von Dr. S
Den ganzen restlichen Tag ĂŒber hatte James nicht aufgehört zu grinsen, aber dann trat Lily Evans in seinen Weg, die Arme verschrĂ€nkt und die Augen stahlhart. James wusste, dass es keinen Sinn haben wĂŒrde sich an ihr vorbeizudrĂ€ngen, trotzdem versuchte er es und erlebte so das seltsame GefĂŒhl eines DĂ©jĂ -vus, als Lily ihm die GroĂe Treppe herunterfolgte.
âIch muss mit dir reden, Potter.â
James schaute im Gehen auf seine Uhr. Er war nicht spĂ€t dran, sondern wie jeden Abend ĂŒberpĂŒnktlich, aber nie hatte er sich mehr auf diese nutzlosen Patrouillen gefreut und er wollte sich die Laune nicht verderben lassen. In diesem Tonfall hatte Lily definitiv nichts anderes vor.
âJetzt bleib doch mal stehen!â Sie griff Jamesâ Arm, nicht besonders fest, aber entschlossen genug, damit er sich aufhalten lieĂ. Mitten auf der Treppe zum zweiten Stock drehte James sich um und schaute hoch zu Lily, die eine Stufe ĂŒber ihm stand. Sie schien es zu mögen sich ĂŒberlegener zu fĂŒhlen.
James begegnete dem zufriedenen LĂ€cheln mit einem resignierenden Seufzer. âWas willst du?â
âEs geht um Sirius.â
James runzelte die Stirn. âWenn du dir jetzt bei mir Anmachtipps holen willst, dann ĂŒberleg dir das besser nochmal.â
Lily verdrehte die Augen. âIch will nur wissen, was mit ihm los ist. In letzter Zeit benimmt er sich⊠merkwĂŒrdig. Seine Stimmung schlĂ€gt von einer Sekunde auf die andere ins komplette Gegenteil ĂŒber. So ââ
âSo impulsiv war er schon immer.â James wollte sich wieder herumdrehen, aber Lily umklammerte seinen Arm jetzt mit beiden HĂ€nden.
âBitte.â Ihre grĂŒnen Augen glitzerten so flehentlich, dass man ihnen gar nichts abschlagen konnte. Leider konnte James wirklich nur ratlos die Schultern heben.
âIch kann dir nicht helfen. Sirius gehtâs prima. Du suchst Probleme, wo hundertprozentig keine sind.â
âHundertprozentig?â Empört aufschnaubend lieĂ Lily ihn los, als hĂ€tte sie gerade bemerkt, dass sein Arm ein widerlicher Wurm wĂ€re. âEr ist von zu Hause weggelaufen, da wird wohl kaum alles prima sein.â
Jetzt war es an James die Augen zu verdrehen. âWenn du Sirius kennen wĂŒrdest, dann wĂŒsstest du, dass seine Familie zu verlassen nur wohlverdiente Freiheit fĂŒr ihn bedeutet.â
âJa, genauso sieht es aus, wenn sein arroganter Bruder ihm wieder mal nur die kalte Schulter zeigtâ, fuhr Lily James an, als wĂŒrde der Sirius irgendwie schlecht behandeln. âWie man so ein gottverdammtes Arschloch sein kann entzieht sich mir vollkommen.â
Zorn kochte in James auf. Er merkte erst, was er tat, als er bereits auf derselben Treppenstufe wie Lily stand und ihrem Gesicht nÀherkam, als er es sich jemals ertrÀumt hÀtte.
âWage es nicht so ĂŒber Regulus zu sprechenâ, sagte James mit bedrohlich gesenkter Stimme.
Lily lieĂ sich davon nicht abschrecken und lehnte sich tollkĂŒhn vor. âWeiĂt du ĂŒberhaupt, was fĂŒr einen Dreckskerl du verteidigst?â
âWage es bloĂ nichtâ, wiederholte James. âNoch ein schlechtes Wort von dir ĂŒber Regulus Black und ich sorge dafĂŒr, dass deine Chancen bei Sirius zu landen ganz schnell auf null fallen.â Er gönnte sich ein sĂŒffisantes Grinsen, als Lily daraufhin knallrot anlief. âIch bin sein bester Freund. Ich sage ihm einfach, dass ich bis ĂŒber beide Ohren in dich verknallt bin. Allein seine Wahnvorstellung, das könnte der Fall sein, hĂ€lt ihn bis jetzt ja ganz gut von dir fern.â
Lilys verlegener Rotschimmer verwandelte sich in Zornesröte. âDu bist ja ein toller Freund, Potterâ, lieĂ sie mit einer ordentlichen Portion Sarkasmus verlauten, die sie wahrscheinlich Snape geklaut hatte. âIch ersehne den Tag an dem Sirius das merkt.â
âDa kannst du lange drauf wartenâ, gab James zurĂŒck und hastete dann die Treppen herunter, bevor Lily ihm noch etwas reinwĂŒrgen konnte. Sein Grinsen verschwand nur leider, sobald er Lily den RĂŒcken zugedreht hatte. Er lieĂ sich nicht gerne sagen, er wĂ€re ein schlechter Freund. Sirius war wie ein Bruder fĂŒr ihn, mehr als ein Bruder, und er wĂŒrde nicht zulassen, dass ein MĂ€dchen das in Gefahr bringen wĂŒrde.
Stampfend verlieĂ James das Schloss und betrat den Innenhof, der sich in den indigoblauen Schein des Zwielichts hĂŒllte. Neben der Steinbank, die sonst immer er als Warteplatz benutzte, stand Regulus. Er hatte die HĂ€nde in die Hosentaschen gesteckt und den Blick auf den Boden gerichtet, wirkte so ziemlich verloren.
Jamesâ Mundwinkel wollten sich bei seinem Anblick trotzdem wieder anheben. Er durchquerte den Hof eilig und blieb direkt vor Regulus stehen, grinste ihn an, als ihre Augen sich begegneten. Regulus sah irgendwie traurig aus, enttĂ€uscht, nein, eine Mischung aus beidem.
âDu bist zu spĂ€tâ, sagte er tonlos.
James hob entschuldigend die Schultern. âPassiert.â
Regulusâ Augen wurden kĂ€lter, als könne er die Glanzpunkte auf Knopfdruck verschwinden lassen. Einen Moment spĂ€ter bemerkte James, dass das Zwielicht bloĂ den letzten Sonnenstrahl verschluckt hatte.
âNatĂŒrlich.â Regulus drehte sich auf den AbsĂ€tzen um und marschierte ohne auf James zu warten vorwĂ€rts. Er erreichte die Treppe, die herunter zum See fĂŒhrte, noch bevor James verstehen konnte, was er falsch gemacht hatte. Ein Blick auf seine Uhr verriet ihm, dass er gerademal fĂŒnf Minuten zu spĂ€t gekommen war. Wenn Regulus ihm deswegen böse war, dann nahm er seine VertrauensschĂŒlerpflichten aber ein bisschen zu ernst.
James folgte Regulus und holte ihn auf der so ziemlich menschenleeren Treppe ein. Weiter unten tummelte sich ein GrĂŒppchen FĂŒnftklĂ€sslerinnen aus Ravenclaw, aber ansonsten schien es ein sehr ruhiger Rundgang zu werden. Das hĂ€tte James gefallen, wenn Regulus nicht so merkwĂŒrdig zu ihm wĂ€re.
James wollte ihn mit der Schulter anstupsen, nur um ins Leere zu taumeln, als Regulus ihm auswich. Dann ging er einfach weiter, wÀhrend James ihm verwirrt nachsah.
Vor ein paar Stunden hatte alles noch so rosig ausgesehen und jetzt musste er zusehen, wie Regulus im dunkler werdenden Licht der Abendsonne verschwand. Er blieb erst stehen, als er bemerkte, dass eine der Fackeln, die den Weg sonst erleuchteten, nicht automatisch angegangen war. James konnte Regulus einholen, wĂ€hrend der ein kleines Feuer hinauf in die Laterne schweben lieĂ.
âBist du sauer?â, fragte James, als Regulus wieder nicht auf ihn warten wollte. Er griff nach Regulusâ Hand, bekam jedoch nur sein Handgelenk zu fassen, aber das reichte James auch, um Regulus zurĂŒckzuziehen. Direkt unter dem Schein der Fackel wirkte Regulusâ Gesicht jetzt noch viel trauriger. Seine Augen dagegen waren kalt wie Eis. âWeil ich fĂŒnf Minuten zu spĂ€t gekommen bin?â
Regulus schaute herunter auf Jamesâ Hand, dann wieder hoch in sein Gesicht. âSeit wir zusammen diesen Rundgang machen bist du nicht ein einziges Mal zu spĂ€t gekommen. Du warst sogar immer vor mir da. Jetzt, gerade heute, scheint dir das nicht mehr wichtig zu sein.â
Ruckartig zog Regulus seine Hand aus Jamesâ Griff und hĂ€tte es fast geschafft so den qualvollen Gesichtsausdruck zu verbergen. Nur bewegten seine Mundwinkel sich so selten, dass die kleinste Bewegung sofort Jamesâ Blick auf sich zog. Er wollte etwas sagen, um Regulusâ Lippen wenigstens wieder in eine neutrale Linie zu verwandeln, aber ihm fiel einfach nicht ein, was er falsch gemacht hatte.
Ja, dann war es eben das erste Mal, dass er zu spÀt gekommen war. Aber das konnte jedem doch einmal passieren. Es war ja nicht so, dass er Lily Evans angequatscht hatte.
James seufzte schwer auf und fuhr sich durch die Haare, als ihm die Vermutung kam, dass Regulus vielleicht genau das gesehen und missinterpretiert hatte. Andererseits hatte dieses Intermezzo nicht gerade auf seinem Weg gelegenâŠ
âReg, ich versteh nichtâŠâ
Regulus schien auf etwas anderes als ratloses KopfschĂŒtteln von James gewartet zu haben. Er drehte sich einfach wieder um. âWir sollten weitermachenâ, sagte er und steuerte auf die MĂ€dchen zu.
âReg, ichâŠâ Jamesâ Stimme wurde von dem unkontrollierten Gekicher der MĂ€dchen unterbrochen. Sie lieĂen sich nicht einmal von ihm an die Uhrzeit erinnern, sondern rannten immer noch kichernd an Regulus vorbei hoch zum Schloss. James starrte den FĂŒnftklĂ€sslerinnen nach, die nicht aufhören konnten ĂŒber die Schultern zu schauen und deswegen fast stolperten. Also, seine Frisur hatte diesen Ausbruch definitiv nicht verursacht.
âWas war das denn?â James grinste Regulus an, aber der schenkte den MĂ€dchen gar keine Beachtung. Die Finger ineinander verknotet starrte er wieder auf den Boden und sah aus, als wolle er jetzt unbedingt eine Umarmung. James wollte ihm die nur zu gerne geben, aber Regulus zuckte vor seinen ausgestreckten Armen zurĂŒck.
âNicht hier, Potter.â
âSind wir jetzt schon wieder bei Potter? Und hier ist doch gar keiner mehr!â James wurde von dem entfernten Gekicher der SchĂŒlerinnen belehrt. Er sah hoch zum Ende der Treppen und bemerkte einige Haarschöpfe, die sich hastig hinter dem TreppengelĂ€nder versteckten. âKennst du die?â
âDie sind in meinem Jahrgang. Sie sind immer soâŠâ Regulus knetete immer noch seine Finger, als er die letzten Treppen herunter zum Bootshaus stieg. Er hatte gerade einen Schritt hineingesetzt, da bekam James ihn an den Schultern zu fassen. Es war dunkel im Bootshaus und er konnte Regulusâ GesichtszĂŒge kaum ausmachen, als er ihn zu sich herumdrehte.
âRegulus, bitte. Ich dachte, du heiterst mich ein bisschen aufâŠâ James seufzte schwer. âWas ist denn los?â
Regulus sah ihn nicht an. âEs⊠wird jetzt alles wieder wie frĂŒher. Eine Entschuldigung und du denkstâŠâ Regulus hielt ziemlich abrupt inne und hob den Kopf. âHast du das gehört?â
âIch hab gehört, dass du mit mir reden wolltest. Endlich malâŠâ James konnte nicht anders, als frustriert zu stöhnen, als Regulus ein magisches Licht heraufbeschwor und nach oben zu den Booten leuchtete. âIch wĂŒrde es wirklich schön finden, wenn wenigstens ein Black mal offen mit mir reden wĂŒrde. Aber nein, ihr wollt lieber irgendwelche Geheimnisse mit euch herumtragen, bis ich dann mal von selbst draufkomme. Das Problem ist nur, dass ich ein absoluter Idiot in GefĂŒhlssachen bin, also⊠Regulus, lenk verdammt nochmal nicht ab!â
Regulus löschte vor Schreck sein Licht, als James ihn so plötzlich anbrĂŒllte. Eine Sekunde spĂ€ter glĂŒhte es wieder kraftvoll an der Spitze seines Zauberstabes und erleuchtete sein blasses Gesicht, das er wieder komplett unter Kontrolle hatte.
âEs ist nichtsâ, sagte er und drehte sich dann schwungvoll um, verlieĂ erhobenen Hauptes das Bootshaus.
Mit beiden HĂ€nden verwuschelte James das Haar an seinem Hinterkopf und dachte angestrengt ĂŒber Regulusâ letzte Worte nach, bevor irgendeine Maus sie gestört hatte. Wie frĂŒher⊠Er war auch frĂŒher nie zu spĂ€t gekommen. Wovor hatte Regulus Angst?
James stockte bei dem Gedanken an Angst und folgte Regulus dann. Ihm war ein bisschen, als wĂ€re ihm ein Licht aufgegangen â was auch an der Tatsache liegen konnte, dass er wieder hinaus ins Freie trat. Die Sonne war zwar untergegangen, aber die ersten Sterne glitzerten am tiefblauen Himmel. Regulus machte sich einige Meter vor ihm daran den Abhang zurĂŒck zum Schloss hinaufzusteigen.
âDu hast Angstâ, rief James. Regulus blieb stehen und drehte sich langsam zu ihm um. James kam auf ihn zu. âDu hast Angst, dass ich dich wieder verletze. Bist du deswegen so empfindlich, wenn ich eine Sekunde zu spĂ€t komme?â
âPotter, du⊠du bringst da was durcheinanderâ, sagte Regulus.
âIch bring gar nichts durcheinanderâ, gab James zurĂŒck. Zu seiner von Lily Evans verursachten Wut gesellte sich ein ganzer Haufen Frustration. âDu bist kalt, gefĂŒhllos, und willst mich gar nicht mögen, Regulus. Ist es nicht so?â James krallte seine Finger vor Wut in Regulusâ Robe und konnte sich nur schwer zurĂŒckhalten, Regulus nicht wehzutun, immerhin schmerzte seine Brust so sehr, dass er es kaum auszuhalten schien und teilen wollte. âBist du wirklich so ein Dreckskerl, wie man behauptet?â, versuchte er sich zumindest verbal Luft zu machen. âIch habe dir gesagt, dass ich dich liebe. Und du hast es weder erwidert, noch es fĂŒr nötig befunden mich mit einem Kuss zu begrĂŒĂen⊠oder einer Umarmung⊠oder einem verfluchten HĂ€ndedruckâŠâ
Regulus sah ihn schockiert an, aber seinem Gesicht fehlte der Schmerz, den James sehen wollte. Zornig stieĂ er Regulus von sich, so barsch, dass der rĂŒckwĂ€rts gegen die steilaufragende Felswand in seinem RĂŒcken stolperte. Er griff nach den aus dem Fels sprieĂenden Pflanzen und klammerte sich an ihnen fest, um nicht umzufallen. Seine Augen waren so groĂ geworden, dass James sich von einer Sekunde auf die andere wie ein mieser Bastard vorkam.
âE-Es tut mir leidâ, brachte James plötzlich heiser hervor. Er rĂ€usperte sich und streckte entschuldigend die Hand nach Regulus aus, aber der zuckte zurĂŒck, als wolle James ihn schlagen. âDu weiĂt, dass ich ein Idiot bin, oder?â
Regulus löste langsam seinen Klammergriff um die Pflanzen und richtete sich auf. Er nickte.
James traute sich auf ihn zuzugehen und streckte eine Hand nach ihm aus. Erst, als er sicher war, dass Regulus die BerĂŒhrung zulassen wĂŒrde, strich er mit den Fingerknöcheln ĂŒber die weiche Wange, die keine andere Behandlung verdient hatte. Regulus durfte ihm so oft er wollte eine runterhauen, aber James tat ihm schon genug mit seinen Worten weh, als dass er sich das erlauben konnte.
âUnd du weiĂt, dass ich nicht kalt bin⊠dass ich schwach binâ, murmelte Regulus. âIch bin schwach und erbĂ€rmlich, sag es ruhig. Ich hasse mich selbst dafĂŒrâŠâ
James lieĂ die Hand auf Regulusâ Wange liegen und runzelte die Stirn. Er versuchte das zu verstehen. Er versuchte erstmal nur das zu verstehen und brauchte dafĂŒr so lange, dass Regulus die HĂ€nde an seinen Seiten zu FĂ€usten ballte. Er lief langsam rot an.
âIch habe Angst.â Dieses GestĂ€ndnis schien Regulus alles abzuverlangen. BeschĂ€mt schloss er die Augen, als heiĂes Blut sein Gesicht bis zum Haaransatz rot fĂ€rbte. James streichelte zĂ€rtlich ĂŒber Regulusâ glĂŒhende Wange. âIch habe Angst, dass wir wieder in alte Muster zurĂŒckfallen und ich komplett aufgebe, wer ich bin, nur⊠nur um mit dir zusammen zu sein, damit du dich dann⊠wieder fĂŒr jemand anderen entscheidest.â
James spĂŒrte einen Schmerz in seiner Brust, den er nicht einordnen konnte. Er war nicht verletzt von Regulusâ Worten, und von Wut war er weit entfernt, aber irgendetwas schnĂŒrte ihm beide LungenflĂŒgel so fest zusammen, dass sein Herz eingequetscht wurde.
Zögerlich lehnte er sich vor und hauchte einen Kuss auf Regulusâ Nasenspitze. Ăberrascht wischte Regulus sich ĂŒber die Nase und wurde unter Jamesâ Blick noch eine Spur röter, obwohl das vor wenigen Sekunden noch schier unmöglich gewesen schien. Regulus hob das Kinn und brachte ihre Lippen so unabsichtlich auf eine Höhe. Ein Kuss war so spĂŒrbar wie das Kitzeln seines Atems auf Jamesâ Lippen, aber als er sich vorlehnte lieĂ ein störendes GerĂ€usch ihn innehalten.
James lehnte sich zurĂŒck und schaute sich um, konnte sich aber nicht auf die Umgebung konzentrieren, weil Regulus so sĂŒĂ aussah, wie er mit gespitzten Lippen zu blinzeln begann.
âHast du das gehört?â, fragte James, damit Regulus sich nicht mehr ganz so blöd vorkam, wie er aussah, als er bemerkte, dass James ihm keinen Kuss geben wĂŒrde.
âNeinâ, sagte er betont unbeeindruckt, streckte dann ĂŒberraschend die Hand nach James aus. Sein hoffnungsvoller Blick und das unsichere Zittern seiner Finger standen im krassen Kontrast zu seinem selbstbewussten Tonfall. âGehen wir weiter?â
James grinste und griff nickend Regulusâ Hand. Gemeinsam stiegen sie den Abhang hoch, wĂ€hrend ĂŒber ihnen mehr und mehr Sterne aufblitzten. So hatte er sich das vorgestellt. Ein gemĂŒtlicher Spaziergang nur mit Regulus. Ohne Streits oder Probleme, einfach nur Zusammensein⊠auch wenn Regulusâ Augen sich nicht davon abhielten lieĂen die Umgebung nach nĂ€chtlichen AusreiĂern zu scannen.
Nur waren da Probleme und er konnte die nicht einfach ignorieren, auch wenn Regulus sich das im Moment zu wĂŒnschen schien. Seine Worte schwirrten wie aufgeschreckte Vögel in Jamesâ Kopf herum, die sich einfach nicht beruhigen und niederlassen wollten. Noch dazu spĂŒrte er, wie Regulusâ Hand in seiner zitterte, und das lieĂ die VerschnĂŒrung seines Brustkorbes wieder enger werden.
Mit einem Seufzen drĂŒckte er Regulusâ Hand, machte sich bereit dafĂŒr fest zuzupacken.
âLily Evans hat mich aufgehalten.â
Regulusâ Hand zuckte in seiner, aber dabei blieb es. James musste Regulus nicht davon abhalten einfach wegzulaufen.
âSie macht sich Sorgen um Siriusâ, fĂŒgte James hinzu, als Regulus sich in Schweigen hĂŒllte. âMit ein bisschen Hilfe könnte da bestimmt was laufenâŠâ
âWarum erzĂ€hlst du mir das?â
âWeil es sonst vielleicht zwischen uns steht? Was wĂŒrdest du denn denken, wenn du das durch irgendeinen dĂ€mlichen Zufall erfahren wĂŒrdest?â James drĂŒckte Regulusâ Hand und bekam so den Blickkontakt, den er sich wĂŒnschte. âIch will nichts riskieren, Reg. Ich will nichts vor dir verheimlichen, und du sollst mir auch alles sagen können. Geheimnisse machen alles immer nur schlimmer. Dass ich niemandem von uns erzĂ€hlen wollte, dass ich dir nicht alles erzĂ€hlt habe; ich glaube, dass das alles kaputt gemacht hat.â
âNein. Dieses MĂ€dchen warâs.â Regulusâ Antwort ĂŒberraschte James so sehr, dass er fast stehengeblieben wĂ€re, aber so langsam, wie sie gingen, war das wohl kaum möglich. âDu hast mich sitzenlassen fĂŒr sie. Du hast sie vor meinen Augen angegraben, sie fast tĂ€glich nach einem Date gefragt, wĂ€hrend ich in einem staubigen Kellerloch auf dich gewartet habe. Mir zu erzĂ€hlen, dass du dich von ihr aufhalten lĂ€sst, ist nicht der richtige WegâŠâ Er atmete tief durch und hĂ€tte James seine Finger jetzt nicht festgehalten, dann wĂ€ren sie aus seiner Hand gerutscht. âIch kann dir nicht glauben, dass du diese Obsession so plötzlich abgelegt hastâŠâ
âNa ja, so ist es aber.â
âNein, so ist es nicht.â Regulus blieb stehen, hielt Jamesâ Hand aber wieder fest. âDu bist ein JĂ€ger, Potter. Es macht dir SpaĂ Sachen zu verfolgen, ihnen hinterherzurennen, und sie dann zu fangen. Du hast mich jetzt wieder eingefangen. Wie lange wird dir das wohl SpaĂ machen?â
James konnte bei so einer Quidditch-Metapher nur grinsen. âWeiĂt du, ich bin ĂŒbrigens auch ein sehr guter Sucher.â
Regulus schien das nicht sehr amĂŒsant zu finden. âQuidditch-Metaphern liegen mir genauso wenig, wie der Sport selbst.â
James schĂŒttelte den Kopf. âQuidditch liegt dir. Deswegen verwendest du solche Metaphern. Du musst aufhören Eigenschaften oder CharakterzĂŒge zu unterdrĂŒcken, nur weil du denkst, dass sie unschicklich sind.â
âIch muss gar nichtsâ, antwortete Regulus mit aufflammendem Trotz.
James fand das zu sĂŒĂ, um es ihm ĂŒbel zu nehmen. Er hob Regulusâ Hand zu seinem Mund und wollte sie gerade kĂŒssen, als wieder dieses störende GerĂ€usch ihn stoppte. Es war ein hohes Kichern, das sehr abrupt verstummte.
James lieĂ Regulus los und fuhr herum, drehte sich einmal um sich selbst und schaute dann nach oben. Keine vier Meter ĂŒber sich glaubte er den Zipfel eines Umhangs aus dem GebĂŒsch blitzen zu sehen. Regulus war seinem Blick gefolgt und wollte jetzt etwas sagen, aber James presste ihm schnell einen Finger auf die Lippen. Grinsend zĂŒckte er den Zauberstab.
Regulus wollte erneut den Mund öffnen, aber James verschloss ihn mit der ganzen Hand. Er presste sich seitlich gegen die Felswand und zielte auf den Vorsprung, nahm den Zipfel ins Visier und setzte ihn mit einem gemurmelten âIncendioâ in Brand.
Es dauerte einen Moment, bis ein hoher Schrei die Dunkelheit durchbrach. Dann folgten mehrere weitere Schreie, nicht minder hoch, und ein groĂes Gekreische folgte, als die MĂ€dchen von vorhin versuchten das Feuer auszutreten. James gluckste vergnĂŒgt, wĂ€hrend Regulus schnaubend den Abhang hoch eilte und in einer scharfen Kurve auf den Vorsprung zusteuerte.
Er hatte das Feuer schon lÀngst gelöscht, als James ihn eingeholt hatte.
âWas ist das?â, fragte Regulus und fĂŒr einen Moment glaubte James, er meinte das trĂ€nenverschmierte Gesicht des MĂ€dchens, dessen Umhang angesengt war. Sie klammerte sich verstört an eine ihrer Freundin, die sehr wĂŒtend aussah, wĂ€hrend die beiden anderen immer noch wie blöd kicherten.
Dann fiel James auf, was hinter den beiden giggelnden MÀdchen vor sich hinbrodelte. Er sprach einen Lumos und leuchtete den Kessel an, den Regulus schon lÀngst gesehen hatte.
âAufpĂ€ppeltrankâ, sagte das wĂŒtend aussehende MĂ€dchen wie auf Kommando.
James gluckste erneut und schubste die beiden kichernden MĂ€dchen auseinander, um einen Blick in den Kessel zu werfen.
âAufpĂ€ppeltrank?â Regulus lieĂ sich auch nicht so leicht hinters Licht fĂŒhren. Und dabei waren das Ravenclaw-SchĂŒlerinnen. Sollten die nicht eigentlich intelligent sein? âDen braut ihr nach der Ausgangssperre drauĂen im GebĂŒsch?â
âWir ĂŒben. FĂŒr ZaubertrĂ€nkeâ, schluchzte das andere MĂ€dchen, wĂ€hrend James die hellrosa FlĂŒssigkeit im Kessel begutachtete. Nach dem gelöschten Feuer unter dem Kessel zu schlieĂen war der Zaubertrank wohl fertig. Mit dem Zauberstab rĂŒhrte James einmal um, hob den Stab wie einen Kochlöffel heraus und lieĂ einen Tropfen des Zaubertrankes von der Spitze tropfen. Der Aufprall der FlĂŒssigkeit verursachte eine perlmuttfarbene Wolke.
âDas ist ein Liebestrank.â
Regulus stöhnte deutlich hörbar auf, als Jamesâ Bemerkung sogar das Kichern der MĂ€dchen hatte ersterben lassen. âIhr wisst, dass sowas verboten ist, nehme ich an?â
âDas hat MĂ€dchen noch nie gestört.â James wischte sich den Zauberstab an seinem Umhang sauber. âEhrlich, Sirius kriegt alle zwei Wochen einen untergeschoben. Und er kriegt das nichtmal mit. Zum GlĂŒck hat er aber mich undâŠâ James stoppte und hob entschuldigend die HĂ€nde, als Regulus einen warnenden Blick in seine Richtung warf.
âWir werden das Professor Flitwick melden mĂŒssenâ, sagte Regulus und zĂŒckte sein Notizbuch, um sich die Namen zu notieren. âKonfiszierst du den Trank⊠James?â
âWenn du so fragst wĂŒrde ich den Kessel sogar austrinkenâ, sagte James und grinste Regulus an, störte sich auch nicht daran, dass alle vier MĂ€dchen wieder zu kichern anfingen.
âProbierâs doch aus. Mal sehen, ob er funktioniertâ, gab Regulus kĂŒhl zurĂŒck und klappte sein Notizbuch hörbar zu. Die MĂ€dchen kicherten schon wieder. âDas Lachen wird euch noch vergehen, wenn eure Eltern davon erfahren.â
âWas?!â, quietschten alle vier MĂ€dchen im Chor. Sie blickten sich hilfesuchend zu James um, der nicht wirklich daran arbeitete, sich Respekt zu verschaffen, aber trotzdem sah er hier seine Gelegenheit Regulus zu beeindrucken gekommen.
âIhr habtâs gehört, MĂ€dels. Und lasst euch das eine Lehre sein. Liebe kann man nicht erzwingen.â Irgendwie schien das seinen Sinn nicht ganz zu erfĂŒllen, weil bloĂ eines der MĂ€dchen seufzte, als hĂ€tte James ihr gerade den Liebestrank gegeben. Er schenkte ihr einen perplexen Blick und machte dann eine verscheuchende Handbewegung. âJetzt macht, dass ihr wegkommt. Es ist viel zu spĂ€t, umâŠâ Ehe er zu Ende gesprochen hatte, waren die MĂ€dchen schon quietschend und giggelnd in Richtung der HĂ€ngebrĂŒcke gelaufen.
Regulus stöhnte erneut auf. âDu darfst die SchĂŒler nicht immer weglaufen lassen, Potter.â
âPotter? Ernsthaft, ich lass meinen Nachnamen in⊠âich liebe dichâ Ă€ndern, dann sagst du wenigstens was, das ich hören will.â
Regulus kam kopfschĂŒttelnd auf ihn zu und hockte sich neben den Kessel, schaute hinein.
James lieĂ sich neben ihn auf den Boden fallen. âDu schwĂ€rzt die MĂ€dchen doch nicht wirklich an, oder? Sie sind nur⊠dumme MĂ€dchen.â
âDummheit gehört bestraftâŠâ DafĂŒr starrte Regulus ziemlich interessiert den Kessel an.
James rutschte neben Regulus und stupste mit der Nase gegen seine Wange. âHey⊠willst du das Zeug mal ausprobieren?â
âWas?â
âNicht selbst.â James verdrehte die Augen, als Regulus mit dem Kessel in den HĂ€nden wieder aufstand. âSpielverderberâŠâ Er rappelte sich auf und folgte Regulus zur beleuchteten BrĂŒcke. Die Holzplanken unter seinen FĂŒĂen gaben nicht sehr vertrauensvolle GerĂ€usche von sich und James verlangsamte seine Schritte noch bevor er Regulus eingeholt hatte.
âWie lange willst du mich fĂŒr meine Dummheit bestrafen?â James konnte zu Regulus aufschlieĂen, als der stehenblieb. Der Kesselinhalt schwappte gefĂ€hrlich und sonderte jetzt Rauchschwaden aus Perlmutt ab. âHĂ€tte ich dir nicht erzĂ€hlen sollen, dass ich ein Wort mit Lily Evans gewechselt habe? Willst du lieber einen groĂen Bogen um all die Themen machen, die uns vor oder zurĂŒck bringen könnten? Ich will das nicht mehr. Fast ein halbes Jahr hab ich versucht mich davor zu drĂŒcken und jetzt meine ich es ernst. Wieso willst du nicht mehr?â
Regulus atmete tief ein, sog dabei den Rauch des Liebestrankes ein und schniefte verstört ob des sĂŒĂen Duftes. âDas scheint unser Ding zu sein. Willst du reden, dann will ich nicht. Will ich reden, dann willst du knutschen. Du siehst, wohin das fĂŒhrtâŠâ
âDass wir jetzt knutschen?â Jamesâ Scherz erzielte seine Wirkung und Regulus schenkte ihm ein LĂ€cheln. Die Rauchschwaden aus dem Kessel stiegen ebenfalls in Jamesâ Nase, als er einen Schritt an Regulus herantrat. Der blumige Duft nebelte seine Gedanken ein, sodass es ihm schwer fiel zu dem Thema zurĂŒckzukehren, das er heute hatte abschlieĂen wollen. Er wollte Sirius nicht anlĂŒgen mĂŒssen, aber gerade wollte er nichts mehr, als Regulus zu kĂŒssen.
âWirâŠâ Regulus schien es Ă€hnlich zu gehen, denn seine Augen wurden immer schwerer, je nĂ€her James seinen Lippen kam. âWir sollten den Trank zu Professor Flitwick bringenâŠâ
James griff nach dem Kessel, legte die HĂ€nde dabei auf die von Regulus. âIch kann das machen. Sein BĂŒro liegt eher auf meinem Weg, als auf deinem.â
âWillst du mich loswerden?â
âNichts weniger als dasâ, sagte James leise und schloss die Distanz zu Regulusâ Lippen, drĂŒckte seine hauchzart gegen sie. Der Kuss schmeckte ungewöhnlich sĂŒĂ, was James seine Lippen nur zögerlich bewegen lieĂ. Je lĂ€nger er kosten durfte, desto gröĂer wurde allerdings sein Verlangen. Der vorsichtige Versuch seine Zunge ins Spiel zu bringen wurde sofort zugelassen und es war ihm mittlerweile so fremd geworden, dass Regulus sich auf einen Kuss einlieĂ. James hob gedankenlos die HĂ€nde zu Regulusâ Gesicht und weil Regulus zur selben Zeit nahezu dieselbe Idee gehabt hatte, krachte der Kessel einfach zu Boden.
Sie zuckten auseinander und senkten den Blick auf den verschĂŒtteten Zaubertrank. Die rosafarbene FlĂŒssigkeit floss aus dem Kessel auf die Holzplanken und sickerte durch die schmalen Spalten in den Abgrund unter ihnen.
âUpsâ, sagte James grinsend. âBeweismaterial futsch.â
âDas hast du dir ja toll ĂŒberlegt, Potterâ, erwiderte Regulus und zog James, gerade als der sich rechtfertigen wollte, in einen neuen Kuss. Diesmal mit komplettem Einsatz seiner Zunge und HĂ€nde, was James mehr als zufriedenstellte. Er schlang die Arme fest um Regulus und zog ihn so dicht an sich, aber die Art und Weise wie Regulus fast sofort die HĂ€nde unter sein Hemd fahren lieĂ, deutete wohl auf den Wunsch nach etwas mehr als einer Umarmung hin.
Jamesâ Hand schlĂŒpfte wie von selbst unter Regulusâ Umhang und wanderte seinen RĂŒcken herunter zu seiner Hose. Regulus stöhnte leise, als Jamesâ Hand es sich in seiner hinteren Hosentasche gemĂŒtlich machte. Seine Finger krallten sich in Jamesâ RĂŒcken fest, als er gegen das GelĂ€nder der BrĂŒcke geschoben wurde.
âHast du Angst runterzufallen?â, murmelte James.
âDu wĂŒrdest mich nicht fallen lassen.â Regulus lieĂ James nicht einmal darĂŒber lĂ€cheln und zog ihn gleich in einen neuen Kuss. Mit jeder BerĂŒhrung wurde die Hitze zwischen ihren Lippen stĂ€rker, aber trotzdem löste James sich bald.
âHeiĂt dass, du verzeihst mir?â, fragte er, wĂ€hrend Regulus seinen Lippen folgte, wie eine Katze der Schnur eines WollknĂ€uels.
âIch kann dir nicht verzeihen, wenn du mich nie darum gebeten hast.â Und dann hinderte Regulus ihn auch noch daran diese Entschuldigung nachzuholen, indem er seine Lippen erneut verschloss, sie auch eine ganze Weile in Beschlag nehmen konnte. Zu schön war das GefĂŒhl, dass Regulus ihm vielleicht noch nicht ganz verziehen hatte, ihm aber wenigstens wieder eine Chance gab.
Jamesâ Bein glitt zwischen die von Regulus und entlockte ihm noch ein leises Stöhnen, von dem gedĂ€mpft durch ihren Kuss kaum mehr als die kitzelnde Vibration auf seinen Lippen ĂŒbrigblieb. Dennoch ein gutes Zeichen fĂŒr James, der nicht vorhatte, Regulus allzu bald wieder gehen zu lassen. Eine Trennung wĂŒrde alles nur wieder komplizierter machen, aber blieb er jetzt dran, dann war er sich sicher, dass im Morgengrauen sein Happy End auf ihn warten wĂŒrde.
James brach den Kuss mit einem Seufzen von dem er wĂŒnschte, dass Regulus es genauso sehnsĂŒchtig erwidern wĂŒrde. âWillst du ein Geheimnis von mir erfahren?â
âIch weiĂ schon, wie du nackt aussiehst.â
James prustete. âDas meinte ich nichtâ, sagte er und lehnte sich dann an Regulus Wange vorbei, um ihm ins Ohr zu flĂŒstern: âIch kenn ein nettes PlĂ€tzchen, wo wir ein bisschen mehr PrivatsphĂ€re hĂ€tten.â
âEs ist ein offenes Geheimnis, dass James Potter wohl jeden Raum oder Geheimgang in diesem Schloss kennt.â
âNicht in diesem Schloss.â James lĂ€chelte, als Regulus ihn aus groĂen Augen ansah. âWĂŒrdest du mitkommen?â
Regulusâ Augen huschten unruhig von einer Seite auf die andere, als er abwog, ob James ihm den Bruch diverser Regeln wert war. Er hatte es schon einmal getan. James hatte ihn sehen wollen und Regulus war auf der Stelle zu ihm gekommen. Vielleicht zögerte er jetzt, aber James war guter Dinge, dass Regulusâ Entscheidung trotzdem noch zu seinen Gunsten ausfallen wĂŒrde.
Nur wurde die Falte zwischen Regulusâ Augenbrauen immer tiefer und tiefer, und Jamesâ Selbstbewusstsein tröpfelte hinfort wie der Zaubertrank durch die Spalten zwischen den Holzplanken.
âReg⊠komm schonâŠâ James hauchte einen Kuss auf Regulusâ Lippen, versuchte so den verbleibenden Funken des Feuers von eben wieder zu entzĂŒnden. Regulus erwiderte seinen Kuss, klammerte sich sogar an ihm fest, als wolle er ihn nicht gehen lassen, aber James löste sich von den anderen Lippen und wartete auf seine Antwort.
âZwing mich nicht dazuâ, wisperte Regulus. âIch kann nicht Nein zu dir sagen.â
âDann tu es nicht.â James nĂ€herte sich Regulusâ Lippen wieder, als er merkte, wie mit zunehmender NĂ€he jeglicher Widerstand zu brechen schien. Er strich langsam ĂŒber Regulusâ Wange und schien so einen Rotschimmer auf die blasse Haut zu bringen. Regulus biss sich auf die Lippe, als Jamesâ Finger sich dem immer noch kussgeschwollenen Fleisch nĂ€herte.
âWir mĂŒssen keinen Kessel mehr abliefernâ, versuchte James Regulus zu ĂŒberzeugen. TatsĂ€chlich öffneten Regulusâ Lippen sich allmĂ€hlich wieder und lieĂen Jamesâ Finger wieder mehr von dem zarten Fleisch ertasten, das er so gerne kĂŒsste. âUnd du schuldest mir etwas dafĂŒr, dass du mich gestern einfach sitzengelassen hast.â
âIch schulde dir gar nichtsâ, sagte Regulus, versagte aber bei dem Versuch kalt zu klingen. Seine Zungenspitze tastete nach Jamesâ Finger, und der Blick den Regulus ihm dabei zuwarf, schickte einen prickelnden Schauer nach dem anderen Jamesâ WirbelsĂ€ule herunter.
James zog seine Hand weg und schnellte derartig unkontrolliert vor, dass sein Mund mit einer schmerzhaften HĂ€rte auf Regulusâ traf. Ihre ZĂ€hne klackten gegeneinander und streiften in der ungezĂ€hmten Bewegung ĂŒber ihre Lippen. James war sich allerdings ziemlich sicher, dass Regulus ihm absichtlich in die Unterlippe biss.
âAber du willst dochâ, murmelte er schwer verstĂ€ndlich, weil Regulus seine Unterlippe nicht loslassen wollte. âReg, du ââ
âUnd was sagst du Sirius, wenn du die ganze Nacht weg bist?â
James grinste. âWas immer du willst.â
Regulus leckte sich ĂŒber die Lippen und schaute James einen langen Moment berechnend an, dann drĂŒckte er ihm einen festen Kuss auf die Lippen. âOkay, zeig mir, was immer du mir zeigen willst.â Er lieĂ zu, dass James seine Hand griff und ihn wieder auf den Weg zog, den sie gekommen waren. âAber ich kenne mehr Geheimnisse von dir, als du glauben magst. Sei dir also nicht so sicher, ob es mich ĂŒberraschen wird.â
James umklammerte Regulusâ Hand mit beiden HĂ€nden, als er sie zu seinem Mund hob und sein Grinsen gegen die deutlich zitternden Finger drĂŒckte. âWir werden sehenâŠâ
Hinter ihnen erklang ein weiteres störendes GerĂ€usch, als Schritte sich dem umgefallenen Kessel nĂ€hertenâŠ
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