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Fanfiction

Unnatural Black - Status Quo

von Dr. S

Es war so einfach wieder zur Normalität zurückzukehren, dass James am Ende der Ferien fest damit rechnete, alles würde sich so einfach klären.

Sirius war wieder sein bester Freund und machte die Zugfahrt nach Hogwarts auch gleich viel schöner, indem er sie in einem Abteil mit seinen Freunden verbrachte. Sogar Remus war froh Sirius wiederzusehen. Er verlor genauso wenig ein Wort über den Vorfall bei der Peitschenden Weide, wie über sein abgegebenes Abzeichen, das jetzt in James‘ Tasche darauf wartete, alles kaputtzumachen.

Remus mochte es hinter seinem Lächeln gut verstecken können, aber innerlich bereute er es sein Amt als Vertrauensschüler aufgegeben zu haben. Und James wollte das Abzeichen doch gar nicht. Der einzige positive Aspekt wäre die Zusammenarbeit mit Evans, aber er wollte Regulus zurückhaben, und dann durfte er sich engeren Kontakt zu ihr nicht erlauben. Seine Gefühle hatte er vielleicht nicht so sehr unter Kontrolle, wie er es sich momentan einredete.

„Musst du nicht in dein Vertrauensschüler-Abteil, Moony?“, fragte Peter irgendwann. Natürlich musste es Peter sein. Peter schaffte es immer die schönsten Momente mit seiner Meinung nach harmlosen Fragen vollkommen zu zerstören, ohne seinen Fauxpas aber wirklich zu bemerken.

„Ähm…“ Remus räusperte sich, wurde sogar leicht rosa um die Nase, als müsse er sich für seine Entscheidung schämen. „Ich hab… gekündigt, sozusagen. Eigentlich müsste also einer von euch dorthin.“ Er sah zuerst Sirius, dann James an, und ließ Peter aufgrund der ihn von vorneherein ausschließenden Frage gleich aus. Sirius schaute blöd genug aus der Wäsche, um sich selbst zu eliminieren.

James sah sich binnen weniger Sekunden mit allen drei Blicken konfrontiert. Sirius hatte neben ihm die beste Position und griff in James‘ Hosentasche. Das Quietschen, das James entwich, hatte Sirius‘ kleiner Bruder so auch schon zu hören bekommen.

„Aha…“ Sirius hielt das silberne V ins Licht, sodass es aufblitzte. „Wir teilen tagelang das Bett und du sagst mir nichts davon?“

„Gib her.“ James griff in die Luft, als Sirius das Abzeichen schnell wegzog. Er versuchte es noch einmal und ließ Sirius dann damit spielen, wandte sich Remus zu. „Wir haben erstmal nicht in einem Bett geschlafen, und zweitens hat Dumbledore es mir aufgezwungen. Du musst nur einen Ton sagen und du kriegst es wieder.“

Remus schüttelte den Kopf. „Ich hab’s erwartet. Ausschlussverfahren.“

„Ey“, machte Sirius. Beleidigt warf er das Abzeichen gegen James‘ Schläfe. „Ich würd’s sowieso nicht wollen.“

„Ich auch nicht“, warf Peter ein, demonstrativ die Arme vor dem dicken Bauch verschränkend.

„Moony, ernsthaft…“ James nahm das Abzeichen, das sich einfach nur fremd in seiner Hand anfühlte, und hielt es Remus hin. „Du bist doch der einzige von uns, der etwas damit anfangen kann.“

„Du wächst da schon rein, James“, sagte Remus lächelnd. „Es wird dich vor Lilys Augen zu einem besseren Menschen machen.“ Sein auffälliges Zwinkern ließ James nach der Tür greifen.

„Ich werd erstmal versuchen reinzuwachsen“, sagte er, während er die Tür aufzog. „Wenn Evans mir dabei zu sehr auf die Nerven geht, werd ich mich höchstpersönlich bei dir ausheulen, Moony.“

Remus zuckte immer noch lächelnd mit den Schultern. Vielleicht machte es ihm wirklich nichts aus, dafür schien Sirius tatsächlich gekränkt zu sein. Er sah eine Spur zu verbissen zu, wie James sich das Abzeichen ansteckte. Aber es konnte nicht daran liegen, dass Sirius das Abzeichen nicht bekommen hatte.

James wollte nachfragen, konnte aber nicht, als Sirius sich dem Fenster zudrehte und auf die vorbeirasende Landschaft hinaussah. Trotzdem klammerte er sich an die Hoffnung, dass alles weiterhin beim Status Quo blieb. Nur, weil er nicht sofort sagen konnte, was mit Sirius los war, hieß das nicht, dass ihre Freundschaft tiefere Kratzer davongetragen hatte. Alles war in Ordnung.

„Bis später!“ James schloss die Tür mit einem Grinsen hinter sich.

Alleine auf dem Korridor verlor er sein Lächeln wieder, als würden seine Mundwinkel von dem Gewicht auf seiner Brust heruntergezogen werden. Er wollte nicht in irgendein Abteil mit all diesen Vorschriftsfanatikern, die ihn alle nicht ausstehen konnten. Er wollte endlich Regulus suchen.

Zwei Monate hatte er ihn nicht gesehen und auf dem Bahnsteig war ihm nicht einmal ein Elternteil von Regulus aufgefallen; ein paar Stunden mehr oder weniger sollten ihm also nichts ausmachen. Stattdessen passierte genau das Gegenteil. James war unruhiger als ein Kleinkind vor Weihnachten.

Während er den Korridor entlangging, stellte er sicher, einen mehr oder weniger langen Blick in jedes Abteil zu werfen. In einem fand er Avery und Rosier beschäftigt mit einem Kartenspiel, das letzteren sehr zu frustrieren schien. James hätte eigentlich vermutet, Regulus bei diesen zwielichtigen Gesellen zu finden.

Sein Gang wurde schlurfender, zeugte mit jedem weiteren Abteil ohne Regulus von mehr Enttäuschung. Als er Regulus schließlich entdeckte, hatte er auch seinen Zielort erreicht.

James blieb stehen, schwankend zwischen Erstaunen und purer Freude – und natürlich aufgrund der scharfen Kurve, die der Zug gerade fuhr.

Regulus stand außerhalb des Abteils und unterhielt sich mit Travers. Auf seiner Brust glänzte das Vertrauensschülerabzeichen und versprühte einen leichten Hauch von Schicksal, dem James grinsend entgegentrat. Je näher er kam, desto besser konnte er Regulus‘ Gesichtszüge erkennen. Und er sah so unglaublich gut aus…

James hätte nie gedacht, dass zwei Monate so viel ausmachen konnten. Regulus war gewachsen, nicht unbedingt in die Höhe geschossen, aber es passte mittlerweile gerademal ein halber Kopf zwischen ihn und seinen Teamkameraden. Sein Haar war kürzer, erreichte jetzt nicht einmal mehr seine Ohrläppchen und erlaubte ihm so auch nicht mehr seine Augen hinter seinem Pony zu verstecken. Das faszinierende Grau seiner Augen kam so viel besser zur Geltung, präsentierte allerdings trotz eines kleinen Lächelns Eiseskälte und Härte in einem Maße, das James so nicht kannte. Es ließ ihn zögerlicher gehen. Regulus wirkte so anders, so erwachsen, und als er James ansah, da konnte der keinen Schritt mehr machen.

James lächelte, aber Regulus‘ Lächeln wurde nur schwächer, verschwand schließlich ganz, als er das Abzeichen auf James‘ Brust entdeckte. Travers bemerkte, dass Regulus plötzlich abgelenkt war, und drehte sich um. Er gab ein verwirrtes Geräusch von sich, das irgendwie nach einem Schaf klang, und lugte dann in das Abteil hinein.

„Meadowes?“

Dorcas‘ Kopf erschien im Gang. Sie entdeckte James und strahlte ihn an. „James, ich hab schon auf dich gewartet!“ Sie stieß Travers rücksichtslos zur Seite und hastete auf James zu, legte ihm eine stützende Hand auf die Schulter. „Der Direktor hat mir eine Eule geschrieben“, erklärte sie mit einem offensichtlichen Blick auf das Schulsprecherabzeichen auf ihrer Brust. „Er war –“

„Dumbledore hat dir geschrieben?“, mischte Travers sich ein. Er schien zu Recht ungläubig, immerhin glänzte auf seiner Brust das gleiche Abzeichen, wie bei Dorcas. James konnte diese Entscheidung beim besten Willen nicht verstehen. Allerdings konnte er auch nicht verstehen, wie man überhaupt einen Schüler aus Slytherin zum Vertrauensschüler machen konnte. Außer Regulus natürlich. Regulus war ja kein rassistisches Arschloch.

„Wahrscheinlich hat er dir auch geschrieben, aber deine Eule wurde von einem mysteriösen Todesblitz getroffen“, sagte Dorcas mit einem vorwurfsvollen Blick, der Travers wohl nur betroffen zu Boden blicken ließ, weil er seit Jahren romantisches Interesse an Dorcas hegte. „Nebenbei, könntet ihr diese Türsperre verlegen? Ihr verschreckt schüchterne Neulinge.“

„Ich bin nicht schüchtern“, gluckste James. Jeder Ansatz von Lachen verging ihm allerdings sofort, als Regulus sich schmerzhaft ablehnend von ihm wegdrehte, alles unter dem Vorwand, er müsse die Tür freigeben. James blieb wahrscheinlich deswegen einfach auf der Türschwelle stehen. Er versuchte Regulus in die Augen zu sehen, bekam aber vorher einen Stoß in den Rücken, der ihn vorwärts stolpern ließ.

„Keine Türsperre, Potter. Hast du der Lady nicht zugehört?“, meckerte Travers.

„Wahrscheinlich braucht Potter einen roten Teppich.“

Es war nicht der Spruch, der James einen Stich ins Herz versetzte, sondern von wem er kam. Regulus machte sowas nicht. Er brachte keine Sprüche, die andere – in diesem Fall Travers – zu einem gehässigen Lachen brachten.

James war so baff, dass er sich widerstandslos in das Abteil schieben ließ. Wie das meiste Equipment der Vertrauensschüler war es besser ausgestattet und magisch vergrößert. Die Sitze waren insgesamt breiter, weicher gepolstert und mit rotem Samt gepolstert. Es gab sogar Kürbispastete und Getränke, um durch die sicherlich langweiligen Meetings zu führen. James hatte für diese Sonderausstattung allerdings kaum einen Blick übrig.

Er plumpste auf einen der letzten freien Sitze und starrte auf die Füße seines Gegenübers. Schwarze Lackschuhe mit einer auffälligen Kruste Schlamm unter der Sohle. James sah hoch und begegnete Snapes entsetztem Blick.

„Was willst du hier?“, zischte er, aber James war so niedergeschlagen von einem einzigen Satz, dass er stumm den Blick wieder auf Snapes dreckige Schuhe richtete.

Regulus hasste ihn, verachtete ihn zumindest, aber selbst das war schlimm genug. James hatte so sehr darauf gehofft, seinen Eisklotz schnell wieder zum Schmelzen zu bringen, aber jetzt musste er mit dieser neuen Facette zurechtkommen, die er nicht einschätzen konnte. Vielleicht war es bloß ein kurzlebiges Aufflammen von demonstrativen Antipathien… Es würde alles wieder gut werden.

„Dorcas…“ James fasste den Arm des Mädchens, das sich neben ihn setzte. „Tust du deinem Kapitän einen Gefallen?“

Dorcas sah zwar verwundert aus, zuckte aber mit den Schultern. „Kommt drauf an.“

„Bei diesen nächtlichen Rundgängen… Die macht ihr doch in Paaren…“ Er lehnte sich aufgrund von Snapes neugierigem Blick vor und sprach leise in Dorcas‘ Ohr. „Kannst du mich mit Regulus Black zusammentun?“

Dorcas schien noch eine Spur verwunderter. „Mit Black? Hm…“ Sie warf einen Blick auf eine Pergamentrolle, die sie mit sich herumtrug, rollte sie allerdings zusammen, bevor James es ihr gleichtun konnte. „Na ja, ich versuch’s mal mit meinem Augenaufschlag. Aber dafür schuldest du mir den Pokal in meinem Abschlussjahr.“

James grinste zufrieden. „Kein Problem. Danke dir.“ Er klopfte ihr kräftig auf die Schulter und bekam einen noch festeren Schlag in die Seite zurück. Dorcas stand lächelnd auf und fasste Travers, der immer noch die Tür blockierte, an der Schulter, zog ihn allerdings außer Hörweite. Das Gute daran war, dass Regulus sich endlich in das Abteil bequemte.

James rutschte ein Stück zur Seite, um auf den leeren Platz neben ihm aufmerksam zu machen. Es funktionierte auch. Regulus sah zuerst ihn an, dann den freien Platz, und ließ sich schließlich rücklings auf den Sitz neben Snape fallen.

Neben Snape.

James‘ Niedergeschlagenheit verwandelte sich schneller in Wut, als Peter beim Anblick von Gefahr in eine Ratte.

Regulus mochte Snape nicht. Niemand mochte Snape. Trotzdem saß Regulus lieber neben dem fetthaarigen Bastard und schenkte James nicht einmal mehr einen einzigen Blick.

Die Hoffnung, dass doch noch alles gut werden würde, schwand mit jeder Sekunde. Aber Regulus‘ Verbissenheit konsequent zu bleiben hatte sie bisher auch nicht auseinanderhalten können. James musste nur auf den passenden Augenblick warten ungestört mit Regulus zu reden, ihm seine Gefühle zu erklären, und darauf zu achten, dass sie niemand beim Knutschen stören würde. Bis dahin durfte er sich keinen Fehler erlauben.

„Potter? Was machst du denn hier? Wo ist Remus?“

James suchte den Ursprung der viel zu schnell redenden Stimme und begegnete so Lily Evans‘ hypnotisierend schönen grünen Augen. Es fiel ihm unerwartet schwer seine Mundwinkel davon abzuhalten nach oben zu wandern, aber er schaffte es.

„Remus hat geschmissen. Hat dein ewiges Geplapper wahrscheinlich nicht mehr ertragen.“ Vielleicht war es ein wenig zu barsch, aber Lily tat seinen Kommentar mit einem Schnauben ab und setzte sich wohl oder übel neben ihn. James hätte sich normalerweise danach gesehnt von Lilys Duft so eingehüllt zu werden, aber ihr neues Parfüm machte es ihm heute merkwürdig schwer seine Position zu genießen. Wieso trug sie überhaupt Parfüm?

James warf Lily einen längeren Seitenblick zu und stellte fest, dass sie nicht nur anders roch. Da klebte auch ungewöhnlich viel Make-up in ihrem Gesicht. Ihre Lippen glänzten. Ihre verführerisch vollen Lippen glänzten wie Tau in der Morgensonne. James‘ Mundwinkel waren so weit nach oben gewandert, dass es wehtat.

Leider war es nicht der Schmerz, sondern Dorcas, die ihn in die Realität zurückholte: „So, da wir jetzt endlich komplett sind, können wir ja anfangen“, sagte sie mit einem mahnenden Blick in Lilys Richtung und kämpfte sich bis zum anderen Ende des Abteils durch. Travers schloss die Abteiltür und baute sich vor ihr auf, wie ein Wachdrache vor den Verließen Gringotts.

„Erstmal herzlich willkommen an alle alten und neuen Hasen. Für alle, die mich nicht kennen, ich bin Dorcas Meadowes und zusammen mit Travers für eure Koordination dieses Jahr zuständig. Eine Erläuterung eurer Aufgaben bekommt ihr in schriftlicher Form ausgeteilt…“ Dorcas begann auf ihrer Seite Pergamentrollen auszuteilen und Travers holte von hinten auf, knallte James seine Rolle dabei mit so viel Kraft vor die Brust, dass sie einriss. „Schaut drüber und wenn ihr noch Fragen habt, dann sprecht Travers, mich, oder einen der älteren Schüler an.“

Die übereifrigen Vertrauensschüler aus der fünften Klasse entrollten ihre Pergamente, während der Rest eher verhalten einen Blick auf das geballte Dutzend Regeln warf. James starrte nur die Zahlen am rechten Rand an, bevor er lieber beobachtete, wie Dorcas mit Travers redete. Sie zeigte ihm eine Liste und versuchte wohl mit ihrem hübschesten Lächeln von deren Inhalt zu überzeugen. James hoffte, dass es dabei auch um seine Bitte ging.

Er schaute Regulus an, der mit eng zusammengezogen Augenbrauen seine Liste studierte. Eine kleine Falte hatte sich zwischen seinen Brauen gebildet. James hatte diesen konzentrierten Gesichtsausdruck vermisst.

„Potter“, zischte Lily ihm direkt ins Ohr. James zuckte zusammen. „Nimm das hier gefälligst ernst. Gott, wieso haben sie dich bloß ausgesucht?“

„Ich weiß, dass du lieber Sirius hier sitzen hättest, aber leider ist der genauso verantwortungslos, wie ich“, gab James genervt zurück. Er strich demonstrativ seine Pergamentrolle glatt und fing dabei ganz zufällig Regulus‘ Blick auf. Die kleine Falte war inzwischen verschwunden, zeichnete sich nur noch ganz leicht ab, aber der weichere Gesichtsausdruck gefiel James genauso gut. Er entdeckte eine Spur Neugierde in Regulus‘ Augen und folgte ihr zu dem winzigen Quell der Hoffnung, dass die unüberhörbaren Zickereien zumindest etwas Gutes haben würden. Dass sie Regulus überzeugen würden, für wen James sich entschieden hatte.

„Sirius ist nicht so verantwortungslos, wie du glauben magst“, sagte Lily und erst da fiel James ein, dass Regulus vielleicht nur Interesse an den romantischen Verwicklungen im Leben seines Bruders haben könnte.

Sirius hatte soweit James wusste kein Wort mit Regulus gewechselt, seit er von zu Hause abgehauen war. James‘ Vater hatte mit Sirius‘ Vater gesprochen, hatte ihm versichert, dass es seinem Sohn gut ging und es die beste Lösung wäre, wenn sich die Gemüter erst einmal beruhigen würden. Zu Weihnachten würde Sirius dann vielleicht nach Hause zurückkehren.

James würde gerne sagen, dass er Sirius‘ Meinung dazu besser einschätzen könnte, als sein Vater, allerdings verlor Sirius kein Wort über seine Familie. Er sprach nicht über was immer das Fass zum Überlaufen gebracht hatte und überspielte seine Gefühle mit einer manchmal zu aufgesetzten Fröhlichkeit. Aber so war Sirius schon immer gewesen und deshalb war auch alles weiterhin gut.

„Ja, natürlich. Sirius Black ist das personifizierte Verantwortungsbewusstsein“, mischte Snape sich ein und der wütende Blick, den Lily ihm zuwarf, machte James deutlich, dass es vielleicht nicht ganz so einfach war, alles wieder auf Normal zurückzudrehen.

„Halt du dich da bloß raus. Dein Verantwortungsbewusstsein würde sogar gegen Potters verlieren, sonst hättest du deine grausamen Slytherin-Freunde wenigstens einmal zur Raison gebracht.“

„Ich hab schon oft genug meinen Kopf für solche riskiert, ohne es an die große Glocke zu hängen.“

„Solche, ja?“ Lily knitterte ihr Pergament. „Sprich es doch aus, Severus. Du magst das Wort doch so gerne. Schlammblut.“

Snape wurde rot, so knallrot, dass Regulus neben ihm noch blasser wirkte. Ein unauffälliger blonder Junge auf Snapes anderer Seite ließ sich von dem Wort zu einer äußerst auffälligen theatralischen Geste verleiten und schlug die Hände vor den Mund. Niemand beachtete ihn wirklich.

„Dafür hab ich mich tausendmal entschuldigt“, sagte Snape kleinlaut.

„Zu schade, dass das unentschuldbar ist“, warf James ein, musste sich dafür aber nicht nur von Snape, sondern auch von Lily einen warnenden Blick antun, der aufgrund von jahrelanger Freundschaft schrecklich synchron verlief. Regulus wandte sich mit einem Kopfschütteln seinem Pergament zu.

„Wage es nicht, dich einzumischen, Potter“, zischte Snape.

Lily zischte ebenfalls: „Du kannst das doch gar nicht verstehen. Immerhin denkst du auch, dein Blut würde dich zu einem besseren Menschen machen und dir das Recht geben so arrogant durch die Gegend zu stolzieren. Und dein Pseudo-Mitleid macht auch nichts besser. Im Grunde macht es dich zu genauso einem Bastard wie diese Todesser.“ Da war so ein abfälliger Klang in ihrer Stimme, dass James einen Funken Sympathie für den blonden Jungen empfand, der erneut theatralisch gestikulierte. Er keuchte dabei so dramatisch, dass er endlich etwas Aufmerksamkeit bekam.

„Ey, noch ein Wort da hinten und ich vergesse mich!“, blaffte Travers durch das ganze Abteil. Augenblicklich zog eine unheimliche Totenstille ein und keiner traute mehr den Blick von seinem Pergament zu nehmen. Außer James.

Er hatte gesehen, wie Regulus‘ Mundwinkel bei Travers‘ Worten gezuckt hatten, und das verletzte ihn noch mehr, als eine bis ins Herz schneidende Bemerkung von Lily Evans. Regulus lachte nicht bei jeder Kleinigkeit und doch schien Travers es erschreckend oft hinzubekommen. Es war James zu gut in Erinnerung, wie der Kerl um Regulus herumscharwenzelt war, um das einfach so wegstecken zu können.

Dorcas stieß Travers ihren Ellenbogen in die Seite, lächelte den Schülern dann zu. „Dem zunehmenden Lautstärkepegel nach habt ihr wohl zu Ende gelesen. Gibt es Fragen?“

James hatte keine einzige Zeile gelesen. Remus würde ihn auffressen.

„Keine? Gut…“ Dorcas rollte ihre Pergamentrolle auf und ließ Travers hineinsehen.

„Fünftklässler kümmern sich nach dem Essen um die Erstklässler. Ihr bringt sie zu ihrem Schlafsaal und das sofort nach dem Essen. Keine Umwege. Wenn die erstmal frei herumwuseln, dann verbringt ihr die ganze Nacht damit sie wieder einzufangen“, erklärte Travers. „Passwörter für die Gemeinschaftsräume bekommt ihr jetzt von Meadowes.“

Dorcas zückte den Zauberstab und ließ mit einem geübten Schwenk kleine Pergamentvögelchen in die Luft steigen. Von ganz alleine suchten sie sich ihre Besitzer. Ein blassrotes Vögelchen landete in James‘ Schoß und hüpfte auf seine geöffnete Hand zu. Er faltete es auf und entdeckte dort mehrere Passwörter, nicht nur das für den Gemeinschaftsraum.

„Außerdem möchte ich euch darauf aufmerksam machen, dass die Nutzung des Vertrauensschülerbads im fünften Stock ein Privileg ist. Es ist nicht dazu da, um schmutzige Sachen zu legalisieren.“

Dorcas räusperte sich. „Travers will sagen, dass sexuelle Kontakte innerhalb der Schulmauern immer noch untersagt sind.“

Travers nickte. Rote Flecken besprenkelten seine Wangen.

„Vertrauensschüler sollten mit gutem Beispiel vorangehen“, fuhr Dorcas fort und konnte im Gegensatz zu Travers das Gekicher zweier Fünftklässlerinnen einfach ignorieren. Knallrot blaffte er sie an, die Klappe zu halten, und während Dorcas gelassen fortfuhr, stellte James sich die Frage, ob es einen triftigen Grund für so einen tiefen Rotton gab. Zuerst amüsierte ihn der Gedanke, bei was Travers sich am Ende erwischen ließ, dann gefiel ihm die Vorstellung aber gar nicht, dass so jemand in Regulus‘ Nähe herumlief.

James wollte gar nicht sehen, dass Regulus sein Lächeln jetzt sicher nicht mehr zurückhalten konnte, aber seine Augen wanderten bei solchen Anspielungen ganz automatisch zu Regulus. Immerhin waren sie letztes Schuljahr diverse Male kurz davor gewesen eine Schulregel zu brechen, von der James tatsächlich noch nie zuvor gehört hatte.

Regulus dachte scheinbar an dasselbe. Sein Blick haftete an James und für einen Moment war da so ein intensiver Augenkontakt zwischen ihnen, dass Stimmen und andere Geräusche nur noch wie durch eine schalldämpfende Wand zu ihm durchdrangen. Regulus löste sich allerdings schnell von James‘ Augen und wirkte dabei so unberührt, dass James zu glauben begann, er habe sich den Moment eben bloß eingebildet.

Wenn Regulus ihn jetzt wirklich abgehakt hatte? Nein, das war unmöglich. Alles würde wieder gut werden. Er musste nur mit ihm reden.

James saß wie auf heißen Kohlen. Der Sitz mochte der Gemütlichste im ganzen Zug sein, aber er konnte sich nicht entspannen. Ungeduldig wartete er darauf, dass Dorcas und Travers endlich aufhörten langweilige Scheiße zu labern, nur schien es dadurch nur noch länger zu dauern. Draußen zogen sich bereits rosafarbene Streifen über den Himmel, als die Sonne unterging. Hogwarts war nah und James hatte immer noch kein Wort mit Regulus gewechselt. Er würde das Abendessen niemals durchstehen, wenn er bis dahin nicht alles wieder auf Normal gestellt hatte.

„Die abendlichen Patrouillen finden in Paaren statt. Ihr werdet verschiedenen Gebieten zugeteilt und habt eine halbe Stunde vor und nach Ausgangssperre dort zu patrouillieren. Erwischt ihr jemanden, dann ergreift die nötigen Maßnahmen. Keine Bevorzugungen oder härtere Bestrafungen aus persönlichen Gründen“, sagte Travers, was bei ihm nicht sehr glaubwürdig klang. Er hatte Peter einmal durch das halbe Schloss geschleift, nur um ihn McGonagall persönlich vorzusetzen. „Wir haben Fünft- und Sechstklässler wahllos zusammengewürfelt, damit ihr voneinander lernen könnt und euren Horizont erweitert“, fügte Travers mit einem Grinsen hinzu, das niemand sich zu erwidern traute. Travers‘ Mund sackte kurz darauf wieder zu einer neutralen Linie zusammen. „Siebtklässler haben freie Auswahl. Findet euch zusammen und kommt dann zu mir.“

Während Travers ein Pergament auf dem Tisch ausrollte und bald von Siebtklässler-Pärchen umringt wurde, setzte Dorcas sich mit ihrer Liste in Bewegung. James konnte sich nur schwer beherrschen nicht ständig auffällige Blicke zu Regulus zu werfen. Glücklicherweise hatte er vorgesorgt und Dorcas gezwungen ihm unendlich viele Chancen zu verschaffen, alleine und ungestört mit Regulus zu reden. Jetzt musste Dorcas nur noch mitziehen…

Sie erreichte das Mädchen zwei Plätze von James entfernt. „Fawcett, deine Partnerin ist Evans. Ihr kümmert euch bitte um die Große Treppe. Viel Spaß“, sagte sie mit einem Seufzen, das deutlich machte, wie wenig Spaß diese Aufgabe wohl machen musste.

James saß vor Aufregung stocksteif in seinem Sitz, als Dorcas das Mädchen neben ihm zuteilte. Evans auf seiner anderen Seite gab ein unzufriedenes Geräusch von sich, aber dass sie ihre Partnerin wohl nicht mochte, schien nicht der Grund für Snapes verdutzten Gesichtsausdruck zu sein. Er schaute mit großen Augen immer wieder von James zu Lily, als hätte er fest damit gerechnet, James würde Dorcas um diese Kombination anbetteln.

„Lockhart? Lockhart, du bist mit Snape zusammen.“

Snapes Augen fielen fast aus seinen Höhlen, so groß wurden sie bei diesen Worten. Wie in Zeitlupe wandte er sich dem zur Theatralik neigenden blonden Jungen neben sich zu, der ihn jetzt so breit angrinste, dass seine Zahnspange im Licht der untergehenden Sonne blitzte.

James gluckste.

„Und Black, du kriegst Potter. Ihr nehmt die Treppen vom Eingangshof runter zum Bootshaus und auf der anderen Seite zurück.“

James‘ Grinsen überstrahlte das von Snapes neuem Spielhäschen, drohte allerdings zu erlöschen, als er Regulus‘ aschfahles, freudloses Gesicht sah.

„Aber… Aber Potter hat doch gar keine Ahnung von den Aufgaben.“ Als Regulus aufbegehrte, hatte Dorcas sich bereits umgedreht. Sie sah über die Schulter und hob die Augenbrauen. „Er ist genauso neu wie ich.“

„Black, so schwer ist es nun auch wieder nicht, einen Gang entlangzulaufen und Schüler zurechtzuweisen“, sagte Dorcas kopfschüttelnd, lächelte James noch kurz zu und ging dann wieder nach vorne. „Ihr könnt dann jetzt gehen. Bitte vergesst nicht, was wir über die Gangpatrouillen im Zug gesagt haben. Wenn ihr noch Fragen habt, wir sind noch hier.“

James hatte zwar keine Ahnung, was über irgendwelche dämlichen Gangpatrouillen gesagt worden war, hätte sie aber so oder so ausfallen lassen, um jetzt endlich mit Regulus sprechen zu können. Der war sofort aufgesprungen, als das letzte Wort Dorcas‘ Lippen verlassen hatte, und rauschte jetzt aus dem Abteil, als wäre eine Horde ungezähmter Hippogreife hinter ihm her.

James stürmte hinterher. „Reg!“, rief er, als er im Gang mit Regulus‘ Rücken konfrontiert wurde. Er streckte die Hand aus und wollte Regulus‘ Arm gerade packen, als jemand ihn festhielt.

„Potter?“ Lily Evans schlüpfte in sein Blickfeld, als James sich nicht zu ihr umdrehte, sondern wie gebannt zusah, wie Regulus am Ende des Ganges immer kleiner wurde. „Was erlaubst du dir eigentlich? Hast du überhaupt eine Sekunde lang zugehört? Was würde Remus dazu sagen?“

James hörte nur mit einem Ohr zu. Das Schicksal schien ihn zu hassen. Erst warf es ihm so eine Chance hin und dann konnte er nichts daraus machen. Das ging ihm alles nicht schnell genug.

„Hörst du mir zu?“ Lily schnippte direkt vor James‘ Augen mit den Fingern.

James sah sie ärgerlich an. „Ehrlich gesagt… nein. Weil du mir verflucht nochmal nichts Neues sagen kannst. Remus ist mein Freund und ich weiß sehr gut, was ihm diese Aufgabe bedeutet hat. Je schlechter ich sie mache, desto eher wird er sie wiederhaben wollen.“

Lily blinzelte ihn an, so schnell, dass ihre langen Wimpern ein flatterndes Geräusch erzeugten. Dann lächelte sie.

James nahm einen Schritt Abstand. „Kann ich dann jetzt gehen?“ Er wartete nicht wirklich auf Lilys Erlaubnis und wandte sich bereits zum Gehen, als sie ihn erneut zurückhielt.

„Potter?“

James drehte sich widerwillig um.

„Was ich vorhin gesagt habe…“ Lily blickte schuldbewusst auf ihre Schuhe. „Ich hab das nicht so gemeint. Ich war nur so wütend auf Severus und… dann hast du dich eingemischt… Entschuldige bitte.“

„Ich hätt schon nicht geheult“, murmelte James, tat sich das erneute Aufflackern von Lilys Lächeln an und ging dann so schnell er konnte den Korridor herunter. In die falsche Richtung. Weg von Regulus und einer neuen Chance sich bei dem Versuch alles wieder in Ordnung zu bringen vollkommen zu blamieren.

Auch wenn er Letzteres bereits sehr gut hinbekam, als er mit voller Wucht gegen die geschlossene Wagontür rannte.


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