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Unnatural Black - Gewissen

von Dr. S

Slughorn schmiss eine seiner dämlichen Partys. Er nannte es ein Geschenk für ihre gelungenen Prüfungen, aber auch wenn Sirius wieder mit ihm reden würde, könnte James den Abend wohl nicht genießen. Warum war er überhaupt gekommen? Um sich vor diesem komischen Sabberhexen-Fanatiker zu verstecken, ganz alleine in der Ecke zu sitzen und dabei zuzusehen, wie Sirius und Lily Evans sich am anderen Ende des Raumes prima amüsierten?

„Willst du was trinken?“ Regulus glitt neben ihn auf die Sitzbank, zwei Gläser Bowle in der Hand. James nahm ihm grinsend eins ab. Bei den strahlenden grauen Augen fiel ihm wieder ein, warum er gekommen war.

„Danke…“ James zögerte, bevor er einen vorsichtigen Schluck nahm. „Du hast da Snape doch nichts reinschütten lassen, oder?“

„Nein, aber ich hab gesehen, wie er um Sirius‘ Glas herumgeschlichen ist.“

James fuhr ruckartig hoch, suchte Snape in der Schülermenge und wurde vor einem erfolgreichen Fund wieder herunter gezogen. Er hätte sich vielleicht nicht den Tisch ganz hinten in der dunkelsten Ecke aussuchen sollen, wo er kaum jemanden im Blick haben konnte.

„Das war ein Scherz“, versicherte Regulus. „Ich werd mir merken, dass ich nicht lustig bin.“

James wollte ihm ja gerne das Gegenteil sagen, aber dann müsste er lügen. Regulus konnte amüsant sein, aber nicht, wenn er es so hart versuchte. Er war eben nicht sein Bruder. Da war eine Ernsthaftigkeit in ihm, die nicht zu einem fünfzehnjährigen Jungen passte, ihm aber gleichzeitig unheimlich gut stand.

Das Glas Bowle in der Hand drehend lehnte James sich in die gepolsterte Sitzbank zurück. Er hatte immer noch Bedenken zu trinken. Das letzte Mal, als er auf Slughorns Party von der Bowle probiert hatte, war ihm noch schmerzhaft gut in Erinnerung. Während er in die rötliche Flüssigkeit starrte, seine eigene Spiegelung auf der Oberfläche glitzern sah, fragte er sich, ob alles anders gekommen wäre, wenn er nicht davon getrunken hätte. Würde Sirius dann jetzt neben ihm sitzen? Würde er ihn wenigstens eines Blickes würdigen?

James seufzte und trank. Er würde jetzt nicht paranoid werden. Sirius konnte nicht ewig schmollen. Irgendwann würde Lily Evans ihm auf die Nerven gehen und dann musste er sich mit seinen Freunden aussöhnen.

„Warum unterhältst du dich nicht ein bisschen? Du siehst… bemitleidenswert aus, Potter“, stellte Regulus eiskalt fest.

James knickte ein. „Ich bin nicht in der Stimmung mit irgendwelchen Mädchen zu reden, die nur darauf aus sind, eine vielversprechende Partie zu machen. Darum geht’s nämlich im Slug-Club. Aber danke, dass du so darauf aus bist, mich zu verkuppeln.“

„Du kannst auch mit Jungs oder Slughorns Gästen reden, Potter. Oder spiel ihnen Streiche. Was immer dir Spaß macht.“ Regulus presste seinen Oberschenkel gegen James‘, sah ihn dabei aber nicht an. „Ich könnte dir helfen“, sagte er leise.

James hob erstaunt die Augenbrauen. „Du willst mit mir Unfug machen?“

„Ich würde eine ganze Menge mit dir machen, damit du wieder lachst“, murmelte Regulus in sein Glas. Er verschluckte sich, als James ihn dafür mit dem Ellenbogen anstupste. Hochrot wurde er allerdings aus Verlegenheit und nicht weil er anfing zu husten.

James klopfte ihm auf den Rücken. „Es geht mir gut, Reg.“

Regulus wischte sich über den Mund, über wunderschön glänzende Lippen, die James heute noch nicht lang genug hatte küssen dürfen. „Es geht dir nicht gut. Sirius redet immer noch nicht mit dir.“

„Redet er mit dir darüber?“ James hatte beobachtet, dass Sirius mehr Zeit mit seinem Bruder verbrachte. Es war ihm lieber, als wenn Lily Evans an Sirius klebte, auch wenn Regulus so weniger Zeit für ihn hatte.

„Sirius redet über viel, aber ganz sicher nicht über seine Gefühle“, sagte Regulus fast abfällig. Gefühle schienen für alle Blacks ein Tabuthema zu sein. Dabei lebten sie diese so deutlich aus, dass sogar Remus Regulus‘ Verliebtheit strahlen sah. „Es ist trotzdem offensichtlich, dass er dich vermisst. Und dass du ihn vermisst.“

„Tja…“ James trank noch einen Schluck von der viel zu süßen Bowle. Er würde Regulus lange küssen müssen, damit der Geschmack wieder verschwand. „Er kann’s leicht ändern. Dafür muss er bloß über seinen Schatten springen und sich entschuldigen.“

„Oder du springst über dein Ego und entschuldigst dich“, erwiderte Regulus.

„Da würde ich nur drüber stolpern.“ James sprach aus Erfahrung. Er verschwendete nicht Tage, ohne wenigstens zu versuchen mit Sirius zu reden. Leider machte es ihm arg zu schaffen, dass Sirius und Lily anscheinend den Club der Verstoßenen gegründet hatten. Ohne Snape fühlte Lily sich wohl einsam, und dass Sirius gerade auf Einzelgänger machte, schien ihr da gerade recht zu kommen.

Vielleicht zu recht…

Sirius hatte eine gefährliche Wirkung auf Frauen. Besonders auf Lily Evans, soweit James sich erinnerte. Und vielleicht spielten seine Augen ihm einen Streich, aber direkt in seinem Blickfeld versuchte Lily gerade Sirius‘ Hand zu nehmen. Der glückliche Zufall wollte es, dass Slughorn gerade irgendetwas Komisches sagte und Sirius mit dem Finger auf ihn zeigte, äußerst gekünstelt lachend. Lily strich daraufhin nur einen Fussel von Sirius‘ Jackett.

„Sind sie zusammen?“

James prustete in seine Bowle. „Was?“, zischte er tonlos, als würde es von der Lautstärke abhängen, ob Regulus‘ Vermutung der Wahrheit entsprach.

„Nun…“ Regulus sah ihn mit leicht hochgezogener Augenbraue an. „Ich dachte nur, weil sie recht viel Zeit miteinander verbringen.“

„Ja, was fragst du mich? Sirius redet nicht mit mir, schon vergessen?“ James wusste, dass er zu ärgerlich klang, um die immer höher wandernde Augenbraue nicht verdient zu haben. Er mochte es nicht, wenn Regulus das tat. Es erinnerte ihn an Snape. „Erzählt er seinem kleinen Bruder nicht von seinen Eroberungen?“

„Gefühle, Potter“, sagte Regulus sehr langsam. „Schon vergessen?“

James grummelte.

Regulus schien das Thema nicht loslassen zu wollen. „Du siehst sie doch jeden Tag im Gemeinschaftsraum. Es würde doch auffallen, wenn sie zusammen wären.“

„Fällt es irgendeiner Menschenseele auf, dass wir zusammen sind?“

„Nur, weil wir uns gründlich Mühe geben es geheimzuhalten.“ Regulus sah ihn zuerst stirnrunzelnd an, dann senkte er den Blick und James sah wieder zu Sirius. „Potter, ich hab doch nur gefragt. Was stört –“

„Können wir über was anderes reden?“ James sprach mit aufeinander gepressten Zähnen. Das Glas in seiner Hand zitterte.

„Wenn du aufhören kannst, dort hinzustarren.“ Regulus war unbemerkt von ihm weggerutscht. Sein Glas war leer und stand anscheinend schon eine Weile auf dem Tisch.

James riss sich von Sirius‘ Rücken los – er starrte nicht Lily Evans an – und versuchte sich voll und ganz Regulus zu widmen. Er sah niedlich aus, wenn er schmollte, aber James wollte ihn gerade nicht so sehen. Immerhin war das hier so etwas wie ein Date.

„Wie läuft’s mit Selwyn?“

„Erfolgreich aus dem Weg gegangen seit Mai 76.“ Regulus ließ zumindest zu, dass James wieder näherrutschte, aber von sich aus suchte er keinen Kontakt. James legte seine Hand auf Regulus‘ Knie. „Was soll das?“

James lehnte sich zu Regulus‘ Ohr vor. „Ich würde dir jetzt furchtbar gerne einen dicken, dicken Kuss geben.“

„Wenn du mich in die Mitte des Raumes ziehst und es dort vor allen anderen machst, dann tu dir keinen Zwang an.“ Regulus sah ihn bloß so erwartungsvoll an, weil er wusste, dass James das nicht tun würde. Es sollte so eine Art Bestrafung dafür sein, dass er die ganze Zeit Sirius – nicht Lily – anstarrte. Aber James ließ sowas nicht mit sich machen.

„Wie wär’s, wenn ich es einfach hier mache. Bis alle hinsehen.“ James schoss vorwärts und Regulus wich simultan nach hinten zurück. Er presste James an der Brust zurück und richtete sich mit dem Anflug eines Lächelns wieder auf.

„Idiot…“ Seine Hand rutschte über James‘ Brust zu seinem Bauch und bevor sie in die falschen Regionen wanderte, hielt James sie fest. Regulus spreizte die Finger, damit James‘ dazwischen wandern konnten. So unter dem Tisch Händchen zu halten, selbst versteckt vor dem seltensten Blicken in ihre Ecke, hatte etwas kribbelig Aufregendes.

James hatte keine Angst, dass irgendjemand darauf kommen würde, was zwischen Regulus und ihm lief. Sirius würde er das zutrauen, aber da der damit beschäftigt war, konsequent nicht in seine Richtung zu schauen, konnte er sich beruhigt sicher fühlen. Regulus war immerhin der kleine Bruder seines besten Freundes. Dann war er vielleicht in Slytherin, aber trotzdem fand es niemand allzu merkwürdig, wenn James sich mit ihm unterhielt. Momentan waren die Schüler überhaupt zu sehr damit beschäftigt, sich allen möglichen Unsinn auszudenken, warum James Potter und Sirius Black sich gestritten haben könnten.

Gerüchte nervten, aber James stand drauf, das Gesprächsthema der Schule zu sein. Mit was war ihm relativ egal…

„Potter?“ Bis eben hatte Regulus sich mit James‘ Hand beschäftigt. Zwar spielte er immer noch mit James‘ Fingern, aber ungewöhnlich unruhig für seine Verhältnisse. „Das zwischen uns… Hast du eigentlich vor das jemandem zu erzählen?“

Wollte er deswegen Gesprächsthema Nummer eins werden? James wusste es nicht. Die Frage traf ihn vollkommen unerwartet. Er mochte, was zwischen Regulus und ihm war, und sah keinen Grund, irgendetwas zu ändern. Dass es Regulus da ziemlich anders ging, hatte er schon gemerkt. Sonst wäre er wohl nicht so heiß auf gewisse Aspekte einer Beziehung, in die sie sich noch vorwagen mussten.

„Ähm… Wie kommst du da jetzt drauf?“

„Wieso antwortest du nicht einfach?“ Regulus hatte sich bis eben auf ihre verschränkten Hände konzentriert. Jetzt sah er James an. Sein Gesicht schien sich noch schwerer lesen zu lassen, als sonst schon. Und die Frage bescherte James ein leichtes Schwindelgefühl, das es noch schwerer machte, sich zu konzentrieren.

James zuckte die Achseln. „Vielleicht hab ich Angst, was Falsches zu sagen.“

„Würdest du nicht… Ich dachte nur, dass – wenn überhaupt – jetzt wohl der geeignetste Zeitpunkt wäre“, antwortete Regulus hörbar unsicher. Er vermied es James anzusehen und seine Finger hatten aufgehört sich über James‘ Hand zu bewegen.

„Ach? Meinst du?“ James fühlte sich unwohl. Irgendetwas in ihm wollte nicht einmal darüber nachdenken, aber er wusste, dass da auch etwas in ihm war, das Regulus jetzt wirklich gerne in der Mitte des Raumes vor allen Augen küssen wollte.

Regulus schüttelte den Kopf. „Entschuldige. Ich hätte nicht davon anfangen sollen.“

„Nein“, sagte James schnell, vielleicht ein wenig zu schnell, so verdutzt, wie Regulus ihn ansah. „Wenn du unzufrieden mit –“

„Nein!“ Regulus umklammerte seine Hand so fest, als hätte James gerade vorgehabt davonzurennen. Es war trotzdem süß, wie ähnlich sie sich momentan in ihrer Unsicherheit waren. „Ich bin glücklich. Ich war in meinem ganzen Leben nie glücklicher…“

James schlug ein wenig verlegen die Augen nieder. Er spürte, dass er rot wurde. Bei solchen Worten war das wohl unvermeidbar. „Du lernst ja doch noch kitschig zu sein.“

„Das war nicht kitschig. Das war ehrlich.“

„Dann eben ehrlicher Kitsch.“ James grinste Regulus an, und der Funke Verlegenheit, den er nicht ersticken konnte, sprang auf Regulus‘ Lächeln über. „Aber… ein bisschen übertrieben hast du schon.“

Regulus‘ Lächeln hielt nie sehr lange, fast so, als würde es ihm wehtun, und genauso gequält sah er jetzt auch aus. „Vielleicht solltest du mal einen Tag lang mein Leben ausprobieren. Da gibt es nicht viel zum glücklich sein, wenn man vierundzwanzig Stunden am Tag und sieben Tage die Woche damit beschäftigt ist, die zweite Wahl zu sein.“

James hatte keine Ahnung, warum er sich auf einmal so schlecht fühlte. Regulus redete mit ihm, ungezwungener als all die Male, die er versucht hatte, eine solche Konversation heraufzubeschwören. Er sollte sich freuen. Woher kam immer dieses bescheuerte schlechte Gewissen, wenn Regulus über seine Gefühle redete?

„Du hast wohl doch was mit zu viel Alkohol erwischt. Da wird man depressiv“, sagte James amüsiert.

„Ich dachte, dann wird man glücklicher“, antwortete Regulus zwar mit emotionsloser Stimme, aber über seine Augen hatte sich eine traurige Düsternis gelegt, die James gar nicht gerne sah.

„Wie meinst du das?“

Regulus seufzte leise. Vielleicht war er gesprächiger als sonst, aber James erwartete jetzt keinen langen Redeschwall.

„Na ja, bei Selwyn warst du definitiv nicht zweite Wahl. Du bist der beste Sucher, den Slytherin seit Jahren hatte.“

Regulus verdrehte die Augen. „Quidditch… Quidditch macht mich nicht…“ Er zögerte, dabei fehlte ihm doch nur noch ein Wort. „Irgendwie fehlt schon was.“

James quietschte. „Nein, wie süß! Regulus hat sich verliebt.“ Als Regulus das Gesicht verzog, wollte James ihn eigentlich weiter ärgern, andererseits war da aber immer noch das schlechte Gewissen, dass es sich mit seinem fetten Arsch auf seinen Schultern gemütlich gemacht hatte. „Wirst du nächstes Jahr wieder spielen?“

„Ich bezweifele, dass sie mich lassen würden. Schon vergessen, dass ich Potters Spielhäschen bin?“

„Mhm…“ James gönnte sich ein verträumtes Seufzen. „Mein eigenes flauschiges Spielhäschen…“

Regulus blickte ihn finster an.

„Genau deswegen wäre es wahrscheinlich keine gute Idee, wenn wir jetzt anfangen öffentlich rumzuknutschen.“

Die Finsternis in Regulus‘ Blick wurde nicht unbedingt heller, verlor aber ihre Bedrohlichkeit. „Ich hätte nicht davon anfangen sollen. Vergiss das doch einfach wieder.“

James beobachtete verwirrt, wie Regulus seine Hand wegzog. Er hatte etwas falsch gemacht, was genau, das wusste er nicht. Regulus sagte vielleicht, dass er es war, der etwas falsch gemacht hatte, nur war das nicht so. Es war nachvollziehbar, dass er wissen wollte, wohin das mit ihnen ging, aber James konnte ihm das nicht sagen. Er hatte aus guten Gründen kein Wahrsagen gewählt. Vorausschauen war bekanntlich nicht seine Lieblingsbeschäftigung.

„Wenn du keinen Obliviate kannst, dann wird das schwer“, scherzte James.

Regulus rutschte weg von ihm.

„Ähm…“

Er drehte den Kopf zur Seite. James sah den Rotschimmer über den blassen Nacken kriechen. Das Verlangen, Regulus‘ Hals hier und jetzt zu küssen, überwältigte James so plötzlich, dass er es kaum bändigen konnte. Regulus‘ sehr kurze Haare im Nacken berührten bereits seine Nasenspitze, als James sich wieder bewusst wurde, wo sie hier waren.

„Potter…“

James richtete sich auf, aber auch die größere Distanz ließ ihn den Blick nicht von Regulus‘ Nacken nehmen. „Vielleicht solltest du allmählich wirklich anfangen mich beim Vornamen zu nennen.“

„Potter.“

„Sonst…“ James mochte es nicht, dass Regulus noch einen Zentimeter wegrutschte. Er legte die Hand auf Regulus‘ Hüfte und kam dem verführerisch geröteten Nacken wieder gefährlich nahe. „Sonst muss ich dich irgendwann solange –“

„Sirius starrt uns an, Potter.“

James zuckte zurück, fuhr herum und traf genau auf Sirius‘ festen Blick. Er fluchte leise, rutschte bis ans Ende der Bank und fluchte gleich noch einmal. Auffälliger hätte er seine Nähe zu Regulus nicht offensichtlich machen können.

„Fuck…“ James fuhr sich durch die Haare, raufte sie besonders im Nacken, bis ein vollkommen unästhetisches Durcheinander übrig war. Sirius starrte und starrte, sogar dann noch, als Lily ihm ein neues Glas in die Hand drückte und ein Gespräch zu beginnen versuchte.

„Soll ich gehen?“, fragte Regulus.

James schüttelte den Kopf. „Soll er doch gucken“, sagte er und, vornehmlich von Sirius‘ bohrendem Blick angestachelt, legte er die Hand auf Regulus‘ Wange. „Soll er doch hinsehen, wenn wir uns ein ruhigeres Plätzchen suchen.“

Regulus‘ Augen weiteten sich, bis sie große Ähnlichkeit mit denen eines Rehs hatten. James liebte Rehe, besonders kleine, putzige Rehkitze, die ihm durch den Wald nachhopsten.

„Meinst du das ernst?“ Regulus wollte zu Sirius sehen, aber James ließ nicht zu, dass irgendjemand anderes sich in diese bezaubernden Augen verliebte.

„Na ja, ich will nicht riskieren, dass Slughorn uns noch irgendeinem Sabberhexen-Fan vorstellt und…“ James fuhr nur mit der Fingerspitze über Regulus‘ Wange zu seinen Lippen. „Die Prüfungen sind ganz offiziell vorbei.“

Regulus war innerhalb eines Blinzelns aufgestanden und hatte James am Handgelenk gefasst. Er zog ihn mit einer Energie hoch, die James so gar nicht von ihm kannte. Sie brachte ihn zum Stolpern und ließ ihn fast vergessen einen letzten Blick über die Schulter zu werfen. Kurz bevor sie das Büro verließen, holte er das nach und versicherte sich so, dass Sirius auch alles mitbekommen hatte.

Er ließ ein letztes Grinsen zurück, bevor er sich nach dem Knall der zufallenden Tür voll und ganz Regulus widmete.

Zielgesteuert lief er durch die Gänge, aber James zog ihn bereits nach der ersten Biegung zurück. Er küsste Regulus, küsste ihn heftig, und rammte ihn mit seinem Körper gegen die Wand. Regulus stöhnte unter seinen Lippen, öffnete den Mund so weit, dass James gar nicht anders konnte, als mit der Zunge vorzustoßen.

Trotzdem hoffte er für unendlich lange Sekunden nichts anderes, als dass Sirius jetzt um die Ecke kommen würde.

Sein nächster Gedanke war, dass er das größte Arschloch auf der ganzen Welt war.

Regulus seufzte trotzdem und klammerte sich an ihn, als wäre er der kostbarste Schatz auf der Welt. James konnte sich dafür fast zu leicht von Regulus‘ Lippen lösen.

Er fühlte sich schon wieder richtig miserabel. Sein Kopf war heute nur bei Sirius und er benutzte Regulus, um seinem besten Freund eine Lektion zu erteilen. Das musste er irgendwie wieder gut machen.

„Willst du…“ James stützte sich mit der Hand neben Regulus‘ Gesicht ab. „Willst du mit hoch kommen?“

Regulus knitterte James‘ Hemd, als er sich daran festklammerte. „Wir haben doch hier…“

„Es ist ein Kellerloch, Reg. Letzten Endes ist es wirklich nur ein Loch… Kalt, unromantisch und –“

„Ungestört“, sagte Regulus. „Da stehen nämlich noch drei andere Betten in deinem Schlafsaal.“

„Dann gehen wir doch in deinen –“

„Merkwürdigerweise schlafen da auch noch andere.“

James riss empört die Augen auf. „Gleich mehrere? Regulus Black, du verruchtes Ding…“ Er beugte sich zu einem Kuss vor und einen wunderschön kurzen Moment konnte er sein schlechtes Gewissen verdrängen. Es kehrte sofort zurück, als Regulus‘ Lippen seine verließen.

„Potter, wenn –“

„James. Sag schon…“

„Wenn du das hier lieber wochenlang planen willst…“

„Ich zögere es solange heraus, bis du meinen Vornamen wenigstens denkst.“

„Versuch das mal auszuhalten.“ Regulus zog James an seinem Hemd dicht an sich, erwischte aber nicht seine Lippen, als er ihn küssen wollte. James drehte demonstrativ den Kopf zur Seite, ließ Regulus aber gerne seinen Hals küssen.

„Ich glaub, das krieg ich hin“, sagte James unberührt. Er schloss die Augen, als Regulus ihm allein mit einem kleinen Biss in den Hals das Gegenteil bewies. „Mhm, okay, vielleicht auch nicht.“ Grinsend drehte er den Kopf, hatte sein schlechtes Gewissen schon wieder komplett vergessen und wollte sich vollkommen unbeschwert auf Regulus‘ einladend geöffnete Lippen stürzen, als ein Räuspern sie störte.

James fuhr herum. Sirius stand kaum zwei Meter von ihnen entfernt mitten im Gang. Seinem Gesichtsausdruck war nicht anzusehen, wie lange er dort schon stand.

„Auseinander.“ Seine Stimme war eisiger als die seines Bruders. „Auseinander“, blaffte er gleich darauf erneut und die Lautstärke ließ jegliche Kälte wieder verschwinden. Als James nur die Hand von der Wand nahm, stürzte Sirius auf ihn zu und stieß ihn rücksichtslos zur Seite. James taumelte rückwärts gegen die gegenüberliegende Wand und hielt sich an ihr fest.

Geschockt sah er Sirius an. „Was zum –“

„Halt’s Maul!“ Sirius verdeckte Regulus fast perfekt. „Was ist das für ein Spielchen, James? Macht dir das Spaß? Den ganzen Abend an meinem Bruder rumzubaggern, nur um mir eins auszuwischen?“

„Ich spiele nicht.“

Sirius kam langsam, aber entschlossen auf ihn zu. „Ach? Dann bilde ich mir also ein, dass du bis über beide Ohren verknallt in Lily Evans bist? Dass du nachts ihren Namen im Schlaf murmelst? Dass du kleine Herzchen um eure Initialen malst? Dass du sie in jeder freien Sekunde anstarrst, wie ein Hund einen Schinken?“

James öffnete den Mund, vergaß aber, was immer er hatte sagen wollen, als er Regulus‘ Blick auffing. Er wünschte, es wäre Verwirrung gewesen, die er in den grauen Augen lesen konnte.

„Ich habe nicht…“

„James“, warnte Sirius. „Der einzige Mensch, den du anlügen kannst, dass bist du selbst. Und meinen Bruder, weil er in dich verknallt ist. Und das hab ich dir vor Monaten gesagt. Du hattest versprochen, dass du es nicht ausnutzen würdest.“

„Ich hab niemanden ausgenutzt!“

„Und wie nennst du das dann?!“ Sirius deutete auf Regulus, dann zurück auf James. Seine Hand zitterte, und als er sie zur Faust ballte zuckte James reflexartig zurück. „Es tut deinem Ego gut. Du stehst drauf angehimmelt zu werden. Mehr nicht! Du bist nicht plötzlich verknallt in meinen Bruder!“

James ließ sich nicht einschüchtern, wenn Sirius so hysterisch wurde. „Was wenn doch?“

„Warum würdest du ihn dann benutzen, um Quidditch zu spielen?“ Sirius zeigte für einen kurzen Moment ein triumphierendes Grinsen. „Klingelt’s?“

„Mombasa?“ James schnaubte spöttisch. „Da klingelt’s nur in deinem Kopf.“

„Ich hab dir nur zu verstehen gegeben, dass ich nicht blöd bin. Dass ich merke, was hier abgeht.“ Sirius ließ die Faust zwar sinken, kam James aber wieder näher. Er senkte die Stimme, als würde das jetzt noch verhindern, dass Regulus sie hörte. „Ein Grinsen, ein Schnippen von dir und er tut alles, was du willst. Wie könntest du da widerstehen?“

James konnte Sirius nicht länger in die Augen sehen. Er suchte stattdessen Regulus‘ Blick, aber die grauen Augen lagen hinter schwarzen Haarsträhnen und genauso dunklen Schatten verborgen. Im Schein der Fackeln glitzerte dafür etwas auf Regulus‘ Wange.

„Er ist mein kleiner Bruder, James. Wenn du ihm noch einmal zu nahe kommst, dann zeig ich dir, wie viel kaltherziger, manipulativer Black in mir steckt.“

„Aber…“ James musste sich räuspern, um seiner Stimme wieder etwas Kraft zu verleihen. „Ich bin dein bester Freund.“

„Wo warst du dann in den letzten Tagen?“ Sirius warf ihm einen abfälligen Blick zu, bevor er sich auf der Stelle umdrehte. „Komm, Reggie.“ Er zog ein Taschentuch hervor, das er Regulus in die Hand drückte. James wollte nicht wissen, wozu Regulus das brauchte, und richtete den Blick auf den Boden, bis Sirius seinen Bruder um die Ecke gezogen hatte.

Er suchte nach seinem schlechten Gewissen, aber es schien inzwischen einen gemütlicheren Platz als seine Schultern gefunden zu haben. Dafür fühlte er gerade gar nichts. Als wäre ein Sturm durch sein Inneres gefegt und hätte alle Emotionen mitgenommen.

Es war irgendwie erleichternd.


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Wir haben immer schon gespürt, dass sich zwischen Ron und Hermine etwas entwickelt, obwohl ich und Emma uns dessen nicht bewusst waren. Doch in diesem Film gestehen beide sich das ein. Als Hermine mit Viktor Krum auf dem Weihnachtsball erscheint, kapiert Ron endlich, dass er etwas für sie empfindet.
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