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Unnatural Black - Das Herz des Löwen

von Dr. S

Regulus war so süß.

Ohne irgendwelche unangenehmen Fragen zu stellen, kümmerte er sich um James‘ Kratzer, versorgte sie zuerst etwas unbeholfen und entwickelte dann ein richtiges Händchen für den Heilzauber. Dafür stellte James auch keine Fragen. Noch nicht…

Es interessierte ihn dafür zu sehr, wie Regulus vor ihm aufgetaucht war. Dreckig und selbst mit Kratzern übersät, noch dazu die Kleidung eingerissen. James hatte sich die Muster der Dreckspuren auf den blassen Wangen mittlerweile eingeprägt. Er wollte, konnte aber nicht dafür sorgen, dass die blutigen Spuren zwischen dem Schmutz verschwanden. Seine Hände waren wie gelähmt.

Regulus ließ sich neben ihn auf die kalten Stufen der Eulerei sinken. Er schmiegte sich an ihn, und James war dankbar dafür, konnte nicht einmal in Worte fassen, wie dankbar. Irgendwie hielt er sich für stark, für stärker zumindest, als Regulus, den er schon so oft weinend erlebt hatte, und deswegen wollte er sich wohl nicht die Blöße geben, die Tränen zuzulassen, die seine Sicht verschwimmen ließen.

James schlang den Arm um Regulus, zog ihn fester an sich und schloss die Augen. Er stellte sich vor, wie es wäre, wenn er den Kopf jetzt an Regulus‘ Schulter lehnen würde. Der Gedanke war ihm peinlich. Fast so peinlich, wie das Brennen hinter seinen geschlossenen Lidern. Ob Regulus das wusste? Ob er sich deswegen so an ihn drückte, als würde er die tröstende Nähe gerade brauchen?

„Es ist schön hier.“ Regulus‘ Stimme war leise, als hätte er Angst, er könne den Moment ganz leicht zerstören. Und irgendwie tat er das. James wollte, konnte ihm aber nicht erzählen, was ihn gerade bedrückte. Es einfach auszublenden schien für einen Moment so einfach gewesen zu sein. Und auch wenn Regulus nicht fragte, warum James ihn mitten in der Nacht trotz aller Regeln auf die Ländereien bestellte, machte allein sein Bedürfnis zu reden, James unsicher.

Bei Regulus bedeutete das etwas.

„Siehst du all die Sterne?“

Als James die Augen aufschlug, deutete Regulus zum Himmel. Der wolkenlose Himmel ließ einen perfekten Blick auf die Sterne zu, aber es war der Mond, der James den Blick abwenden ließ. Er sah Regulus an. In seinen grauen Augen spiegelte sich der Sternenhimmel und plötzlich verstand James, nach Jahren mitternächtlicher Astronomie-Stunden, was so schön an diesem Anblick war.

Es lag ihm auf der Zunge, zu sagen, wie wunderschön Regulus trotz Schmutz und Kratzer war, aber auch das war ihm peinlich. Es wäre kitschig. James wollte nicht kitschig sein. Er war ein Mann, zumindest auf dem Weg dahin, und er würde nicht weich werden… nicht schwach und… schwul.

„Du bist wunderschön.“ Er hauchte die Worte und hoffte einen Moment lang, Regulus hätte sie nicht gehört. Aber dann hätte er sie ihm nicht direkt ins Ohr wispern sollen.

Regulus sah ihn an, die Sterne immer noch in seinen Augen funkelnd, und lächelte. James wollte es erwidern, konnte aber nicht. Mittlerweile war er sicherlich hochrot vor Verlegenheit. Er schämte sich gar nicht so sehr für seine Worte, mehr dafür, dass er wirklich schwach war. Stark sein schien nur eine Fassade zu sein und in Wahrheit war er genau das, was sein bester Freund gesagt hatte.

Und Sirius war genau das, was James gesagt hatte.

Regulus gab ihm einen Kuss, hauchzart nur und definitiv nicht lang genug. Mit der Schläfe wieder an James‘ Schulter lehnend deutete er erneut zum Himmel.

„Findest du mich?“

„Meine Astronomie-Prüfung war schon“, murmelte James widerwillig, sah aber ebenfalls zum Himmel, als Regulus ihn leicht in die Seite stupste. „Der helle Stern im Rumpf des Löwen.“ Den Arm auf Regulus‘ Schulter abstützend versuchte er Regulus zu zeigen, was er meinte. „Der hellste Stern, um genau zu sein.“

Regulus umklammerte seinen Arm, zog ihn enger um sich. „Das Herz des Löwen.“

James nickte. Er wartete eine ganze Weile vergeblich darauf, dass Regulus noch etwas sagte. Dann drehte Regulus sich wenigstens zu ihm um, streichelte ihm über die Wange.

„Ich wollte jetzt eigentlich noch was wunderbar Kitschiges darüber sagen, aber ich krieg das nicht so leicht über die Lippen wie du.“

James verdrehte die Augen. Die Arme fest um Regulus schlingend zog er ihn zwischen seine Beine und lehnte sich mit dem Rücken gegen das steinerne Geländer.

„Du bist mein Herz, Reg“, sagte James betont theatralisch. Regulus schlug ihm verspielt gegen die Brust und James schnappte sich seine Finger, hielt sie an seinem Körper fest. Es sollte ungemütlich sein, mit dem harten Stein im Rücken und unter ihnen, aber so wie Regulus sich gegen seine Brust schmiegte, schien ihn das gar nicht zu stören. Genau wie in ihrem ungemütlichen Kellerloch.

„Das ist mein erstes Mal“, sagte Regulus und klang dabei richtig aufgeregt. „Ich hab mich noch nie abends rausgeschlichen.“

„Und?“

„Ich bin ja mit einem Profi zusammen. Da muss ich mir keine Gedanken machen.“ Regulus spreizte seine Finger, damit James‘ dazwischen wandern und seine Hand noch fester umklammern konnten. Er brauchte das jetzt. „Aber du musst auch dafür sorgen, dass ich heil wieder zurückkomme. Sirius hat mir schreckliche Sachen über Filchs Foltermethoden erzählt.“

Allein den Namen jetzt zu hören machte James zu schaffen.

„Reg?“, begann er zaghaft. Es fiel ihm schwer darüber zu reden. „Ähm… W-Was macht deine Hand da?“

Regulus‘ Finger hatten sich in James‘ Taschen verkrochen. „Ich dachte, während du stotterst spiel ich mit dem Schnatz.“

„Den findest du da nicht“, sagte James noch mit einem Grinsen, das ihm wieder vergehen wollte, als Regulus ihn ein wenig verwundert anblinzelte. „Ich trag ihn nicht die ganze Zeit mit mir herum. Sirius nervt es, wenn ich ständig damit spiele.“

Regulus‘ Ausdruck wurde noch ein wenig finsterer. Er zog die Hand wieder aus James‘ Tasche. „Sirius nervt unser Schnatz, aha…“

„Ich… Dein Bruder und ich haben uns gestritten. Ich hab ihm gesagt, dass er wie sein Vater wäre… Was glaubst du, wie lange er deswegen sauer auf mich sein wird?“

Regulus schwieg einen Moment lang, setzte sich dann auf und lehnte sich mit dem Rücken gegen James‘ Brust. „Du hättest nichts Schlimmeres zu ihm sagen können“, stellte Regulus eiskalt fest. Ein bisschen einfühlsamer hätte James sich ihn in diesem Moment schon gewünscht. „Sirius hasst unseren Vater nicht. Nur, dass er ihm immer ähnlicher wird. Und er hat Angst, dass es nicht nur beim Aussehen bleibt. Das sieht er ja jeden Tag im Spiegel und… Eigentlich könnte er froh sein, dass er nicht nach Mutter kommt. Mit den breiten Schultern, den glänzenden Haaren…“

James hauchte einen Kuss in Regulus‘ Nacken. „Wenn du so breite Schultern hättest, könnte ich dich jetzt nicht so im Arm halten.“

Regulus sah ihn über die Schulter hinweg an. Ein spöttisches Dankeschön blitzte in seinen Augen auf, bevor er sich wieder abwandte. „Er würde dich wohl mehr hassen, wenn du gesagt hättest, er wäre wie seine Mutter.“

„Toll…“ James ließ den Kopf hängen und traf dabei auf Regulus‘ Schulter, die ihn unfreiwillig stützte.

„Er wird dir verzeihen. Du bedeutest ihm zu viel… Du bist der Bruder, den er immer wollte“, sagte Regulus mit keinem noch so kleinen Funken Emotion in der Stimme. Aber James spürte an den sich anspannenden Muskeln, dass es ihm etwas ausmachte. „Und er weiß, dass du dazu neigst dumme Sachen zu sagen, wenn du wütend bist.“

„Hey, das ist gar nicht wahr…“ James wartete darauf, dass Regulus ihm noch so einen Anflug von Spott über die Schulter schicken würde, aber Regulus starrte stur geradeaus. „Okay, vielleicht, aber er hat…“ James stoppte, als Regulus den Kopf leicht drehte. Er sah ihn nicht an, aber es war eindeutig, dass er mehr hören wollte. Nachvollziehbar war es auch. James konnte aber nicht.

Regulus seufzte nur.

„Es tut mir leid“, sagte James.

Regulus sah ihn immer noch nicht an. „Was? Dass du mich mitten in der Nacht Regeln brechen lässt, um mir dann nicht zu sagen, was los ist? Mach dir darüber keine Gedanken.“

„Sarkasmus kann ich jetzt echt nicht gebrauchen.“

Endlich drehte Regulus sich zu ihm herum. Er schaute James erwartungsvoll an. Die Frage, was er dann gebrauchen konnte, stand Regulus ins Gesicht geschrieben. Er war deswegen so schnell hergekommen, hatte sich dabei sogar wehgetan, und James ließ ihn derartig in der Luft hängen. Aber er war auch nicht Sirius. Er konnte nicht einfach ihr Geheimnis, Moony, in Gefahr bringen.

Und dabei wollte er Regulus eigentlich vertrauen.

James legte die Hand auf Regulus‘ schmutzige Wange, aber anstatt den Dreck wegzuwischen, wie er es erst vorgehabt hatte, zog er Regulus an sich heran. Er küsste ihn, verschloss den Mund fest, der ihm auch stumm so ein schlechtes Gewissen bereiten konnte. Aber als ihre Zungenspitzen sich berührten, da wurde ihm das alles merkwürdig egal.

Wie sanfte Stromschläge zuckte die Erregung über seine Haut, als Regulus ein wenig zu dicht an ihn rutschte. Wenn Regulus wüsste, wie schwer es war jeder noch so kleinen Berührung zu widerstehen. Besonders, wenn sie so eine wunderbare Ablenkung waren.

Regulus‘ Hände krochen unter sein Hemd, schoben sich nach oben bis zu James‘ Rippen, und Regulus folgte ihnen, stützte sich auf James‘ Brustkorb ab und stemmte sich hoch. James‘ Beine knickten in einen unbequemen Schneidersitz, als Regulus auf seinen Schoß glitt. Die plötzliche Nähe war zuerst brütendheiß. James zuckte zurück, gewöhnte sich dann an dieses jedesmal wieder erschreckend überwältigende Gefühl und ließ sich davon anziehen, suchte sogar mehr davon. Er legte die Hände auf Regulus‘ Hüften und zog ihn an sich, immer wenn seine Hüften nach oben stießen.

James öffnete die Augen. Er atmete so heftig, dass seine Brille schon wieder dicht beschlagen war.

„Fuck“, keuchte er, als Regulus den Kopf zur anderen Seite neigte.

Er löste sich prompt. James spürte sein Lächeln trotzdem. „Jetzt? Hier?“

„Woah!“ James wich zurück, so ruckartig, dass sein Kopf heftig gegen den Stein hinter ihm schlug. Für einen Moment sah er Sterne, dann wieder Regulus, weil der Nebel vor seiner Brille nachließ. „Au…“

„Armer Potter…“ Regulus umfasste James‘ Gesicht und zog seinen Kopf herunter, drückte einen Kuss auf die kleine Beule am Hinterkopf. Er arbeitete sich langsam wieder zu James‘ Mund, streifte dabei genießerisch durch James‘ Haare, als würde er sie wirklich lieben und das nicht einfach nur so dahin sagen. James hatte den Schmerz schon wieder vergessen, bevor Regulus seine Lippen wieder gierig verschloss.

Er zog Regulus erneut an sich. Das kleine Stöhnen machte ihn richtig stolz. Aber irgendwie fühlte es sich nicht so gut an, wie damals in der Dusche.

„Wir sollten das nicht tun.“

Regulus löste sich nicht von James‘ Lippen. Er ignorierte James‘ neue Versuche zu sprechen einfach und küsste ihn, bis James sich außerstande sah mehr als schwere Seufzer von sich zu geben. Er vergaß schon wieder fast, warum er das nicht tun sollte. Regulus schien alles andere unwichtig zu machen, jeden Gedanken an Mordversuche, Streitereien oder dunkelrote Haare.

James warf die Arme um Regulus‘ Rücken und presste ihn dicht an sich. Er riss die Gewalt über den Kuss so stürmisch an sich, dass Regulus ein überraschter Laut entfuhr. Als James sich aufrichtete, krallte Regulus sich an seinen Schultern fest. So machte er es James leichter ihn nach hinten zu schieben.

Ohne James als gemütliches Kissen schien Regulus das erste Mal die Härte des Steins der Stufen zu bemerken. Er krümmte sich auf den Stufen, zog James aber auf sich und schien ihn nicht mehr loslassen zu wollen. James brach den Kuss und sah Regulus in die Augen. Da waren keine Sterne mehr, kein Hauch von Romantik, sondern nur ein schwaches Spiegelbild von ihm.

Er hatte sich das nicht so vorgestellt. Er hatte viel zu lange über diesen Moment nachgedacht, um ihn jetzt so zu verschwenden. Immer, als er sich unsicher gewesen war, ob Regulus so weit dachte, hatte er sich irgendwie abgelenkt. Wie genau, daran konnte er sich gerade nur so schwer erinnern. Er konnte sich nicht einmal daran erinnern, wie er es heute Abend geschafft hatte, dieser Verlockung zu widerstehen.

Jetzt ging alles wie von selbst. Seine Hand wanderte an Regulus‘ Seite herunter zu seiner Hüfte, schob die Robe beiseite und strich über den ledernen Gürtel. Regulus‘ Finger gruben sich tiefer in sein Fleisch, als James die silberne Schnalle erreichte. Sie glitzerte im Mondlicht. James ließ sie aufschnappen und widmete sich sofort dem Verschluss der an den Knien eingerissenen Hose.

Regulus zitterte unter ihm, die Augen fest auf James‘ Finger gerichtet. Trotzdem ließ er James widerstandslos seine Hose herunterziehen, machte aber selbst keine Anstalten nach James‘ zu greifen. Er musste das selbst machen. Einschüchtern ließ er sich nicht, auch nicht von dem Gedanken, dass er sich vielleicht nur ablenken wollte… Dass er vielleicht sogar Sirius nur eins auswischen wollte.

„Potter…“

James war über alle Maße froh, dass Regulus ihn von einem sicherlich großen Fehler bewahrte.

„Da ist jemand.“

James schaute hinter sich. Im Dunkeln weit hinter ihnen tanzte ein Licht, nicht Filchs Laterne, sondern ein magisches. Er fluchte leise, fuhr in eine aufrechte Position und riss sich die Hose schnellstmöglich hoch. Regulus sah furchtbar enttäuscht aus, als er es James gleichtat.

„Komm…“ James hielt ihm die Hand hin und half Regulus auf. „Wir sollten –“

„Potter?!“

James‘ Augen weiteten sich. „Fehlt mir noch, dass McGonagall mich ohne Hose sieht. Komm, Reg.“

„Aber sie hat uns schon gesehen.“

„Sie hat mich gesehen.“ James suchte in seinen Taschen nach dem Tarnumhang, der ihn vorhin schon vor Filch gerettet hatte. McGonagall legte er aber nicht so einfach herein. „Außerdem hast du dich darauf verlassen, dass ich dich sicher wieder zurückbringe. Ich enttäusch dich nicht, Reg.“

Regulus entfuhr bloß ein verwirrtes Geräusch, als James ihm den silbrigen Stoff in die Hand drückte. Er blinzelte, strich kurz über den Stoff und bewies wieder einmal, dass er dem brillanten Verstand seines Bruders nicht im Mindesten nachstand.

„Ein Tarnumhang?“

James wollte jetzt nicht angeben und sagen, dass es der Tarnumhang war, denn dafür hatte er leider gar keine Zeit.

„Deswegen tauchst du immer so plötzlich auf. Auf dem Quidditch-Platz und… überall. Du hast mir nie etwas gesagt.“ Regulus schien sich immer die ungünstigsten Momente zum Reden auszusuchen. Dafür hatte er gewiss kein Händchen. „Wie viele Sachen sagst du mir eigentlich nicht?“

„Nicht jetzt.“ James schob ihn entschlossen hinter die Treppe in die Schatten, als das Licht von hinten stärker wurde. „Versteck dich drunter und geh zurück in den Schlafsaal. Gib ihn mir morgen wieder, ja?“ Er küsste Regulus, bevor der noch etwas sagen konnte, und zog ihm dann den Umhang über den Kopf.

Eine gefühlte Sekunde später landete eine Hand auf seiner Schulter. James fuhr herum und grinste in das strenge Gesicht seiner Hauslehrerin. Nur grub sich in McGonagalls Züge diesmal kein Zorn, sondern etwas, das Sorge ähnelte, was James aber nicht genau sagen konnte.

„Potter, da sind Sie ja. Wir haben Sie schon überall gesucht.“

James runzelte die Stirn. „Was ist denn los?“

„Ich denke, das wissen Sie ganz genau“, sagte McGonagall erschreckend mitfühlend. „Der Direktor möchte Sie sehen. Es geht um den Vorfall an der Peitschenden Weide. Liebe Güte, Potter, was haben Sie sich nur gedacht? Mitten in den Prüfungen so einen Unfug anzustellen?“

„Wahrscheinlich das Übliche: Nichts“, versuchte James zu scherzen, aber er war selbst nicht in der Stimmung dafür. Das hier würde ein übles Nachspiel haben. Übler, als er es in fünf Jahren Hogwarts erlebt hatte. Da war er sich ganz sicher.

~*~

Noch nie hatte James Albus Dumbledore derartig wutentbrannt gesehen – und er kannte ihn immerhin schon sein ganzes Leben, wohnte er doch nur einen Steinwurf von ihm entfernt. Jeden Streich, jedes kleine Sonnensystem, das durch sein Fenster geflogen war, hatte er mit einem amüsierten Funkeln in den blauen Augen abgetan. Jetzt gefror einem das Blut in den Adern, streifte einen der eiskalte Blick nur einen Moment lang.

Vor Dumbledores Schreibtisch saßen Sirius und Snape, demonstrativ weit auseinander und in entgegengesetzte Richtungen starrend. Snape redete und anscheinend um ihn nicht zu unterbrechen, wurde James von McGonagall erst einmal in eine Ecke hinter ihnen geschoben. Professor Slughorn stand in einem weinroten Morgenmantel gehüllt neben Sirius, anstatt dem Schüler seines Hauses.

„…hat versucht mich umzubringen! Verstehen Sie das denn nicht? Sehen Sie mich doch mal an!“ Snape hielt die Fetzen seines Umhanges hoch. Er hatte ihn sich zerrissen, als er die Stufen der Heulenden Hütte zurück in den Geheimgang gefallen war. Und James würde das noch klarstellen, wenn nötig.

Sirius schnaubte spöttisch. Er hatte sich bei diesem Vorfall selbst am meisten geschadet. Hätte er den Werwolf in seiner Animagusgestalt nicht zurückgehalten, dann hätte James Snape niemals rechtzeitig in Sicherheit bringen können. Und dabei hatte Sirius sich sichtbare Blessuren zugezogen. Im Licht des Büros sah selbst sein Profil schlimm aus.

Seine Schläfe war aufgerissen und er presste sich ein Handtuch gegen die blutende Stelle, die so dick angeschwollen war, dass er das Auge nicht mehr öffnen konnte. Er wirkte ungewöhnlich blass und Schweiß perlte sich auf seiner Stirn, verklebte die schwarzen Haarsträhnen. Seine Roben waren unversehrt, aber seine Haut hatte im verwandelten Zustand jeden Kratzer direkt abbekommen. James hatte vorhin schon gespürt, wie merkwürdig sich viele Rippen anfühlten, noch dazu schimmerten einige Stellen des Umhanges deutlich nass. Dachte Sirius ernsthaft, er könne überspielen, dass er sich so schlimme Verletzungen zugezogen hatte?

Und wie sollten sie erklären, dass er es mit einem Werwolf aufgenommen hatte und doch so unbeschadet davongekommen war? Ihnen blieb wohl nichts anderes übrig, als die Animagus-Sache aufzudecken. Dafür würde man sie hochkant aus Hogwarts werfen. Sie würden vorm Zaubergamot enden. Man würde sie nach Askaban schicken. Und diese weißgrauen Sträflingsroben standen ihm doch gar nicht.

„Hast du was zu sagen, Black?“, spuckte Snape zusammen mit ein paar Spuckekügelchen in Sirius‘ Richtung. „Willst du uns deinen perfiden Plan endlich erläutern?“

„Ich hab ’nen Anwalt“, murmelte Sirius. Er klang, als hätte er Blut im Mund und wollte es ausspucken. Kurz darauf schluckte er.

„Er hat nichts gemacht“, mischte James sich ein. Endlich wurde er bemerkt. Dumbledore hob den Blick und sah ihn über seinen Brillengläser hinweg an, Snape und Sirius fuhren verstörend synchron herum und sahen ihn seltsamerweise auch noch mit einer ähnlich großen Portion Wut in den Augen an. „Sirius hat nur erwähnt, wie man die Peitschende Weide ausschalten kann. Snape hat ganz allein entschieden ein halbes Dutzend Schulregeln zu brechen, um das mal auszuprobieren.“

Sirius wandte sich wieder ab, das Gesicht vollkommen ausdruckslos.

Snapes Gesicht wurde noch hässlicher, als es sich vor Zorn verzerrte. „Mich dahin zu locken, wohlwissend, dass Lupin da als Werwolf herumlungert ist nicht nichts!“

„Du lebst! Zeig verflucht nochmal ein bisschen Dankbarkeit!“ James zuckte nur einen Zentimeter vorwärts, da packte McGonagall schon seinen Arm.

Snape wurde nicht festgehalten, schoss in eine aufrechte Position und steckte die Hand in seine Umhangtasche. Dann verharrte er. Die Blicke ruhten auf ihm, zwischen erschrocken und erwartungsvoll, und brachten ihn so dazu, seinen Zauberstab dort zu lassen, wo er gerade besser aufgehoben war.

„Setzen“, verlangte Dumbledore. Snape ließ sich auf der Stelle fallen, als würde ein unsichtbares Gewicht auf ihn krachen und ihn niederreißen. „Sie auch, James.“ Mit dem Zauberstab zeichnete Dumbledore einen Stuhl für James, direkt zwischen Sirius und Snape, und beide schienen nicht glücklich über die Nähe zu ihm zu sein.

„Was heute Abend passiert ist… Nun, ich muss zugeben, dass etwas Ähnliches zu den schlimmsten Szenarien, die ich mir ausgemalt habe, dazugehört hat“, begann Dumbledore, während er sich langsam aufrichtete. „Remus Lupin ist ein hervorragender Schüler, der eine Chance auf ein ansatzweise normales Leben verdient hat. Severus, ich werde Ihnen das Versprechen abnehmen, dass Sie mit niemanden über die heutigen Ereignisse sprechen. Nun, genau genommen nicht über Mr. Lupins Krankheit. Sie können sich natürlich dafür erkenntlich zeigen, dass Mr. Potter Ihnen das Leben gerettet hat.“

„Er hat mir nicht das Leben gerettet!“, platzte es aus Snape heraus.

Dumbledore hatte für einen Moment wieder ruhig gewirkt, aber jetzt blitzte dieses eisige Funkeln wieder in seinen Augen auf und Snape schrumpfte auf der Stelle ein wenig zusammen.

„Sirius…“ Schwer seufzend wandte Dumbledore sich Sirius zu. „Ich kann nicht glauben, dass Sie Ihren Freund aus reiner Böswilligkeit in Gefahr gebracht haben. Aber ignorieren kann ich Mr. Snapes Anschuldigungen natürlich nicht. Ihre Beziehung ist bekanntlich nicht die Beste. Und mit Nachsitzen ist es dieses Mal nicht erledigt.“

„Direktor.“ Es war Slughorn, der sich einmischte und dass er sich scheinbar für Sirius einsetzen wollte, ließ Snape die Stuhllehnen so fest umklammern, dass man Angst haben könnte, er würde sie gleich herausreißen. „Die Schüler sind mitten in den Prüfungen. Können Sie das nicht aufschieben?“

„Danke für deinen Beitrag, Horace, aber die Konsequenzen müssen die Schüler vor allem selbst tragen.“ Dumbledore sah dabei vor allem Sirius an, der sich den sicherlich schlechtesten Zeitpunkt ausgesucht hatte, beleidigt zu sein. „Ich bin maßlos enttäuscht von Ihnen, Sirius. Ich habe immer geglaubt, dass Sie das Herz eines Gryffindors hätten.“

James sah Sirius an, erwartete einen heftigen Ausbruch an Emotionen, wie er es von seinem besten Freund gewohnt war, der so stolz darauf war ein Gryffindor zu sein, aber Sirius ließ nur ein Augenrollen zu. Ein Augenrollen. Von Sirius. Dazu dieser hochmütige Gesichtsausdruck. Es war James, als hätte er einen ganz anderen Menschen vor sich.

Hatten seine Worte Sirius wirklich so zugesetzt? Oder war er einfach so kaltherzig?

„Vergessen Sie mal nicht, wer hier zuerst mit den sogenannten Mordversuchen angefangen hat“, sagte Sirius mit einem Blick zu Snape.

„Dafür hast du keine Beweise, Black“, zischte Snape zurück.

„Nur eine sehr logische Geschichte und meinen Bruder. Mein Anwalt kann da was mit anfangen.“ Sirius trommelte mit den Fingern auf seiner Armlehne herum. Snape klammerte sich erneut an seiner fest. Er wusste ja nicht, dass Sirius ‚Anwalt‘ nur der Ehemann seiner Cousine war, der sich darauf spezialisiert hatte eindeutig schwarze Magier durch eindeutig nicht koschere Methoden vor Askaban zu bewahren. „Er würde dir alles wegnehmen. Wenn du etwas hättest. Außer heftigen Komplexen wegen deines unreinen Blutes.“

„Black, es reicht“, mischte McGonagall sich ein.

„Recht hat er schon“, fügte Slughorn hinzu. „Ausgleichende Gerechtigkeit nennt man das wohl.“

Dumbledore sah mit jeder Sekunde enttäuschter aus. Erneut seufzte er, löste seinen Blick von Sirius und wandte sich an alle drei Schüler. „Ich werde morgen Ihren Eltern Bescheid geben müssen. Prüfungen hin oder her. Ich habe dann keinen Einfluss auf die Bestrafung Ihrer Familien. Strafarbeiten werden Sie dennoch erhalten. Jetzt gehen Sie in Ihre Betten“, endete er mit einem Wink in Richtung Tür.

„Fein.“ Sirius war der Erste, der aufrecht stand. Ohne das Kinn zu senken sah er auf James herunter. „Sorgen Sie einfach dafür, dass ich nicht mit dem zusammen Nachsitzen muss.“

James spürte mehr als einen Stich ins Herz. Er konnte nicht einmal wütend sein. So brennenden Schmerz hatte er noch nie in seinem Leben gefühlt. Es machte ihn sprachlos, dass Sirius der Grund dafür sein sollte.

Auch die anderen Anwesenden schienen verblüfft zu sein, sogar Snape hob zur Abwechslung einmal beide Augenbrauen. Sirius reckte das Kinn noch ein wenig höher, drehte sich um und marschierte ohne sich noch einmal umzudrehen aus dem Büro. McGonagall schüttelte ungehalten den Kopf, raffte ihren Umhang zusammen und eilte ihm nach. Slughorn drückte zum Abschied James‘ Schulter, bevor er Snape bedeutete ihm zu folgen.

James rührte sich noch eine ganze Weile nicht.

„James…“ Dumbledores sanfte Stimme holte ihn aus diesem Schockzustand. Vielleicht nicht ganz. Alles fühlte sich so merkwürdig dumpf an. „Wenn Sie reden wollen…“

James wischte sich etwas seltsam Nasses aus dem Augenwinkel. „Bitte.“ Mit zittriger Stimme wandte er sich an Dumbledore. „Er würde das niemals absichtlich tun. So jemand ist Sirius nicht. Er hat nur nicht nachgedacht und… Bitte, sagen Sie das nicht seinen Eltern. Sie würden ihn prompt nach Durmstrang schicken… oder sonstwohin. Sagen Sie doch einfach, dass ich es war.“

Dumbledore ging um den Tisch herum und setzte sich auf den Stuhl, den eben noch Sirius besetzt hatte. Er tätschelte James‘ Arm. „Sie haben ein edles Herz, James. Ihrem Erzfeind das Leben zu retten… das ist bewundernswert. Ich hoffe sehr, dass Sie uns diesen Menschen öfter zeigen, als den albernen Streichespieler – auch wenn wir, besonders in manchmal so düster scheinenden Zeiten, immer ein Lachen gebrauchen können. Aber ich…“

„Sir…“ James hatte noch nie so erbärmlich geklungen. Er wollte sich hassen dafür. „Sie wissen nicht, wie das ist. Wenn man das gefunden hat, was einen ganz macht. Nehmen Sie ihn mir bitte nicht weg.“

Das Funkeln in Dumbledores Augen war diesmal weder Zorn noch Belustigung. Er schien gerührt. „Nun, der brillanteste Zauberer dieser Zeit zu sein sollte irgendetwas ausrichten können. Ich werde sehen, was ich für Sie tun kann, James. Und jetzt ab ins Bett mit Ihnen. Nehmen Sie Ihre Prüfungen in Verwandlungen nicht auf die leichte Schulter, nur weil das Ihr Steckenpferd ist.“ Er zwinkerte James zu und schickte ihn dann mit einem Schulterklopfer aus seinem Büro.

Es fiel ihm schwer, die Treppen herunterzusteigen. Seine Beine fühlten sich wie mit Blei gefüllt an. Er war müde, wirklich müde, aber es graute ihm davor zurück in den Schlafsaal zu gehen. Peter würde dort sein und sich einen Rüffel von Sirius einfangen, weil er einfach abgehauen war. James würde den Schlafsaal betreten und sich eisiges Schweigen von Sirius abholen können. Mehr nicht.

Der Korridor war leer, einsam und verlassen. James schaute zurück auf den Wasserspeier, der Dumbledores Büro bewachte und ließ sich von dessen bösen Blick vertreiben. Er schlurfte den Gang in Richtung der Fenster entlang.

Ob Regulus wieder kommen würde, wenn er ihm noch einmal schrieb?

James blieb an der Fensterbank stehen. Edles Herz, von wegen. Er war ein egoistisches Arschloch. Er hatte Regulus nicht verdient. Lily Evans‘ Abneigung, die hatte er verdient.

Er wollte die Arme auf die Fensterbank legen, schaffte es aber nie bis zum Stein. Dazwischen lag etwas merkwürdig Weiches. James schreckte zurück.

„Was…“

Vor ihm zog Regulus sich den Tarnumhang vom Kopf. Er saß auf der Fensterbank und ließ die Beine baumeln. Ein Lächeln zupfte an seinen Lippen, aber er unterdrückte es, indem er sich auf die Lippe biss. Dann winkte er.

James packte sein Handgelenk. „Spionierst du mir nach?!“

Regulus musste sich jetzt nicht mehr auf die Lippe beißen. Sein Lächeln verschwand auch so. Er schüttelte den Kopf. „Ich hab hier gesessen und gewartet. Weil ich mir Sorgen gemacht hab. Du warst so fertig vorhin… Außerdem respektiere ich es, wenn du einmal nicht mit mir reden willst.“

James‘ schlechtes Gewissen erdrückte ihn fast. Heute war nicht sein Tag. Er machte alles nur schlimmer – und deshalb überlegte er auch, Regulus gehen zu lassen, als der von der Fensterbank rutschte. In der Realität erwies es sich aber als nahezu unmöglich Regulus‘ Handgelenk loszulassen.

„Regulus, es tut mir leid.“ James bereitete sich darauf vor, Regulus zurückhalten zu müssen, sich an ihn zu klammern, nur damit er bei ihm blieb, und er hätte all das getan. Aber Regulus blieb bei ihm. Er schien sich zwar nicht mehr zu trauen, etwas zu sagen, aber er blieb. Er richtete den Blick auf James‘ Brust, spielte mit dem Tarnumhang in seinen Händen und stellte keine unangenehmen Fragen.

Er war so süß.

James drückte ihm einen Kuss auf die Stirn, dann zog er ihn in seine Arme.

„Weißt du…“ Regulus zupfte mit einer Hand vorsichtig an James‘ Hemdsaum. „Wir könnten… da weitermachen, wo wir vorhin unterbrochen worden sind.“ Er sah James wieder an und da war etwas gar nicht mehr so Süßes in seinem Blick, das James fast überzeugt hätte. „Scheint dich wenigstens kurzzeitig abgelenkt zu haben.“

„Reg…“ James legte den Finger unter Regulus‘ Kinn und hob es an, bis mehr Helligkeit in die so dunkel wirkenden Augen gelangte. Er schüttelte den Kopf. „Du bist mein Herz, schon vergessen? Ich möchte, dass das so bleibt. Dass das hier hält.“

Regulus schlug die Augen nieder. „Du bist… verboten romantisch, Potter.“

„Bleibst du trotzdem bei mir? Nur heute Nacht? Ich will nicht alleine sein…“

„Was immer du willst…“ Regulus drückte sich an ihn und James schlang die Arme so fest er konnte um den einzigen Menschen, der momentan bei ihm sein wollte.


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