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Fanfiction

Unnatural Black - Rundgang der Sturköpfe

von Dr. S

Die Pflichten eines VertrauensschĂŒlers sollten beim besten Willen nicht das Highlight des Tages sein, aber nach diesem schrecklichen ersten Schultag freute James sich sogar auf Regulus‘ abweisendes Verhalten. Er flog die Treppen regelrecht herunter, um so schnell wie möglich, fast zehn Minuten zu frĂŒh, im Eingangshof zu sein, wo er sich mit Regulus treffen sollte.

Eine kĂŒhle Brise wehte ihm entgegen, als er das Tor durchschritt und unter den dunklen Sternenhimmel trat. Fackeln brannten in den Ecken des gepflasterten Hofes und in den sich herumwindenden GĂ€ngen. SchĂŒler tummelten sich dort, die meisten noch gar nicht an die Ausgangssperre denkend. Die Sommerferien waren noch prominent in den Köpfen der SchĂŒler. Statt an Hausaufgaben zu sitzen wurden die ewig gleichen Erlebnisse wieder und wieder erzĂ€hlt. James hatte sich viermal anhören mĂŒssen, dass Mary Macdonalds Kröte im Ägypten-Urlaub eingegangen war. Zuerst hatte sie es ihm erzĂ€hlt, als Sirius hinzugekommen war noch einmal ihm, dann Remus, und Peter hatte im falschen Moment die Marys Meinung nach richtige Frage gestellt.

Deswegen hasste James den Schulanfang. Er mochte Wiederholungen nicht. Er wollte vorwÀrtskommen, anstatt ewig auf der Stelle zu treten.

Das Abzeichen auf seiner Brust erschwerte ihm momentan seinen Weg ungemein. Alle starrten ihn an, die meisten einfach nur amĂŒsiert. Keiner hatte Respekt vor ihm oder nahm ihn ansatzweise ernst. James hatte seine Privilegien noch nicht ausgetestet, aber jeder, der von seinem neuen Amt erfuhr, lachte sich erst einmal eine halbe Stunde platt. Mary Macdonald war von TrĂ€nen fĂŒr ihre Kröte ganz schnell zu LachtrĂ€nen gewechselt.

James setzte sich auf die Bank im nördlichen Teil des Hofes. Er konnte auf die Tore sehen, die Regulus durchqueren musste, um ihn aus dieser unangenehmen Situation zu retten. Normalerweise war es James nicht unangenehm angestarrt zu werden, aber man lachte sonst ja auch mit ihm und nicht ĂŒber ihn. Genauer gesagt tuschelte und kicherte man gerade ĂŒber ihn.

James stemmte die Arme auf den Knien auf, stĂŒtzte dann sein Kinn mit den HĂ€nden und verbarg so unauffĂ€llig das Abzeichen. Er wollte das Ding so schnell wie möglich loswerden. Sobald er die Vorteile ausgeschöpft hatte, wĂŒrde Remus es wieder aufgezwungen bekommen. Und der einzige Vorteil war die hoffentlich ungestörte Zeit mit Regulus.

James‘ Miene hellte sich auf, als Regulus den Hof betrat, fĂŒnf Minuten zu frĂŒh wie immer. Er stand auf, straffte die Schultern und versuchte einen einnehmend imposanten Eindruck zu erwecken. Als Regulus schließlich vor ihm stehenblieb, grinste James ein sicherlich bescheuertes LĂ€cheln. Regulus erwiderte es nicht.

„Du bist zu frĂŒh.“

„Dir auch einen schönen Abend“, erwiderte James auf diese eiskalte BegrĂŒĂŸung. „Ich –“

„Ich dachte, dass du die Treppen direkt zum Bootshaus heruntergehst und ich außenherum gehe. Wir treffen uns beim Bootshaus, besprechen das Nötigste, und gehen dann den Weg wieder zurĂŒck.“ Regulus haute diesen Schwall an Wörtern heraus, wie Professor Binns seine Geschichtszahlen. Emotionslos und auswendiggelernt.

„Aber
“ James‘ Stimme war so schwach, dass sein Einwand auf der Stelle unterbunden wurde.

„Wenn du lieber außenherum gehen willst
“ Regulus hob die Schultern. „Meinetwegen.“ Vollkommen gleichgĂŒltig machte er einen Schritt an James vorbei, wollte geradewegs auf den Ausgang des Hofes zusteuern, als wĂŒrde ihm ihr Zusammensein gar nichts bedeuten. James wusste, dass das nicht so war.

„Nein“, sagte er deswegen mit fester Stimme. Regulus blieb stehen und drehte sich dann langsam zu James um. Er hob eine Augenbraue. James hasste das. Deswegen klang seine Stimme schĂ€rfer als beabsichtigt: „Wir sollen zusammen gehen. Falls einem von uns was passiert.“

Regulus‘ Augenbraue zuckte erneut, kam aber nicht mehr höher.

„Oder die SchĂŒler Schwierigkeiten machen.“

Regulus verdrehte die Augen, drehte sich auf der Stelle um und ging entschlossen voran. Selbst wenn er auf seinen Vorschlag bestanden hĂ€tte, wĂ€re James nicht eingeschĂŒchtert von diesem Verhalten gewesen. Ja, es verletzte ihn, verletzte ihn sogar mehr, als er sich eingestehen wollte, aber der Abend war noch jung. Regulus wĂŒrde auftauen.

James holte ihn am Treppenabsatz ein. „Was ist außerdem mit interhausialer Zusammenarbeit und Horizont-Erweiterungen?“

Regulus warf ihm einen skeptischen Blick zu. „Der abstruse Vorwand ist definitiv keinen Neologismus wert.“

James lachte, was zur Folge hatte, dass Regulus seine Schritte beschleunigte.

Die Treppen waren lang und steil, jeder Absatz erleuchtet von Fackeln, die sich mit der zunehmenden Dunkelheit von selbst entzĂŒndeten. PĂ€rchen hatten sich an den geraden Stellen zusammengefunden und nutzten die abgeschiedene Lage schamlos aus, um jeden in den Ferien versĂ€umten Kuss nachzuholen. James wollte auch.

Sein Blick hing sehnsĂŒchtig an Regulus, der zielstrebig auf ein auf dem GelĂ€nder kuschelndes PĂ€rchen zusteuerte. Er teilte ihnen mit so einem Selbstbewusstsein mit, dass sie sich demnĂ€chst zurĂŒck auf den Weg ins Schloss machen sollten, dass James seinen zurĂŒckhaltenden Eisklotz gar nicht mehr wieder erkannte. Zwei Monate waren lĂ€nger, als er gedacht hatte.

„Reg, warte doch mal.“ James schloss erneut zu Regulus auf und wollte ihn vor den neuen Stufen zum Stehenbleiben bringen. Er versagte. Regulus ließ nicht einmal eine kurze BerĂŒhrung zu und entschlĂŒpfte James‘ Hand, als hĂ€tte er die Bewegung vorhersehen können. „Nur kurz. Lass uns nur kurz reden.“

„Nein“, antwortete Regulus mit ebenso einer Entschlossenheit wie James zuvor. „Dazu besteht absolut keine Notwendigkeit.“

„Reg
“ James‘ Stimme rutschte vor Verzweiflung eine Oktave höher. Er blieb vor den Treppen stehen und rĂ€usperte sich. Regulus ging einfach weiter, obwohl James zu einem auswendiggelernt klingenden Redeschwall seinerseits ansetzte. Sogar in normaler Tonlage.

EnttĂ€uscht sah James zu, wie Regulus‘ Umhang bei dem schnellen, abwĂ€rtsfĂŒhrenden Gang aufwehte. Regulus sah so entschlossen aus, wie er nach vorne marschierte und auf das nĂ€chste PĂ€rchen zusteuerte, es ganz allein dazu brachte das Weite zu suchen. HĂ€ndchenhaltend liefen die beiden an James vorbei, der ihnen nachsah. Mit einem Seufzen wandte er sich schließlich wieder nach vorne, nur um festzustellen, dass Regulus bereits das Ende der Treppen erreicht hatte.

Vielleicht hatte James sich geirrt und er bedeutete Regulus wirklich nichts mehr. Er schĂŒttelte sofort heftig den Kopf und setzte zur Verfolgung an. Erst am Ende der Treppen holte er Regulus wieder ein.

„Reg, verflucht nochmal, lass mich –“

Regulus fuhr herum. „Lass mich meinen Job machen“, fauchte er. In seinen Augen blitzte pure Aversion auf. „Ich will nicht mit dir reden. Ich will nicht mit dir zusammenarbeiten. Ich will nicht einmal dein
 Gesicht sehen.“ Er schien eine Beleidigung ĂŒber James‘ Gesicht herunterzuschlucken. Hoffentlich, weil ihm daran noch etwas lag. „Wenn du kein Interesse an diesem Abzeichen hast, warum gehst du dann nicht einfach?“

James hob trotzig das Kinn. „Kein Interesse, ja? Ich zeig dir mal, was ich aus diesem Abzeichen holen kann.“ Er schaute sich um und entdeckte in der Dunkelheit vier DrittklĂ€ssler, die vom Bootshaus aus Steine in den See warfen.

„Hey!“ Entschlossen stĂŒrmte er auf die vier zu, die sich mit großen Augen zu ihm umdrehten. Er sah Bewunderung in den Gesichtern aufflackern, Ehrfurcht und Spannung. Zu solchen kleinen Fans konnte er nicht fies sein. „Die
 Ă€hm, Ausgangssperre fĂ€ngt in fĂŒnf Minuten an. Ihr solltet dann zumindest auf dem Weg zurĂŒck ins Schloss sein, okay?“

Die drei Jungs und das MĂ€dchen, das sich erst auf den zweiten Blick als MĂ€dchen herausstellte, wechselten unglĂ€ubige Blicke. Dann nickte der GrĂ¶ĂŸte grinsend. „Ja, klar.“ Die anderen drehten sich um und suchten neue Steine. Das MĂ€dchen kicherte.

„Hey
“ James rĂ€usperte sich. „Hey!“ Die SchĂŒler drehten sich langsam wieder zu ihm. „Sprech ich Französisch, oder was? Ihr sollt zum Schloss zurĂŒckgehen.“

Die Gesichter der DrittklÀssler wurden von Skepsis entstellt, nur um sich kurz darauf in grinsende Fratzen zu verwandeln.

James zeigte auf sein Abzeichen. „Ich bin VertrauensschĂŒler, klar?“

Kurz verschwand das Grinsen in den Gesichtern, dann brachen die SchĂŒler in schallendes GelĂ€chter aus. Einer trommelte sogar mit den FĂ€usten auf dem Boden. James hatte sich noch nie so gedemĂŒtigt gefĂŒhlt.

Regulus trat an seine Seite. „AmĂŒsiert ihr euch gut?“ Seine eiskalte Stimme durchschnitt die laue SpĂ€tsommernacht und ließ jedes Lachen sofort verstummen, auch wenn kein Grinsen vollends verschwinden wollte. Regulus schaute auf seine Uhr. „Hm
 Eine Minute nach Ausgangssperre. Missachtung von Schulregeln und der AutoritĂ€t eines VertrauensschĂŒlers. Das sind definitiv Strafarbeiten fĂŒr jeden von euch.“ Regulus zĂŒckte unter den entsetzten Blicken der SchĂŒler ein Notizbuch. „Namen?“

James wich den hilfesuchenden Blicken aus und ließ Regulus die Namen der DrittklĂ€ssler notieren, die bald darauf wie von einer wilden Horde Hippogreife verfolgt die Treppen hochrannten.

Regulus klappte sein Notizbuch gerĂ€uschvoll zu und ließ es in seine Umhangtasche gleiten. „Warum machst du das?“, fragte er James. „Du zerstörst deinen sorgsam aufgebauten Ruf als cooler DraufgĂ€nger.“

„Ich hab’s mir nicht ausgesucht, okay?“ James wusste nicht, wie oft er das jetzt schon gesagt hatte. Das war wohl seine sich ewig wiederholende Ferienstory. „Remus wollte nicht mehr und Dumbledore hat mich gezwungen.“

„Dann zwing Lupin das Abzeichen zurĂŒckzunehmen. Das kriegst du bestimmt hin“, sagte Regulus. „Du hast nichts von diesem Amt.“

„Doch. Ich kann mit dir zusammen sein“, sagte James und lĂ€chelte. Regulus starrte ihn an. Dann schnaubte er und drehte sich um. Er betrat das Bootshaus und verschwand so aus James‘ Blickfeld.

„Regulus!“ James eilte hinterher, fand sich kurz darauf aber in einem leeren, nur von zwei Fackeln erleuchteten Bootshaus wieder. Wind ließ das Wasser vom See aus in die Anlagestelle schwappen. Über ihm knarzten die abgedeckten Boote unter den Dachsparren. „Regulus?“

Das Portrait an der Wand rĂ€usperte sich. „Dort oben.“

James blinzelte das Portrait verwundert an. Er hatte nicht gewusst, dass hier unten eines hing.

„Ähm, danke“, sagte er und kletterte die Leiter hoch, die auf ein Podest neben den abgelegten Booten fĂŒhrte. Dort entdeckte er, dass es wohl nicht der Wind war, der die Boote zum Knarzen gebracht hatte.

Regulus stand mit verschrĂ€nkten Armen vor einem Boot, das scheinbar als Bett zweckentfremdet worden war. James‘ Augen schwollen bei dem Anblick der halbnackten Körper an und er konnte sich ein anerkennendes Pfeifen nicht verkneifen. DafĂŒr bekam er einen mordlustigen Blick des Jungen, der ihm irgendwie bekannt vorkam, zugeworfen, wĂ€hrend das MĂ€dchen sich verlegen bis zum Hals in die Abdeckplane wickelte.

„Ein Kommentar von dir, Potter, und ich –“

„Sexuelle Kontakte sind verboten. Ich kann dir Punkte dafĂŒr abziehen, Chambers“, redete Regulus dazwischen.

„Genau genommen sind sie innerhalb der Schulmauern untersagt. Wir sind grad draußen“, sagte der Junge, Chambers. Wenn James sich richtig erinnerte, dann hatte er letztes Jahr Quidditch in der Hausmannschaft von Slytherin gespielt.

„Nicht frech werden, Alter“, warnte James.

Chambers setzte zu einer Antwort an, aber Regulus schien jeden Streit im Keim zu ersticken wollen.

„Die Ausgangssperre hat bereits angefangen. Zieht euch was an und macht, dass ihr zurĂŒck zum Schloss kommt“, sagte er und blieb merkwĂŒrdig gleichgĂŒltig beim Anblick der entblĂ¶ĂŸten Haut. James wusste nicht wirklich, wo er hinschauen sollte, ohne rot zu werden. Er war froh, dass Regulus ihm bedeutete wieder nach unten zu steigen.

„Das
 Ă€hm, das war aber ziemlich parteiisch von dir“, sagte James, da war er noch halb auf der Leiter und Regulus schon auf der anderen Seite des Bootshauses. „Nur weil ihr in einem Team spielt –“

„Ich habe nicht vor meine Zeit dieses Jahr weiterhin mit solch einer Niveaulosigkeit zu verschwenden“, unterbrach Regulus ihn und verließ das Bootshaus. James blieb wie angewurzelt stehen. Sein Brustkorb schmerzte bei diesen Worten so viel mehr, als bei der konstanten Abweisung.

„Im Gegensatz zu den Kleinen eben, meine ich.“ James holte auf, sein Brustkorb immer noch fest zusammengeschnĂŒrt, und betrat nach Regulus das Freie. „Meinst du nicht?“

Ein steiler Hang fĂŒhrte in einer langen Rechtskurve zurĂŒck zum Schloss. Keine Fackeln erleuchteten hier den Weg. Ein falscher Schritt und man landete nicht nur mit sicherer Wahrscheinlichkeit im See, sondern brach sich an den felsigen Klippen definitiv einen seiner zweihundertsechs Knochen.

„Es ist der erste Schultag. Da bin ich etwas großzĂŒgiger, wenn man ĂŒber die Wiedersehensfreude hinweg die Zeit vergessen hat“, murmelte Regulus und fĂŒgte etwas leiser hinzu: „Außerdem hat Chambers dich nicht beleidigt.“

James grinste. Regulus hatte ihn also verteidigen wollen. Das war so sĂŒĂŸ. Und es bestĂ€rkte James‘ Hoffnung, dass da noch immer die alte Zuneigung in Regulus‘ Innerem glĂŒhte.

„Wiedersehensfreude hin oder her
“ James stolperte ĂŒber einen Stein. Er hielt sich aus einem reinen Reflex heraus an Regulus fest und nutzte das aus, um ihn zu sich herumzudrehen. „Es gibt da doch wirklich geeignetere Orte fĂŒr. Nicht wahr?“

Regulus sah ihm fest in die Augen. James versuchte alles um den Blickkontakt zu halten, aber als Regulus den Zauberstab zĂŒckte und ein helles Licht heraufbeschwor, da konnte er nicht anders als wegzusehen.

„Pass auf, wo du hintrittst“, sagte Regulus, riss sich los und ging weiter.

James kniff die Augen fest zusammen. Rote Punkte tanzten vor seinen Augen und wurden nur quĂ€lend langsam von der Dunkelheit verschluckt. Als er die Augen wieder aufschlug, war Regulus‘ Zauberstablicht bereits in weite Ferne gerĂŒckt.

James wurde allmĂ€hlich wĂŒtend. Er ballte eine Hand zur Faust und nutzte die andere, um selbst seinen Zauberstab zu ziehen.

„Lumos“, murmelte er und hastete Regulus im Schein des magischen Lichtes nach. Auf dieser Strecke schien sich mittlerweile keiner mehr herumzutreiben. Zu bedrohlich war der Abgrund und die darunter liegende SchwĂ€rze. James hatte keine Augen dafĂŒr. Er spĂŒrte die bodenlose Finsternis nach ihm greifen, als er zu nah am Abgrund entlangschlitterte, um Regulus zu ĂŒberholen. Sich erfolgreich vor ihm aufbauen zu können, war dieses Risiko definitiv wert gewesen.

„Das ist albern, Regulus“, sagte er scharf. „Wir können nicht einfach so tun, als wĂ€re nie etwas gewesen. Lass uns reden.“

Regulus versuchte an James vorbeizukommen, aber der versperrte ihm jedes Mal den Weg. Schließlich gab Regulus mit einem Seufzen auf und blieb stehen, wandte den Blick aber ab.

„Ich will nicht reden. Ich bin drĂŒber weg.“ Regulus ließ den Kopf leicht hĂ€ngen, wollte sein Gesicht wohl verstecken, aber das Zauberstablicht machte ihm einen Strich durch die Rechnung und entblĂ¶ĂŸte seine gequĂ€lte Miene. „Du kannst Evans an geeignetere Orte als das Bootshaus bringen und es wĂŒrde mir nichts ausmachen.“

„Denkst du, dass ich das will?“ James grinste vor Erleichterung. „Nein
 Nein, komm schon. Ich hab zwei Monate Zeit zum Nachdenken gehabt. Ich hab –“

„Ich auch.“ Regulus schien ihn einfach nicht ausreden lassen zu wollen. „Und wĂ€hrend ich jeden Tag auf eine Nachricht, eine ErklĂ€rung von dir gehofft habe, hab ich irgendwann etwas entdeckt, das ich wĂ€hrend der Zeit mit dir verloren hatte.“ Regulus machte eine Pause, in der er James kurz musterte. „Meine WĂŒrde.“

„Deine WĂŒrde?“ James‘ Stimme zitterte.

„Die will ich nicht wieder hergeben. Das darf ich nicht zulassen. Nicht nachdem Sirius derartig viel Schande ĂŒber unsere Familie gebracht hat. Und du hilfst ihm dabei auch noch.“ Regulus schĂŒttelte den Kopf. „Die öffentliche zur Schaustellung deiner PrioritĂ€ten macht mir das hier viel leichter, als ich gedacht habe.“

„Was
“ James hatte seine Fassung verloren und wĂ€hrend er sie suchte, ging Regulus wieder einfach an ihm vorbei. „Regulus, bitte. Jetzt geh doch nicht einfach wieder weg.“ James machte sich an den plötzlich so beschwerlich erscheinenden Aufstieg. Das Schloss kam nĂ€her, genauso wie das Ende seiner Chance ĂŒberhaupt den Ansatz einer Versöhnung einzuleiten.

„Hast du mir nicht zugehört, Potter?“

„Doch! Und ich kann verstehen, dass du dich verarscht fĂŒhlst. Ich hab Scheiße gebaut, okay? Ich hĂ€tte gleich mit dir reden sollen, aber ich war verwirrt. Wahrscheinlich hĂ€tte ich nur absoluten Nonsens von mir gegeben.“

„So wie jetzt gerade?“

„Ja! Äh
 Nein!“ James fuhr sich mit der Zauberstabhand durch die Haare. Das Licht brannte an seinem Nacken. Er zischte auf, löschte dabei das Licht und fluchte. Mit einer entschlossenen Bewegung holte er das Licht zurĂŒck und stapfte Regulus nach, der vollkommen rĂŒcksichtslos einfach weiter gegangen war. Die LĂ€ndereien waren abgeflacht und fĂŒhrten sie jetzt geradewegs auf die HĂ€ngebrĂŒcke zu.

„Verstehst du nicht, wie ich mich gefĂŒhlt habe?“, unternahm er einen neuen Versuch, Regulus von seiner Reue zu ĂŒberzeugen. „Sirius hat kein Wort mit mir geredet, Remus hat voll die depressive Schiene gefahren, und dann diese GefĂŒhle fĂŒr Evans, die ich erstmal einordnen musste. Ich wollte dir nicht wehtun, bevor ich mir hundertprozentig sicher bin, was ich will.“

„Wie liebenswĂŒrdig von dir.“

„Ich will dich.“

Endlich blieb Regulus stehen. James schöpfte Hoffnung aus diesem scheinbar unendlich tiefen Brunnen, als Regulus langsam den Kopf herumdrehte. Bevor er James allerdings ansehen konnte, schĂŒttelte er den Kopf und setzte seinen Weg stur fort.

James stöhnte vor Frustration auf und raufte sich die Haare, riss vor Verzweiflung sogar einige aus. „Wieso glaubst du mir denn nicht?“

Regulus antwortete nicht.

„Ich mein’s ernst.“ Am Ende der BrĂŒcke blieb James gar keine andere Wahl, als Regulus‘ Arm zu packen. Sonst wĂŒrde er gleich weg sein und James hĂ€tte nichts erreicht. Das wĂŒrde er nicht aushalten.

„Lass mich los“, verlangte Regulus, als er sich nicht aus James‘ festem Griff befreien konnte. „Potter, lass mich –“

„Nein.“ James stieß Regulus gegen die Wand, als er nicht aufhören wollte sich zu strĂ€uben. Mit beiden Armen pferchte er ihn ein und hielt ihn so an der Stelle fest, konnte ihm endlich richtig ins Gesicht sehen. Er entdeckte dort fast genauso viel Verzweiflung, wie er gerade selbst fĂŒhlte. Jeder Funken frustrierter Wut wurde von diesem Ausdruck gelöscht.

„Ich meine es wirklich ernst, Regulus“, wiederholte James, aber diesmal mit sanfterer Stimme.

Regulus ließ den leuchtenden Zauberstab sinken, aber James‘ Zauberstab, immer noch in seiner Hand und gegen die Wand gepresst, ließ jede Linie des blassen Gesichts hell erstrahlen. „Letztes Jahr hab ich auch gedacht, du wĂŒrdest es ernst meinen. Dabei
 Ich brauch dein Mitleid nicht.“

„Mitleid?“

„Mehr ist das doch nicht. Mehr ist es nie gewesen. Der arme, kleine Regulus, der sich verliebt hat, der extra Quidditch spielen lernt, nur um dir nahe zu sein
 und der stĂ€ndig zu heulen anfĂ€ngt. Da kann man schlecht widerstehen mal auszuprobieren, wie weit man gehen kann, nicht wahr? WĂ€r ja auch doof, wenn man Lily Evans irgendwann ohne jede Erfahrung knutschen muss
“

James seufzte. „Du bist ein Idiot
“

„Sag mir, dass es nie so gewesen ist.“ Regulus schaute ihn an und nach einer Weile schien er gefunden zu haben, wonach auch immer er gesucht hatte. Nickend senkte er den Blick wieder auf seine Schuhe. „Siehst du
“

James schĂŒttelte den Kopf. „Selbst wenn
 Das ist nicht mehr wichtig. Jetzt ist wichtig. Regulus, schau mich bitte an.“ Zuerst zögerte James, Regulus‘ Kinn zu berĂŒhren, aber er musste es anheben, um Augenkontakt herzustellen. „Wo bin ich denn jetzt? Bei wem? Reg
 Dann hast du vielleicht mit Quidditch angefangen, um mir nahe zu sein. Aber was mache ich denn gerade, um bei dir zu sein? VertrauensschĂŒler. Ich. Das ist doch Wahnsinn.“

„Du kannst das nicht vergleichen
“

„Hab ich grad gemacht.“ James lĂ€chelte, als Regulus die Augen verdrehte. Nicht das Augenrollen stimmte ihn zufrieden, sondern das kaum merkliche Zucken von Regulus‘ Mundwinkeln. Er hatte den entschlossenen Gesichtsausdruck, wenn Regulus sich bemĂŒhte nicht zu lĂ€cheln, unglaublich vermisst.

Regulus hob die Hand, ganz zögerlich strich er ĂŒber James‘ Wange. Es war so schön, so ersehnt, und so wahnsinnig kurz. Gerade, als James sich in die BerĂŒhrung lehnen wollte, um sie besser zu genießen, zog Regulus die Hand zurĂŒck und ballte sie zur Faust.

James schob seine Hand in Regulus‘ Nacken und zog ihn nĂ€her, wollte die NĂ€he nicht wieder verlieren. Regulus dagegen versuchte ihn auf Abstand zu halten, indem er die HĂ€nde gegen James‘ Brust presste. Seine Augen schlossen sich trotzdem, je nĂ€her James seinem Mund kam.

„Mach das bitte nicht, James
“

„Du hast mir so gefehlt, Reg.“ James strich mit den Lippen ĂŒber Regulus‘ Oberlippe, kĂŒsste seine Unterlippe, und als Regulus den Mund öffnete, um James‘ Kuss zuzulassen, riss ein Schrei sie auseinander.

Es war ein hoher Aufschrei, der definitiv von einem MĂ€dchen stammte. Er kam aus der Richtung des Hofes, ein gutes StĂŒck entfernt und doch nah genug, um die Stimmung binnen eines Augenblicks komplett zu zerstören.

Regulus starrte mit gerunzelter Stirn in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war, schaute dann zu James und stieß ihn kurz darauf mit so einer Kraft weg, dass James fast auf dem Boden landete. Er fing sich gerade noch und lief Regulus nach, der in Windeseile durch den Korridor rannte, der den Hof umschloss.

Am Ende des Ganges wurden zwei Gestalten vom hellen Fackelschein erleuchtet. Keine von beiden war ein MĂ€dchen. Als James schließlich nah genug kam, um mehr als Umrisse zu erkennen, konnte er Snape dabei beobachten, wie er seinen Zauberstab wegsteckte. Der blonde VertrauensschĂŒler, Lockhart, neben ihm drehte sich um, als Regulus mit einem RĂ€uspern auf sich aufmerksam machte.

„Was war los? Wir haben einen Schrei gehört.“ Und der war sicherlich nicht von Snape gekommen. James wĂŒrde ihm das zwar gerne anhĂ€ngen, aber so viel Phantasie hatte er dann doch wieder nicht.

„Es war bloß eine Spinne.“ Lockhart streckte die HĂ€nde empor. „Aber eine von der GrĂ¶ĂŸe einer Acromantula. Keine Sorge, meine Freunde, ich habe mich um sie gekĂŒmmert. Stimmt doch, oder Severus?“

Snape war immer noch damit beschÀftigt seinen Zauberstab sicher zu verstauen, konnte sich wÀhrenddessen aber nicht verkneifen eine Augenbraue hochwandern zu lassen. Er warf Lockhart einen skeptischen Blick zu und schwenkte dann zu Regulus. Dabei bemerkte er James. Seine Augen weiteten sich.

„Du
“ Snape griff wieder nach seinem Zauberstab, zĂŒckte ihn aber nicht, als Regulus sich warnend rĂ€usperte. „BrĂŒstest dich hier mit diesem Abzeichen
 Glaub nicht, dass du damit durchkommst, Potter. Ich finde heraus, was du getan hast, um –“

„Um derartig bestraft zu werden?“ James zuckte grinsend die Achseln. „Tu dir keinen Zwang an.“

„Seid ihr fertig mit eurer Runde?“, fragte Regulus dazwischen, als Snape sich schon auf einen verbalen Konter einstellte. Jetzt nickte er nur abgehackt. „Dann gehen wir doch zusammen zum Gemeinschaftsraum zurĂŒck.“

Snape schaute genauso verdutzt aus der WĂ€sche wie James. Regulus ignorierte beide Gesichter gekonnt und klopfte Snape im Vorbeigehen auf die Schulter, musste ihn dann aber schließlich doch hinter sich herziehen. James verstand nicht warum. Gerade war es doch so gut gelaufen


„Und? Gehen wir auch zusammen zurĂŒck?“

James sah den aufdringlichen Jungen an und fing an sich zu fragen, wie es möglich war, derartig lange zu grinsen, ohne einen Krampf zu bekommen. „Bist du in Gryffindor?“

„Nein!“ Lockhart zwinkerte und zeigte mit dem Finger auf James. „Sonst wĂŒrdest du mich kennen, James Potter! NatĂŒrlich hast du auch so schon von mir gehört.“

„Ich hab dich schreien hören, eben“, sagte James.

Lockharts Grinsen verschwand. Eine Sekunde spĂ€ter war es wieder da. „Du bist ja lustig. Das wird bestimmt der amĂŒsanteste RĂŒckweg meines Lebens.“ Er packte James‘ Arm und zog ihn vorwĂ€rts. „Ich erzĂ€hl dir die Geschichte, wie ich in den Sommerferien ein Drachenbaby aus einem Baum gerettet habe.“

James schloss die Augen und versuchte sich ohne Zauberstab und non-verbal Ohrstöpsel zu zaubern.


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