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Fanfiction

Unnatural Black - Geburtstag und Gerüchte

von Dr. S

Der 9. Januar 1977 konnte jedes Jahr nicht schnell genug kommen, obwohl man eigentlich nicht lange auf ihn wartete. Seit sechs Jahren wartete James das erste Mal alleine auf diesen Tag, war aber entschlossen ihn wie sonst auch zu zelebrieren.

Vorsichtig schaute er um die Ecke. Am anderen Ende des Korridors schlurfte Snape gerade aus den Toiletten – zur Abwechslung hing ihm mal kein Klopapier unter der Schuhsohle fest. James zog sich hinter die Ecke zurück und ließ die Eule von seiner Schulter auf die Fensterbank hüpfen. Zwischen Snape und ihm lagen gut zwei Balkonlängen, minus die Zeit, die er brauchte, um den Brief ans Eulenbein zu binden, und die kurze Flugstrecke. Eigentlich müsste das hinkommen…

„Was machst du da?“ Sirius hatte sich von hinten an ihn herangeschlichen. Bei jedem anderen hätte James sich erschreckt, so warf er seelenruhig die Eule aus dem Fenster.

„Heute ist der 9. Januar“, sagte James.

„Ich weiß. Ich wollte gerade… Wieso hast du mir nicht Bescheid gesagt, wenn du…“ Sirius deutete auf die Eule, die einen großen Bogen flog und durch ein Fenster in den Korridor sauste. „Was immer du da eben machst…“

Seit Sirius ihm seine Meinung hart ins Gesicht geklatscht hatte, war es ein wenig angespannt zwischen ihnen. Keinen besten Freund zum Reden zu haben war fast noch schlimmer, als sich zu zwingen nicht mit Regulus zu reden. Die einzig gute Sache war wohl, dass er genügend Zeit hatte, um über sich nachzudenken – auch wenn er Remus immer sagte, er würde ein gewisses Geburtstagsgeschenk aushecken, damit der ihm nur hereinwürgte, wie kindisch und fies das sei. Zwei Minuten später wollte er James dann doch wieder helfen.

Sie waren eben noch nicht erwachsen, und James gefiel es auch, dass er kein verantwortungsbewusster Erwachsener mit zu viel Bartwuchs war. James rieb sich unbewusst über sein glattes Kinn.

Sirius beäugte ihn misstrauisch. „Bist du noch sauer wegen dem, was ich gesagt hab?“

James winkte ab. „Irgendwie hattest du ja Recht. Ich versuch’s mir zu Herzen zu nehmen.“

„Deswegen die Eule?“ Sirius schien interessiert. „Weihst du mich ein?“

James bedeutete Sirius ihm zu folgen, als er sich wieder um die Ecke lehnte. In der Mitte des Korridors war Snape wegen der Eule stehengeblieben. Sie hatte sich auf seinen Kopf gesetzt und machte es ihm so extrem schwer an den Brief zu kommen.

„Den Brief hab ich geschrieben“, erklärte James. „Er beinhaltet diverse an den Haaren herbeigezogene Lügen, die Schniefelus das Gefühl geben werden, irgendjemand würde ihn mögen.“

„Du hast Schniefelus einen Liebesbrief geschrieben?“

„Du kannst dich entweder über mich lustig machen, oder mit mir über Schniefelus lachen.“ James musterte Sirius und, bei seinen Augen angekommen, schenkte ihm ein herausforderndes Nicken. „Entscheide selbst, was für eine Art Freund du sein willst.“

Sirius presste die zitternden Lippen zusammen, weil er sich natürlich nicht verkneifen konnte seinen besten Freund auszulachen. Snape, der endlich seinen Brief auffaltete, schien er dann allerdings interessanter zu finden. James musste in seinen Ärmel beißen, um sich über den sonderbaren Ausdruck auf Snapes Gesicht nicht totzulachen. Das Misstrauen wandelte sich ganz allmählich in Überraschung mit einem Hauch ehrlicher Rührung, die sich als rosafarbener Schimmer auf Snapes fahle Haut legte.

Sirius klammerte sich an James‘ Oberarm fest und kämpfte mit seinem Lachfanfall, vergrub das Gesicht in James‘ Schulter, als er nicht mehr an sich halten konnte.

„Ich hab’s eben noch voll drauf“, murmelte James zufrieden. „Genau die richtige Mischung aus Lobpudelei und schüchterner Geheimniskrämerei, plus eine verschnörkelte Mädchenhandschrift dank Schönschreibfeder.“

Sirius löste sich schwer keuchend von James‘ Schulter. „Letzteres könntest du verkaufen und ’nen Haufen Lehrer mit glücklich machen.“

„Als ob ich das wollen würde“, sagte James. Allein für diese Idee hatte Sirius sich einen abschätzigen Blick verdient.

„Oh, schau mal!“ Sirius drehte James allerdings gleich wieder nach vorne, damit sie zusammen mitansehen konnte, wie Snape den Brief sorgfältig faltete und einsteckte, als wäre er etwas ganz Besonderes. „Was, wenn er zurückschreibt?“

„Hab ich nicht dran gedacht.“ James fand den Gedanken irgendwie ekelerregend, aber er konnte verstehen, dass Sirius sich wie ein Kind an Weihnachten freute. „Ich dachte, dass ich ihn beim Abendessen damit aufziehe – du verstehst?“

„Scheißidee“, haute Sirius knallhart raus. „Lass ihn zurückschreiben und heiz ihm noch ein bisschen ein.“

James würgte und stieß Sirius weg von sich, ehe diese Idee noch auf ihn abfärbte und anfing ihm zu gefallen. „Spinnst du? Ich schreib nicht noch mehr Liebesbriefe an Snape. Einer war schwer genug.“

„Weil du’s allein tun musstest. Wenn ich dir helfe… Nun, sagen wir so. Mein vornehmer Hintergrund erlaubt es mir mich äußerst gewählt auszudrücken.“

„Dein vornehmer Hintergrund ist ein Haufen homophober Reinblut-Fanatiker aus der Oberschicht.“

Sirius zuckte die Achseln. „Du darfst nicht immer alles so schwarz und weiß sehen. Wenn’s vorteilhaft ist, dann darf ich den Black raushängen lassen. Also?“

James zögerte nur einen Moment lang und das schien Sirius schon zu viel zu sein.

„Du willst lieber weiterhin ein braves Schoßhündchen sein, verstehe.“ Sirius verschränkte die Arme vor der Brust und sah über James‘ Kopf in den Flur. „Wahrscheinlich wolltest du Snape einfach nur glücklich machen. Sieh doch nur, wie er sich freut.“

Hinter James versuchte Snape verzweifelt die Eule abzuschütteln, die ihn piesackte, als wollte sie, dass man sofort darauf kam, wer sie geschickt hatte. Ein paar blutige Schnitte würden Snapes Gesicht auch nicht noch mehr entstellen können, also sollte er sich gefälligst nicht so anstellen.

„Ich wollte aber heute Abend die Bombe platzen lassen. Wir machen das doch jedes Jahr so. Snape wird misstrauisch, wenn heute kein Geschenk von uns kommt“, sagte James.

„Erstmal hab ich’s nicht so mit Traditionen“, antwortete Sirius, „und zweitens wird es Snape gar nicht auffallen. Du hast ihn seit Monaten nicht mehr ordentlich rangenommen.“

„Deine sogenannte vornehme Ausdrucksweise ist ziemlich doppeldeutig, Tatze.“

„Und dein Versuch dich wieder beliebt zu machen ist mehr als erbärmlich.“ Sirius warf einen letzten Blick auf Snape, dann drehte er sich schulterzuckend weg. „Wie du meinst. Wenn du Zeit mit mir verbracht hättest, dann wären mir vielleicht die neuesten Themen des Mädchenstammtischs im Gryffindor-Gemeinschaftsraum herausgerutscht. Sie drehen sich um meinen Bruder und jede Menge Romantik.“

James hatte den Mund geöffnet, um Sirius zu verklickern, dass er auch sonst gerne Zeit mit ihm verbringen wollte, aber der letzte Satz ließ nur einen Strudel unverständlicher Wörter herauskommen.

Sirius grinste. „Also?“

James lenkte ein. „Na ja… Während wir darauf warten, ob Snape überhaupt zurückschreibt, kannst du mir ja ein paar Gerüchte erzählen.“

~*~

In der Großen Halle wurde Sirius leider erst einmal davon abgelenkt, James irgendwelche – sicherlich sehr abstruse – Gerüchte aufzuzwingen. Zuerst musste er nämlich Remus erzählen, was James sich für Snapes Geburtstag hatte einfallen lassen. Remus‘ vorwurfsvoller Blick erzielte nicht die beabsichtigte Wirkung, wenn seine Mundwinkel ständig nach oben zuckten.

„James, ehrlich, ich hatte gedacht, dass du in letzter Zeit erwachsen geworden wärest“, sagte Remus. Sirius stöhnte entrüstet auf, immerhin hatte er sich gerade den Mund fusselig geredet und wurde jetzt einfach ignoriert.

„Nee, ich bin nur zu einem verweichlichten Schoßhündchen mutiert“, sagte James gleichgültig, aber trotzdem fühlte Sirius sich angegriffen. „Erwachsen ist das auch nicht.“

Remus klappte seine Bücher zusammen. Während Sirius‘ ausschweifendem Vortrag hatte er noch in ihnen gelesen, aber für James‘ Selbstfindung schien er sich mehr zu interessieren – Sirius mochte es gar nicht so ignoriert zu werden und schmollte vor sich hin.

„Was sagt Regulus denn zu dieser Erkenntnis?“

James suchte die Halle nach Regulus ab. Er war nirgendwo zu sehen. Ein Blick auf die Uhr verriet James, dass sein Eisklotz gerade in der eisigen Kälte beim Quidditch-Training schwitzte.

„Regulus mag mich, wie ich bin. Er wird mir nicht mehr widerstehen können, wenn ich den alten James herauskitzeln kann.“ James nickte entschlossen, auch wenn Sirius neben ihm gähnte, als müsste er Professor Binns‘ Vortrag über Koboldaufstände lauschen. „Jetzt lass Sirius reden. Er ist bis zum Rand gefüllt aus der Gerüchteküche zurückgekommen.“

„Hast du wieder die Mädchen belauscht?“, gluckste Remus.

Sirius zwinkerte. „Ab und zu hör ich gern mal, dass ich ziemlich begehrt bin.“

„Du meintest, sie hätten über Regulus geredet“, warf James ein. Er wollte nicht einem Vortrag über Sirius‘ Aussehen von Sirius selbst zuhören müssen – der war nämlich fast so langweilig, wie Professor Binns‘ Geschichtsstunden.

„Ja, aber ich bin immer noch das Original. Zuerst wird über mich geredet, dann über die leichter erreichbare, weniger gut ausgestattete Version“, sagte Sirius mit einer Spur zu viel Hochmut in der Stimme.

„Ich würde an deiner Stelle Regulus‘ Ausstattung nicht unterschätzen, Tatze“, musste James einfach sagen. Sirius sah ihn an, als hätte er gerade seine Eltern bei ihrer mindestens zweimal praktizierten Inzucht erwischt.

„Spinnst du?“, keuchte er. „Ich meinte nicht diese Ausstattung. Ich will nichts über diese Ausstattung wissen! Igittigitt!“ Sirius stieß James hart mit dem Ellenbogen an und rutschte auch noch zur Seite weg, als würde der Abstand ihn die Bilder vergessen lassen, die James in seinem Kopf gemalt hatte.

James konnte das nicht einmal selbst. Er seufzte schwer. „Toll. Jetzt will ich’s tun.“

Remus prustete los, konnte Sirius‘ Würgen aber nicht übertönen.

„Das Gute ist, dass Regulus da eher schwach werden wird“, sagte James ganz sachlich, obwohl Sirius‘ Reaktion ihn auch an den Rand eines Lachanfalls trieb. „Er will mir ständig an die Wäsche. Außer… in seinem Bett…“

„Verständlich“, presste Sirius hervor. „In dem Haus würde niemand können.“

„Können schon, aber – Autsch!“ James fing sich einen saftigen Schlag auf den Hinterkopf und fand, dass es damit wohl gut war. Zusammengeschrumpft rieb er sich über die schmerzende Stelle.

„Dafür“, sagte Sirius, „werde ich dir nicht verraten, wem mein Brüderchen Gerüchten zufolge an die Wäsche will. Du bist es nicht, Krone.“

„Ja, ich bin es nur in einer scheinheiligen Realität, wo man nicht zu mir steht und – was?“ James schaute Sirius an, der immer noch schmollte, als hätte er nie wieder die Gelegenheit dazu. „Wenn du mir keine Gerüchte erzählst, dann verarsch ich Snape nicht.“

„Ich dachte, du benutzt Snape um dein Ich wiederzufinden.“ Remus sah aus, als könnte er seinen eigenen Satz nicht glauben. James fand selbst, dass das irgendwie nach Midlife-Crisis klang.

„Äh, jaah, aber…“ James wurde von Peter abgelenkt, der an Remus‘ Seite schlurfte und sich hinsetzte. Er sah arg betrübt aus – ein gefundenes Fressen für Remus. Sirius hatte auch etwas gefunden, das ihn ablenkte. Snape schlich sich in die Große Halle.

„Starr ihn nicht so an“, murmelte James, als er aus den Augenwinkeln schon Snapes misstrauischen Blick erkennen konnte. Das Misstrauen wandelte sich in pure Paranoia, weil Sirius alles andere als unauffällig auf die Tischplatte glotzte.

„Und, Peter, was ist dir über die Leber gelaufen?“, fragte Sirius ziemlich laut, als würde er hoffen, Snape könnte ihn hören und seine Paranoia herunterschlucken.

„Mary Macdonald“, sagte Peter. „Sie hat mich gefragt, ob ich sie beim nächsten Hogsmeade-Wochenende begleite.“

„Das ist ja wundervoll!“, rief Remus aus.

„Weil ich das erbärmlichste Etwas bin, das diese Schule zu bieten hat“, fuhr Peter fort und sprach in einer hohen Stimme weiter, die wohl Marys ähneln sollte. „Anders könnte sie sich nicht an Reg rächen!“

„Was?!“ James hatte keinen Seitenblick mehr für Snape übrig, der keinen Platz am fast leeren Slytherin-Tisch fand. Er suchte in Peters tieftraurigem Gesicht nach irgendetwas das ihn interessierte – dann verstand er, dass er sich gerade wie ein Arschloch aufführte – und dann erinnerte er sich daran, dass Regulus dieses Arschloch doch mochte. Das verwirrte ihn so sehr, dass er die Klappe hielt.

Remus war viel besser in so etwas und tätschelte Peters Schulter. „Das tut mir leid, Peter.“

„Mein Reg?“, fragte Sirius, der sich scheinbar nicht darum scherte unsensibel zu sein.

Peter zuckte die Schultern.

„Du gehst aber mit ihr, oder? Ich mein, wenn sie dich schon ausnutzen will, dann kannst du das doch auch ausnutzen.“ Sirius schien ganz stolz auf diesen Vorschlag zu sein, stand damit aber ziemlich allein da. Remus schüttelte nur den Kopf und James ertappte sich dabei nach Mary zu suchen. Sie war eine Gryffindor in seinem Jahr, also konnte Sirius sie durchaus belauscht haben, wenn sie ausheckte, wie sie ihm seinen Reg wegnehmen konnte.

Snapes Paranoia war ein Witz gegen das, was James gerade empfand.

„Meinst du?“ Peters Laune besserte sich tatsächlich, als er über Sirius‘ Vorschlag nachdachte. Bald grinste er sogar, etwas, das Remus‘ Schulterklopfer nicht hingekriegt hätte. „Jaah, das könnte funktionieren.“

„Das ist sogar deine einzige Chance, dass jemals etwas funktionieren wird“, sagte Sirius, verlor sein Grinsen aber gleich wieder, als James aufstand. „Wo willst du hin?“

„Mary Macdonald suchen.“

„Oh…“ Peters Gesicht verzog sich in einer merkwürdigen Mischung aus Rührung und Panik. „Sag ihr bitte nichts.“

James hatte nichts dergleichen vorgehabt.

„Es gibt gleich Abendessen“, sagte Remus. „Sie wird eh hier auftauchen.“

„Nicht, wenn sie sich an ihre neue Diät halten will. Kein Abendessen, keine Kohlenhydrate, dafür wird sich um Mitternacht ausgehungert in die Küche geschlichen.“ Sirius‘ Kommentar erreichte James nicht mehr ganz. Er stampfte aus der Großen Halle heraus und gleich links nach oben. Peter war aus dem Gemeinschaftsraum gekommen, also musste sie sich irgendwo dort herumtreiben.

~*~

Der Gemeinschaftsraum war leer. James hatte den letzten Rest Schüler auf den Treppen umgerannt. Frustriert setzte er sich auf die Couch vor dem Kamin und holte erstmal tief Luft, nachdem er den ganzen Weg nach oben gerannt war. Er schaute ins Feuer. Die orangeroten Flammen brannten in seinen Augen und ließen ihn schläfrig werden.

Allein im Gemeinschaftsraum – so hatte er diesen Tag noch nie beendet.

Dann würde er eben wieder nach unten gehen. Er war Sportler. Die paar Treppenstufen machten ihm nichts aus.

James ertappte sich dabei, dass er immer noch auf der Couch saß, als Schritte aus der Richtung der Mädchenschlafsäle kamen. Er schaute über die Rückenlehne und entdeckte tatsächlich Mary Macdonald. Gerade wollte er sich dafür loben, dass er faul sitzen geblieben war, als er bemerkte, wer Mary zwang sich aus dem Schlafsaal zu schleppen.

„Das letzte Mal bist du vor Hunger fast ohnmächtig geworden. Ich bin Vertrauensschülerin. Ich lass sowas nicht nochmal zu.“ Lily Evans stieß Mary in den Gemeinschaftsraum. James versteckte sich hinter der Couch. Seit der Zugfahrt hatte er kein Wort mit Lily gewechselt. Er wollte auch kein Wort mit ihr wechseln. Sie war eine perfide, hinterhältige, scheinheilige Sabberhexe.

Aber sie hatte sich an Mary geklettet, und James musste mit Mary reden.

„Reg findet mich aber zu dick!“

James verdrehte die Augen. Er war Regulus nicht zu dick. Er musste auch keine Roben eine Nummer größer tragen, damit man die Speckröllchen nicht sah. Er hatte nämlich keine.

„Der Kerl ist ein kompletter Vollidiot. Was findest du an jemandem, der dich wie Dreck behandelt?“ Lilys abfällige Äußerung kam nicht überraschend. Immerhin verabscheute sie Regulus aus unerfindlichen Gründen.

„Du musst grad reden, Lily. Du stehst drauf, dass Potter dich neuerdings wie Dreck behandelt.“

James‘ Augen brannten heftiger, als er sie weit aufriss und dem Kaminfeuer schutzlos ausgeliefert war.

Lily schnaubte. „Nur, weil ich gesagt hab, dass er ganz nett sein kann, wenn er will, und nicht verstehe, was er plötzlich gegen mich hat?“

„Ja, und weil du von nichts anderem mehr redest.“ Das Portrait schlug hinter Mary zu und dämpfte damit Lilys schnippische Antwort. James war sich unsicher, ob er die hören wollte. Es interessierte ihn, erzeugte aber gleichzeitig eine unangenehme Gänsehaut, die ihn schaudern ließ.

Vor einem Jahr hätte er in dieser Situation wohl einen Luftsprung gemacht. Jetzt wartete er vergeblich auf so etwas wie ein kleines Nachbeben. Bedeutete das, dass er wirklich fertig mit Lily war? Er hatte schließlich in den unpassendsten Momenten mit Regulus an sie gedacht. Und wieso glaubte er plötzlich, dass das doch mehr als nichts zu bedeuten gehabt hatte?

James‘ brennende Augen machten mittlerweile dem Feuer Konkurrenz, in das er ohne zu blinzeln starrte. Die tanzenden Flammen schlugen nach ihm aus, als wollten sie ihm eine Idee anbieten, die er sich weigerte auch nur in seinen Schädel zu lassen. Andererseits…

Wenn Regulus rausfand, dass ausgerechnet Lily Evans auf die Idee kommen könnte, Sympathien für James zu entwickeln, dann würde er total besitzergreifend werden und ihn nie wieder loslassen.

James grinste. Die Macht der Erzrivalitäten.

„Oh-oh…“ James schaute auf die Uhr, „Scheiße“, und bemerkte, dass er seinen Erzfeind vernachlässigt hatte. Dabei hatte er Snape doch beim Abendessen sein Geburtstagsgeschenk geben wollen…

~*~

In der Großen Halle war es brechend voll, besonders auf den Tischen. James schnappte sich im Vorbeigehen das Brot eines Erstklässlers und hatte es bereits verputzt, als er neben Sirius ankam, der ihm seinen Platz freigehalten hatte. Links neben ihm hatte Lily den freien Platz besetzt, wandte sich aber bei James‘ Anblick ab.

„Hey, James“, sagte Sirius noch bevor er sich umgedreht hatte. Lilys Reaktionen konnte er mittlerweile schon ganz gut einschätzen. „Hast du gefunden, wonach du gesucht hast?“

„Können wir kurz reden?“ James zog Sirius mit sich vom Tisch und vor allem Lily weg. An der Wand der Großen Halle war man zwar nicht vor Blicken geschützt, aber der Geräuschpegel der anderen Gespräche und das Klirren des Geschirrs boten einen annehmbaren Schutzwall.

Sirius‘ Augen wanderten zum Slytherin-Tisch. „Hat er dir zurückgeschrieben?“

„Äh, nein. Was anderes.“ James räusperte sich, um die nächsten Worte mit einer angebracht festen Stimme auszusprechen. „Ich glaube, Lily Evans entwickelt Gefühle für mich.“

Sirius legte den Kopf wie ein treudoofer Köter schief. „Mann, Scheiße. Gerade jetzt, wo ich mich in sie verknallt hab.“

James fielen fast seine vom Feuer geschwächten Augen heraus.

„Scherz“, grinste Sirius. „Ganz so sprunghaft bin ich dann auch wieder nicht. Aber das hätt ich dir auch sagen können. Was du willst, will dich immer nur dann, wenn du es nicht mehr willst… oder so. Die Gute hat sich jedenfalls fast die Augen ausgeheult, als du sie im Zug so angepampt hast“

James kratzte das nicht wirklich. „Glaubst du, das würde Regulus eifersüchtig machen?“

„Rasend“, sagte Sirius und diesmal suchte er am Slytherin-Tisch wohl seinen kleinen Bruder. James konnte nicht widerstehen auch einen Blick zu riskieren.

Regulus saß bei der zusammengepferchten Quidditch-Mannschaft am Kopfe des Tisches. Dicht an ihn herangedrängt saß Snape mit James‘ Brief in der Hand. Er hielt ihn Regulus vor die Nase, ließ ihn aber keinen langen Blick auf die Sätze werfen. Als Regulus den Kopf in James‘ Richtung bewegte, zerrte Snape ihn barsch herum. Er wollte wohl nicht auffallen, aber da hatte er die Rechnung ohne James‘ Brille gemacht. Damit sah er sogar, was Dumbledore auf sein Brot schmierte.

„Oh, Snape verdächtigt uns“, sagte Sirius, als hätte James das nicht selbst entdeckt. „Er fragt Regulus wohl, ob das meine Schrift ist.“

„Zum Glück hab ich die Schönschreibfeder benutzt.“

„Regulus wird trotzdem wissen, dass du das warst“, meinte Sirius, und tatsächlich sah Regulus jetzt doch zu ihnen, erlaubte sich einen ausgiebigen Blick, den Snape nicht mitkriegte, weil sein Brief ihn so faszinierte.

„Scheiße…“ James fürchtete wirklich für eine ewig scheinende Sekunde, dass Regulus ihn verraten würde, dann lächelte Regulus ihm zu und schüttelte zu Snape gewandt den Kopf. „Scheiße, ich liebe ihn…“

Sirius schubste ihn zur Seite, grinste aber. „Vielleicht solltest du ihm das sagen, anstatt ihn eifersüchtig zu machen?“

„Nein“, sagte James kopfschüttelnd. „Das bringt nichts. Er muss verstehen, dass er dasselbe für mich empfindet. Er muss mich haben wollen und nicht denken, ich würde immer angerannt kommen. Deswegen werd ich wieder toll und hämmer Verlustängste in sein hübsches Köpfchen.“

„Vergiss nicht, dass du angerannt kamst, weil du Scheiße gebaut hast. Regulus stöhnt nicht andere Namen beim du-weißt-schon-was.“

James lachte gekünstelt. „Darüber reden wir nochmal, wenn er fertig damit ist Mary Macdonald zu verführen.“

Sirius‘ Lache war alles anderes als gekünstelt und lenkte wie immer extrem viel Aufmerksamkeit auf sie. „Sorry“, sagte Sirius und wischte sich ein Tränchen aus dem Augenwinkel. „Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass mein steifer Bruder aus den Hüften kommen würde.“

James versuchte ganz gelassen zu klingen. „Du könntest mir einfach sagen, was du gehört hast, dann muss ich gar nicht erst versuchen mir das vorzustellen.“

„Alter, das ist absurder, als das Gerücht, mein Bruder würde auf Lily stehen.“

James konnte da nur zustimmen. Wer kam denn auf so einen Schwachsinn? „Und wieso kommt niemand darauf, wen er wirklich mag?“

„Das hast du gerade laut gesagt, weißt du?“ Sirius fasste James an der Schulter, aber nicht für einen aufmunternden Klopfer, sondern um ihn herumzudrehen. „Schau dir diesen Haufen pubertierender Teenager an. Du musst dir nur eine besonders neugierige Nase aussuchen und sie auf die Tatsache stoßen, dass Regulus und du ausgesprochen viel Zeit miteinander verbracht habt. Dann würde Regulus zwangsgeoutet keinen Sinn mehr darin sehen wieder nach Hause zu gehen.“

„Das kann ich nicht machen“, sagte James.

Sirius warf einen letzten enttäuschten Blick auf die neugierigen Nasen. „Du könntest auch einfach mein Angebot annehmen“, meinte er. „Ich kriech zurück zu meinen Eltern und –“

„Nein“, unterbrach James entschieden.

„Oh, komm schon… Wenn Regulus der alten Sabberhexe einen Schlaftrank untermischen kann, dann krieg ich das auch mit Gift hin und –“

„Keine Mordkomplotte.“

Sirius ließ ehrlich enttäuscht die Schultern hängen. „Man kann’s sich auch extra schwer machen.“

James probierte Remus‘ patentierten Schulterklopfer aus, versagte aber kläglich. „Hey, was hältst du davon, wenn wir abwarten, ob Snape zurückschreibt?“

Sirius‘ Miene hellte sich auf.

„Aber dann müssen wir uns jetzt noch ein Geschenk für ihn ausdenken“, sagte James. „Sonst schöpft er am Ende Verdacht oder noch schlimmer, er heult am Ende des Tages nicht sein Kissen voll.“

Sirius grinste. „Das Angebot gefällt mir.“

„Dann haben wir ein Date?“ James musste gar keine Antwort abwarten. Sirius schubste ihn so enthusiastisch aus der Großen Halle heraus, wie ein Hund, mit dem viel zu lange nicht mehr gespielt worden war.

James warf noch einen schnellen Blick über die Schulter zum Slytherin-Tisch. Regulus sah ihm nach, und das war ein eindeutiges Zeichen, dass er bald genauso heiß auf ein Date mit ihm sein würde.


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