von Dr. S
Sirius zu finden war nicht so schwer, wie in den siebten Stock zu kommen. Im ganzen Schloss redete man über Sirius Black, der den ersten Mensch-Wand-Hybriden auf der Welt geschaffen hatte. Nachsitzen musste er deswegen im tiefsten Winkel des siebten Stocks in einem Klassenzimmer, das Peeves, der Poltergeist, mit Ektoplasma beschmiert hatte.
Regulus keuchte angestrengt, als er um die letzte Ecke ging. Schweiß stand ihm auf der Stirn und er tränkte James‘ kostbaren Tarnumhang damit. Da niemand in diesen Winkel des Schlosses vorgedrungen war, riskierte Regulus es sich auf feindlichem Gebiet zu offenbaren. Achtsam faltete er James‘ Umhang und verstaute ihn notdürftig unter seiner Quidditch-Robe.
Scheinbar hatte er den Schlaf doch dringender nötig, als er anfangs geglaubt hatte. Seine Beine trugen ihn kaum noch die letzten Meter zu dem Klassenzimmer, von dem er gehört hatte, dass Sirius darin den ganzen Abend gefangen war. Bei seinem Glück war das höchstwahrscheinlich nur ein sehr heißes Gerücht gewesen, an dem er sich verbrennen würde.
Regulus legte zwei Meter vor der Tür eine Pause ein. Er lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand und atmete tief durch. In seiner Brust hatten sich Knoten gebildet, die sich mit jedem Rückdenken an diese Nachrichten fester zogen. Niemals hätte er gedacht, dass in seinem Bruder doch so viel von einem Black steckte. Ihr Vater wäre stolz auf ihn gewesen, ihre Mutter hätte Sirius trotzdem weiterhin verabscheut, und Regulus fühlte maßlose Enttäuschung.
Nach allem was zwischen ihnen passiert war, hätte Regulus nicht mit solchen Gefühlen gerechnet. Er hatte gedacht, dass er Sirius einfach abschreiben und vergessen könnte, dass es ihn nicht interessieren würde, was sein Bruder sagen oder tun würde. Es war so offensichtlich gewesen, dass es ihm nie gefallen hatte, was Regulus für seinen besten Freund empfand. Natürlich würde er nicht zulassen, dass daraus jetzt endlich etwas Ernstes wurde.
Wie konnte er Sirius aber vom Gegenteil überzeugen?
Regulus wusste, dass er das tun musste. James‘ Worte, dass er sich immer für Sirius entscheiden würde, wurden in so einer Situation wieder in den Vordergrund gestoßen. Dabei war er sich in letzter Zeit sicher gewesen, dass er wirklich der wichtigste Mensch in James Potters Leben werden konnte. Aber wenn Sirius sich jetzt einmischte, dann würde sich das vielleicht doch noch ändern.
Andererseits war es unsinnig, dass Sirius ganz plötzlich auf die Idee kommen würde, James vor die Wahl zu stellen. Er hatte es bisher nicht getan und sich lieber damit vergnügt, Regulus mit psychologischer Kriegsführung in den Wahnsinn und aus James‘ Armen zu treiben. Das würde nur nicht funktionieren. Regulus würde sich James nicht wegnehmen lassen. Und genau das musste er Sirius jetzt sagen.
Er kratzte all seinen Mut zusammen und ballte die Hände zu Fäusten, damit das bisschen Courage nicht wie feiner Sand durch seine Finger rieselte. So hatte er auch gleich eine Waffe, mit der er Sirius sein ewiges Grinsen austreiben konnte.
Regulus stieß die Tür auf.
Das Klassenzimmer war leer und ektoplasmafrei. Die Anspannung fiel zwar von seinen Schultern, dafür grub sich Verwirrung in seine Stirn. Unter dem straffen Kopfverband fiel es schwer die Stirn zu runzeln, aber genau das wollte Regulus bei dem Anblick der geöffneten Pulte tun.
Ein Geräusch von rechts weckte seine Aufmerksamkeit. Regulus trat in das Klassenzimmer und drehte sich herum, erwartete seinen Bruder zu sehen.
Stattdessen bot sich ihm der schrecklichste Anblick, den er sich hätte erträumen können: James mit Lily Evans, eng umschlungen und heftig knutschend.
Als Regulus ein entsetztes Keuchen nicht schlucken konnte, fuhren die beiden herum, lösten ihre Umarmung aber nicht. Sie starrten ihn an; James mit diesem mitleidigen Blick und Lily Evans voller Triumph.
Regulus stand einfach nur da. Er wartete darauf, dass James sich entschuldigen würde, dass er behaupten würde, das alles hätte nichts zu bedeuten, aber er sah sich nur weiter mit diesem mitleidigen Blick konfrontiert und bekam noch ein entschuldigendes Lächeln obendrauf.
Zitternd stolperte Regulus einen Schritt zurück, knallte gegen eines der offenstehenden Pulte und fiel hin. Bis auf die Knochen blamiert vergrub er das Gesicht in den Händen und versuchte den letzten Rest seiner Würde zu schützen, indem er die Tränen zurückhielt.
„Reggie?“ Eine Hand packte seine Schulter und schüttelte ihn. Regulus nahm die Hände runter und sah in das verwirrte Gesicht seines Bruders. Hinter ihm stand die Hauslehrerin Gryffindors und sah in die Ecke zu James und Evans.
„Ist das der Irrwicht, Black?“, fragte sie.
Regulus erbleichte. Er versuchte Sirius in die Augen zu sehen, aber der hatte sich zu Professor McGonagall gedreht.
„Äh, ja. Also, wenn sie ihn gebrauchen können…“ Sirius schaute Regulus an. „Ich hatte ja keine Ahnung, dass du in Lily Evans verknallt bist, Brüderchen.“
McGonagall schritt auf den Irrwicht zu, wobei sie etwas murmelte, das verdächtig nach „verständlich“ klang. Glücklicherweise scherte sie sich nicht darum, Regulus weiter zu demütigen und kümmerte sich lieber um den Irrwicht, die erbärmlichste Kreatur auf der Welt, die nur die erbärmlichsten Menschen auf der Welt erschrecken konnte.
Regulus starrte hochrot auf den Boden.
„Und das Klassenzimmer hab ich auch sauber gekriegt. Sogar mit diesem anhänglichen Irrwicht“, lenkte Sirius von ihm ab. „Kann ich dann jetzt in den Gemeinschaftsraum zurück?“
McGonagall hatte den Irrwicht in eine kleine Kiste gesperrt und trug ihn jetzt unter dem Arm mit sich herum. „Ich würde Sie nicht nachsitzen lassen, wenn sie aufgrund familiärer Angelegenheiten die Ausgangssperre ein wenig überziehen.“ Sie nickte Regulus zu. „Sehr gutes Spiel, Mr. Black, aber Sie sollten zurück in den Krankenflügel gehen.“
Regulus nickte zurück, war aber mehr als froh darüber, dass McGonagall sich endlich entfernte. „Oh, verflucht“, raunte er. „Ein Irrwicht?“
Sirius grinste ihn an. „Du bist in Verteidigung gegen die dunklen Künste auf Drittklässler-Niveau“, stellte er fest, tätschelte aber fürsorglich Regulus‘ Schulter. „Hey, ich hab mich auch erschreckt, als… ähm, da reden wir lieber nicht drüber.“
Regulus wollte am liebsten im Boden versinken. Er hatte sich nicht nur erschreckt, er hatte sich von diesem Anblick lähmen lassen. Das Bild versuchte sich sogar jetzt noch vor seine Augen zu schieben und flackerte bei jedem Blinzeln auf.
„Komm mal hoch.“ Sirius zog ihn an den Schultern auf die Beine. Regulus lehnte sich gegen das Pult und presste sich eine Hand gegen seinen schmerzenden Kopf. Es war peinlich genug, dass er sich von einem Irrwicht in die Irre hatte führen lassen, aber dass Sirius auch noch alles mitkriegen musste setzte der Peinlichkeit noch eine Blamage obendrauf.
„Reggie, ist doch okay“, versuchte Sirius ihn zu trösten, als Regulus erneut das Gesicht hinter seinen Händen versteckte. „Es war nur ein Irrwicht. James würde niemals… oh.“
Regulus schoss Sirius einen scharfen Blick zu. „Und dieses ‚oh‘ impliziert bitte was?“
„Eine Interjektion der plötzlichen Erkenntnis, dass ich ein Dummkopf bin?“ Sirius grinste dreckig. „James würde definitiv, wenn er könnte. Jeder Mann würde, wenn Lily Evans ihn lassen würde.“
Regulus schüttelte den Kopf, weil das absolut nicht witzig war. Sirius hob entschuldigend die Hände.
„Was wolltest du überhaupt hier? Müsstest du nicht im Krankenflügel sein?“ Sirius stupste gegen die weiße Bandage, die Regulus‘ Kopf auch nicht davon abhielt vor Schmerz zu pochen.
Regulus schüttelte diesmal den Kopf, weil er an nichts anderes mehr denken konnte, als an dieses widerwärtige Bild von James mit dem rothaarigen Schlammblut. Es schickte einen Schauer nach dem anderen über seinen Körper und kratzte ununterbrochen an seinem Brustkorb, versuchte sich rücksichtslos den Weg zu seinem Herzen freizumachen.
„Ich war da, um nach dir zu sehen, aber du warst weg“, begann Sirius und allmählich schien er sich wirklich Sorgen zu machen. Seine Stimme und sein Gesicht waren ernst; ein ungewohnter Anblick. „James ist sofort nach dem Spiel losgelaufen. Ist irgendwas passiert?“
Regulus‘ konstantes Kopfschütteln verstärkte die Kopfschmerzen nur, aber er wusste gerade nicht was er tun, sagen oder denken sollte.
„Regulus…“ Sirius setzte sich neben ihn auf das Pult und legte einen Arm um ihn, rubbelte ihm tröstend über die Schulter. „Das war nicht echt, okay? Es ist doch unsinnig davor Angst zu haben.“
„Weil sie ja nur gerade zusammen auf Patrouille sind“, presste Regulus mit zitternder Stimme hervor. „Und genau das wird passieren, während ich hier sitze und mir eine Demütigung nach der anderen aufhalse.“
Sirius drückte seine Schulter und wollte etwas sagen, aber Regulus stieß ihn vorher von sich weg.
„Und das ist deine Schuld! Weil du dieses Mädchen in eine Wand hexen musstest, macht James jetzt unsere Runde mit diesem hässlichen Goblin! Das hast du doch absichtlich getan.“
Sirius sah aus, als hätte er keine Ahnung, wovon Regulus redete, dabei hatte er ein halbes Dutzend offensichtlicher Motive. Der Zufall allein konnte nicht dafür verantwortlich sein, dass Sirius ausgerechnet Evans‘ Partnerin in eine Wand hexte. Und Schicksal hatte damit auch nichts zu tun. Das war alles Sirius‘ Schuld.
Regulus stand auf und marschierte auf wackeligen Beinen zur Tür.
„Regulus.“ Sirius hielt ihn zurück, indem er seinen Arm fest packte. „Es war doch nur ein Irrwicht. Vergiss es einfach wieder.“
Regulus wollte Sirius wegstoßen, nur klappte das nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte. Sirius stolperte nicht einmal und Regulus sackte erschöpft gegen den Türrahmen.
„Versuch das mal“, keuchte er. „Versuch zu vergessen, wie derjenige, den du liebst, jemand anderen küsst.“
„Aber es ist doch nicht wirklich passiert.“
„Das macht das Bild nicht schöner.“ Regulus ließ sich an der Wand herunterrutschen und zog auf dem Boden angelangt die Beine an. Seine Muskeln pochten vor Anstrengung und schmerzten jetzt, wo er sie nicht mehr beanspruchte, nur noch mehr.
Er war am Ende.
Tränen sammelten sich in seinen Augenwinkeln und er drehte den Kopf von Sirius weg, um sie in Ruhe wegblinzeln zu können. Leider ließ Sirius ihn nicht in Ruhe. Er setzte sich neben Regulus auf den Boden. Sein mitleidiger Blick bohrte sich in Regulus‘ Nacken.
„Eifersucht ist doch ganz normal“, sagte Sirius nach langen Minuten unangenehmer Stille. „Du solltest James erleben. Er verhext in letzter Zeit nur noch die Menschen, die seiner Meinung nach Interesse an dir zeigen. Das sind seiner Meinung nach auch nicht gerade wenig. Das ist doch ein Beweis, wie viel du ihm bedeutest.“
Regulus wischte sich mit dem Ärmel seiner Quidditch-Robe über die Augen, bevor er sich traute Sirius wieder anzusehen.
„Komm schon“, stöhnte Sirius und wischte grob über Regulus‘ Wange. Eine kleine Träne hatte es aus seinem Augenwinkel geschafft. „Zieh nicht diese emotionale Schwuchtel-Nummer ab, Reggie. Du bist doch ein Kerl.“
„Kerl genug, um dir das Jochbein zu brechen“, sagte Regulus kalt und musste lächeln, als Sirius bei der Erinnerung an seine letzte Begegnung mit Regulus‘ Fäusten das Gesicht verzog. Allerdings hielt diese kleine Aufmunterung nicht lange an. Sirius verpasste ihm noch einen brüderlichen Klaps gegen den Oberarm, dann ließ Regulus den Kopf hängen. „Ich bin erbärmlich, oder?“
„Weil dein Irrwicht dein fremdgehender Freund ist? Sieh’s doch mal so“, bemühte Sirius sich immer noch Regulus aufzuheitern. „Du hast ihn so gern, dass du mehr Angst hast ihn zu verlieren, als dass eine große Mausefalle dich zerquetscht.“
Regulus wollte eine Augenbraue heben, was ihm aufgrund des Verbands nicht leicht viel, aber Sirius kannte ihn gut genug, um die Reaktion erahnen zu können. Er winkte ab.
„Frag lieber nicht.“ Sirius rappelte sich auf und hielt Regulus die Hand hin. „Komm, ich bring dich zurück in den Krankenflügel. Du siehst aus, als hätte man dein Gesicht in Mehl gepresst.“
Regulus gluckste und packte Sirius‘ Hand, ließ sich von ihm aufhelfen und hatte das auch bitter nötig. Seine Knie zitterten, als würden Minusgrade herrschen. Er brauchte seinen Bruder als Stütze.
„Hey, ich hab gehört, dass James dich Weihnachten eingeladen hat?“, versuchte Sirius die Stimmung aufzulockern. „Oder hat er dich noch nicht gefragt und ich hab die Überraschung verdorben?“
Regulus musste ganz unfreiwillig lächeln. „Doch, hat er.“
„Und du hast ja gesagt, oder? Weil ich sonst umsonst auf Onkel Alphards Couch pennen muss.“
Regulus nickte. „Hab ich.“
„Goldig“, würgte Sirius hervor. „Wetten, dass ihr keine Stunde lang das Bett verlassen werdet?“
Mit einem gezielten Ellenbogenstoß zwischen Sirius‘ Rippen brachte Regulus ihn zum Schweigen, leider auch fast dazu ihn loszulassen. Sirius gluckste munter vor sich hin, als er Regulus fest umklammern musste, um ihn auf den Beinen zu halten.
„Wie hast du es bitte bis nach hier oben geschafft?“, fragte er und führte Regulus übervorsichtig um die Ecke.
„Keine Ahnung. Aber runter kommt man immer“, sagte er und brachte zur Abwechslung einmal Sirius zum Lachen. Zumindest hätte das Glucksen ein Lachen werden können, wäre Sirius nicht irgendetwas ins Auge gefallen, das sogar sein Grinsen einknicken ließ.
Regulus sah nach vorne und wurde hart von einem Déjà-Vu getroffen.
Keine zehn Meter am anderen Ende des Ganges lehnte James an der Wand und versperrte Lily Evans den Weg, um ihr etwas derartig Witziges zu erzählen, dass sie sogar lachte. Ihr wuscheliges Haar und der ausgebeulte Pullover schienen ihr all den Hochmut genommen zu haben, der sie sonst auf eine andere Stufe als James stellte. Sie lachte nicht nur, sondern stieß James gegen die Schulter, viel zu zart um ihn loswerden zu wollen. Und James schien das auch nicht zu wollen, gab er doch den Stupser zurück und bugsierte sie rückwärts gegen die Wand. Als er sich frontal vor sie stellte, eine Hand immer noch neben ihrem Gesicht an der Wand, drehte Regulus sich herum und stürmte zurück hinter die Ecke.
Er stolperte alleine durch den verlassenen Korridor und wäre fast hingefallen, realisierte, als er sich haltsuchend an der Mauer abstützte, wie erbärmlich er sich schon wieder benahm. Jemand, der bei der kleinsten Kleinigkeit zu weinen anfing, den konnte man nun auch wirklich nicht lieben.
Schniefend presste er die Hände vor sein Gesicht. Er wollte die Tränen wegatmen, aber mit dem Schmerz in seinem Brustkorb gelang ihm das nicht. Je besser er die Tränen zurückhalten konnte, desto schlimmer pochte sein Herz, schlug letztendlich sogar bis zu dem Knoten in seiner Kehle.
Sirius holte ihn ein und drehte ihn an den Schultern herum, drückte ihn an sich. Auch ohne ihn einmal anzusehen wusste Regulus, dass das sein Bruder war. Niemand sonst hätte seine Erbärmlichkeit so geduldig ertragen.
Leiser schniefend vergrub er trotz Kopfschmerzen das Gesicht in Sirius‘ Schulter.
„Da war doch nichts“, wollte Sirius ihn beruhigen, aber wenn er jetzt tatsächlich versuchte noch einen Irrwicht dafür verantwortlich zu machen, dann musste er wirklich verzweifelt sein. „Du bist nur ein bisschen aufgewühlt und musst das rauslassen. Dann ist alles wieder gut.“
„Nichts ist gut… er will mich nicht… er wird mich verlassen… für die da…“ Regulus stöhnte qualvoll auf, als Sirius seinen Kopf tätschelte. Den Verlust der tröstenden Hand bereute er trotzdem ungemein. „Was soll ich denn dann machen? Wie soll ich denn… ohne James…“
Sirius drückte ihn fest, drückte so den Schluchzer aus Regulus, der seine sorgfältig aufgebaute Würde komplett einstürzen ließ.
„Ich liebe James…“
„Ich weiß“, sagte Sirius.
„Ich will ihn nicht verlieren…“
Sirius streichelte beruhigend über Regulus‘ Rücken. „Ich weiß“, wiederholte er schwer seufzend. „Ich weiß…“
Regulus schloss die Augen. Ein großer Fehler. Er sah all diese schrecklichen Bilder von vorhin, wie sich James‘ Lippen gegen Evans‘ pressten, sie nicht verließen, bis sie rot und geschwollen waren, und die nicht enden wollende Umarmung, als wäre dieses zierliche Mädchen alles, das ihn vom Abstürzen bewahrte.
Regulus wimmerte. „Sag mir, dass ich überreagiere.“
Sirius zögerte. „Du reagierst über.“
Regulus wusste ganz genau, wie es sich anhörte, wenn sein Bruder log, trotzdem sagte er: „Danke.“
Sirius ließ ihn los, ließ Regulus wieder genug Platz, um nach Luft zu schnappen.
„Ich gehe jetzt einfach zu ihm und frage –“
„Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist“, unterbrach Sirius ihn vorsichtig. Die wenigen Augenblicke, die er länger als Regulus hingesehen hatte, ließen ihn jetzt auf den Boden sehen.
Regulus nickte langsam. „Okay.“ Er zerrte den Tarnumhang hervor und warf ihn nach Sirius, ließ so den Kopf seines Bruders verschwinden. „James hat den vergessen. Sag ihm, er soll besser auf die Dinge aufpassen, die ihm etwas bedeuten.“
„Reggie“, versuchte Sirius ihn zurückzuhalten, da hatte Regulus sich schon umgedreht.
Er hob abwehrend die Hände. „Nein, ist schon gut. Du hast gewonnen.“
„Gewonnen?“
Regulus drehte sich herum. „Das wolltest du doch. Deswegen versuchst du mir ein schlechtes Gewissen gegenüber unseren Eltern zu machen. Deswegen brichst du Lily Evans‘ Herz und steckst ihre Partnerin in eine Wand, damit sie traurig und nach Trost suchend mit James auf Patrouille gehen kann. Das musste ja dabei herauskommen!“
Sirius stand mit offenem Mund da und schüttelte langsam den Kopf.
„Freu dich doch wenigstens“, schnaubte Regulus. „Den beiden steht ja nichts mehr im Wege. Ich zumindest nicht.“ Er drehte sich um und schlurfte davon, merkte erst drei Ecken später, dass er in die falsche Richtung gelaufen war.
Aber was brachte der richtige Weg ihm auch außer Kummer?
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