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Fanfiction

Unnatural Black - Der Hirsch im Mondschein

von Dr. S

Hogwarts‘ Gänge waren dunkel und der Hausmeister schlich mit seiner Katze in ihnen herum. Argus Filch war ein widerwärtiger, schmuddeliger Squib, der eine sehr offensichtliche Vorliebe für gewisse Fetische hatte. Regulus wollte nur äußerst ungerne in die Nähe der rostigen Ketten kommen, von denen sein Bruder ihm gerne theatralische Schauermärchen erzählte.

Es war das erste Mal, dass Regulus außerhalb der Ausgangssperre die Kerker verließ. Potter war geübter darin. Geschickt hatte er sich von einem Schatten zum nächsten gestohlen, während Regulus vor Nervosität auch bei ebenem Boden zu stolpern angefangen hatte. Und jetzt das…

Potter war weg, verschwunden hinter der nächsten Biegung, und stattdessen baumelte die flackernde Laterne des Hausmeisters durch die Dunkelheit der steinernen Gänge. Mrs. Norris mauzte. Eigentlich mochte Regulus Katzen. Verstörenderweise mochten Katzen ihn auch. Aber diese spezielle Katze hatte zu viel Zeit mit diesem Menschen verbracht und dabei all dessen Bitterkeit und Hass absorbiert, sodass sie jetzt einfach nur noch eine Ausgeburt negativer Energien war. Sie wäre fast Regulus‘ Untergang gewesen.

Er schoss um die Ecke und statt in Potters Rücken knallte er fast in Filchs. Potter war in mitten des Ganges einfach verschwunden – wie er das hinbekommen hatte, war scheinbar auch dem Hausmeister ein Rätsel. Nur weil Filch sich lauthals darüber beschwerte, doch noch eben einen Schüler gesehen zu haben, war er abgelenkt genug, damit Regulus zurück hinter die Ecke schlüpfen konnte.

Die tapsigen Schritte der Katze übertönten sein scharfes Ausatmen. Mrs. Norris schaute um die Ecke. Ihre gelben Augen leuchteten, als würden sie direkt angestrahlt werden. Regulus hatte die schrecklichsten Geschichten über ihre Hinterhältigkeit gehört, sodass er jetzt fast ein heimtückisches Grinsen erwartete. Aber Mrs. Norris legte bloß den Kopf schief, starrte Regulus noch einen Moment an und drehte sich dann um. Ihr Schwanz streifte an der Mauer entlang, knapp an Regulus‘ Bein vorbei, bevor sie hinter der Ecke verschwand.

Regulus wagte erst aufzuatmen, als Schritte sich von ihm entfernten. Filch sprach mit seiner Katze, zu undeutlich für Regulus, aber was immer Mrs. Norris‘ Mauzen für ihn bedeutete, es führte ihn weg von seinem potentiellen Opfer. Regulus würde sich darüber nicht beschweren.

Als Stille die Gänge füllte, traute Regulus sich um die Ecke zu schleichen. Er hatte Potter verloren, aber einschätzen konnte er den Weg. Dieser Korridor führte weder zurück zum Gryffindor-Turm, noch irgendwo in höhere Etagen, sondern auf die Ländereien.

Regulus stoppte an einem Balkongeländer und sah hinaus. Aus der Finsternis der Nacht stachen immer noch die Schatten des Verbotenen Waldes heraus. Das Mondlicht erhöhte den Kontrast der Baumkronen zum Horizont. Umringt von Sternen strahlte die perfekte Scheibe des vollen Mondes hell genug, um die Gestalt, die zum Waldrand huschte, hervorzuheben.

War das Potter?

Regulus lehnte sich über das Geländer, aber so hell schien der Mond auch wieder nicht. Er konnte keine Details erkennen.

Unter ihm lagen keine drei Meter bis zum Boden. Rechts von ihm ein Weg um mehrere Biegungen, bevor er nach draußen gelangen würde. Regulus klammerte sich an das Geländer, schwang die Beine nacheinander herüber und stellte die Füße auf der anderen Seite erst einmal sicher ab. Unter ihm lag Schwärze.

Vielleicht täuschte er sich bei der Höhe?

Regulus wollte gar nicht erst anfangen, genauer darüber nachzudenken, bis er feige zurück in den Schlafsaal laufen würde, und sprang.

Der Aufprall war härter, als er erwartet hatte. Seine Beine schienen in seinen Unterleib gerammt zu werden. Er keuchte auf und stolperte vorwärts, fiel mit voller Wucht auf den Boden. Unter ihm hätte weiches Gras ihn auffangen sollen, aber Regulus spürte nur die scharfkantigen Steine, die sich in seine Handflächen gruben und seine Haut aufschürften. Seine Hose schützte seine Knie vor ähnlichen Verletzungen.

Alles tat ihm weh. Beine, Arme, Hüften. Seine Handflächen begannen wie Feuer zu brennen, als er sie auf den Boden stützte, um sich hochzustemmen. Er musste bluten.

Das war eine dämliche Idee gewesen.

Sirius wäre stolz auf ihn.

Ächzend richtete Regulus sich auf und klopfte sich ganz automatisch den Dreck von den Händen, versuchte es auch bei seiner Hose, wobei er erkannte, dass sie zumindest an den Knien eingerissen war. Er biss die Zähne zusammen und schaute nach vorne, aber in der Dunkelheit war kein Anzeichen von Bewegung mehr zu erkennen.

Etwas stolpernd bewegte er sich vorwärts, gewann sein Gleichgewicht aber bald vollständig wieder und lief in die Richtung, in die er die Gestalt hatte verschwinden sehen.

Es dauerte, bis er die Gegend in der fremden Dunkelheit erkannte. Vor allem, weil das Gebiet seit seiner Schulzeit gesperrt war. Und Regulus hielt sich an Schulregeln – im Gegensatz zu seinem Bruder. Es war also nicht allzu verwunderlich, dass Sirius Snape an so einen Ort locken würde.

Vor ihm ragte die Peitschende Weide empor.

Regulus blieb keuchend am Abhang stehen. Er konnte dort nicht hingehen. So eine Übertretung von Schulregeln bloß um zu sehen, was Potter ihm nicht sagen wollte, war einfach nur albern. Dann vertraute Potter ihm eben nicht. Dann hatte er eben Geheimnisse. Wen interessierte das schon?

Regulus stöhnte frustriert auf und rieb sich mit den dreckigen und blutenden Händen über sein Gesicht. Er konnte sich nicht rausreden. Es interessierte ihn, verletzte ihn gleichermaßen, was Potter ihm nicht sagen wollte. Und seine Neugierde spielte keine unbedeutende Rolle.

Die Peitschende Weide rührte sich nicht. Normalerweise fing sie an um sich zu schlagen, wenn man sich ihr auf wenige Meter näherte. Jetzt war sie wie erstarrt.

Vielleicht war er in die falsche Richtung gelaufen?

Regulus tastete auf dem Boden nach einem Stein und warf ihn gegen den Stamm. Die Weide rührte sich nicht. Die sonst so aggressive Weide rührte sich einfach nicht. Regulus starrte sie eine halbe Ewigkeit an.

Dann begann sie sich wieder zu bewegen. Regulus ging es ähnlich. Sein Verstand kam wieder ins Rollen und er fing an sich zu fragen, wo Potter jetzt hin war. Gerade, als er sich umschauen wollte, glaubte er etwas zu hören.

Regulus ging sicherheitshalber in Deckung. Seine Beine und Knie fühlten sich immer noch merkwürdig an. Der Boden unter ihm war auch noch dreckig. Regulus verzog das Gesicht bei dem Gedanken, was alles in dem Schmutz herumkrabbeln könnte. Die Kälte und Feuchte der Erde drang selbst durch seine Kleidung, hinterließ ein Gefühl von Schmutz auf seiner Haut, das sich kribbelnd ausbreitete. Er wollte sich schütteln, zumindest schaudern, unterdrückte das Bedürfnis aber, als ein Rumpeln die Stille der Nacht durchbrach.

Die Stimmen wurden lauter, fast verständlich. Regulus erkannte deutlich Potters Stimme, konnte aber nicht heraushören, was gesagt wurde. Zusammenhanglose Flüche, vielleicht, oder Zaubersprüche? Wenn er die Weide zum Stehen bringen wollte, dann musste er aber einen wirklich gewaltigen Schockzauber beherrschen.

Regulus erinnerte sich vage an Wettstreite, wer es am nächsten an die Weide schaffte, ohne sich zu verletzen. Er hatte nie etwas auf so kindische Mutproben gegeben und seit Davey Gudgeon fast ein Auge verloren hatte, weil er es bis zum Stamm geschafft hatte, war der Hype sowieso fast vollständig abgeklungen.

Die Schwärze der Nacht verdichtete sich in der Nähe des Stammes zu einem kleinen Körper. Regulus musste die Augen eng zusammenkneifen, um der Bewegung zu folgen. Vielleicht bildete er es sich nur ein, aber sein Auge war geschult darauf die kleinsten Bewegungen wahrzunehmen. Und etwas huschte definitiv in einem rasenden Tempo auf den Stamm zu, an ihm hinauf und verharrte dann dort. Ein Klicken ertönte. Die Weide stoppte in ihrem Versuch das kleine Wesen abzuschütteln.

„…verfluchter Idiot… hör auf zu strampeln und geh… nein, sofort!“

Aus der Dunkelheit erhob sich ein menschlicher Schatten, stolperte vorwärts und fiel hin. Ein zweiter Schatten tauchte auf, immer noch brüllend und fluchend, jetzt sehr deutlich. Potter zog die Person, von der Regulus stark annahm, dass es sich um Snape handelte, vom Boden und stieß ihn vorwärts.

Snapes Haltung war auch unter normalen Umständen schlecht, aber momentan schien es, als wäre er gerade aus drei Metern aus dem Fenster gesprungen. Er taumelte, wirkte benommen, und sein Umhang flatterte in Fetzen im Wind.

„Snape, jetzt reiß dich verflucht nochmal zusammen!“, schnauzte Potter wutentbrannt. Regulus hatte ihn nie zuvor so gehört. Er hatte sich von ihm anschreien lassen, hatte Potter sich über Kleinigkeiten in die abstrusesten Wutanfälle steigern hören, aber niemals hatte seine Stimme so unter den Emotionen gelitten. Sie brach fast an ihnen, rutschte in nahezu panisch mutende Oktaven, die so gar nicht zu einem ach so mutigen Gryffindor passen wollten.

Snapes Wimmern passte da schon eher zu dem Ruf des Hauses Slytherin. Noch dazu versuchte er wie eine Schlange über den Boden zu kriechen. Potter musste ihn wieder auf die Beine ziehen. Immer wieder schaute er hinter sich.

Regulus hob den Kopf leicht, wollte erkennen, was denn außer der Weide dort lauerte, aber er konnte nichts erkennen.

Dann, ganz plötzlich, erschütterte ein markdurchdringendes Heulen die Nacht.

Regulus zog den Kopf wieder ein und starrte auf den Boden, die Augen weit aufgerissen. Das Heulen, wie von einem Wolf, erklang erneut. Es ließ den Boden vibrieren. Als würde es von unten kommen. Von ganz nah.

„Oh, nein, der kommt da raus, oder? Und dann wollt ihr mich hier umbringen, ja? Gleich hier zerfleischen lassen, wo es morgen alle sehen können!“ Snape hatte nichts unter Kontrolle. Seine Stimme genauso wenig wie seine Emotionen, worauf er sonst so penibel achtete.

„Ich hab dir grad dein Scheißleben gerettet, Snape! Wenn du es wegwerfen willst, dann bleib da ruhig liegen und bemitleide dich selbst. Ansonsten tu endlich was ich dir sage und lauf!“ Potter riss Snape hoch, als der erneut zusammenbrach, als hätte er absolut keine Kraft in den Beinen. „Lauf und dreh dich nicht um. Was auch immer du hörst, schau nicht zurück!“ Damit stieß Potter Snape nach vorne und sah zu, wie ein wimmerndes Häufchen Elend den Abhang herunterstolperte.

Snape drehte sich augenblicklich um und Potter, der offensichtlich damit gerechnet hatte, hob drohend den Zauberstab. Sofort legte Snape an Tempo zu und taumelte in die Dunkelheit davon.

Er war noch nicht weit, als das Heulen erneut durch die Erde drang. Während Snape reflexartig nach hinten sah, diesmal unbemerkt von Potter, der sich zur Weide drehte, sah Regulus hoch zum Mond. Zum Vollmond. Er schluckte hart und robbte langsam und vorsichtig nach hinten, weg von der Weide.

Unter ihm, direkt unter seinem Körper, schlug etwas gegen den Boden. Regulus erstarrte. Er sah zu Potter, wollte am liebsten zu ihm rennen und sich an ihn klammern, aber das neue Heulen lähmte ihn besser als jeder Zauber.

„Wurmschwanz, du kümmerst dich um die Weide“, sagte Potter, klang wieder ganz ruhig und als würde er nicht im Angesicht der Gefahr merkwürdige Selbstgespräche führen. Regulus glaubte, seine Verwirrung könne sich nicht mehr steigern, als Potter einfach vorneüber kippte.

Im Schatten der ruhigen Baumkrone konnte Regulus nicht erkennen, was genau passierte. Das Licht des Mondes drang nicht durch, schärfte nur die Umrisse eines Schattens, der sich veränderte. Es war ein fließender Übergang, so wunderschön, dass Regulus jeden eisigen Hauch von Angst und Panik komplett verdrängte.

Vor ihm erhob sich ein majestätischer Hirsch. Im Mondlicht schimmerte sein hellbraunes Fell kurz golden, dann duckte das Tier sich wieder unter die Schatten und nichts als Schwärze blieb zurück. Regulus traute sich wieder zu atmen.

Dann ein neues Heulen, diesmal weiter weg von ihm und ohne dass der Erdboden die Lautstärke dämpfte. Ein Krachen folgte, als würde ein Körper gegen harten Stein knallen. Regulus fuhr hoch, drückte sich kurz darauf wieder flach auf den Boden.

Was er gesehen hatte reichte aus, damit er am liebsten in der feuchten Erde versinken wollte.

Blitzende Augen, noch heller, als die von Mrs. Norris, und viel gefährlicher, unterstrichen von ebenso deutlich hervorstechenden Fangzähnen. Ein Knurren wie von einer wilden Bestie, dann ein neuerliches Krachen und Scharren. Regulus presste sich die Hände auf die Ohren und, als die Geräusche nur lauter zu werden schienen, verschränkte er die Arme auf dem Kopf und presste das Gesicht schutzsuchend in den Dreck.

Was machte er hier eigentlich? Scham flammte heiß in Regulus auf und ließ seinen ganzen Körper brennen. Hier versteckte er sich feige wie eine Ratte, während ein Werwolf, oder irgendein Wer-Ding drauf und dran war den Menschen, den er doch lieben wollte, zum Abendessen zu verspeisen.

Regulus hob schniefend den Kopf. Er wischte sich eine Mischung aus Tränen und Dreck aus dem Gesicht und schob die Hand dann in seine Umhangtasche. Mit dem Zauberstab in der Hand robbte er vorwärts, bis er mehr als nur schwache Umrisse in der Finsternis erkennen konnte.

Der Hirsch schien etwas zu blockieren, einen Ausgang unter der Weide. Allerdings wurde er mit einer Heftigkeit zurückgeworfen, die einem Menschen ernsthafte Verletzungen zugefügt hätte. Eine hundeähnliche Kreatur, definitiv ein Werwolf, warf sich immer wieder gegen ihn. Noch wurde jeder Fluchtversuch erfolgreich unterbunden, aber Regulus sah den Hirsch taumeln. Er stolperte bei jedem Mal weiter zurück und gab dem Werwolf damit mehr Platz. Lange würde das nicht mehr gut gehen…

Regulus hob den Zauberstab und zielte, zögerte aber aufgrund der unvorhersehbaren Bewegungen des Wolfes. Seine Hand zitterte und viel zu oft wanderte sein Blick zu dem Hirsch. Er wollte Potter nicht aus Versehen treffen – egal, was er gerade war – und wenn er weiter zögerte…

Regulus zielte auf den Ausgang und murmelte: „Stupor.“

Nichts passierte. Es war das erste Mal, dass er einen Schockzauber ausprobierte – natürlich konnte das nichts werden. Regulus versuchte sich an einen anderen Spruch zu erinnern, als der Hirsch einknickte. Der Werwolf hatte ihm die Vorderbeine weggerissen.

Die Finger fester um den Zauberstab schließend holte Regulus aus. „Stupor!“, schrie er und endlich kribbelte da etwas in seinen Fingerspitzen.

Ein roter Lichtblitz zischte aus seinem Zauberstab, flog schnurstracks auf sein Ziel zu und traf den Werwolf genau dann, als der Hirsch ihn gerade zurückgestoßen hatte. Mit doppelter Wucht wurde er jetzt zurück in sein Loch geschleudert.

Regulus war zu erstaunt um sich zu freuen. Der Werwolf tauchte nicht wieder auf und der Hirsch drehte den Kopf auf der Suche nach seinem Helfer herum. Regulus duckte sich schnell und wartete einen Moment, bevor er vorsichtig wieder zur Weide linste. Der Schatten des Hirsches wandelte sich in den eines Menschen, der kurz darauf in demselben Loch verschwand, in welches der Werwolf gefallen war.

Regulus konnte das nicht glauben. Wollte Potter sich umbringen?

Verstört richtete er sich auf. Er stand eine Weile einfach da, lauschte auf Geräusche und taumelte dann in Richtung der Weide. Als Potter kurz darauf aber wieder auftauchte ließ er sich wie die personifizierte Feigheit wieder auf den Boden fallen.

Potter war nicht allein. Er stützte jemanden.

„Was ist da bloß wieder in dich gefahren?!“ Regulus hörte Potters Stimme so klar und deutlich, als würde er angebrüllt werden. Er war zu nahe. Wenn er sich bewegte, dann würde man ihn definitiv sehen. Trotzdem hob er den Kopf und warf einen genaueren Blick auf die Person neben Potter: Sirius.

„Ich hab gar nichts gemacht, James!“

„Ja, klar. Snape kommt allein drauf, wie er die Weide ausschaltet.“

„Vielleicht…“

„Verarsch mich nicht, Alter! Du hättest ihn fast umgebracht! Du hast Moony in Gefahr gebracht! Du hast…“ Potter stoppte abrupt, als Sirius einknickte. Es schien ihm seine ganze Kraft abzuverlangen ihn auf den Beinen zu halten. Regulus hatte Schwierigkeiten nicht besorgt aus seiner Deckung zu laufen und nach seinem Bruder zu sehen. Als Potter Sirius auch noch ins Mondlicht zog, wurde es noch schwieriger.

Sirius war verletzt. Unter seiner zerfetzten Kleidung schimmerte es verdächtig, wahrscheinlich Blut, und sicherlich waren die dunklen Flecken in seinem Gesicht auch kein Dreck. Regulus musste unweigerlich an die wahrscheinlichsten Folgen einer Werwolfattacke denken.

„Du hättest dich umbringen können, Mann… Hat er dich gebissen?“ Potter drehte Sirius an den Schultern zu sich, musterte ihn eingehend.

„Nein… Keine Ahnung.“ Sirius klang genervt und frustriert. „Wir müssen ihm nach. Er könnte…“

„Er kommt nicht zurück. Er hat Angst. Nach so einem Fluch… Hast du den abgefeuert?“

Sirius schüttelte den Kopf und Regulus schluckte hart.

„Dann bestimmt Wurmschwanz.“ Potters Blick wanderte zur Weide.

„Die feige Ratte hat sich verkrochen, das hat er gemacht.“ Sirius schubste Potter so ruckartig von sich, dass er selbst ins Taumeln geriet. So wie er schwankte musste ihm arg schwindelig sein, aber als Potter ihn stützen wollte, machte er einen Satz zurück. „Hättest du Snape da nicht einfach verrecken lassen können?! Dieser neugierige Bastard bringt uns nur in Schwierigkeiten! Uns alle!“

„Ihn verrecken zu lassen wären definitiv größere Schwierigkeiten gewesen.“ Potter versuchte ruhig zu bleiben, aber seine Stimme zitterte heftig. „Ich weiß, du stehst nicht auf ihn, aber Mord ist –“

„Mord?! Das war kein Mordversuch! Eher Selbstmord. Wer rechnet denn damit, dass der feige Bastard sich so provozieren lässt?“

„Du kennst den feigen Bastard! Du hättest wissen müssen, wie stolz der Scheißkerl ist! Das ist alles deine Schuld, Sirius!“ Wütend stieß Potter gegen Sirius‘ Brust, warf ihn damit fast um. „Wir haben auch Grenzen, Sirius. Wenn du nichts auf dein Blut gibst, dann schnall das verdammt nochmal! Ansonsten bist du nicht besser als er. Ein rachsüchtiger, zorniger Bastard! Hinterhältig und egoistisch, impulsiv und obsessiv bis man’s nicht mehr aushält! Genau wie dein Vater!“

Sirius holte aus und schlug seinem besten Freund ins Gesicht. Mit unerwartet viel Kraft, denn Potter wurde von einem einzigen Schlag auf den Boden befördert.

Sirius knurrte etwas, unhörbar für Regulus, aber irgendwie mehr als offensichtlich, und schleppte sich dann davon. Er hinkte, hielt sich mit einer Hand die Seite, und versuchte dennoch aufrecht zu gehen. Ihre Eltern wären gerade stolz auf ihn gewesen.

Potter war starr vor Schock. Es dauerte einen langen Moment, bis er Sirius überhaupt nachsehen konnte. Regulus wollte zu ihm gehen, wollte für ihn da sein, aber Potter war schneller. Er fuhr lockerleicht in eine aufrechte Position, während Regulus noch immer mit schmerzenden Beinen kämpfte, und rannte so schnell davon, dass er nicht nur Sirius einholen würde, sondern Regulus‘ stolpernde Versuche zu ihm aufzuschließen gar nicht mitbekam.

Regulus gab es schnell auf und ließ sich wieder auf den Boden sinken.

Was sollte er denn auch sagen? Hey, ich hab grad gesehen, wie du dich in einen Hirsch verwandelt hast, um einen Werwolf zu bändigen, den mein Bruder auf seinen Erzfeind gehetzt hat. Willst du da vielleicht drüber reden?

Regulus seufzte. Ein Animagus? Potter ein Animagus. Das musste er erst einmal verdauen. Vielleicht irrte er sich ja auch. Vielleicht wurde er einfach verrückt… Es schien ihm wie ein sehr merkwürdiger Traum, was er gerade erlebt hatte.

Er konnte keinen wirklich klaren Gedanken fassen und starrte hinauf zum Himmel. Sterne. Überall Sterne. Eine schwarze Decke bestickt mit funkelnden Kristallen. Nett, aber nicht wunderschön. Nicht so atemberaubend schön wie der Anblick der Hirsches im Mondschein. Aber genauso unerreichbar…

Warum erzählte Potter ihm sowas nicht? Potter war ein Angeber. Regulus hatte sich dutzende Geschichten über perfekte Quidditchspielzüge und Tore oder selbsterfundene Zauber und Streiche anhören müssen, aber dass er sich in einen Hirsch verwandeln konnte behielt Potter für sich.

Noch ein Seufzen. Er seufzte so oft wegen Potter. Außerdem war er müde und erschöpft, zu fertig sogar um aufzustehen und zurück zum Schloss zu gehen. Sowieso würde er sicherlich Filch in die Arme laufen und diesmal nicht von Mrs. Norris gerettet werden.

Aber wenn er hier blieb und der Werwolf zurückkam… Wer war dieser Werwolf überhaupt? Moony, hatte Potter ihn genannt. Wer war Moony? Wenn Potter ihn kannte, dann Sirius doch auch. Vielleicht ein Schüler? Aber niemand würde zulassen, dass ein Werwolf frei in Hogwarts herumlief.

Vielleicht wusste Snape darüber ja mehr… Regulus stemmte sich mit einem Stöhnen hoch. Snape würde ihm niemals irgendetwas verraten, besonders nicht, nachdem sein Bruder ihn anscheinend in eine fast tödliche Falle gelockt hatte. Aber warum verriet Potter es ihm nicht einfach? Würde er es tun, wenn Regulus fragte? Oder würde er wieder nur sagen, dass er nicht darüber reden wollte, so wie über seinen Wunsch mit Lily Evans auszugehen…

Regulus stampfte auf, ein ganz plötzliches, unkontrollierbares Verlangen, vielleicht beeinflusst von übriggebliebenem Adrenalin. Und für einen sehr kurzen Moment überlegte er, was wohl passieren würde, wenn er Lily Evans zu der Weide locken würde, wenn der Mond voll am Himmel stand. Dann schüttelte er den Kopf und drehte sich um.

Eine Eule tauchte vor ihm auf. Sie flatterte aus der Richtung der Eulerei geradewegs auf ihn zu. Regulus war etwas verwundert, streckte aber den Arm aus um der Eule einen Landeplatz zu geben. Ein stark zerknittertes Pergamentknäuel fiel ihm in die Hand. Als er es auffaltete überraschte ihn die vertraute Schrift von Potter.

Ich muss dich sehen. Jetzt.

Regulus zögerte keine Sekunde und rannte los, Richtung Eulerei. Seine Beine taten weh, seine Knie fühlten sich merkwürdig an, aber er rannte ohne eine Spur der vorigen Erschöpfung. Und er würde immer sofort losrennen, wenn Potter rief.

Als er die Eulerei erreichte, wollte Potter sich gerade auf die Stufen setzen. Er hörte Regulus‘ Schritte und schaute auf. Vor Überraschung blieb sein Lächeln von jeglicher Arroganz verschont.

„Das ging aber schnell“, sagte er und richtete sich wieder auf.

Regulus lächelte, schmutzig, blutig und verliebter, als gut für ihn war. „Du hast ‚jetzt‘ gesagt.“


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