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Unnatural Black - Einmal zu oft

von Dr. S

Es war der Samstagmorgen vor dem Quidditch-Spiel. Leider spielte nicht Gryffindor. James hätte sich zu gerne irgendwie abreagiert. Das Desaster mit Regulus hing an ihm und erschwerte jeden Schritt, als würde er nicht nur metaphorisches Gewicht mit sich herumtragen. Es musste ihm ins Gesicht geschrieben stehen, wie schlecht er sich fühlte, sonst hätten seine Freunde ihn nicht trotz eines Quidditch-Spiels ausschlafen lassen. Als er am Frühstückstisch ankam, saßen Sirius, Peter und Remus schon dort. Er musste sich neben Remus setzen, weil Peter die Finger nicht von Sirius lassen konnte.

„Was machst du da?“, fragte James.

„Er hängt an meinem Umhangzipfel. Sieht man doch“, sagte Sirius. Sein Haar war inzwischen so weit nachgewachsen, dass er sich nicht mehr unter Spitzhüten, Kappen oder Kopftüchern versteckte. Für Sirius war es dennoch extrem kurz. „Was? Das kann schon mal passieren.“

„Apropos, wirst du Regulus noch viel Glück wünschen?“, wollte Remus wissen. Er ignorierte Sirius‘ „Wie kommst du da jetzt drauf“-Blick und schaute James genauso durchdringend an, wie die ganze Woche schon. Bisher hatte James sich erfolgreich davor drücken können, sich irgendetwas von dem, was passiert war, zu stellen.

Unter Remus‘ Blick gönnte James sich einen großen Schluck Kürbissaft. Die vollgeladenen Platten mit Rührei, Speck und Toast widerten ihn an. Seinen Kürbissaft trank er aber aus. Er hoffte, dass irgendjemand in der Zwischenzeit ein interessantes Thema aufbringen und Remus ablenken würde. Außer ihm interessierte sich nämlich niemand für James‘ Liebesleben.

„Ihr habt schon mindestens eine Woche nicht mehr miteinander gesprochen“, sagte Remus genau dann, als James sein Glas absetzte. Er würde nicht locker lassen, bis James ihm alles gebeichtet hatte, was ihm zugegebenermaßen sehr offensichtlich auf der Seele lag.

„Nur, weil du’s nicht gesehen hast, heißt das nicht, dass sie’s nicht woanders getan hatten“, verkündete Peter mit purer Unschuldsmiene.

„Wisst ihr“, versuchte Sirius das Thema zu wechseln, „wer eine große Schwäche für meinen Bruder entwickelt? Schniefelus. Er hat drei Absätze über ihn gefaselt. Er faselt sowieso immer, aber das war Muster-Gefasel.“

„Du schreibst ihm zu viel“, sagte Remus.

Sirius hob die Schultern. „Man muss ihm dabei ja nicht in die Hackfresse sehen.“

„Ich hab Lily Evans geküsst.“ James stand ganz schnell wieder im Mittelpunkt. Sirius war sein fieses Grinsen vergangen, Peter hing fassungslos an Sirius‘ Umhang, und Remus boxte James in den Magen. Er spürte seinen Kürbissaft wieder hochkommen.

„Du bist so ein Arschloch, James. Ich wusste, dass was nicht stimmt, aber das schlägt mal wieder meine kühnsten Träume.“ Remus schnappte sich seinen angekauten Toast und stampfte davon, als hätte James ihn hintergangen. Der leere Platz neben ihm fühlte sich jedenfalls nicht gut an. James wartete darauf, dass Sirius und Peter ihn auch verlassen würden. Sirius würde definitiv gehen, und da Peter an ihm festklebte, waren sie gezwungen zusammen zu gehen.

„Ich würd dir ja Fünf geben“, sagte Peter grinsend, „aber meine Hand fühlt sich in Sirius‘ Schoß viel zu wohl.“

Sirius‘ Blick war so böse, dass er ohne Verfahren nach Askaban gehörte. James war froh, dass Peter ihn abkriegte. Er traute sich trotzdem nicht, Sirius in die Augen zu sehen, und wich immer wieder aus, als Sirius es versuchte.

„Wie war’s denn?“, wollte Peter wissen. „War’s besser, als einen Jungen –“

„Wurmschwanz.“ Sirius war einen Herzschlag davon entfernt, Peter nicht nur zu boxen. Der mörderische Blick ließ Peter verstummen, als er realisierte, dass er gerade nicht von Sirius weg kam. James hätte einfach aufstehen und gehen können. Er blieb sitzen und wartete darauf, dass Sirius ihn verbal umbrachte. „Ich hab’s gewusst.“

James fiel fast die Brille von der Nase, so schnell ruckte sein Kopf hoch.

„Ich hab gewusst, dass es irgendwann passieren würde“, erklärte Sirius genauer. „Sie hat’s mir nicht gesagt, oder so. Falls du Angst hast, dass Regulus –“

„Er hat’s gesehen“, sagte James. Er schämte sich in Grund und Boden, konnte aber nicht mehr wegsehen. Sirius‘ Reaktion war ihm wichtig. Er wusste nicht wieso. Vielleicht hoffte er darauf, dass Sirius ihn anschrie und so sauer wurde, dass James keine Wahl mehr hatte, sondern nur noch Regulus.

„Scheiße gelaufen“, meinte Sirius und enttäuschte James damit riesig. Regulus war sein Bruder. Er sollte sauer sein. Das letzte Mal, als James kurz davor gewesen war, Regulus wehzutun, hatte Sirius ihm mit dem Ende ihrer Freundschaft gedroht. Jetzt, wo es soweit wäre, schien es Sirius kaum zu kümmern.

„Na ja, dafür hast du jetzt Lily Evans.“ Peter traute sich wieder etwas zu sagen, aber besonders aufmunternd war es nicht. James wollte Lily nicht. Er verspürte nicht mehr diesen brodelnden Hass auf sie, aus unerfindlichen Gründen, aber das änderte nichts daran, dass er sich sicherer denn je war, wer am besten zu ihm passte. Und das war Regulus.

„Ich hab mir auch Mühe gegeben, deine guten Eigenschaften hervorzuheben“, sagte Sirius. „Als du der alten Hexe über die Straße geholfen hast…“

„Ich hab ihr einen ‚Tritt mich‘-Zettel auf den Rücken geklebt.“

„…wie du den Erstklässlern Nachhilfe gegeben hast…“

„Ich hab ihnen beigebracht, sich gegenseitig die Köpfe aufzublasen.“

„Details, James, Details.“ Sirius winkte ab, als würde er die Wahrheit so wegwischen können.

„Du kannst nicht die wichtigsten Details weglassen. Das gibt ihr ein vollkommen falsches Bild von mir. Sie mag einen… ein…“ James wollte nicht aussprechen, dass er sich für ein spießiges Sensibelchen hielt. „Sie mag jemanden, der ich nicht bin oder sein will.“

„Heißt das, du willst unbedingt schwul sein?“, fragte Peter.

James rammte die Faust auf den Tisch. Erst bei diesem Wutausbruch starrten die anderen Schüler ihn an und nicht, weil Peter zu laut über Dinge sprach, die wenn schon in ihren Schlafsaal gehörten.

Sirius versuchte die Situation zu entschärfen. „Sei nicht so sexistisch, Peter. Ich würde tausendmal lieber mit James rummachen, als mit irgendeinem Mädchen, nur um die Gesellschaft glücklich zu machen.“

James musterte Sirius aus verengten Augen. Er wollte nachfragen, wie genau Sirius das gemeint hatte, als eine Hand auf seiner Schulter ihn ablenkte. Jemand setzte sich neben ihn.

„Du solltest ihm sagen, dass du dich falsch ausgedrückt hast. Potter ist schon ganz blass.“ Lily Evans besetzte Remus‘ freien Platz, die feingliedrigen Finger immer noch auf James‘ Schulter. „Hi.“

James antwortete nicht. Lily lächelte ihn an, wie sie ihn jeden Tag seit jenem Abend anlächelte. Es war ein hübsches, warmes Lächeln. Er fühlte sich trotz des Anblicks nicht besser. Lily nahm ihre Hand weg und sah Sirius an.

„Worüber habt ihr geredet?“ Wahrscheinlich hatte sie nur Sirius‘ Kommentar mitgekriegt, James‘ Faustschlag auf den Tisch hatte immerhin die Aufmerksamkeit der meisten Gryffindors auf sie gelenkt.

James schwang die Beine auf die andere Seite der Sitzbank. Er wollte sich nicht anhören, wie Sirius eine Hassrede auf die Gesellschaft hielt. Das erinnerte ihn zu sehr an Regulus‘ Bedürfnis sich in genau diese Gesellschaft perfekt einzufügen. Und er hätte das aufgeben – für James.

Der Gedanke trieb ihm Tränen in die Augen. Er wollte nur noch weg, bevor er vor der ganzen Halle zu weinen anfing.

„Hey.“ Er hatte nicht damit gerechnet, dass Lily ihn aufhalten würde. Ihre kleine Hand schaffte es jedoch kaum zwei Sekunden James zurückzuhalten. Er schüttelte den Kopf, ohne sie anzusehen, und verließ die Halle alleine.

~*~

Das Spiel interessierte James nicht. Er hatte sich einen schlechten Platz ausgesucht, wo er dafür lange alleine gewesen war. Peter und Sirius hatten ihn gefunden und Remus tauchte auf, ohne James eines Blickes zu würdigen. Er saß ganz alleine auf der obersten Tribüne und beobachtete Regulus.

Sein dunkelgrüner Umhang flatterte wild im Wind, verdeckte bei schnellen Kurven die Sicht auf sein Gesicht. Regulus hatte ihn perfekt unter Kontrolle. Ein geschickter Handgriff und der störende Stoff lag wieder auf seinem Besenstiel. Seine kontrollierten Bewegungen waren ein Genuss für das Auge. James dachte zurück an den Jungen, der stets ausgesehen hatte, als würde er gleich wieder vom Besen runter wollen. Regulus hatte sich gemacht. Er war auf dem besten Wege ein gutaussehender Mann voller Courage und dem Willen, das Richtige zu tun, zu werden. Und James hatte ihn gehen lassen.

Die Arme verschränkend lehnte er sich gegen den Rand der Tribüne an seiner Seite. Er musste schon wieder gegen Tränen ankämpfen. So fiel es ihm schwer, Regulus im Auge zu behalten, wie er elegant durch die Lüfte flog, Klatschern auswich und den goldenen Schnatz zu erwischen versuchte.

James wischte sich unter der Brille die Tränen weg, die es in seine Augenwinkel geschafft hatten. Ganz alleine in der letzten Reihe hinter der schützenden Mauer seiner besten Freunde fühlte er sich sicher genug, eine kleine Träne zu verdrücken. Aus der kleinen Träne wurde schnell eine große, dann zwei und schon war es unglaublich schwer aufzuhören. Still verlor er seine Würde.

Unter diesen Umständen war er froh, dass Regulus ihn nicht sah.

„Hey… was ist denn los?“

James riss den Kopf herum und starrte gegen die Wand. Regulus hatte ihn vielleicht nicht gesehen, dafür saß schon wieder Lily Evans neben ihm, tauchte einfach wie aus dem Nichts auf und ruinierte sein Leben. Sie fasste ihn ständig an, tätschelte seine Schulter und seinen Rücken, als wäre er mehr als ein wandelnder Haufen Dreck.

James trocknete sich die Augen mit seinem Ärmel, rückte die Brille gerade und schaute zum Himmel. Regulus schwebte weit über den anderen Spielern. Seine Haare und der Umhang wehten, als würde die Zeit um ihn herum langsamer vergehen. Der Klatscher kam dagegen blitzschnell aus dem Nichts. Er zerschmetterte den vorderen Teil des Besens und schlug Regulus herunter. James fuhr hoch, sprang auf die Sitzbank und konnte doch nichts tun, als Regulus fiel.

Ein Raunen gefolgt von heftigem Applaus ging durch das Stadion, als Regulus es schaffte, sich an seinem Besen festzuhalten, sich geschickt herumschwang und wieder auf den Stiel fallen ließ. Er sah zum Dahinschmelzen gut aus. Regulus war ein begnadeter Quidditch-Spieler. Er würde großartig werden. Er war großartig. Selbst einen zwangsweise verkürzten Besen hatte er perfekt unter Kontrolle.

James hatte es vermisst, Regulus beim Quidditch zu sehen. Noch mehr vermisste er es, zusammen mit Regulus zu fliegen. Sie waren so lange nicht mehr zusammen in der Luft gewesen, und jetzt sollte er das nie wieder bekommen? Wie sollte er das akzeptieren? Wie konnte Regulus annehmen, dass er das akzeptieren würde? Er hatte nie akzeptiert, wenn Regulus hatte aufgeben wollen. Das würde sich jetzt nicht ändern, nur weil Lily Evans neben ihm saß.

„Potter?“ Sie zog ihn wieder auf seinen Platz. James ließ sie, nahm den Blick aber nicht von Regulus. „Ich weiß, du willst das Spiel sehen, aber… aber du redest ja sonst nicht mit mir, also dachte ich, dass wir das jetzt tun sollten. Zumindest solltest du dir anhören, was ich zu sagen habe.“

Er fand nicht, dass er das sollte. Er hatte sich gerade die Augen ausgeheult und musste sich jetzt nicht anhören, dass das Lilys Pseudo-Gefühle ertränkt hatte. Seine Probleme waren ihm wichtiger.

Regulus flog besser denn je. Als würde er James zeigen wollen, was er verpasste. Es funktionierte.

„Dorcas Meadowes hat mich angesprochen. Weil Black seine Patrouille tauschen will, hat sie vorgeschlagen, dass wir –“

„Was?“ James wagte nur kurz den Blick von Regulus zu nehmen, um Lily ungläubig und empört anzusehen. Regulus würde niemals ihre Patrouille aufgeben. Er war die letzten Tage nicht gekommen, weil sein Bein verletzt war. Travers hatte James das zusammen mit einigen sehr schmerzhaften Beleidigungen mitgeteilt. James war fest davon ausgegangen, dass alles wieder in Ordnung kommen würde, sobald Regulus wieder jeden Abend mit ihm verbringen musste.

„Sie hat vorgeschlagen, dass wir zusammen arbeiten können“, sagte Lily, während James dabei zusah, wie Regulus eine besonders schöne Acht um die gegnerischen Torringe flog, um den Hüter Ravenclaws im richtigen Moment zu verwirren, damit Slytherin ein Tor schießen konnte. Den Spielstand kannte James gar nicht.

„Das mein ich nicht. Niemand hat mir irgendwas gesagt“, gab James barsch zurück. Er wollte sich keine Mühe geben nett zu sein, wenn er sich nicht danach fühlte. Daran konnte auch Remus‘ böser Blick über die Schulter nichts ändern. Remus‘ Augen sagten, dass James an allem Schuld war und seine schlechte Laune deswegen nicht an anderen auslassen durfte, aber so ein Urteil durfte er sich erst erlauben, wenn er einmal in einer ähnlichen Situation gewesen war. Und Remus‘ haariges Problem einmal im Monat diente ihm perfekt als Ausrede sich niemals solchen Problemen zu stellen.

„Dorcas meinte, dass Travers mit dir geredet hat.“

James dachte kurz nach, konnte sich beim besten Willen aber nicht an die explizite Aussage erinnern, dass Regulus nie wieder mit ihm auf Patrouille gehen wollte. „Nein. Regulus hat sich verletzt. Er fällt also nur im Moment aus. In der Zeit kann ich den Vertrauensschüler-Scheiß alleine machen.“

„Wieso, um Himmels Willen, bist du so mies drauf?“, fuhr Lily ihn an.

„Weil ich versuche dieses beschissene Spiel zu sehen, okay?“ James war klar, dass sie ihm das nicht abkaufte, und leider vertrieb sein Tonfall sie auch nicht. Er hatte wegen Lily Regulus aus den Augen verloren, fand ihn am anderen Ende des Spielfelds auf der Suche nach dem Schnatz. Der Sucher der Ravenclaws war zu beschäftigt, seine Mütze beim Fliegen nicht zu verlieren und sich der Scham seiner nicht länger vorhandenen Locken stellen zu müssen, als dass er eine Gefahr darstellen würde. Das war ein sicherer Sieg für Slytherin, und auch wenn das den Pokal für Gryffindor zu einer richtigen Herausforderung machte, würde es Regulus‘ Laune anheben. Und eine gute Laune würde eine Versöhnung beschleunigen.

„James…“ Er konnte sich nicht erinnern, dass Lily schon einmal seinen Namen gesagt hatte, ohne ihn mit einer großen Portion Hass auszuspeien. „Wir sollten über das reden, was passiert ist“, sagte Lily, „und darüber, warum du nicht darüber reden willst.“ Nach einer kurzen Pause, in der Slytherin ein weiteres Tor schoss, fügte sie hinzu: „Du tust beinahe so, als hätte ich dich vergewaltigt.“

James platzte der Kragen. „Vielleicht hast du das. Du kommst einfach vorbei, mit deinem roten Haar, deinen grünen Augen und hübschen Lächeln und machst alles kaputt, was ich mir in den letzten Monaten aufgebaut habe. Das ist Scheiße. Echt Scheiße. Für mich! Es ist nicht deine Schuld, ja, seh ich ein. Es ist meine Schuld, dass ich mir von dir alles kaputt machen lassen. Ich sollte es besser wissen. Mittlerweile sollte ich es wirklich besser wissen.“ Er war so frustriert, dass er nicht aufstehen und seinen dramatischen Abgang hinlegen konnte. Der Rand der Tribüne fing ihn auf, als er erschöpft dagegen sank. Wieder suchte er nach Regulus, und er war sich sicher, dass Lily seinem Blick folgte.

Regulus stürzte dem Schnatz nach, den gegnerischen Sucher dicht auf den Fersen. Er bemerkte das, schaute sich kurz um und ließ sich zurückfallen. Mit einer schwungvollen Pirouette in der Horizontalen fegte er Lockhart von seinem Besen. Eine dicke Wollmütze flog von Lockharts kurzen blonden Stoppeln und offenbarte eine Platzwunde an der Schläfe.

James sah Regulus grinsen, trotz der Blutspritzer auf seiner Wange. Es tat ihm in der Seele weh, Regulus so zu sehen, so ganz anders und zum ersten Mal wirklich neben sich stehend. Das war nicht sein Eisklotz auf dem Besen. Das war der Junge, dem er das Herz einmal zu oft gebrochen hatte.

„Das war ein Foul“, murmelte Lily.

„Nein“, sagte James. „Nein, war’s nicht…“

Lily legte dieses Mal die Hand auf James‘ Unterarm und streichelte ihn tröstend, suchte langsam den Weg zu seiner Hand. Sie war bei seinem Handrücken angekommen, als Regulus den Schnatz fing. James zog seine Finger unter Lilys hervor.

„Ich hab noch was zu erledigen“, sagte er.

„Okay.“ Lily ließ ihn gehen. „Aber bei unserer Patrouille reden wir.“

James bezweifelte, dass es jemals dazu kommen würde.

~*~

Im Slytherin-Gemeinschaftsraum herrschte einen Bombenstimmung. James hatte sich unter seinem Tarnumhang hinter Rowle und Chambers hinein geschlichen. Er musste Regulus finden und mit ihm reden.

James schaute sich um. Hinter den hohen Fensterscheiben lag der Schwarze See. Er fühlte sich an ihr Kellerloch erinnert, dabei waren sie schon so lange nicht mehr dort gewesen.

Die Slytherins feierten ihren Sieg wie üblich. James erlebte ein Déjà-Vu. Nach dem letzten Sieg Slytherins hatte er sich auch zu Regulus geschlichen. Dass er sich letztes Mal erfolgreich entschuldigt hatte, mehr oder weniger, gab ihm jetzt Hoffnung auf eine weitere Versöhnung.

Wenn er Regulus nur finden würde…

Am Kamin stand Avery mit Travers, in der Hand hielt er Regulus zertrümmerten Besen. James schlich sich zu ihnen.

„Er hat das wirklich ernst gemeint?“, fragte Travers.

„Na ja, Black ist reich. Er kann sich schon einen neuen Besen leisten“, sagte Avery und warf den Überrest des Besens, den Sirius seinem Bruder geschenkt hatte, ins Feuer. „Hat ihm wohl nicht viel bedeutet.“

James wusste, dass dieser Besen Sirius eine ganze Menge bedeutet hatte, und ihm war klar, dass Regulus das auch wusste. Er suchte weiter nach Regulus und wurde von Snapes zartem Stimmlein angelockt.

„Black hat es mir gesagt“, zischte Snape und fuchtelte mit einem Brief, der James sehr vertraut war, vor Rosiers Nase herum.

„Warte, Severus, nochmal ganz langsam…“ Rosier grinste fies genug, um Sirius‘ Mörderblick in Askaban Gesellschaft zu leisten. „Black hat dir was gesagt?“

„Dass ich mich in Sirius Black verliebe“, rutschte es Snape raus. Er wurde schlagartig knallrot, als Rosier zu lachen anfing. James wünschte, dass er wenigstens versuchen müsste, sein Lachen zu unterdrücken. „Ich meine… Du weißt, wie ich das meine. Dieser elende Bastard führt mich an der Nase herum. Hilfst du mir, ihm das zurückzuzahlen?“

„Ach, aber ich finde, dass ihr ein hübsches Paar abgeben würdet“, sagte Rosier und musste Snapes Zauberstab ausweichen, der jetzt statt dem Brief herumgewedelt wurde. James ließ die beiden in ihrer Ecke zurück und begab sich in Richtung der Schlafsäle, als er Regulus im Gemeinschaftsraum nicht fand.

Es enttäuschte ihn, dass Regulus Snape alles verraten hatte. Er sagte sich, dass er nicht enttäuscht sein durfte, aber Regulus‘ Verhalten auf dem Quidditch-Platz, mit dem Besen und Snape gegenüber ärgerte ihn nichtsdestotrotz.

James hielt vor der Tür zu Regulus‘ Schlafsaal inne. Genau wie das letzte Mal, als er sich hier hinein geschlichen hatte, dröhnte von unten Musik und Gelächter herauf. Vielleicht war Regulus gar nicht hier. Das letzte Mal hatte er sich volllaufen lassen und am Hintern irgendeines Mädchens geklebt. So, wie er im Moment drauf war, befürchtete James Regulus in einer untypischen Situation zu ertappen – knutschend und vögelnd mit der nächstbesten Schnalle, die sich an ihn herangeschmissen hatte. Rosier hatte er zum Glück noch unten gesehen, aber ein Mädchen würde ihn nicht weniger stören.

James war kurz davor wieder umzudrehen, dann wurde ihm bewusst, dass Regulus nicht mehr sauer auf ihn sein durfte, wenn er sich selbst einen Ausrutscher leistete.

Er stieß die Tür auf.

Regulus‘ Schlafsaal war auf den ersten Blick leer, die Vorhänge von Regulus‘ Bett waren jedoch zugezogen. James schluckte hart, schloss die Tür hinter sich und bewegte sich auf die fest wie Wände stehenden Vorhänge zu. Er hörte keinen Mucks.

James‘ Hand zitterte, als er sie nach den Vorhängen ausstreckte. Kaum hatte er einen Spalt von gerade einmal einem Zentimeter geöffnet, drang das Weinen zu ihm heraus. Abgehackte Schluchzer gedämpft von dicken Stoffschichten. James lugte zwischen den Vorhängen durch. Regulus lag mit dem Rücken zu ihm, das Gesicht in etwas vergraben, das nach James‘ altem Pullover aussah. Er zitterte am ganzen Körper.

Damit hatte James nicht gerechnet. Nicht nur er hatte sich heute die Augen ausgeheult. Regulus weinte wegen ihm, wieder einmal.

James ließ die Vorhänge zufallen und verließ den Schlafsaal. Er ertrug diesen Anblick nicht. Wahrscheinlich hatte er Regulus wirklich einmal zu oft das Herz gebrochen.


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