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Fanfiction

BETAVERSION: Die dunkle Kolonie - Der Fürst von Vetlevo

von Kiosk

26. Ulysses Rathburn/ Evan Rosier: Der Fürst von Vetlevo

Personen:
Evan Rosier: Zwanzigjähriger Todesser. Schönling. Bei der Koloniemission dabei

Severus Snape: Siebzehnjähriger Todesser. Spricht Russisch. Bei der Koloniemission dabei

Ulysses Rathburn: Siebenundzwanzigjähriger Todesser. Spricht Russisch. Bei der Koloniemission dabei

Zebulon Huntsville: Gewalttätiger Todesser. Stellvertretender Führer bei der Koloniemission

Erebus Nott: Kleiner, dicklicher Todesser. Bei der Koloniemission dabei, wurde von einem Werwolf gebissen und schwer verletzt.

Kalliope Milano: Junge Todesserin und dunkle Heilerin. Bei der Koloniemission dabei

Raymond D`oily: Kein Todesser sondern ein Geschäftsmann. Spricht Russisch. Führer der Koloniemission

Liam Evonshare: Kein Todesser, sondern arbeitet für die D`oilys. Bei der Koloniemission dabei

Werwölfe:
Fenrir Greyback: Der Rudelführer. Erkämpfte sich seine Führerschaft und regiert nun mit strenger Hand. Er ist den Todessern nicht wohlgesonnen.

Lykaon Greyback: Fenrirs älterer Bruder. Im Gegensatz zu Fenrir ist Lykaon hager und kränklich

Antalja Greyback: Lykaons Tochter. Sie schwärmt für Evan und verbrachte bereits eine Nacht mit ihm

Garm Antipater: Fenrirs rechte Hand, wenn es darum geht, in der Kolonie für Ruhe zu Sorgen. Wurde während seiner Hogwarts-Schulzeit von Fenrir gebissen und verschleppt

Bobik: Ein wirrer Albinowerwolf, der einst in der Kolonie Zuflucht fand. Die Felle seiner getöteten Werwolfsfamilie bewahrt er in einer Art Boutique auf, die sich ebenfalls in Vetlevo befindet

Der Werwolfsfürst: Lebt in einer Burg abseits der Kolonie und steht in der Rangordnung noch deutlich über Fenrir. Seine Familie führt die Werwölfe Vetlevos schon seit Generationen an.

Bisherige Handlung: Nach der Eskalation in Bobiks beschaulicher Boutique wartet die Hinrichtung auf die Todesser. Die meisten Werwölfe der Kolonie sind überzeugt, dass die Todesser nur nach Vetlevo kamen, um den Bewohnern im wahrsten Sinne des Wortes das Fell über die Ohren zu ziehen - denn Werwolfspelze sind ungemein wertvoll. Severus, Ulysses und Kalliope gelingt die Flucht und um ihre Kollegen zu retten, machen sie sich auf die Suche nach dem ominösen Werwolfsfürsten - der Einzige, der Fenrirs Wahn noch Einhalt gebieten könnte.


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Datum: 14. Oktober 1977

Vogelgezwitscher lag in der Luft, als die drei Todesser das Innere der alten Kapelle betraten. Sie befanden sich in einem überschaubaren, einschiffigen Saal und ihre Schritte hallten in der Leere. Vom Alter gefurchte Halbsäulen schmückten die Seitenwände, von einer damaligen farbigen Verzierung war aber nicht mehr zu sehen als verblasste Tupfer.
Nichts an diesem Bauwerk schien außergewöhnlich, bis auf die Tatsache, dass es trotz seiner Abgelegenheit alles andere als verwaist war: Um den Altar herum standen und hingen Dutzende goldene und silberne Vogelkäfige, die von einer schlichten Dohle bis hin zu einem prächtigen blauschimmernden Paradiesvogel alles beherbergten, was in der Vogelwelt Rang und Namen besaß.
Kalliope reckte staunend den Hals. „Offensichtlich ist der Werwolfsfürst ein Vogelliebhaber“, sagte sie bewundernd.
„Was auch den Gestank erklärt“, entgegnete Ulysses nüchtern. Tatsächlich war der Boden mit Dreck bedeckt; offensichtlich hatte jemand schon seit Tagen versäumt hier zu reinigen.
„Zumindest bedeutet das, dass die Burg zeitweise bewohnt wird“, gab Severus zu bedenken. „Es sei denn die Vögel haben gelernt, sich gegenseitig mit Futter und Trinken zu versorgen und das ist zu bezweifeln.“
Sie bedachten das zwitschernde und buntgefiederte Sammelsurium für einige Momente, dann ließen sie die die besetzten Vogelkäfige links liegen und machten sich wieder auf die dringende Suche nach dem Werwolfsfürst von Vetlevo.

Die drei Todesser schritten gerade die drei steinernen Stufen hoch, die zu dem schlichten Altar führten, als mit einem lauten Plopp plötzlich ein alter Hauself vor ihnen erschien. Seine hässliche Haut war sonnengegerbt und er blickte sie aus schwarzen Augen heraus an. „Was wollen die Eindringlinge hier?“, knurrte er abschätzend auf Russisch.
Keine Zeit für Höflichkeiten, die Dämmerung nahte und somit auch die Hinrichtung. „Wir wollen dem Fürst dieser Burg um eine Audienz ersuchen“, antwortete Severus eilig. „Es ist dringend und eine Verzögerung können wir uns nicht erlauben.“
„Und warum wollen die Menschen den Fürsten sprechen?“, fragte der Hauself lauernd, seine Stimme war so trocken wie brechendes Geäst.
„Unten in Vetlevo kam es zu einem folgenschweren Missverständnis, unsere Absichten wurden falsch interpretiert“, erklärte Severus weiter.
Der Hauelf verneigte sich. „Ich werde dem Fürst Bescheid geben…eventuell. Er möchte um diese Zeit normalerweise nicht gestört werden.“ Er grinste hämisch. Wollte dieser verdammte Hauself sie etwa provozieren? Ulysses` Herz pochte wütend in seinem Brustkorb, wie ein wildes Tier das sich seinen Weg bahnen wollte.
„Du wirst ihm Bescheid geben!“, knurrte er drohend. „Und zwar jetzt!“
„Immer zu gegebener Zeit“, antwortete der Hauself.
„Nein, jetzt! Es steht viel auf dem Spiel, du willst doch deinen Herrn nicht enttäuschen, oder?“
„Was zählt schon das Leben eines Hauselfen? Soll er mich töten wenn er Gründe hat…aber nein…ich bin einverstanden, ich werde ihn holen…und mir dabei Zeit lassen.“ Das ekelerregende Grinsen war fest in dem Gesicht des Elfen eingegraben und faulige Zähne traten zum Vorschein. Ulysses spürte den geradezu manischen Drang, diesem widerwärtigen Wesen ganz langsam den Hals umzudrehen. „Jetzt!“ zischte er. „Hol deinen Meister jetzt sofort!“
„Sag bitte“, forderte der Elf ihn siegessicher auf.
„Bitte!“
Der Hauself legte kurz den hässlichen Kopf schief. „Mmmhh…“, überlegte er laut. „Ich schätze, ich kann das nicht so einfach tun. Pech gehabt!“
Ulysses` Hass brodelte wie ein Fluss Magma, der jeden klaren Gedanken in Feuer ertränkte. Seine Hände zitterten, sein Herz hämmerte wie besessen. Dieser verdammte Elf hatte kein Recht sich einer Rettung in den Weg zu stellen und über Leben und Tod zu entscheiden und in Ulysses kochte nun der Wille, dem Hauselfen unter Beweiß zu stellen, dass man an Bockigkeit zu Grunde gehen konnte. Er trat blitzschnell zu, doch der Elf sprang flink zur Seite und lachte schrill. „Zu langsam, zu langsam!“
Ulysses stürzte sich zornig auf ihn, bekam ihn aber nur an dem langen, lederartigen Ohr zu fassen. Der Hauself quiekte erschrocken auf, als Ulysses mit aller Kraft daran zog, in der Hoffnung das Ohr würde blutig vom Rest des Kopfes reißen.
Jedoch wurde nichts daraus: Der Elf verschwand schnell mit einem Plopp, Ulysses kippte dank dieser Plötzlichkeit nach vorne und landete der Länge nach auf dem kalten Steinfußboden.

„Ulysses!“, rief Kalliope. „Bist du bescheuert?!“
„Dadurch haben wir nichts gewonnen, Rathburn. Jetzt wird er sicher nicht den Fürst holen“, sagte Severus frustriert.
Ulysses wandte sich zu den beiden Todessern um, warf Kalliope einen mahnenden Blick zu und richtete sich dann an Severus. „Du kannst doch eh nichts anderes tun, als blöd herumzuquatschen, Snape!“ spuckte er aus. „Dein Gelaber hätte uns genauso wenig gebracht!“
Er setzte sich auf. Die Hand, mit der er eben noch das Ohr des Elfen gepackt hatte, zuckte unkontrolliert, als würde sie weiterhin versuchen daran herumzureißen. Ulysses konnte den Bewegungen nur angstvoll zusehen, hatte aber keine Macht darüber. Er versuchte mit seiner Linken die zuckende Rechte zur Ruhe zu bringen, jedoch ohne Erfolg.
Er sah zu Kalliope, die seine Bemühungen mit einem wissenden, vielleicht sogar leicht abwehrenden Blick beobachtete. So als ob sie nicht mehr die Kraft besaß, sich um diese eigenartige Abnormalität zu sorgen.
Innerlich kochte Ulysses förmlich vor Wut, Wut auf den hässlichen, niederträchtigen Hauselfen und Wut auf seine zitternden Finger. Das mordlüsterne Tier, das in seiner Brust nistete, war noch nicht besänftigt, er konnte fühlen wie es wild tobte und mit den Krallen seine Innerein zerfetzte. Wenn sich der Elf zu diesem Zeitpunkt noch in seiner Nähe aufgehalten hätte - und Ulysses wünschte sich nichts sehnlicher als das -, hätte er dem verschrumpelten Drecksvieh mit bloßen Händen die Augen aus den Kopf gerissen.
„Sei das nächste mal bitte weniger impulsiv“, ergänzte Severus die Anschuldigungen um ein weiteres Detail. „Das Leben der Anderen steht auf dem Spiel, du weißt das.“

Kalliope seufzte schwer und ergeben, hockte sich neben Ulysses und versuchte seine unkontrollierbare Rechte zu fassen, aber Ulysses entzog sich ihr. „Vergiss es!“, knurrte er. „Kümmert ihr beiden euch besser um diesen beschissenen Hauselfen, wenn ihr die Sache doch angeblich so viel besser regeln könnt!“
Severus schien das relativ egal zu sein. „Wenn du darauf bestehst, Rathburn“, sagte er nur und setzte sich in Bewegung, hin zu einer kleinen Tür rechts neben dem Altar.
Kalliope legte ihre Hand auf Ulysses` Schulter. „Komm schon, sei nicht albern. Wir haben keine Zeit mehr für so etwas. Steh auf.“
Er warf ihr einen kalten Blick zu, das Untier in seiner Brust schrie vor Wut und zeigte ihm verlockende, orgastische Szenen; Szenen die von Ulysses handelten, wie er jedes Lebewesen in diesem Raum einzeln töten würde - zerreißen, enthaupten, verfluchen. Und in dieser eiskalten, hässlichen Wut begannen die Grenzen zwischen Freund und Feind zu verschwimmen: Plötzlich sah er Kalliope und Severus mit ganz anderen Augen, mit gierigen, hasserfüllten Augen.
Er schlug Kalliopes Hand unsanft von seiner Schulter, kam wieder auf die Beine und setzte sich in Bewegung. Er brauchte frische Luft, ehe diese Phantasien Überhand gewannen und ihn zur Tat schreiten ließen - Severus Snape und Kalliope Milano waren keine Feinde, er durfte ihnen nicht schaden und im Grunde seines Herzens wollte er ihnen kein Leid zufügen. Aber es fiel ihm schwer, den Grund seines Herzens zu erreichen, wenn er hilflos in einem wütenden, tiefen Meer des Zorns umhertrieb.

XXXXXXXXXXX

Lykaon Greyback richtete seinen Zauberstab auf Evans Brust und bedeutete ihm mit einem Kopfnicken zu folgen. Evan stolperte hinter ihm her, sein Herz schlug zitternd irgendwo zwischen seinem Kehlkopf und seiner Schädeldecke. Hinter ihm wurde Erebus Nott die Treppe heruntergeschleift; der Arm des kleinen, dicklichen Mannes war nach wie vor verwundet, die angrenzenden Hautregionen hatten sich schwärzlich verfärbt, so als ob das Gift des Werwolfbisses sich immer weiter im Körper des Opfers ausbreitete.
„Drei von euch fehlen!“, knurrte eine kratzige Stimme. Evan wandte seinen Kopf und erblickte Fenrir Greyback neben sich, die eitergelben Augen voller Argwohn verengt.
„Wo sind Severus Snape, Ulysses Rathburn und Kalliope Milano?“
Evan wollte schweigen, aber die spitzen Zähne, die in Fenrirs Rachen schlummerten, waren Mahnung genug. „Ich weiß es nicht, Sir“, log er.
Der Werwolf schnaubte gelangweilt. „Kann nicht sein. Ich glaube, du weißt sehr genau wo sie sind, richtig?“
Evan schüttelte den Kopf, Fenrir verpasste ihm einen gezielten Tritt in die Kniekehle, so dass er polternd zu Boden stürzte und sich auf den aschebeschmutzten Holzdielen wiederfand. Fenrir thronte nun über ihm, sein Gesicht zeigte ein hässliches Haifischgrinsen. Liam Evonshare, von zwei weiteren Werwölfen gehalten, sah flehend zu Evan: Sag bloß nichts Falsches!

„Also noch mal von vorne“, seufzte Fenrir theatralisch. „Es ist nicht lange her, da wart ihr noch zu acht in diesem Haus, jetzt seid ihr nur noch fünf - sagt nicht, ihr hattet so großen Hunger.“ Er legte den Kopf schief und lachte dreckig, vielleicht gefiel ihm die Vorstellung.
Was sollte Evan bitte darauf antworten? Fenrir würde ihm ohnehin keine Lüge abkaufen, das wussten sie beide.
Er hob den Blick und sah direkt in die eitergelben Augen des Anderen. „Sie sind geflohen.“ sagte er mit der richtigen Würze an Dramatik. „Sie waren feige und haben uns im Stich gelassen. Sie sind durch den Kamin.“
Fenrir starrte ihn abschätzend an. „So?“, fragte er wenig schockiert. „Unschön, was?“
„Die Flüchtigen könnten für Probleme sorgen. Sollen wir sie suchen, Fenrir?“, erkundigte sich Lykaon gleich.
Fenrir winkte ab. „Nicht weiter schlimm. Schicke zehn der besten und schnellsten Fährtenleser - bewaffnet. Ohne ihre Zauberstäbe werden die Todesser schon sehr bald aufgeschmissen sein, es wird langsam dunkel.“
Lykaon nickte, steckte seinen Zauberstab weg und verschwand mit geschäftiger Eile aus dem Haus.
Fenrir packte Evan am Arm, zerrte ihn grob auf die Beine und übergab ihn an einen weiteren Werwolf. Evan wurde aus dem Haus hinausgestoßen und erbarmungslos weiter gezogen, hin zu dem großen Platz. Acht Galgen baumelten dort erwartungsvoll vor der Kulisse eines noch bernsteinfarbenen Himmels, nur am Horizont lauerte bereits das blutige Abendrot.
Um die Galgen herum hatten sich Dutzende, wenn nicht sogar über einhundert Werwölfe versammelt. Die überwältigende Mehrheit starrte voller Gier und Blutdurst zu den Todessern hinüber.

Der Werwolf, der Evan vor sich her stieß, führte ihn zu einem der Galgen, den zweiten von rechts; direkt neben Evan wurde der vor Schmerzen stöhnende Erebus Nott platziert.
Evans Magen pochte dumpf, die Situation war seltsam surreal, er blickte auf eine zwanzigjährige Vergangenheit zurück, aber sein Verstand schien nicht einsehen zu wollen, dass sein Leben schon sehr bald enden würde. Hier und Heute, vor den Augen all dieser Werwölfe. Er verfluchte seinen Vater dafür, dass er ihn einst förmlich zum Todesserdasein gezwungen hatte „Du bist ein Schande wenn du es nicht machst!“, „Willst du etwa das Erbe der Rosiers dahinschmeißen?“, „Du musst-, du musst-, du musst-“
Und dieses Du musst- hatte Evan die furchtbare Situation beschert, dass er hier direkt unter einem Strick stand, der gleich fest um seinen Hals gezerrt werden würde. Das Erbe der Rosiers dahinschmeißen? Nein…der Erbe der Rosiers würde am Galgen baumeln - im Namen des Dunklen Lords selbstverständlich. Das war nicht fair…
Die Sonne sank gen Horizont, Evan musste hart schlucken…seine Zeit rann dahin.

XXXXXXXXXXX

Ulysses hielt den kleinen Zaunkönig in seiner Hand und der winzige Vogel balancierte bequem auf seinen Zeigefinger, er war zahm und vollkommen zutraulich. Ulysses betrachtete das Tier, während er sich selbst in eine dunkle Ecke der kleinen Kirche gekauert hatte. Severus Snape und Kalliope Milano waren irgendwo im Inneren der Burg verschwunden, auf der Suche nach dem ominösen Fürst der Werwölfe.
Ulysses war wütend und fühlte sich andererseits so fragil, als könnte er bei dem kleinsten Windstoß in sich zusammenbrechen. Er wollte es sich nicht eingestehen, aber ihm war zum Weinen zumute - und zwar auf die bitterste Art und Weise.
Und warum? Er wusste es nicht…zwar wusste er, dass diese Traurigkeit einen Grund hatte, aber die Vergangenheit hielt sich weiterhin hinter einer undurchdringlichen Nebelwand verborgen. Und neben dieser Trauer existierte sein Zorn, der ihn langsam von innen heraus zersetzte wie Säure, die Aggression wallte in Schüben auf.
Der kleine Kopf des Zaunkönigs zuckte bei jeder Bewegung ruckartig hin und her und winzige schwarze Perlaugen musterten Ulysses vertrauensselig.
Wer kam nur auf die Idee hier Hunderte von Vögeln zu halten? Dieses schrille, mehrstimmige Zwitschern machte ihn verrückt, im Inneren seines Kopfes pochte es hohl und schmerzhaft.
Ulysses war kurz davor seine Wut einfach zügellos laufen zu lassen, und genau das wollte der Dunkle Lord doch auch, oder? Er hatte ihm gezeigt den Todesfluch zu benutzen um damit einen Mann zu töten, was Ulysses auch ohne zu zögern getan hatte. Und wie Samt hatte ihn die Stimme Voldemorts dafür gelobt: So ist es richtig Ulysses, du brauchst kein Mitleid, wenn du tust was ich dir sage bist du immer im Recht und niemals ein Verbrecher.
Mitleid? Was bedeutete das schon?

Ulysses schnaubte trocken und schloss den vertrauensvollen kleinen Vogel in die hohle Hand.
Mitleid, Mitgefühl, Reue…schöne Worte, aber Ulysses war taub für ihre Wirkung. Alles jenseits seines eigenen Körpers war fast genauso surreal wie sein Innerstes, fast als ob er sich mit Leib und Seele in einem Alptraum verfangen hatte
Vielleicht war es auch nicht mehr als ein Alptraum…und wenn es nur ein Alptraum war, dann brauchte er auch kein Mitleid zu haben, nichts war echt.
Er schloss langsam die Finger seiner Hand, der Vogel schrie panisch, zuckte, aber nach wenigen Sekunden war er zerquetscht. Das Geräusch war hässlich, aber das Gefühl großartig.
Vielleicht war das ständige Gerede über Reue und Mitgefühl ohnehin nur dummes Gefasel? Konnte es denn so etwas wie Mitgefühl überhaupt geben, wenn es Ulysses möglich war mit Befriedung Tier und Mensch zu töten? Oder war es nur irgendeine abstrakte Idee? Ulysses schüttelte über sich selbst den Kopf. Warum weiter darüber nachdenken und sich sein Hochgefühl selbst kaputtmachen? Er sollte besser glücklich darüber sein, dass er in seiner kleinen Welt alles was er wollte zerstören konnte, ohne dabei jemals auch nur den Hauch eines Gewissens zu verspüren.

Er öffnete die blutbeschmierte Hand und ein kleines, totes Federbündel klatschte zu Boden.
„Ein Fremder ohne Sinn für Benehmen“, sagte plötzlich eine Stimme auf Russisch. Ulysses hob den Blick und sah eine Gestalt direkt vor sich, gehüllt in eine bräunliche, einfache Robe.
Schlagartig war er hellwach. „Wer sind Sie?“
„Einer meiner Hauselfen berichtete mir von einem höchst unfreundlichen Mann“, entgegnete die Gestalt stattdessen ruhig. „Ich denke, dabei kann es sich nur um dich handeln, wenn du selbst vor zahmen Tieren nicht halt machst.“
Ulysses kam stolpernd auf die Beine und wollte instinktiv nach seinem Zauberstab greifen, doch er griff natürlich ins Leere, die Werwölfe hatten ihn bereits in Vetlevo abgenommen.
Der fremde Mann zeigte ihm seine leeren Hände, sie waren faltig und klauenartig, doch auch er trug keinerlei Waffen.
Ulysses` Blick wanderte wieder zum Gesicht der Gestalt, doch das war in Schatten gehüllt. „Sie sind der Fürst, richtig?“ fragte er, seine Stimme war zittrig vor Nervosität. „Der Fürst von Vetlevo.“
„Allerdings…und wer ihr seid, weiß ich natürlich. Fenrir Greybacks Bockigkeit und Antipathie mir gegenüber ist zwar legendär, aber er hat mir doch seine zerrupfteste Eule geschickt und von euch berichtet…auch davon, dass ihr Bobiks Pelzladen mit größtem Interesse begutachtet habt.“
„Und das war ein Missverständnis!“, sagte Ulysses sogleich. „Wir Todesser hatten nie vor, euch das Fell abzuziehen! Wir haben ganz andere Ziele!“ Ulysses schraubte seine Stimme absichtlich lauter als er müsste, in der Hoffnung, dass Severus und Kalliope ihn hören würden. So völlig alleine und unbewaffnet vor dem Fürst der Werwölfe zu stehen, entsprach nicht wirklich seinem Interesse.
Und tatsächlich, er hörte nach wenigen Herzschlägen eilige Schritte, schon öffnete Severus die kleine Tür neben dem Altar und schob sich hindurch, dicht gefolgt von Kalliope. Aufgeschreckt starrten sie auf die verhüllte Gestalt.

Der Mann neigte höflich den Kopf, als würde er einem Fechtgegner gegenüberstehen. „Zwei weitere von eurer Sippe. Ich nehme an, ihr konntet aus Vetlevo fliehen, habe ich recht?“
„Was auch notwendig war, denn auf uns alle wartete der Galgen!“, stellte Severus klar. „Sie sind der Fürst, nicht wahr?“
Der Mann lachte leise, seine Stimme war rau vom Alter. „Ich habe mich deinem Freund hier zwar bereits vorgestellt, aber ich tue es gerne noch einmal: Ich bin der Fürst, ganz genau.“
Severus schien seine Chance zu wittern. „Wir sind gekommen um Sie darum zu bitten die Hinrichtung zu stoppen! Wir wurden wegen eines Missverständnisses verurteilt und nicht wegen eines Verbrechens!“ Ihre Zeitnot bewirkte zwar, dass Severus eilig sprach, aber Ulysses hatte nicht den Eindruck, als ob sich der Siebzehnjährige unachtsam aufs dünne Eis begeben würde; Severus wusste offenbar wohin er das Gespräch lenken wollte.
Der Fürst verschränkte locker die Arme vor der Brust. „Um ehrlich zu sein, glaube ich euch sehr wohl…ja, es würde nicht zu Todessern passen, Fellen hinterher zu gieren. Ich bin überzeugt, die Schatzkammern des Dunklen Lords sind reich gefüllt…“
Severus` Augen weiteten sich fast unmerklich, sein Mund schnappte auf, aber der Fürst unterbrach ihn mit einer sachten Handbewegung. „Ja ich bin sehr wohl über die Vorgänge in der Welt aufgeklärt. Vielleicht sieht es nicht danach aus, aber ich wohne hier keinesfalls in völliger Abgeschiedenheit. Und Fenrir berichtete mir eulenwendend auch knapp über euer Anliegen…allerdings“, in seine Stimme mischte sich der Hauch von Argwohn, „…allerdings kann ich mir vorstellen, dass euer Dunkler Lord einen Teil seines großen Planes verschwiegen hat - nämlich den wichtigsten und bei weitem gewalttätigsten Teil.“
Severus runzelte die Stirn und Ulysses spitzte interessiert die Ohren. „Und der wäre?“ fragte er begierig.

Wieder lachte der Fürst trocken auf. „Um was könnte es sich wohl handeln? Nun, die Vorstellung von rein und unrein birgt im Falle der Werwölfe gewisse Komplikationen mit sich und der Dunkle Lord weiß sehr genau davon. Und er wird diese Komplikationen erst beseitigen - was ich hingegen nicht zulassen werde. Verzeiht, bei allem Respekt, aber ich werde mit ihm nicht auf den gleichen Nenner kommen können. Ich bin kein Volksmörder.“
„Volksmörder?!“ echote Ulysses.
Der Kopf unter der erdbraunen Kutte nickte bedächtig. „Mord an denjenigen, die vor dem Werwolfsbiss normale Muggel waren. Ja, das wird häufig vergessen, aber nur bei einem Bruchteil der Werwölfe handelt es sich um gebissene Magier, oder - und das ist bei weitem noch seltener - um reinblütige Werwölfe, die schon als Werwolf auf die Welt gekommen sind. Für den Dunklen Lord sind Muggel unrein, und was bei euch die Schlammblüter sind, sind hier die Muggelwerwölfe. Ja, der Dunkle Lord würde gerne ihrer Ausrottung zusehen, doch ich wäre nicht der Fürst der Werwölfe, wenn ich ein solches Massaker tatenlos geschehen lassen würde.“

Wieder wollte Severus etwas entgegnen, doch erneut würgte der Fürst ihn ab. „Es wäre ein Fingerdeut für euren Lord, wenn ich Fenrir Greyback die Gelegenheit dazu geben würde euch zu töten…etwas, dass Fenrir nur zu gerne tun würde, das versichere ich euch. Aber fast scheint es mir, als könnte ich meinen Plan ein wenig umstrukturieren, ja…so sollte es besser sein.“ Mit einer fließenden Bewegung zog er einen Zauberstab aus seiner Robe hervor, mit dem er ebenso fließend auf einen schöngearbeiteten, silbernen Vogelkäfig zielte. Das filigrane Türchen sprang auf und ein blauschimmernder Raubvogel flatterte freiheitssuchend heraus.
Wortlos zückte der Fürst ein dünnes Blättchen Pergament aus seiner anderen Tasche und ließ mit seinem Zauberstab einige flammende Wörter erscheinen, doch egal wie sehr Ulysses seinen Kopf verengte, er konnte keine Silbe davon lesen.
„Ich werde Fenrir das hier zukommen lassen“, sagte der Fürst, der blauschimmernde Vogel landete wie auf ein stilles Kommando hin auf seiner Hand und zupfte das gefaltete Pergament aus den Fingern der anderen Hand hervor. „Eine kleine Planänderung mit Augenmerk auf die Zukunft. Doch leider müssen wie immer einige Schachfiguren dafür entbehrt werden, diesmal aber auf eurer Seite.“
Mit der Botschaft fest im Schnabel erhob sich der Vogel flink in die Lüfte und entschwebte durch ein geöffnetes Fenster.

Kommentar: Sorry, sorry, hundertfaches Sorry. Ihr fragt euch sicher, wie man bitteschön so lange beim Veröffentlichen neuer Kapitel herumtrödeln kann, wenn man diese Kapitel schon fertig auf den Rechner hat, oder? Nun, zum einen hatte ich viel zu tun, zum anderen hat dieses Kapitelchen echt an meinem Verstand genagt. Ich konnte mich einfach nicht überwinden, es auch nur anzusehen! Die nächsten Kapitel kann ich aber wieder etwas besser leiden, demnach wird's mit der Veröffentlichung wohl auch wieder schneller gehen.

Toast: Hätte man natürlich so machen können, stimmt.

Elize7: Nein, Leichengeruch war es ausnahmsweise einmal nicht ;)

Seline Snape: Ich glaube, die dreitägige Bewusstlosigkeit wird nicht Severus` einziges Problem in dieser Geschichte sein. Es wird noch hoch hergehen in der netten Kolonie ;)

Miss Voldemort: Fenrirs Psychoterror wird sich im Laufe der Geschichte sogar noch erheblich steigern. In den meisten Todesser-FFs haben die Todesser stets Oberwasser und sind quasi die ultimativen Fieslinge - bei mir kriegen die tollen Todesser aber ständig eins auf die Nase, nicht nur von Auroren ;)
Fenrir ist da nur ganz besonders dreist und hinterlistig…
Raymond D`oily übrigens auch…


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