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Fanfiction

Unnatural Black - Verlorene Söhne

von Dr. S

Noch niemals zuvor hatte James eine ganze Zugfahrt lang auf metaphorischen Kohlen verbracht. Sirius‘ Kreuzworträtsel nervte ihn, Remus‘ Buch interessierte ihn sowieso nicht und Peters Kürbispastete war schon weg, bevor er sie für sich hatte beanspruchen können.

Als der Zug endlich im eingeschneiten London ankam, hatte James seinen Eisklotz seit Stunden nicht mehr gesehen. Nicht einmal bei der Gang-Patrouille waren sie sich begegnet. James hatte sich zusammengerissen und nicht in jedes Abteil gegriffen, um hoffentlich Regulus herauszuziehen. Er konnte aber kaum an sich halten, als er aus dem Zug sprang und Regulus nur zwei Wagons von ihm entfernt aussteigen sah.

„James, du blockierst den Ausgang!“ Sirius trat ihm in den Hintern und bugsierte ihn so aus dem Weg. James stolperte mit seinem Koffer vorwärts, die Augen immer noch auf Regulus gerichtet. Ihre ersten gemeinsamen Ferien waren in greifbarer Nähe. James fühlte eine ganze Horde aufgeregter Schmetterlinge in seinem Bauch durcheinander flattern.

„Also…“ Er merkte gar nicht richtig, wie seine Freunde sich voneinander verabschiedeten. Erst, als Sirius ihn so fest an sich drückte, dass die Schmetterlinge aus ihm herausgepresst wurden. „Tu meinem Brüderchen nicht weh, wenn ihr tut, was ihr noch nicht tun solltet.“

James wurde an Remus weitergereicht. „Versau’s nicht, okay?“

„Du kannst mich mal“, murrte James und drückte Peter mit einem Arm an sich. „Hast du auch noch ’nen klugen Spruch für mich übrig, Wurmschwanz?“

„Öffne mein Geschenk nicht vor Weihnachten. Es wird dich beißen.“ Peter fing sich dafür einen Schlag auf sein Schulterblatt.

„Schreibt mir, ja? Wir sehen uns nach dem Ferien!“ James winkte ein letztes Mal, schnappte sich dann seinen Koffer und zog ihn hinter sich her über den Bahnsteig. Regulus hatte er aus den Augen verloren.

James kämpfte sich seinen Weg durch die Menge. Gegen den Strom zu schwimmen erwies sich als schweres Unterfangen, besonders als jemand seinen Arm packte.

„Potter.“ Lily Evans war neben ihm aufgetaucht. Ihr Blick war abweisend, so wie James‘ Brille, wenn man sie mit einem Impervius belegte. „Ich wünsche dir frohe Weihnachten“, sagte sie in einem nahezu bedrohlichen Tonfall. Sie ließ James los und verschwand wieder in der Menge.

James sah ihr verwirrt nach. Aber nur einen Moment lang, dann drehte er sich um und hielt wieder nach Regulus Ausschau. Er entdeckte ihn erst, als es bereits leerer auf dem Bahnsteig wurde. In einer Nische der Steinmauer saß er auf seinem Koffer, schaute auf und lächelte, als er James Blick auffing.

James steuerte grinsend auf ihn zu.

Wie aus dem Nichts versperrte ein Mann seinen Weg. James sah ihn nur von hinten, glaubte aber, die breiten Schultern und die schwarzen Haare zu erkennen. Orion Black bewegte sich schnurstracks auf Regulus zu.

James folgte ihm, versuchte aufzuholen, kam aber erst nach Orion bei Regulus an. Er stellte sich trotzdem demonstrativ neben Regulus, erst dann erinnerte er sich, dass Orion gar keine Ahnung hatte, bei wem Regulus seine Ferien verbringen wollte.

„Gibt’s hier ein Problem?“ James war durchaus berechtigt das zu fragen, so wie Orion seinen Sohn ansah. Als würde er ihn an der Kehle packen und hinter sich herziehen wollen.

„Mr. Potter“, grüßte Orion steif. „Da Sie sich gar nicht erst um Geheimhaltung bemühen, möchten Sie mir das hier vielleicht erklären?“ Er zog ein zusammengefaltetes Pergament aus seiner Umhangtasche und hielt es James vor die Nase. Lilafarbene Tinte verunstaltete das Pergament, aber ehe er die Schrift entziffern konnte, zog Orion es weg. Er hielt den Brief Regulus hin.

„Du vielleicht?“ Orion wartete geduldig auf eine Antwort, während Regulus den Brief hastig überflog. Als James sich zu ihm lehnte und mitlesen wollte, nahm Orion das Pergament herunter. „Stumm wie eh und je, Regulus. Einen Freund besuchen… Ich hätte mir denken können, dass das Unsinn ist. Freunde hast du doch bloß in deiner Phantasie.“

„Hey“, fuhr James dazwischen, auch wenn das bedeutete, dass Orions eisiger Blick jetzt ihn durchbohrte. „Wenn Sie was zu sagen haben, dann tun Sie das auf eine zivilisierte Art und Weise. Regulus‘ Freund steht nämlich genau vor Ihnen.“

„James“, zischte Regulus ihm warnend zu; das erste Wort, das er heute an ihn richtete.

„Wie rührend“, sagte Orion emotionslos, nicht einmal angewidert. „Regulus, ich erwarte, dass du jetzt mit mir kommst.“

„Aber du hast gesagt, dass es in Ordnung ist“, sagte Regulus. James war stolz, dass er sich nicht gleich von seinem Vater unterbuttern ließ. „Mutter und du wolltet Tante Lucretia besuchen.“

„Da wusste ich auch nicht, dass du den da besuchen willst“, meinte Orion mit einem abfälligen Nicken in James‘ Richtung. „Er verkehrt mit Sirius. Das alleine sollte reichen, damit du dich von ihm fernhältst.“

Regulus blieb stumm. Das gefiel James gar nicht, aber er wollte sich auch nicht einmischen und die Situation schlimmer machen. Bis jetzt schien Orion Black für seine Verhältnisse noch ziemlich gelassen zu sein.

„Hör mir zu, Regulus“, begann Orion, legte dann aber eine Pause ein um tief durchzuatmen. In der Ader an seiner Schläfe pulsierte der Zorn noch schwach, aber bereits deutlich sichtbar. „Deine Eskapaden haben bereits letztes Jahr viel zu viel meiner kostbaren Zeit in Anspruch genommen. Ich dulde es nicht, dass du wie dein missratener Bruder von Jahr zu Jahr eins obendrauf setzt.“

„Missraten?!“ Bei so einer Beleidigung konnte James nicht den Mund halten. Als er einen Schritt nach vorne machte, um Orion wenigstens die Stirn zu bieten, fasste Regulus ihn am Handgelenk.

„Sirius hat doch nichts damit zu tun. Kann ich nicht einfach meine Ferien bei einem Freund verbringen?“

Orion sah aus, als hätte er solche Widerworte nicht von seinem jüngsten Sohn erwartet. Sein Blick machte deutlich, dass er James dafür verantwortlich machte. Den Brief erneut hervorholend beugte Orion sich zu Regulus vor.

„Hast du verstanden“, begann er zischend, „worum es in diesem Brief geht? Deine Beziehung zu James Potter betreffend?“

Regulus schwieg schon wieder. Er schien nicht in der Lage zu sein, Orion einfach zu sagen, dass James sein Freund war. Nicht irgendein Freund, sondern sein Freund. James hätte das niemals verlangt, aber wenn sich die Gelegenheit schon einmal so anbot…

Orion warf einen Seitenblick auf die sich lichtende Schülermenge, dann packte er Regulus überraschend am Kragen. James keuchte heftiger auf, als Regulus selbst, wurde aber gar nicht beachtet.

„Ich warne dich, Regulus“, sagte Orion zwar mit leiser Stimme, aber gerade so wirkte sie noch weitaus bedrohlicher als ohnehin schon. „Du hast kein Recht dich zu benehmen, wie du willst, nur weil dein Bruder weg ist. Ich dulde solche Dreistigkeit nicht. Nicht von dir!“ Damit stieß er Regulus von sich, und das mit einer Kraft, die man wegen seinem vorigen Versuch subtil zu bleiben, nicht erwartet hätte. Regulus geriet ins Stolpern und klammerte sich deswegen an James fest, der ihn gleichzeitig zu stützen versuchte.

„Haben Sie sie noch alle?“, blaffte er Orion an. Lange konnte er sich so etwas einfach nicht ansehen, nicht wenn sein Regulus derartig herumgestoßen wurde.

„Ausgerechnet du wagst es mich zurechtzuweisen?“ Orion sah aus, als wollte er James vor die Füße spucken, und denselben Gesichtsausdruck schoss er samt eines scharfen Blickes Regulus zu. „Leugnest du es wenigstens, Regulus, oder bist du selbst dafür zu feige?“

Regulus sah aus, als wolle er etwas sagen, brachte aber kein Wort heraus. Er hatte mit so einer Überraschung natürlich überhaupt nicht gerechnet und hatte nicht genügend Zeit gehabt sich die passenden Worte zu überlegen. James konnte nicht mitansehen, wie Regulus hilflos den Blick nach unten richtete und sich dabei unauffällig fester an James‘ Handgelenk klammerte.

James legte die freie Hand auf Regulus‘, bemühte sich keine Sekunde lang unauffällig zu sein. „Wenn Sie nicht so ein arroganter Snob voller Vorurteile wären, dann hätte Regulus Ihnen längst etwas gesagt. Sie können hier nicht einfach auftauchen und einem bescheuerten Brief mehr glauben, als Ihrem eigenen Sohn. Aber wahrscheinlich legen Sie es gerade drauf an noch einen Sohn zu vergraulen.“ Er hatte sich zwar in Rage geredet, aber der letzte Satz schien Orion tatsächlich zu treffen. James sah ihn schlucken. Dann wandte Orion sich wieder Regulus zu.

„Wenn deine Mutter diesen Brief in die Finger gekriegt hätte, wäre dein zu Hause jetzt Schutt und Asche, Regulus“, sagte er angespannt. Seine Schläfe pulsierte immer noch und seine Hände zitterten, als er den Brief wegsteckte. „Möchtest du es riskieren kein zu Hause mehr zu haben?“

Regulus sah endlich wieder auf, aber seine Antwort blieb ein stummes Kopfschütteln.

„Dann sei zum Abendessen zu Hause. Sonst zeige ich ihn ihr.“ Orion drehte sich auf der Stelle herum, ohne James überhaupt zu beachten. Er rauschte davon und stieß einen unschuldigen Muggel-Vater fast auf die Gleise, als der ihn nach dem Weg vom Gleis fragen wollte. James schüttelte darüber den Kopf.

„Ist doch eigentlich ganz gut gelaufen“, murmelte er, immerhin hatte er immer geglaubt, einen Kopf kürzer zu werden, sollten Regulus‘ Eltern ihm über den Weg laufen. Allein wegen Sirius hassten sie jede Zelle seines Körpers. „Oder, Reg?“

Regulus war aschfahl im Gesicht geworden. Ein glänzender Film Schweiß hatte sich auf seiner Stirn gebildet. Er sah aus, als hätte ein mutierter Grippevirus ihn in Rekordgeschwindigkeit befallen.

„Reg?“ James streckte die Hand nach Regulus‘ Stirn aus, erreichte sie aber nie.

„Mir wird schlecht“, brachte Regulus noch hervor, bevor er sich auf den nächsten Mülleimer stürzte.

~*~

Im Tropfenden Kessel war nicht mehr viel los, als Regulus sich traute aus den Toiletten zu kommen. Die meisten Eltern hatten sich ihre Kinder gegriffen und so weit wie möglich von der Winkelgasse weggebracht, bevor die ihre Weihnachtswunschliste noch einmal komplett umschrieben. Regulus hatte nur noch den Wunsch Weihnachten zu überleben.

James winkte ihm aus einer der hinteren Ecken des Pubs zu. Er hatte ein Butterbier in der Hand und für Regulus eine große Tasse mit heißer Schokolade.

„Geht’s dir besser?“, fragte er, als Regulus sich neben ihn setzte und sich sofort haltsuchend gegen ihn lehnte. „Willst du lieber ein Wasser?“

Regulus genoss nur einen Moment die Nähe, dann setzte er sich gerade hin. Er schüttelte den Kopf und umschloss die Tasse, um sich die Finger zu wärmen. Ihm war immer noch schlecht, als hätte sein Magen einen Besenritt während eines Sturms hinter sich. James‘ mitleidiger Blick machte das nicht unbedingt besser.

„Das ist mir irgendwie peinlich“, krächzte Regulus.

James grinste wieder. „Muss es nicht. Wenn du genügend Haare zum Halten haben würdest, hätte ich das getan.“ Um das zu unterstreichen, fuhr er Regulus durch die kurzen Strähnen, die James‘ eigenem Chaos gerade gefährliche Konkurrenz machten. „Geht’s dir denn wieder besser?“

Diesmal nickte Regulus, auch wenn er sich nicht besser fühlte. „Ich hab einen empfindlichen Magen… und mit so etwas hab ich wirklich gerechnet.“

„Dieser Brief…“ James hatte ihm auf dem Weg zum Tropfenden Kessel erzählt, dass er wusste, was Regulus für komische Nachrichten bekommen hatte. Zumindest von dem Foto wusste er. Noch ein Grund mehr, warum Regulus sich nicht gut fühlte. Als hätte der Besenritt seines Magens in der Peitschenden Weide geendet.

„Können wir da bitte nicht mehr drüber reden?“

James schob die Lippen vor. Er fummelte schmollend an seinem Butterbier herum.

„Wenn dich das so brennend interessiert, warum hast du mir vorher nicht gesagt, dass du davon weißt?“

„Weil ich dann hätte zugeben müssen, dass ich in deinen Sachen rumgewühlt habe. Sowas gibt immer Ärger. Glaub mir, ich hab schon in vielen fremden Sachen rumgewühlt.“

Regulus nahm jetzt doch einen Schluck von seiner heißen Schokolade. Brühendheiße Schokolade. Er verbrannte sich die Zunge und stellte die Tasse so hastig weg, dass die Flüssigkeit fast über den Rand schwappte. Das schwammige Gefühl seiner Zunge lenkte ihn wenigstens von der Übelkeit in seinem Magen ab.

„Außerdem…“ James nahm sich dem Kakao an und pustete den spiralförmig aufsteigenden Dampf für Regulus weg. „Ich wollte, dass du mit solchen Sachen zu mir kommst. Für sowas bin ich immerhin da. Hier.“ Er drückte die Tasse in Regulus‘ Hände und starrte ihn so lange an, bis er noch einen Schluck probierte. Diesmal verbrannte er sich nicht und die Übelkeit wurde von einem warmen Gefühl verdrängt. Regulus lächelte James dankbar an.

„Ich hätt’s dir gesagt, wenn es wichtig gewesen wäre.“

James schüttelte schockiert den Kopf. „Jemand, der versucht dich zu erpressen, ist nicht wichtig? Dieser Mensch hat deinem Vater geschrieben. Das hätte nicht so glimpflich ausgehen können.“

„Glimpflich? Du findest, dass das glimpflich ausgegangen ist?“ Regulus spürte die Wärme aus seinem Magen verschwinden und presste die Hand darauf, um so hoffentlich die Übelkeit zu unterdrücken. James‘ Hand legte sich auf seine.

„Er hat dich nicht nach Hause geschleift und in den Schrank eingesperrt“, sagte James sanft, als würde eine zu laute Stimme Regulus verschrecken. „Oder mich umgebracht. Ehrlich, ich hatte mit irgendetwas in der Richtung gerechnet.“

Regulus schüttelte über solche Worte nur den Kopf. Es war, als hätte James gar nicht zugehört, was Orion gesagt hatte. Regulus wollte nicht als Brandfleck auf dem Stammbaum enden.

„Also, dieser Brief…“ Mehr schien James nicht zu interessieren. Es schien komplett an ihm vorbeizugehen, dass Regulus, anstatt die Ferien mit ihm zu verbringen, zu Hause tagein, tagaus Vorträgen über die Wichtigkeit ihres Namens lauschen musste. Dass er Schande über ihre Familie bringen würde, wenn er derartig kostbares Blut willentlich aussterben ließ. James glaubte, nur weil Orion ihm eine Galgenfrist gestattet hatte, würde alles gut werden.

„Weißt du, es waren mehr Nachrichten. Nicht nur dieses Foto, James.“ Regulus bereute sofort, dass er das gesagt hatte. James wirkte einerseits bestürzt, andererseits sah er einfach nur enttäuscht aus. Dann grub sich Verwirrung in sein Gesicht.

„Was denn noch?“, fragte James nach. Er klammerte sich an dieser Sache fest, als würde nicht ihre Beziehung daran hängen, sondern sein enormes Ego. Nur, um das zu befriedigen, erzählte Regulus ihm von dem fliederfarbenen Pergamentvögelchen und der knappen Nachricht, die ihn im Krankenflügel erwartet hatte. Er hoffte, dass das Thema damit abgeschlossen wäre.

„Aber Sirius kann es gar nicht gewesen sein“, sagte James, als könne er Regulus‘ Gedanken lesen. Er hatte nichts davon erzählen wollen, immerhin war Sirius James‘ bester Freund und würde immer genau solch eine vehemente Verteidigung bekommen. „Nein, also… Ich hab das gedacht, aber Sirius würde so etwas nie tun. Das weißt du natürlich. Er ist dein Bruder.“

Regulus trank von seinem Kakao, während James sich darüber ausließ, was Sirius für ein phantastischer Freund war. Er fragte sich, ob er an der Theke wohl einen Schuss Whiskey für seine Schokolade bekommen würde…

„Also, was meinst du? Hört sich doch logisch an, oder?“

Regulus hatte gar nicht zugehört, was James von sich gegeben hatte, also zuckte er bloß mit den Schultern. Allmählich schien James auch aufzufallen, dass Regulus mit den Gedanken ganz woanders war.

„Interessiert dich das denn gar nicht?“, wollte er wissen.

Regulus stellte seine leere Tasse auf den Tisch. „Das Resultat beschäftigt mich mehr.“

„Wenn du wüsstest, wer dafür verantwortlich ist, dann –“

„Dann würde das auch nichts daran ändern, dass mein Vater weiß, was ich…“ Er konnte das nicht aussprechend. Regulus fuhr sich mit der immer noch tauben Zunge über die Lippen. „James, verstehst du das nicht? Mein Vater will mich heute Abend zu Hause sehen, sonst hab ich keinen Ort mehr, den ich zu Hause nennen kann. So wie Sirius.“

James schien ihm zwar zugehört zu haben, aber Verständnis zeichnete sich nicht in seinen Zügen ab. „Das hast du doch gewusst, oder? Dass deine Familie was gegen mich haben würde.“

„Ja, aber…“

„Nichts aber. Hast du bei deinen Eltern nicht damit gerechnet?“ Dass James unsensibel war, wusste Regulus, aber dass er so eine Gleichgültigkeit an den Tag legte, überraschte ihn doch. „Die haben Sirius aus dem Stammbaum gebrannt, bloß weil er einen eigenen Kopf hatte. Natürlich wollen die nichts mit dir zu tun haben, wenn du nicht irgendwann deine Cousine oder überhaupt irgendeine Hexe heiraten willst. Du bist doch intelligent, Regulus. Sag mir nicht, dass du ganz naiv an ein Happy End geglaubt hast.“

Regulus wusste erst nicht, was er darauf erwidern sollte. „Und was soll ich deiner Meinung nach jetzt tun? Meine Weihnachtsferien und alle anderen danach bei dir verbringen?“

James nickte. „Ich dachte, so in etwa hast du dir das vorgestellt. Du hast dich doch für uns entschieden. Wir funktionieren nun mal nicht mit deiner Familie. Außer Sirius, natürlich.“

„Kannst du mal mit Sirius aufhören!“, fuhr Regulus ihn an. James starrte ihn genauso überrascht an, wie die Leute am Tisch nebenan. Regulus hatte nicht laut werden wollen und schenkte den Leuten einen entschuldigenden Blick, James aber nicht.

„Entschuldige…“ Von James hatte er das nicht einmal als Blick erwartet. „Ich wusste nicht, dass du… nicht so gedacht hast.“

Regulus fühlte sich jetzt doch schuldig. Er wollte gerade irgendetwas antworten, als James aufstand. Aber wenn er jetzt gehen wollte, dann würde Regulus ihn nicht rauslassen.

„Wie wär’s, wenn wir ein bisschen spazieren gehen?“ James zog Regulus an der Schulter hoch und schob ihn vorwärts. „Tom wird auf die Koffer aufpassen. Ich hab ihn geschmiert.“

Regulus wollte eigentlich nur sitzen, aber James ließ keinen Widerspruch zu. Zielstrebig führte er ihn aus dem Tropfenden Kessel in die Winkelgasse. Eine plattgetretene Schneedecke verbarg das Kopfsteinpflaster. Die Treppe vor Sugarplum’s Süßwarenladen wurde von einem magischen Kehrbesen von Schnee befreit, allerdings nicht lange. Eine Horde Kinder warf sich in den Schneehaufen, den der Besen angehäuft hatte, und verteilte die weiße Masse so wieder auf der Treppe.

Regulus sah sie im Vorbeigehen an. Er erinnerte sich daran, wie Sirius ihn als Kind immer in jeden Schneehaufen gestoßen hatte, der am Straßenrand zu sehen war. Dafür hatte er immer Ärger bekommen. Sirius war immer derjenige gewesen, der Ärger bekommen hatte. So hätte es bleiben sollen…

Ein Surren holte ihn aus seinen Gedanken. Vor seinen Augen flog ein ziemlich anhänglicher Schnatz herum. Regulus lächelte und streckte die Hand aus. James schnappte ihm den Schnatz vor der Nase weg.

„Du bist langsam geworden“, neckte er Regulus.

„Ich war in Gedanken.“

„Ausrede.“ James stupste sanft mit dem Ellenbogen in Regulus‘ Seite. Zwischen seinen Fingern flatterten die Flügel des Schnatzes. „Du hast gefragt, ob ich ihn noch habe. Kommt mir vor, als wär’s gestern gewesen, dass ich ihn dir zum Üben geliehen habe.“

„Mir kommt es vor, als wäre das Jahre her“, sagte Regulus und streichelte kurz über den Flügel des Schnatzes. Er hörte auf zu flattern. Regulus nahm die Hand von James‘ Fingern, obwohl er sie eigentlich gerne gegriffen hätte. Genauso hatte er gefühlt, als sein Vater vor ihm gestanden hatte. Er hätte James‘ Hand so gerne gehalten, hatte sich aber nicht getraut. James dagegen hatte einfach gehandelt, ohne sich Gedanken darüber zu machen, wie das aussah.

„Reg, wir sind so weit gekommen“, begann James in einem fast flehenden Tonfall. „Willst du jetzt fünfzig Schritte zurück zu deinen Eltern machen?“

„Wenn deine Eltern mich nicht mögen würden, oder nur die Tatsache, dass ich kein Mädchen bin, würdest du mich verlassen?“, stellte Regulus eine Gegenfrage, die James leider nicht lange beschäftigte.

„Nein“, sagte er sofort.

„Ja, weil deine Eltern dich deswegen nicht… nicht verstoßen würde“, sprach Regulus das aus, was James scheinbar nicht wahrhaben wollte. „Stell dir das doch mal vor. Ich hätte gar nichts mehr. Wenn wir uns streiten – und wir tun das nicht gerade selten – wo soll ich dann hin?“

James wollte an solche Szenarien nie denken, trotzdem überlegte er sich eine Antwort. „Dein Onkel“, meinte er schulterzuckend.

„Du meinst Onkel Alphard? Den Onkel, der mit mir nichts zu tun haben will, weil ich widerliche Schwuchtel die Familie vorsätzlich kaputt mache?“

James schüttelte ungläubig den Kopf. „Das hat er nicht wirklich so gesagt.“

Regulus hielt das nicht aus. Er stieß James von sich weg und hätte alles für einen Schneehaufen gegeben, in den er hätte plumpsen können.

„Du kannst das natürlich nicht glauben. Immerhin ist Alphard derjenige, von dem Sirius immer so tolle Geschichten erzählt. Natürlich muss er cool sein.“

„Reg, sei nicht sarkastisch. Was hab ich denn getan?“ James kam auf ihn zu, nur damit Regulus ihn wieder nach hinten stieß. Er probierte es noch einmal mit demselben Ergebnis, dann packte James Regulus‘ Handgelenk. Der Schnatz flatterte um ihre Köpfe herum. „Es tut mir leid, okay?“

„Es tut dir leid.“ Regulus nickte mit einem dicken Kloß in seinem Hals. „Tut es dir auch leid, wenn du mich verlässt und ich nirgendwo mehr hin kann? Natürlich willst du da nicht dran denken. Ich auch nicht. Aber wir sind doch erst… Wir sind nicht einmal volljährig. Ich will noch nicht über so etwas nachdenken müssen.“

James öffnete den Mund, aber zur Abwechslung war er einmal sprachlos. Für eine Weile hörte man nur, wie der Schnatz mit den Flügeln schlug. Dann seufzte James.

„So hab ich mir unsere Ferien nicht vorgestellt“, sagte er. James zog Regulus an seinem Arm hinter sich her, steuerte auf die nun endlich vom Schnee befreite Treppe zu. Die Kinder waren verschwunden und es war trotz der Lichter der Geschäfte dunkel geworden. James setzte sich trotzdem auf die Treppe. Regulus setzte sich neben ihn.

„Es ist kalt“, sagte Regulus.

„Es ist auch schon spät.“ James sah auf seine Uhr und seufzte schwer. „Wenn du also zum Abendessen nach Hause willst, dann… solltest du dich beeilen.“

„Du weißt, was das bedeutet, oder?“

„Nein, Reg, weiß ich nicht“, sagte James. Er stellte die Füße eine Stufe höher, sodass er die Arme um seine Knie schlingen konnte. „Ich komm nicht aus so einer Familie. Meine Eltern… Sie erlauben mir alles. Selbst wenn ich ein kleines Sonnensystem durch Albus Dumbledores Fenster schieße, dann loben sie nur mein… mein Sonnensystem. Ich hab keine Angst vor meinen Eltern.“

Regulus versuchte sich das vorzustellen. James musste der ganze Stolz seiner Eltern sein, wenn sie ihn nicht nur nach Strich und Faden verwöhnten, sondern ihm auch alles durchgehen ließen.

James bettete die Wange auf seinen Knien und schaute Regulus an. „Das ist doch auch keine Familie. Dein Bruder –“

„Ich bin nicht Sirius.“ Regulus wusste nicht, wieso James immer noch nicht aufhören konnte, seinen allerbesten Freund ständig zu erwähnen. Vielleicht sollte er ihm mal haarklein aufzählen, warum Sirius sehr wohl in Frage kam diese Nachrichten überall zu hinterlassen – nur an seinen verhassten Vater zu schreiben, das würde Sirius niemals tun.

„Das hab ich doch auch gar nicht gesagt“, seufzte James.

„Dann nimm nicht an, dass ich meine Familie genauso abscheulich finde. Sirius‘ Meinung ist nicht das Nonplusultra.“

„Na ja, aber es scheint bei Blacks ziemlich weit verbreitet zu sein, dass sie sich überhaupt nicht um ihre Familie scheren. Für deine Eltern bist du doch nur so etwas wie ein Statussymbol.“

„Genau, was ich jetzt hören will“, murmelte Regulus.

James richtete sich auf, streckte die Wirbelsäule richtig durch, bevor er den Arm um Regulus legte. „Ich werd deine Familie doch nicht gut darstellen, damit du dich gegen den chaotischen Idioten entscheidest, der dich zwingt auf einer kalten Treppe zu sitzen.“

Regulus musste lachen, auch wenn es mehr danach klang, als würde er schluchzen. Er lehnte den Kopf gegen James‘ Schulter.

„Ich will dich nicht verlieren“, flüsterte er.

James drückte ihn an sich. Seine Umarmung war wunderbar warm. „Ich komm mit.“

Regulus sah auf. „Was? Wirklich?“

James schaute grinsend nach oben, dann legte er den Kopf schief und lehnte die Schläfe gegen Regulus‘ Stirn. „Hm, sieht aus, als wäre unser Schnatz entfleucht.“

Regulus entdeckte besagten Schnatz kaum zwei Zentimeter hinter James‘ Kopf. Er griff ihn aus der Luft und präsentierte ihn James auf der Handfläche.

„Du lässt auch ein bisschen nach, Potter.“

James‘ Augen weiteten sich, wirkten hinter den Brillengläsern noch einmal doppelt so groß. Empört öffnete er den Mund, aber anstatt etwas zu sagen lächelte er, beugte sich vor und küsste Regulus.

Dann fasste er Regulus‘ Hand und zog ihn von der eiskalten Treppe hoch. Der Schnatz lag ganz ruhig zwischen ihren Finger, als sie zurück zum Tropfenden Kessel gingen. Regulus war gerührt, dass James ihn tatsächlich nicht alleine nach Hause gehen ließ. Vielleicht würde dann wirklich alles gut werden. James konnte sehr charmant sein, wenn er wollte. Vielleicht konnte er Regulus‘ Eltern doch noch einlullen.

Ein Teil von ihm wusste natürlich, dass das reines Wunschdenken war.

Der Wirt hatte wie versprochen auf ihre Sachen aufgepasst und versuchte ihnen noch zwei Zimmer anzudrehen; eine Versuchung, der Regulus nur schwer widerstehen konnte. Er wollte nicht nach Hause. So sehr, dass er sogar lieber durch Muggel-London zum Grimmauld Place gelaufen wäre, anstatt das Flohnetzwerk zu nehmen.

James ließ es leider nicht zu, dass Regulus irgendetwas weiter hinauszögerte. Er drückte Regulus‘ Hand ermutigend, bevor er ihn als Erster in die grünen Flammen gehen ließ.

„Du kommst auch wirklich nach?“, fragte Regulus sicherheitshalber.

James nickte langsam, als würde Regulus es sonst nicht verstehen. „Ich bin gleich hinter dir.“ Er konnte es sich nicht verkneifen in einem dreckigen Ton hinzufügen: „Wenn du verstehst, was ich meine.“

Regulus verdrehte die Augen. „Idiot“, murmelte er, lächelte aber, als er seine Zieladresse sagte und einen Wimpernschlag später aus dem Kamin im Grimmauld Place trat.

Er atmete tief durch und sog dabei viel zu viel Asche ein. Hustend betrat er das Wohnzimmer, stellte seinen Koffer ab und schaute sich um.

Auf dem Sofa saß Sirius. Regulus fielen fast die Augen heraus, aber bevor er sein Erstaunen irgendwie verbalisieren konnte, stieß man ihn von hinten vorwärts. James trat aus dem Kamin.

„So, da bin ich“, rief er hörbar grinsend aus. Dann bemerkte auch er Sirius. „Was machst du denn hier?“

Sirius stand auf. Er sah fertig aus. Als er sich umschaute, lagen Schatten auf seinem Gesicht, die im hellbeleuchteten Wohnzimmer eigentlich nicht da sein sollten.

„Ich wollte nie wieder hierher zurückkommen“, sagte er mit merkwürdig belegter Stimme. „Aber… Na ja, einmal ist keinmal.“

„Wovon redest du?“, fragte Regulus.

Sirius sah ihn verwirrt an, dann seufzte er schwer. „Du weißt es noch nicht?“

Regulus schüttelte vollkommen ahnungslos den Kopf.

„Onkel Alphard“, begann Sirius heiser. „Er ist tot.“


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Mike ist Engländer, ein sehr englischer Engländer. Jeden Tag trug er seine Anzugweste, was mir gut gefällt – man erlebt es heute kaum mehr, dass jemand Westen trägt. Er hat ein unglaubliches Charisma und flößt uns großen Respekt ein. Doch er verinnerlicht den britischen Humor total und kann sich bestens in die Internats-Teenager hineinversetzen.
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