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Fanfiction

Unnatural Black - Verletzungen

von Dr. S

Es war Regulus‘ erstes Quidditch-Spiel seit einer gefühlten Ewigkeit und er war nervös.

Der Regen prasselte auf den Rasen und die Ränge, durchschnitt die Luft messerscharf und durchnässte sie binnen weniger Sekunden. Regulus‘ Haar klebte auf seiner Stirn, Wassertropfen hingen in seinen Wimpern und seine Hände rutschten immer wieder von dem klitschnassen Besenstiel. Der Wind drängte den nassen Stoff seines Umhangs dicht an seinen Körper, jagte einen eiskalten Schauer nach dem anderen über seine Haut und noch dazu wurde er aufgrund seines leichten Gewichts willkürlich durch die Luft geschleudert.

Das Dröhnen des Publikums nahm er nur entfernt wahr. Über den düsteren Himmel zuckten immer wieder Blitze, die die Lücken in den Wolken kurzzeitig zum Aufleuchten brachten. Leider immer dann, wenn Regulus das goldene Flimmern des Schnatzes zu erahnen glaubte.

Er fühlte sich wie bei seinem ersten Spiel – nein, seinem ersten Flug. Immer wieder baumelten seine Füße hilflos in der Luft, bis er sich daran erinnerte sie anzuziehen und sich auf die Kontrolle über seinen Besen zu konzentrieren. Hufflepuffs Sucher war glücklicherweise ein Junge, der besser grinsen als fliegen konnte. Regulus erinnerte sich an ihn aus dem letzten Jahr. Mittlerweile hatten sie dieselbe Größe, aber Regulus‘ Talent war ebenfalls gewachsen – das Problem war nur, dass Talent bei diesem Wetter keine Chance hatte zu glänzen.

Ein dunkler Schatten rauschte an Regulus‘ Gesicht vorbei. Die Treiber Hufflepuffs hatten den Vorteil, dass sie ein eingespieltes Team waren. Der neue Treiber für Slytherin war nicht schlecht, hatte aber den Nachtteil, dass er gegen Selwyns immer noch präsenten Geist nicht ankam, ganz besonders nicht bei Avery. So entstanden schwer überwindbare Spannungen, die gerade darin resultierten, dass Regulus und seinen Mitspielern das Leben zur Hölle gemacht wurde.

Sein Umhang flatterte ihm vor das Gesicht, als er herumschwenkte und dem Klatscher hinterher sah. Die anderen Spieler waren nur Schemen, die die Regenmauer durchbrachen. Den Schnatz in diesem Dunkel zu suchen war eine Qual. Regulus spürte selten derartig viel Frustration in sich brodeln. Wenn er diesen kleinen Ball in den nächsten Minuten nicht wenigstens sah, dann würde er sich vergessen.

„Black! Black!“ Die Stimme erreichte ihn über den prasselnden Regen hinweg kaum. Erst, als man ihm auf die Schulter klopfte, glaubte Regulus nicht mehr, dass er sich bloß verhört hatte. Avery war neben ihn geflogen und suchte tatsächlich Halt an Regulus. „Es hat Travers erwischt.“

„Was?“ Regulus verstand kaum etwas über den tosenden Wind und Regen hinweg.

Avery beugte sich näher zu ihm, verlor dabei fast die Kontrolle über seinen Besen. „Ein Blitz“, brüllte er, „hat Travers erwischt. Er ist okay, aber wir sind in Unterzahl. Du musst den Schnatz fangen.“

„Leichter gesagt, als getan“, gab Regulus zurück.

Avery flog schulterzuckend von ihm weg und überließ Regulus seinem Schicksal. Er wischte sich das Wasser aus dem Gesicht und flog höher. Weit über dem Spielfeld suchte er mit zusammengekniffenen Augen die Luft nach dem Schnatz ab.

Ein ungutes Gefühl beschlich ihn jetzt bei jedem Blitz, aber er durfte sich nicht auf solche Gedanken versteifen. Trotzdem fand er es verantwortungslos, dass die Lehrer das Spiel nicht unterbrachen, nachdem der verfluchte Schulsprecher vom Blitz getroffen wurde. Da war wohl eher der allgemeine Hass gegen Slytherins aufgeblitzt und hatte ein kleines Freudenfeuer unter den anderen Häusern ausgelöst.

Den Kopf schüttelnd sammelte Regulus sich wieder. Er schirmte sich die Augen vor dem Regen ab – bei dem Wind und Regen ein heikles Unterfangen. Allerdings hatte er sonst keine Chance den Schnatz zu finden. Und das musste schnell passieren, denn die Stimme des Kommentators und damit das Ergebnis war nicht nur schwer, sondern überhaupt nicht zu verstehen.

Über ihm leuchtete der Himmel strahlend gelb, als Regulus den walnussgroßen Ball endlich ins Visier nehmen konnte. Er schoss nach unten und raste auf den Boden zu, knapp an einem Klatscher vorbei, den er gar nicht hatte kommen sehen. Seine Flugrichtung war senkrechter, als die Regentropfen fielen, aber er war nicht in der Lage ein Rennen gegen sie zu gewinnen. Zumal er die Ziellinie nicht einmal gesehen hätte. Der Boden war in einem Nebel aus Wasserdampf verschwunden.

Der Schnatz dafür war nur noch eine Armlänge von Regulus entfernt und schien sich auch nicht mehr bewegen zu wollen. Regulus packte ihn und spürte dabei schlammige Nässe an seinen Fingerspitzen. Einen Wimpernschlag später knallte er auf den Boden.

~*~

Als er die Augen öffnete, standen fünf Mitglieder seines Teams um ihn herum und starrten ihn wie eine neuentdeckte magische Kreatur an. Regulus‘ Kopf tat weh, war aber gebettet auf ein weiches Daunenkissen. Er lag im Krankenflügel und erahnte eine dicke Bandage, als er nach seinem schmerzenden Schädel tastete.

„Mann, das war echt knapp, Black.“ Avery stand an seiner Seite und schüttelte den Kopf. „Du hast uns ’nen ganz schönen Schrecken eingejagt.“

„Das nenn ich Einsatz“, grummelte Rowle.

„Wir haben übrigens gewonnen“, weihte Chambers ihn ein und hob den Daumen.

„Tut’s weh?“ Morgan, der neue Treiber, war aus Regulus‘ Jahrgang und heuchelte deshalb bei jeder Gelegenheit Interesse. Quidditch hatte Regulus unfreiwillig höher in der Beliebtheitsskala steigen lassen und seit Sirius nicht mehr als offizieller Erbe der Familie Black galt, hatte sich das noch einmal gesteigert.

„Nicht anfassen!“ Avery schlug seinem Partner auf die Finger, die der nach Regulus‘ Bandage ausgestreckt hatte. Sonst machte er das gerne mit seinem Schlagholz.

Sie sahen alle noch zerzaust und klitschnass aus und tropften den Boden mit Schlamm voll; das Spiel konnte also noch nicht lange her sein. Regulus fühlte sich allerdings, als hätte er eine ganze Woche durchgeschlafen und könnte glatt noch eine dranhängen.

„Was ist…“ Seine Frage wurde von polternden Schritten unterbrochen. Kurz darauf wurden die Slytherin-Spieler auseinander gestoßen. James tauchte zwischen Avery und Chambers auf und stürzte an Regulus‘ Bettkante.

„Scheiße, Reg! Geht’s dir gut?“ Auch James war triefendnass und tropfte Regulus voll, als er sich über ihn lehnte und den Verband musterte. „Was machst du nur? Du kannst mich doch nicht so erschrecken…“ Die Spieler um sie herum schien er vollkommen vergessen zu haben, als er Regulus über die Wange strich. Regulus fielen die Blicke seiner Teamkameraden dafür umso mehr auf.

„Lass ihn in Ruhe, Potter“, mischte Avery sich ein. „Er hat sich den verfluchten Schädel gebrochen, da –“

„Scheiße“, keuchte James auf und umfasste Regulus‘ Gesicht, musterte ihn, als wäre Madam Pomfrey nicht in der Lage so etwas innerhalb von wenigen Sekunden zu heilen. Allerdings wurde Regulus‘ Vertrauen in die Fähigkeiten der Heilerin leicht erschüttert, als ein gleißender Schmerz ihn durchzuckte. Ihm entwich ein gepresstes Stöhnen.

„Ey, hörst du schlecht?“ Avery boxte James zur Seite, packte ihn gleich darauf am Kragen und hielt ihn in sicherer Entfernung zu Regulus. „Spiel dich woanders auf.“

James stieß ihn von sich. „Wie wär’s, wenn ihr euch um euren Blitzableiter kümmert?“

Regulus drehte den Kopf und folgte der Bewegung von James‘ Nicken. Travers lag im Bett gleich neben seinem. An seiner Bettkante saß ein Mädchen, ein Mädchen, das Regulus irgendwie bekannt vorkam, aber bevor er sich auf sie konzentrieren konnte, verschwamm sein Blickfeld. Es wurde wieder schwarz.

„Hey, nicht bewegen, hörst du? Nicht bewegen…“ Jemand drehte seinen Kopf wieder herum. Regulus öffnete die Augen und sah Madam Pomfrey direkt über sich. Sie ließ ihn schnell los und scheuchte die Slytherins weg, die sich noch neugieriger über sein Bett lehnten. James blieb, während das Team sich zu Travers herüberschlich.

„Du siehst schlimm aus“, sagte er schief lächelnd und griff ein feuchtes Tuch, das Madam Pomfrey samt Schüssel auf den Nachttisch gestellt hatte. Vorsichtig tupfte er unter Regulus‘ Nase entlang. Das Tuch färbte sich rot. „Aber der Boden sieht schlimmer aus.“

Regulus schmunzelte. „Genau, was ich gewollt habe.“

James erwiderte das Lächeln. „Nicht, dass es was genützt hätte. Ihr seid nur Zweiter in der Tabelle.“

„Da reden wir nochmal drüber, wenn wir diese Luschen aus Ravenclaw auch abgezogen haben.“

Das Tuch war mittlerweile eine unschöne Mixtur aus Rot und Braun, weshalb James es auswrang und dann tatsächlich in der Nähe von Regulus‘ Ohren Blutrückstände entfernen musste. Regulus stellte gerade fest, dass er lieber keinen Spiegel haben wollte.

„Ich bin bestimmt die Lachnummer der Schule, oder?“, fragte Regulus bitter.

James seufzte auf. „Reg, du bist mit Volldampf auf den Boden zugerast – die Gryffindors fanden das geil.“

„Die Gryffindors sind mir auch sowas von egal“, holte Regulus sich einen gespielt bösen Blick von James ab. Er hob die Hand und wollte auf das Glas Wasser auf dem Nachttisch deuten, aber James umschloss stattdessen seine Finger.

„Du darfst sowas nie wieder machen, Reg“, sagte er leise. „Versprich es mir.“

„Ich hab den Boden nur nicht kommen sehen…“

„Versprich es mir.“ James drückte seine Hand fester, als der Verband, der Regulus‘ Kopf einschnürte.

„Du hast meinen Ausbruch in die Quidditch-Welt doch immer befürwortet“, murmelte Regulus verwirrt.

„Ja, aber ich wollte keinen risikofreudigen Gryffindor aus dir machen.“

„Ich glaub, davon bin ich noch ein gutes Stück entfernt.“ Regulus zog seine Finger aus James‘ Händen, wurde den flehenden Blick aber nicht los. James machte sich wirklich Sorgen um ihn, dabei hatte er sich selbst schon mehr als einmal den Schädel gebrochen.

„Okay, ich versuch’s“, sagte Regulus einlenkend. Anscheinend reichte das James aus, der ihm jetzt endlich sein Glas Wasser reichte. Die Erfrischung tat Regulus‘ Kehle gut und spülte das trockene Kratzen weg, unter dem er die ganze Zeit gelitten hatte. Trotzdem räusperte er sich nochmal.

James fuhr fort liebevoll jede Blutspur aus Regulus‘ Gesicht zu entfernen.

Dann kehrte Avery zurück.

„Oh, machen wir einen auf Krankenschwester?“, neckte er James.

„Halt’s Maul, Avery“, schnaube James, dessen Aufmerksamkeit sich einem nahenden Streit niemals entziehen konnte. Es fiel ihm schwer genug den nicht selbst heraufzubeschwören, aber ausweichen würde er ihm nie und nimmer. „Oder ich stopf es dir mit diesem blutigen Tuch – an dem du übrigens Schuld hast.“

„Was sagst du da?“ Avery ballte die Fäuste um ein unsichtbares Schlagholz. Hätte er das Holz dabei gehabt, dann hätte James gleich ebenfalls einen gebrochenen Schädel gehabt.

James richtete sich auf. „Ich hab genau gesehen, dass du Regulus irgendetwas gesagt hat, das ihn definitiv zu so einem Manöver getrieben hat.“

Averys Augen blitzten nur noch zwischen schmalen Schlitzen hervor. „Sag das noch einmal, und ich hex deinen aufgeblasenen Arsch in die Antarktis.“

„Probier’s doch“, sagte James fies grinsend. „Wo du doch nicht einmal ein Kissen durch den Raum fliegen lassen kannst.“

Averys rechtes Augenlid zuckte bedrohlich, dann wandte er sich allerdings wortlos zum Gehen. Regulus kam das komisch vor, aber James grinste ihm zufrieden zu. Das Überraschungsmoment überwältigte ihn so vollkommen, als Avery wieder herumwirbelte und glatt über Regulus‘ Bett hechtete. Er warf sich auf James und riss ihn zu Boden.

„Hey“, kreischte das Mädchen, das bis eben an Travers‘ Bett gesessen hatte. Schulsprecherin Dorcas Meadowes schoss wie ein Pfeil zu Avery und James, während Regulus immer noch dabei war sich schwerfällig aufzurichten. „Seid ihr verrückt geworden? Auseinander!“ Verzweifelt versuchte sie mit dem Fuß das Bündel auf dem Boden zu entknoten, zückte dann den Zauberstab und visierte die beiden schon an, als Madam Pomfrey aus ihrem Büro kam.

„Ich seh wohl nicht mehr richtig! Sind Sie denn alle auf ein Bett hier aus?“ Mit dem Zauberstab zauberte sie einen magischen Haken an Averys Kragen und zerrte ihn so von James weg. „Alle sofort raus hier.“

„Aber ich hab –“

„Sie haben hier sowieso nichts zu suchen, Mr. Potter. Raus.“

James warf Regulus einen kurzen Blick zu, bevor er den Rückzug antrat. „Das klären wir draußen, Avery.“

„Wenn du dich traust“, rief Avery ihm nach, da war James schon halb aus dem Krankenflügel raus. Kaum, dass er ganz außer Sichtweite war, ließ Avery allerdings den feigen Slytherin raushängen und stürmte auf das nächstbeste Fenster zu.

„Entschuldigen Sie mal“, empörte Madam Pomfrey sich, als Avery aus dem offenen Fenster stieg. „Sie riskieren gerade wirklich einen Platz in einem dieser Betten.“

„Das würd ich auch, wenn ich da rausgehe“, meinte Avery mit Blick auf die Türen des Krankenflügels. Dann verschwand sein Kopf hinter der Fensterbank.

„Also wirklich…“ Madam Pomfrey stemmte die Hände in die Hüften. „Die anderen benutzen aber bitte die Tür.“ Erst, als sie sich dessen versichert hatte, drehte sie sich schnaubend herum und spazierte zurück in ihr Büro.

Regulus blieb alleine mit Travers zurück, den er das erste Mal richtig mustern konnte. Der Anblick war zum Schreien komisch. Sein Haar stand in alle Richtungen ab und die Brandsalbe in seinem Gesicht wirkte wie eine Maske aus Tonerde.

„Seh ich so schlimm aus?“, würgte Travers hervor, als Regulus seine Mundwinkel nicht davon abhalten konnte unkontrolliert zu zucken. „Ich wollte gut aussehen, wenn Meadowes sich schon mal zu mir setzt.“

„Du wurdest vom Blitz getroffen“, sagte Regulus. „Dein Schwarm wird das verstehen.“

Travers Grinsen war irgendwie schief, aber seinen glänzenden Augen nach schien er bloß keine wirkliche Kontrolle über seine Mundwinkel zu haben. Nachdem er Meadowes fast drei Jahre hinterher gelaufen war, reichte wohl ein kurzes Aufblitzen von Interesse, um ihn glücklich zu machen.

„War es nicht hinreißend, wie sie sich um mich gekümmert hat?“, hauchte Travers mit verträumtem Blick. „Ich glaub, dieses Jahr hab ich endlich eine Chance…“

„Nur, wenn Sie sich auskurieren!“ Madam Pomfrey war wieder aus ihrem Büro gewuselt, drückte Travers einen Heiltrank in die Hände und zog kurz darauf den Vorhang vor sein Bett. „Schlafen Sie sich aus. Sie am besten auch, Mr. Black.“ Damit widmete sie sich wieder, was immer sie eben in ihrem Büro so tat.

Regulus gewöhnte sich allmählich an das Pochen seiner Schädeldecke, wollte sich aber trotzdem ein kleines Nickerchen gönnen. Das Spiel war anstrengend gewesen und diese Verletzung nahm ihm noch einmal einen großen Teil seiner Energie.

Gerade wollte er die Augen schließen, als die Matratze an der Bettkante heruntergedrückt wurde. Regulus betrachtete das stirnrunzelnd und musste schmunzeln, als James sich einen Augenblick später den Tarnumhang von seinem Kopf zog.

„Dieser Avery ist so ein Feigling“, murmelte James missmutig. „Klettert einfach aus dem Fenster. Dämlicher geht’s ja wohl nicht.“

Regulus schob seine Hand auf James‘ zu. Es dauerte ein paar Sekunden, bis James das bemerkte, aber dann griff er Regulus‘ Hand und streichelte sie zärtlich.

„Danke, dass du wiedergekommen bist“, sagte Regulus.

James grinste ihn an. „Du darfst dich später dafür bedanken.“ Mit Blick auf den Kopfverband fügte er hinzu: „Oder besser nicht…“

„Wie wär’s, wenn ich mich anders bedanke?“ Regulus rang noch nicht sehr lange mit dieser Idee, aber so wie James sich in letzter Zeit benahm, wurde sie immer konkreter. „Wenn ich zum Beispiel die Weihnachtsferien nutze, um meinen Eltern von uns zu erzählen?“

James‘ verwirrter Blick wurde finsterer – ganz und gar nicht was Regulus erwartet hatte.

„Oder auch nicht“, sagte er deswegen schnell. „Ich dachte nur… In letzter Zeit nervst du mich damit gar nicht mehr und… Wenn du jetzt nicht mehr willst, dann ist das okay. Wir sind ja auch gar nicht so lange… du weißt schon…“

Das vertraute selbstbewusste Grinsen hatte James‘ Lippen wieder nach oben gezogen. Er drückte Regulus‘ Hand sanft. „Du musst tun, was du für richtig hältst, Reg.“

Regulus bemerkte immer noch einen merkwürdig dunklen Schatten auf dem sonst so hellen Haselnussbraun von James‘ Augen. Es verunsicherte ihn. „Ich will nur nicht, dass wir uns so lange nicht sehen können“, gab er deswegen zu.

Ein blassrosa Schimmer breitete sich unter dem schwarzen Rand von James‘ Brille aus, als er verlegen den Blick senkte. Er kratzte sich mit dem Daumen an der Nase, sah dann wieder zu Regulus und grinste ihn an.

„Wie wär’s, wenn du mich einfach besuchen kommst?“, schlug er vor. „Meine Eltern sind an Blacks in unserem Haus gewöhnt, also müssen wir ihnen nicht sofort alles sagen. Du kannst sie erstmal ganz ungezwungen kennenlernen. Wie wär’s?“

Regulus war wie immer verblüfft über derartig viel Verständnis. Allerdings hatte James in letzter Zeit auch genug bekommen, um erst einmal zufrieden zu sein. All seine Freunde wussten von ihnen und Regulus stieß ihn vor den Augen der anderen Schüler nicht mehr weg, auch wenn er weiterhin einen Sicherheitsabstand wahrte. Es gehörte sich auch nicht, in aller Öffentlichkeit seine Gefühle auszuleben.

„Das klingt akzeptabel“, sagte Regulus. „Aber ich dachte, dass Sirius über die Feiertage bei dir und deiner Familie bleibt.“

„Nah, ich hab ihn zu seinem Onkel verbannt in der Hoffnung, dass du Ja sagen würdest.“

„Dann will ich deine Hoffnungen nicht zerstören.“

James küsste seine Fingerknöchel. „Und ich dachte schon, ich müsste wochenlang ohne dich auskommen.“

„Jetzt musst du mir nur ein Geschenk besorgen.“

„Du aber auch“, gab James grinsend zurück. „Obwohl es Geschenk genug ist, jeden Tag neben dir aufwachen zu können.“

Regulus hatte scheinbar nicht genug Blut verloren, um nicht zu erröten. „Schleimer“, murmelte er, winkte James aber zu sich und deutete auf seine Lippen. „Komm her…“

James drückte ihm nur zu gerne einen Kuss auf, auch wenn er offensichtlich versuchte vorsichtig zu sein. Die zarte Berührung seiner Lippen war kaum spürbar und hinterließ trotzdem eine Wärme, die jeden Schmerz des kleinen Unfalls vertrieb. James blieb nah bei ihm und strich mit der Nase über Regulus‘, zauberte ihm so ein Lächeln auf das Gesicht.

„Wenn ich mir nicht den Schädel gebrochen hätte, dann wäre heute ein wunderschöner Tag“, sagte Regulus.

James küsste ihn noch einmal. „Und du hast Quidditch mal verabscheut.“

„Wie könnte ich den Sport verabscheuen, der uns zusammen gebracht hat?“ Regulus spitzte die Lippen und durfte ein weiteres Mal James‘ weiche Lippen auf seinen genießen. Er hätte den ganzen Abend so weiter machen können, und James ging es da wohl genauso. Jeder Kuss wurde ein bisschen heftiger, bis Regulus dem vorsichtigen Vorstoßen von James‘ Zungenspitze entgegen kam.

Es wäre Regulus egal gewesen, wenn jetzt jemand hereingekommen wäre. Seltsamerweise war es James, der bei dem kleinsten Anzeichen von Schritten in der Ferne aufsprang. Seine Finger rutschten dabei aus Regulus‘ Hand.

„Hey…“ Die tapsenden Schritte hatte er nicht zuordnen können und die müde Stimme erkannte er auch nur, weil er so eine große Abneigung gegen sie hegte. Hinter James‘ Schulter tauchte der dunkelrote Haarschopf von Lily Evans auf, merkwürdig zerzaust und ungepflegt. Ihre Haut war äschern und den grünen Augen fehlte jegliches Strahlen. Als würde sie nicht schlimm genug aussehen, trug sie einen ausgebeulten Pullover, der ihr viel zu groß war.

„Evans“, grüßte James, ohne sich anmerken zu lassen, ob ihr Anblick ihn verstörte.

Evans nickte James zu und warf Regulus einen Blick voller Hass zu. „Black“, presste sie hervor und widmete sich dann voll und ganz James. „Dorcas hat mich angesprochen, Potter. Wir sollen unsere Patrouillen für heute zusammenlegen, da dein Partner sich ausgeknockt hat und meine Partnerin in einer Wand feststeckt.“

„Was?“ James legte den Kopf schief, als er sich Letzteres vorstellte. Dann schüttelte er den Kopf. „Na ja, meinetwegen können wir auch getrennt –“

„Potter, ich will jetzt nichts diskutieren. Dorcas hat gesagt, dass wir das so machen sollen, also machen wir es so. Willst du jetzt noch weiter Krankenschwester spielen, oder kommst du in die Puschen?“

„Der letzte, der das mit der Krankenschwester gesagt hat, ist aus dem Fenster geflogen“, sagte James kühl.

Evans winkte desinteressiert ab. „Wenn du dann glücklich bist. Jetzt komm.“

James drehte sich stirnrunzelnd zu Regulus herum. Als Regulus nur die Schultern zucken konnte, da verabschiedete James sich mit einem entschuldigenden Blick. Regulus streckte die Hand instinktiv aus, leider zu spät. James hatte sich schon umgedreht und folgte Lily Evans hinaus auf den Korridor.

Regulus wollte nicht, dass er ging. Er wollte nicht, dass James ihn wegen Lily Evans verließ.

Mit einem Seufzen versuchte Regulus sich von solchen Gedanken abzulenken. James wollte nichts mehr von Evans, noch dazu sah sie alles andere als verführerisch aus und zeigte kein Interesse an James – was absolut unverständlich war. James Potter war der beste Freund, den man sich wünschen konnte.

Und er hatte seinen Tarnumhang liegen lassen…

Regulus zog den silbrigen Stoff zu sich und verbarg das Gesicht darin, atmete tief ein. James‘ Geruch stimmte ihn schon viel besser. Und der Tarnumhang bedeutete, dass James noch einmal zu ihm kommen musste, um ihn abzuholen. Oder Regulus tat es James gleich, der sich neulich in sein Bett geschlichen hatte.

Oder er gönnte sich einen Einblick in die Konversationen, die James mit Evans führte, wenn niemand dabei war. Dass das öfter vorkam, wusste er. Fast jeden Tag sah er sie zusammen die Große Treppe herunter kommen. Zusammen und nicht einfach nur nebeneinander.

Regulus richtete sich schwerfällig auf. In seinen Schläfen pochte der Schmerz und verursachte einen leichten Schwindel. Regulus nutzte den Moment, den er sitzen musste, um sich den Tarnumhang über den Kopf zu ziehen. Dann schlurfte er James und Evans auf wackeligen Beinen nach.

Er holte sie erst bei der Großen Treppe ein. Glücklicherweise gingen sie weiter nach unten. Regulus hatte nicht das Gefühl, er könne seine schweren Beine nach oben tragen.

„Nein, ernsthaft“, versicherte James gerade lachend. „Du siehst aus wie ein wandelnder Wischmopp.“

„Na, vielen Dank auch, Potter“, erwiderte Evans schnaubend und warf dann theatralisch die Hände empor. „Typisch Kerl! Ihr achtet immer nur auf das Aussehen. Und wenn nicht, wenn man glaubt, dass ihr nett seid, dann liegt es daran, dass ihr bei Männern auf das Aussehen achtet.“

Regulus schenkte Evans‘ Nacken einen herablassenden Blick. Sie ließ sich also wegen ein bisschen Liebeskummer derartig gehen. Wie erbärmlich…

„Einmal dachte ich, dass ich Glück habe. Dass ich jemanden gefunden, der zu mir passt… der mich nicht gleich wieder verlässt…“

James wirkte ziemlich überfordert, als er eine Hand ausstreckte, sich zum Glück aber nicht überwinden konnte, Evans zu berühren. „Kein Kerl würde dich verlassen… Na ja, keiner hat’s bis jetzt getan. Nicht mal Snape.“

Evans‘ Blick war fast so voller Hass, wie Regulus gegenüber. „Du hast Severus doch erst dazu getrieben. Ich muss mit den Konsequenzen leben. Danke.“ Sie umklammerte sich selbst, ihre Hände verschwanden in dem weiten Stoff ihres Pullovers, und eilte die nächsten Treppenstufen schnell genug herunter, um James abzuhängen.

„Merlins Unterhosen“, murmelte James und stöhnte frustriert auf. Die Hände hinter seinem Kopf verschränkend schritt er gelassen die Treppen herunter.

Regulus sah ihm zufrieden nach und wollte sich schon wieder zurück in den Krankenflügel begeben, als Evans sich anders entschied. Sie fuhr am Ende der Treppen herum und zeigte auf James.

„Du… Du… Er hat sie in diese Wand gesteckt. Fawcett, meine Partnerin. Sirius hat sie in diese Wand gehext. Was erwartet er denn von mir? Dass er mich so behandeln kann und ich ihm das durchgehen lasse? Was soll das denn überhaupt?“ Sie schlug die Hände gegen ihre Seiten und ballte sie zu Fäusten. „Wie kann man denn so rücksichtslos sein?“

„Oi, Evans! Er hat bestimmt nur Spaß gemacht“, verteidigte James seinen besten Freund natürlich. „Du kennst Sirius doch. Und so ’ne Wand-Geschichte… das ist schon irgendwie cool.“

Evans gab ein hohes, quietschendes Geräusch von sich, bevor sie sich auf den Absätzen herumdrehte. Regulus streckte die Hand bereits nach James‘ Arm aus, als sie sich schon wieder herumdrehte.

„Wie kann man sich bitte in dich verlieben?“, fragte sie heiser, drehte sich aber doch wieder um, ehe James antworten konnte. Sie stampfte die Treppen nach unten.

James fuhr sich genervt durch die Haare. „Wie kann man sich bitte in dich verlieben?“ Die Verachtung in seiner Stimme hielt ihn trotzdem nicht davon ab ihr nachzugehen.

Regulus blickte ihnen missmutig nach. Es fühlte sich nicht gut an. Was immer das war, es fühlte sich überhaupt nicht gut an.

Er klammerte sich an James‘ Tarnumhang und trat den Rückweg an.

Seine Beine waren schwer, sodass er glaubte eine halbe Ewigkeit zu brauchen, bis er den Krankenflügel erreichte. Travers schnarchte hinter seinem Vorhang und Madam Pomfrey saß in ihrem Büro vor einem Haufen Pergamentrollen.

Regulus nahm den Tarnumhang ab und setzte sich auf sein Bett. Als er James‘ Umhang zusammenfaltete und neben sich legen wollte, fiel ihm ein Pergament auf seinem Kopfkissen auf. Er sah sich um, als würde derjenige, der es ihm hingelegt hatte, geduldig auf seine Enttarnung warten.

Regulus traute sich nicht, das Pergament überhaupt anzufassen.

Einige Minuten ging es gut und er konnte es erfolgreich ignorieren, dann siegte die Neugierde jedoch. Regulus griff mit einer nahezu panischen Geste nach dem Pergament und faltete es auf, las die kurze Notiz:

Du bist ganz schön risikofreudig geworden. Risiko endet immer mit Verletzungen.

Wie schmerzhaft wird es für dich, wenn ich deinen Eltern so einen netten Brief schicke? Willst du das riskieren?


„Ja.“ Regulus knüllte das Pergament zusammen und schloss es in seiner geballten Faust ein. „Ja, will ich, du verfluchter Bastard.“

Er stand auf und marschierte entschlossen an dem schlafenden Travers vorbei zu Madam Pomfreys Büro, klopfte forsch an die Scheibe.

Die Heilerin schreckte auf. „Ach, da sind Sie ja wieder, Mr. Black“, sagte sie in einem strafenden Tonfall.

„Ich war nur kurz auf der Toilette“, erklärte Regulus knapp. „Madam Pomfrey, war… war jemand hier?“

„Hm? Oh, jaah… Stimmt.“ Madam Pomfrey lächelte Regulus an. „Ihr Bruder wollte nach Ihnen sehen.“

Regulus ließ das zusammengeknüllte Pergament fallen.


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