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Fanfiction

Unnatural Black - Briefe

von Dr. S

Der Zaubertrank-Unterricht hatte heute diverse geschmolzene Kessel und einen schockgefrorenen Regulus Black hinterlassen. Als hätte er den falschen Zauber abgekriegt, starrte er auf die Note seines Essays. Mies. Noch nie in seinem Leben hatte er ein Mies kassiert. Seine Eltern würden ihn umbringen.

„Ah, Regulus, mein Junge, ich wollte sowieso mit Ihnen reden.“ Professor Slughorn setzte sich zu ihm, als der Rest der leicht angesengten Klasse den Raum verlassen hatte. „Was war das denn?“ Er tippte auf die Pergamentrolle, die sich von alleine zusammengerollt hatte, weil Regulus sie nicht anfassen wollte.

Er zuckte die Schultern. Er wusste es nicht. Er hatte in den Ferien nichts so geübt, wie Tränke brauen. Eigentlich konnte er den Trunk des Friedens im Schlaf brauen, sogar den Trank der lebenden Toten bekam er ohne Probleme hin, obwohl das Stoff für die sechste Klasse war. Jetzt hatte er heute nicht nur ein Loch in seinen Kessel geschmolzen, sondern einen einfachen Aufsatz in den Sand gesetzt.

Er war ein Versager.

„Sie sehen müde aus“, sagte Slughorn, der ihn besorgt musterte. „Geht es Ihnen gut?“

Regulus nickte. Er traute sich nicht den Mund zu öffnen und Slughorn am Ende eine zitternde Stimme zu präsentieren. Er konnte nicht zeigen, dass ihm eine vermasselte Arbeit derartig zusetzte.

„Vielleicht übernehmen Sie sich?“ Slughorn versuchte ihn mit dieser vorsichtigen Fragerei aus der Reserve zu locken, aber Regulus konnte sein Herz wieder herunterschlucken, wenn es versuchte sich auf seine Zunge zu setzen.

„Ich weiß, dass es im Moment nicht einfach für Sie ist“, näherte Slughorn sich endlich dem Thema, das er wirklich ansprechen wollte. „Ihr Bruder wurde verstoßen, ihr Onkel ist gestorben; das setzt Ihnen zu. Ganz verständlich, mein Junge. Dann ist da noch die Quidditch-Mannschaft und Ihr Amt als Vertrauensschüler. Sicher ein bisschen viel. Aber das hier ist Ihr ZAG-Jahr. Ihre Zukunft hängt mehr denn je von Ihren schulischen Leistungen ab.“

Regulus bezweifelte, dass schlechte Noten ihn aus dem Stammbaum brennen würden. Trotzdem kratzte das an seinem Stolz. Er wich Slughorns Blick aus und widmete sich dem niederschmetternden Anblicks seines dampfenden Kessels. Die zementharte Masse darin hätte fast seinen Zauberstab verschluckt.

„Regulus, Ihr Vater hat mir eine Eule geschickt. Er hat Ihre Erlaubnis, nach Hogsmeade gehen zu dürfen, zurückgezogen. Das wissen Sie, oder?“

Regulus nickte. Sein Vater hatte ihm das schon am Anfang der Weihnachtsferien angedroht, aber wirklich ernst gemeint hatte er es erst, nachdem Regulus sich diesen Ausrutscher an Sylvester geleistet hatte.

„Gibt es irgendetwas, das Sie mir sagen wollen?“, fragte Slughorn mit samtigweicher Stimme, und als wäre das nicht schon einfühlsam genug, tätschelte er Regulus‘ Arm. „Ich bin Ihr Hauslehrer. Das ist nicht nur ein Titel. Sie können zu mir kommen, wenn –“

„Es geht mir gut.“ Regulus stand auf und wollte die Sauerei wegmachen, die er fabriziert hatte. Slughorn hielt an seinem Arm fest.

„Ich mach das schon. Gehen Sie sich ausruhen“, sagte Slughorn, als würde Regulus kurz vor einem Nervenzusammenbruch stehen. Dem mitleidigen Blick setzte er mit eisiger Kälte entgegen, schnappte sich seine Pergamentrollen, stopfte sie in die Tasche und verließ den Klassenraum.

Es war kalt in den Kerkern, noch mehr, als in dem sonst schon schlecht beheizten Schloss. Regulus hatte sich selten so unwohl in den alten Gemäuern gefühlt. Er wollte so schnell wie möglich weg von Professor Slughorn, wollte aber nicht in die wärmeren Stockwerke, wo er mitansehen musste, wie James sich prima ohne ihn amüsierte. Es schien ihm sogar besser zu gehen. Er war fröhlich, ausgelassen und sah besser denn je aus.

Regulus wollte doch in die wärmeren Stockwerke. Er wollte James suchen und sich bei ihm ausweinen. Wortwörtlich.

Stattdessen trottete er zurück zu seinem Gemeinschaftsraum, wo er sich an seine Hausaufgaben setzen musste. Man gab ihnen tatsächlich unsagbar viele Aufgaben auf. Als hätte er sonst nichts zu tun und den ganzen Tag Zeit für ein Fach in der Bibliothek zu recherchieren. Er war Vertrauensschüler. Die Meetings, Patrouillen und Extraaufgaben raubten ihm den ganzen Abend und drei Nachmittage die Woche gingen für das Quidditch-Training drauf. Aber trotzdem sollte das zu schaffen sein.

Regulus betrat den Gemeinschaftsraum mit dem Vorhaben sich nicht mehr von nervigen Familienangelegenheiten und so etwas wie Liebeskummer ablenken zu lassen.

„Black? Hier ist eine Eule für dich.“ Travers saß in einem Sessel beim Kamin und ließ besagte Eule auf seiner Rückenlehne herumtänzeln. Er beachtete sie kaum, sondern sortierte irgendwelche Zettelchen. Regulus war froh um die geringe Aufmerksamkeit, die seine verspätete Eule deswegen bekam.

Der alte Waldkauz kam ihm nicht bekannt vor, genauso wenig die Handschrift auf dem Brief, den er entfaltete. Regulus sah zuerst auf die Unterschrift am Ende des Briefes.

„Bellatrix?“ Stirnrunzelnd setzte er sich auf die Couch und begann zu lesen.

Bellatrix war seine Cousine, schrieb ihm aber nie. Sie hegte keinerlei Interesse sich mit einem kleinen Kind zu beschäftigen, und Regulus wollte auch keine Zeit mit ihr verbringen. Sie war ihm unheimlich. Ihr ungebändigtes schwarzes Haar, das heftige Temperament und ihre Angewohnheit sich in die merkwürdigsten Dinge hineinzusteigern hatten ihm als kleines Kind Alpträume beschert.

Sie schrieb weniger leidenschaftlich, als sie sprach. Die kühlen Worte verletzten Regulus dafür umso mehr.

…mit einem Schlammblut abgibst… Schande für die Familie… schlimmer, als dein Bruder…

Regulus knüllte den Brief zusammen, bevor er mehr als ein paar Schlagwörter gelesen hatte. Bellatrix glaubte, er würde sich mit einer muggelgeborenen Hexe eingelassen haben? Wo konnte sie so einen Unsinn herhaben?

Er sah noch einmal nach, ganz vorsichtig nur, aber von James war in keiner Weise die Rede. Orion konnte ihr gegenüber also nichts erwähnt haben, aber wie kam sie dann auf diese Idee?

Regulus scheuchte die Eule weg und sprang auf. Er steuerte auf die Schlafsäle zu.

„Black? Was ist denn?“ Travers rief zwar nach ihm, aber er kam ihm nicht nach. Regulus hielt es sowieso für besser, wenn nicht jeder seiner Bekannten den nächsten Ausbruch mitbekommen würde.

Beim Schlafsaal der Sechstklässler hielt er inne, allerdings nur einen Moment. Er atmete tief durch und versuchte noch ein vergebliches Mal einen Korken auf den Vulkan in seinem Inneren zu stopfen. Dann stieß er die Tür auf und platzte in den Schlafsaal.

„Rosier?“ Blitzschnell suchte er die fünf Betten nach Evan Rosier ab. Auf einem Bett saß jemand, den er nur vom Sehen kannte, und stopfte sich mit Süßigkeiten voll. Gleich daneben hockten Avery und Rosier und bauten ein Haus aus explodierenden Karten.

„Äh…“ Rosier deutete ganz verstört auf sich, als würde er sich seinen Schlafsaal noch mit vier anderen Rosiers teilen.

Regulus nickte dem dicklichen Jungen mit den Süßigkeiten zu. „Raus hier“, sagte er und war selbst ein wenig überrascht, wie hastig er den Ballast loswurde. Avery, seinem Kapitän, gegenüber traute er sich so einen Tonfall nicht zu, aber der beste Freund der Autoritätsperson konnte sich auf etwas gefasst machen.

„Hast du meiner Cousine Bellatrix geschrieben?“

Rosier zuckte vor dem Brief zurück, den Regulus ihm vor sein Gesicht hielt. „Sie ist auch meine Cousine.“

„Aber das gibt dir nicht das Recht, dich in meine Angelegenheiten einzumischen. Und vor allen Dingen tratschst du keine peinlichen Gerüchte herum, die sich dein Kollege aus Langeweile ausgedacht hat.“

„Hey.“ Avery fühlte sich angegriffen und wollte aufstehen, schmiss dabei den Kartenstapel um und brachte alles zum Explodieren. Er quietschte erschrocken, als sein Umhang Feuer fing.

Rosier ließ seinen Freund mit dem Feuer allein und stand von dem ebenfalls angesengten Bettlaken auf. „Ich hab keine Ahnung, wovon du redest.“

Regulus nahm den Brief herunter. „Lily Evans. Du hast Bellatrix auf die Nase gebunden, dass ich was für sie empfinden würde – wohlwissend, dass sie komplett ausflippen würde.“

„Ich hab nur… Ich hab… Mann, jetzt reg dich nicht so auf. Es ist deine eigene Schuld, wenn du dir so eine aussuchst“, fuhr Rosier ihn an und wandte sich dann ab, als hätte er irgendeinen Grund beleidigt zu sein. „Du solltest froh sein, dass wir in modernen Zeiten leben. Vor ein paar Jahren hätte man dich für einen Blick in ihre Richtung mit dem Todesfluch beschossen.“

„Dann weiß ich ja, was du dir für mich wünschst“, sagte Regulus.

Rosier schnaubte ihn über die Schulter an. „Mach dich nicht lächerlich. Ich mag dich, Black. Deswegen –“

Avery konnte sich ein aufreizendes Pfeifen nicht verkneifen.

„Halt’s Maul, Alter“, blaffte Rosier ihn an, das Gesicht wütend verzerrt. Regulus ließ sich von diesem Ausdruck nicht abschrecken.

„Es ist mir egal, ob du einen verfluchten Bruderkomplex hast, Rosier. Verlierst du noch ein falsches Wort über mich zu irgendwem, dann werde ich dafür sorgen, dass die ganze Schuld bald nur noch davon spricht, wie scharf du auf meinen Arsch bist.“ Regulus hob herausfordernd das Kinn, falls Rosier noch irgendwelche Zweifel an dieser Drohung hatte. Dem Rotton seiner Wangen nach war dem aber nicht so.

„Halt’s Maul“, zischte Rosier wieder Avery zu, der in seine Faust kicherte. „Ich wollte doch nur –“

„Ich hab keine Zeit für so einen Kinderkram“, sagte Regulus und deswegen knallte er nicht einmal die Tür zu, als er seelenruhig aus dem Schlafsaal ging.

Er fühlte sich ein wenig besser. Den ganzen Frust einmal rauszulassen hatte gut getan, und Rosier war selbst schuld, dass er diesen doch recht vulgären Ausbruch abbekommen hatte.

Regulus setzte sich wieder zu Travers. Der schaute ihn an, als hätte er jedes Wort aus dem Schlafsaal mitgehört.

„Ich hab nur deine Stimme gehört“, sagte Travers, als würde er auch noch Regulus‘ Gedanken lesen können. „Stress mit dem Kapitän?“

„Rosier“, korrigierte Regulus, winkte aber gleich ab und knallte seinen Brief dabei auf den Tisch. „Ich hab’s geklärt. Der Kerl wird sich nicht mehr in meine Angelegenheiten einmischen.“

„Hoffentlich“, kam Snapes ölige Stimme von links. Regulus hatte gar nicht gemerkt, dass jemand neben ihm auf der Couch saß. „Es geht einem schrecklich auf die Nerven, dass er über nichts anderes als dich reden kann.“

Regulus hob eine Augenbraue.

„Das hättest du wohl nicht verraten sollen“, gluckste Travers.

Snape schien das nicht zu interessieren. Er zuckte die Schultern und starrte, anstatt in sein Buch hinein, Regulus an. Früher oder später würde das jedem unangenehm werden.

„Da du nichts mehr hinzuzufügen hast…“

Regulus hatte nicht einmal gewusst, dass Snape auf eine Antwort wartete.

„Professor Slughorn hat mich angesprochen. Du hast Probleme in Zaubertränke?“ Snape konnte sich einen Hauch Spott nicht verkneifen, und genau wegen so etwas verriet Regulus ihm nicht, dass James Potter ihm einen Liebesbrief geschrieben hatte.

„Du hast Probleme in Zaubertränke?“, mischte Travers sich auch noch ein. Seine Zettelchen interessierten ihn plötzlich gar nicht mehr. „Wieso hast du nichts gesagt? Ich hätte dir meine Aufzeichnungen gegeben, oder sowas.“

Snapes Augen huschten von Regulus zu Travers und wieder zurück, während sein Kopf sich keinen Millimeter bewegte.

„Ich habe keine Probleme, sondern nur einen schlechten Monat“, gab Regulus widerwillig zu.

„Damit es kein schlechtes Jahr wird, hat Professor Slughorn mich gebeten dir zu helfen“, sagte Snape und zog die Wörter dabei unnötig in die Länge, um sie genüsslich auszukosten. „Da du dich neulich als durchaus nützlich erwiesen hast, bin ich dieser Vorstellung nicht vollständig abgeneigt. Wenn du also deine Sachen herausholen würdest…“

Regulus lehnte sich zurück gegen die Armlehne. Er hatte nicht vor sich von Snape helfen zu lassen. Er würde sich von niemandem bei etwas helfen lassen, das er eigentlich beherrschte.

„Dann war der Brief also wirklich kein Scherz meines Bruders?“, lenkte Regulus das Gespräch auf ein anderes Thema. „Hast du zurückgeschrieben?“

„Ich wüsste nicht, was es dich angeht, Black, aber ja, ich habe mir erlaubt ein paar Zeilen zu schreiben.“

Regulus ließ sich nicht anmerken, dass er kurz davor war los zu prusten. Er hätte zu gerne James‘ Gesicht gesehen, als Snapes Antwort gekommen war, seine freudestrahlenden Augen, die jedes Wort tausendmal gelesen hätten, um jeden Tropfen genüsslichen Spottes auszuwringen…

Regulus schreckte aus seinen Gedanken auf, als er merkte, dass Snape ihn erwartungsvoll ansah. Anscheinend hatte Regulus zumindest so ausgesehen, als hätte er zugehört.

Hilfesuchend schaute Regulus zu Travers, aber der hatte inzwischen das Interesse an seinen Zettelchen wiedergefunden.

„Aha“, machte er schließlich und hoffte inständig, dass das gut gehen würde – und dass Snape kein Legilimentik konnte.

„Versteh mich nicht falsch, Black. Ich finde dich durchaus erträglich, was vornehmlich daran liegt, dass du deinem Bruder nicht sehr ähnlich bist. Solltest du dir dieser Unterschiede nicht bewusst sein, dann lass mich dir sagen, dass niemand der Faulheit deines Bruders Konkurrenz machen und damit durchkommen kann“, sagte Snape und räumte dabei seine Bücher auf den Tisch. Er begrub Regulus‘ Brief unter einem sehr abgenutzten Band von Tausend Zauberkräuter und –pilze.

„Such dir jemand anderen, auf dem du rumhacken kannst. Er hat nur einen schlechten Monat, Snape“, raunte Travers aus dem Mundwinkel. „Black, lass dir bloß nicht einreden, du wärst faul. Du bist der am wenigsten faule Mensch, den ich kenne.“

Snapes Gesicht verzog sich zu einer spöttischen Fratze. „Vielleicht bist du doch mehr wie dein Bruder, wenn du einen ganzen Monat darüber jammern kannst, wie fürchterlich unfair dein Leben ist.“

Regulus wollte darauf antworten, aber er wollte auch nur ungerne lügen. Snape hatte einen Punkt getroffen, der in den letzten Tagen immer wunder geworden war. Er jammerte innerlich, anstatt etwas zu ändern. Aber wie änderte man ein so überwältigendes Sehnsuchtsgefühl?

„Noch so ein Wort und ich brumm dir Extraaufgaben mit Lockhart auf, Snape“, drohte Travers. „Hilf Black einfach bei seinen Aufgaben.“

Regulus brauchte keine Hilfe. Er verstand nicht, wieso Slughorn so ein Drama wegen einer schlechten Note machen musste. Es reichte doch, dass er sich selbst wie der größte Versager, den Hogwarts je durchgefüttert hatte, vorkam.

Und dann schickte er ausgerechnet Snape. Einen schlechteren Nachhilfelehrer konnte man sich nicht einmal ausdenken.

„Für einen perfekten Aufsatz…“ Snape entrollte ein Pergament. Regulus stellte schockiert fest, dass das sein vermasseltes Essay war. Wo hatte Snape das bitte her? „…sollte deine Einleitung historische Fakten über die Entdeckung und den Entdecker des Trankes aufweisen. Die findest du meist ganz schnell in der Bibliothek der Schule. Dazu solltest du dich genauestens mit den verwendeten Zutaten auseinandersetzen. Es wird dich faszinieren, wie die Besonderheiten der einzelnen Zutaten in den verschiedensten Kombinationen –“

„Hey, apropos Bibliothek“, fiel Travers Snape ins Wort. „Habt ihr gehört, dass Reginald Cattermole sich das falsche Buch gegriffen hat und nicht mehr aufhören konnte zu lesen, bis er fertig war? Ich dachte, das Buch wäre nur ein Scherz von der McGonagall, aber sieht aus –“

„Wie dem auch sei“, sagte Snape so scharf, dass Travers entschuldigend die Hände hob und sich wieder dem Sortieren seiner Zettel auf zwei Stapel widmete. „Detailreiches Wissen über die Zutaten wird dir immer helfen, die Kunst des Tränkebrauens besser nachvollziehen zu können.“

Regulus würde seinen Aufsatz definitiv nicht schreiben können, wenn Snape die ganze Zeit redete, trotzdem holte er seine Bücher, Feder und ein Tintenfass heraus. Er las sich das Kapitel über den Trunk des Friedens durch und begann seine Einleitung zu schreiben. Unter Snapes Blick traute er sich wenigstens nicht seine Gedanken zu James abschweifen zu lassen.

„Dann liste die Zutaten auf, die korrekte Menge“, fügte Snape bei einem Blick auf Regulus‘ vermasselten Aufsatz hinzu. Die Mengenangaben waren wohl durcheinandergekommen, als Regulus nach einer Episode aus dem Fenster Starrens in der Zeile verrutscht war. „Wusstest du, dass Mondsteinpulver auch in verschiedenen Liebestränken verwendet wird? Reine Verschwendung, meiner Meinung nach. Mondstein ist so vielseitig, du könntest einen Aufsatz allein darüber schreiben.“

Snape konnte also reden, wenn er wollte. Das war nicht unbedingt eine Entdeckung, die Regulus brennend interessieren würde. Er war sich sogar ziemlich sicher, dass ihn die schnarrende Stimme störte. Deswegen war es ihm ein Rätsel, wie er zwölf Zoll später einen ganzen Aufsatz präsentieren konnte.

Snape nahm Regulus die Pergamentrolle weg, bevor er einen weiteren Blick darauf werfen konnte. „Ich werde ihn für dich lesen, korrigieren und mit Anmerkungen aus meinen alten Notizen versehen.“ Ohne Regulus‘ Zustimmung abzuwarten, sammelte Snape seine Bücher vom Tisch und verschwand mit einem Stapel schaukelnder Lederbände in seinem Schlafsaal.

Regulus schaute ihm nach und zuckte die Schultern. „Okay“, sagte er, als Snape längst verschwunden war.

Travers lachte. „Sei bloß froh, dass du ihn nicht nach den Unverzeihlichen Flüchen gefragt hast.“

„Ich hab ihn nach gar nichts gefragt. Professor Slughorn hat ihn mir aufgehalst“, wollte Regulus das klarstellen, während er seine Sachen wieder einpackte. Er wusste nicht, warum Snape seine vollgekritzelten Exemplare der gleichen Bücher für besser hielt…

„Das kratzt an deinem Stolz, was?“

Regulus zog Tausend Zauberkräuter und –pilze vom Tisch. „Ich sollte gehen. Vor meiner Patrouille muss ich noch etwas für Verwandlungen nachlesen.“

„Warte“, hielt Travers ihn zurück. „Du hast deinen Brief vergessen. Von wem war der nochmal?“

Regulus riss den Brief aus Travers Fingern. Er bemerkte fast sofort die fehlenden Falten und wie stark abgenutzt der Umschlag war, als ob er tausendmal gelesen worden war. Das war nicht sein Brief. Das war Snapes Geburtstagsstreich.

Er hatte keine Gelegenheit gehabt einen längeren Blick auf diesen Brief zu werfen, aber James‘ Gesicht war eindeutig gewesen. Was genau ihn so aufgeregt hatte aussehen lassen, interessierte Regulus brennend. Am liebsten wäre er gleich nach dem Essen zu James gegangen und hätte nachgefragt. Leider war James vorher abgehauen.

Regulus faltete den Brief auf und legte eine saubere, verschnörkelte Handschrift frei. Die Buchstaben waren bestimmt doppelt so groß und viel gerader als James‘ normale Schrift. Irgendeinen Zauber musste er zum Verfremden verwendet haben. Irgendein Zauber, der die Schrift in ein Geschreibsel voll unangenehmer Erinnerungen verwandelte, je länger er darauf starrte.

„Ich muss kurz was nachsehen“, murmelte Regulus einem sehr verwirrt aussehenden Travers zu. Er eilte so schnell er konnte in seinen Schlafsaal, fürchtend, dass Snape sein Verlust auffiel und er Regulus den Brief wieder wegnehmen wollte.

Regulus zog die Schublade seines Nachttisches auf, in der James irgendwann einmal unerlaubt herumgewühlt hatte. Er suchte das Foto, das er aus einem unerfindlichen Grund immer noch nicht weggeworfen hatte. Dabei war er weder neugierig genug den Besitzer zu suchen und nicht einmal mehr in der Lage irgendetwas zu verhindern. Sein Vater wusste schon von James und einen Menschen zu verfluchen würde das auch nicht ändern.

Aber wenn er so daran dachte, wie gut es sich angefühlt hatte, seinen Frust an Rosier auszulassen, dann wollte er so schnell wie möglich einen Sündenbock für sein ruiniertes Leben finden.

Und die Schrift auf der Rückseite des Fotos, das er sich nicht traute lange anzusehen, sah der in Snapes Brief verstörend ähnlich.

Wieso sah der Brief, den James geschrieben hatte, genauso aus, wie die Nachricht, die Regulus bekommen hatte?

„Black?“

Regulus warf das Foto zurück in die Schublade und schmiss diese zu, fuhr dann herum. Snape stand im Türrahmen. Seine dunklen Augen fixierten auf der Stelle den Brief. Er schien sehr an diesem Scherz zu hängen. Um seine Hakennase herum legte sich ein leicht rosa Schimmer.

„Du hast da meinen Brief“, sagte Snape. Seiner ruhigen Stimme merkte man die sichtbare Verlegenheit nicht an. „Hast du ihn gelesen?“

„Nein“, log Regulus, weil es ihm inzwischen schlichtweg unangenehm wäre, Snape die Wahrheit zu sagen. Irgendein Wörtchen Wahrheit.

Snape nickte. Er wollte Regulus wohl glauben. Alles andere wäre viel zu unangenehm.

Regulus tauschte seinen Brief gegen Snapes aus und legte ihn auf den Nachttisch. „Hast du meinen gelesen?“

„Den Absender“, sagte Snape, aber Regulus war sich ziemlich sicher, dass er gerade angelogen wurde. Snapes Antwort kam viel zu schnell. „Du kennst die Lestranges?“

„Meine Cousine hat in die Familie eingeheiratet“, antwortete Regulus. Wenn Snape jetzt zu viel in die stumpfsinnige Gerüchte über Regulus‘ Interesse an einem bestimmten Schlammblut interpretierte, dann würde sein Aufsatz definitiv kompletter Mist werden – wegen Snapes Hilfe.

„Gute Kontakte.“ Snape nickte, bewegte sich langsam zurück zur Tür und steckte den Brief dabei in die Innentasche seines Umhangs. „Schlägst du die auch aus den falschen Gründen in den Wind? Wie dein Bruder?“ Damit drehte er sich um und ging, nachdem er einen ganzen Salzstreuer in Regulus‘ Wunden gekippt hatte.

Regulus setzte sich hin. Er berührte kaum die Matratze, da fiel ihm sein Wecker ins Auge und die Uhrzeit. Es blieb ihm nicht mehr viel Zeit in die Bibliothek zu gehen. Seine Leistungen sollten nicht noch mehr darunter leiden, dass er nicht zwischen richtigen und falschen Gründen unterscheiden konnte. Und auch nicht unter dieser plötzlich aufkeimenden Verwirrung.

James hätte ihn niemals verraten. Er hätte keinen Grund solche Nachrichten zu schreiben. Das war ein fieser Scherz, den er mit Leuten treiben würde, die ihm nichts bedeuteten. Aber es würde zu James passen…

„Nonsens.“ Regulus setzte sich doch wieder. Unter seiner Bettdecke lag James‘ Pullover. Regulus tastete nach dem weichen Stoff, der ihm nachts die Illusion gab, er wäre nicht so allein, wie er sich fühlte. „Nonsens…“

Aber was, wenn James wirklich nur ein perfides Spiel mit ihm getrieben hatte, wie mit Snape? Wenn er es nur nicht fertig gebracht hatte, die Pointe im richtigen Moment zu bringen, weil er Mitleid gehabt hatte, so wie Regulus eben Mitleid mit Snape gehabt hatte? Was, wenn er genau deswegen jetzt so fröhlich durch die Gänge hüpfen konnte? Wenn –

„Nonsens.“ Regulus stopfte den Pullover unter seine Decke und stand auf. Er musste in die Bibliothek. Er hatte keine Zeit für so etwas. Vor allen Dingen hatte er nicht das Recht sich schlecht zu fühlen.

Er hatte sich dafür entschieden, dass er James nicht mehr sehen sollte. Das hier würde ihm den perfekten Grund geben, ihn nicht mehr zu vermissen. Warum wollte er es dann nicht glauben?

Die Antwort darauf war wohl offensichtlich. Das richtige Problem war, dass Regulus auf einmal eine Neugierde verspürte, die ihn schon wieder vergessen ließ, warum er so eilig aus dem Schlafsaal stürmte.

Er wollte jetzt wissen, wem er die Schuld an seinem ruinierten Leben geben konnte.


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Ich habe diese Bücher für mich selbst geschrieben. Was passiert ist, ist ein Schock für mich. Ich dachte mir, dass die Bücher vielleicht drei Menschen gefallen werden, neben mir meiner Schwester und, vielleicht, meiner Tochter.
Joanne K. Rowling