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Fanfiction

Unnatural Black - Kontrolle

von Dr. S

„Möchtest du etwas? Junge?“

„Ich mach das schon.“ Sirius wimmelte die Hexe mit dem Servierwagen ab, indem er ihren halben Vorrat Kürbispasteten aufkaufte. Sobald sie verschwunden war, ließ er sie achtlos auf den Sitz neben sich fallen. Er bot Regulus nichts an, sondern setzte sich stumm ihm gegenüber hin und widmete sich wieder dem Tagespropheten. Regulus starrte aus dem Fenster.

Flache Graslandschaft raste in einem grünen Streifen an ihnen vorbei. Der Hogwarts-Express war noch weit von London entfernt, aber Regulus‘ Nacken schmerzte bereits von der ewig gleichen Lage. Er lehnte die Schläfe gegen das Fenster und spürte das Rattern des Zuges so durch den ganzen Körper vibrieren.

Sirius stupste ihn mit einem Teil seiner Zeitung an. „Willst du den Politik-Teil lesen?“

Regulus schüttelte den Kopf.

„Verabschiedung eines neuen Anti-Muggel-Gesetzes. Interessiert dich nicht? Vater wird da sicher gerne drüber reden.“

Regulus blieb bei einem Kopfschütteln und Sirius zückte seufzend eine Feder, um sich auf das Kreuzworträtsel zu konzentrieren.

Der Zug erreichte ein bewaldetes Gebiet und es wurde kurzzeitig so dunkel, dass Sirius murrend sein Zauberstablicht entzündete, um besser sehen zu können. Regulus konnte nur noch ein dunkles Mischmasch aus Grün und Schwarz erkennen, wandte den Blick aber nicht ab. Auch vorher hatte er sich nicht groß für die Landschaft interessiert.

Als sie den Wald wieder verließen, löschte Sirius das Licht. „Intelligenzquotient eines Muggels mit vier Buchstaben. Ehrlich, sogar das Kreuzworträtsel ist rassistisch geworden. Hier, schau dir das an…“ Sirius hielt ihm das Titelblatt der Zeitung hin, aber Regulus sah weiterhin aus dem Fenster. „Mysteriöses Eulensterben. Jede Eule, die einem muggelgeborenen Zauberer gerade den Hogwarts-Brief bringen wollte, wurde von einem furchtbar mysteriösen grünen Blitz erfasst. Von wegen mysteriös… Aber solange es nur Eulen sind lassen die im Ministerium das diesen Reinblut-Fanatikern durchgehen, was?“

Regulus zuckte die Achseln.

Sirius seufzte schwer. „Die haben den Minister für Zauberei in einen riesigen Flubberwurm verwandelt. Bevor sie herausgefunden haben, wie sie ihn wieder zurückverwandeln können, hat er sich an Salat überfressen und ist eingegangen.“

Regulus sagte nichts, aber schenkte Sirius einen eindeutigen Blick. Dass er keine Lust hatte, sich zu unterhalten, hieß nicht, dass er nicht zuhörte. Seine Gedanken ließ er gerade nirgendwohin wandern. Nirgendwo und zu niemanden…

„Mann, Reggie. So schlimm ist es auch wieder nicht mit mir zu reden. Und es würde dir mal gut tun, wieder mehr als ‚Mhm‘ oder ‚Aha‘ von dir zu geben.“ Sirius faltete den Tagespropheten zusammen und klemmte ihn zwischen die Sitzkissen. Dann griff er unter seinen Sitz und zog seine Tasche hervor. „Ich hab dir was zu essen gemacht“, sagte er und kramte ein Sandwich heraus. „Iss was Vernünftiges, dann kriegst du Kürbispastete.“

Regulus fing das Sandwich auf, das Sirius ihm zuwarf. Er starrte das Weißbrot an. Die Kruste war abgeschnitten, der Salat frisch und grün, und es war vollgestopft mit allem, was Regulus gerne mochte. Er konnte Sirius nicht sagen, dass er keinen Hunger hatte, und biss hinein. Sirius grinste zufrieden, leider dauerte es aber nicht lange, bis er bemerkte, wie lustlos Regulus kaute.

„Regulus, es ist doch besser so. Sei froh, dass du jetzt einen Schlussstrich ziehen kannst. Stell dir vor, da wäre wirklich irgendetwas passiert.“ Sirius hob ahnungslos die Hände und ließ sie mit einem Klatschen auf seine Oberschenkel fallen. „Wenn er dich geküsst hätte, dann würdest du dir nur Hoffnungen machen.“

Regulus schluckte einen großen Bissen herunter. Es schmerzte. Seine Kehle fühlte sich wie zugeschnürt an. Selbst wenn er jetzt hätte reden wollen, dann wäre es wohl nicht gegangen.

„Wir hatten das doch schon mal. Erinnerst du dich nicht an die Weihnachtsferien? Willst du diesmal zwei Monate dein Zimmer nicht verlassen?“ Sirius stützte sich auf seinen Knien auf und lehnte sich zu Regulus herüber. „Rede doch mit mir.“

Regulus schüttelte wieder den Kopf, aber bevor Sirius ihn erneut mit diesem Seufzer nervte, sagte er: „Ich hab mich schon genug blamiert.“ Seine Stimme war rau, weil er sie wirklich nur noch selten benutzte. Wenn er mit Potter zusammen gewesen war, dann war es ihm so leicht gefallen zu reden. Jetzt war Potter weg und damit auch die Leichtigkeit zu reden.

Dass Sirius das Thema nicht loslassen wollte, machte nichts besser. ‚Ich hab’s dir doch gesagt‘ war nicht das, was er jetzt hören wollte. Vor allem, wenn Sirius doch gar nicht alle Details kannte. Er dachte, er hätte Regulus davor bewahrt, sich in seine Schwärmerei hineinzusteigern, aber Regulus steckte schon so tief drin, dass er nicht mehr herauskam. Und natürlich hatte Sirius Recht, wenn er sagte, dass Regulus blind gewesen war.

Er hatte gesehen, wie Potter Lily Evans angesehen hatte, aber er hatte es nicht wahrhaben wollen. Er hatte gedacht, dass er eine Chance hätte. Nur hatte er die nicht. Alles, was er sein konnte, war ein Spielhäschen für Potter. Ein flauschiges Ding, mit dem er schmusen konnte, wenn er deprimiert war, das seinem Ego gut tat, und das still und brav in seinem Käfig blieb, bis es zum Spielen herausgeholt wurde.

„Du hast dich doch nicht…“ Sirius biss sich auf die Lippe, als die Abteiltür aufgezogen wurde. Er lehnte sich wieder in seinen Sitz zurück und verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust. Als Regulus den Kopf drehte, verstand er auch warum.

Travers grinste ihn an. Er hob auch eine Hand, um Sirius zu grüßen, und dass er komplett ignoriert wurde, schien ihn tatsächlich zu erstaunen.

„Ähm…“ Er wandte sich wieder Regulus zu. „Wir machen ’ne letzte Mannschaftsbesprechung… Na ja, eigentlich mehr eine Abschiedsparty für Selwyn, weißt schon, ist sein letztes Jahr gewesen. Willst du nicht vorbeischauen?“

Regulus schüttelte den Kopf.

Travers machte einen Schritt in das Abteil hinein, blieb aber abrupt stehen, als Sirius leise knurrte. „Ähm… Komm schon, Black. Selwyn ist nicht sauer auf dich. Wenn du mit ihm geredet hättest, dann wüsstest du das. Keiner von uns ist irgendwie sauer auf dich. Wir würden uns freuen.“

„Sorry…“ Mehr brachte Regulus nicht raus.

„Es würde dem Capt’n was bedeuten“, versuchte Travers es noch einmal erfolglos. Regulus blieb bei seinem Kopfschütteln. „Na ja… Da kann man wohl nichts machen. Aber beschwer dich hinterher nicht, wenn du Averys pathetische Abschiedsrede verpasst. Er musste bei der Probe schon fast heulen.“

Regulus nahm einen so großen Bissen von seinem Sandwich, dass er jetzt wirklich nicht mehr antworten konnte. Mit den Wangen voller Brot konnte er kaum noch kauen.

Travers lächelte schief, hob noch einmal die Hand und verschwand dann. Sirius atmete erleichtert auf, sobald die Tür wieder geschlossen war.

„Was’n das für ein nerviger Kerl? Du solltest ein bisschen aufpassen, Reggie“, sagte Sirius und starrte die Tür dabei an, als würde Travers noch da stehen. „Der ist extrem aufdringlich und creepy. Er stand mal auf Dorcas Meadowes. Hat ihr überall aufgelauert, bis sie sich nicht mehr getraut hat, alleine aufs Klo zu gehen. Andererseits… gehen Mädchen nie alleine aufs Klo. Ist dir das schon mal aufgefallen?“

Regulus zuckte die Achseln.

Anstatt zu seufzen lachte Sirius diesmal. „Fast vergessen, du achtest ja nicht auf Mädchen.“

Darauf hätte Regulus gerne geantwortet, allerdings hatte er den Mund immer noch voll. Als Sirius ihn weiter so dämlich angrinste, schluckte Regulus überstürzt seinen Bissen herunter. Sein Hals tat trotzdem nicht mehr ganz so weh, aber statt zu antworten musste er jetzt husten.

Sirius warf ihm eine Flasche Kürbissaft zu. Regulus keuchte ein „Danke“ und gönnte seinem schmerzenden Hals dann eine kleine Abkühlung. Bis dahin war ihm die Lust auf eine Antwort aber wieder vergangen.

Sirius akzeptierte Regulus‘ Schweigen zumindest für den Moment und lehnte sich in seinen Sitz zurück. Er war letzten Endes wohl doch froh darüber, dass Regulus nicht zu seinen Teamkameraden gegangen war. Dann würde er nämlich alleine in diesem Abteil sitzen müssen und sich alleine zu beschäftigen lag ihm überhaupt nicht. Warum er sich dann aber bei Regulus einquartiert hatte blieb ein Rätsel.

Ein schlechtes Gewissen, Verantwortungsbewusstsein, plötzliches Verlangen eine innigere familiäre Bindung aufzubauen oder, was am wahrscheinlichsten war, er hatte einfach keine andere Wahl. Mit Potter hatte er sich immer noch nicht ausgesöhnt. Regulus fand das nur fair. Wenn Potter nicht mit ihm redete, dann sollte er auch nicht mit Sirius reden. Sollte Potter es irgendwann schaffen über sein Ego zu springen, dann würde er natürlich zuerst mit Sirius reden, dann würden sie erst einmal ihre verlorene Zeit nachholen und wenn dann noch irgendwann Zeit blieb würde Potter vielleicht mit ihm reden.

Oder auch nicht.

Regulus spielte mit der leeren Kürbissaftflasche und kämpfte gegen die kalte Traurigkeit in seinem Inneren an. Er hatte geweint. Er hatte viel geweint, meistens abends in sein Kissen, und dass das nicht unbemerkt geblieben war, hatte er morgens beim Frühstück an den Blicken der anderen Slytherins bemerkt. Jetzt unterdrückte er jede Träne so gut er konnte, damit er sich keine Blöße mehr gab. Aber dadurch fühlte er sich auch nicht besser.

Er vermisste Potter so sehr. Das Gefühl der warmen Lippen auf seinem Hals verfolgte ihn auch jetzt noch, wo kein Fleck mehr auf seiner Haut sichtbar war. Es kribbelte und brannte gleichzeitig, so sehr, dass er an einen Kuss gar nicht zu denken wagte. Potters Körper, sein Geruch, seine Haare… sogar seine manchmal so leeren Augen fehlten Regulus.

Aber dass Potters Blick immer so leer gewesen war, und dass er es nicht hatte sehen wollen, das ließ erneut Tränen in seine Augen steigen. Er hätte sie wahrscheinlich einfach laufen lassen, wäre die Tür nicht zum unpassendsten Zeitpunkt aufgegangen.

Regulus wandte den Kopf in Richtung Fenster und kniff die Augen für einen Moment zusammen.

„Was wollt ihr denn hier?“, knurrte Sirius.

„Nichts von dir.“ Averys Stimme ließ Regulus noch schneller nach Fassung ringen. Jemand setzte sich neben ihn, ein wenig zu nah, also hoffte Regulus wirklich, dass man ihm die geröteten Augen nicht ansah, als er sich umdrehte.

Rosier schenkte ihm ein halbes Lächeln. Regulus hatte nicht mit ihm gerechnet und beobachtete ein wenig verwundert, wie Avery die Kürbispasteten aus dem Weg schob um sich neben Sirius zu setzen. Zwischen ihnen lag ein weitaus akzeptablerer Abstand.

„Wo warst du, Black?“, fragte Avery und griff sich dabei eine Kürbispastete. Sirius schlug sie ihm wieder aus der Hand.

„Man fragt vorher!“

„Du hättest Nein gesagt.“

„Rechtfertigt das etwa Selbstbedienung?“

Rosier räusperte sich. Er fing Averys Blick auf um dann auffällig unauffällig in Regulus‘ Richtung zu nicken.

„Wo warst du?“, wiederholte Avery daraufhin.

Regulus öffnete die Hände zum Raum hin. Er war hier gewesen. Das war nicht, was Avery wissen wollte, aber vielleicht ging er ja wieder, wenn Regulus sich alles aus der Nase ziehen ließ.

„Du hast meine Abschiedsrede verpasst“, schmollte Avery.

„Er hat geheult“, fügte Rosier hinzu. Avery schnappte sich eine Kürbispastete und wollte sie nach Rosier werfen, aber Sirius schlug sie ihm wieder aus der Hand.

„Mit Essen wirft man nicht. Hat deine Mami dir das nicht beigebracht?“

„Meine Mami ist tot. Ein größeres Fettnäpfchen hättest du nicht finden können, Black.“

„Bei dir kann’s nie groß genug sein, Avery.“

„Hallo?“ Rosier musste Avery gegens Schienbein treten, um die Aufmerksamkeit seines Freundes zu bekommen. „Du wolltest doch nicht unbedingt her um dich dann zu streiten, oder?“

Avery konnte den Blick zwar von Sirius abwenden, aber seine Augen blieben finster, auch als er Regulus ansah. „Du hättest dabei sein müssen. Das war für die ganze Mannschaft. Bist du zum Kameradenschwein mutiert, Black?“

„Blaff meinen Bruder noch einmal an und ich hex dich bei voller Fahrt aus dem Zug!“ Sirius konnte anscheinend nicht aufhören sich einzumischen und Avery konnte das nicht einfach ignorieren. Nur ließ Rosier sie dieses Mal diskutieren und mit Pastete werfen.

„Black, diese Quidditch-Probleme erschließen sich mir nicht immer – ich bin ja nicht im Team – aber wenn es um was anderes geht und du…“

„Hm?“ Regulus lehnte sich mit dem Rücken in die Ecke zwischen Sitzbank und Fenster, sodass er Rosier zwar ansehen konnte, aber nicht so dicht neben ihm sitzen musste.

„Irgendwas hast du doch in letzter Zeit. Du ziehst ein längeres Gesicht als Severus – und der würde furchtbar gerne über was immer er erlebt hat reden. Er redet ständig darüber, dass er mit niemanden darüber sprechen darf. Aber du frisst es freiwillig in dich rein. Und dein Team, deine Freunde, sogar dein schwachsinniger Bruder machen sich ein bisschen Sorgen.“

Regulus war einen Moment lang verwirrt, wen Rosier mit Freunden meinte, aber dann wurde ihm klar, dass er während des letzten Jahres tatsächlich endlich so etwas wie Freundschaften aufgebaut hatte – dank Quidditch. Leider brachte diese Erkenntnis nicht die erhoffte Freude. Regulus fühlte stattdessen einen fremdartigen Druck in seinem Brustkorb. Er hatte das Gefühl, als müsse er jetzt noch besser darauf aufpassen ja nicht verdächtig deprimiert zu wirken.

„Es ist nichts“, krächzte Regulus und wollte seine heisere Stimme mit einem Schluck Kürbissaft besänftigen, aber seine Flasche war leer. Er stellte sie weg. „Ich bin nur nicht in der Stimmung zu feiern.“

Rosiers Lächeln blieb schief. „Wie selbstlos von dir den anderen nicht ihre Party ruinieren zu wollen. Ich würde –“

Ein plötzliches Rumpeln schnitt ihm das Wort ab. Sirius war hochgefahren und richtete seinen Zauberstab auf Avery, der gerademal seine Hand in die Umhangtasche gesteckt hatte.

„Raus jetzt“, befahl Sirius mit bedrohlich ruhiger Stimme. Avery stand widerstandslos auf, löste dabei den Augenkontakt aber nicht und nahm sich eine Kürbispastete. Er grinste und warf die Pastete triumphierend in die Luft. Sirius ließ sie mit einem Wink seines Zauberstabs explodieren, sodass nur noch klebrige Stücke auf Avery niederrieselten.

„Schön gemacht, Black. Ich hoffe, du hast dabei an die Kinder in der Dritten Welt gedacht.“ Avery wischte sich ein großes Stück Pastete von der Schulter und stampfte dann wütend aus dem Abteil. Rosier seufzte schwer, drückte zum Abschied Regulus‘ Schulter und eilte seinem Freund hinterher.

Mit einem Schnaufen, als hätte er einen Marathon hinter sich, ließ Sirius sich wieder auf seinen Sitz fallen. „Widerwärtiger Flubberwurm.“ Er steckte seinen Zauberstab weg und schaute Regulus an. In seinem Blick lag eine Warnung, die Regulus nicht verstand. „Ich mag’s nicht, dass Rosier von Freunden gesprochen hat.“

Regulus hob verunsichert die Schultern.

„Du hast dich doch immer von denen ferngehalten. Und plötzlich taucht hier alle fünf Sekunden ein Slytherin auf um sich nach deinem Befinden zu erkundigen?“ Sirius schüttelte den Kopf. „Die haben was vor. Avery ist ein sadistisches Arschloch und Rosier geht’s nur ums Blut. Mit denen solltest du dich nicht einlassen.“

Sirius‘ Abneigung gegen Slytherin hatte sich in den letzten Wochen von amüsant zu beängstigend entwickelt, besonders wenn man beachtete, dass seine ganze Familie in diesem Haus gewesen war. Regulus hatte sich nie von einem Slytherin ferngehalten, weil er sie für gefährlich hielt. Er war einfach kein besonders geselliger Mensch. Sirius war vielleicht sein großer Bruder, aber Vorschriften ließ er sich nicht von ihm machen.

Regulus stand auf. Kaum wandte er sich der Tür zu, packte Sirius sein Handgelenk.

„Wo willst du hin?“

„Ich geh nur aufs Klo“, murmelte Regulus. Sirius nickte ihm knapp zu, lockerte seinen Griff aber kaum. Regulus musste sich mit einem Ruck losmachen, um zu verschwinden. Vielleicht hatte Sirius‘ Laune sich ja wieder gebessert, wenn er wiederkam.

Die Gänge des Zuges waren um diese Uhrzeit ziemlich belebt. Abschiedsstimmung lag in der Luft. Man sollte ein Fenster öffnen, um das zu ändern. Regulus schob sich an widerlich fröhlichen Menschen vorbei, die ihre letzten Stunden vor den großen Ferien genossen. Freundinnen lagen sich in den Armen, kuschelten und hielten Händchen, während die männliche Variante des Abschieds oft in einem überdeutlich distanzierten Kartenspiel endete. Dazu traf er immer wieder auf heftig knutschende Pärchen, die sich eher ein Zimmer als ein Abteil nehmen sollten.

Nun, vielleicht sollte er auch aufhören in jedes offenstehende Abteil zu schauen. Es war ja nicht so, dass er jemand bestimmten suchte. Nur schien jemand bestimmtes von ihm gefunden werden zu wollen.

Ein Mädchen rauschte vor ihm in ihr Abteil und gab so den Gang frei. Regulus stoppte. Er hatte freien Ausblick auf James Potter.

Er lehnte an der Wand, stützte sich mit dem Ellenbogen über einem dunkelroten Haarschopf ab und ließ Lily Evans keinen Zentimeter aus diesem Käfig entkommen. Sie schien es sowieso aufgegeben zu haben, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und ließ Potter grinsend auf sie einreden.

Es tat weh Potter so fröhlich zu sehen, so gelöst flirtend, und dann ausgerechnet mit ihr. Regulus war wie gelähmt. Er hörte nicht einmal, was Potter sagte.

Wenn er Potter so wenig bedeutete, wenn ihn Regulus‘ Gefühle überhaupt nicht interessierten, warum war das zwischen ihnen dann überhaupt passiert?

Regulus kniff die Augen zusammen. Er durfte nicht weinen. Nicht mitten im Gang. Nicht mehr wegen Potter. Seine Gefühle zu kontrollieren fiel ihm in den letzten Tagen nur so unglaublich schwer.

Er atmete tief durch und, auch wenn das schwere Klopfen seines Herzens nicht besser wurde, öffnete er die Augen wieder.

Potter starrte ihn an. Wie lange schon konnte Regulus nicht sagen, aber erst jetzt trat Potter einen Schritt von Evans weg. Er steckte die Hände in die Hosentaschen, aber sein Gesichtsausdruck war nicht schuldbewusst, sondern mitleidig.

Regulus biss sich auf die Unterlippe, ballte die Hände zu Fäusten, spannte einfach jeden Muskel in seinem Körper an, um jetzt bloß nicht in Tränen auszubrechen. Das konnte ihn doch nicht so mitnehmen. Es war doch nur Liebeskummer. Er würde darüber hinwegkommen, auch wenn Potter irgendwann seine Traumfrau bekam. Was sollte er denn auch dagegen tun?

Potter kam auf ihn zu. Er warf keinen Blick zurück zu Evans, die ihm verwundert über den plötzlichen Rückzug nachsah, und kam den Gang herunter. Trotz des ruckelnden Zuges schwankte Potter überhaupt nicht, bewegte sich beneidenswert lässig und entschlossen auf Regulus zu.

Einen Moment glaubte er, dass jetzt alles wieder gut werden würde.

Dann quetschte Potter sich an ihm vorbei. Er berührte Regulus nicht einmal, obwohl der Gang schmal war und Regulus sich ein wenig breiter machte. Potters Geruch war da, prägnant und vertraut, aber so schnell wieder weg, dass Regulus sich ihn auch eingebildet haben konnte.

Er sah nicht über die Schulter. Er hörte Potters Schritte, das war Beweis genug, dass er keinen Alptraum hatte. Auch in der Realität war er James Potter einfach egal.

Regulus fixierte sich auf die Toilettentür und hastete eilig auf sie zu, streifte dabei eine sichtlich verwirrte Lily Evans. Er knallte die Tür hinter sich zu.

Die Zugtoilette war klein. Regulus prallte mit der Hüfte gegen das Waschbecken, als er auf die Toilette zustürzte und sich auf den heruntergeklappten Deckel fallenließ. Er presste die Hände vor sein Gesicht. Sein Atem ging in heftigen Zügen, die an Lautstärke zunahmen und irgendwann trotz Regulus‘ Bemühungen in Schluchzern resultierten.

Er hatte sich nichts anmerken lassen wollen. Er hatte alles versucht, um sich seine Schwäche nicht anmerken zu lassen, darum tat es so weh zu versagen.

Es klopfte an der Tür.

Regulus‘ Kopf ruckte hoch. Tränen tropften auf seine Roben, als er den Blick auf die Tür richtete und sie konzentriert anstarrte. Er versuchte gleichzeitig darauf zu achten nicht zu schluchzen.

„Besetzt“, brachte er mit einigermaßen ruhiger Stimme heraus. Dann versteckte er das inzwischen tränenüberströmte Gesicht wieder in seinen Händen.

Das Geräusch, als die Tür sich öffnete, wurde dadurch irgendwie noch lauter.

„Black?“

Regulus erstarrte.

Die Tür wurde wieder geschlossen, anders passte man sonst nicht in den winzigen Raum, aber er war ja auch nicht für zwei Menschen gedacht.

„Alles in Ordnung?“ Eine Hand legte sich auf seine Schulter und Regulus schaute auf, sah in grässlich schöne grüne Augen, die ihm noch heißere Tränen in die Augen trieben.

„Verschwinde“, krächzte er.

Lily Evans‘ Blick übertraf den von Potter noch an Mitleid. „Was ist denn los?“, fragte sie und griff dabei in ihre Tasche. Regulus rechnete mit ihrem Zauberstab. Als sie ein Taschentuch herauszog, wusste er auch nicht mehr, wie er auf diese Idee gekommen war, aber er nahm es nicht. Er würde niemals auch nur irgendetwas von Lily Evans annehmen.

„Verschwinde“, wiederholte Regulus.

Evans steckte ihr Taschentuch wieder weg. „Kann ich vielleicht irgendetwas tun?“

Regulus‘ Augen schrumpften zu schmalen Schlitzen. Er konnte nicht beschreiben, was für eine Mixtur an Gefühlen ihn so plötzlich aufspringen ließ. Aber er versuchte auch nicht sie zu unterdrücken. Er konnte ja nicht einmal seine Tränen zurückhalten und im Gegensatz dazu fühlte es sich phantastisch an Lily Evans gegen die Wand zu rammen.

Regulus presste seinen Unterarm gegen den schlanken Hals. Evans‘ schmaler Körper zuckte unter seinem und es war ein merkwürdiges Gefühl, dass er sie im Griff behalten konnte, nur indem er sich dichter gegen sie presste. Außerdem war er gewachsen, seit sie sich das letzte Mal gegenübergestanden hatten, und sie scheinbar nicht.

„Du kannst aufhören zu existieren“, zischte er.

Evans‘ schien die Luft auszugehen. Regulus war ihr so nahe, dass ihr Atem seine Lippen kitzelte, warm und in immer unregelmäßiger kommenden Abständen.

„Du und deine Leute, ihr denkt, ihr könnt einfach hier einmarschieren und uns alles wegnehmen. Und das mit einer Selbstverständlichkeit und Arroganz, die kaum zu ertragen ist. Deine Vorfahren haben uns abgeschlachtet, aus Angst kaltblütig ermordet, und trotzdem lassen wir euch in unsere Welt. Zeigt ihr dafür Dankbarkeit? Nein. Nur Respektlosigkeit.“

Evans‘ Augen wurden mit jeder Sekunde größer. Tränen ließen das leuchtende Grün noch ein wenig mehr strahlen. Sie schnappte wimmernd nach Luft. Regulus übte stärkeren Druck auf ihre Kehle aus, schnitt ihr aber nicht nur aufgrund all der angestauten Wut mehr Luft ab. Da war etwas anderes, das ihm Angst machen würde, hätte er jetzt den Kopf dafür. Es ähnelte dem Gefühl, als er bei Snape die Kontrolle verloren hatte, nur viel gewaltiger.

„Wenn ich sage, dass du verschwinden sollst, dann verschwindest du. Lass mich in Ruhe oder ich bringe dir auf meine Weise Respekt bei.“

Evans schluckte. Regulus spürte es deutlich an seinem Arm und ließ daraufhin automatisch lockerer. Evans nutzte diesen schwachen Moment sofort aus und legte ihre Hand auf Regulus‘ Brust, konnte ihn aber alleine nicht wegschieben. Sie hatte Glück, dass Regulus freiwillig zurücktrat. Sein Arm hatte einen roten Abdruck auf ihrer Haut hinterlassen.

„Ein Wort über das hier und ich bleibe nicht dabei dich still zu verabscheuen“, warnte Regulus. Er bezweifelte, dass seine vom Schluchzen heisere Stimme bedrohlich klingen konnte, besonders als Evans es nicht einmal eilig hatte zu verschwinden. Sie rieb sich die Kehle, während Tränen über ihre geröteten Wangen rollten. Ihrem Blick fehlte nun wenigstens jede Spur Mitleid.

„Es tut mir leid“, sagte sie mit gepresster Stimme. Regulus hasste sie noch mehr für diese Worte und er legte all diese Abneigung in seinen Blick, damit Evans verschwand. Als sie die Tür hinter sich schloss, nicht einmal knallte, blinzelte er bereits neue Tränen weg.

Er stützte sich am Waschbecken auf, traute sich aber nicht in den Spiegel zu sehen. Seine Brust hob und senkte sich schwer bei dem Versuch seine Atmung zu beruhigen. Mit zitternder Hand drehte er den Wasserhahn auf und kühlte sein glühendes Gesicht.

Er wusste nicht, was los mit ihm war. Ein Mädchen so anzugehen, das war überhaupt nicht seine Art. Drehte er jetzt komplett durch?

Regulus trocknete sich sein Gesicht ab und brachte ein paar lose Haarsträhnen wieder zurück in sein perfekt gescheiteltes Haar. Er bekam das wieder unter Kontrolle. Es waren doch nur Gefühle.

Regulus atmete tief ein, so tief, dass auch ja jedes noch so kleine Gefühl mit herunter in seinen Brustkorb gesogen wurde. Dort konnten sie schmerzen, pochen und sich miteinander prügeln so viel sie wollten. Vielleicht tat es so noch mehr weh, aber wenigstens würde sie dort drinnen niemand bemerken.

Regulus nickte seinem gefassten Spiegelbild zu und verließ die Toilette. Entschlossen marschierte er den Gang herunter zurück zu seinem Abteil. Seine gerade Haltung verließ ihn allerdings sofort wieder, als er hörte, wer sich vor ihm in sein Abteil geschlichen hatte.

„Ich weiß nicht, was ich falsch gemacht habe“, hörte er Lily Evans sagen. Ihre Stimme zitterte, weil sie versuchte ruhig zu klingen. Regulus lehnte sich gegen die Wand, sodass er durch die offenstehende Tür ins Abteil sehen konnte. Evans saß auf dem Platz neben Sirius, die Beine auf den Sitz gezogen, und wischte sich immer wieder über die Augen. „Findest du mich respektlos, Sirius?“

„Ähm…“ Sirius hielt Evans eine Kürbispastete hin. „Möchtest du?“

„Du findest das auch?“ Evans‘ Tränen waren Sirius so unangenehm, dass er stur auf die Kürbispastete starrte und einen unsichtbaren Fussel von ihr entfernte.

„Nein… Nein. Du bist… geradeheraus. Manchmal ein wenig neugierig… und aufdringlich, aber…“ Sirius legte seufzend die Pastete weg und wischte sich die Hand an der Hose ab, bevor er sie auf Evans‘ Schulter legte. „Bitte nicht weinen, Lily.“

Evans sah Sirius an, fest und stur, aber ihre Tränen flossen weiter. Als würde sie irgendeinen Grund dazu haben. Sie schluchzte leise, lehnte sich vor und vergrub das Gesicht in Sirius‘ Brust. Als hätte sie irgendein Recht dazu. Regulus beobachtete, wie Sirius unbeholfen den Arm um Evans legte und das dunkelrote Haar streichelte. In seinem Brustkorb rumorten dieselben Gefühle wie eben, weil das sein Trost war. Sirius sollte sich um ihn kümmern, ihn in den Arm nehmen, und nicht dieses dreckige Schlammblut, das ihm wirklich alles wegnahm.

Regulus machte einen Schritt zurück, als Sirius sich hilfesuchend umschaute. Er wollte da jetzt nicht reingehen – er konnte auch gar nicht. Aber er konnte auch schlecht die ganze Fahrt auf dem Gang verbringen.

Es dauerte sicherlich mehr als fünf Minuten, bis Regulus eine Entscheidung getroffen hatte. Er machte sich auf die Suche nach einem ganz bestimmten Abteil, eines, wo er keinesfalls unwillkommen sein würde. Und übersehen konnte man es auch nicht, so laut wie es dort war.

Regulus lugte durch die geöffnete Tür und wurde sofort so überschwänglich begrüßt, dass all die negativen Gefühle in seinem Brustkorb aufhörten sich zu prügeln – zumindest gönnten sie sich eine vorläufige Pause.

„Black!“ Selwyn sprang von seinem Sitz auf. „Ich wusste, dass du kommen würdest!“ Er drückte Regulus an sich, so überraschend und fest, dass man nur röcheln konnte. „Setz dich. Wir sind gerade dabei mein Ego zu streicheln.“

Regulus wurde auf den Platz geschubst, den man ihm freigehalten hatte, und bekam sofort ein Butterbier in die Hand gedrückt. Er konnte nicht anders als zu lächeln. Ein eingestaubtes Lächeln zwar, aber immerhin ein Anfang.


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