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Unnatural Black - Nachwirkungen

von Dr. S

Mit dem schier unbändigen Bedürfnis zu reden stapfte James in den fast vollständig verlassenen Gemeinschaftsraum der Gryffindors und fasste dort auch sofort seinen besten Freund ins Auge. Das Problem war nur, dass Sirius nicht alleine war. Trotz der weitfortgeschrittenen Stunde – James hatte sich einfach nicht aufraffen können und eine Ewigkeit damit verschwendet an die Wand zu starren – saß Lily Evans neben Sirius auf dem Sofa und quasselte ihn voll. Sirius schien das nicht einmal zu stören und er unterstützte – trotz der Uhrzeit – Lilys Plappermaul mit seinem bellenden Lachen.

Und dann mussten die beiden auch noch anfangen rumzumachen – nach Mitternacht fiel auch Wange tätscheln unter rummachen.

James fühlte sich schon miserabel genug, daran konnte Sirius‘ unabsichtliches Geflirte auch nichts mehr ändern. „Du hast da ’ne Wimper“, murmelte er und hielt Lily den Zeigefinger vor den Mund. „Darfst dir was wünschen.“

Lily kicherte, pustete und setzte dann zum Sprechen an, aber Sirius‘ Zeigefinger verschloss ihre Lippen blitzschnell.

„Nichts verraten. Sonst geht’s nicht in Erfüllung.“

Lily wischte Sirius‘ Hand aus dem Weg. „Wenn ich aber möchte, dass du es weißt?“ Ihr Tonfall machte mehr als deutlich, dass sie auf diese Art und Weise lächelte, die James nie bei ihr ausgelöst hatte.

Sirius verstand natürlich nicht, wie besonders dieser Augenblick sein könnte. „Warum solltest du das wollen?“

James räusperte sich, wirklich erst nachdem er sichergegangen war, dass er nicht stören würde. Lily und Sirius fuhren gleichzeitig herum und schauten ihn über die Sofalehne hinweg an. Lilys Miene verfinsterte sich, als wäre James eine Wolke, die sich vor ihre ganz persönliche Sirius-Sonne schieben würde. Dabei strahlte Sirius plötzlich blendender als den ganzen Tag zuvor.

„James, Mann, ich hab mir schon Sorgen gemacht. Wo hast du so lange gesteckt?“ Sirius richtete sich auf und wollte über die Sofalehne hüpfen, aber Lily packte ihn vorher am Hemdsaum, zog ihn mit einem bei ihrer zierlichen Figur unerwartet kräftigen Ruck wieder auf seinen Sitz.

„Ja, Potter. Wo hast du dich so lange herumgetrieben? Es ist weit über der Ausgangssperre – auch für Vertrauensschüler.“ Das eben noch so gelöst fröhliche Gesicht wurde von einem Ausdruck vollkommener Missachtung entstellt. „Ich hab gewusst, dass du irgendetwas geplant hattest. Mein Gott, was hast du eigentlich mit deinen Haaren gemacht? Liefere mir besser eine plausible Erklärung oder ich ziehe dir Punkte ab.“

James fühlte nicht den kleinsten Pieks bei diesen Worten, sondern war einfach nur genervt. „Mach doch“, brummte er und stampfte ohne einen weiteren Blick auf einen der beiden zu werfen hoch in den Schlafsaal.

Peter schnarchte bereits friedlich vor sich hin, während Remus noch im Schein seines Zauberstablichts ein Buch las. Er lächelte James zu, als der die Tür hinter sich schloss. James konnte nicht zurücklächeln. Sein Brustkorb schmerzte, als hätte jemand ihn mit Splittern gefüllt. Aber ein gebrochenes Herz konnte sicherlich nicht so spürbar wehtun…

„Du kommst spät“, sagte Remus, als James sich nicht von der Tür wegbewegte. Er hoffte, dass Sirius gleich hochkommen würde. Es war ihm egal, dass er dann den ganzen Scheiß beichten müsste, den er ihm im letzten Jahr verschwiegen hatte, aber er wollte jetzt mit seinem besten Freund reden. Er brauchte jetzt auch eine Sonne, die ihm wenigstens für einen Moment das Gefühl geben würde, dass alles wieder gut werden würde.

„James?“ Aber Sirius kam nicht, seine Schritte waren nicht einmal ganz leise zu hören. James ließ sich noch einen Moment lang von Remus anstarren und schlurfte dann auf sein Bett zu.

„Gute Nacht“, presste er hervor, erfolglos probierend seiner Stimme die übliche Festigkeit zu verleihen.

Remus‘ besorgt gerunzelte Stirn verfolgte ihn solange, bis er schließlich die Vorhänge seines Bettes schloss und sich noch vollkommen angezogen unter seine Bettdecke verkroch. Kissen und Laken waren noch kalt, und seine Bettdecke hatte sich auch schon besser an ihn geschmiegt. Es war fast so, als wolle sein Bett ihn gar nicht trösten.

Ob es Regulus wohl ähnlich ging? Er konnte das doch nicht wirklich so einfach abhaken. Er durfte sie nicht abhaken. Was sie aufgebaut hatten, das war doch etwas Besonderes. James hatte fest daran geglaubt, aber scheinbar wollte das Leben ihm nie das geben, was er wollte – in romantischer Hinsicht. Er würde so ein schönes Leben haben, wenn er sich nicht immer in Menschen verlieben würde, die in ihm nicht mehr als ein arrogantes Arschloch sahen. Daran war er allerdings auch selbst Schuld. Warum hatte er sich nicht mit dem zufriedengegeben, was letztes Jahr so uneingeschränkt ihm gehört hatte?

Seine Augen brannten, als Tränen sich in ihnen sammelten. Es fehlte ihm gerade noch, dass er seine Würde jetzt auch noch verlieren sollte. James Potter weinte nicht. Er heulte in den Ferien vielleicht sein Kissen voll, aber der James Potter, der Quidditch-Kapitän und unbestreitbar einer der beliebtesten Schüler hier war, der fing nicht einfach so zu flennen an. Er hatte genug andere tolle Sachen in seinem Leben. Er brauchte keinen unterkühlten, arroganten Schnösel um sich gut zu fühlen. Definitiv nicht.

„James?“ Remus lugte durch die Vorhänge und nachdem er festgestellt hatte, dass James noch weit vom Einschlafen entfernt war, setzte er sich auf die Bettkante. „Was ist los?“

James schüttelte den Kopf und drehte sich dann wortlos herum. Sein Rücken zog Remus‘ Hand allerdings wie magisch an und leider fühlte die Geste sich auch nicht so schlecht an, dass James jetzt noch auf sie verzichten könnte. Er wollte eigentlich nur einmal kurz richtig Luft holen, aber seine zugeschnürte Kehle ließ das prompt wie ein Schluchzen klingen. Remus rieb ihm daraufhin tröstend über den Rücken.

„Sag mir doch, was los ist, Krone. Oder bist du noch deprimiert wegen deinen Haaren?“

James konnte nicht anders, als zu lachen, was sich merkwürdigerweise auch wie schluchzen anhörte. Damit Remus das nicht falsch verstand, drehte er sich auf den Rücken und demonstrierte sein Grinsen.

„Die hab ich ganz vergessen“, sagte er mit immer noch sehr gepresst klingender Stimme und fuhr sich betont locker mit beiden Händen durch die Haare. „Ist echt ein Scheißtag…“

„Hm… Im Grunde ist heute schon ein neuer Tag.“ Remus lächelte ihn an, was James erwidern wollte, aber nicht mehr konnte. Seine Mundwinkel waren so schwer, und außerdem musste er sich noch darauf konzentrieren das Brennen in seinen Augen nicht gewinnen zu lassen.

„Dann wird der auch scheiße…“ James stellte sich Remus‘ Blick, und scheinbar musste er wirklich erbärmlich aussehen, so tief wie die Sorgenfalte sich in Remus‘ Stirn gegraben hatte. „Findest du, dass ich das verdient habe, Moony? Bin ich so ein großes, unerträgliches Arschloch?“

„Manchmal…“ Die vernichtende Ehrlichkeit konnte man Remus dank seiner sanften Stimme und dem freundlichen Lächeln gar nicht böse nehmen. „Aber du bist auch einer der besten Freunde, die ich jemals hatte, und wenn dir irgendetwas auf der Seele liegt, dann kannst du auch mit mir drüber reden, ja?“

James schnappte diesmal eher zitternd als schluchzend nach Luft. „Ich… Ich hab…“ Er schüttelte den Kopf. „Ich kann das nicht.“

Remus‘ Lächeln wurde von purer Enttäuschung verschluckt, aber er nickte trotzdem verständnisvoll. „Weißt du… Krone, wenn’s um Sirius‘ Bruder geht, dann –“

„Wie kommst du darauf?“ Sehr subtil war dieser plötzliche Ausbruch nicht. James konnte sehr genau beobachten, wie Remus‘ Miene von mitfühlend zu erstaunt und schließlich zu amüsiert wechselte. Letzteres behagte James ganz und gar nicht.

„Du magst ihn doch“, sagte Remus schulterzuckend und raubte James so für einen Moment den Atem. „Und er… na ja, er mag dich wohl ein bisschen mehr, als gut für ihn ist, aber da ist doch was zwischen euch.“ James wurde mit jeder Sekunde blasser, aber Remus schien das nicht aufzufallen, weil er lieber stirnrunzelnd in Richtung Baldachin starrte. „Sirius kommt damit einfach nicht klar, wahrscheinlich weil ihr eure Beziehung auch noch auf Quidditch aufgebaut habt. Du weißt, wie furchtbar gerne er mit dir zusammen gespielt hätte.“

James realisierte allmählich, dass Remus mit Beziehung wohl nicht die Art Beziehung meinte, die er mit Regulus geführt hatte. Er konnte nur nicht sagen, ob das wirklich besser so wäre. Es wäre schön gewesen jemanden zum Reden zu haben, auch wenn es nicht Sirius gewesen wäre.

„Und jetzt ist da natürlich dieser Keil zwischen Regulus und ihm…“

„Weil er weggelaufen ist“, murmelte James nickend.

Remus seufzte schwer. „Und weil sie sich vorher geprügelt haben, nicht zu vergessen.“

James runzelte die Stirn und versuchte sich zu erinnern, wann Sirius ihm das erzählt hatte, dass er sich jetzt nicht mehr erinnern konnte. Aber sowas würde er doch nicht vergessen…

Verwirrt schaute er Remus an, der sich langsam eine Hand vor den Mund presste.

„Du wusstest das gar nicht?“, murmelte er in seine Handfläche.

James schüttelte den Kopf und setzte sich aufrecht hin. „Wieso…“ Remus wurde von seinem schlechten Gewissen von James‘ Bett gezogen und wollte sich aus dem Staub machen, aber James packte sein Handgelenk. „Remus, wieso haben sie sich so gestritten?“

Remus räusperte sich verlegen, lenkte dann aber mit einem Seufzen ein. „Ich hab keine Ahnung, James. Sirius hat nur beiläufig erwähnt, dass sein Bruder ein überraschend kräftiger Kerl ist und… da hab ich nachgefragt. Er meinte nur, dass sie aneinander geraten wären, kurz bevor er abgehauen ist.“

„Ist er abgehauen, weil sie sich gestritten haben?“ James verstärkte seinen Griff um Remus‘ Handgelenk, als der bloß den Kopf schüttelte. „Remus, bitte.“

„Ich weiß es nicht, James“, sagte Remus. „Wenn er es dir nicht erzählt hat, wieso sollte ich davon wissen?“ Als James daraufhin den Kopf hängenließ, tätschelte Remus seine Schulter. „Hey, vielleicht will er nur nicht, dass du Partei ergreifen musst.“

„Das beißt sich mit allem, was du vorher gesagt hast.“ James ließ Remus los, weil er seine Hand brauchte, um sich durch die Haare zu fahren. Normalerweise gab es ihm das Gefühl besser denken zu können, aber da war immer noch dieser erdrückende Schmerz in seiner Brust, der ihn zu sehr ablenkte um auf einen klaren Gedanken zu kommen.

„James? Woran denkst du?“

„Wenn er…“ James schluckte hart. Es tat ihm in der Kehle weh, aber er konnte nicht anders. „Wenn Reg mich jetzt die ganze Zeit nur… nur benutzt hat. Um Sirius eins auszuwischen. Um irgendwas –“

„Hey. Glaub niemals, was du dir denkst, Krone. Meistens ist es kompletter Unsinn“, sagte Remus und versuchte jetzt überdeutlich nicht zu grinsen. „Der James, den ich kenne, der würde sich nämlich niemals benutzen lassen. Für was auch immer.“

Remus hatte Recht. James Potter ließ sich nicht benutzen. Er hatte das Leuchten in Regulus‘ Augen gesehen. Es war der beste Beweis dafür, dass er noch Chancen hatte, und ein viel besserer Beweis dafür, dass Regulus ihn nicht benutzte, um Sirius zu ärgern. Dann hätte Regulus ihn wohl auch einfach direkt vor seinem großen Bruder küssen können.

James wäre ein Idiot jetzt einfach aufzugeben.

„Geht’s dir besser?“ Remus hatte wohl irgendetwas in James‘ Zügen bemerkt, das ihn wieder lächeln ließ.

James nickte und riss dann so entschlossen die Vorhänge auseinander, dass Remus zusammenzuckte. „Du hast mich auf eine Idee gebracht, Moony.“

„Oje… Wenn du jetzt den Tarnumhang auspackst und durch die Gegend wandern willst, dann war das lieber nicht mein Einfluss…“ Remus stand auf und folgte James um sein Bett herum, seufzte schwer auf, als James überhaupt nicht überraschend seinen Tarnumhang aus seinem Koffer zerrte. „James, kann das denn nicht bis morgen warten? Es ist…“

„Ich weiß, wie spät es ist. Aber ich muss das jetzt tun, sonst kann ich nicht schlafen.“ James warf sich den Umhang um die Schultern. Remus konnte daraufhin nicht aufhören James nicht mehr vorhandenen Körper anzustarren. James trieb das auf die Spitze und schloss die unsichtbaren Arme um Remus, der nie zuvor eine Umarmung weniger genossen hatte. „Danke für deinen Rat, Moony. Das bedeutet mir echt viel.“

„G-Gern geschehen“, fiepte Remus, der nicht wusste, wohin mit seinen Händen. James drückte ihn noch einmal fest – nur weil Remus dann so goldig quiekte – und ließ ihn dann los, drehte sich auf den Absätzen um.

Sirius lehnte mit verschränkten Armen im Türrahmen und bei seinem Anblick verging James die kurzweilige Freude wieder. Remus neben ihm begann sich auffällig verlegen zu räuspern, als hätte er gerade eine Wimper von James‘ Wange gesammelt und müsste sich dafür überhaupt rechtfertigen.

„Ähm, gute Nacht.“ Remus stolperte in Richtung seines Bettes, getrieben von Sirius‘ mörderischem Blick, und der richtete sich jetzt auf James – oder genauer gesagt seinen noch sichtbaren Kopf.

„Was für ein Rat?“, wollte Sirius mürrisch wissen und verfolgte James‘ Kopf mit den Augen. „Du sahst fertig aus vorhin. Ich wollte mit dir reden, aber –“

„Deine Freundin hat dich aufgehalten. Schon klar.“

„Sie ist nicht meine Freundin. Wir sind nur… James?“ Bevor Sirius die klischeehafte wir-sind-nur-Freunde-Ausrede bringen konnte, zog James sich den Tarnumhang über den Kopf. Sirius schnaubte auf, als James so vollkommen aus seinem Blickfeld verschwand. Mit einem Schritt zur Seite blockierte er allerdings die Tür und da unsichtbar nicht gleich bedeutete, dass James durch Wände gehen konnte, saß er in der Falle. „Kapuze runter.“

James tat widerwillig, was Sirius von ihm verlangte, und verschränkte auch noch die Arme vor der Brust, obwohl sich das bestimmt nicht auf seinen Kopf auswirkte. „Was? Ich hab was vor.“

Sirius versuchte sich an einem Grinsen. „Hat’s was mit Hagrids Kürbissen zu tun? Wir waren doch der Meinung, dass die sehr verlockend aussehen und für Halloween viel zu schade wären.“

„Sirius, ich hab…“ Als sein Tonfall schärfer als beabsichtigt war, fuhr James sich mit der unsichtbaren Hand durch die Haare, die sich jetzt scheinbar von selbst aufrichteten. „Ich hab jetzt keinen Kopf für sowas.“

Sirius machte jetzt wenigstens einen Schritt zur Seite, als James an ihm vorbeigehen wollte. Allerdings trottete er ihm einfach hinterher, anstatt James sich um wichtigere Dinge kümmern zu lassen.

„Wo ist dein Kopf dann?“, wollte Sirius wissen.

„Im Moment tanzt er in der Luft.“

Sirius lachte, aber es klang sehr forciert. „Ähm… Willst du mich nicht mit drunter lassen?“

„Ähm…“ James blieb vor den Treppen stehen und drehte sich langsam zu Sirius um, der ihn erwartungsvoll angrinste. „Sorry, aber… ich glaub nicht, dass dir das gefallen würde.“

„Das kannst du doch gar nicht wissen.“ Sirius streckte die Hand nach James‘ Tarnumhang aus, aber mit einem Schritt nach hinten konnte James sich in Sicherheit bringen. Dafür sah Sirius ihn gleichermaßen verletzt und sauer an.

„Sieh mich nicht so an.“

Sirius schaute auf den Boden. „Ich will bloß wissen, was los ist. Wenn’s wegen Lily ist, dann red ich nie wieder ein Wort mit ihr. Ich seh sie nicht einmal mehr an. Ich –“

„Sirius, bitte. Ich will nur kurz was erledigen. Lass uns später reden.“ James machte Anstalten sich die Kapuze über den Kopf zu ziehen, allerdings schaffte er es nur seine Haare verschwinden zu lassen, dann kam Sirius ihm dazwischen. Er schnellte vor und stieß blindlings gegen James‘ Brust, presste die Hand so fest gegen James‘ Körper, dass der rückwärts gegen die Wand gestoßen wurde.

„Wenn du gehst, dann…“ Sirius musste James‘ gesamte Brust abtasten, bis er die Seiten des Tarnumhanges fand und ihn wegziehen konnte. „…dann sag ich McGonagall Bescheid.“

James beobachtete entsetzt wie Sirius den Tarnumhang zu einem Stoffball knüllte und in seinen zitternden Händen drehte. Dann schüttelte er fassungslos den Kopf.

„Das würdest du nicht tun.“ Trotz des Verlusts seines einzigen Schutzes wollte James sich wieder den Treppen zu drehen.

Sirius stieß demonstrativ gegen James‘ Brust. „James, bitte.“ Seine Hand verkrallte sich in James‘ Hemd. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er es vorhin falsch zugeknöpft hatte. Sirius schien das auch zu bemerken, tastete jetzt mit gerunzelter Stirn über die Knöpfe, die jeweils durch ein Knopfloch weiter oben geschoben worden waren. „Geh nicht.“

James riss Sirius‘ Hand von seiner Brust, um von dem Knopf-Malheur abzulenken. „Du weißt doch gar nicht, was das für mich bedeutet!“

„Eben!“ Sirius ließ nicht locker, klammerte sich wieder mit einer Hand in den stark zerknitterten Stoff von James‘ Hemd. „Du redest ja auch nicht mehr mit mir! Ist das so schwer? Vertraust du mir nicht mehr? Ich dachte, wir sind Freunde. Ich dachte, wir wären… James, bitte. Fang nicht an Geheimnisse vor mir zu haben. Bitte…“

James war ganz verunsichert, als Sirius den Kopf hängenließ und sein merklich verzweifeltes Gesicht hinter schwarzen Haarsträhnen versteckte. Er zitterte, zitterte so heftig, dass James ihn bei den Schultern fassen und stützen musste, damit er nicht noch weiter einknickte.

„Alter, du bist total übermüdet“, sagte James behutsam und schob Sirius in Richtung des Schlafsaals. „Ruh dich aus und wir reden morgen, okay?“

Sirius nickte und ließ James los, als sie die Türschwelle überquerten. Noch hoffte James, dass er sich davonschleichen könnte, sobald Sirius eingeschlafen wäre, aber diese Hoffnung wurde prompt zunichte gemacht. Kaum war Sirius einen Schritt im Schlafsaal, verwandelte er sich in den großen Hund mit dem zotteligen schwarzen Fell. Mit einem einzigen Satz sprang Sirius auf James‘ Bett und rollte sich dort am Ende zusammen. Graue Augen richteten sich erwartungsvoll auf James, der jetzt gar keine andere Wahl hatte, als ins Bett zu gehen.

Eine schlaflose Nacht stand ihm bevor, aber wenigstens hatte er einen warmen Hund zum Kuscheln…

~*~

Den Gedanken an Schlaf hatte Regulus bereits vor einer Stunde aufgegeben. Mit schweren Lidern lag er in seinem Bett und lauschte dem Schnarchen der anderen Slytherins, versuchte sich auf diese unerträgliche Geräuschkulisse zu konzentrieren, aber immer wieder drängte sich das Echo von vorhin zurück in seinen Kopf. Die Geräusche allein reichten aus, um ihn ganz wuschig werden zu lassen, und die Erinnerung an einen einzigen Augenblick ließ ihn sich unruhig in seinem Bett herumdrehen.

Abhaken hatte er sich aber anders vorgestellt…

Wieso nur musste das so schwer sein? Er hatte gedacht, dass er Potter jetzt vergessen könnte, aber irgendwie musste er jetzt nur noch mehr an ihn denken. Und konnte man öfter als ununterbrochen an jemanden denken? Nein, eigentlich nicht.

Regulus setzte sich auf. Er zog sich sein Kopfkissen in den Schoß und stöhnte qualvoll auf.

Potter hasste ihn jetzt bestimmt. Die Vorstellung trieb ihn an den Rand des Wahnsinns. Er war kurz davor mit seinem Kissen um sich zu schlagen, weil er so ein Idiot gewesen war.

Andererseits war es so vielleicht besser. Wenn Potter ihn hasste, dann konnte er sich wieder voll und ganz auf Lily Evans konzentrieren, während Regulus still versuchen würde ihn zu vergessen.

Ganz instinktiv schlug Regulus sein Kissen mit voller Wucht auf die Matratze, wiederholte das noch einmal, und ein weiteres Mal, bis eine einzelne Feder vor ihm durch die Luft segelte. Regulus verfolgte ihre Flugbahn mit den Augen. Zögerlich streckte er die Hand aus und beobachtete, wie die Feder auf seiner Handfläche landete.

Er fuhr sich abwesend mit dem weißen Flaum über die Unterlippe. Es kitzelte, erinnerte ihn ein wenig an das Gefühl von Potters Kuss, auch wenn es heute ganz anders gewesen war. Regulus war sich sicher, dass sie sich so noch nie geküsst hatten.

Mit einem leichten rosa Schimmer auf den Wangen und heruntergezogenen Mundwinkeln warf Regulus die Feder weg. Er schlüpfte aus seinem Bett heraus und versuchte dem Schnarchen zu entkommen, indem er barfuß aus dem Schlafsaal tapste.

Der Kamin im Gemeinschaftsraum brannte noch. Das Sofa davor war also der perfekte Ort um wertvollen Stunden wunderschönen Schlafes nachzutrauern. Wenn sie nicht schon jemand in Beschlag genommen hätte…

Avery saß im Schein des knisternden Kaminfeuers und kritzelte auf einem Pergament herum. Regulus schlich sich näher und spickte auf den Zettel, erkannte Datum und Uhrzeit, sowie eine Liste zum Eintragen von Namen. Wahrscheinlich für ein Auswahlspiel.

„Hast du dich endlich durchgerungen?“

Avery zuckte erschrocken zusammen, als Regulus ihn aus seiner Konzentration riss. Mit immer noch tief gerunzelter Stirn drehte er sich langsam zu Regulus herum, machte sich aber gar keine Mühe freundlicher auszusehen. Stattdessen griff er sein Pergament und stopfte es hastig in seine Tasche.

„Bist du sauer auf mich?“ Regulus wollte sich hinsetzen, stand aber gleich wieder auf, als Avery simultan hochfuhr und sich wortlos davon machen wollte. „Das ist doch albern.“

Avery wirbelte herum. „Weißt du, was albern ist, Black? Dass du drauf wartest, dass ich dir hinterherlaufe. Tu ich nämlich nicht. Du willst nicht mehr spielen? Meinetwegen. Aber dann mach nicht auf Kumpel, nachdem du mich so im Stich lässt. Ich kann das nicht ab, wenn Leute ihr Talent wegwerfen, nur weil man ihnen nicht oft genug sagt, wie toll sie sind. Tritt dem Schicksal ruhig weiter in den Arsch, Black, dann kommt es bestimmt nicht mehr wieder und drängt dir noch mehr Chancen auf.“

Regulus war mehr als ein bisschen schockiert, konnte das nicht einmal verbergen und sah mit großen Augen zu, wie Avery wütend davon stampfte. Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Dass seine Absage so viel Wut in Avery auslösen würde… Wie wütend mochte seine Abfuhr dann Potter machen?

Regulus setzte sich. Oder berührte es Potter vielleicht gar nicht? Nein, das konnte er sich nicht vorstellen. Potter war so anders gewesen. Als würde er es wirklich ernst meinen.

Frustriert rieb Regulus sich über sein glühendheißes Gesicht. Er sollte über Avery nachdenken, wenn schon nicht darüber, wie er das wieder hinbekommen konnte, dann über seine Worte. Sein Kopf wollte nur nicht. All seine Gedanken drehten sich um James Potter. Wie es sich angefühlt hatte, sein Gewicht wieder über sich zu spüren, wie seine Lippen sich auf seinen bewegt hatten… und seine Haare. Seine wunderschönen, vollkommen ruinierten Haare.

Mit einem Seufzer schmiegte Regulus sich gegen die Sofalehne und ließ sich von den tanzenden Flammen im Kaminfeuer hypnotisieren. Hin und wieder versuchte sich der vulgäre Redeschwall des neuen Quidditch-Kapitäns in seinen Kopf zu schleichen, aber die Erinnerungen an Potter bauten eine feste Blockade.

Eigentlich war es nicht so schlecht die ganze Zeit nur daran zu denken. Er konnte verdrängen, was er heute alles ruiniert hatte, und wieder und wieder den schönsten Moment in seinem Leben seit über zwei Monaten abspielen.

Regulus riss den Blick von den Flammen los, als ihm klar wurde, wie erbärmlich er sich benahm. Angewidert von sich selbst wandte er sich von dem Feuer ab und stand auf, nur um dann unruhig im Gemeinschaftsraum herumzuwandern.

Er konnte nicht lesen, ohne dabei abzuschweifen, und genauso wenig konnte er mitten in der Nacht das Radio anschalten. Alles, was ihm blieb, war aus dem Fenster in den See hineinzustarren. Das grünliche Licht erinnerte ihn allerdings nur wieder an Potter, an ihr Kellerloch und all die Zeit, die sie dort miteinander verschwendet hatten.

Dieses verfluchte Kellerloch. Regulus musste fast lächeln, als er daran dachte. Es schien Ewigkeiten her gewesen zu sein, dass er dort war. Ob es noch genauso aussah, wie er es in Erinnerung hatte? Immerhin gehörte es irgendwie nur Potter und ihm…

Regulus warf einen flüchtigen Blick zum Ausgang des Gemeinschaftsraumes. Er konnte nicht schlafen, konnte sich nicht ablenken, was hielt ihn also davon ab, außer einem halben Dutzend Schulregeln?

Regulus war schon aus dem Gemeinschaftsraum heraus und unterwegs durch die Korridore, als sich die Befürchtung erwischt zu werden manifestierte. Allerdings stellte es sich wiedermal als Vorteil heraus ein Slytherin zu sein. Die Kerker waren unbeliebt und zu so später Stunde auch vielen Lehrern irgendwie suspekt. Nicht einmal der Poltergeist trieb sich hier gerne herum, wegen dem Blutigen Baron, dem unheimlichsten Geist von Hogwarts.

Regulus hatte keine Angst mehr vor ihm, genauso wenig wie er sich vor dem Gargoyle fürchtete, der das Kellerloch immer sehr mürrisch bewachte. Seine Schimpftriade über die späte Stunde war noch lange zu hören, verstummte erst, als Regulus bereits das grünliche Licht am Ende des Korridors sah.

Ein Schritt in den Raum mit den bodenlangen Fenstern lockerte seine zugeschnürte Kehle irgendwie. Es war schöner, als nach Hause zu kommen. Alles war noch genauso, wie er es in Erinnerung behalten hatte. Die Decken, Kissen, und natürlich die Bänke, gepolstert vom Möchtegern-Romantiker Potter persönlich. Sogar das uralte eingeritzte Herz war immer noch genauso deutlich zu sehen, wie bei seinem letzten Besuch.

Regulus setzte sich auf die Bank und fuhr mit den Fingern über die darauf liegende Decke. Das Gefühl der weichen Fasern unter seinen Fingerspitzen genügte ihm nur für einen Moment, dann riss er die Decke von der Bank und vergrub das Gesicht in ihr. Es war albern und schier unmöglich, aber er glaubte, dass er Potter riechen konnte.

Tief ein- und ausatmend rutschte er auf den Boden. Sein Gesicht wurde warm von seinem eigenen Atem, eine unangenehmere Wärme, als wenn Potter ihn zum Erröten brachte, aber wenn er es sich nur genau genug vorstellte, dann war ihm fast, als könne er Potter neben sich spüren.

Regulus drehte sich, wickelte sich dabei in die Decke und schmiegte sich gegen die Bank. Einen Zipfel der Decke behielt er nah bei seinem Gesicht. Es war albern, es war sinnlos, und es war ihm einfach nur egal. Er wollte jetzt bei Potter sein, konnte aber nicht, also nahm er das nächstbeste, um wenigstens einschlafen zu können.

Und er driftete überraschend schnell in den Schlaf ab, träumte von Potter, träumte davon, dass er heute nicht gegangen wäre, träumte eine Zukunft, die so perfekt und konfliktfrei war, dass er am liebsten nie wieder aufgewacht wäre…


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