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Unnatural Black - Misslungene Aussprachen

von Dr. S

Wieder hinaus auf das ovale Feld zu treten und von den hochaufragenden Tribünen umzingelt zu werden ließ Regulus hart schlucken. Der Anblick der Masse an Schülern war von oben herab erträglicher gewesen, aber gerade fühlte Regulus sich ins letzte Jahr versetzt, als er versucht hatte ins Team zu kommen. Jetzt war er zwar größer, stach zwischen den ganzen muskelbepackten Treiber-Kandidaten und riesenhaften Möchtegern-Hütern aber trotzdem ziemlich hervor. Er verschwand komplett hinter Avery.

Der neue Kapitän hatte ihm den Rücken zugedreht und schnauzte die Neuen aus voller Kehle an. Dass Regulus sich an ihn heranschlich bemerkte er gar nicht.

Averys Anweisungen waren klar und verständlich, aber dadurch, dass er schrie, jagte er den anderen Slytherins wohl einfach nur Angst ein. Strikt in Reih und Glied stehend starrten sie ihn aus großen Augen an und hielten sich an ihren Besen fest. Mit so einer Schreckensherrschaft hatten sie wohl nicht gerechnet und auch Regulus kannte Avery ganz anders.

Aber solange es funktionierte…

Im Gegensatz zu vorhin tat es das definitiv. Regulus staunte nicht schlecht, als die eben noch johlende Meute sich zu einem einfachen Aufwärmtraining am Boden zusammen fand.

Avery atmete tief durch, drehte sich um und schrie erschrocken auf, als er Regulus entdeckte.

Regulus hob die Hand. „Hallo.“

„Hast du mich erschreckt.“ Avery versuchte sich an einem neutralen Gesichtsausdruck, aber sein rechtes Augenlid zuckte noch immer von dem Schreck. „Was willst du, Black?“

Regulus beobachtete über Averys Schulter das Treiben der anderen Schüler. Es sah schrecklich albern aus, wie sie sich mit ihren Dehnübungen komplett lächerlich machten. Wollte er das wirklich noch einmal durchmachen? Oder machte er das am Ende nur für Potter?

„Ich wollte nur mal vorbeischauen“, sagte er.

Avery hob die Augenbrauen. Wahrscheinlich hatte er damit gerechnet, dass Regulus jetzt zurückkriechen würde, aber diese plötzliche Unsicherheit machte das schwerer, als er gedacht hatte.

„Meinetwegen.“ Avery deutete zum Spielfeldrand, wo es sich der Rest der Mannschaft auf dem Rasen gemütlich gemacht hatte. Rosier gehörte zwar nicht zur Mannschaft, war aber wohl zur mentalen Unterstützung für seinen besten Freund mitgekommen, wie Regulus vorhin schon bemerkt hatte. „Du kannst dich zu den anderen setzen.“

Regulus nickte, überlegte einen Moment, ob er Avery viel Glück wünschen sollte, aber als er ansetzte, drehte der neue Kapitän sich schon wieder von ihm weg. Anscheinend war er immer noch sauer.

Regulus kehrte Avery den Rücken zu und gesellte sich zu dem Rest des Teams. Rosier entdeckte ihn als Erster.

„Na, wen haben wir denn da? Der verlorene Sohn!“ Er klopfte neben sich und zog die gesamte Aufmerksamkeit der anderen auf Regulus. „Ich wusste, dass du kommen würdest.“

Regulus beäugte missmutig den Rasen. Er wollte sich seine Hose nicht ruinieren, aber Rosier war das komplett egal. Er packte Regulus‘ Handgelenk und zog ihn herunter. Regulus verzog das Gesicht, was in Anbetracht der Begrüßungsgrinsen, die er von den anderen zugeworfen bekam, keine gute Entscheidung war.

„Was ist los, Black?“, fragte Travers. „Ist Avery zickig und lässt dich nicht wieder in die Mannschaft?“

Regulus zuckte mit den Achseln. Er wusste ja nicht einmal, ob er das wirklich wollte. Ohne Potter im Hintergrund fühlte es sich plötzlich nicht mehr so richtig an. Sein Vater würde definitiv nicht begeistert sein und er konnte sich Antipathiepunkte im Moment wirklich nicht erlauben.

„Der kriegt sich schon wieder ein“, meinte Travers mit einem Zwinkern. „Schau dich mal um. Sucher-Kandidaten haben wir nicht…“

Regulus schaute sich noch einmal um und tatsächlich fiel ihm erst jetzt auf, dass niemand der ansatzweise als Sucher in Frage käme, zu sehen war. Das musste natürlich nichts heißen. Nur weil man nicht klein und schmächtig war, konnte man trotzdem ein guter Sucher sein. Diese Quidditch-Klischees hatte Regulus nie unterstützen wollen, trotzdem ließ er sich jetzt von ihnen einschränken.

„Er hat gehofft, dass du es dir anders überlegen würdest“, murmelte Rosier ihm ins Ohr. „Besonders jetzt als Kapitän braucht er einen Freund als Unterstützung. Ich kann ja auch nicht die ganze Zeit seine Hand halten.“

Regulus wunderte sich über so eine Aussage und konnte das wohl schlecht verbergen. Rosier stupste ihn sanft an.

„Ihr habt doch einen Draht zueinander. Jedenfalls behauptet er das immer.“

Regulus wusste nicht, was er dazu sagen sollte. So etwas zu hören überraschte ihn. Er hatte nie gedacht, dass Avery ihn ständig so nerven würde, weil er ihn mochte, sondern einfach, weil Regulus das neue Nesthäkchen in der Mannschaft gewesen war.

Vorsichtig lugte er herüber zu Avery, der ihn angestarrt hatte und jetzt schnell wegsah. Seine Ohren liefen rot an, weil Regulus ihn ertappt hatte. Irgendwie konnte Regulus sich das Lächeln nur schwer verkneifen.

Er war den ganzen Sommer über so deprimiert gewesen, so vollkommen fertig mit den Nerven und der Welt, dass er vergessen hatte, wie es sich anfühlte Freunde zu haben. Er hätte sich vielleicht mittlerweile daran gewöhnt, in derartig geselligen Runden zu sitzen, wenn Potter nicht gewesen wäre.

Regulus blickte bei dem Gedanken an Potter hinauf zu den Tribünen, aber dort, wo sie eben noch zusammen gesessen hatten, war jetzt keine Menschenseele mehr zu sehen. Das Lächeln verging ihm wieder.

Er hatte gehofft, dass Potter sich nicht bei der erstbesten Gelegenheit aus dem Staub machen würde…

~*~

„Was soll das, Alter?“ Nachdem James das halbe Stadion durchquert hatte, sah er sich mittlerweile wieder mit Sirius‘ menschlicher Form konfrontiert. Mit der Sonne im Rücken wirkte Sirius‘ mürrischer Gesichtsausdruck noch einige Nuancen dunkler, besonders um seine gerunzelte Stirn herum. Er löste den Blick von dem Slytherin’schen Gewusel unten auf dem Spielfeld und schaute James an, der sich neben ihn auf die hölzerne Sitzbank niederließ.

„So läuft man hier weniger Gefahr von Klatschern unter Beschuss genommen zu werden“, antwortete Sirius gelassen. Sein offener Kragen und die hochgerollten Ärmel seines weißen Hemdes setzten einen krassen Kontrast zu Regulus, der eben so steif und bis zum Hals zugeknöpft neben James gesessen hatte. Gegensätze hin oder her, gerade nervte James die Attitüde beider Black Brüder. Es störte ihn, dass Regulus zu sehr auf seine Umgebung achtete, und dass Sirius einen absoluten Scheiß darauf zu geben schien.

„Das kannst du nicht machen, Tatze. Hunde in Hogwarts sind ein ganz klein wenig auffällig. Und wenn jemand sieht, wie du dich in einen verwandelst, dann landen wir am Ende noch in Askaban“, versuchte James seinen Freund wieder zur Besinnung zu bringen. Ein Black allein reichte schon aus, um ihn in den Wahnsinn zu treiben, aber wenn sie weiterhin beide gleichzeitig die Drama-Queen raushängen lassen würden, dann könnte nicht einmal mehr Remus‘ Anti-Kopfschmerz-Trank ihn retten.

„Das scheint dir doch scheißegal zu sein, oder warum bindest du es dann bei erstbester Gelegenheit meinem Bruder auf die Nase?“

James klappte der Mund auf, anscheinend aber nicht überzeugend genug für Sirius, der diese Reaktion schnaubend abtat. Dabei wusste James nicht einmal wovon Sirius redete.

„Jetzt mach mir doch nichts vor. Hast ein bisschen angegeben, was? Das Geweih ist natürlich auch weitaus imposanter, als andere Körperteile von dir, Krone.“ Sirius‘ gehässiges Lachen kratzte nicht im Geringsten an James‘ Ego. Dazu war er gerade viel zu verwirrt.

„Ich hab ihm nichts gesagt! Woher willst du überhaupt wissen, dass er’s weiß?“

„Er hat’s mir auf die Nase gebunden, als er mit eurem engen Verhältnis prahlen musste.“

„Was?“ Das konnte James noch weniger glauben. „Das klingt aber gar nicht nach Regulus.“

Sirius hob steif grinsend die Schultern.

James verengte die Augen misstrauisch. „Wenn du mir was zu sagen hast, dann tu’s geradeheraus.“

Sirius‘ Verwirrung grub sich dank der Schatten der Nachmittagssonne noch tiefer als gewöhnlich in sein Gesicht. „Hab ich doch.“

„Ach? Du versuchst also nicht ihn schlechtzureden, weil’s dir nicht passt, dass wir –“

„Dass ihr vögelt?“

James boxte Sirius in die Seite und wenigstens war danach Schluss mit der ewigen Gelassenheit. Sirius rieb sich gequält die Rippen und rutschte ein Stückchen weg von James.

„Hör auf“, blafften sie sich gleichzeitig an und warfen sich gleichermaßen ärgerliche Blicke zu.

Die darauffolgende Stille war zwar nicht gerade angenehm, aber sie trieb James wieder zurück zum Anfang ihres Gespräches. Sirius schien es genauso zu gehen.

„Es geht mir grad nur um die Animagus-Sache, James“, brach er das Schweigen schließlich. „Wenn du ihm was davon gesagt hast –“

„Hab ich aber nicht!“, fuhr James dazwischen. „Und selbst wenn, Regulus würde niemals damit prahlen.“

„Ja, aber mich erpressen, was?“ Sirius‘ Mund zuckte in ein triumphierendes Lächeln, das James‘ Verblüffung auf der Stelle wieder auslöschte.

„Du erzählst doch vollkommenen Schwachsinn! Regulus würde nie –“

„Hat er aber!“

„Nein, hat er gar nicht!“

„Hat er wohl!“

„Nein. Er würde… er…“ James stöhnte auf. „Das ist doch albern.“

„Du hast angefangen.“ Sirius verschränkte die Arme vor der Brust und fixierte sich schmollend auf das Quidditch-Feld. James tat es ihm gleich und suchte zwischen den vielen Slytherins seinen kleinen Eisklotz. Die grünen Roben hoben sich kaum von dem Rasen ab und Avery ließ seine Häschen auf dem Boden spielen, wo sie kaum voneinander zu unterscheiden waren.

„Er ist ein Slytherin, James. Du weißt, wie die sind“, sagte Sirius schließlich und deutete an den Rand des Feldes. Er hatte seinen Bruder vor James gefunden. „Sieh doch, wie sie dort sitzen und irgendetwas aushecken…“

James lehnte sich vor und schob sich die Brille die Nase hoch, um Regulus zu erkennen, der neben Averys Anhängsel Rosier saß. Auf dem Rasen. Es gefiel James überhaupt nicht, dass Regulus sich ohne zu murren dort hingesetzt hatte. Wie hatte Rosier das angestellt?

„Von mir weiß er’s jedenfalls nicht“, murrte James. „Vielleicht hat er dich ja mal gesehen, so unvorsichtig wie du bist.“

„Ich war sonst immer vorsichtig“, knurrte Sirius. „Zu Hause hab ich nie… und sonst nur im Schlafsaal oder bei Vollmond… Woher soll er’s dann wissen?“

„Weißt du was? Ich glaube, dass er es gar nicht weiß.“

Sirius schaute ihn an, zuerst nur ungläubig und dann verletzt. „Du glaubst mir nicht? Deinem besten Freund?“

„Der so eindeutig gegen meine Beziehung zu seinem Bruder ist? Der mich als Schwuchtel beschimpft hat?“

„Jetzt komm schon. Ich war nicht ganz bei mir“, verteidigte Sirius sich. „Meinetwegen kannst du auf Frauen oder Kerle oder Hippogreife stehen.“

„Nur nicht auf deinen Bruder“, sagte James.

Sirius seufzte.

James schüttelte den Kopf, dabei konnte er verstehen, dass Sirius nicht sofort Luftsprünge machte. Wenn er etwas hätte, um Sirius‘ Meinung zu ändern, dann würde er es tun. Er würde alles tun. Er ertappte sich sogar dabei, nach Knutschflecken irgendwo auf Sirius‘ Hals oder Schlüsselbein zu suchen, die er ihm vorhalten könnte, aber das zwischen Lily und ihm schien klischeehaft unschuldig zu sein.

James streckte die Hand aus und zupfte die linke Hälfte von Sirius‘ Hemd zur Seite. Sirius zuckte automatisch zurück. Seine großen Augen fixierten sich auf James, der etwas von einem Fussel sagte, um sich herauszureden. Trotzdem knöpfte Sirius hastig sein Hemd zu.

„Ich weiß doch auch nicht, James… Irgendwie… Nach allem, was passiert ist, sorg ich mich immer noch um meinen Bruder“, sagte Sirius, als das Schweigen ihm scheinbar unangenehm wurde. Es fehlte James gerade noch, dass Sirius sich jetzt belästigt fühlte. Er hatte nur nach Zeichen einer Affäre mit seinem ehemaligen Schwarm gesucht. Damit hätte er Sirius ein wunderbar schlechtes Gewissen machen können. Leider war Sirius der beste Freund auf der ganzen Welt… und James war nichts weiter als ein mieses Schwein, das sich an den kleinen Bruder dieses besten Freundes ranmachte.

„Sirius, ich… Es tut mir leid. Okay?“ James wartete auf einen Antwort, schaute Sirius dann in der Hoffnung auf wenigstens ein Nicken an, aber er bekam keins von beidem. „Sag schon, dass es okay ist.“

Sirius senkte den Blick, aber auch auf dem Boden fand er keine Antwort. Er schüttelte den Kopf, fuhr sich gedankenlos durch die Haare und suchte das Spielfeld dann wieder nach seinem Bruder ab.

„Ist es aber nicht“, sagte er leise. Für James war der kurze Satz trotzdem wie ein Schlag ins Gesicht. „Du bist nicht gut für ihn. Merkst du das nicht?

„Wie bitte?“ James stand auf. „Das muss ich mir nicht anhören.“

Sirius zog ihn am Hemdsaum zurück, aber James sah ihn nur äußerst widerwillig an. „Weißt du, wie er vorhin mit mir geredet hat? Wie so ein richtig fieser Slytherin. Du hast selbst gesagt, dass mein Bruder nicht so ist.“

„Und ich mach das aus ihm? Willst du das damit andeuten?“

Sirius wirkte wenigstens ein bisschen betreten, nur reichte James das nicht. Er riss sich von Sirius‘ Hand los und baute demonstrativ Abstand zwischen ihnen auf. Sirius blieb sitzen, ließ sich nicht auf James‘ Suche nach Streit ein und kämpfte stattdessen mit seinem schlechten Gewissen. James holte aus und schubste Sirius fast von der Bank, als er gegen die breite Schulter stieß.

„Rede gefälligst mit mir“, verlangte James scharf.

Sirius biss sich auf die Lippe.

„Tatze, verflucht!“ James rammte beide Hände gegen Sirius‘ Brust und brachte ihn so aus dem Gleichgewicht. Aber anstatt sich endlich James zuzuwenden, klammerte Sirius sich nur an der Sitzbank fest und vermied es jetzt sogar ihn anzusehen. „Ich bin dein bester Freund aber nicht gut genug für deinen Bruder?! Was bist du eigentlich für ein heuchlerisches Arschloch?“

„James.“ Endlich schien es Sirius zu reichen. Sein Blick und Tonfall hätten ausgereicht um ganz Hufflepuff sofort zu erstarren zu lassen. Aber James war kein Hufflepuff.

„Was, Sirius? Dann hab ich eben Scheiße gebaut, aber davon geht die verfluchte Welt nicht unter! Dein bester Freund und dein Bruder; das sollte dich eigentlich freuen! Vor allem, wenn mein schlechter Einfluss so aussieht, dass er euren bekloppten Eltern einen saftigen Arschtritt verpasst. So wie du.“

Sirius stand auf und die paar Zentimeter, die er größer als James war, ließen ihn noch eine Spur bedrohlicher wirken. Wolken schoben sich vor die untergehende Sonne und verstärkten die Schatten unter Sirius‘ Augen. Aber ein wütender James Potter ließ sich davon nicht beeindrucken.

„Was jetzt, Sirius? Willst du den Slytherin raushängen lassen und mich erpressen? Willst du mich vor die Wahl stellen?“ James öffnete einladend die Arme und grinste. „Bitte, mach nur.“

„Vielleicht sollte ich das tun.“ Sirius‘ Antwort ließ James die Arme wieder senken, verdutzt darüber, dass Sirius so etwas wirklich in Erwägung zog. „Ich ertrag’s nämlich nicht, noch einmal dabei zuzusehen, wie du mit den Gefühlen von meinem Bruder Quidditch spielst. Du hast bereits alles zerstört, was ich jemals an ihm gemocht habe.“

James schüttelte sofort vehement den Kopf.

„Ja“, seufzte Sirius augenrollend. „Du warst schon immer gut darin, dich selbst zu belügen. Mach ruhig weiter so. Mir doch scheißegal…“ Die Hände tief in die Hosentaschen steckend marschierte er an James vorbei und rempelte ihn dabei mit der Schulter an. „Aber klär die Animagus-Sache, sonst mach ich das.“

James verschränkte die Arme vor der Brust. Wut hämmerte heftig durch seine Venen. Definitiv nicht die beste Ausgangsposition für klärende Gespräche.

~*~

Aussprachen waren nicht unbedingt Regulus‘ Stärke. Er ging so selten auf Menschen zu, dass er jetzt händeringend drei Meter neben Avery stand und sich misstrauisch anfunkeln ließ. Die Hoffnung, dass Avery wenigstens einen buchstäblichen Schritt auf ihn zu machen würde, war schon vor einer knappen Minute gestorben, trotzdem trauerte Regulus ihr noch nach.

„Ich weiß, ich seh phantastisch aus, aber würde es dir was ausmachen mir keine Löcher in den Kopf zu starren?“

Regulus atmete tief durch. Im Grunde hatte Avery ja gerade den Anfang gemacht. Darauf konnte er aufbauen.

„Ich wollte…“ Regulus‘ Stimme war so leise, dass das Geräusch der umherrasenden Besen ihn vollkommen übertönte. Er räusperte sich und kam todesmutig auf Avery zu, der große Ähnlichkeit zu einem Fisch hatte, wenn er verwirrt aussah. „Ich wollte mit dir reden… über das von neulich.“

Avery wandte sich den Spielern über sich zu. Travers, Chambers und Rowle bearbeiteten die Möchtegern-Hüter; nur noch fünf an der Zahl, seit herausgekommen war, dass einer der Kandidaten sich Klebstoff auf die Handschuhe geschmiert hatte. Avery hatte ihm mit einem eine Ohrfeige gegeben und der dumme Junge war mit einem Handschuh an der Wange klebend abgezogen.

„Ich hab grad zu tun“, murmelte Avery, die Arme vor der Brust verschränkend. „Und gleich noch mehr. Fass dich also kurz.“

Regulus trat direkt an Averys Seite und beobachtete auch die Spieler, die über ihnen durch die Luft rasten. „Du… suchst keinen neuen Sucher?“

Avery sagte nichts. Regulus wagte einen Blick in seine Richtung und wandte sich bei dem mürrisch verzogenen Gesicht gleich wieder ab.

„Weil ich… vielleicht doch noch Interesse hätte.“

Averys Mundwinkel zuckten, aber bei dem Versuch sein Grinsen zu unterdrücken sah er schon wieder wie ein dämlicher Fisch aus. „Ach, auf einmal?“

„Avery…“ Regulus kam sich wie Potter vor, ahmte jedenfalls seinen Tonfall nach. Es tat ihm beinahe leid, dass er ihn so oft hatte auflaufen lassen. Er hatte ja nicht gewusst, dass das so schwer sein konnte. „Es tut mir leid. Ich hätte dich neulich nicht so abblitzen lassen sollen.“

„Du hast mir schon nicht das Herz gebrochen, Black“, grummelte Avery, klang aber noch lange nicht weichgeklopft. Leider war Regulus‘ Imitation von Potters Hammer nicht ansatzweise so schlagkräftig wie das Original. Er wusste nicht, wo er jetzt noch klopfen sollte. Immerhin konnte er Avery ja schlecht gegen die Wand pressen und küssen. Dann würde er buchstäblich weichgeklopft werden.

„Also…?“ Regulus schaute Avery unsicher an. „Sind wir wieder ein Team?“

Avery nahm den Blick endlich einmal von seinen Jägern, die die neuen Hüter rücksichtslos fertig machten. Sein mürrischer Blick wechselte blitzartig zu einem Grinsen und er streckte die Hand aus, um Regulus‘ penibel gescheiteltes Haar zu verwuscheln. Zwar war das eindeutig ein Ja, aber eines, das Regulus sich nicht unbedingt gewünscht hatte.

„Wegen deinem Vater, ne?“, sagte Avery, während Regulus sich die Frisur notdürftig mit den Fingern zurechtkämmte. „Der war doch nie so begeistert von Quidditch.“

Regulus musste da leider zustimmend nicken. Wieder zu spielen wäre wie ein Schlag ins Gesicht seines Vaters. Und seit Sirius sie verlassen hatte, reichte ein Staubkorn an der falschen Stelle aus, damit Orion Black nicht nur an die Decke ging, sondern vor Wut glatt hindurchschoss. Seine Mutter hingegen trat von Tag zu Tag näher an die Schwelle des Wahnsinns und wenn Regulus auch noch anfing wissentlich ein schlechter Sohn zu sein, dann würde Walburga sie bald übertreten.

Vielleicht sollte er sich doch lieber fern von Quidditch halten…

„Find ich cool von dir, Black“, unterbrach Avery Regulus‘ Gedanken. „Ich wüsste nicht, was ich ohne dich machen würde. Guck dir die Neuen doch mal an…“

Regulus ließ nur den Kopf hängen.

„Weißte, deine Eltern werden das schon akzeptieren. Du bist doch ein prima Sohn – besonders im Vergleich zu dem Ausreißer, ne?“ Avery lachte heiser vor sich hin, verstummte aber bald, als Regulus sich nicht einmal zu einem Lächeln hinreißen ließ. Er stupste aufmunternd gegen Regulus‘ Kinn. „Wie wär’s, wenn du dich jetzt umziehen gehst, Grinsekatze? Wir wollen doch einen auf Team machen.“

Als Regulus nur nickte kniff Avery ihm in die Wangen und zog sie in das Grinsen, das er hatte sehen wollen. Im Gegensatz zu Regulus konnte er da auch drüber lachen.

„Isch ja gud“, nuschelte Regulus, befreite sich von den anderen Händen und drehte Averys Grinsen den Rücken zu, bevor er sich die schmerzenden Wangen rieb. Kopfschüttelnd eilte er zügig in Richtung der Umkleiden.

Es schien wie eine Ewigkeit, dass er das letzte Mal hier gewesen war. Dabei hatte er sich erst vor wenigen Tagen hier seinen Fehltritt mit Potter erlaubt.

Regulus schob die Tür mit roten Flecken auf den Wangen auf, musste aber gleich darauf lächeln, als er den dunkelgrünen Umhang vor seinem Spind hängen sah. Da stand sein Name über der Nummer 7. Einen Moment lang fragte er sich, ob er wirklich so vorhersehbar war, aber dann wurde er von dem Gefühl des Stoffes unter seinen Fingern abgelenkt.

Regulus zog die Robe vom Bügel herunter und hielt sie vor sich hin, war noch so eingenommen von dem Anblick des Umhangs, dass er das heraussegelnde Foto zuerst nicht bemerkte. Stirnrunzelnd faltete er seinen Umhang zusammen und legte ihn auf die Bank, bevor er sich nach dem Bild bückte.

Allerdings hatte er nicht erwartet zu sehen, wie Potter ihm einen Kuss auf die Wange drückte. Wieder und wieder und wieder. Ein schönes Foto, wenn er es gewollt hätte. So drehte es ihm nur den Magen um.

Regulus schaute sich hektisch um, als würde er denjenigen noch hier finden, der sich diesen Spaß erlaubte. Spaßig war das nämlich überhaupt nicht. Wenn seine Mannschaftskameraden das gesehen hätten, würden sie sicherlich Schlimmeres tun, als ihn vom Duschen ausschließen.

Und wenn jetzt sogar einer aus der Mannschaft dahinter steckte? Wenn Avery ihn deswegen in die Umkleide geschickt hatte?

Regulus drehte das Foto um und entdeckte auf der Rückseite eine Nachricht in lila Tinte. Niemand, den er kannte, würde jemals lila Tinte benutzen.

„Wenn du das nicht in Postergröße sehen willst, schuldest du mir was“, las Regulus leise und schüttelte verwirrt den Kopf.

Potter war sein Freund, und das konnte ruhig jeder wissen. Regulus würde sich doch nicht erpressen lassen.

Seine Hände zitterten trotzdem, als er versuchte das Foto wegzustecken. Er fand nicht einmal einen Platz dafür und ließ es glatt fallen, als die Tür aufging. Panisch warf er sich auf den Boden und versteckte das Bild, bevor jemand anderes es sehen konnte.

„Reg?“

Regulus rappelte sich auf, das Foto zusammengeknüllt in seiner Hosentasche verborgen. Dabei war es nur Potter, der im Türrahmen stand. Mit Potter konnte er darüber reden. Dann würde er auch Zuspruch bekommen, dass er so eine Drohung gar nicht ernst nehmen musste.

„Kann ich kurz mit dir reden?“ Da Potter allerdings zuerst fragte, ließ Regulus ihm den Vortritt und setzte sich erst einmal hin, um seinen verkrampften Magen wieder zu beruhigen.

„Ich hab grad mit Sirius geredet“, sagte Potter und setzte sich neben Regulus. Er machte eine längere Pause, die Regulus nicht einordnen konnte, bis Potter ihn am Kinn fasste und seinen Kopf herumdrehte. Der Augenkontakt brachte Regulus‘ Gedanken allerdings nur noch mehr durcheinander. Potter sah so ungewohnt ernst aus… „Hast du mir vielleicht was zu sagen?“

Regulus griff neben sich und zeigte Potter seine Quidditch-Robe. „Ich bin wieder in der Mannschaft.“

Potter schaute auf die Robe und legte den Kopf schief, als er vor Regulus bemerkte, dass der Umhang falschrum hing. Regulus wollte das schnell ändern, verhedderte sich dabei aber in dem weiten Stoff und musste sich von Potter daraus befreien lassen. Wenigstens lächelte Potter ihn wieder an und tätschelte Regulus‘ inzwischen glühendheiße Wange.

„Freut mich für dich.“ Potter drückte ihm einen Kuss auf die Wange und schob Regulus‘ Gedanken so wieder zurück zu diesem Foto. Wieso musste Potter sowas auch immer dort machen, wo jeder es sehen konnte? Da waren unzählige Slytherins gewesen. Keiner von denen würde das nicht ausnutzen. „Aber ich meinte was anderes.“

Regulus hob ahnungslos die Schultern.

Potter schaute sich um, als traue er nicht einmal der Umkleide der Slytherins, dann lehnte er sich noch weiter zu Regulus vor. „Als du mit Sirius geredet hast, mit was für illegalen Sachen wolltest du ihm da drohen?“

„Ich wollte ihm überhaupt nicht drohen“, zischte Regulus zurück. „Es ist mir so rausgerutscht und –“

„Ja, aber was ist dir rausgerutscht?“, fuhr Potter dazwischen, nicht nur ungewohnt ernst, sondern auch barsch. Regulus starrte ihn verdutzt an. „Regulus, wir wollten doch miteinander reden. Wieso hast du dann jetzt Geheimnisse vor mir?“

„Ich… Ich hab doch…“ Regulus schüttelte den Kopf. „Wenn es dein Geheimnis ist, dann muss ich es dir doch nicht beichten.“

Potter lehnte sich zurück und brachte fast unnötig viel Abstand zwischen sich und Regulus. „Also weißt du’s?“

Regulus verringerte den Abstand wieder und senkte auch seine Stimme. „Dass du ein Animagus bist? Ja, das weiß ich. Und es –“

„Toll!“ Potter sprang auf und schmiss die Quidditch-Robe nach Regulus. „Schön, dass du mir das auch mal sagst. Wie lange wartest du denn schon darauf, das zu deinem Vorteil zu benutzen?“

Regulus zog sich geschockt den Umhang vom Kopf. „Das ist nicht dein Ernst, oder?“

„Aber deiner, oder was?! Weißt du, wie viel es mich gekostet hat dir die Heulende Hütte zu zeigen? Und anstatt es mir leicht zu machen, weißt du schon alles darüber!“

„Was?“ Regulus runzelte die Stirn. „Ich weiß nicht, wie das zusammenhängt. Ich könnte mir irgendetwas an den Haaren herbeiziehen, aber ich weiß es nicht sicher. Potter, ich –“

„Du weißt es nicht sicher?! Warum fragst du dann nicht?! Warum fragst du nicht einfach!“, blaffte Potter ihn derartig wutentbrannt an, dass Regulus sich schutzsuchend an dem Bündel seiner Quidditch-Robe festhielt. „Weil du solche Infos dann nicht zu deinem Vorteil ausnutzen könntest, was?! Deswegen fällt dir dazu jetzt auch Nichts ein! Merlins Bart, und ich hab ernsthaft an Sirius gezweifelt!“

Regulus fühlte sich wie von einem Stupor und Silencio gleichzeitig getroffen.

Potter führte sich wie ein Werwolf kurz vorm Vollmond auf und schlug mit voller Kraft gegen einen Spind. „Ich hab sowas von die Nase voll. Wenn reden so schwer ist, dann näh dir doch einfach dein Maul zu, Black“, schnauzte er Regulus an, der immer noch kein Wort über die Lippen brachte. Potter drehte sich auf den Absätzen um und stürmte auf die Tür zu, die er so kraftvoll aufriss, dass er sie fast aus den Angeln löste. Er drehte sich noch einmal zu Regulus um. „Und nur, dass du’s weißt: Ich würde mich immer für Sirius entscheiden.“

Regulus zuckte zeitgleich mit der zuknallenden Tür zusammen.

Er lehnte sich zurück gegen den Spind, fassungslos und plötzlich am ganzen Körper zitternd. Sein Herz raste in seiner Brust, hin- und hergerissen zwischen Entsetzen, Angst und purer Aufregung. Potters Worte, dieses Foto und dass er sich erneut in diese Quidditch-Problematik stürzte; das war ein sich derartig schnell drehendes Gefühlskarussell, dass jedem davon schlecht werden würde.

Regulus presste sich eine Hand vor den Mund und sprang auf, stürzte in Richtung der Toiletten davon.


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