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Unnatural Black - Im Schlangennest

von Dr. S

Regulus‘ Zimmer jagte James Angst ein. Es war ein Schlangennest in das er brutal gestoßen wurde, ohne sich mental darauf einstellen zu können. Regulus schloss die Tür und James damit ein, als er gerade sehnsuchtsvoll einen Blick auf Sirius‘ gegenüberliegende Zimmertür warf.

Die silbergrauen Seidentapeten, der kristallene Kronleuchter und die liebevoll staubfrei gehaltenen Slytherinfarben zerrten an James‘ Mundwinkeln, die er nur schwer oben behalten konnte. Regulus hatte zu Hause noch eine ganze Menge mehr Bücher und Zeitungen herumliegen, ein Stapel alter Ausgaben des Tagespropheten sah so aus, als wäre er erst vor kurzem durchsucht worden. Freiwillige Recherchearbeiten waren nicht gerade James‘ Lieblingsfreizeitbeschäftigung.

Um die ganze, irgendwie angespannte Situation etwas aufzulockern, sagte James: „Arcturus, ja? Wer hat dir den Namen aufgezwungen?“

Sirius, der nach James in das Zimmer gestoßen worden war, gluckste. „Mein Großvater und Großonkel väterlicherseits sind für das lange Namensschild verantwortlich.“

„Wenigstens bin ich nicht Sirius, der Dritte.“ Regulus‘ schnippischer Tonfall klang überhaupt nicht überzeugend, dafür klang er eindeutig nach den paar Gläsern Champagner zu viel. „Du baust dreimal so viel Unsinn, wie unser Ururgroßvater.“

Sirius hob schulterzuckend die Hände, drehte sich herum und steuerte zielstrebig auf Regulus‘ Schrank zu. Aus einer Nische neben dem geschmacklos verzierten Holzschrank zog er Regulus‘ Koffer.

„Was machst du da?“ Jetzt rutschte Regulus‘ Stimme in hysterische Höhen. James wandte sich von der protzigen Einrichtung ab, um sich um seinen verwirrten Eisklotz zu kümmern.

„Wir sind gekommen, um dich zu retten, schon vergessen?“ James führte Regulus zu dem verlockend großen Bett, auch wenn die violette Bettwäsche einen abschrecken konnte. er setzte sich hin und musste Regulus neben sich ziehen, da der wie angewurzelt zusah, wie Sirius seinen Schrank ausräumte.

„Wie viel von dem Champagner hast du getrunken?“

„Nicht genug“, sagte Regulus. „James, ich kann hier nicht weg.“

„Das hatten wir doch schon. Deine Familie –“

„James, ich kann hier nicht raus“, präzisierte Regulus seine Aussage. „Mein Vater hat das Haus extrem gut gesichert. Es ist ein Wunder, dass du… ihr reingekommen seid. Er hat mich nicht einmal Briefe schicken oder lesen lassen, ohne dass er sie sich vorher angesehen hat.“

„Wir sind reingekommen, wir kommen auch wieder raus“, meinte Sirius.

James war noch zu schockiert von dem, was er hören musste. „Er hat was? Er hat was?! Deswegen hab ich nicht einmal ein Eulchen von dir gekriegt?“

„Es tut mir leid“, sagte Regulus.

James stand wieder auf. Die Gewissheit, dass er hier das Richtige tat, sackte bis in seine Füße. Eingesperrt in diesem grässlichen, düsteren Haus; das konnte man doch niemandem antun. Natürlich drehte Regulus fast durch und musste sich mit unmenschlichen Mengen Alkohol ablenken.

„Reggie…“ Sirius hatte eine Schublade von Regulus‘ Kommode aufgezogen und dabei ein merkwürdiges Klirren verursacht. Er holte etwas aus der Schublade. Eine Flasche. „Entwickelst du eine Neigung zu dem Zeug?“ Er stellte die Flasche oben auf die Kommode und holte noch eine heraus, dann noch eine, und noch eine. Bald reihten sich die Flaschen nebeneinander.

James klappte der Mund auf.

„Ich… ähm…“ Regulus‘ Erklärung war alles andere als zufriedenstellend. „Ich hatte viel Zeit.“

„Wir gehen jetzt“, sagte James entschieden. „Interessiert mich auch nicht mehr, ob du das willst, Regulus, wir hauen hier jetzt ab.“ Er half Sirius dabei Regulus‘ Sachen zu packen, schleuderte achtlos ein Kleidungsstück nach dem anderen in den Koffer. Alleine brauchte Sirius viel zu lange dafür.

„James… James? James, ich find das ja sehr nett –“

„Ich will deine Einwände gar nicht hören, Regulus. Sie sind doof.“

Sirius gluckste schon wieder, presste aber schnell schuldig die Lippen aufeinander, als James ihm einen wütenden Blick schickte.

„Ich weiß nicht, ob es ein… doofer Einwand ist, dass ich noch nicht volljährig bin“, musste Regulus sich wieder einmischen. Wenn noch ein betrunkenes Wort seinen Mund verlassen würde, dann musste James ihn wohl oder übel in eine Kröte verwandeln. Die wäre auch glitschig leichter einzufangen und mitzunehmen als Regulus.

James schmiss einen letzten Umhang hinter sich, bevor er sich herumdrehte – und feststellte, dass er Regulus‘ halben Kleiderschrank auf den Boden und nicht in den Koffer geworfen hatte. Regulus versuchte dieses Chaos wohl zu ignorieren, während Sirius sich eine Hand gegen den Mund pressen musste, um nicht loszuprusten. Die einzig gute Sache gerade war wohl, dass Sirius sein Lachen wiedergefunden hatte…

„Es tut mir leid“, sagte James.

Regulus nickte. „Es tut mir auch leid, aber ich kann jetzt nicht Hals über Kopf abhauen.“

„Und wenn du noch ein paar Schluck trinkst?“ James erntete für diesen Vorschlag nur ein schiefes Lächeln von Regulus. Es war schade, dass er überhaupt nicht begeistert über James‘ Rettungsaktion zu sein schien. Er löschte sogar jeden Funken Enthusiasmus, der bis eben noch so heftig in James‘ Brust geglüht hatte.

„Sirius…“ Regulus wandte sich an seinen Bruder, als würde James ihn nicht verstehen. Dabei verstand er Regulus‘ Standpunkt. Er fand ihn nur dämlich. „Kannst du James nicht erklären, was Vater für Sicherheitszauber im Repertoire hat?“

James konnte dieses Spielchen auch spielen. „Sirius, kannst du Regulus nicht erklären, dass du immer einen Weg aus dem Haus gefunden hast?“

„Ich bin keine Eule“, sagte Sirius abwehrend. „Sagt es euch selbst und dann entscheidet euch. Wir haben nicht die ganze Nacht allein in diesem Haus.“

„Wir sind nicht allein. Mutter ist hier“, sagte Regulus. Sirius‘ Augen wurden groß, aber er sagte nichts. James interessierte sich gar nicht für irgendwelche anderen Menschen in diesem Haus. Regulus klang auch nicht besonders ängstlich. „Wenn du sie wütend machst, Sirius, dann brennt sie das Haus ab und ich kann gerade nicht raus. Das wäre ein äußerst tragisches Ende.“

„Du findest das wohl lustig.“ James ließ Sirius alleine bei der Kommode stehen und setzte sich wieder zu Regulus auf das Bett. Die violette Bettwäsche störte ihn mit jeder Sekunde mehr, besonders wenn sie ihn mit ihren weichen Fasern einzulullen versuchte. „Ich find das gar nicht lustig. Ich will, dass du mit mir kommst. Sonst… sonst mach ich Schluss.“

Regulus fühlte sich auf seiner grässlichen Bettwäsche wohl genug, um ein Bein auf die Matratze zu ziehen, damit er sich James zuwenden konnte. Sirius fühlte sich unbeobachtet und schmollte deswegen, was James aus dem Augenwinkel beobachtete. Er würde nicht zulassen, dass Sirius sich gleich klammheimlich aus dem Staub machte.

„James, ich hab probiert hier rauszukommen, ehrlich. Ich weiß, ich bin nicht so brillant wie mein Bruder, aber ich bin nicht blöd und hab’s trotzdem nicht über die Türschwelle geschafft. Das ist… Hausarrest à la Black. Ich denke, ich bin noch glimpflich davongekommen.“

„Du denkst. Was wenn dein Vater dich gar nicht mehr rauslässt. Wenn er dich nicht nach Hogwarts lässt“, griff James etwas auf, mit dem Sirius ihm schrecklich Angst eingejagt hat. Gerade interessierte Sirius sich da wenig für und durchwühlte lieber den Schreibtisch seines Bruders. Er blieb an einer Phiole hängen, die er neugierig nach einem Etikett absuchte, dann vorsichtig daran schnüffelte.

„Wenn er euch hier erwischt, dann ist das sehr wahrscheinlich.“ Regulus schien überhaupt nicht gerührt von der Wahrscheinlichkeit für immer getrennt von James leben zu müssen. Es tat fast weh ihn so gleichgültig zu sehen. „Wie seid ihr überhaupt hergekommen?“

James war froh über den Themenwechsel. „Wir sind bei Albus Dumbledore eingebrochen“, haute er raus und Regulus‘ Fassung damit aus seinem hübschen Gesicht. „Er ist grad in Hogwarts, da ist er immer über Weihnachten. Wir haben uns nur kurz seinen Kamin ausgeliehen.“

Regulus‘ Blick machte deutlich, dass er das für absolut durchgeknallt hielt, und vielleicht musste James ihm da ein klein wenig Recht geben, wenn er sich an die Dinge erinnerte, die ihnen in Dumbledores Haus begegnet waren.

„Sirius, hey, erzähl Regulus mal, was die Portraits in Dumbledores Haus so abziehen“, sagte James, schon voller Hoffnung, dass er die Stimmung auflockern konnte.

Sirius stellte die Phiole hastig auf den Tisch und drehte sich mit einer undurchschaubaren Unschuldsmiene herum. „Oh, ja! Das waren… waren…“ Sirius gähnte mitten im Satz und sackte dann genauso plötzlich zusammen.

James sprang erschrocken auf und stürzte auf Sirius zu, der sich auf Regulus‘ Boden zusammengerollt hatte. Er schlief.

„Oje…“ Regulus schwankte auf seinen Schreibtisch zu und sammelte die Phiole auf. „Der Trottel hat an meinem Schlaftrank genippt.“

„Schlaftrank?“ James erfuhr immer mehr Dinge, die ihm Sorgen bereiteten. Er konnte Regulus nicht alleine lassen in der Gewissheit, dass er sich mit Alkohol und Zaubertränken in den Schlaf trank.

„Für meine Mutter“, sagte Regulus.

James hob die Augenbrauen.

„Ja, sie ging mir auf die Nerven. Und es ist bestimmt nicht gut für ihr Herz, wenn sie die ganze Nacht rumschreit. Definitiv ist es nicht gut für meine Ohren“, erklärte Regulus und hockte sich zu James auf den Boden. Unsanft rüttelte er an Sirius‘ Schulter. „Sieht schlecht aus.“

„Was soll das heißen?“

„Er schläft mindestens bis morgen früh durch.“ Regulus versuchte es noch einmal mit einer saftigen Ohrfeige, aber die ließ Sirius‘ Kopf nur auf die andere Seite rollen. „Ja, er schläft tief und fest. Was trinkt er auch einfach irgendeinen Zaubertrank?“

„Das macht er ständig. Du hättest ihn sehen sollen, nachdem er den Zaubertrank meiner Mutter für seidiges Haar getrunken hat. Sein Fell hat geglänzt, wie frisch vom Friseur.“

Regulus legte den Kopf schief. „Fell?“

„Äh…“ James zuckte die Achseln und das reichte Regulus auch als Antwort. „Was machen wir jetzt mit ihm? Ich kann nicht mit ihm zusammen das Flohnetzwerk benutzen, und ich will auch nicht versuchen mit ihm zu apparieren. Du erinnerst dich an die Augenbrauen-Sache?“

„Du sahst auch mit einer gut aus“, versicherte Regulus.

James lächelte ihn kurz an, aber in Anbetracht ihrer Situation hielt es nicht lange. Sirius schlief und Regulus hatte sehr krassen Hausarrest. Sollte das jetzt bedeuten, dass James sie beide zurücklassen musste? Das konnte er nicht tun.

„Was machen wir jetzt?“, fragte Regulus noch bevor James eine Antwort hatte.

„Außer dir können doch andere über die Türschwelle, oder?“

Regulus zögerte erst, dann haute er James verbal um: „Wenn du volljährig bist.“

„Was?!“ James klammerte sich haltsuchend an Sirius‘ Schultern fest. „Heißt das, ich sitze hier auch fest?“

„Äh…“ Regulus‘ Stirn knitterte, als er angestrengt nachdachte. Der Alkohol machte ihm das nicht gerade leicht. „Du bist doch reingekommen, dann kommst du bestimmt auch wieder raus.“

„Und wenn nicht?“ James bekam darauf keine Antwort und widmete sich verzweifelt Sirius, versuchte alles ihn wieder wachzurütteln. Zwar wurde Sirius blasser um die Nase, als würde ihm schlecht werden, aber seine Augenlider blieben fest geschlossen.

„Dann verbringen wir unsere Ferien definitiv zusammen. Du kannst in meinem Schrank wohnen.“ Regulus schaute zu seinem ausgeräumten Kleiderschrank und lächelte James dann an, was der einfach nicht erwidern konnte. Er hatte sich das so schön – und vor allem einfach – vorgestellt, jetzt saß er nicht nur im Schlangennest fest, sondern hatte Sirius mit hineingezogen, obwohl der nie wieder eine Nacht in seinem Elternhaus hatte verbringen wollen.

„Lass uns nachsehen, ob du nach Hause kannst“, sagte Regulus schließlich. James wollte den Kopf schütteln, aber Regulus ließ das nicht zu, fasste mit einer Hand James‘ Kinn und schaute ihn entschieden an. „Ich werde Sirius morgen nachschicken.“

„Ich will dich nicht allein lassen“, murmelte James mit gequetschten Wangen.

„Du redest, als würde ich hier langsam sterben“, scherzte Regulus, aber genau dieses Gefühl hatte James. Er befürchtete, dass sein Eisklotz hier langsam zu einem pflichtbewussten Erben schmolz, den er nicht festhalten konnte. James wollte das aussprechen, kriegte die Worte aber nicht über die Lippen.

„Ich helf dir Sirius in sein Zimmer zu bringen“, sagte er stattdessen.

„Super“, sagte Regulus. „Weil ich dafür ganz sicher zu betrunken bin.“

James fand das auch nicht lustig. Regulus war zu jung, um sich dermaßen volllaufen zu lassen. Gut, er selbst hatte das schon getan und sich bei seinen Freunden darüber lustig gemacht, aber bei Regulus war das was anderes. Er wollte Regulus vor solchen dummen Sachen beschützen oder zumindest dabei sein. Keines von beidem hinzukriegen machte ihn zu einem miserablen Freund.

Ächzend hievte James Sirius hoch, schob einen Arm um seinen Oberkörper und schleifte ihn über den Boden. Regulus stützte Sirius andere Seite relativ erfolgreich, verfehlte aber den Türgriff um ein paar Zentimeter. Beim zweiten Versuch öffnete er die Tür und bekam die gegenüberliegende Tür schon beim ersten Mal auf.

Sirius‘ Zimmer verursachte ein ähnlich starkes Gefühl von Unwohlsein in James wie das von Regulus. Seit er das letzte Mal hier gewesen war, hatte Sirius die silbergraue Tapete mit provokanten Fotos zugeklebt. James traute sich nicht einen längeren Blick zu wagen, wenn Regulus keinen Meter von ihm entfernt stand.

„Kreacher staubt hier auf Anweisung meines Vaters alles regelmäßig ab, aber hier war seit Weihnachten keiner mehr drin“, sagte Regulus. „Wir können ihn also getrost hier schlafen lassen, denke ich.“

James stieß Sirius unbeabsichtigt grob auf das Bett, aber obwohl er mit dem Gesicht auf seinem Kopfkissen landete, wachte er nicht auf. „Der Trank ist echt heftig. Wo hast du den gekauft?“

„Hab ich selbst gemacht“, sagte Regulus, auch ohne den kleinsten Funken Stolz. Er klang heute generell sehr eisig. James zeigte ihm trotzdem mit einem Nicken, wie beeindruckend er das fand. „Wenn du hier den ganzen Tag rumsitzt, dann kannst du auch was für die Schule machen, nicht? Und da ich nicht zaubern darf…“

„Als ob die das merken würden“, sagte James zwinkernd. Er zog Sirius die Schuhe und zumindest seine Jacke aus, bevor er ihn unter die Bettdecke rollte. Sirius umarmte lächelnd sein Kopfkissen, ganz so, als würde er sich in seiner gewohnten Matratzenkuhle ganz automatisch wohlfühlen. James bezweifelte, dass dem wirklich so war.

„Bist du sicher, dass dein Vater hier nicht reinkommt? Oder deine Mutter, wenn sie aufwacht?“, fragte James.

Statt ihm zu antworten ging Regulus auf den Schreibtisch zu, öffnete ebenso gezielt eine Schublade, wie Sirius es in seinem Zimmer getan hatte, und holte einen kleinen silbernen Schlüssel heraus.

„Ein Alohomora und die Tür geht auf“, sagte James.

Regulus verdrehte die Augen. „Eine abgeschlossene Tür ist abschreckend. Als meine Großmutter gestorben und mein Großvater ausgezogen ist, da hat mein Vater ihr altes Zimmer abgeschlossen. Immer, wenn er nachts hineingehen wollte, aus irgendwelchen nostalgischen Gründen, und sie nicht sofort aufgekriegt hat, ist er wieder gegangen. Ich war zwar erst vier, aber Sirius meinte, dass was mit Tradition zu tun hat.“

„Willst du Sirius gerade symbolisch umbringen, obwohl er hier drinnen schläft?“

„Nein“, sagte Regulus scharf. Seine Stimme klang zwar nicht mehr eisig, aber der genervte Tonfall war wie Salz in James‘ Wunden. „Wir haben auch abgeschlossen, wenn wir in Hogwarts waren oder wenn wir nicht wollten, dass jemand hereinkommt. Letzteres hat nicht oft funktioniert, wenn man Sirius Black als Bruder hat. Jetzt komm.“

James gehorchte, und als er wie ein verfluchter Köter aus der Tür marschierte, kam er sich doch ein wenig dämlich vor. Regulus durfte sich ihm gegenüber nicht so verhalten und er durfte sich nicht so behandeln lassen.

„Hör zu, ich…“ James stoppte, als er sich herumdrehte und die Hand heben wollte, das aber nicht konnte, weil Regulus sie vorher in seine genommen hatte. Als ihre Finger sich ganz von alleine ineinander verschränkten, wurde James bewusst, wie sehr er dieses Gefühl vermisst hatte. Regulus‘ Hand war kalt, aber ungewöhnlich weich, und sie schob sich so perfekt gegen seine, als würde er seine eigenen Hände miteinander verknoten.

„Hm?“ Regulus wartete darauf, dass er weitersprach, während er sorgsam die Tür verschloss. James schüttelte den Kopf, was Regulus zwar etwas verwirrt aussehen aber weiter seine Hand halten ließ. Er zog James in Richtung der Treppe, unwissend, wie gerne James einfach für immer vor Sirius‘ Tür stehengeblieben wäre.

„Wir sollten uns beeilen“, sagte Regulus im zweiten Stock, wo eine Uhr an der Wand hing und den Korridor mit lautem Ticken füllte. „Es ist fast Mitternacht und –“

„Was?“ James sah auf die Uhr. Es waren kaum zwei Minuten bis Mitternacht und Regulus wollte ihn loswerden? Das wollte James nicht einmal verstehen. „Du willst mir keinen Kuss um Mitternacht geben?“

Regulus blieb stehen, allzu eilig konnte er es also nicht haben. „Bitte was?“

„Das ist Tradition.“

„Hab ich noch nie von gehört“, sagte Regulus stirnrunzelnd. „In welchem Land denn?“

James hob die Schultern. „Im Muggelland?“, schlug er vor, aber das schien Regulus nur bedingt witzig zu finden. Sein Lächeln hatte jedenfalls größere Ähnlichkeit zu einer Grimasse.

„Dann lassen wir das lieber. Jetzt komm, James. Wenn mein Vater hier auftaucht, dann willst du nicht mehr da sein“, lenkte Regulus ganz schnell wieder ab. James hatte das für eine sehr romantische Tradition gehalten, aber für Romantik hatten sie wohl gerade keine Zeit.

Als sie das Erdgeschoss erreichten, ertönte von draußen nur dumpf das Geräusch von Feuerwerk. Das Schlagen der alten Standuhr im Wohnzimmer drang lauter in den Korridor hinaus. James hatte sich den Anfang des neuen Jahres anders vorgestellt. Er hatte Feuerwerk und Champagner und einen Kuss im Sinn gehabt.

Wieso lief eigentlich nie etwas so, wie er es sich vorgestellt hatte?

„Hey.“ James blieb stehen und zog Regulus zurück, als der einfach weiterging. Regulus drehte sich wieder zu ihm herum, noch ein wenig verdutzter als vor zwei Stockwerken. „Ich will einen Kuss“, sagte James und das in einem Tonfall, der zwar überhaupt nicht romantisch war, aber auch keinen Widerspruch zuließ.

Regulus sah ihn an, die Augenbrauen ein ganz kleines Stückchen nach oben gezogen, und lächelte dann. „Aber nicht wegen irgendwelcher Traditionen“, sagte er, trat an James heran und spitzte die Lippen. James umfasste Regulus‘ Gesicht um seinen Kopf etwas anzuheben, beugte sich vor und küsste ihn nur ganz sanft. Bei der stürmischen Begrüßung vorhin hatte er kaum Zeit gehabt einen der Küsse zu genießen. Jetzt nahm er sich alle Schläge der Uhr Zeit.

Regulus seufzte, als James sich löste. Er hatte etwas Farbe bekommen, rosarote Flecken, die seine Wangen viel voller wirken ließen.

„Ich vermisse dich“, sagte er, als wäre es ihm gerade erst klar geworden.

„Dann solltest du doch mitkommen.“

„Wir schauen jetzt erstmal, ob du durch die Tür gehen kannst.“ Regulus zog James durch den Flur zur Haustür, dann ließ er ihn los. „Probier’s aus.“

James wandte sich dem glänzenden Türknopf zu, zögerte aber ihn zu berühren. Er wollte sich nicht blamieren, wenn ein Fluch auf dem Griff lag und ihn bei der kürzesten Berührung komplett entstellen würde. Andererseits hatte er ja keine Wahl…

James packte zu. Es passierte nichts. Triumphierend grinste er Regulus an, als er die Tür aufzog. Ein kalter Luftzug wehte hinein. James sog den Duft der Freiheit ein und machte einen Schritt nach vorne. Weiter kam er auch nicht. Mit voller Wucht knallte er gegen eine unsichtbare Barriere.

„Autsch.“ James presste sich eine Hand gegen die schmerzende Stirn.

Regulus schob die Hand weg und hauchte einen Kuss auf die anschwellende Stelle. „Da kommst du nur durch, wenn du volljährig bist.“

„Scheiße…“

„Probieren wir den Kamin.“ Regulus schlug die Tür zu und schob James zum Wohnzimmer.

Hier stand immer noch die fast leere Champagnerflasche auf dem Tisch, der Regulus sich ganz alleine gewidmet hatte. Das war so traurig, dass James‘ Mutter anfangen würde zu weinen, wenn er ihr das erzählte. Und dann würde sie James ausschimpfen, weil er Regulus in dieser einsamen Umgebung zurückgelassen hatte.

„Ich kann das nicht ausprobieren“, sagte James und hielt Regulus an den Schultern fest, damit der ihn nicht rückwärts in die Flammen stoßen konnte. „Wenn ich einfach verschwinde, dann komm ich nicht mehr so schnell zurück. Ich kann Sirius hier nicht zurücklassen und mich aus dem Staub machen. Ich kann dich nicht verlassen, Regulus.“

„Bausch das hier nicht unnötig auf, James. Wir sehen uns nach den Ferien. Das ist noch ungefähr eine Woche.“

„Reg, ich bausche nichts auf. Es geht dir nicht gut. Du hast da oben ein halbes Dutzend leerer Flaschen in deinem Zimmer stehen.“

„Du weißt gar nicht, wie lange die da schon rumliegen.“

„Das könnte ein Problem werden“, meinte James, kurz davor aufzuzählen, wie oft Regulus probiert hatte, sich Feuerwhiskey anstatt Butterbier zu bestellen, und natürlich das eine Mal, als er sich nach dem Quidditch-Spiel eine Flasche zu viel gegönnt hatte. „Du bist nicht glücklich. Ich bin dein Freund, weil ich will, dass du glücklich bist. Es kratzt voll an meinem Ego, wenn du deine Depressionen ertränken willst.“

Regulus lächelte ihn an. „Ich liebe dich.“

James‘ Herz machte einen Freudensprung. Regulus spürte das wahrscheinlich, als er sich gegen James‘ Brust drückte, und falls doch nicht, schlang James die Arme fest genug um ihn, dass er jeden leichteren Herzschlag spüren musste. Er küsste Regulus‘ Nasenspitze. Regulus hob darauf den Kopf, um sich noch einen Kuss abzuholen, den er merkwürdigerweise gar nicht erwiderte, obwohl James sich richtig Mühe gab. Ganz plötzlich stieß er James von sich weg.

„Was…“

Regulus drehte James herum und setzte ihm unvorbereitet dem Anblick von sich grün färbenden Flammen aus. James glaubte in Zeitlupe zuzusehen, wie sich ein Mensch in dem Kaminfeuer manifestierte.

„Daddy ist wieder da“, sagte James angriffslustig, was Regulus überhaupt nicht amüsant zu finden schien und ihn kurzerhand mit sich hinter die Couch riss.


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