicht weiter…beachtet wird.“
Auf Severus` Gesicht schlich sich für einen kurzen Moment ein auffällig fieses Grinsen und ich ahnte schon, dass er sich wahrscheinlich einen extrem unattraktiven Menschen aussuchen würde.
Um aber die vergleichsweise friedliche Stimmung nicht zu gefährden, entschied ich mich, ihm seine Rachegelüste zu gönnen.
Für diesmal…

Die Flasche Wein verlor recht schnell an Pegel. Nachdem Severus sein Wohnzimmer wieder ent-romantisiert hatte (Tisch und Stühle verschwanden), ließ er sich elegant in den Sessel fallen, der vor seinem Kamin stand.
Ich tat es ihm gleich, nur dass ich meinen Stammplatz auf seiner Couch besetzte - und weit weniger elegant dabei wirkte.
Eine Weile herrschte Stille, während er seine Beine unter dem Tischchen ausstreckte und mich mit dunklem Blick ins Visier nahm.
Ich zupfte unzufrieden an meinem Kleid herum und stöhnte: „Gott, ich hätte mich mit dem Essen ein bisschen zurücknehmen sollen! Gleich platzt mir noch ne Naht! Warum musstest du auch Kartoffelsalat ordern? Du weißt genau, dass ich dem nicht widerstehen kann!“
Meine Anschuldigung brachte ihn dazu, die linke Braue anzuwinkeln: „Eben weil du ihn so gern magst. Meines Wissens ist es der Sinn dieses Rituals, das servierte Essen zu genießen.“
„Welches Rituals?“, fragte ich perplex und erntete ein genervtes Augenrollen.
„Vergiss es, Amy. Vergiss es.“
Ich konnte die leichte Verzweiflung sehr gut heraushören, und mit einem Mal ging mir ein Licht auf.
Triumphierend deutete ich mit dem Finger auf ihn: „Ha! Also war das doch so gemeint! Du alter Romantiker!“
„Es gibt wohl kaum einen Menschen, der weniger Romantiker ist als ich!“, schnaubte er augenblicklich und verschränkte seine Arme vor der Brust.
„Komm schon, gib es einfach zu!“, grinste ich zwinkernd, „ist doch nichts dabei, wir Frauen stehen auf Romantik!“
„Noch ein Wort und ich lasse dich nächstes Mal Hunger leiden!“, knurrte Severus drohend, und seine ernste Miene machte mir klar, dass er das durchziehen würde.
„Und du hast doch romantische Züge…“, murmelte ich beleidigt und verschränkte ebenfalls die Arme, wobei mir erneut auffiel, dass das schöne Kleid über meinem Bauch spannte.
„Lieber Himmel, kann man von einem Rumpsteak schwanger werden?“
Sein pikierter Blick ließ mich glucksen.
„Dafür benötigst du schon noch etwas anderes. Man könnte es als sportliche Betätigung bezeichnen“, lautete die überflüssige, sarkastische Antwort.
Für eine Weile schwiegen wir vor uns hin, doch es war ein zufriedenes Schweigen, ganz anders als die angespannte Stille zwischen Sirius und mir.
Severus hatte den Kopf zur Seite gedreht und beobachtete über seine linke Schulter hinweg das prasselnde Kaminfeuer.
Sein Profil sah so…snapisch aus. Ich nutzte seine Unaufmerksamkeit, um ihn mir einmal mehr anzusehen. Im Schein des Feuers wirkte die Hakennase noch ein bisschen extremer, doch das tat seiner faszinierenden Ausstrahlung keinen Abbruch.
Liebevoll betrachtete ich meinen Tränkemeister. Er sah genauso aus wie vor fünf Jahren, als ich ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Da war nichts anders, keine hinzugekommenen Falten, kein Zeichen der Alterung…was ja bei seinen jungen Jahren nicht verwunderlich war.
Die Augen waren so schwarz wie immer - die einzigen, wirklich schwarzen, die ich je kennengelernt hatte. Aber sie waren lange nicht mehr so hart und kalt wie früher, als ich ihn kennengelernt hatte…
Und, hey! Was war mit seinen Haaren passiert? Sie glänzten, aber ausnahmsweise nicht vernachlässigt…sondern wie frisch gewaschen!
Erwischt! Also das hatte er getan, als ich weggewesen war…
Schmunzelnd besah ich mir die schwarzen Haare etwas näher. Nicht nur der Fettglanz fehlte, sondern auch die wirre Frisur. Sie sahen zwar auch nicht so aus, als hätte Severus sie sich gekämmt und zurechtgelegt (ich stellte mir unwillkürlich einen Snape mit französischer Zopffrisur vor und grinste breit), doch irgendwie fielen sie heute perfekt, sahen nicht ungepflegt aus und trotzdem etwas wild.
Seine Klamotten allerdings waren dieselben, die ich vor einer Stunde noch getragen hatte.
„Sag mal, ist das Ding dir nicht viel zu heiß?“, platzte ich schließlich heraus und deutete auf Severus` Robe.
„Es ist Sommer, bei Merlin! Vorhin oben in Albus` Büro wäre ich fast umgekommen vor Hitze!“
Severus wandte sich wieder zu mir um und ein kurzes, schmales Grinsen von seiner Seite ließ mich skeptisch innehalten: „Was denn?“
„Du scheinst heute wirklich ziemlich offensiv voranzugehen…aber ausnahmsweise werde ich dir diesen Gefallen heute tun.“
„Welchen Gefall…?“
Er beantwortete meine unvollendete Frage mit Taten, indem er sich seine obligatorische Robe über den Kopf zog - ohne sich die Mühe zu machen, erst alle Knöpfe zu öffnen.
Für einen Augenblick rutschte das darunter liegende, weiße Hemd mit hoch und offenbarte mir überraschend einen Blick auf den bleichen, von ein paar feinen Narben gezeichneten Bauch des Tränkemeisters. Dabei konnte ich auch sehen, wie die nicht unbeachtlichen Muskeln sich kurz anspannten. Und natürlich, eine schmale Linie schwarzer, verlockend weich aussehender Haare, an denen meine Augen hinabwanderten…
Nicht sabbern, Amy.
Trotz großer Willensanstrengung schaffte ich es einfach nicht, den Blick abzuwenden, bis er sich das Hemd mit knappen Bewegungen wieder richtig zog, die Ärmel bis zum Ellbogen hochkrempelte und sich wieder setzte - dieses Mal jedoch neben mir auf die alte Couch.
„Besser so?“
Ich lief natürlich augenblicklich tomatenrot an und grummelte: „Äh…es ging doch hier nicht um mich…! Und außerdem ist das ganz schön unfair, du hast geschummelt!“
Er stieß ein kurzes, dunkles Lachen aus - mein Gott, wie ich es liebte! - und hob sachte die Augenbraue an: „Inwiefern?“
„Du hast die Knöpfe gar nicht aufgemacht!“
„Verzeih, hat dir das die Spannung verdorben?“
Er schnurrte! Er schnurrte mit seiner Stimme so sanft, dass ich meinen Kopf am liebsten sofort in Eiswasser getaucht hätte, um mich zu beruhigen.
Diese Stimme sollte verboten werden!
„Welche Spannung bitte?! Du bist ganz schön selbstverliebt, weißt du das eigentlich, du arroganter Tränkepanscher?“, schnaubte ich beleidigt und verschränkte die Arme.
„Weißt du, Amy, wenn jemand hierherkommt und mich fragt, ob ich ihm Asyl gewähre, dann sollte dieser Jemand lieber nicht mit Beleidigungen um sich werfen“, entgegnete Severus gelassen.
Nun, das war vielleicht richtig, aber…
„Würdest du mich allen Ernstes vor die Tür schmeißen, nur weil ich dich einen arroganten Tränkepanscher nenne?!“
„Die Bezeichnung für meinen Beruf war bis vor kurzem noch Tränkemeister, wenn ich mich recht erinnere!“
„Achso, aber das arrogant streitest du nicht einmal ab?“
„Natürlich bin ich nicht arrogant! Ich weiß nur, wo ich stehe“, gab er knapp zurück und reckte das Kinn herrschaftlich nach vorn.
„Arrogant“, beharrte ich stur und hielt den funkelnden, schwarzen Augen stand.
„Ich würde das eher als eine gewisse Selbstsicherheit betrachten“, gab er gelassen von sich.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn grinsend an: „So, bist du also selbstsicher heute?“
Ein Gedanke formte sich in mir, der sich scheinbar in meinem Gesicht abzeichnen musste, denn von einer Sekunde zur anderen schien er argwöhnisch.
„Du möchtest sicher noch einen Schluck Wein?“, fragte Severus und sah über die Schulter, erneut genau ins Feuer. Doch diesmal war mir die Absicht, die dahinter stand, wohl bewusst.
Mein Grinsen wurde noch einen Hauch breiter.
Nein, diesmal wird nicht ausgewichen.
„Nein…eigentlich möchte ich etwas anderes viel lieber“, grinste ich in seine Richtung, lehnte mich blitzschnell vor und biss ihn in die freiliegende Halsbeuge.
Ein dunkles Knurren ertönte und Sekunden später saß ich verwirrt blinzelnd vor ihm auf dem Boden, während Severus selbst sich mit drohender Miene über mich beugte.
„Hast du eigentlich den Verstand verloren, junge Dame?!“
Seine Hände hatten mich innerhalb einer Sekunde von der Couch gerissen und lagen nun fest um meine Oberarme.
Bedrohlich…
„War nur ein…“
„Spaß?“, vollendete er scharf und machte keinerlei Anstalten, mir hochzuhelfen.
„Ähm…“, setzte ich erschrocken an.
Es ist mir einfach plötzlich so verlockend vorgekommen...das sollte ich besser nicht so sagen…
„Naives, wahnsinniges Weibsbild. Das verlangt nach einer Strafe“, murmelte Severus plötzlich und zog mich mit einem Ruck zu sich empor.


Brooks:

Eigentlich hatte die Vampirin ihre zwei Turteltäubchen nur mal schnell besuchen wollen, um zu sehen, wie es Severus so ging.
Sie lief also die Kerker entlang und lauschte genau auf die Stimmen der beiden.
„Das verlangt nach einer Strafe“, hörte sie plötzlich den Tränkemeister ganz in der Nähe flüstern.
Mit einem strahlenden Lächeln spazierte sie auf die Tür zu - und erstarrte mitten in der Bewegung.
Ihr Lächeln machte einem ungläubigen, regelrecht fassungslosen Ausdruck platz…ehe sie unaufhaltsam zu kichern begann.
Nein, selbst eine Vampirin wusste, wann sie einen denkbar ungünstigen Zeitpunkt erwischt hatte!
Brooks fuhr sich noch immer amüsiert durch die blonden Locken und marschierte wieder den Weg zurück, den sie gekommen war.
Vielleicht konnte sie ja mal wieder Rosmerta besuchen, die Gute würde sicher wieder eine Menge zu tratschen haben…


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