von Thorti
FLASH. INNEN. KERKER. DUNKELHEIT.
Verschwommenes Bild. Die Kamera fährt unruhig auf einen Mann zu. Der Mann schreit und leidet Todesqualen, krümmt sich am Boden. Eine Stimme, voller Zorn, voller Wut. Die Stimme Lord Voldemorts.
VOLDEMORT (O.S.)
Lucius’ Zauberstab ist zerstört. Du hast den dunklen Lord angelogen.
Die Stimme von OLLIVANDER, der Zauberstabmacher aus der Winkelgasse.
OLLIVANDER
(krächzend)
Nein, bitte... ich schwöre...
VOLDEMORT (O.S.)
Lügen! Alles Lügen!
Ein qualvoller Schrei.
INNEN. KÃœCHE DER WEASLEYS.
Harry zuckt zusammen. Er weicht ein paar Schritte zurück. Seine Lippen zittern.
HERMINE
Harry? Ist alles in Ordnung?
Harry starrt sie an und blickt sich dann um. Ron, Hermine und er sind die einzigen in der Küche.
HARRY
Alles gut. Was soll sein?
HERMINE
Lern endlich deinen Geist vor ihn zu verschließen.
Du weißt genau, dass er dir damit schaden kann.
HARRY
Ich muss euch was erzählen. Aber nicht hier.
AUSSEN. HAUS DER WEASLEYS. AM NÄCHSTEN MORGEN.
Die Kamera fährt über die Hofeinfahrt auf den Fuchsbau, dem Haus der Weasleys, zu und schwenkt dabei hoch zu einem Fenster im obersten Stock, unter dem Dach.
INNEN. RONS ZIMMER.
Harry sitzt auf einem der zwei Betten, Ron auf dem anderen und Hermine auf dem Sofa gegenüber.
HERMINE
Harry, Ron und ich werden dich weiterhin begleiten.
RON
Ja, Mann. So schnell kriegst du uns nicht los. Mum nervt uns mich zwar andauernd, warum ich meine Ausbildung abbreche. Ich sage ihr dann immer wieder, dass du eine Aufgabe erfüllst und wir dich dabei unterstützen.
HARRY
Aber deine Mum wird auch nicht damit einverstanden sein, dass du mich begleitest.
(zu Hermine) Und deine Eltern?
HERMINE
Harry, ich... ich habe schon gewisse Vorkehrungen getroffen. (schluckt) Meine Eltern wissen nicht, dass ich überhaupt existiere. Sie sind jetzt in den Flitterwochen in Australien.
HARRY
(völlig perplex)
Was?
HERMINE
Ich habe ihr Gedächtnis manipuliert. Sie heißen nicht mehr Granger, sondern Mr. und Mrs. Rowling. Vor ein paar Monaten haben sie geheiratet.
(stockt)
Ich musste das tun, damit ihnen der Abschied nicht so schwer fällt, falls ich sterbe.
Harry vermag darauf nichts mehr zu sagen. Ein Kloß steckte ihm in den Hals. Die Vorstellung, dass Hermine stirbt und ihre Eltern wären das völlig gleichgültig, weil sie es nicht besser wissen können.
Es klopft an der Tür und Ginny kommt herein, einen „Tagespropheten“ in der Hand.
GINNY
(zu Ron und Hermine)
Ihr beide sollt mal runter zu Mum kommen.
Harry blickt erst Ron und dann Hermine an.
RON
(erhebt sich)
Bestimmt will sie, dass wir dir alles ausreden.
(verlässt das Zimmer)
HERMINE
(folgt Ron, schließt die Tür)
Ginny setzt sich auf das Sofa und blickt zu Harrys Gesicht auf. Er schenkt ihr ein flüchtiges Lächeln.
GINNY
Du hast zwar erst morgen Geburtstag, Harry. Aber ich möchte dir es jetzt schon geben.
Harry erhebt sich. Auch Ginny steht schnell auf.
GINNY
Ich...
(sie späht aus dem Fenster)
Es ist etwas, dass dich an jemanden erinnert. Wenn du weg bist. Jeden Tag. Etwas ganz besonderes.
Und ohne Vorwarnung, völlig überraschend, küsst Ginny ihn leidenschaftlich. Harry erwidert diesen Kuss mit der gleichen Leidenschaft.
Plötzlich geht die Tür auf, Harry und Ginny lassen erschrocken voneinander ab. Ron steht im Türrahmen.
RON
(spitz)
Oh! Entschuldigt.
Ginny eilt durch das Zimmer zur Tür, dreht sich um.
GINNY
(zu Harry)
Herzlichen Glückwunsch, Harry
(drängt sich an Ron und Hermine vorbei und läuft die Treppe herab)
Harry und Ron sehen sich lange schweigend an. Harry erahnt, was nun folgt.
AUSSEN. VOR DEM FUCHSBAU. HOFEINFAHRT.
Ron stapft über den Rasen. Harry steht, auf alles vorbereitet bei dem Blumenfeld und Hermine etwas abseits von den Jungs.
RON
Und? Kannst du mir erklären, was das soll?
Du hast vor ein paar Wochen mit ihr Schluss gemacht. Und jetzt steckst du ihr deine Zunge in den Hals. Was ist das für ein Spiel?
HARRY
Ich spiele nicht mit ihr.
RON
(aufgebracht)
Natürlich nicht.
Du hast doch keine Ahnung, wie schlecht es ihr damals ging. Und jetzt? Jetzt machst du ihr wieder Hoffnungen.
HERMINE
Ron...
Ron hebt die Hand. Hermine schweigt.
HARRY
Ron, Ginny weiß ganz genau, dass eine Beziehung mit mir nicht funktionieren wird. Jedenfalls nicht in der gegenwärtigen Situation.
Jemand räuspert sich. Harry, Ron und Hermine wirbeln herum.
RUFUS SCRIMGEOUR, der Zaubereiminister, steht vor ihnen. In der rechten Hand trägt er einen Koffer.
SCRIMGEOUR
Entschuldigen Sie die Störung. Ich muss Sie um eine persönliche Unterredung erbitten. Sie drei. Können wir uns irgendwo ungestört unterhalten?
INNEN. DAS WOHNZIMMER DER WEASLEYS.
Mrs. Weasley stellt vier Tassen auf den Tisch. Scrimgeour sitzt in einem hohen Sessel, Harry, Ron und Hermine nehmen auf dem Sofa Platz.
SCRIMGEOUR
(zu Mrs. Weasley)
Für mich bitte nicht. Ich möchte diese Angelegenheit schnell erledigt sehen.
Mrs. Weasley verlässt etwas angesäuert das Wohnzimmer.
SCRIMGEOUR
Ich bin gekommen, um Albus Dumbledores Letzten Willen zu erfüllen.
Harry, Ron und Hermine sehen sich einander an.
SCRIMGEOUR
Nach Ihren Blicken zu urteilen, wurden Sie nicht über sein Testament unterrichtet? Er will Ihnen alle drei etwas vererben.
RON
Allen drei? Mir und Hermine etwa auch.
SCRIMGEOUR
(übergeht Rons Frage)
Ich werde hier nun das Testament eröffnen und...
HARRY
(unterbricht ihn)
Moment mal. Dumbledore ist vor einem Monat gestorben. Wieso hat das so lange gedauert?
HERMINE
Wahrscheinlich wegen dem Erlas zur Befugten Beschlagnahme, der besagt, dass Gegenstände eines Testaments beschlagnahmt werden.
Das Ministerium besitzt durch ihn die Macht zu verhindern, dass schwarzmagische Artefakte an die nächsten weiterzuvererben. Dafür sind aber stichhaltige Beweise notwendig. Jetzt frage ich mich, ob sie dachten, Dumbledore würde uns etwas Verfluchtes vererben.
HARRY
(zu Scrimgeour)
Was bewegte Sie, gerade heute uns diese Dinge auszuhändigen?
HERMINE
Die Frist von 31 Tagen ist abgelaufen. Länger dürfen sie die Gegenstände nicht einbehalten, falls sie nichts Schwarzmagisches finden.
SCRIMGEOUR
Nun, wie dem auch sei.
(öffnet seine Tasche und zieht eine Pergamentrolle heraus; liest)
„Letzter Wille und Testament von Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore.
Hiermit hinterlasse ich Ronald Billius Weasley meinen Deluminator, der ihn immer den Weg weisen wird.“
Scrimgeour zieht ein großes, einem Feuerzeug ähnelndes Gerät, das alle Lichter im Umkreis einsaugen und zurückgeben kann. Er drückt es den sichtlich verdutzten Ron in die Hand.
SCRIMGEOUR
(liest weiter)
„Miss Hermine Jean Granger hinterlasse ich ein Exemplar von „Beedle den Barden: Eine unvergessene Märchenstunde“ und hoffe, sie finde es genauso unterhaltsam wie ich.“
Scrimgeour holt diesmal einen dicken alten Wälzer aus der Tasche und überreicht ihn Hermine.
SCRIMGEOUR
Und...
(liest)
„Harry James Potter, hiermit überlasse ich ihm den Goldenen Schnatz, den er in deinem ersten Spiel gefangen hat. Er soll die Erinnerung an die Treue und die Geduld aufrecht erhalten.
Er fasst ein drittes Mal in die Tasche und zieht den kleinen goldenen Ball heraus, der Schnatz. Harry nimmt ihn wortlos an sich.
HERMINE
War’s das?
SCRIMGEOUR
(räuspert sich)
Nein. Dumbledore wollte Ihnen noch etwas anderes vererben, Mr. Potter.
(schweigt für wenige Sekunden)
Das Schwert von Godric Gryffindor.
HARRY
Wo ist es?
SCRIMGEOUR
Das Schwert ist ein bedeutsames und historisches Artefakt und deswegen...
HERMINE
(laut)
Sie können Harry nicht um seinen rechtmäßigen Besitz bringen.
Er zog es damals aus dem Sprechenden Hut.
SCRIMGEOUR
Das Schwert kann sich jeden würdigen Gryffindors in den Dienst stellen. Das sagen verlässliche Quellen. Deswegen steht es Dumbledore nicht zu es zu vererben. Wir nehmen es ihn Verwahrung.
(erhebt sich aus dem Sessel)
HERMINE
(spitz)
Es ist schön anzusehen, wie das Ministerium Harry noch immer Steine in den Weg legt. Da würde wohl der Verdacht aufkeimen, dass wir es nicht mehr mit einer unabhängigen Organisation zu tun.
SCRIMGEOUR
(blickt sie zornig an)
Sie überschätzen Ihre Stellung, darüber Kritik zu üben, Miss.
(verlässt das Wohnzimmer)
Harry, Ron und Hermine blicken ihm nach.
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