von käfer
Vorab: @Lilian: Vielen Dank für den Kommi!
Ob Minerva findet, was sie sucht? Na, eigentlich wissen wir es schon lange...
Minerva war wie von einem Fieber befallen. Sie brachte mit Mühe und Not noch so viel Selbstdisziplin auf, dass sie ihre Hausaufgaben und Unterrichtsvorbereitungen erledigte.
Sie besuchte längst nicht mehr das Quidditchtraining der Hufflepuffs, grüßte Patrick nur noch knapp und antwortete auf die Zettelchen, auf denen er ihr Treffpunkte für heimliche Rendezvous mitteilte, mit einem kurzen „Habe keine Zeit, muss lernen.“ Amanda und Frances versuchten vergebens, sie zu gemeinsamen Unternehmungen zu überreden; irgendwann gaben sie es auf.
Minerva zog sich völlig zurück und befasste sich nur noch mit der Anleitung. Der Text war in einer altertümlichen, schwer zu verstehenden Sprache abgefasst; sie musste ihn fünfmal lesen, ehe sie alles begriff. Wenn man es einmal geschafft hatte, sich in ein Tier zu verwandeln, konnte man es immer und ganz leicht. Aber bis dahin war es ein weiter Weg: Konzentrationsübungen waren zu absolvieren. Tagelang mussten in einem bestimmten Rhythmus Zaubersprüche gesprochen werden. Dazu kam die Herstellung eines Trankes, dem Blut des ausgewählten Tieres beigegeben werden sollte.
Das war der Punkt, an dem sie innehielt und sich fragte, ob sie das wirklich wollte. Aber sie wäre nicht Minerva Mulciber gewesen, wenn sie ein einmal begonnenes Werk einfach so abbrechen würde.
Weihnachten kam und ging. In einem verborgenen Raum im siebten Stock reifte der Wundertrank. Minerva übte ununterbrochen und deklamierte Sprüche.
Sie hörte von Angriffen auf Schüler und dachte im nächsten Moment nicht mehr daran. Sie registrierte das Verbot, nach dem Abendessen allein im Schloss unterwegs zu sein – und ignorierte es. Das Tuscheln und Kichern der anderen Gryffindor-Mädchen hörte Minerva gar nicht, ebensowenig sah sie das todtraurige Gesicht von Patrick McGonagall. Manchmal sehnte sie sich zwar nach seinen Küssen, aber schnell rief sie sich zur Ordnung. Das musste einfach warten.
Mitte März war es endlich so weit. Minerva beherrschte alle Übungen. Sie hatte die vorgeschriebene Anzahl an magischen Versen deklamiert; der Trank war fertig. Ohne zu zögern schnappte sie sich Amandas getigerte Katze und zapfte ihr ein wenig Blut ab. Eilig lief Minerva mit der Phiole in ihr Versteck und fügte der Flüssigkeit im Kessel drei Tropfen von dem Katzenblut zu. Als sie das Gebräu in ein Teeglas füllte, zitterten ihre Hände vor Aufregung. Wenn sie es im ersten Anlauf nicht schaffte, sich zu verwandeln, musste sie ganz von vorn beginnen.
Minerva atmete tief durch, trank das Glas leer und stellte sich vor, ihr Äußeres würde zu dem einer Katze werden. Sie fühlte keinerlei Veränderung, abgesehen davon, dass sie auf allen Vieren stand. Zaghaft schaute sie in den vorsorglich mitgebrachten Spiegel – und sah vor sich eine grau-schwarz getigerte Katze. Minerva hob die rechte Hand – die Katze die Vorderpfote! Ein ungekanntes Glücksgefühl durchströmte Minerva. Sie hatte es geschafft! Sie war ein Animagus!
Rasch verwandelte sie sich noch dreimal hin und zurück; nun konnte ihr niemand diese Fähigkeit wieder wegnehmen. Dann beseitigte sie die Spuren ihres Tuns und machte sich auf einen ausgedehnten Rundgang durch Hogwarts – in Fell und auf allen Vieren.
Im fünften Stock hörte Minerva Schritte und erschrak, als sie Professor Dippet erkannte. Jetzt bloß nicht die Nerven verlieren! Der Schulleiter kannte bestimmt nicht alle Katzen von Hogwarts. Minerva lief einfach weiter, eine Pfote vor die andere setzend. Dippet reagierte nicht. Erleichtert legte sie einen Zwischenspurt ein, was ihr nicht gerade leicht fiel.
Allmählich schmerzten Minervas Rücken und Hände. Gerade hatte sie beschlossen, auf dem kürzesten Wege ins Bett zu gehen, da bewegte sich vor ihr der Wandbehang, der den geheimen Zugang zur Verbotenen Abteilung verdeckte, und Tom Riddle trat heraus. Er bemerkte die Katze, fluchte: „Verdammtes Mistvieh!“, und trat nach ihr. Mit einem Aufschrei sprang Minerva zur Seite und rief: „Du Idiot!"
Den Rest gibt´s dann am Montag, bis bald!
käfer
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