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Unnatural Black - Versprochen ist versprochen

von Dr. S

Wahrscheinlich ging er diese ganze Sache falsch an… aber leider merkte James Potter so etwas immer erst hinterher.

„Hey, Evans!“

Lily war nur eine von den besonders engagierten Vertrauensschülern, die sich für die Weihnachtsdekoration gemeldet hatten. Im ganzen Schloss mussten von Hagrid angeschleppte Weihnachtsbäume geschmückt werden und eigentlich hatte James sich vor dieser Arbeit drücken wollen – aber er war immer noch auf Informationssuche.

Den Zauberstab senkend drehte Lily sich zu ihm um. Sie sah immer noch aus, wie ein wandelnder Wischmopp, strubbeliges Haar, tiefe Ringe unter geröteten Augen und dieser hässliche, ausgebeulte Pullover. Die dunkelrote Weihnachtskugel, die sie hatte aufhängen wollen, schwebte neben ihrem Kopf.

„Was denn?“ Lilys Tonfall war freundlicher, als James es gewohnt war, aber noch weit von der Leichtigkeit entfernt, die sie Sirius entgegen gebracht hatte. „Sag bloß, du willst helfen, Potter. Wenn du Stinkbomben aufhängst, dann –“

„Ich wollte dich nur was fragen.“ James sah sich um. Die Eingangshalle war brechend voll, aber die dichte Geräuschkulisse machte deutlich, dass alle Schüler besser beschäftigt waren, als James Potters Gespräche zu belauschen. Trotzdem griff er Lily am Arm und zog sie in den schmalen Spalt zwischen Wand und Weihnachtsbaum. Alles andere als begeistert schlug sie seine Hand gleich wieder weg.

„Wenn du auf einen Mistelzweig wartest, dann –“

„Ich will wirklich nur was fragen.“ James seufzte, als Lily ihm mit einem Augenrollen zu verstehen gab, dass sie das nicht glaubte. „Deine Tinte. Dieses grässliche Pink –“

„Lila.“

„Woher hast du die?“

Anstatt einfach mit der Sprache rauszurücken, starrte Lily ihn erst einmal eine halbe Ewigkeit auf genau diese skeptische Weise an, die James hatte vermeiden wollen. Dann lachte sie auf.

„Was Besseres fällt dir nicht ein?“ Sie dämpfte ihr Glucksen hinter vorgehaltener Hand, verwirrte James damit aber nur. „Jetzt komm, Potter. Du warst wirklich schon einfallsreicher, wenn du mich angraben wolltest.“

James wollte widersprechen, aber er hatte schon sooft versucht sein Desinteresse zu bekunden, dass es inzwischen wohl keinen Sinn mehr machte. Er schüttelte den Kopf. „Kannst du mir einfach sagen, wo du die Tinte bekommen hast?“

„Es ist Tinte, Potter. Wo kann man die wohl kaufen?“

„Du meinst, wo kann man die hässlichste, widerlichste Farbe auf der Welt kaufen.“

„In der Winkelgasse, in Hogsmeade, im Tintenversandhandel?“ Lily stieß ihn nach hinten und aus dem Weg. „Jetzt lass mich weitermachen.“

James eilte ihr nach. „Wenn es sie da geben würde, dann hätte ich sie doch mal gesehen. So eine Farbe vergisst man nicht. Die brennt sich hinter deine Augenlider.“

Lily versuchte wenig erfolgreich sich ihr Lächeln zu verkneifen. „Wenn du schon nerven musst, dann kannst du mir wenigstens helfen.“ Sie warf einen Haufen goldenes Lametta auf James, der es ungeschickt stolpernd auffing. „Gleichmäßig verteilen. Danke.“

Jetzt musste er doch helfen. James schüttelte über sich selbst den Kopf, machte es sich dann aber leicht, indem er mit dem Zauberstab das Lametta hoch pustete und weit über der Baumspitze fallenließ. Die meisten goldenen Glitzerstreifen blieben weit oben hängen, aber James störte das nicht.

Im Gegensatz zu Lily. Missmutig stieß sie mit einem Fußtritt noch einen Karton Lametta in seine Richtung.

„Gut, dann fangen wir doch so an… Kennst du noch jemanden, der sich seiner Würde beraubt, indem er mit dieser Farbe schreibt?“, fragte James, und vielleicht hätte er eher eine Antwort bekommen, wenn er nicht mit einer Hand fortwährend Lametta auf dieselben Zweige geworfen hätte.

„Du ruinierst meinen Baum!“, regte Lily sich auf und riss ihm den Karton wieder weg, um das Lametta tatsächlich wieder einzusammeln.

„Sorry, okay? Ich mach’s wieder gut.“ James zielte mit dem Zauberstab auf die Tannenbaumzweige und ließ einen Schwall Schneeflocken aus der Spitze schießen. Er verteilte sie gleichmäßig von oben bis unten und betrachtete stolz das weiß-grüne Kunstwerk, bevor er sich Lily zuwandte.

Sie schwankte auf der Schwelle zwischen Anerkennung und der gewohnten Missachtung, die sie allem entgegenbrachte, was James tat, jemals getan hatte und jemals tun würde.

„Jetzt sag mir, wo du diese Tinte bekommen hast.“

„Um Gottes Willen, Potter! Es ist doch nur Tinte… Wenn du so scharf auf sie bist, kriegst du sie bestimmt irgendwo“, sagte Lily und versuchte es dann damit, James zu ignorieren und Weihnachtskugeln aufzuhängen.

„Gib mir doch mal deine, dann kann ich nachsehen, wo sie herkommt“, schlug James vor.

Lily schüttelte den Kopf. „Lass mich in Ruhe.“

„Ja, wenn ich weiß, wo die Tinte her ist.“ James marschierte auf Lilys Tasche zu, die er an der Wand liegen sah. Bevor er danach greifen konnte, packte Lily sein Handgelenk.

„Hör auf damit, Potter. Du nervst!“ Sie versuchte alles, um James wegzuziehen, allerding so ziemlich erfolglos. Der Einsatz machte James trotzdem stutzig.

„Es ist doch nur Tinte“, sagte er und schüttelte Lilys Hand ab, rieb sich die kribbelnde Abdruckstelle ihrer Finger.

Lily wich seinem Blick aus. „Sirius hat sie mir geschenkt. Frag ihn doch.“ Sie wandte sich wieder ihren Weihnachtskugeln zu, drehte sie aber viel zu offensichtlich abgelenkt in der Hand. James empfand bei diesem Anblick mehr als Mitleid.

Er wollte Lily gerne in den Arm nehmen, sie trösten, und ihr sagen, dass sie bestimmt jemanden finden würde, der ihre Zuneigung erwiderte.

James drehte sich um und hastete so schnell er konnte die Große Treppe herauf, bevor er diesem Verlangen noch nachgab.

~*~

„Hey, Brüderchen! Was machst du hier schönes?“

Regulus war damit beschäftigt den Ritterrüstungen im vierten Stock Weihnachtslieder einzutrichtern. Eine Aufgabe die schwer genug war, wenn Lockhart bei jeder Gelegenheit hinter ihm herschlich und die Weihnachtslieder in Lockhart-Lobpreisungen umwandelte. Wenn sich jetzt auch noch Sirius aufdrängte, dann würde er nie fertig werden.

„Ich arbeite“, murmelte Regulus, ohne den Blick von der Rüstung zu nehmen. Sirius lehnte sich neben den Ritter gegen die Wand und musterte das nach oben gestreckte Schwert. Er konnte nicht widerstehen es anfassen zu wollen. Regulus schlug ihm auf die Hand. „Lass ihn in Ruhe. Er muss sich God Rest Ye, Merry Hippogriffs merken.“

Es war vorhersehbar gewesen, dass Sirius bei der Erwähnung seines Lieblingsweihnachtslieds grinsen musste, aber merkwürdigerweise stimmte er es nicht wie sonst an. „Vielleicht sollte er lieber einen tanzbaren Beat ausspucken.“

Regulus klappte seufzend das Visier der Ritterrüstung herunter. „James hat es dir erzählt.“

Sirius nickte und folgte Regulus, der die Ritterrüstung zwei Schritte weiter dasselbe Lied nur in einer anderen Tonlage singen lassen wollte.

„Gibt es irgendetwas, das ihr euch nicht erzählt?“

„Nee“, sagte Sirius grinsend. „Manchmal dauert es etwas, aber wir tauschen alles aus. Ich weiß sogar, was er sich als Mitternachtssnack gegönnt hat, weil er vor Liebeskummer nicht schlafen konnte.“

„Vielleicht hätte er es auch mal mit Alkohol probieren sollen“, sagte Regulus gleichgültig.

Sirius schien dieser Tonfall tatsächlich zu überraschen. „Hast du nicht vor ein bisschen auf ihn zuzugehen?“, fragte er, aber Regulus zuckte bloß die Schultern. Da war noch eine dritte Rüstung in diesem Korridor, die die dritte Stimme für God Rest Ye, Merry Hippogriffs lernen musste. Er hatte keine Zeit für James Potter. „Das mit Lily war scheiße, ja, aber zwei Tage anschweigen ist ein bisschen heftig, oder? James hat sich doch entschuldigt.“

„Jede Silbe übermäßig betonen, nachdem man ihn darauf hingewiesen hat, zählt für mich nicht als Entschuldigung.“

„Sich betrinken und an fremden Mädchen rumgrabschen ist aber in Ordnung?“

Regulus rutschte mit dem Zauberstab ab und piekte in die Dunkelheit hinter dem Visier. Die Rüstung ließ glatt ihr Schwert fallen und erwischte beinahe Sirius‘ Fuß. Hochrot im Gesicht setzte Regulus das Schwert wieder an Ort und Stelle.

„Ich hab nichts getan“, verteidigte er sich, als die Rüstung wieder vollständig war und ihr Weihnachtslied trällerte. „Der Gedanke allein ist sowas von absurd.“

„Bei James aber nicht?“

„James steht auf Evans. Das weiß jeder, außer ihm selbst“, sagte Regulus, winkte ab, als Sirius ihm widersprechen wollte, und ging um die Ecke. Hier warteten noch zwei Rüstungen darauf mit Weihnachtsliedern versorgt zu werden.

Sirius ließ ihn leider nicht in Ruhe. „Soll das heißen, dass ihr Schluss gemacht habt?“

„Müsstest du das dann nicht wissen?“, gab Regulus steif lächelnd zurück.

„Regulus.“ Sirius schien das überhaupt nicht lustig zu finden.

„Ernsthaft, Sirius, das wäre doch dein schönstes Weihnachtsgeschenk, also spiel hier jetzt nicht den fürsorglichen großen Bruder.“

„Ob du’s glaubst oder nicht, ich sorge mich um dich“, sagte Sirius und verzog trotz dieser peinlichen Phrase nicht einen Mundwinkel. „Ich weiß, dass ich nicht immer perfekt reagiert hab, aber das war auch für mich nicht leicht. Es ändert nichts daran, dass ich dein Bruder bin. Ich bin immer auf deiner Seite.“

Regulus versuchte sein Prusten schnell hinter seiner Hand zu dämpfen. Es wollte ihm nicht ganz gelingen, aber der verletzte Ausdruck auf Sirius‘ Gesicht war ihm das wert. „Oh, bitte. Fast hätte ich dir das abgekauft, aber der letzte Satz war zu viel.“

„Er war mein Ernst“, zielte Sirius wohl darauf ab, Regulus Bauchschmerzen vor Lachen zu bescheren. „Wir sind Brüder, Regulus. Blut ist dicker als Wasser, solltest du nicht darauf vertrauen?“

„Tust du das denn?“, fragte Regulus spöttisch. „Blut macht keine Familie, Sirius. Du bist abgehauen und hast mein Leben zerstört, meine Zukunft mit James zunichtegemacht. Der große Bruder, dem ich vertraut habe, hätte niemals so ein doppeltes Spiel gespielt.“

Regulus ließ sich von dem unschuldigen Blick seines Bruders nicht in die Irre führen. Er war hinter das Geheimnis dieser Nachrichten gekommen und würde Sirius nicht die Genugtuung geben sich weiter damit zu beschäftigen. Psychologische Kriegsführung war unter seinem Niveau.

Sirius zwang sich zu lächeln. „Mein kleiner Bruder hätte nie so reagiert. Du hättest dich auch nicht sinnlos betrunken. Seit der Sache mit James hast du dich total verändert.“

Regulus verdrehte genervt die Augen. Er wollte sich auf die Ritterrüstungen konzentrieren, aber Sirius ließ nicht locker.

„Ich hab James dasselbe gesagt“, meinte Sirius und spielte dabei schon wieder an dem Schwert der Rüstung herum. Regulus ließ ihn diesmal. „Was ihr miteinander macht… Ich glaube nicht, dass das gut für euch ist. Guck dir James doch mal an… Er mutiert zum totalen Spießer.“

Regulus erinnerte sich daran, dass Lupin genau diesen Einfluss als positiv bezeichnet hatte. Dass es Sirius nicht passte, wenn James‘ Welt sich nicht nur um ihn und ihre dämlichen Scherze drehte, das konnte Regulus sogar verstehen. Auch wenn Sirius‘ Methoden seinen besten Freund ganz für sich zu behalten nicht gerade die feine englische Art demonstrierten.

„Aber du, Regulus…“ Sirius fasste ihn am Arm, damit Regulus ihn endlich einmal ansah. „Du bist doch grad fünfzehn, Reggie. Du kannst dich nicht volllaufen lassen und mit Siebtklässlerinnen rumvögeln, nur weil’s dir schlecht geht. Wenn du das immer so machen würdest, dann wärst du mit zwanzig tot.“

„Ich habe überhaupt nicht…“ Regulus stöhnte frustriert auf, als Sirius diesen Einwand sofort mit einem Kopfschütteln abtat. „Glaub doch was du willst. Es ist sowieso egal.“

„Habt ihr also Schluss gemacht?“, hakte Sirius nach. „Weil, wenn’s dir egal ist, dann solltest du das James wenigstens sagen.“

Regulus starrte in das Visier der Rüstung hinein. „James ist mir nicht egal, Sirius“, sagte er leise. „Er ist alles, was ich habe. Nur wegen ihm bin ich heute aufgestanden. Weil ich gehofft habe, dass er zu mir kommt und einmal das Richtige sagt.“

Sirius‘ Hand fuhr hoch auf Regulus‘ Schulter und drückte sie tröstend. „Vielleicht solltest du ihm das einfach mal sagen, anstatt Rüstungen Weihnachtslieder beizubringen.“

Regulus nahm das als Aufforderung den Zauberstab wegzustecken und Sirius ins Gesicht zu sehen. „Wenn ich James das sage, dann… dann kriegt er Angst. Immer, wenn ich ihm sage, was er mir bedeutet, sieht er mich so komisch an… Wahrscheinlich weiß er doch, dass er nicht dasselbe für mich empfindet.“

Sirius runzelte die Stirn. Sein Blick wurde distanziert und wanderte zum Schwert der Ritterrüstung, klammerte sich dort fest. Die Klinge spiegelte sich kaum auf seiner gleichfarbigen Iris. Regulus wandte sich dem Original zu, tat es seinem Bruder gleich und streckte die Finger nach der Klinge aus. Mit den Fingerspitzen tastete er vergeblich nach Schärfe.

„Und dieses Schlammblut sieht er immer so an, als würde seine Welt sich um sie drehen…“

„Regulus.“ Sirius umfasste sein Handgelenk, brauchte es aber gar nicht von der Klinge wegziehen. Regulus wusste selber, wie verrückt er gerade aussehen musste.

„Ich würde ihr dieses Ding so gerne in den Rücken rammen, aber es würde ihr nicht einmal auffallen, so stumpf ist es“, sagte er trocken und ließ Sirius‘ ernste Miene damit verschwinden, auch wenn es nicht ganz zu einem Lachen reichte.

„Du willst das Thema also einfach totschweigen?“, fragte Sirius besorgt.

Regulus zuckte die Achseln. „Was soll ich machen, Sirius? Soll ich James solange sagen, dass er Lily Evans liebt, bis er es merkt? Dann gebe ich das Einzige auf, das mein Leben je lebenswert gemacht hat. Und dann wäre es auch egal, ob ich mit zwanzig tot in der Gosse liege.“

Sirius schüttelte ihn locker durch. „Das hast du jetzt einmal gesagt und nie wieder.“

„Siehst du? Totschweigen.“ Regulus schob Sirius von sich weg und aus dem Weg, damit er sich mit den Ritterrüstungen hinter der nächsten Ecke ablenken konnte. Die hörte er nämlich schon über Lockharts Föhnwelle singen. „Bis James irgendwann merkt, dass ich immer nur der Ersatz bin.“

Er hörte Sirius zwar seufzen, aber sein großer Bruder kam ihm nicht nach. „Reggie, ich weiß, dass er was für dich empfindet. Du darfst jetzt nur nicht aufgeben, okay?“

Regulus winkte ab. Sirius konnte sooft er wollte versuchen ihn einzulullen, Regulus würde ihm nicht die Genugtuung geben auf ihn zu hören.

~*~

Sirius kam um die Ecke und blieb nicht abrupt stehen, sondern stolperte, als wäre James‘ Blick eine unsichtbare Wurzel, die sich um seinen Knöchel wickelte.

Und das war auch gut so.

James baute sich vor Sirius auf und hielt ihn mit seinem Blick an Ort und Stelle fest.

„Was redest du da mit ihm?“ James‘ Stimme war hoch und zitterte. Er war wütend und gleichzeitig traurig, entsetzt und enttäuscht, und noch so viele Dinge mehr, die er nicht einordnen konnte. „Warum erzählst du ihm sowas? Was ist ein wenig untertrieben für meine Gefühle, meinst du nicht?“

„Du solltest dir dieses Lauschen ernsthaft abgewöhnen“, sagte Sirius.

James schnaubte abschätzig auf. „Ich hab dich gesucht, weil ich reden wollte. Ich streife nicht durch die Gänge, um den Slytherin heraushängen zu lassen.“

Sirius verengte die Augen zu Schlitzen und schüttelte warnend den Kopf. Schon lange nahm er die Slytherin-Beleidigung nicht mehr auf die leichte Schulter.

„Du legst es wohl auf das Ende unserer Freundschaft an, was?“

„Oh, bitte! Ich hätte viel schlimmere Dinge zu ihm sagen können.“ Sirius deutete hinter die Ecke, wo er eben noch mit Regulus geredet hatte. Die singenden Ritterrüstungen hatten ihrem Gespräch leider keinen humorvollen Unterton verliehen und Sirius konnte seine Worte auch nicht nachträglich herunterspielen.

James war sauer. „Nein, nicht als mein Freund. Freunde unterstützen sich nämlich. Ein Freund, mein bester Freund würde nicht kontinuierlich meine Beziehung sabotieren. Genau das tust du nämlich. Du trichterst Regulus ein, dass wir zum Scheitern verurteilt sind, und er hört auf dich. Das ist der Grund, warum er uns keine Chance geben will.“

„Ich trichtere es ihm nicht ein. Ich sage nur, wie es ist! Irgendjemand muss das mal tun“, sagte Sirius mit einem derartig überheblichen Gesichtsausdruck und herablassenden Tonfall, dass James‘ Finger in eine Faust zuckten, seine Kiefer aufeinander zu mahlen begannen, und er deutlich spürte, wie sein Herz bis zum Hals schlug. „Du tust ihm doch nur weh, wenn du’s dir nicht eingestehen willst.“

„Was ich mir eingestehen will oder kann, das ist ganz allein meine Sache“, blaffte James stocksauer. „Du bist mein Freund, aber nicht mein Gewissen, und ganz bestimmt bist du nicht in meinem Kopf.“

Bevor seine zuckenden Fäuste ihm noch ausrutschten, machte James sich lieber aus dem Staub. Er stürmte an Sirius vorbei und wollte um die Ecke biegen, als sein Handgelenk gepackt wurde. Barsch wurde er zurückgezogen.

Sirius‘ Blick ließ das Blut in seinen Adern gefrieren. „Als mein Freund“, presste er eiskalt hervor, „hättest du dich nicht hinter meinem Rücken an meinen kleinen Bruder rangemacht.“

James riss sich mit einem Ruck los. Er konnte nicht fassen, dass Sirius ihm das immer noch übel nahm. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, dass im Quidditch-Stadion nahezu dieselben Vorwürfe gefallen waren. Dass Sirius ihn für nicht gut genug hielt, ihn beschuldigte, einen schlechten Einfluss auf Regulus zu haben, und dass obwohl er ja ach so offensichtlich in Lily Evans verliebt sei. Er hatte gedacht, dass sie das hinter sich gelassen hätten. Aber Sirius schien doch größere Probleme damit zu haben, als er gedacht hatte.

James runzelte die Stirn, als ihm das Foto einfiel. Der Zeitpunkt, an dem es aufgenommen wurde, und die Tinte, all das schien mit einem riesigen leuchtenden Pfeil auf eine Person zu deuten.

„Du warst das“, hauchte er schockiert. „Du hast versucht Regulus zu erpressen mit mir Schluss zu machen!“

Sirius warf frustriert die Hände in die Luft. „Also, das ist jetzt ernsthaft ein bisschen übertrieben!“

„Find ich auch! Wie kannst du mich derartig hintergehen?!“ James wollte die Antwort darauf gar nicht hören und schlug Sirius‘ beschwichtigende Hand zur Seite. Stampfend verschwand er um die Ecke.

Er musste mit Regulus reden. Er musste ihm sagen, dass er nicht mehr auf Sirius hören durfte, dass da ein ganz fieser Slytherin in seinem Bruder steckte, der sie nicht zusammen akzeptieren würde.

James ging die nächste Treppe nach unten, wo ein Gang bedeckt mit Wandteppichen jedes Geräusch seiner Schritte dämpfte. Ein Gargoyle mit Lametta an den Ohren sang davon, wie wunderschön golden Lockharts Haare waren, und Regulus mühte sich damit ab das in ein Weihnachtslied zu ändern.

James brachte den Gargoyle mit einem Silencio zum Schweigen. Regulus drehte sich zu ihm um.

„Hey“, grüßte er steif.

James hob die Hand. „Hi.“ Als er winkte, schossen rot-goldene Funken aus seinem Zauberstab. Verlegen steckte James ihn schnell wieder weg und grinste Regulus an. Dieser kleine, unabsichtliche Ausbruch seiner Magie hatte ihn prompt vergessen lassen, was er hatte sagen wollen.

Regulus wandte sich nach einer Minute erwartungsvollem Schweigen von ihm ab, um dem Gargoyle ein Weihnachtslied beizubringen.

James sah ihm geduldig dabei zu und versuchte sich währenddessen seine Worte zurechtzulegen. Es war nicht so einfach auszusprechen, dass der eigene Bruder ein egoistischer, sturer Bastard war. Leider war Regulus nach einem halben Dutzend Ritterrüstungen schon dermaßen in Übung, dass er viel zu schnell fertig war. Er starrte James wieder abwartend an.

Inzwischen reichte ein kurzer Blick aus den grauen Augen, damit James sich schuldig fühlte. Wenn er so lange angestarrt wurde, dann schien sich die ganze Last der Welt auf seine Schultern zu legen. Er erinnerte sich an seine verpatzte Entschuldigung. Wenn es Regulus nicht einmal überzeugte, die ganze Nacht neben ihm zu liegen, um sich bei erstbester Gelegenheit zu entschuldigen, dann würde er definitiv auch daran scheitern von Sirius zu erzählen.

James wusste nicht, was er sagen sollte. Es war auch dämlich jetzt erneut zu betonen, dass er nichts von Lily wollte.

„Ich muss die anderen Gargoyles…“ Regulus deutete ein wenig konfus auf einen Wandteppich und setzte sich kopfschüttelnd in Bewegung, ging wenigstens in die richtige Richtung.

James ging ihm nach. „Soll ich helfen?“

Regulus zuckte die Achseln. „Ich komm schon klar. In der Halle brauchen sie Hilfe.“

„Äh, ja. Ich hab schon Lilys Baum eingeschneit.“

Regulus erstarrte, schickte aber keinen vernichtenden Blick über seine Schulter – dabei hätte James den verdient. Wieso musste er immer so offensichtlich dämliche Sachen sagen?

„Ich meine… Ich hab nicht… Es ist… nicht so, wie es sich vielleicht angehört hat. Wie auch immer, es sich angehört haben könnte. Ich will nur… ähm…“

„James, ist schon gut“, sagte Regulus dem Gargoyle, der immer noch keinen Ton von sich gab. Trotzdem ging Regulus weiter. Er stand wohl leicht neben sich. Nach dem grässlichen Gespräch mit seinem Bruder war das sogar nachvollziehbar.

„Wirklich?“ James stahl sich neben Regulus, und als der einfach weitergehen wollte, lehnte er sich vor und schaute ihn von unten bettelnd an. So einem Hundeblick konnte man nicht widerstehen. Die kauernde Haltung rief in jedem das Bedürfnis hervor ihn ganz fest zu drücken. Jetzt musste er nur noch die Unterlippe leicht vorschieben…

„Hör auf damit.“ Regulus schlug mit dem Handrücken gegen James‘ Brust. James richtete sich auf, auch wenn das bedeutete, dass Regulus‘ Hand wieder von seinem Körper rutschte. Er hätte nicht damit gerechnet, sie gleich wieder zu spüren. Regulus griff seine Hand und schob seine Finger zwischen James‘.

James musste lächeln. Ganz langsam ging er neben Regulus den Korridor entlang und hoffte darauf, dass die Gabelung am Ende sich dazu entscheiden würde nicht näherzukommen. Leider schien sie dadurch nur viel zu schnell da zu sein. James sah sich gezwungen seine Hand von Regulus‘ zu lösen.

Regulus drückte zu und hielt James‘ Hand fest. „Ist mir egal.“

James blieb stehen, verwundert auf der Suche nach einem Zeichen von plötzlicher Verrücktheit in Regulus‘ Gesicht. Er fand nichts dergleichen.

„Heißt das, du verzeihst mir?“, fragte er.

„Es ist nicht so, als hätte ich andere Optionen.“ Regulus lächelte, süß und zum Anbeißen niedlich, und dann kamen da auch noch so hinreißende Worte aus seinem Mund, dass James nicht widerstehen konnte. Er stieß Regulus gegen die Wand und küsste ihn.

Erst als ihm die Luft ausging, löste James sich, und da rang Regulus schon längst nach Atem. Das hielt ihn nicht davon ab James sofort noch einen langen Kuss auf die Lippen zu drücken.

Breit grinsend umfasste James Regulus‘ errötendes Gesicht. „Ich liebe dich.“

„Halt einfach meine Hand“, sagte Regulus und schob seine Finger zwischen ihre Lippen, da wollte James sich noch einen lange verweigerten Kuss abholen. Er griff Regulus‘ Finger und verknotete sie mit seinen, küsste ihn sobald er die Gelegenheit hatte inniglich. Dann zog er ihn von der Wand weg.

James seufzte. Eine gute Sache hielt dieser Tag wohl doch für ihn parat. Sich wieder mit Regulus zu versöhnen schubste sogar seine Auseinandersetzung mit Sirius ganz nach hinten.

„Ich hab dich mit Sirius reden hören“, gestand James.

Regulus nahm das mit einem Blinzeln zur Kenntnis, schien eine Antwort aber nicht für nötig zu befinden.

„Dass mit dem totschweigen“, begann James vorsichtig. „Lass uns das bitte nicht machen. Sag mir, wenn dich etwas stört. Dann kann ich es ändern.“

„Es ist wohl offensichtlich, was – oder wer – mich stört.“

„Jaah…“ Seufzend griff James auch Regulus‘ andere Hand. Er zog ihn vorwärts, bis sie dicht beieinander standen. „Aber was kann ich tun, damit sich das ändert?“

„Du könntest nie wieder ein Wort mit ihr reden“, sagte Regulus trocken.

James brauchte einen Moment um zu verstehen, dass das kein Scherz war. Trotzdem entwich ihm ein heiseres Lachen. „Regulus, bitte…“

„Wieso?“ Regulus‘ fester Blick ließ James zur Seite schauen. „Sie ist eine Klassenkameradin. Ihr seid nicht befreundet. Sie mag dich angeblich nicht einmal. Wieso willst du Kontakt zu ihr halten?“

„Ich…“ James wusste es nicht. Logisch betrachtet bestand wirklich kein Sinn darin wegen Lily Evans zu gefährden, was er mit Regulus hatte. „Gut, okay. Dann werde ich eben kein Wort mehr mit ihr wechseln. Kein Problem.“

„Versprochen?“ Regulus schien noch ein wenig skeptisch.

„Versprochen“, sagte James.

Regulus lächelte ihn an. „Dann verzeih ich dir ganz offiziell.“

James grinste zurück. Er zog Regulus gegen sich und schloss ihn fest in die Arme. Anscheinend durfte er das ja jetzt machen wo und wann er wollte. Die lächelnden Lippen presste er gegen Regulus‘ Hals und seufzte zufrieden, als er die Nase in den schwarzen Haaren vergraben konnte. Seine Umarmung blieb keine Sekunde lang unerwidert. Regulus lehnte sich gegen seine Schulter, presste sich dicht gegen James und schien ihn tatsächlich nicht mehr loslassen zu wollen.

Eigentlich sollte dieses Gefühl ihn überglücklich machen. James ertappte sich dennoch dabei, wie er nach einer Weile nur noch die Wand anstarrte, ein Gefühl im Magen als lägen tausend Steine darin.


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