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Unnatural Black - Schlussstriche

von Dr. S

Regulus‘ Freitag endete nach einer Doppelstunde Verteidigung gegen die dunklen Künste. Im fünften Jahr an dieser Schule war es inzwischen Routine geworden sich jedes Jahr einen neuen Professor antun zu müssen, aber irgendwie war es schon traurig, dass Professor Honeysuckle während den Ferien Opfer des mysteriösen Eulensterbens wurde, als er seiner Freundin per Besen einen Heiratsantrag an den Himmel schreiben wollte. Irgendwie tragisch war es auch. Irgendwie…

Regulus betrat mit einem unterdrückten Gähnen den Gemeinschaftsraum. Eine Woche Schule hatte ihn dank neuer Extra-Aufgaben schon wieder komplett ausgelaugt. Nicht nur, dass er spätabends, wenn alle anderen friedlich schlafen durften, einen langen Rundgang außerhalb des Schlosses unternehmen musste, er musste diesen Rundgang auch noch mit James Potter machen. Und das schlauchte mehr, als am Samstagmorgen um fünf Uhr sechs Runden um den See laufen zu müssen.

„Hey, Black!“

Nein, er hatte Quidditch nicht wirklich vermisst, und genauso wenig hatte er diese nervende Bande von Muskelprotzen vermisst. Er brauchte keines von beidem. Und James Potter brauchte er auch nicht. Seit diesem fast-Ausrutscher biss Potter bei ihm konsequent auf Granit und das konnte seiner Meinung nach auch gerne so bleiben.

„Black, hier drüben!“

Regulus ließ seufzend die schwere Schultasche von seiner Schulter gleiten und drehte sich seinen ehemaligen Teamkameraden zu, die die Ledercouch in Beschlag genommen hatten. Avery winkte ihn zu sich herüber. Die ganze Woche schon winkte Avery ihm verstörend oft zu. Fast so, als hätte er irgendetwas auf dem Herzen, das er aus irgendwelchen Gründen unbedingt Regulus aufzwingen wollte. Glücklicherweise kam ständig etwas oder jemand im richtigen Moment dazwischen. Meistens war es leider Potter, der nach diversen abendlichen Abfuhren mittlerweile jede freie Minute damit zu verschwenden schien Regulus irgendwo aufzulauern. Und er kannte sich zu gut im Schloss aus, als dass Regulus ihm erfolgreich aus dem Weg gehen könnte.

„Was gibt’s denn?“ Regulus ließ sich missmutig neben Avery fallen. Gegenüber von ihnen saßen Chambers und Rowle, denen wenigstens gestattet wurde ihre Hausaufgaben zu machen. Regulus war im Verzug mit seinen. Das war ihm noch nie passiert. Aber trotzdem war alles in Ordnung. Er musste sich nur erst wieder an den Alltag gewöhnen.

„Ich wollte dich mal was fragen.“ Avery schwang einen Arm auf die Sofalehne und als Regulus daraufhin bis an die Armlehne flüchtete, rutschte Avery ihm einfach nach. „Bist ja jetzt Vertrauensschüler… So mit viel Verantwortung, und so…“

„Komm auf den Punkt“, bat Regulus.

„Uh, da hat sich jemand eine Phiole Selbstbewusstsein gegönnt. Wie schmeckt die so? Bitter? Verbittert?“

„Ha, ha.“ Regulus verschränkte die Arme vor der Brust. „Dir ist wahrscheinlich nicht bewusst, dass man jemanden lieber nicht beleidigt, wenn man etwas von ihm will.“

„Sorry, ich wusste ja nicht –“

Avery stoppte abrupt, als Evan Rosier ihm von hinten auf die Schulter schlug. An seinem Gesichtsausdruck konnte Regulus erkennen, dass es Avery schwer fiel vor Schreck nicht zu schreien.

„Da bist du ja. Wir haben dich schon gesucht“, sagte Rosier und nickte dabei Snape zu, der an ihm vorbei auf den Sessel zu schlurfte. „Mach mal Platz, Black.“ Während Snape sich dort hineinsetzte, quetschte Rosier sich zwischen Regulus und Avery.

Damit würde er wohl wieder nicht zu hören bekommen, was auch immer Avery ihm hatte sagen wollen. Ganz furchtbar.

Regulus zog seine Tasche auf seinen Schoß und holte Pergament und Feder heraus. Seine Hausaufgabe in Verteidigung gegen die dunklen Künste bestand aus einem laschen Einschätzungsfragebogen aufgrund des unregelmäßigen Unterrichts.

„Habt ihr auch diesen Bogen bekommen?“ Rosier linste ihm über die Schulter.

Regulus verdrehte die Augen. Wieso konnte man ihn hier nicht eine Minute lang in Ruhe lassen?

„Das ist genau derselbe… Sehr einfallsreich“, sagte Rosier und schnappte Regulus den Test dann weg. Er hielt ihn Avery unter die Nase. „Hast du den schon fertig? Du machst das doch nicht wieder fünf Minuten, bevor der Unterricht anfängt, oder?“

„Rosier…“ Regulus fiel es schwer nicht genervt zu klingen. Er griff über Rosiers Schulter, erreichte das Pergament aber nicht. „Gib das her. Bitte.“

„Hey, Black!“ Fast hätte er das Pergament in die Finger bekommen, als Chambers ihn ablenkte. „Hast du mal ’ne Sekunde?“

„Nein… Ja… Ja, okay.“ Regulus fuhr sich durch die Haare, vollkommen entnervt, und realisierte deswegen erst viel später, wen er mit dieser Geste imitierte. Es verstärkte seine Kopfschmerzen noch einmal. Frustriert kämmte er sich seine Haare wieder glatt.

„Hat dir schon jemand wegen dem Training Bescheid gesagt? Oder dem Auswahlspiel?“ Chambers sah zu Rowle, der still vor sich hin nickte. „Wir sind ja schon ’ne Woche hier und kein Mäuschen piepst was von ’nem Mannschaftstreffen.“

„Wie wär’s wenn du nicht auf die Mäuschen lauschst, sondern den Kapitän fragst“, schlug Regulus vor. Rowle gluckste, Chambers blieb grimmig wie neunzig Prozent seines Tages.

„Stell dir vor, das würde ich glatt tun, wenn ich wüsste, wer der Kapitän ist. Tu ich aber nicht. Tut keiner von uns. Also dachte ich, frag doch mal den aufsteigenden Quidditch-Star.“

„Einschleimen bringt dich auch nicht weiter, Chambers. Ich weiß nämlich von gar nichts und ehrlich gesagt interessiert es mich auch nicht“, sagte Regulus kühl. „Ich dachte, dass Travers Kapitän werden würde.“

„Ist er nicht“, brummte Rowle.

„Hat er ehrlich gesagt auch gar nicht verdient“, fügte Chambers hinzu. „Man darf nun wirklich nicht alles in seiner Hogwarts-Laufbahn abgreifen. Schulsprecher und Quidditch-Kapitän, dafür würde er mehr als ein paar Handtuchschläge kassieren.“

„Neid“, sagte Regulus, „hat so eine spitze Zunge. Dabei brauchst du die doch noch, um sie in fremden Mündern verschwinden zu lassen.“

Chambers grinste, aber irgendwie sah er dabei immer noch mürrisch aus. „Das lässt dich wohl nicht los, was? Aber nochmal stolperst du nicht in sowas. Das war eine einmalige Sache. Abbauen von angestauten sexuellen Spannungen.“

Regulus hob ungläubig die Augenbrauen.

„Kleiner, da steckte ein Jahr lang Flirten hinter. Um da einen Schlussstrich drunter zu ziehen, muss man eben –“ Chambers‘ Worte gingen komplett unter, weil Rowle lautstark würgen musste. „Du bist zu jung, um das zu verstehen, Black“, endete Chambers immer noch grinsend.

Dabei hatte Regulus gerade Interesse entwickelt. „Wie meinst du das?“

„Na ja… Du bist fünfzehn und –“

„Das meinte ich nicht.“ Regulus wollte sich zurücklehnen, wollte lässig wirken, aber Rosiers Arm auf der Sofalehne machte ihm das nicht gerade leicht. Ein warmer Arm in seinem Nacken war ihm schrecklich unangenehm, solange er nicht James Potter gehörte. Und das nervte ihn. „Abbau von Spannungen. Was soll das bedeuten?“

„Guck mal…“ Chambers hob die Hände und runzelte die Stirn, dachte einen ewig erscheinenden Moment lang nach. Dann räusperte er sich. „Du stehst auf sie, und sie steht auf dich, und ihr versucht da was aufzubauen, aber irgendwie funktioniert das nicht. Dann versuchst du das abzuhaken. Aber das klappt einfach nicht, und weißt du, warum? Wegen der Spannungen. Abbauen, abhaken, alle glücklich.“

„Abhaken…“ Regulus lehnte sich zurück, ohne über den Arm in seinem Nacken nachzudenken. „Abhaken… ja, natürlich.“ Er hätte fast gelacht, aber seine zugeschnürte Kehle ließ nicht mehr als ein Schnauben zu.

Chambers tat das mit einer Handbewegung ab. „Hey, Avery… Du weißt doch bestimmt, wer…“ Er hielt inne, als er sich dem anderen Ende des Sofas zugedreht hatte und dort niemanden mehr sitzen sah. „Wo ist Avery hin?“

„Frag mich nicht…“ Rosier legte den Fragebogen auf Regulus‘ Beine. „So ist er schon seit die Schule wieder angefangen hat. Macht einen auf einsamer Wolf.“

„Vermisst wohl unsern alten Capt’n. Die beiden waren so.“ Chambers rammte seine Faust in die offene Hand. „Dann frag ich ihn beim Abendessen, was mit dem Training ist.“

„Apropos Abendessen…“ Rosier packte Regulus so überraschend an der Schulter, dass er sich nicht dagegen wehrte, als er hochgezogen wurde. „Lasst uns mal hochgehen.“

Regulus schüttelte den Kopf, wurde aber einfach ignoriert und konnte bloß zurück auf seine Tasche und Hausaufgaben blicken. Er schloss für einen Moment die Augen und ließ sich dann mit einem Seufzen aus dem Gemeinschaftsraum ziehen.

Die Gänge zur Großen Halle waren lang und zu voll. Snape schlurfte gleich hinter ihnen, schnitt Regulus so jeden Fluchtweg ab. Er mochte das nicht. Er wollte lieber alleine sein, anstatt sich mit Rosier unterhalten zu müssen und komisch von Snape anstarren zu lassen. Er aß auch lieber später zu Abend, wenn nicht mehr so viele grässlich fröhliche Menschen um ihn herum saßen. Aber wen interessierte schon, was er wollte?

Wen interessierte schon, dass er sich innerlich komplett taub fühlte? Und dass er das letzte Mal positive Emotionen verspürt hatte, als er erbärmlicherweise James Potter seine Lippen hatte berühren lassen. Und das alles nur um Spannungen abzubauen…

Regulus seufzte schwer. Er befreite sich am Ende der Treppe aus Rosiers Klammergriff.

„Ich muss noch wohin“, murmelte er und machte kehrt. Er hörte Rosier sich darüber beschweren, wie merkwürdig alle in letzter Zeit drauf waren, scherte sich da aber wenig drum und bog um die nächste Ecke, hatte die Große Treppe jetzt direkt im Korridor neben sich. So dicht er konnte drückte er sich gegen die Wand und verschwand so hoffentlich aus dem Blickfeld aller anderen Schüler.

Regulus vergrub das Gesicht in den Händen. Er konnte das nicht mehr. Er konnte nicht so tun, als ginge es ihm gut. Es gab nichts mehr, auf das er sich freute. Weder auf die Schule, noch auf zu Hause, wo Sirius so spürbar fehlte. Die ganzen Ferien waren nicht einfach gewesen, aber seit Sirius weg war, fiel ihm einfach alles schwer, nicht nur Hausaufgaben oder so zu tun, als ginge es ihm gut. Sogar atmen. Und James Potter regelmäßig zurückweisen zu müssen sollte nun wirklich nicht dazu gehören.

„Black?“

Regulus schrak zusammen. Er riss die Hände herunter und suchte nach der Quelle der Stimme, fand sie versteckt zwischen zwei Säulen sitzen.

„Avery?“ Regulus zögerte einen Schritt auf Avery zuzumachen, bis der wenigstens aufgestanden war und dabei nicht mehr so bemitleidenswert aussah. „Was machst du da unten? Chambers wollte dich was fragen.“

„Hab ich gehört…“ Avery sah sich verstohlen um und zog sich schnell hinter seine Säulen zurück, als ein Grüppchen giggelnder Zweitklässlerinnen vorbeikam. Er packte Regulus‘ Robe und riss ihn mit hinter die Säule. Regulus‘ Muskeln verkrampften sich bei der plötzlichen Nähe.

„Was – soll – das?“, presste er hervor.

Avery lehnte sich vor, als würde er Regulus noch nicht genug Luft zum Atmen nehmen. „Ich will nicht, dass mich irgendwer hier sieht. Zu viele Fragen.“

„Warum ziehst du mich da dann mit rein?“

„Hier…“ Avery kramte etwas aus seiner Hosentasche und hielt es Regulus hin, der den Blick nicht senkte. „Ich wollte vorhin mit dir reden. Ich wollt’s schon die ganze Zeit, aber irgendwas kommt immer dazwischen. Was hältst du davon?“

Da Avery ihm wohl keine andere Wahl ließ, schaute Regulus runter. In Averys Hand glitzerte ein silbernes Abzeichen.

„Sie haben dich zum Kapitän gemacht?“ Regulus wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte, nachdem Avery sich versteckte, niemanden davon erzählt hatte und das Abzeichen nicht einmal an seine Robe steckte. Potters Brust war mittlerweile vollbehangen mit Abzeichen.

„Nicht so laut…“ Avery presste seine andere Hand auf Regulus‘ Mund, komplett, und lenkte ihn so wenigstens von weiteren Gedanken an Potters Brust ab. Nach einem Moment, in dem er sich vergewissert hatte, dass im Korridor niemand mehr herumwanderte, ließ Avery ihn los.

Unsicher trat er von einem Fuß auf den anderen und drehte das Abzeichen in beiden Händen. Ab und zu warf er einen Blick zu Regulus, der aber leider immer noch nicht wusste, was er jetzt machen sollte.

„Ich glaub, ich pack das nicht“, sagte Avery schließlich. Er klang ungewöhnlich kleinlaut und heiser. „Ich bin kein Kapitän. Warum nehmen die ausgerechnet mich?“

„Du bist… am längsten in der Mannschaft, nicht wahr?“

„Aber ich war doch immer nur Selwyns…“ Avery würgte das nächste Wort hervor: „Spielhäschen.“

Regulus zuckte mit den Schultern.

„Als ich ins Team kam, in meinem zweiten Jahr, da hatte Lucius Malfoy gerade seinen Abschluss gemacht und ich sollte den ersetzen. Eine Legende, ehrlich. Kennst ihn bestimmt. Genauso ein Snob wie du. Jedenfalls wollte keiner mich im Team haben. Die haben mich bei jeder Gelegenheit ausgelacht und gedemütigt… außer Selwyn. Wir haben vier Jahre zusammen gespielt. Ich hab nie darüber nachgedacht, dass er irgendwann nicht mehr da ist… und jetzt soll ich mich nicht nur auf einen neuen Treiber einstellen, sondern auch noch Kapitän spielen? Das kann ich nicht… Da fühl ich mich wieder wie der Zweitklässler, der sich nicht zum Auswahlspiel getraut hat…“

Regulus‘ Augen schwollen ob dieser Lebensgeschichte leicht an. Er stellte sich unweigerlich einen heulenden Zweitklässler Avery vor und das passte so gar nicht mit dem Bild des brutalen Treibers zusammen, das er sich im letzten Jahr gemacht hatte. Dafür ähnelte es allerdings sehr dem unsicheren Jungen, der gerade fußscharrend vor ihm stand.

„Wenn sie mich jetzt auslachen… oder nicht ernst nehmen… Mann, ich bin doch keine Autonomietätspersönlichkeit.“

„Autoritätsperson“, korrigierte Regulus, schüttelte dann über sich selbst den Kopf, noch bevor Avery zu schmollen begann.

„Scheiß Fremdwörter…“

Regulus tätschelte ganz kurz Averys Oberarm. „Du kriegst das schon hin.“

Avery schaute ihn an, die Augen ungewöhnlich groß mit gewaltigen Glanzpunkten auf der Iris. Er wirkte vollkommen am Boden zerstört. Was er jetzt brauchte, war ein Freund, der ihn aufmunterte. Regulus war da definitiv die falsche Wahl. Er mochte Avery zwar, aber für Freundschaften war er einfach nicht geschaffen. Für dieses Jahr hatte er sich vorgenommen, sein altes Leben wiederherzustellen. So gut es eben möglich war.

„Vielleicht solltest du lieber mit Rosier darüber sprechen. Er macht sich schon Sorgen um dich.“

„Ich kann da aber nicht mit Evan drüber reden“, sagte Avery frustriert. „Er versteht das nicht. Ich brauch jemanden aus dem Team und… d-dir vertrau ich wenigstens, also… Kannst du nicht einfach –“

„Avery.“ Regulus hatte einen Moment gebraucht, um Avery zu unterbrechen. So ein Vertrauensgeständnis hatte ihn nicht nur aus der Fassung gebracht, sondern rot anlaufen lassen. „Ich bin draußen. Du musst dir einen neuen Sucher suchen. Also… belästige mich nicht mit solchen belanglosen Kleinigkeiten.“

Avery fiel alles aus dem Gesicht; die Augen hüpften fast aus ihren Höhlen und seine Kinnlade klappte herunter. Dann begann er den Mund auf- und zuzuklappen wie ein Fisch auf dem Trockenen. Allmählich verließen auch wieder Buchstaben seinen Mund, zumindest der erste Buchstabe des Alphabets.

Regulus schüttelte den Kopf. „Tut mir leid“, sagte er und wandte sich zum Gehen. Er war schon einen Schritt im Korridor, als Avery sein Handgelenk packte.

„Warte!“ Verzweifelt klang er jetzt nicht mehr. Seine Stimme zerschnitt die Luft, so scharf war sie vor Ärger geworden. Regulus wollte sich daraufhin gar nicht mehr umdrehen und versuchte sich loszumachen, wurde dafür aber nur fester gepackt. Averys Finger gruben sich so tief in sein Fleisch, dass Regulus sie auf seinen Knochen spürte. Mit einem Ruck wurde er herumgerissen.

„Das kannst du nicht machen“, blaffte Avery ihn an. „Das Team… Ich brauche dich! Wir sind doch…“ Was genau sie waren, das wurde von einem anerkennenden Pfeifen übertönt.

Regulus drehte sich simultan mit Avery zum Ursprung des Pfeifens um. Am Ende des Korridors stand Sirius, wohl gerade auf dem Weg zur Großen Treppe. Neben ihm stand Pettigrew, der prompt in seine Hand kicherte, obwohl er bestimmt keinen Schimmer hatte, was Sirius amüsant fand.

Es war das erste Mal seit Wochen, dass Regulus seinem Bruder ins Gesicht sah. Eine grinsende Fratze hatte er dann nicht sehen wollen.

„Na, was haben wir denn da…“ Sirius kam näher, bis er nicht mehr schreien musste, damit man ihn ohne Schwierigkeiten verstehen konnte. „Du orientierst dich ja schnell um, Brüderchen. Wollt ihr das nicht lieber irgendwo machen, wo nicht die Gefahr besteht, dass euch jemand vor die Füße kotzt?“

Regulus riss sich aus Averys Umklammerung. „Was willst du, Sirius?“

„Du bist mein kleiner Bruder.“ Sirius machte noch einen Schritt vorwärts und schob die Hände in die Hosentaschen. Hinter ihm watschelte Pettigrew ebenfalls in den Gang und kurz darauf schaute Lupin um die Ecke, suchte eindeutig nach seinen verschollenen Freunden. Als er den Korridor betrat folgte ihm derjenige, den Regulus nun wirklich nicht sehen wollte, wenn er von seinem Bruder lächerlich gemacht wurde. James Potter grinste ihn an, aber sein Lächeln verschwand bei Sirius‘ nächsten Worten ziemlich plötzlich: „Dein Liebesleben interessiert mich ungemein.“

„Was?!“ Averys Stimme kippte in unerträgliche Höhen. Er machte einen schmerzhaft großen Schritt von Regulus weg. „Halt’s Maul, Black. Oder ich hex dir Watte rein.“

„Och, ich mein das doch nicht böse, Avy. Es freut mich, dass mein Brüderchen nicht mehr ständig deprimiert ist“, sagte Sirius immer noch grinsend. Er blieb vor Regulus stehen und lehnte sich zu ihm vor, die Hände weiterhin in den Hosentaschen verborgen, sicher in Reichweite seines Zauberstabes. „Du trägst die Haare anders, Regulus. Ein Zeichen?“

„Ich wollte deinen trashy Style einfach ungerne imitieren.“ Regulus fühlte zumindest ein wenig Genugtuung, als Sirius‘ Grinsen verschwand.

„Ich verzieh mich“, warf Avery ein. „Weiß ja jetzt, was du für ein Verräter bist, Black.“

Regulus verspürte den starken Drang sich zu rechtfertigen, nur war Avery zu schnell weg. Er hastete so eilig an Sirius und seinen Freunden vorbei, dass ihm Potters Zauberstab gar nicht auffiel. Der Brandzauber, den Potter abschickte, versengte Avery den Umhang und er sprang quietschend in die Höhe.

„James“, warnte Lupin. „Was soll das denn?“

„Dachte nur, ich unterstreiche den dramatischen Abgang“, spuckte Potter ärgerlich aus und schien Avery für einen Moment nachlaufen zu wollen, als der sich umdrehte und sich mit einer rüden Geste verabschiedete. Lupin packte ihn an der Schulter und hielt ihn zurück.

„Ihr seid so kindisch“, murmelte Regulus und wollte sich in die andere Richtung absetzen, aber schon wieder hielt man ihn fest. Genervt schloss er die Augen, atmete tief durch und drehte sich zurück, riss sich dabei los. „Was?“

Sirius‘ Grinsen war eingeknickt. „Es muss nicht so sein, Reggie.“

Regulus wollte über diese Worte lachen, aber über seine Lippen kam kaum mehr als ein Schnauben.

„Du bist doch mein kleiner Bruder“, sagte Sirius, auf einmal sanft wie ein verschmuster Welpe. Sollte man das wirklich ernst nehmen? Regulus tat es nicht.

„Ja, Sirius“, begann er leise. „Ja, das bin ich. Und wenn du ein Leben ohne deine Familie oder die damit einhergehende Verantwortung führen willst, dann unterstütze ich das. Dieser ganze Wahn nach reinem Blut hat dir so zugesetzt, dass es nur besser für dich ist, wenn du alles hinter dir lassen kannst. Vielleicht kann ich das ja auch. Vielleicht können wir wieder Brüder sein. Es gibt noch Hoffnung für mich.“

Man sah Sirius seine Verwirrung deutlich an, aber das Lächeln konnte sie nicht besiegen. Es zupfte an seinen Mundwinkeln und damit auch an denen von Regulus. Er konnte bei diesem zuversichtlichen Anblick nicht anders, als sich zu einem Lachen hinreißen zu lassen. Einfach nur, weil es Sirius so sichtbar wehtat.

„Deine Gutgläubigkeit ist nur noch traurig, Sirius“, sagte Regulus wieder ohne den Hauch von Belustigung in der Stimme. „Dass du davon gelaufen bist, war das Beste, das mir jemals passiert ist. Weißt du, was sie gemacht haben? Was Mutter getan hat? Sie hat deinen Namen aus dem Stammbaum gebrannt. Du bist nicht länger mein Bruder. Und ich… ich habe jetzt alles, was du nie wolltest. Und das fühlt sich gut an. Also denk nicht einmal im Traum daran, es dir zurückzuholen.“

Sirius‘ Schmerz verwandelte sich in Fassungslosigkeit. „Was ist mit dir passiert?“

„Ich hab einen neuen Haarschnitt“, sagte Regulus unbeeindruckt. „Das ist ein Zeichen.“ Er warf dabei einen Blick in Potters Richtung, konnte aber nicht lange ertragen, wie Potter ihn ansah. Es war nicht leicht diese Fassade aufrecht zu erhalten. Sie bröckelte umso schneller, je deutlicher Regulus das wurde.

Das Kinn demonstrativ reckend schritt Regulus an seinem Bruder vorbei und dieses Mal wurde er glücklicherweise nicht physisch zurückgehalten.

Aber auch nicht von Sirius.

„Reg! Reg, warte doch mal!“ Potters Stimme zu hören verunsicherte Regulus so stark, dass er ohne sich umzuschauen seine Schritte beschleunigte. Sirius war doch in der Nähe und trotzdem hörte er Potters Schritte. Sirius rief Potter sogar hinterher, bekam dafür aber nur „Bin gleich wieder da!“ zu hören.

Regulus hastete die Große Treppe nach oben, aber Potter war ihm so dicht auf den Fersen, dass er kopflos in den nächsten Korridor einbog. Er suchte verzweifelt nach einem Geheimgang, möglichst einen, den Potter nicht kannte, und notfalls würde er auch aus dem nächstbesten Fenster springen – das hatte er ja schon einmal überlebt.

„Regulus, bitte!“ Das letzte Wort wirkte wie ein Bremszauber auf Regulus‘ Füße. Er blieb an einer wie ein großes T geformten Abzweigung stehen, wusste aber gar nicht wirklich, wo er gerade war, weshalb er es sich sparte, die beiden Gänge nach Fluchtmöglichkeiten abzusuchen. Bis auf die Portraits waren die Korridore leer, auch wenn Regulus ganz leise Stimmen zu hören glaubte. Das zusammen genügte hoffentlich, damit Potter ihn nicht gegen die Wand warf und zu küssen versuchte.

„Mann, du bist ganz schön schnell.“ Schwer atmend kam Potter neben ihm zum Stehen, traute sich langsam um Regulus herum und baute sich vor ihm auf, was ihm trotzdem keinen Blick einbrachte. Regulus sah stur auf seine Schuhe. „Wo willst du denn hin? Keinen Hunger? Wir wollten gerade –“

„Potter, was willst du?“ Regulus sah auf und allein dadurch hellte Potters Miene sich derartig auf, dass Regulus fast ein weiteres Mal schwach geworden wäre.

Er durfte sich das nur nicht erlauben. Es gab mittlerweile bessere Gründe, als sein zu leicht brechendes Herz. Er hatte jetzt Verantwortung für einen der wichtigsten Namen in der Zaubereigeschichte. Im Gegensatz zu Sirius würde er dieses Prestige nicht freiwillig aufs Spiel setzen.

„Das eben… Du weißt, dass Sirius das nicht so gemeint hat. Er hat dich sehr gern… und du warst definitiv nicht der Grund, warum er gegangen ist.“

Regulus schnaubte. „Denkst du? Dann hat er dir wohl so einiges verschwiegen.“

Potter runzelte die Stirn und schien nachfragen zu wollen, schüttelte dann aber den Kopf. „Vertragt euch doch einfach wieder“, sagte er und griff dann so plötzlich Regulus‘ Hand, dass der gar nicht ausweichen konnte – oder wollte er ganz tief drinnen doch einfach nur zurück in Potters Arme? „Das würde für uns auch alles einfacher machen.“

Einen Moment lang starrte Regulus Potter nur aus großen Augen an, dann zog er seine Hand ruckartig aus Potters. „Es gibt kein ‚uns‘, Potter. Sieh das endlich ein…“ Als er rechts um die ging, folgte Potter ihm.

„Wieso?“, fragte er, als hätte er einfach ausgeblendet, was vor den Ferien passiert war. „Hält dich irgendwas… entschuldige bitte, irgendwer davon ab?“

Regulus verdrehte die Augen. „Das wäre nur ausgleichende Gerechtigkeit, da sonst immer irgendwer dich abgehalten hat.“

„Das ist jetzt vorbei“, sagte Potter und als Regulus nicht stehenbleiben wollte, fasste er ihn erneut an das Hand. „Regulus, bitte. Wie oft muss ich mich noch entschuldigen? Ich halt das nicht mehr aus.“

„Entschuldigen?“ Regulus legte betont nachdenklich den Kopf schief. „Wann genau hast du dich jemals entschuldigt?“

Potter öffnete sofort den Mund, aber als ihm bewusst wurde, dass er sich wirklich noch nicht bei Regulus entschuldigt hatte, presste er die Lippen wortlos aufeinander. Schuldbewusst wandte er den Blick ab, anstatt seine Entschuldigung jetzt nachzuholen.

„Du solltest jetzt gehen“, sagte Regulus schließlich. „Es reicht mir schon, dass ich dich jeden Abend ertragen muss.“

„Du weißt, dass das nicht stimmt.“ Potters Schuld verwandelte sich binnen eines Augenblickes in Selbstbewusstsein. „Reg, ob es dir jetzt passt oder nicht, ich kenn dich schon ’ne Weile. Und das eben… das warst nicht du.“

„Ach, ja? Dafür hab ich mich ziemlich wie ich selbst gefühlt.“

Potter grinste jetzt, und sein arrogantes Grinsen nervte sowieso schon ungemein, es aber momentan zu ertragen ließ Regulus ungewöhnlich wütend werden. Er ballte die Hände zu Fäusten.

„Versuch es doch“, sagte Potter. „Versuch mal, das durchzuhalten. Spiel meinetwegen den Vorzeige-Black, aber du kannst nicht von einem Tag auf den anderen abstellen, wer du bist.“

„Und wer…“ Regulus‘ geballte Fäuste lockerten sich ganz von alleine wieder. „Wer bin ich deiner Meinung nach dann?“

Potter nutzte die Gelegenheit um erneut Regulus‘ Hand zu fassen. „Komm mit.“

Regulus wollte nicht. Da waren ganz viele Gründe in ihm, die ihn in die andere Richtung zerrten, aber Potter hatte nicht nur seine Hand, sondern auch sein Herz fest im Griff, und das würde ihm überallhin nachhüpfen.

„Weißt du, wo wir sind?“ Potter hatte ihn durch eine offenstehende Tür gezogen, sodass sie jetzt direkt vorm Klassenzimmer für Geschichte der Zauberei standen. Er schaute Regulus erwartungsvoll an, als wolle er das noch einmal hören. Regulus sparte sich diese unnötige Aussage jedoch.

Potter hielt seine Hand immer noch fest und drückte sie jetzt sanft. „Hier haben wir uns das erste Mal geküsst. Und immer, wenn ich Geschichte hab und hier vorbeigehe, dann muss ich an meinen kleinen Eisklotz denken, an deine roten Wangen und die niedlich verwuschelten Haare. Du hast… gelacht, Reg. Damals. Weil ich bescheuert aussah, mit der beschlagenen Brille. So, wie du vorhin gelacht hast, das warst nicht du. Du würdest Sirius niemals auslachen, um zu überspielen, dass er dir wehgetan hat. Das weißt du doch selbst.“

„Du erinnerst dich verdammt gut an Dinge, die ich getan haben soll“, murmelte Regulus, ohne Potter dabei anzusehen. Er hatte sich auf ihre Hände fixiert, als würde es ohne Blick nicht schon genug kribbeln, als Potter ihm zärtlich über die Fingerknöchel strich. „Vielleicht, weil du sie im Grunde alle bereust.“

„Vielleicht…“ Potter verschränkte seine Finger mit Regulus‘, und auch, als die anderen Finger nur schlaff zwischen seinen hingen, ließ er ihn nicht los. „Wenn ich zurückgehen könnte, dann würde ich ganz viel anders machen. Ich würde nie behaupten, dass es ein Fehler gewesen wäre, dich zu küssen, ich würde Sirius nicht anlügen, und vor allen Dingen würde ich diesen Scheiß mit Evans lassen… Weil… weil… weil ich uns nicht bereue, Reg.“ Endlich ließ Potter Regulus‘ Hand los, umfasste dafür aber sein Gesicht. „Hey, wir kriegen das wieder hin.“

Regulus wollte den Kopf schütteln, verharrte aber, als seine Lippen Potters Handkante streiften. Er schloss die Augen und umklammerte Potters Handgelenk, hielt ihn in dieser Position fest, während er tief einatmete. Der Geruch von Seife und Tinte vermischte sich mit all den Nuancen, die er an Potter so mochte.

„Ich werd’s diesmal besser machen, Reg. Versprochen.“ Potter war ihm so verflucht nah gekommen, dass Regulus nur den Kopf drehen musste, um den warmen Atem seine Lippen kitzeln zu spüren. „Lass es uns doch bitte nur noch einmal versuchen.“

Allein nur für einen kurzen Moment zu hoffen, dass diesmal alles gut enden würde, fühlte sich so schön an, dass Regulus sich nicht traute, alles zu zerstören. Auch wenn es besser wäre. Für alle Beteiligten. Nur war Potter nicht Quidditch. Es schien unmöglich ihn einfach abzuhaken.

Abhaken…

Regulus kam eine Idee. Aber je länger er darüber nachdachte und dabei in Potters Augen sah, desto bescheuerter kam sie ihm vor.

„Lass mich… nachdenken“, bat Regulus. „Ich –“

„Du denkst schon so verflucht lange nach, Reg“, unterbrach Potter ihn. „Du fehlst mir.“

Regulus biss sich auf die Lippe, damit Potter es nicht falsch interpretierte, als er sich vorbeugte. Er legte eine Hand in Potters Nacken und die andere auf seinen Rücken, musste sich aber gar nicht selbst gegen ihn drücken, so schnell hatte Potter ihn in seine Arme geschlossen und an sich gezogen.

„Du fehlst mir auch“, sagte Regulus mit gepresster Stimme, weil sich erst nach diesen Worten die Verschnürung seiner Kehle zu lockern schien. Er atmete erleichtert aus und hätte fast dem Verlangen nachgegeben, das Gesicht in Potters Schulter zu vergraben. So aber löste er sich mit einem plötzlichen Schritt nach hinten und ließ Potter ziemlich verzweifelt mitten im Korridor stehen. „Wir sehen uns nachher. Lass mich wenigstens bis dahin nachdenken.“

Potters Lächeln war schwach und immer schwerer zu erkennen, je weiter Regulus nach hinten stolperte. „Ich sag’s ihm“, rief Potter ganz unerwartet, kurz bevor Regulus aus der Tür verschwinden konnte. „Wenn du’s versuchen willst, dann sag ich’s Sirius. Nur, dass du’s weißt.“

Regulus schluckte hart, drehte sich auf den Absätzen um und hastete um die Ecke.

Für Hausaufgaben hatte er heute Abend wohl keine Zeit mehr…


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