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Unnatural Black - Hinter der Tür

von Dr. S

Schlurfende Schritte waren zu hören, dazu Klopfgeräusche, als Orion die Asche von seinem Umhang entfernte. Er schien nichts bemerkt zu haben.

Regulus hatte James mit einer derartigen Wucht umgerissen, dass sie beide hinter der Couch auf dem Boden lagen. James kämpfte damit ein Keuchen in seinen Lungen einzuschließen, das sie definitiv verraten hätte. Noch dazu lag Regulus genau zwischen seinen Beinen und, bei Merlins Bart, James musste sich nicht dafür schämen, dass er jetzt daran dachte, wie lange sie sich nicht mehr nahe gekommen waren.

Als Orion ein merkwürdiges Grunzen von sich gab, versuchte James vorsichtig hinter die Sofalehne zu schauen. Regulus hielt ihn auf, indem er schreckhaft James‘ Stirn nach unten drückte und dabei seinen Hinterkopf lautstark auf den Boden knallte. Orion machte noch ein merkwürdiges Geräusch, aber ehe daraus wütendes Gebrüll werden konnte, sprang Regulus auf die Beine. Er schwankte und sank gegen die Rückenlehne des Sofas.

„Regulus?“

„Vater!“ Regulus hielt James mit dem Fuß auf dem Boden. „Bewegst du deinen Hintern auch mal nach Hause, ja?“

James brauchte den Fuß gar nicht mehr – er war zu geschockt, um sich zu bewegen. Regulus redete plötzlich, als hätte er mehr als eine Champagnerflasche intus.

„Wie redest du bitte mit mir?“ Orion blaffte wie ein leicht zu provozierender Hund gleich los. „Und was treibst du da hinter dem Sofa?“

„Da du mir die Liebe meines Lebens ja weggenommen hast, musste ich mich leider mit dem Teppich begnügen“, sagte Regulus stärker lallend, als James es in Erinnerung hatte. Trotzdem fand er den Spruch zum Glucksen – und das entwich ihm auch.

Glücklicherweise übertönte Orion ihn. „Hast du etwa getrunken?“

„Es war ja niemand da, der mit mir teilen wollte…“ Regulus schmollte vorbildhaft, als er auf die fast leere Flasche zeigte und dabei auch noch fast über die Sofalehne kippte. James musste zugeben, dass er gerne einfach dabei zusah, wie Regulus sich lächerlich machte.

„Du meine Güte…“ Orion schien das nicht sehr lustig zu finden. „Bist du des Wahnsinns, Regulus? Du bist fünfzehn Jahre alt! Du darfst überhaupt nicht trinken! Ein Glas. Ich hatte dir ein Glas gestattet, mehr nicht! Willst du meine Regeln jetzt genauso biegen wie dein vermaledeiter Bruder?!“

„Wenn du mich zu Hause einsperren musst, dann solltest du mir keine Flasche Alkohol anvertrauen. Ich beweise dir nur, dass du mir wirklich nicht vertrauen kannst.“

„Deine verquere Logik kannst du in deinem Zimmer ausleben. Jetzt.“

„Ja, schick mich auf mein Zimmer. Da wartet James übrigens auf mich, was du glücklicherweise nicht weißt! Huch!“ Regulus hatte aus seinem dramatischen Abgang einen ungeschickten Fall über die Sofalehne gemacht. James zuckte in eine aufrechte Position, als er den lauten Knall von Regulus‘ Aufprall hörte, blieb aber größtenteils hinter dem Sofa verborgen. Vorsichtig sah er über die Lehne.

Orion stand mit dem Rücken zu James und packte Regulus an der Schulter, zog ihn erst von dem Sofa herunter und dann auf die Beine. Er stieß ihn in Richtung der Tür. Regulus stolperte so echt, dass James das Lachen gleich wieder verging. Zwar fing Orion seinen Sohn wieder auf, zerrte er ihn allerdings sofort unsanft weiter.

James hatte Regulus nicht in solche Schwierigkeiten bringen wollen – er hatte ihn selbst mit sich zerren wollen, aber in eine andere, viel bessere Richtung. Hier unten zu sitzen und alleine mitanhören zu müssen, wie Regulus sich noch ein paar verbale Ohrfeigen einfing, hatte auch nicht zu seinem brillanten Plan gehört.

James rappelte sich auf. In den Taschen seines Umhangs suchte er nach dem Tarnumhang, der es ihm ermöglichen würde sicher durch dieses Haus zu Regulus zu kommen. Er fand ihn nicht. Ausgerechnet jetzt hatte er ihn zu Hause vergessen. Die ganze Aktion war dermaßen spontan gewesen, dass er das essentielle Mittel zum Erfolg nicht bei sich hatte.

Auf traditionelle Art und Weise schlich James sich aus dem Wohnzimmer, lugte um die Ecke und fand den Korridor leer vor. Von oben drang nur noch dumpf Orions tiefe Stimme, aber in Anbetracht der Stockwerke, die zwischen ihnen lagen, musste er Regulus wohl immer noch anschreien.

James tapste durch das jetzt im Dunkeln liegende Haus.

Im obersten Stockwerk traf er auf Regulus‘ Vater. Orion hatte die Hand auf den Türknopf von Sirius‘ Tür gelegt, nahm sie aber gerade wieder runter, als James anfing sich Sorgen zu machen. Er drehte sich um und ließ James nur einen Sekundenbruchteil, um sich in die Nische zwischen der Wand und dem Treppengeländer zu quetschen.

Sich hinter Orions Rücken in den Flur zu stehlen, damit der ihn nicht sah, wenn er die Treppen heruntergring, war definitiv nicht geplant gewesen. Es funktionierte aber. Orion war so vertieft darin leise Beschimpfungen vor sich hinzumurmeln, dass er James in den Schatten gar nicht bemerkte,

Sobald die Luft rein war, ging James auf leisen Sohlen zu Regulus‘ Tür, zögerte aber sie zu öffnen. Was würde es bringen, wenn er sich Regulus jetzt aufdrängte? Sie würden nicht zusammen hier rauskommen. Regulus versteckte sich ganz offensichtlich hinter der Ausrede, er würde gar nicht aus dem Haus gehen können. Vielleicht wollte er James gar nicht bei sich haben…

James schüttelte den Kopf. Er mochte nicht, dass sich Zweifel in seinem Kopf einnisteten, wie Parasiten. Er würde ihnen jetzt nicht freiwillig Nahrung geben.

James klopfte nicht, sondern öffnete die Tür einfach und schloss sie hinter sich. Regulus lag mit dem Rücken zur Tür in seinem Bett.

„Reg?“ James bezweifelte, dass Regulus schon schlief. Er setzte sich auf die Bettkante und legte eine Hand auf Regulus‘ Schulter. Als er keine Reaktion bemerkte, streckte er sich über Regulus hinweg und legte sich auf der Suche nach seinem Blick halb auf ihn. Regulus rollte sich auf den Rücken und dabei unter James. „Du hast dich für mich anschreien lassen.“

„Auch dafür, was du mit meinem Zimmer angestellt hast.“

James sah sich um. Auf dem Boden konnte er immer noch die Umrisse von Regulus‘ verstreutem Kleiderschrankinhalt ausmachen. „Entschuldige. Ich wollte dir keinen Ärger machen.“

„Warum bist du dann hier?“ Regulus streichelte über James‘ Wange. Seine Stimme klang eigentlich nicht vorwurfsvoll, aber der heisere Tonfall stimmte James nicht fröhlich. Er streckte ebenfalls eine Hand nach Regulus‘ Wange aus, aber nicht um nur darüber zu streicheln, sondern weil er nach Tränen suchte. Er fand keine.

„Ich bin froh, dass du meinem Vater nicht aufgelauert hast“, fügte Regulus hinzu.

„Ich fand’s cool, wie du mit ihm geredet hast.“

Im Dunkeln konnte James Regulus‘ Reaktion nicht genau erkennen und eine Antwort bekam er leider auch nicht. Vielleicht kämpfte Regulus doch mit Tränen. James erinnerte sich daran, dass es Regulus schon immer zugesetzt hatte sich mit seinem Vater anzulegen. Meistens war es dabei um Quidditch gegangen, was ihm damals noch nicht viel bedeutet hatte, und trotzdem war er hinterher komplett fertig mit den Nerven gewesen. Wie sah es dann jetzt in ihm aus?

James nahm Regulus in den Arm und drückte ihn an sich. Er wusste, dass er das Richtige tat, als Regulus in seiner Umarmung zu zittern begann. Zwar versuchte er durch ruhiges Atmen seine Emotionen unter Kontrolle zu bringen, aber dann hätte er wohl weniger trinken sollen – und weniger Black sein sollen. Regulus versuchte immer noch kalt zu wirken, mit der impulsiven Art der Blacks fiel das nur grundsätzlich schwer.

Ein leises Schniefen entwich Regulus, als er nach Luft schnappte.

„Was hat er gesagt?“, fragte James.

Regulus musste noch einmal Luft holen, bevor er einigermaßen ruhig antworten konnte. „Du kennst die Leier bestimmt von Sirius“, sagte er und fügte dann leise hinzu: „Wenn ich jetzt aufhören würde, mich um meine Haare zu kümmern, dann wäre ich ein Sirius-Klon.“

James grinste stolz, stützte das Kinn aber auf Regulus‘ Kopf auf, damit er ihn am Ende nicht noch mehr aufwühlte.

„Ich will das nicht, James.“

Das Grinsen hatte es kaum fünf Sekunden auf seinem Gesicht ausgehalten. James wollte doch genau das von Regulus. Er wollte natürlich keinen Sirius-Klon, aber wenigstens dass Sirius‘ rebellisches Feuer auf Regulus überschlug.

„Ich will das alles hier nicht“, sagte Regulus. „Ich will am liebsten die Zeit um ein Jahr zurückdrehen, damit ich nicht tagtäglich allein in diesem Haus festsitzen müsste.“

„Reg, ich will ja nichts sagen, aber… du hast dir das ausgesucht“, meinte James.

„Nein“, sagte Regulus empört. „Sirius hat das für mich entschieden.“

James gab ein gleichermaßen empörtes Schnauben von sich.

Regulus setzte sich auf. „Es war entweder er oder ich. Er ist abgehauen, hat mich hier allein gelassen und damit entschieden, dass ich seine Bürde tragen muss.“

„Das musst du doch gar nicht“, sagte James. „Du kannst mit mir kommen.“

„Und dann?“ Regulus stellte eine Frage in den Raum, die James mit einem hungrigen Blick beantworten konnte. Er zwinkerte und streckte die Hand nach Regulus‘ Kragen aus. Regulus schlug seine Hand weg. „Nicht im Haus meiner Eltern.“

„Dem Teppich hast du nicht so eine Abfuhr erteilt“, schmollte James. Regulus errötete deutlich im fahlen Licht, das von draußen hereinkam. Er sah zum Anbeißen aus, wie er am Ende des Bettes hockte und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie verlegen er war. James langte noch einmal nach Regulus‘ Kragen und bekam ihn diesmal zu fassen. Er zog ihn an sich heran. „Ich sitze hier noch die ganze Nacht fest, Reg. Lass uns das ausnutzen. Morgen hau ich mit Sirius ab und lass dir all die Zeit zum Nachdenken, die du brauchst.“

Letzteres ging James zwar ziemlich gegen den Strich und er hatte auch nicht vor es durchzuziehen, aber es lockerte Regulus spürbar auf. Er ließ sich gegen James fallen und riss ihn mit sich auf die Matratze.

„Du hast heute nur dämliche Ideen“, murmelte Regulus, ließ sich von dieser Feststellung aber nicht abhalten James‘ Jacke aufzuknöpfen.

„Ich hab immer nur dämliche Ideen“, korrigierte James. „Manchmal kommt doch was Gutes bei raus. Vielleicht solltest du mir also vertrauen, wenn ich –“

Regulus küsste ihn, anstatt James ausreden zu lassen. Seine Lippen waren gierig und seine Zunge stieß genauso ungeduldig vor, ließ James keine Zeit für irgendwelche zärtlichen Spielereien. Er hatte darauf gerade auch gar keine Lust. Dafür hatte er Regulus zu lange nicht gesehen.

James richtete sich auf, um seine Jacke abstreifen zu können, und warf Regulus mit der nächsten Bewegung auf den Rücken. Er küsste ihn noch heftiger als zuvor und suchte ungeduldig nach dem Verschluss von Regulus‘ Hose. Als er ihn fand und innerlich schon jubilierte, verkrampfte Regulus sich so plötzlich und heftig, dass er wie ein Brett da lag. James wollte da nicht zu viel hineininterpretieren, aber er konnte Regulus‘ ungewöhnliches Verhalten schlecht ignorieren.

„Was ist los?“

Regulus legte die Hände auf James‘ Brust, als wollte er ihn wegdrücken, tat aber nichts dergleichen. „Ich kann das nicht.“

James hielt das erst für einen schlechten Scherz. Regulus wusste meistens nicht, wann er sich ungestraft über James lustig machen konnte. Sein Gesicht sagte allerdings, dass er das wohl ernst meinte.

„Ähm…“ James wusste zum Glück ganz genau, wie er Regulus umstimmen konnte. „Ich lass dich auch nach oben.“

Regulus‘ Hände verkrallten sich in James‘ Pullover. Das aufgeregte Funkeln in seinen Augen war auch in der Dunkelheit zu erkennen. Wie zu erwarten konnte er so ein Angebot nicht ablehnen. James war umso geschockter, als Regulus ihn von sich herunterwarf. Verdutzt landete er auf dem Rücken und rollte sich gleich wieder zu Regulus herum. Der hatte ihm schon längst den Rücken zugewandt.

„Ich kann nicht. Tut mir leid.“

„Was?“ James hatte ganz genau gemerkt, dass Regulus wollte, wieso konnte er dann nicht?

„Das ist das Haus meiner Eltern, James. Sie sind ein Stockwerk entfernt, und du solltest eigentlich gar nicht hier sein. Ich kann das einfach nicht.“

James hatte nicht erwartet, dass so eine Abfuhr derartig wehtun könnte. Regulus‘ Meinung nach sollte er sich jetzt also unter seinem Bett zusammenrollen und dort schlafen? Das konnte er definitiv vergessen. Dieser ganze ich-kann-das-meiner-Familie-nicht-antun-Scheiß ging ihm gerade mehr denn je auf die Nerven.

„Gib mir den Schlüssel.“

Regulus drehte sich wieder zu ihm herum.

„Den Schlüssel für Sirius‘ Zimmer. Gib ihn mir.“

Regulus fragte nicht nach, aber er war ganz offensichtlich verwirrt, gab James trotzdem den Schlüssel aus seiner Tasche. James schnappte ihn und rollte sich ohne ein weiteres Wort aus dem Bett. Er wurde auch nicht von Regulus aufgehalten, als er die Tür hinter sich schloss.

James schloss Sirius‘ Tür auf. Sein bester Freund schlief zwar, aber auch sonst würde Sirius ihn niemals so abblitzen lassen. Er teilte sich lieber ein Bett mit Sirius, als Regulus‘ Unentschlossenheit noch weiter ertragen zu müssen.

Als er Sirius‘ Zimmertür aufschob, stieß ihm zuerst ein Licht ins Auge, dann Sirius, der aufrecht in seinem Bett saß und besagtes Licht als Leselampe missbrauchte. Sirius sah auf. Seine Augen weiteten sich und er löschte das Licht an der Spitze seines Zauberstabes – allerdings einige Sekunden zu spät.

James zündete selbst Licht an. „Schlaftrank, hm?“

~*~

Regulus hatte ein schlechtes Gewissen. Gegenüber seinem Vater, den er eiskalt angelogen hatte, gegenüber seiner Mutter, die er gewissermaßen unter Drogen gesetzt hatte, gegenüber seinem Bruder, den er irgendwie auch unter Drogen gesetzt hatte, und gegenüber James, an dessen Ego er gekratzt hatte. Besonders gegenüber James.

Regulus wünschte sich die Champagnerflasche in sein Zimmer.

Er legte sich nur für einen kurzen Moment wieder hin, dann stellte er fest, dass er nicht gut schlafen können würde, wenn James ein Zimmer von ihm entfernt schlief, obwohl er direkt neben ihm sein könnte. In dieser Hinsicht war es ihm egal, ob sein Vater hereinkommen und ihn noch lauter anschreien würde.

Regulus stand auf. Es fühlte sich gar nicht schwer an das Zimmer zu verlassen und zu James zu gehen. Es fühlte sich richtig an. Wieso konnte es nicht so anfühlen seine Familie zu verlassen?

Regulus schloss seine Zimmertür leise und drehte sich zu der seines Bruders um. Er stutzte, als er unter der Tür Licht in den Flur dringen sah. Dann hörte er auch noch Stimmen. Aber das konnte nicht sein. Sirius musste tief und fest schlafen, und er redete definitiv nicht im Schlaf.

Regulus lehnte sich gegen den Türrahmen und lauschte angestrengt. James gab sich glücklicherweise gar keine Mühe leise zu sprechen.

„Mir hätte gleich auffallen müssen, dass du nicht so blöd bist irgendeinen herumstehenden Trank zu trinken! Aber gut, ich war naiv genug zu glauben, dass du nicht so blöd bist ernsthaft in Erwägung zu ziehen –“

„James, das ist meine Sache! Ich hielt’s für besser dich da rauszuhalten.“

„Ja, ich bin auch nur dein bester Freund und deswegen geht mich sowas auch überhaupt nichts an. Weißt du was? Du hast mich gerade eiskalt hintergangen. Mit sowas will ich überhaupt nicht befreundet sein!“

„Jetzt übertreib nicht.“

„Verräter.“

„James.“

„Elender Verräter.“

„Ich will nur mit dem alten Sack reden. Wenn er Regulus nicht in Ruhe lassen würde, dann zieh ich das auch nicht durch. Versprochen.“

„Verrätern vertraut man nicht.“

„Ich mach das doch auch für dich!“

Regulus hörte darauf nichts mehr. Er wusste nicht, ob er vorher überhaupt alles richtig verstanden hatte. Sirius hatte nur so getan, als hätte er den Trank getrunken, um hier bleiben zu können? Weil er mit ihrem Vater sprechen wollte? Für James? Das konnte er nicht einordnen, aber Sirius schien es auch nicht erklären zu wollen.

„James, ich weiß, dass du das für ’ne blöde Idee hältst. Ich find sie selbst nicht übermäßig grandios, aber bleibt mir denn eine Wahl?“

„Natürlich bleibt dir eine Wahl. Genau wie Regulus. Er hat sich das hier ausgesucht.“

„Hat er nicht. Ich hab ihm keine andere Wahl gelassen. Es hätte immer ich sein sollen. Nicht Regulus. Er ist nicht stark genug dafür. Das hast du doch gemerkt, Krone. Wenn nicht mal du… Nein. Ich kann nicht untätig dabei zu sehen, wie du dich unglücklich machst.“

Regulus fühlte sich, als hätte man ihm die Tür gerade ins Gesicht geschlagen. James war unglücklich mit ihm? So richtig unglücklich? Er hatte schon gemerkt, dass James sich anders verhielt und nicht mehr so viel Blödsinn wie früher machte, aber dass das am Ende seine Schuld sein könnte, war ihm nicht in den Sinn gekommen. Er war so sehr mit seinen eigenen Problemen beschäftigt, dass er nicht beachtet hatte, ob die auch ein Problem für James sein könnten.

Deprimiert lehnte er sich gegen die Tür. Für die Worte aus Sirius‘ Zimmer interessierte er sich nicht mehr. Er wollte nicht hören, dass er James wehtat. Es war doch sonst immer umgekehrt gewesen.

Hinter sich hörte er Schritte und ein Klatschen. Was immer James und Sirius da drin taten, es fühlte sich schrecklich an draußen zu stehen und ihnen zuzuhören. Aber er wusste schon, warum er das verdient hatte. Er war nicht nur ein miserables Familienmitglied, sondern auch ein schlechter Freund.

Und jetzt zog er auch noch seinen Bruder mit hinein…

Regulus war sich immer noch unsicher, ob nicht doch Sirius diese Briefe geschrieben hatte. Vielleicht hatte er ihn an Orion verpetzt und bereute das jetzt, weshalb er versuchte es wieder in Ordnung zu bringen. Aber Sirius konnte nichts tun, um diesen Schlamassel wieder hinzubiegen. Niemand konnte das wieder hinbekommen. Es würde nie wieder wie früher werden.

„Willst du nicht mit Regulus glücklich werden?“ Sirius‘ Frage schreckte Regulus auf, obwohl sie nicht einmal besonders laut gestellt worden war. Angestrengt horchte er auf James‘ Antwort.

„Wenn ich dich dafür an dieses deprimierende Gefängnis ausliefern muss, dann nein.“

Regulus löste sich kopfschüttelnd von der Tür. Er kehrte nicht in sein Zimmer zurück, sondern stieg die Treppe nach unten. Im zweiten Stockwerk brannte noch Licht. Sein Vater musste noch in seinem Arbeitszimmer beschäftigt sein. Regulus zögerte zu klopfen, wollte sich erst seine Worte zurechtlegen, aber die späte Stunde und sein leicht benebelter Schädel halfen ihm da nicht bei.

Es war eigentlich ganz einfach. Sirius wollte doch unbedingt mit Orion reden, wieso dann nicht jetzt gleich? Regulus würde Sirius nur zu gerne sehnsüchtige Blicke in Richtung Hausbar werfen sehen, wenn er wieder in diesem deprimierenden Gefängnis eingesperrt war.

Aber er konnte seinen eigenen Bruder nicht verraten.

Regulus ließ die Tür zu Orions Arbeitszimmer zurück und schleppte sich ins Erdgeschoss herunter. Das Haus lag im Dunkeln und aus dem Wohnzimmer drangen die Schnarcher von zu vielen leicht reizbaren Portraits. Regulus wollte niemanden wecken. Er schlurfte mit hängenden Schultern in die Küche, wo er sich an den langen Tisch setzte.

Die Verlockung sich an der Hausbar zu bedienen war hier noch viel größer, aber inzwischen hatte er gelernt, dass Alkohol seinen Schmerz nur kurzzeitig tilgen konnte. Ein halbwegs klarer Kopf war sowieso besser geeignet, um über diesen Haufen schwieriger Entscheidungen nachzudenken.

James wollte nicht mit ihm glücklich werden, wenn das Sirius‘ Unglück bedeutete – was sollte er daraus schließen? Er hatte gedacht, dass er bei James jetzt einen höheren Stellenwert hatte, nachdem der ihn an Weihnachten besucht hatte, anstatt Sirius zu trösten. Konnte James seine Meinung so schnell ändern? Vielleicht war er ja nur beleidigt…

„Ja, und Sirius wird Profi-Quidditchspieler.“ Regulus ließ den Kopf auf die Tischplatte sinken, dann schlug er die Stirn noch einmal kräftig auf das Holz, versuchte sich irgendeinen Gedanken einzuhämmern.

„Master Regulus?“

Regulus ließ den Kopf auf der Tischplatte. „Hab ich dich geweckt, Kreacher?“

„Master Regulus muss sich nicht um Kreacher sorgen. Er scheint schon genug Sorgen zu haben, wenn er jetzt noch nicht schläft.“ Kreacher hüpfte auf den Stuhl neben Regulus. Sein Lendenschurz war arg zerknittert, weil er sich in seinem Nest bereits zum Schlafen zusammengerollt hatte. „Soll Kreacher einen Tee kochen?“

Regulus rieb seine Wange bloß am Tisch, als er den Kopf schütteln wollte.

„Kann Kreacher sonst irgendetwas tun?“

Regulus wollte erst wieder nur den Kopf schütteln, dann fiel ihm aber ein, dass Kreacher ihm durchaus helfen könnte. „Kannst du hier immer noch Apparieren?“

„Kreacher wurde verboten Master Regulus aus dem Haus zu –“

„Es geht nicht um mich. Sirius ist oben in seinem Zimmer mit seinem Freund James Potter. Sie sollten verschwinden, bevor Vater merkt, dass sie überhaupt hier waren. Kannst du das für mich tun?“

Kreacher starrte ihn aus riesigen Augen an.

„Ohne jemandem davon zu erzählen?“, fügte Regulus hinzu.

Kreacher tapste unsicher von einem Fuß auf den anderen. Seine zusammengepressten Lippen zitterten unter den Bemühungen nicht die üblichen blutsverräterischen Beschimpfungen auszusprechen.

„Bitte.“ Regulus legte eine Hand auf Kreachers Schulter und drückte ermutigend zu. „Niemand wird jemals davon erfahren. Pack sie einfach und bring sie nach Hause, dann komm wieder her.“

Kreacher verbeugte sich und verschwand gleich darauf mit einem sanften Plopp.

Regulus schmuste wieder mit der Tischplatte. Er lauschte auf Geräusche aus dem oberen Stockwerken, hörte aber nichts. Minutenlang lag er so da und wartete auf irgendetwas, sei es bloß das Gefühl von Anspannung, das bis jetzt ausblieb.

Kreacher kam zehn Minuten später zurück. Regulus beobachtete fragend, wie er sich den Schnee vom Kopf wischte.

„Kreacher hat getan, was Master Regulus ihm befohlen hat. Darf Kreacher jetzt wieder schlafen gehen?“

Regulus nickte. „Natürlich.“ Er blieb auf dem Tisch liegen, weshalb ihm auffiel, dass Kreacher zurück zu seinem Küchenschrank humpelte. „Warte. Hast du dir wehgetan?“

Kreacher versuchte seinen Lendenschurz etwas herunterzuziehen. „Ein Fußtritt, ein Fluch; Kreacher ist solche Dinge von Master Regulus‘ Bruder gewöhnt.“

Regulus hätte damit rechnen müssen, dass Sirius nicht gerade begeistert sein würde, sich von Kreacher herumapparieren zu lassen. Er stand auf und ging zu dem hohen Küchenschrank in der Ecke, wo die Zaubertrankzutaten gelagert wurden. In letzter Zeit hatte er sich die Zeit mit Tränke brauen vertrieben und fand deswegen schnell noch ein wenig schmerzlindernde Lotion, die er Kreacher in die Hände drückte.

„Reib das auf die schmerzenden Stellen. Dafür, dass du mir geholfen hast“, sagte Regulus, als Kreacher kopfschüttelnd ablehnen wollte. „Tut mir leid, dass ich dich da mit reingezogen hab. Das kommt nicht wieder vor.“

„Kreacher ist immer zu Diensten“, sagte der Elf und, die Phiole mit Zaubertrank fest umklammernd, kroch zurück unter den Küchenboiler.

Regulus setzte sich wieder an den Küchentisch. Wenn Sirius sauer war, dann bestand jetzt wenigstens nicht mehr die Möglichkeit, dass er noch einmal versuchte zurückzukommen und was immer er hatte anrichten wollen durchzuziehen. Und das war letztendlich das, was James wollte.

Regulus würde alles tun, um James glücklich zu machen, auch wenn das bedeutete sich so verloren zu fühlen, ganz so, als würde er nicht einmal mehr in seinem eigenen Haus den richtigen Weg finden. Aber vielleicht musste ein richtiger Black sich so einsam fühlen…


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