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Unnatural Black - Verraten und verlassen

von Dr. S

Regulus wurde nach hinten gegen die Wand geschleudert und schwamm kurz darauf in der Mitte des Raumes. Er rang nach Atem, versuchte seine Lungen wieder mit Luft zu füllen. Steine bröckelten aus der Wand und fielen von der Decke. Regulus bekam einen schweren Brocken gegen die Schulter und wurde kurz unter Wasser gezogen.

„Alles okay?“ Sirius hatte ihn an der Schulter gepackt und hochgezogen. Regulus schrie vor Schmerz auf. „Ausgerenkt?“

„Lass mich.“ Regulus schubste Sirius von sich weg, bevor der auch nur einen kurzen Blick auf seine Schulter werfen konnte. „Guck nur, was du angerichtet hast.“ Das Wasser stand ihm schon fast bis zum Hals. Sein Umhang zog ihn immer wieder nach unten.

Über der Wasseroberfläche war es so staubig, dass man nur noch schlecht sehen konnte. Ein tiefer Atemzug und die Lungen brannten von dem jahrhundertealten Staub. Die Strömung war überraschend stark. Der Gang ins Schloss erzeugte einen Sog, der Regulus immer wieder herunterzog.

„Verschwinden wir.“ Sirius watete noch zwei Schritte vorwärts und musste den Rest dann schwimmen, um James zu erreichen, der friedlich an der Wasseroberfläche trieb.

„Du gibst mir erst diese Erinnerung“, schnauzte Regulus.

Sirius schaute ihn an, als hätte er den Verstand verloren. „Ich weiß nicht, wo sie ist. Sie ist runtergefallen.“

„Natürlich.“ Regulus lachte auf und verschluckte dabei dreckiges Seewasser. „Das passt dir super in den Kram, was? Du lässt eine kleine Phiole fallen, aber zwei Zauberstäbe kannst du festhalten.“

„Jetzt hör auf so eine Scheiße zu reden und komm mit“, blaffte Sirius ihn an. In seinem Gesicht war mehr Wut als Sorge zu lesen. Angst hatte er überhaupt keine. Regulus konnte ihn nicht ernst nehmen.

Er holte tief Luft und tauchte unter. Vor ihm hatte sich ein Geröllhaufen gebildet, der ihm in dem dreckigen Wasser die Sicht noch mehr erschwerte. Nach unten zu schwimmen war nicht schwer, da alles ihn sowieso in die Tiefe ziehen wollte. An der Stelle, wo eben noch James gelegen hatte, lag jetzt nur noch ein Haufen Steine. Regulus schaufelte ein paar Brocken zur Seite, entdeckte auch sofort die Schale und Phiole, die James zurückgelassen hatte. Von der Erinnerung, die Sirius gestohlen hatte, war nichts zu sehen. Regulus tauchte wieder auf.

Bis zur ausgehöhlten Decke hatte er jetzt nur noch eine Nasenlänge Raum zum Luft holen. Sirius hatte sich aus dem Staub gemacht. Das einzig Gute daran war, dass er James mitgenommen hatte.

Aufgrund der eingestürzten Decke und Aushöhlung würde das Wasser trotz der hohen Fenster nicht mehr weiter steigen können. Regulus holte also noch einmal tief Luft und stieß sich nach unten. Es war schwer den Boden zu erreichen, ohne sich von der Strömung in den Gang ziehen zu lassen. Er musste unweigerlich daran denken, wie es jetzt wohl in den Kerkern aussehen musste, dann versuchte er sich schnell wieder zu konzentrieren.

Der verschwommene Blick machte es alles andere als leicht den Boden nach einer durchsichtigen Phiole abzusuchen. Regulus sah unter so vielen Steinen wie möglich nach, bevor ihm die Luft ausging.

Keuchend und hustend brach er durch die Wasseroberfläche in den viel zu schmalen Spalt, um vernünftig Luft zu holen. Es war unsinnig hier noch weiter mit seinem Glück zu spielen, wenn Sirius ihn so offensichtlich angelogen hatte. Natürlich trug er James‘ Erinnerung ganz sicher bei sich.

Ein letztes Mal holte er Luft, bevor das Wasser ihn verschluckte. Er schwamm nach unten, wo er den Ausgang noch schwach erkennen konnte. Die Wassermassen hatten die Steinwände eingerissen. Vor dem Ausgang lag ein Haufen Steine, die nur einen halben Meter am oberen Rand freiließen. Regulus schwamm darauf zu und quetschte sich hindurch.

Das Seewasser erzeugte ein irgendwie grünliches Licht, das Regulus‘ Sicht nicht verbesserte. Er kannte den Weg zurück ins Schloss glücklicherweise im Schlaf und erwartete, dass der Wasserspiegel genauso bald wie der Sog abnehmen würde.

Regulus stutzte für einen Moment, als ihm auffiel, dass keine Strömung ihn mehr vorwärts trug. Er schwamm trotzdem weiter. Dann traf er auf etwas, das wie eine Mauer aussah. Eine Mauer direkt im Korridor auf dessen oberen Rand sich die letzten Steine zusammensetzten.

Regulus stieß vor Schreck fast die ganze Luft aus. Er presste sich an die glatte Steinwand, die ihn nicht durchlassen wollte, trat mit den Füßen dagegen und rammte seine unverletzte Schulter gegen die feste Mauer.

Wo kam die plötzlich her?

Er konnte nicht lange darüber nachdenken. Die Luft war ihm ausgegangen und er rollte sich im Wasser herum, um so schnell wie möglich zurückzuschwimmen. Das Loch in dem Geröllhaufen schien kleiner geworden zu sein. Regulus stieß sich die falsche Schulter, als er hindurchschwamm.

Mit schmerzenden Lungen fand er den Spalt, der ihm nur noch wenig Luft zu bieten hatte. Er verschluckte gefühlte Liter Seewasser, als er versuchte Luft zu holen.

Wieso hatte er nicht auf Sirius gehört?

Weil man einem verschlagenen, hinterhältigen Verräter nicht vertrauen konnte. Wahrscheinlich kam es Sirius ganz legen, wenn Regulus hier unten ertrinken würde. Aber den Gefallen würde er seinem Bruder nicht tun.

Regulus tauchte noch einmal ab und auf die zerbrochenen Fenster zu. Das Wasser hatte jede kleine Scherbe aus dem Rahmen gerissen. Regulus konnte sich hindurchzwängen, ohne eine Schnittwunde davon zu tragen.

Er schaute sich um. Nicht weit entfernt tanzten zahllose meterdicke Algen im Wasser, verhedderten sich ineinander und versperrten den Weg geradeaus. Regulus schwamm vorwärts unter einem Vorsprung hervor. Er konnte nur noch einen Arm benutzen. Seine Schulter fühlte sich taub an.

Regulus orientierte sich nach oben. Die Oberfläche war nicht zu erkennen. Es war dunkel draußen, die Sonne schickte ihm nicht den kleinsten Strahl zur Orientierung. Nach oben zu schwimmen war aber nicht so schwer, dass er Hilfe brauchen würde. Er war ein guter Schwimmer. Auch mit einem Arm würde er niemals ertrinken.

Sein schwerer Umhang wollte ihm unbedingt das Gegenteil beweisen. Er zog und zerrte, als wäre er lebendig geworden. Dann schlang er sich um seinen Knöchel. Regulus schaute nach unten.

Ein kleines Vieh hatte ihn gepackt. Es bleckte seine spitzen Zähne und wickelte lange Finger um Regulus‘ Bein. Sein Griff war unglaublich fest und zog Regulus leicht mit nur einem Ruck gut einen Meter nach unten.

Ein Grindeloh. Das würde er hinkriegen. Regulus schüttelte das Bein, an dem der Grindeloh sich festgeklammert hatte, und trat mit dem anderen Fuß nach dem riesigen Schädel.

Im Hintergrund bewegte sich ein dunkler Schatten auf ihn zu, der sich bei genauerem Hinsehen als viele kleine Schatten herausstellte. Viele Grindelohs. Regulus entfuhr eine panische Luftblase. Das würde er nicht hinkriegen.

Er bückte sich nach dem Grindeloh an seinem Bein und griff nach den langen Fingern. Mit einem beherzten Ruck brach er sie. Der Grindeloh verzog das Gesicht zu einer gequälten Grimasse und stieß einen stummen Schrei aus. Er trieb an der Schwelle zur Ohnmacht davon.

Regulus schwang sich mit beiden Armen und Beinen aufwärts. Der stechende Schmerz in Fuß und Schulter lenkte ihn wenigstens von seiner leeren Lunge ab.

Regulus konnte die Wasseroberfläche schon spüren, als er erneut nach unten gezogen wurde. Diesmal nicht nur mit Fingern, sondern auch Zähnen. Er verlor den letzten Rest Luft, als er reflexartig aufschrie. Es fühlte sich an, als würden die Spitzen Zähne Splitter seines Knochens herausbeißen.

Ein halbes Dutzend Grindelohs hatte ihn eingeholt und an seine Beine geklammert. Grinsend versuchten sie ihn nach unten zu ziehen. Regulus schüttelte seinen Umhang ab und hatte Glück, dass der dunkle Stoff wie ein Netz auf die Grindelohs fiel, sie einwickelte und von ihm ablenkte.

Er schwamm das letzte Stück und konnte endlich auftauchen, hustete das Wasser aus seiner Lunge. Vor ihm erhob sich der Umriss einer steilen Klippe in der Dunkelheit. Es war der Weg, den er tagtäglich bei seiner Patrouille ging. Regulus sah das Licht beim Bootshaus und auf der anderen Seite das Ufer in der Nähe der Hütte des Wildhüters. Er steuerte darauf zu.

Bei jedem Zug hatte er das Gefühl, dass ihn gleich wieder jemand packen und herunterziehen würde. Als er sich ohne weitere Unterbrechungen ans Ufer zog, konnte er sein Glück kaum fassen. Nass bis auf die Haut wandte er sich dem See zu, ein mulmiges Gefühl in der Magengegend, das er sich in Anbetracht des sicheren Ufers nicht erklären konnte.

Er zitterte. Es war eiskalt, er hatte seinen Umhang verloren und seine Hose war am rechten Bein abgerissen. Tiefe Schnitten gruben sich in seine Haut. Sie bluteten so stark, dass Regulus nicht erkennen konnte, wie tief sie wirklich waren. Seine Schulter pochte wieder.

Regulus wischte sich das Haar aus der Stirn, dann wandte er sich dem Schloss zu. Es sah aus, als würde ein Licht auf ihn zu kommen. Erschöpft schleppte er sich den Abhang nach oben. Die heruntergekommene Hütte des Wildhüters wirkte kurzzeitig verlockend gemütlich, aber es schien niemand da zu sein, als er durch das Fenster lugte.

Regulus schlurfte weiter in Richtung Schloss.

„Regulus?!“ Sirius‘ Stimme bildete er sich bestimmt ein. Die Gestalt, die auf ihn zu rannte, hatte leider merkwürdig große Ähnlichkeit mit seinem Bruder. „Regulus, bist du okay?!“ Sirius schlitterte den Abhang herunter, stolperte über einen Stein und fiel genau auf sein Gesicht.

Regulus hoffte, dass das wehgetan hatte.

Im Licht von Sirius‘ Zauberstab konnte Regulus erkennen, dass sein Bruder blutete. Seine Lippe, dort wo Regulus ihn geschlagen hatte, und sein weißes Hemd war an der Seite von Blut durchtränkt, ganz so, als hätte man Farbe nach ihm geworfen. Schwerfällig rappelte Sirius sich auf und stürzte dann überraschend flink auf Regulus zu.

„Alles okay? Sie haben den Gang verschlossen. Ich bin so schnell gekommen, wie ich –“

„Du hast mich zurückgelassen.“ Regulus‘ Stimme war kaum mehr als ein heiseres Raspeln. „Du hättest mich da unten sterben lassen. Deinen eigenen Bruder.“

„Reggie, nein, ich –“

„Halt den Mund!“ Regulus schlug Sirius‘ Hände weg, die immer wieder nach ihm greifen wollte. Eine streckte er abwartend aus. „Gib mir meinen Zauberstab.“

„Aber –“

„Gib mir meinen Zauberstab!“

Sirius händigte ihm widerwillig das Stück Holz aus und kniff die Augen zusammen, als rechnete er fest damit, Regulus würde ihm seine verdiente Strafe gleich hier und jetzt geben.

„Sprich mich nie wieder an“, sagte Regulus und steckte den Zauberstab weg. Er setzte seinen Weg humpelnd fort.

„Ich wollte doch –“

Regulus fuhr herum. „Wenn du diesen Satz beendest, dann werde ich allen erzählen, wie weit du gegangen bist, um Snape fast umzubringen. Da hast du einen deiner besten Freunde verraten, Sirius, und jetzt deinen eigenen Bruder. Wie tief willst du eigentlich noch sinken?“

Er bekam keine Antwort darauf und konnte seinen Weg endlich ungestört fortsetzen.

~*~

James öffnete die Augen und wollte um eine Ecke gehen. Aber da war keine Ecke. Da war nur die Decke des Krankenflügels über ihm. Er fühlte sich schwammig, als hätte jemand sein Gehirn mit Rühreiern verwechselt.

„James? Bist du okay?“ Remus‘ Gesicht schob sich in sein Blickfeld, dicht gefolgt von Peters. James setzte sich auf und entdeckte auch Sirius. Er saß neben dem Bett und hatte ein gequältes Lächeln aufgesetzt. Er trug kein Hemd, dafür einen dicken Verband um den Torso. An der rechten Seite schimmerte ein fünf Zentimeter langer Streifen Blut durch.

„Was ist passiert?“ James deutete auf Sirius‘ Verletzung und fragte sich zuerst gar nicht, warum er im Krankenflügel lag. Er konnte sich nur noch daran erinnern, dass er um eine Ecke hatte gehen wollen. Eine Ecke, die er bis auf den kleinsten Kratzer im Mörtel vor sich sah, aber nicht zuordnen konnte.

„Der Kerker wurde überschwemmt“, sagte Peter und grinste breit. „Die Slytherins sind abgehauen, wie Ratten von einem sinkenden Schiff. Sie haben auch genauso gequiekt.“

„Keine Sorge, sie haben das Loch sofort gestopft.“ Remus glotzte etwas auffällig auf James‘ Stirn. „Du hast dir dabei den Kopf angeschlagen. Sirius hatte das typische Black-Glück. Er wurde gegen eine Rüstung gespült.“

„Gegen das Schwert einer Rüstung“, ergänzte Peter. Sie glucksten beide.

Sirius hatte nicht einmal ein gekünsteltes Lachen für ihre Schadenfreude übrig. Er betrachtete abwesend eine Falte in James‘ Bettdecke. So deprimiert hatte James ihn nicht mehr gesehen, seit sein Onkel gestorben war.

„Scheiße, es geht Regulus doch gut, oder?“ James wollte sofort aufstehen, aber Remus drückte ihn an den Schultern zurück auf die Matratze. Der Krankenflügel war voller, als James es jemals gesehen hatte. Überall hingen schniefende Slytherins herum, zitterten und niesten, kauerten sich zu zweit unter viel zu kleine Decken. Es wäre ein trauriger Anblick gewesen, wenn jedes andere Haus in dieser Situation gewesen wäre.

„Er ist da drüben, James, und keine Sorge, es geht ihm gut.“

James folgte Remus‘ Blick und atmete erleichtert auf, als Regulus in der hintersten Ecke des Krankenflügels von einem Großteil seines Teams umringt wurde. Es schien ihn schlimm genug erwischt zu haben, dass er ein eigenes Bett bekam. James versuchte noch einmal aufzustehen.

„Vielleicht solltest du dich lieber hinlegen“, sagte Remus und schob ihn viel zu sanft zurück auf die Matratze. James saß sofort wieder aufrecht. „Du hast ganz schön was abgekriegt. Du kannst dich ja nicht einmal richtig erinnern.“

„Ich kann mich an gar nichts erinnern.“ Das hätte er lieber nicht gesagt. Remus sah ihn an, als würde er im Sterben liegen, Sirius sah aus, als wäre er schon gestorben, und Peter starrte durch ihn durch, als wäre er ein unsichtbarer Geist.

„Madam Pomfrey sollte sich das nochmal ansehen.“ Remus schaute sich um und erschreckte sich genauso wie die anderen – außer Sirius – über die Frau direkt hinter ihm. James hatte Professor McGonagall auch nicht kommen sehen, so fokussiert war er auf Regulus gewesen.

„Ich sehe, Sie und Black sind verletzt, Potter, aber denken Sie nicht einmal eine Sekunde lang, ich würde Sie deswegen nicht verdächtigen“, sagte McGonagall mit bedrohlich eng zusammengezogenen Augenbrauen. „Ich erwarte von Ihnen beiden, dass Sie sich morgen freiwillig melden, um den Kerker wieder trocken zu legen. Ansonsten finde ich eine Möglichkeit, dass Sie die nächsten Monate keinen klitzekleinen Grund mehr zum Lachen haben.“

James öffnete empört den Mund, aber McGonagall wollte nicht hören, was er zu sagen hatte, und wandte sich an Sirius.

„Ziehen Sie sich gefälligst ein Hemd an, Black.“

Sirius schwieg, griff das weiße Bündel in seinem Schoß und schüttelte es aus. Sein Hemd war nur noch ein blutbefleckter Fetzen. Madam Pomfrey musste es ihm abgerissen haben – aber dann würde Sirius darüber einen zweideutigen Kommentar machen.

McGonagall wandte sich widerwillig zum Gehen. „Da kann man wohl nichts machen.“

James konnte ihr keinen bösen Blick hinterherschicken. Sirius‘ Ausdruck und seine gekrümmte Haltung machten ihm Sorgen. In Anbetracht der vielen Slytherins um sie herum wollte er ihn aber lieber später fragen, was los war.

„Willst du dich lieber hinlegen?“, fragte James, immerhin schien Sirius schwerer verletzt zu sein.

Sirius schüttelte den Kopf.

James tauschte besorgte Blicke mit Remus und Peter, Letzterer zuckte nur die Achseln.

„Sirius.“ Remus räusperte sich und lächelte, als er fortfuhr: „Willst du James nicht erläutern, wieso du von dem Schwert aufgespießt wurdest? Weil du ihn selbstlos und heroisch aus dem Wasser gerettet hast?“

James war gleichzeitig geschockt und gerührt und schaute Sirius dementsprechend dämlich an. „Du hast mir das Leben gerettet?“

Sirius sah sauer aus. Er funkelte Remus an und vermied jeden Blick in James‘ Richtung. „Ich geh mir besser ein Hemd besorgen“, sagte er, stand auf und zog den blutigen Fetzen über. Remus versuchte noch ihn aufzuhalten, aber Sirius flog trotz Verletzung schnell wie ein Schnatz aus dem Krankenflügel.

„Was hat er denn?“, fragte Peter.

James wüsste das auch gerne. Normalerweise wusste er sofort, was seinen besten Freund bedrückte und jetzt konnte er sich keinen Reim darauf machen. Vielleicht hatte er doch mehr abgekriegt, als er wahrhaben wollte.

Er schaute zu Regulus rüber. Der Kreis seiner Teamkameraden löste sich allmählich auf. James hatte freien Blick auf einen schlafenden Regulus. Sein rechtes Bein lag über der Bettdecke, dick einbandagiert. Wieso war er verletzt? Niemand sonst hatte mehr als ein paar Schnittwunden abbekommen, und Regulus hatte sich fast das Bein abreißen lassen.

Sirius war auch schwerer verletzt. Vielleicht hatte das miteinander zu tun? Hatten sie sich wiedermal gestritten?

„Ach, es war so ein schöner Tag“, murmelte James frustriert.

„Ja“, seufzte Peter und starrte weiter verträumt durch James hindurch.

„Ähm…“ James wollte gar nicht erst anfangen, sich für Peters Tag zu interessieren. „Ich würd gern ein bisschen schlafen.“

Remus nickte ihm zu und schaffte Peter aus dem Krankenflügel. Es war dunkel genug, um noch mitten in der Nacht zu sein. James legte sich also hin, drehte sich auf die Seite und schaute zu Regulus rüber.

Er wusste nicht, wie lange er so in die Dunkelheit starrte. Irgendwann wurde das Schniefen leiser, die Zähne klapperten nicht mehr, und viele Slytherins verließen den Krankenflügel sogar wieder in der Hoffnung, dass ihre Betten nicht weggeschwemmt worden waren. Als es leerer und ruhiger geworden war, setzte James sich wieder auf. Ihm war nicht schwindelig, trotzdem fühlte sein Kopf sich immer noch wie durchgeschüttelt an.

Er schlich sich rüber zu Regulus‘ Bett und zog sicherheitshalber die Trennwand vor.

„Reg?“ James stellte erschrocken fest, dass Regulus aus der Nähe betrachtet schlimm aussah. Er war aschfahl und sein Haar wellte sich in zerzausten Strähnen. Eine Alge hing in diesem Chaos. James zog sie vorsichtig heraus.

Regulus schlug die Augen auf, so plötzlich, dass James erstarrte. Dann lächelte Regulus. James warf die Alge auf den Boden und setzte sich an Regulus‘ Bettkante, sodass er einen Arm um ihn legen konnte.

„Ich wollt dich nicht wecken“, flüsterte er. „Geht’s dir gut? Was ist mit deinem Bein passiert?“

„Grindeloh.“ Regulus kuschelte sich an James‘ Seite. Es schien ihm egal zu sein, dass direkt gegenüber ein kleines Mädchen schlief.

James suchte nach mehr Algen in Regulus‘ Haaren. Wieso waren Algen in seinen Haaren? Wieso legte er sich mit Grindelohs an? Wieso konnte James sich darauf keinen Reim machen?

„James… ich… du weißt, dass ich dich liebe, oder?“

So ließ James sich gerne aus seinen Gedanken reißen. Er strich das Strähnenwirrwarr aus Regulus‘ Stirn, um sie zu küssen. Und weil er gerade in der Nähe war, platzierte er noch einen Kuss auf Regulus‘ Mund.

„Ich liebe dich mehr“, sagte er und hatte Regulus so eigentlich nicht einen seiner seltenen Lacher entlocken wollen. Heute war Regulus allerdings so gut drauf, dass James ihm verzieh, und leider wurde er auch viel zu schnell wieder ernst.

„Erinnerst du dich an unseren letzten Moment im Kellerloch?“

Und wie James sich daran erinnerte, dass er aus Versehen Lilys Namen gesagt hatte. Glücklicherweise hatte er sich da gekonnt rausgeredet.

„Äh… Vor den Weihnachtsferien, nicht?“

Regulus seufzte. „James… Wenn ich dir sage, dass wir heute in unserem Kellerloch waren, als es überflutet wurde, und dass wir herausgefunden haben, dass Sirius diese Nachrichten geschrieben hat, und dass er deswegen dein Gedächtnis gelöscht hat, was würdest du dann sagen?“

Zuerst wollte James sagen, dass Regulus sich dringend ausschlafen musste. Aber mit jedem Wort zitterte seine Stimme deutlicher, bei seinem Flüsterton nur ganz schwer herauszuhören. Und so wie Sirius sich benommen hatte, musste da doch irgendetwas dran sein. Ein klitzekleiner Funken Wahrheit.

„Sirius würde das nie tun“, sagte James in der Hoffnung, dass Regulus ihm dann endlich erzählen würde, was ihm auf dem Herzen lag.

„Wieso glaubst du mir nicht?“, fragte Regulus.

„Weil… weil das absurd ist. Sirius ist mein bester Freund. Er ist wie ein Bruder für mich. Ich würde ihm mein Leben anvertrauen.“ James sah ganz deutlich, dass Regulus die Augen verdrehte. Er ließ ihn los. „Er hat sogar mein Leben gerettet und sich dafür aufspießen lassen.“

„Pscht.“ Regulus presste den Zeigefinger auf James‘ Lippen, als er den Flüsterton nicht mehr durchhalten konnte. „Wenn du mir einfach vertrauen würdest – wenn – James.“

James wischte Regulus‘ Hand weg, schlug ihm sogar gegen die Hand, als Regulus nach ihm greifen wollte. Seine Grobheit schockierte ihn genauso, wie Regulus.

„Entschuldige“, sagte James trocken. Er wollte sich gar nicht entschuldigen. „Schlaf jetzt einfach und dann reden wir da nie wieder drüber.“

Regulus sah verletzter aus, als James erwartet hätte. Tränen glitzerten auf der stahlharten Oberfläche seiner so hübschen Augen. James hatte prompt ein schlechtes Gewissen und fing sogar an zu glauben, dass doch etwas an Regulus‘ Behauptung dran sein konnte. Eben dieser klitzekleine Funken Wahrheit.

„Hör zu, ich –“

„Nein, ich versteh schon.“ Regulus schob James zur Seite und zog sein Bein aus dem Bett. Er stand wackelig auf.

„Was soll das werden?“

„Ich gehe.“ Regulus humpelte eher. Jeder Schritt sah aus, als wäre es sein letzter. „Dann kann ich in meinem Bett schlafen. In meinem Schlafsaal gibt es drei andere Menschen, die mir mehr vertrauen und nicht einmal behaupten, sie seien in mich verliebt.“

„Regulus.“ James ließ sich seufzend nach hinten auf das Bett fallen, als ihm keinerlei Beachtung geschenkt wurde. Wieso mussten Blacks nur so einen Hang zur Dramatik haben? Und gleich alle beide. Das durfte er sich nicht gefallen lassen.

James sprang auf und sauste Regulus hinterher, als hätte eine Sprungfeder ihm Schwung mitgegeben. Und weil er kein verletztes Bein hatte, holte er Regulus vor der nächsten Ecke ein.

„Warte gefälligst.“ Als er Regulus am Arm packte, zischte der heftig auf. James ließ ihn nicht los. „Wir wollen das nicht mehr machen. Wir wollen miteinander reden. Also… was ist los?“

„Meine Schulter tut weh.“

James lockerte seinen Griff, fasste Regulus dafür aber an der anderen Schulter. Seinetwegen könnte Filch jetzt vorbeikommen und er würde nicht weglaufen. Mit dem Chaos in den Kerkern hatten die Lehrer wohl auch andere Sorgen, als mitten in der Nacht in den Gängen herumzustreifen.

„Ich hab dir gesagt, was los ist.“ Regulus stolperte nach hinten und lehnte sich gegen die Wand. Das verletzte Bein stützte er schräg gegen die Mauer ab. „Dein bester Freund hat mich in einem einstürzenden Kellerloch zurückgelassen. Ich wäre fast ertrunken. Und mein Freund glaubt, ich hätte es mir ausgedacht. Kennst du mich so schlecht, James?“

Regulus konnte immer wieder binnen einer Sekunde das Gefühl in James erzeugen, er wäre das größte Arschloch auf Erden.

„Ich kenne Sirius“, sagte James. „Ich weiß, dass er so etwas nie tun würde. Er liebt dich doch. Er wäre für dich, wegen uns zurück zu euren grässlichen Eltern gegangen.“

„Hatte er vielleicht ein schlechtes Gewissen?“ Regulus musste aufhören so logisch zu sein. „Hat er dir damals bei dem Vorfall mit der Peitschenden Weide keinen Grund gegeben, ihm nicht zu vertrauen? Hat er dir nicht ständig gesagt, wie schlecht du für mich bist?“

„Hör bitte auf damit.“

„Er hatte nie einen freundlichen Blick für uns übrig. Er –“

„Regulus, bitte.“ James umfasste Regulus‘ Gesicht, hoffte so sehr, dass er die beiden Kiefer einfach zusammenpressen könnte. „Hör auf.“

„Er wollte nie, dass wir zusammen sind.“

James schloss die Augen. Er konnte Regulus nicht ansehen, während er solche Dinge sagte. Er wollte es auch gar nicht. Er wollte nichts davon hören.

Regulus umklammerte James‘ Handgelenke, suchte den Weg zu seinen Händen und zwischen seine Finger. „Schau mich an und sag mir, dass du deinen verräterischen Freund über mich stellst. Dann… dann will ich vielleicht nicht mehr mit dir zusammen sein.“

James öffnete zögerlich die Augen. Keine fünf Zentimeter von ihm entfernt traf er auf den flehentlichsten Blick, den er je bei Regulus gesehen hatte. Er war so hübsch, der Glanz in seinen Augen würde den Stern verblassen lassen, nachdem er benannt war. James fuhr Regulus über die Wange, berührte mit den Fingerspitzen hauchzart seine weiche Haut, und beugte sich zu seinen perfekten Lippen vor.

„Wenn du das ernst meinst“, sagte James, „dann will ich vielleicht nicht mehr mit dir zusammen sein.“

Er küsste Regulus dann, drückte ihm einen langen, intensiven Kuss auf, der nicht unerwidert blieb. In jede Bewegung seiner Lippen und Zunge legte er alles, seine Gefühle für Regulus, seinen Ärger über diese Anschuldigen, und die verzweifelte Angst, dass es ihr letzter Kuss sein könnte.

Und so leidenschaftlich, wie Regulus ihn küsste, konnte er gar nicht aufgeben wollen, was zwischen ihnen war – vor allem nicht, wegen einer kleinen Streiterei mit seinem Bruder.


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