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Fanfiction

Minerva auf Abwegen - 1)

von käfer

„Hach, Minni, schau mal, da ist wieder der Hübsche!“
Minerva folgte den Blicken ihrer Schwester. „Tom Riddle ist doof“, sagte sie entschieden.
„Das sagst du doch nur, weil du ihn für dich haben willst!“
„Bella, du spinnst! Ich -“ Minerva biss sich auf die Zunge. Beinahe hätte sie ihrer älteren Schwester verraten, dass sie in Patrick McGonagall verliebt war. Und dann hätte sich Arabella wieder lustig gemacht, genau wie damals, als Minerva Albus Dumbledore angehimmelt hatte, den jungen Lehrer.
Endlich entdeckte Minerva Patrick. Ganz hinten steckte er seinen leuchtend roten Haarschopf aus dem Zug. „Ich muss langsam einsteigen, in fünf Minuten ist Abfahrt.“
Elisabeth Mulciber tauschte einen verschwörerischen Blick mit ihrer jüngeren Tochter. Die Mutter erahnte den Grund für die plötzliche Eile. Auf jeden Fall wusste sie, warum Minerva über den Sommer so viele Briefe bekommen und womöglich noch mehr geschrieben hatte…
Indem sie so tat, als würde sie von außen nach einem freien Abteil suchen, ging Minerva am Zug entlang, Eltern und Schwester im Schlepptau, und näherte sich Patrick. Dabei mussten sie auch an Riddle und seinem Gefolge vorbei. „…denen das Fürchten lehren!“, sagte Riddle gerade. Minerva rann es kalt den Rücken hinunter, so viel Kälte und Hass lagen in seiner Stimme.
Genau vor ihm riss Arabella die Hände aus ihrer Umhangtasche und warf ihr neues weißes Spitzentaschentuch zu Boden.
„Du hast dein Taschentuch verloren“, knurrte von hinten der Vater. Arabella wurde rot und Minerva ärgerlich. Sie zweifelte nicht daran, dass Riddle die Szene mitbekommen hatte und sie damit aufziehen würde, wenn sie sich begegneten. Eigentlich hatten sie nicht viel miteinander zu tun; Riddle begann das sechste Jahr, sie das fünfte. Riddle war ein Slytherin, Minerva entgegen der Mulciberschen Familientradition in Gryffindor. Dennoch lief ihr dieser Riddle häufiger über den Weg als ihr lieb sein konnte und sie fürchtete, er würde diese alberne kleine Szene auf dem Bahnsteig nicht so schnell vergessen. Riddle war unglaublich arrogant, ließ Jüngere und Mädchen ständig seine Überlegenheit spüren und Minerva konnte ihn nicht ausstehen.

„Au! Rubeus, pass doch auf!“ Minerva rieb sich ihren linken Arm. „Du Tollpatsch hast mir deine Kiste fast in den Magen gerammt! Was ist da überhaupt drin?“
Der riesige Junge sah auf Minerva herunter. „´n Geheimnis. Verrat ich nich!“
„Aber besser aufpassen könntest du!“, fauchte Minerva. Patrick zog sie beiseite. „Lass ihn doch. Sehen wir lieber, dass wir Riddle aus dem Weg gehen.“
Minerva bemerkte Riddles Blick. Der war fest auf die Holzkiste in Rubeus Hagrids Händen gerichtet.

Das Schuljahr nahm seinen gewöhnlichen Verlauf. Patrick McGonagall wurde zum Kapitän seiner Quidditchmannschaft gewählt, Minerva schaute immer zu, wenn die Hufflepuffs trainierten. Harold Potter, der Gryffindor-Kapitän, versuchte, sie über das Hufflepuff-Team auszuhorchen, aber sie hatte zu wenig Ahnung von Quidditch, als dass sie brauchbare Auskünfte hätte geben können.
Minerva fiel das Lernen leicht, sie erledigte ihre Hausaufgaben doppelt so schnell wie die anderen und hatte dementsprechend mehr Zeit, die sie hauptsächlich in der Bibliothek verbrachte.
Normalerweise teilte sie das auf diese Art erworbene Wissen mit ihren Freundinnen, doch diesmal schwieg sie beharrlich über das, was sie machte. Die anderen spotteten, aber Minerva hörte nicht zu. In Gedanken war sie dauernd bei jenem Artikel in „Verwandlung heute“, den sie gleich in der ersten Woche gelesen hatte. Der von ihr so sehr verehrte Albus Dumbledore hatte einen Aufsatz mit dem Titel „Möglichkeiten und Grenzen eines Animagus“ veröffentlicht. Das Thema faszinierte Minerva ungemein. Könnte sie sich beispielsweise in eine Katze verwandeln, würde ihr das ungeahnte Möglichkeiten der heimlichen Bewegung in der Schule eröffnen. Jeder Lehrer und Vertrauensschüler achtete auf herumschleichende Schüler, aber niemand auf eine Katze! Sie könnte in den Freistunden in aller Ruhe nach weiteren Geheimgängen suchen, ohne gestört zu werden. Sie könnte sich lautlos anschleichen und lauschen, wenn Umbridge und seine Kumpels wieder Gemeinheiten ausheckten. Sie könnte sich bei Olive Hornby rächen, wenn die wieder gepetzt hatte. Und sie könnte sich mit Patrick treffen, wann und wo sie wollte, ohne auf dem Weg Angst haben zu müssen, erwischt zu werden.
Minerva war besessen von dem Gedanken. Sie würde gar nicht auffallen unter den vielen Katzen, die es in Hogwarts gab. Mindestens jede zweite Schülerin hatte eine und die Hälfte davon waren gewöhnliche gestreifte Hauskatzen.
In jeder freien Minute wälzte Minerva nun Bücher und trug alles zusammen, was sie über Animagi finden konnte. Sie kannte bald die Namen aller berühmten Animagi der Geschichte, hätte ein stundenlanges Referat über Unfälle halten können, die in Tiere verwandelte Zauberer erlitten hatten. Sie wusste darüber Bescheid, dass man nur dann auffiel, wenn man sich nicht verhielt wie ein Tier. Damit glaubte Minerva keine Probleme zu haben. Katzen fraßen ja nicht nur Mäuse und sie putzten sich auch nicht ununterbrochen.
Das einzige, was sie nach ihren wochenlangen Studien nicht herausgefunden hatte, war der Zauber, den man anwenden musste, um sich in ein Tier zu verwandeln.
Also musste sie in die verbotene Abteilung der Bibliothek gehen. Die günstigste Gelegenheit war sicherlich der nächste Hogsmeade-Samstag. Patrick war die Enttäuschung anzumerken, dass Minerva nicht mit ihm hingehen wollte. Aber er akzeptierte ihre Ausrede, dass sie sich eine Strafarbeit von Slughorn eingefangen hatte und einen ellenlangen Aufsatz über die Bedeutung der Sauberkeit bei der Zubereitung von Tränken schreiben musste. „Du solltest dich gleich noch darin übern, dein loses Mundwerk im Zaume zu halten“, schlug Patrick vor. „Kennst du keinen Zauber, der deine flotten Sprüche verhindert?“
„Doch, so was gibt´s“, erwiderte Minerva grinsend, „aber den will ich nicht anwenden; Slughorn fordert Widerspruch geradezu heraus.“
„Na dann – frohes Schaffen!“ Kopfschüttelnd drehte Patrick sich um und versuchte, den Anschluss zu Roger Lestrange und Frederic Finch zu finden. Minerva spürte so etwas wie schlechtes Gewissen, dass sie ihren Freund derartig belog. Aber noch war es nicht an der Zeit, irgendjemandem von ihrem Vorhaben zu erzählen. Patrick meckerte sowieso immer herum, wenn er mitbekam, dass Minerva nachts in die Verbotene Abteilung ging. Dabei hatte sie ihm schon hundert Mal versichert, dass sie nicht in den schwarzmagischen Büchern las, sondern sich für die alten Handschriften interessierte. Und deren Anzahl war so groß, dass Minerva nicht darauf hoffen durfte, mehr als ein Prozent davon anzuschauen.
„Minerva, du bist ja noch hier! Gehst du heute gar nicht mit Patrick runter ins Dorf? Wie ist es, wollen wir zusammen in dieses neue Café gehen?“ Amelia Bones plapperte immer wie ein Wasserfall, wurde deshalb möglichst allein gelassen und hatte keine wirkliche Freundin. Minerva verspürte nicht die geringste Lust, mit Amelia mehr als eine Sekunde in einem Raum zu verbringen.
In ihren Eingeweiden rumorte etwas und das gab ihr die Idee für die fällige Ausrede: „Ich bleibe heute hier. Bauchschmerzen.“ Sie kramte kurz im Schrank, dann sauste sie mit angemessener Geschwindigkeit in Richtung Toilette und kam erst wieder heraus, als sie sicher sein konnte, dass Amelia gegangen war.
Sicherheitshalber blieb Minerva noch eine halbe Stunde im Bett, ehe sie sich auf den Weg zum geheimen Zugang in die Verbotene Abteilung machte. An Hogs- meade-Tagen war die Bibliothek immer geschlossen. Mister Prince, der pingelige Bibliothekar, nahm dann frei und besuchte seine Familie. Da auch die Lehrer für gewöhnlich nach Hogsmeade gingen und immer nur einer oder zwei zurückblieben, war nicht damit zu rechnen, dass sich jemand in der Bibliothek aufhielt.
Die Korridore waren leer und still. Minerva lauschte minutenlang, ehe sie den Wandteppich anhob und die schmale Treppe betrat. Auf Zehenspitzen stieg sie hinunter. Plötzlich richteten sich ihre Nackenhaare auf. Undeutlich spürte sie die Gegenwart eines Menschen; aber das Geräusch einer Buchseite, die umgeblättert wurde, war unverkennbar. Mit angehaltenem Atem betrat sie die letzte Stufe und lugte durch den magischen Spalt. So ein Mist! Am großen Tisch in der Verbotenen Abteilung saß in aller Seelenruhe Tom Riddle und las mit aufgestütztem Kopf.
Mit vor Angst klopfendem Herzen zog sich Minerva zurück. Wenn Riddle sie hier erwischte, zeigte er sie bei Professor Dippet an. Und Dippet stand in dem Ruf, dem hübschen, höflichen Vertrauensschüler alles zu glauben. Patrick hatte das im vergangenen Jahr einmal sehr hart zu spüren bekommen.
Minerva überlegte. Sollte sie doch noch nach Hogsmeade gehen? Dann musste sie Patrick gestehen, dass sie ihn belogen hatte. Außerdem hatte sie keine Lust, sich in überfüllten Läden herumschubsen zu lassen. Sie beschloss, ihre Hausaufgaben zu erledigen und sich nach dem Mittagessen ein Nickerchen zu gönnen. Wenn sie nach Mitternacht in die Bibliothek ging, hatte sie vielleicht mehr Glück, ungesehen zu bleiben.
Den restlichen Tag nutzte sie, um das Verhalten von Katzen zu studieren. Minerva prägte sich genau den Gang der Tiere ein, beobachtete, wie sie sich hinsetzten und aufstanden und fragte sich, wie sie das jemals so elegant und geschmeidig hinbekommen sollte. Im Sportunterricht wurde ihr immer wieder bescheinigt, etwas steif zu sein.



Den Rest gibt´s dann nach und nach innerhalb der nächsten zwei Wochen,versprochen!


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Während der vier Stunden, die ich in dem verspäteten Zug verbrachte, sprudelten mir alle diese Ideen nur so im Kopf herum.
Joanne K. Rowling