von Dr. S
Mit dem schier unbändigen Bedürfnis zu reden stapfte James in den fast vollständig verlassenen Gemeinschaftsraum der Gryffindors und fasste dort auch sofort seinen besten Freund ins Auge. Das Problem war nur, dass Sirius nicht alleine war. Trotz der weitfortgeschrittenen Stunde – James hatte sich einfach nicht aufraffen können und eine Ewigkeit damit verschwendet an die Wand zu starren – saß Lily Evans neben Sirius auf dem Sofa und quasselte ihn voll. Sirius schien das nicht einmal zu stören und er unterstützte – trotz der Uhrzeit – Lilys Plappermaul mit seinem bellenden Lachen.
Und dann mussten die beiden auch noch anfangen rumzumachen – nach Mitternacht fiel auch Wange tätscheln unter rummachen.
James fühlte sich schon miserabel genug, daran konnte Sirius‘ unabsichtliches Geflirte auch nichts mehr ändern. „Du hast da ’ne Wimper“, murmelte er und hielt Lily den Zeigefinger vor den Mund. „Darfst dir was wünschen.“
Lily kicherte, pustete und setzte dann zum Sprechen an, aber Sirius‘ Zeigefinger verschloss ihre Lippen blitzschnell.
„Nichts verraten. Sonst geht’s nicht in Erfüllung.“
Lily wischte Sirius‘ Hand aus dem Weg. „Wenn ich aber möchte, dass du es weißt?“ Ihr Tonfall machte mehr als deutlich, dass sie auf diese Art und Weise lächelte, die James nie bei ihr ausgelöst hatte.
Sirius verstand natürlich nicht, wie besonders dieser Augenblick sein könnte. „Warum solltest du das wollen?“
James räusperte sich, wirklich erst nachdem er sichergegangen war, dass er nicht stören würde. Lily und Sirius fuhren gleichzeitig herum und schauten ihn über die Sofalehne hinweg an. Lilys Miene verfinsterte sich, als wäre James eine Wolke, die sich vor ihre ganz persönliche Sirius-Sonne schieben würde. Dabei strahlte Sirius plötzlich blendender als den ganzen Tag zuvor.
„James, Mann, ich hab mir schon Sorgen gemacht. Wo hast du so lange gesteckt?“ Sirius richtete sich auf und wollte über die Sofalehne hüpfen, aber Lily packte ihn vorher am Hemdsaum, zog ihn mit einem bei ihrer zierlichen Figur unerwartet kräftigen Ruck wieder auf seinen Sitz.
„Ja, Potter. Wo hast du dich so lange herumgetrieben? Es ist weit über der Ausgangssperre – auch für Vertrauensschüler.“ Das eben noch so gelöst fröhliche Gesicht wurde von einem Ausdruck vollkommener Missachtung entstellt. „Ich hab gewusst, dass du irgendetwas geplant hattest. Mein Gott, was hast du eigentlich mit deinen Haaren gemacht? Liefere mir besser eine plausible Erklärung oder ich ziehe dir Punkte ab.“
James fühlte nicht den kleinsten Pieks bei diesen Worten, sondern war einfach nur genervt. „Mach doch“, brummte er und stampfte ohne einen weiteren Blick auf einen der beiden zu werfen hoch in den Schlafsaal.
Peter schnarchte bereits friedlich vor sich hin, während Remus noch im Schein seines Zauberstablichts ein Buch las. Er lächelte James zu, als der die Tür hinter sich schloss. James konnte nicht zurücklächeln. Sein Brustkorb schmerzte, als hätte jemand ihn mit Splittern gefüllt. Aber ein gebrochenes Herz konnte sicherlich nicht so spürbar wehtun…
„Du kommst spät“, sagte Remus, als James sich nicht von der Tür wegbewegte. Er hoffte, dass Sirius gleich hochkommen würde. Es war ihm egal, dass er dann den ganzen Scheiß beichten müsste, den er ihm im letzten Jahr verschwiegen hatte, aber er wollte jetzt mit seinem besten Freund reden. Er brauchte jetzt auch eine Sonne, die ihm wenigstens für einen Moment das Gefühl geben würde, dass alles wieder gut werden würde.
„James?“ Aber Sirius kam nicht, seine Schritte waren nicht einmal ganz leise zu hören. James ließ sich noch einen Moment lang von Remus anstarren und schlurfte dann auf sein Bett zu.
„Gute Nacht“, presste er hervor, erfolglos probierend seiner Stimme die übliche Festigkeit zu verleihen.
Remus‘ besorgt gerunzelte Stirn verfolgte ihn solange, bis er schließlich die Vorhänge seines Bettes schloss und sich noch vollkommen angezogen unter seine Bettdecke verkroch. Kissen und Laken waren noch kalt, und seine Bettdecke hatte sich auch schon besser an ihn geschmiegt. Es war fast so, als wolle sein Bett ihn gar nicht trösten.
Ob es Regulus wohl ähnlich ging? Er konnte das doch nicht wirklich so einfach abhaken. Er durfte sie nicht abhaken. Was sie aufgebaut hatten, das war doch etwas Besonderes. James hatte fest daran geglaubt, aber scheinbar wollte das Leben ihm nie das geben, was er wollte – in romantischer Hinsicht. Er würde so ein schönes Leben haben, wenn er sich nicht immer in Menschen verlieben würde, die in ihm nicht mehr als ein arrogantes Arschloch sahen. Daran war er allerdings auch selbst Schuld. Warum hatte er sich nicht mit dem zufriedengegeben, was letztes Jahr so uneingeschränkt ihm gehört hatte?
Seine Augen brannten, als Tränen sich in ihnen sammelten. Es fehlte ihm gerade noch, dass er seine Würde jetzt auch noch verlieren sollte. James Potter weinte nicht. Er heulte in den Ferien vielleicht sein Kissen voll, aber der James Potter, der Quidditch-Kapitän und unbestreitbar einer der beliebtesten Schüler hier war, der fing nicht einfach so zu flennen an. Er hatte genug andere tolle Sachen in seinem Leben. Er brauchte keinen unterkühlten, arroganten Schnösel um sich gut zu fühlen. Definitiv nicht.
„James?“ Remus lugte durch die Vorhänge und nachdem er festgestellt hatte, dass James noch weit vom Einschlafen entfernt war, setzte er sich auf die Bettkante. „Was ist los?“
James schüttelte den Kopf und drehte sich dann wortlos herum. Sein Rücken zog Remus‘ Hand allerdings wie magisch an und leider fühlte die Geste sich auch nicht so schlecht an, dass James jetzt noch auf sie verzichten könnte. Er wollte eigentlich nur einmal kurz richtig Luft holen, aber seine zugeschnürte Kehle ließ das prompt wie ein Schluchzen klingen. Remus rieb ihm daraufhin tröstend über den Rücken.
„Sag mir doch, was los ist, Krone. Oder bist du noch deprimiert wegen deinen Haaren?“
James konnte nicht anders, als zu lachen, was sich merkwürdigerweise auch wie schluchzen anhörte. Damit Remus das nicht falsch verstand, drehte er sich auf den Rücken und demonstrierte sein Grinsen.
„Die hab ich ganz vergessen“, sagte er mit immer noch sehr gepresst klingender Stimme und fuhr sich betont locker mit beiden Händen durch die Haare. „Ist echt ein Scheißtag…“
„Hm… Im Grunde ist heute schon ein neuer Tag.“ Remus lächelte ihn an, was James erwidern wollte, aber nicht mehr konnte. Seine Mundwinkel waren so schwer, und außerdem musste er sich noch darauf konzentrieren das Brennen in seinen Augen nicht gewinnen zu lassen.
„Dann wird der auch scheiße…“ James stellte sich Remus‘ Blick, und scheinbar musste er wirklich erbärmlich aussehen, so tief wie die Sorgenfalte sich in Remus‘ Stirn gegraben hatte. „Findest du, dass ich das verdient habe, Moony? Bin ich so ein großes, unerträgliches Arschloch?“
„Manchmal…“ Die vernichtende Ehrlichkeit konnte man Remus dank seiner sanften Stimme und dem freundlichen Lächeln gar nicht böse nehmen. „Aber du bist auch einer der besten Freunde, die ich jemals hatte, und wenn dir irgendetwas auf der Seele liegt, dann kannst du auch mit mir drüber reden, ja?“
James schnappte diesmal eher zitternd als schluchzend nach Luft. „Ich… Ich hab…“ Er schüttelte den Kopf. „Ich kann das nicht.“
Remus‘ Lächeln wurde von purer Enttäuschung verschluckt, aber er nickte trotzdem verständnisvoll. „Weißt du… Krone, wenn’s um Sirius‘ Bruder geht, dann –“
„Wie kommst du darauf?“ Sehr subtil war dieser plötzliche Ausbruch nicht. James konnte sehr genau beobachten, wie Remus‘ Miene von mitfühlend zu erstaunt und schließlich zu amüsiert wechselte. Letzteres behagte James ganz und gar nicht.
„Du magst ihn doch“, sagte Remus schulterzuckend und raubte James so für einen Moment den Atem. „Und er… na ja, er mag dich wohl ein bisschen mehr, als gut für ihn ist, aber da ist doch was zwischen euch.“ James wurde mit jeder Sekunde blasser, aber Remus schien das nicht aufzufallen, weil er lieber stirnrunzelnd in Richtung Baldachin starrte. „Sirius kommt damit einfach nicht klar, wahrscheinlich weil ihr eure Beziehung auch noch auf Quidditch aufgebaut habt. Du weißt, wie furchtbar gerne er mit dir zusammen gespielt hätte.“
James realisierte allmählich, dass Remus mit Beziehung wohl nicht die Art Beziehung meinte, die er mit Regulus geführt hatte. Er konnte nur nicht sagen, ob das wirklich besser so wäre. Es wäre schön gewesen jemanden zum Reden zu haben, auch wenn es nicht Sirius gewesen wäre.
„Und jetzt ist da natürlich dieser Keil zwischen Regulus und ihm…“
„Weil er weggelaufen ist“, murmelte James nickend.
Remus seufzte schwer. „Und weil sie sich vorher geprügelt haben, nicht zu vergessen.“
James runzelte die Stirn und versuchte sich zu erinnern, wann Sirius ihm das erzählt hatte, dass er sich jetzt nicht mehr erinnern konnte. Aber sowas würde er doch nicht vergessen…
Verwirrt schaute er Remus an, der sich langsam eine Hand vor den Mund presste.
„Du wusstest das gar nicht?“, murmelte er in seine Handfläche.
James schüttelte den Kopf und setzte sich aufrecht hin. „Wieso…“ Remus wurde von seinem schlechten Gewissen von James‘ Bett gezogen und wollte sich aus dem Staub machen, aber James packte sein Handgelenk. „Remus, wieso haben sie sich so gestritten?“
Remus räusperte sich verlegen, lenkte dann aber mit einem Seufzen ein. „Ich hab keine Ahnung, James. Sirius hat nur beiläufig erwähnt, dass sein Bruder ein überraschend kräftiger Kerl ist und… da hab ich nachgefragt. Er meinte nur, dass sie aneinander geraten wären, kurz bevor er abgehauen ist.“
„Ist er abgehauen, weil sie sich gestritten haben?“ James verstärkte seinen Griff um Remus‘ Handgelenk, als der bloß den Kopf schüttelte. „Remus, bitte.“
„Ich weiß es nicht, James“, sagte Remus. „Wenn er es dir nicht erzählt hat, wieso sollte ich davon wissen?“ Als James daraufhin den Kopf hängenließ, tätschelte Remus seine Schulter. „Hey, vielleicht will er nur nicht, dass du Partei ergreifen musst.“
„Das beißt sich mit allem, was du vorher gesagt hast.“ James ließ Remus los, weil er seine Hand brauchte, um sich durch die Haare zu fahren. Normalerweise gab es ihm das Gefühl besser denken zu können, aber da war immer noch dieser erdrückende Schmerz in seiner Brust, der ihn zu sehr ablenkte um auf einen klaren Gedanken zu kommen.
„James? Woran denkst du?“
„Wenn er…“ James schluckte hart. Es tat ihm in der Kehle weh, aber er konnte nicht anders. „Wenn Reg mich jetzt die ganze Zeit nur… nur benutzt hat. Um Sirius eins auszuwischen. Um irgendwas –“
„Hey. Glaub niemals, was du dir denkst, Krone. Meistens ist es kompletter Unsinn“, sagte Remus und versuchte jetzt überdeutlich nicht zu grinsen. „Der James, den ich kenne, der würde sich nämlich niemals benutzen lassen. Für was auch immer.“
Remus hatte Recht. James Potter ließ sich nicht benutzen. Er hatte das Leuchten in Regulus‘ Augen gesehen. Es war der beste Beweis dafür, dass er noch Chancen hatte, und ein viel besserer Beweis dafür, dass Regulus ihn nicht benutzte, um Sirius zu ärgern. Dann hätte Regulus ihn wohl auch einfach direkt vor seinem großen Bruder küssen können.
James wäre ein Idiot jetzt einfach aufzugeben.
„Geht’s dir besser?“ Remus hatte wohl irgendetwas in James‘ Zügen bemerkt, das ihn wieder lächeln ließ.
James nickte und riss dann so entschlossen die Vorhänge auseinander, dass Remus zusammenzuckte. „Du hast mich auf eine Idee gebracht, Moony.“
„Oje… Wenn du jetzt den Tarnumhang auspackst und durch die Gegend wandern willst, dann war das lieber nicht mein Einfluss…“ Remus stand auf und folgte James um sein Bett herum, seufzte schwer auf, als James überhaupt nicht überraschend seinen Tarnumhang aus seinem Koffer zerrte. „James, kann das denn nicht bis morgen warten? Es ist…“
„Ich weiß, wie spät es ist. Aber ich muss das jetzt tun, sonst kann ich nicht schlafen.“ James warf sich den Umhang um die Schultern. Remus konnte daraufhin nicht aufhören James nicht mehr vorhandenen Körper anzustarren. James trieb das auf die Spitze und schloss die unsichtbaren Arme um Remus, der nie zuvor eine Umarmung weniger genossen hatte. „Danke für deinen Rat, Moony. Das bedeutet mir echt viel.“
„G-Gern geschehen“, fiepte Remus, der nicht wusste, wohin mit seinen Händen. James drückte ihn noch einmal fest – nur weil Remus dann so goldig quiekte – und ließ ihn dann los, drehte sich auf den Absätzen um.
Sirius lehnte mit verschränkten Armen im Türrahmen und bei seinem Anblick verging James die kurzweilige Freude wieder. Remus neben ihm begann sich auffällig verlegen zu räuspern, als hätte er gerade eine Wimper von James‘ Wange gesammelt und müsste sich dafür überhaupt rechtfertigen.
„Ähm, gute Nacht.“ Remus stolperte in Richtung seines Bettes, getrieben von Sirius‘ mörderischem Blick, und der richtete sich jetzt auf James – oder genauer gesagt seinen noch sichtbaren Kopf.
„Was für ein Rat?“, wollte Sirius mürrisch wissen und verfolgte James‘ Kopf mit den Augen. „Du sahst fertig aus vorhin. Ich wollte mit dir reden, aber –“
„Deine Freundin hat dich aufgehalten. Schon klar.“
„Sie ist nicht meine Freundin. Wir sind nur… James?“ Bevor Sirius die klischeehafte wir-sind-nur-Freunde-Ausrede bringen konnte, zog James sich den Tarnumhang über den Kopf. Sirius schnaubte auf, als James so vollkommen aus seinem Blickfeld verschwand. Mit einem Schritt zur Seite blockierte er allerdings die Tür und da unsichtbar nicht gleich bedeutete, dass James durch Wände gehen konnte, saß er in der Falle. „Kapuze runter.“
James tat widerwillig, was Sirius von ihm verlangte, und verschränkte auch noch die Arme vor der Brust, obwohl sich das bestimmt nicht auf seinen Kopf auswirkte. „Was? Ich hab was vor.“
Sirius versuchte sich an einem Grinsen. „Hat’s was mit Hagrids Kürbissen zu tun? Wir waren doch der Meinung, dass die sehr verlockend aussehen und für Halloween viel zu schade wären.“
„Sirius, ich hab…“ Als sein Tonfall schärfer als beabsichtigt war, fuhr James sich mit der unsichtbaren Hand durch die Haare, die sich jetzt scheinbar von selbst aufrichteten. „Ich hab jetzt keinen Kopf für sowas.“
Sirius machte jetzt wenigstens einen Schritt zur Seite, als James an ihm vorbeigehen wollte. Allerdings trottete er ihm einfach hinterher, anstatt James sich um wichtigere Dinge kümmern zu lassen.
„Wo ist dein Kopf dann?“, wollte Sirius wissen.
„Im Moment tanzt er in der Luft.“
Sirius lachte, aber es klang sehr forciert. „Ähm… Willst du mich nicht mit drunter lassen?“
„Ähm…“ James blieb vor den Treppen stehen und drehte sich langsam zu Sirius um, der ihn erwartungsvoll angrinste. „Sorry, aber… ich glaub nicht, dass dir das gefallen würde.“
„Das kannst du doch gar nicht wissen.“ Sirius streckte die Hand nach James‘ Tarnumhang aus, aber mit einem Schritt nach hinten konnte James sich in Sicherheit bringen. Dafür sah Sirius ihn gleichermaßen verletzt und sauer an.
„Sieh mich nicht so an.“
Sirius schaute auf den Boden. „Ich will bloß wissen, was los ist. Wenn’s wegen Lily ist, dann red ich nie wieder ein Wort mit ihr. Ich seh sie nicht einmal mehr an. Ich –“
„Sirius, bitte. Ich will nur kurz was erledigen. Lass uns später reden.“ James machte Anstalten sich die Kapuze über den Kopf zu ziehen, allerdings schaffte er es nur seine Haare verschwinden zu lassen, dann kam Sirius ihm dazwischen. Er schnellte vor und stieß blindlings gegen James‘ Brust, presste die Hand so fest gegen James‘ Körper, dass der rückwärts gegen die Wand gestoßen wurde.
„Wenn du gehst, dann…“ Sirius musste James‘ gesamte Brust abtasten, bis er die Seiten des Tarnumhanges fand und ihn wegziehen konnte. „…dann sag ich McGonagall Bescheid.“
James beobachtete entsetzt wie Sirius den Tarnumhang zu einem Stoffball knüllte und in seinen zitternden Händen drehte. Dann schüttelte er fassungslos den Kopf.
„Das würdest du nicht tun.“ Trotz des Verlusts seines einzigen Schutzes wollte James sich wieder den Treppen zu drehen.
Sirius stieß demonstrativ gegen James‘ Brust. „James, bitte.“ Seine Hand verkrallte sich in James‘ Hemd. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er es vorhin falsch zugeknöpft hatte. Sirius schien das auch zu bemerken, tastete jetzt mit gerunzelter Stirn über die Knöpfe, die jeweils durch ein Knopfloch weiter oben geschoben worden waren. „Geh nicht.“
James riss Sirius‘ Hand von seiner Brust, um von dem Knopf-Malheur abzulenken. „Du weißt doch gar nicht, was das für mich bedeutet!“
„Eben!“ Sirius ließ nicht locker, klammerte sich wieder mit einer Hand in den stark zerknitterten Stoff von James‘ Hemd. „Du redest ja auch nicht mehr mit mir! Ist das so schwer? Vertraust du mir nicht mehr? Ich dachte, wir sind Freunde. Ich dachte, wir wären… James, bitte. Fang nicht an Geheimnisse vor mir zu haben. Bitte…“
James war ganz verunsichert, als Sirius den Kopf hängenließ und sein merklich verzweifeltes Gesicht hinter schwarzen Haarsträhnen versteckte. Er zitterte, zitterte so heftig, dass James ihn bei den Schultern fassen und stützen musste, damit er nicht noch weiter einknickte.
„Alter, du bist total übermüdet“, sagte James behutsam und schob Sirius in Richtung des Schlafsaals. „Ruh dich aus und wir reden morgen, okay?“
Sirius nickte und ließ James los, als sie die Türschwelle überquerten. Noch hoffte James, dass er sich davonschleichen könnte, sobald Sirius eingeschlafen wäre, aber diese Hoffnung wurde prompt zunichte gemacht. Kaum war Sirius einen Schritt im Schlafsaal, verwandelte er sich in den großen Hund mit dem zotteligen schwarzen Fell. Mit einem einzigen Satz sprang Sirius auf James‘ Bett und rollte sich dort am Ende zusammen. Graue Augen richteten sich erwartungsvoll auf James, der jetzt gar keine andere Wahl hatte, als ins Bett zu gehen.
Eine schlaflose Nacht stand ihm bevor, aber wenigstens hatte er einen warmen Hund zum Kuscheln…
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