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Fanfiction

Ancient Legion II - Die dunkle Kolonie - Unterdrückt

von Kiosk

17. Ulysses Rathburn / Severus Snape: Unterdrückt


Charaktere:

Amon Scurlock: Todesser. Leitet die Gruppe Todesser nach Russland. Tot.

Antalja Greyback: Die Tochter von Lykaon und Nichte von Fenrir. Zeigt reges Interesse an Evan

Constantine: Ein junger Mann, der in Ulysses` Alpträumen auftaucht. Auch er scheint unter den selben Wahnvorstellungen zu leiden.

Erebus Nott: Todesser. Klein und dicklich. Kumpane von Zebulon. Tot.

Evan Rosier: Einundzwanzig Jahre alt. Todesser. Entstammt einer bekannten und wohlhabenden Familie. Sein Vater Clarence war einer der ersten Gefolgsleute Voldemorts.

Fenrir Greyback: Anführer der Werwölfe der russischen Kolonie von Vetlevo

Garm McKinstry: Ehemaliger Hogwartsschüler, der einst von Fenrir gebissen und entführt worden war. Nun einer seiner engsten Vertrauten.

Kalliope Milano: Eine junge Todesserin. Arbeitet als Heilerin für den Schwarzen Orden

Lykaon Greyback: Werwolf. Der ältere Bruder von Fenrir

Raymond D`oily: Der Sohn von Hubertus. Pikfeiner Schönling. Spricht Russisch und begleitet die Todesser nach Russland

Severus Snape: Hat gerade erst die Schule beendet. Nun ein Todesser

Ulysses Rathburn: Emilias Verlobter. Arbeitet in Russland als Pfleger für magische Wesen. Wurde gefoltert, um sie zum Reden zu bringen. Nun ein Todesser. Geplagt von Sinnestäuschungen

William Barkley: Mitarbeiter im Unternehmen der D`oilys und Experte für Tierwesen aller Art. Begleitet die Todesser nach Russland. Ulysses` Halbbruder

Wladimir: Eine Art Werwolf oder Animagus. Lebt zusammen mit seinem Onkel auf der Burg, welche oberhalb der Kolonie liegt. Kann sich in einen großen, grauen Wolf verwandeln

Wolfmann aus Vetlevo: Titel des Anführers von Vetlevo. Unklar, um was für ein Wesen es sich handelt. Kann sich in einen großen, braunen Wolf verwandeln.

Zebulon Huntsville: Ein sadistischer Todesser. Bullig und hünenhaft. Einer der Hauptverantwortlichen für Ulysses` Folterung. Nach Amons Tod der Anführer.

Der Trupp: Amon Scurlock (Todesser, verstorbener Anführer), Zebulon Huntsville (Todesser, stellvertretender Anführer), Erebus Nott (Todesser, verstorben), Evan Rosier (Todesser), Severus Snape (Todesser), Ulysses Rathburn (Todesser), Kalliope Milano (Todesserin, Heilerin), Raymond D`oily, William Barkley

Bisherige Handlung: Bedingt durch ein Missverständnis, das sich in einer unheimlichen und deplatziert wirkenden Boutique der Kolonie ereignete, kam es zu einer Eskalation zwischen Werwölfen und Todessern. Zu Unrecht beschuldigte man die Todesser, lediglich an den wertvollen Pelzen der Werwölfe interessiert zu sein. Während Fenrir anordnet, sämtliche Todesser und auch ihre beiden Begleiter hinrichten zu lassen, gelingt Severus und Ulysses die Flucht. Sie steigen zur Burg hinauf und bitten den Wolfmann, der dort residiert, um Gnade. Kaum rechtzeitig erreicht der Freispruch der Todesser Fenrir, da Amon und Erebus bereits hingerichtet wurden. Fenrir, der die überlebenden Todesser freilässt, fühlt seine Autorität durch den Wolfmann untergraben und überlegt insgeheim, ob ein Bündnisschluss mit Lord Voldemort ihm dabei helfen könnte, den lästigen Anführer loszuwerden. Derweil wird Severus gebeten, für Fenrir den „Entfesselungstrank“ zu brauen, welcher den Werwölfen dabei hilft, sich bereits kurz vor und kurz nach jeder Vollmondnacht zu verwandeln.

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28. August 1978

In seinem Traum gefangen, sah Ulysses dabei zu, wie Constantine etwas aus seiner Tasche hervorzog. Es war ein schwer aussehender, metallischer Gegenstand, der aus einem langen Lauf und einem Griff bestand, welchen der junge Mann so eben mit zitternden Fingern umfasste.
Die Schlage in Constantines Kopf zischte begierig und sah zu, wie der Mann den Gegenstand mit einigen Kugeln befüllte. Dann war in dem Badezimmer ein mechanisches Klicken zu hören, als Constantine den Lauf zurückzog und etwas einzurasten schien.
Danach, so wusste Ulysses, war der Mann bereit.
Auch die Schlange war bereit. Ekstatisch und aufgeregt bewegte sie sich in seinem Schädel und unter ihrem Gewicht ließ der Mann Kopf und Schultern hängen.
Als die Schlange zu ihm sprach, war der Mann so geschwächt, das er ihr nicht widersprach.
Gehe hinaus und töte sie, Constantine.
Also ging er hinaus und tötete. Er verließ die Toilette und hob den Gegenstand, als ihm eine Frau entgegentrat. Ein Knall ertönte, so laut, dass Ulysses selbst in seinem Schlaf zusammenzuckte.
Danach sank die Frau zu Boden und die Welt, die zu Beginn so friedlich pulsiert hatte, löste sich plötzlich in Chaos auf.
Jemand schrie: „Scurlock, Scurlock! Was tun Sie da?!“
Doch auch dieser jemand starb in einer Wolke aus Blut, als der Schuss sich in seinen Körper bohrte. Constantine stieg über die Leiche hinweg, ging den Flur entlang, hob erneut die Waffe, schoss, ging weiter, schoss ein weiteres Mal.
Einige Muggel konnten fliehen und Ulysses hörte ihre panischen, spitzen Schreie, als sie durch das Treppenhaus nach unten flohen. Doch empfand Ulysses im Angesicht ihrer Angst genau so wenig Mitleid wie Constantine es tat.
Als acht Leute tot am Boden lagen, gab es niemanden mehr in der Anwaltskanzlei, den der junge Mann hätte erschießen können. Er drehte sich einmal um die eigene Achse, beobachtete das Blut, was aus dem Leib eines ehemaligen Freundes sprudelte -
- und begriff plötzlich was er getan hatte.
Ulysses sah es daran, wie sich die Augen des Mannes weiteten und in ihnen stand unaussprechliches Entsetzen geschrieben. Und er erkannte es daran, dass die Schlange sich plötzlich in wilder Agonie in dem Schädel wälzte und schrie: Mach weiter! Mach weiter! Es gibt noch mehr, die du töten musst!
Doch Constantine führte sein Werk nicht mehr fort und die Waffe fiel aus seiner erschlafften Hand. Wie in Trance verließ er das Büro, betrat den Aufzug und fuhr damit in die oberste Etage. Von dort aus trennte ihn nur eine Treppe, die versteckt hinter einer Tür gelegen hatte, von dem Dach des Hochhauses. Eine heftige Böe empfing den Mann dort und er fröstelte, während ihn die Schlange befahl, umzukehren. Sie biss ihn und Constantine wurde fast schwarz vor Augen, so heftig waren die Schmerzen. Dennoch taumelte er weiter, an den Rand des Daches.
Dort sah Ulysses die Stadt der Muggel in der Tiefe. Autos fuhren und hupten, Menschen wandelten auf den Bürgersteigen umher.
Constantine betrachtete die Welt in einem aufgelösten Zustand. Er war so von Schmerz und Schuld durchtränkt, dass es für ihn keinen anderen Weg gab. Als er sprang sah Ulysses die Welt aus Eisen und Beton auf ihn zurasen und er schrie in Panik auf und auch die Schlange schrie vor Angst.
Nur Constantine blieb ruhig.

Als er mit einem gewaltigen Knall auf dem Gehweg aufkam, schoss Ulysses aus seinem Traum und konnte kaum atmen. Er lag in seinem Bett, doch sein Körper war so aufgewühlt, dass er sich nicht beruhigen konnte. Sein Herz pumpte so schnell, das sämtliche Schläge zu einem einzigen, tiefes Dröhnen verschmolzen, seine Lunge schöpfte vergeblich nach Luft und sein Geist glaubte, noch immer tief zu fallen.
Ulysses wälzte sich in seinem Bett herum, verkrallte sich an dem Laken und versuchte zu atmen. Als er den Kopf zur Seite warf, sah er jemanden neben seinen Bett stehen. Es war William.
William betrachtete seinen Halbbruder mit einen langen und ungnädigen Blick, ehe er Ulysses` Zustand erkannte, die Bettdecke zurückschlug und ihn auf die Beine half.
Festen Boden unter seinen Füßen zu spüren, sorgte dafür, dass sich der Schwindel und das Gefühl des Fallens in Luft auflöste. Auch hatte seine Lunge jetzt, wo er nicht mehr zusammengerollt dalag, Gelegenheit zum Atmen und so schoss zum ersten Mal frischer Sauerstoff durch seinen Körper.
Die Panik verpuffte langsam und zurück blieb lediglich eine tiefe, bleierne Schwäche.
„Ich hätte dich ersticken lassen sollen“, sagte William tonlos. Noch immer hielt er Ulysses fest an den Schultern, so dass er nicht umkippte. Entgegen seiner heftigen Worte war das fast das Netteste, was William ihm gegenüber jemals getan hatte.
„Warum drückst du dann nicht einfach ein Kissen auf mein Gesicht, wenn du mich tot sehen willst?“, entgegnete Ulysses matt.
„Wer ist Constantine Scurlock?“, fragte William stattdessen.
Ulysses blickte ihn an und wusste im selben Moment, dass er diese Frage nicht beantworten konnte. „Es war ein Traum“, beschied er schließlich.
„Nein, war es nicht“, sagte William kühl und ließ Ulysses auf einem Stuhl platz nehmen.
Ein wenig zerknirscht fragte Ulysses: „Warum sollte es kein Traum gewesen sein?“
„Weil irgendwas in deinem Gehirn gehörig aus der Bahn läuft, Ulysses. Deshalb.“ Und mit diesen Worten wandte sich der Mann ab und ließ seinen Halbbruder alleine zurück.

XXXXXXX

Evan saß alleine bei Tisch und fischte soeben die harten Gräten aus einer widerwärtigen Fischsuppe, die eine mütterliche Werwölfin ihnen serviert hatte, als Severus die Treppe hinunter stieg.
„Hattest du heute Nacht nichts zu tun oder warum bist du so früh wach?“, fragte Severus den anderen Todesser mit bissigem Humor in der Stimme.
Evan ließ unachtsam den Löffel in die Suppe fallen, als er knurrte: „Du kommst dir ja wie immer mächtig überlegen vor, was?!“
„Tja, ich weiß auch nicht woran das liegen könnte, Rosier. Vielleicht bin ich dir einfach überlegen? Ich weiß es nicht.“
Evans Stimme war brüchig vor Wut und er blaffte: „Wir alle wissen inzwischen das du etwas Besseres bist, okay? Aber ich frage mich, wie es dazu kommt, dass du so ein mieser, kleiner Eigenbrödler bist, ohne irgendwelche Freunde! Scheiß auf deinen verdammten Interlekt!“
„Merk dir das endlich einmal, Rosier, es heißt Intellekt“, sagte Severus ruhig.
Evan sprang auf und zog seinen Zauberstab. Severus tat es ihm gleich.
„Hört auf euch zu zanken!“, befahl ein Stimme und in diesem Moment kam William die Treppe hinunter stolziert. Er hatte seine Hände lässig in seinen Taschen vergraben und mit seiner schwarzen Kleidung sah er einem klassischen Todesser ungemein ähnlich.
William schritt hoheitlich an Severus und Evan vorbei, setzte sich an den Tisch und sagte beiläufig: „Ich wette, ihr wärt schrecklich traurig, wenn der andere von einer Horde Auroren erwischt werden würde, richtig?“
„Nein!“, erklärten Severus und Evan wie aus einem Mund.
Desinteressiert zuckte der Mann mit den Schultern. „Dann kann ich euch nur beglückwünschen. Ich denke, jeder Mensch braucht einen Intimfeind.“
„Aha“, murrte Evan. „Und wer ist dein Intimfeind?“
„Ulysses. Aber ich habe natürlich mehrere.“

Als auch Raymond D`oily die Küche betrat und sich mit angeekelter Mine etwas Fischsuppe auftat, wurde Severus mit Fragen über den Entfesselungstrank gelöchert.
„Erstaunlich, dass es so etwas gibt“, säuselte Raymond und löffelte mit abgespreiztem, kleinen Finger seine Suppe. „Denken Sie, Sie können den Trank herstellen, Mr. Snape?“
Severus brummte ein Ja.
„Ich hoffe nur, wir können Fenrir Greyback damit etwas milder stimmen. Wissen Sie, Diplomatie bedeutet heute einfach alles!“
„Hmhm.“
„Aber die Frage ist natürlich, was Mr. Greyback damit plant! Er könnte uns großen Schaden zufügen. Aber andererseits kann ich mir das nicht vorstellen, schließlich haben wir den Dunklen Lord auf unserer Seite!“
Das Geplapper noch hielt an, als bereits Ulysses, Kalliope und Zebulon ihr karges Frühstück einnahmen. Zebulon, der als einziger großen Gefallen an den Kochkünsten der Werwölfe fand, bedachte Raymond mit einem hasserfüllten Blick.
„Also ich denke, wir sollten uns noch einmal mit dem guten Mr. Greyback zusammensetzen“, fuhr Raymond fort. „Ich verstehe mich darauf, mit schwierigen Geschäftspartnern zu verhandeln. Deshalb schätzte es der Dunkle Lord auch, als ich mich bereit erklärt habe, euch zu begleiten. Ich bin sehr feinfühlig, was Stimmungen angeht.“
Für Zebulons Stimmung schien er hingegen nicht empfänglich zu sein. Severus hatte das Gefühl, der hünenhafte Todesser würde im Verlauf der nächsten zehn Sekunden seinen Zauberstab hervorziehen.

Ungeachtet von Raymonds Monolog wandte sich Severus an William. „Da gibt es noch etwas, was wir besprechen müssen“, begann er. „Ulysses und ich haben gestern eine interessante Entdeckung gemacht, was den Wolfmann betrifft.“
Zum ersten Mal lag ein interessiertes Funkeln in Williams grauen Augen, als er Severus` Blickkontakt erwiderte. Auch die übrigen waren verstummt und lauschten Severus` Worten.
„Als Ulysses und ich die Burg erreicht haben, sind wir zwei Männern begegnet, von denen einer der Wolfmann war. Der andere hieß Wladimir und war sein Neffe. Nun, wir haben uns mit dem Wolfmann unterhalten und es erschient tatsächlich so, dass er und Fenrir Greyback nicht gut aufeinander zu sprechen sind. Fenrir scheint jene Werwölfe zu bevorzugen, die reines Blut besitzen oder wenigstens von Magiern abstammen, während der Wolfmann offenbar keine solch scharfen Grenzen zieht. Das wichtigste aber ist, dass sich beide, sowohl der Wolfmann als auch sein Neffe, in Wölfe verwandeln konnten. Ohne Hilfsmittel zu verwenden.“
William ließ seinen Löffel sinken. „Das ist … recht interessant“, sagte er.
„Meinst du, es waren Animagi?“, wollte Ulysses wissen.
„Möglich. Es kann jedoch auch mehr dahinter stecken. Wir sollten das im Auge behalten. Es kann ein sehr wichtiges Detail sein, wenn ich mit meiner Vermutung recht habe.“
Was Williams Vermutung war, erfuhren sie nicht.

XXXXXXX

Der Ort, an dem Severus den Entfesselungstrank zusammenbrauen sollte, entpuppte sich als ein kleiner, schäbiger Raum mit einer dreckigen Feuerstelle, über der ein zerbeulter Kessel baumelte. Die Luft war aschegeschwängert.
Garm McKinstry hatte ihn den Ort gezeigt und ihm auch einen Beutel mit zusätzlichen, seltenen Zutaten in die Hand gedrückt, war danach jedoch sofort wieder verschwunden - vermutlich wusste er um die Explosionsgefahr.
Na großartig, dachte Severus, zückte seinen Zauberstab und fegte die schmale Arbeitsplatte sauber, auf der tote Spinnen und eine Schicht Staub gelegen hatten.
Er empfand es als Nonsens, den Trank brauen zu müssen. Denn wie sollte er ausgerechnet hier, in dieser süffigen Bruchbude, einen qualitativ hochwertigen Trank herstellen? Das Ganze würde sich als recht schwierig erweisen, andererseits hatte Severus kurz zuvor etwas viel größeres vollbracht: Als er Evan Rosier mit einem Gegengift das Leben gerettet hatte, war die Ausgangsposition erheblich schlechter gewesen.
Severus legte das Bündel, das Garm ihm gegeben hatte, auf die Arbeitsplatte, packte es aus und machte sich daran, die Zutaten genauer zu inspizieren. Die Qualität des gemahlenen Katzenzahns und der getrockneten Haut einer Nachtboa war denkbar schlecht; und das Exemplar des Purpurroten Hahnenpilzes war um einige, jedoch wichtige Gramm zu leicht.
Severus musste wohl oder übel improvisieren, aber zum Glück hatte er ein natürliches Gespür für dergleichen.

Er füllte fünfeinhalb Tropfen Lysergsäure in den Kessel, zusammen mit siebendreiviertel Löffel Harpienblut, Biestmilch eines Vielfraßes und dem Mark einer Erinyenschlingpflanze. Den ersten Satz von Zutaten ließ er aufkochen und wandte sich derweil dem nächsten Arbeitsschritt zu.
Er betrachtete die übrig gebliebenen, mehr oder weniger minderwertigen Zutaten, rief sich dann die einzelnen Eigenschaften dieser Mittel in Erinnerung und spielte ein wenig Kopfrechnen mit seinem Wissen.
Das schöne an Zaubertränken war ihre fast mathematisch anmutende, innere Logik. Jeder Bestandteil war wie das Teil eines Puzzles und musste mit seiner Wirkungsweise sauber die Wirkungsweise eines anderen ergänzen. Allerdings gab es in jedem Puzzle einen Schwachpunkt, irgendein Teil das nicht so schön verarbeitet war wie die anderen und deswegen nicht ganz passen wollte.
In diesem Fall war das die Feuersalamanderhaut. Wer war einst auf die Idee gekommen, Feuersalamanderhaut zusammen mit dem Mark einer Erinyenschlinpflanze zu verarbeiten?
Wenn Severus einen wirklich starken Entfesselungstrank brauen wollte, musste er eine weitere Zutat hinzufügen, um die Wirkung der Feuersalamanderhaut ein wenig zu drosseln. Die Asche eines Brombeerstrauches würde am ehesten passen. Ein Seidenkokon wäre im Grunde noch besser gewesen, aber Severus glaubte nicht im Geringsten, dass er so etwas hier in der Kolonie auftreiben könnte.
Während sich die erste Lage Zutaten nach dem Aufkochen etwas legte, streifte Severus seine Kutte über den Kopf und verließ das brüchige Haus. Eigentlich war es immer ungünstig, seinen Arbeitsplatz zu verlassen, wenn man gerade einen komplizierten Trank braute, aber in diesem Fall hatte er keine andere Möglichkeit.

Draußen regnete es in Strömen und die hohen Felswände, die Severus` Blickfeld links und rechts einschränkten, ließen das grollende Echo eines fernen Gewitters erklingen.
„Hallo, Severus.“
Severus wandte sich um. Garm McKinstry löste sich von einer Hauswand, an der er bis eben gelehnt hatte und sein lauernder Blick wirkte im trüben Licht noch dämonischer.
„Ich dachte, du hättest längst das Weite gesucht“, bemerkte Severus.
Der Werwolf lächelte schwach. „Unsinn. Ein bisschen Feuer und Hokuspokus macht mir nichts aus. Aber was ist mit dir? Ist der Trank schon fertig oder bist du mit den Zutaten nicht zufrieden?“
Severus war der Werwolf schon von Beginn an suspekt vorgekommen. Garm schien Fenrir Greybacks Werkzeug zu sein, um alles und jeden zu bewachen. Oft genug hatte Severus das Gefühl gehabt, beobachtet zu werden und Garms räuberischen Blick auf sich zu spüren. Und abgesehen von dem Geschick, anderen hinterher zu schnüffeln, zeigte Garm noch eine Art von natürlicher Cleverness. Nicht die Art von Klugheit, die ihn dabei helfen würde, komplizierte Aufgaben zu rechnen oder ein mechanisches Problem zu lösen; Garms Klugheit war die Klugheit eines Jägers, die Gerissenheit eines Wolfes.
Und Severus unterschätzte niemals eine solche Form von Intelligenz.
„In der Tat bräuchte ich eine alternative Zutat“, sagte er mit neutraler Stimme während Garm vor ihm zum Stehen kam. In seinen dunkelrot wirkenden Augen lag eine Spur von einem früheren, ausgeblichenem Braun. Fenrir Greyback hatte eine noch unnatürliche Augenfarbe, die unter bestimmten Lichteinflüssen eitergelb erschien.
Severus fragte sich unwillkürlich, ob Remus Lupin ebensolche Augen besessen hatte, kam aber zu dem Schluss, dass dem nicht so gewesen war. Woher mochten solche Unterschiede stammen? Warum waren die Werwölfe hier so unmenschlich und besaßen solch grobe, animalische Züge?
Vielleicht lag es daran, dass Fenrir Greyback und Garm McKinstry tatsächlich wie Tiere waren, die in einem menschlichen Körper gesperrt waren. Ihre Klauenfinger und die spitzen Fänge waren Waffen der Tiere und sie hatten diese Merkmale wahrscheinlich nur herausgebildet, weil sie Tiere sein wollten.
Remus Lupin hingegen hatte sich dafür entschieden, ein Mensch zu sein.

„Was brauchst du, Severus?“, fragte Garm und riss ihn damit aus seinen Überlegungen.
„Asche eines Brombeerstrauches“, antwortete Severus automatisch.
Garms Brauen senkten sich ein Stück weit. „Was für ein komischer Wunsch“, sagte er abfällig. „Aber gut, du musst es ja wissen. Meine Schulbildung war nie vollständig.“
Von Ulysses und William hatte Severus jene Geschichte zu hören bekommen, dass Garm McKinstry als Fünfzehnjähriger von einem Werwolf, Fenrir Greyback, gebissen und verschleppt worden war. Selbst ein Suchtrupp, bestehend aus erfahrenen Werwolfjägern, Professoren und Spürhunden, hatte den Jungen nicht aus den Fängen der Bestien retten können. Garm war erst Jahre später, inzwischen war er ein erwachsener Mann geworden, wieder aufgetaucht, nur um feststellen zu müssen, dass er sich nach einer halben Ewigkeit, die er in der Wildnis hatte verbringen müssen, nicht mehr in das normale, menschliche Leben einfinden konnte. Nach dem missglückten Versuch hatte er wie ein feiger Hund das Weite gesucht und hatte offenbar auf mehr oder weniger direktem Weg die Kolonie Vetlevo aufgesucht.
„Komm mit“, sagte Garm und nickte Severus zu. „So etwas wird aufzutreiben sein. Kein Problem.“
Severus folgte dem Werwolf zu einer großen Hütte aus Stein, deren sturmgebeuteltes Giebeldach schwer eingesunken war. Das Haus befand sich ganz am Rande der Kolonie und war vom Dickicht fast gänzlich eingenommen worden; die Glasfenster waren so verdreckt, dass sie trüb und fast schwärzlich wirkten, und von einer brüchigen, zerlöcherten Regenrinne tropfte Wasser.
Garm öffnete die Tür und ein muffiger Geruch drang Severus an die Nase.
„Hier bewahrt ihr eure Zutaten auf?“, fragte er ein wenig anklagend.
„Wir beauftragen die Muggelwerwölfe damit, alles zu pflücken und zu sammeln was nützlich sein könnte, sie bringen es dann hier her. Ich kümmere mich nicht um so etwas…“, erklärte Garm mit einer wegwerfenden Handbewegung, spähte lauernd in das Dunkel der Hütte und schnüffelte kurz. „Verdammtes Pack … ich glaube, da haben sich wieder ein paar drin verkrochen! Das machen die immer, wenn es regnet. Meistens werfen sie dort noch ihre Jungen …“

Severus zog seinen Zauberstab und sprach im Geiste ein Lumos aus. Das fahle Licht erhellte das Innere einer Hütte, Staub wirbelte in der Luft auf und rieselte träge zurück auf all den Unrat und Krempel, der hier lagerte.
„Ich warte hier“, sagte Garm, der sich offenbar in dem Regenwetter wohl zu fühlen schien; er fischte sich ein Stück getrocknetes, lederartiges Fleisch aus der Tasche und biss darauf herum wie ein gelangweilter Hund.
Severus wandte sich von seinem gewöhnungsbedürftigen Begleiter ab und strich langsam die Regalreihen entlang. Hier lagerten Dinge, die er nur vom Hörensagen kannte, und die in englischsprachigen Zauberbüchern kaum je Erwähnung fanden. Zum Beispiel stand dort eine große Anzahl Einmachgläser und in einem dieser Gläser schwamm, in einer leicht gelblichen Flüssigkeit eingelegt, ein Vogelei, aus dem der hässliche Kopf eines toten Kükens lugte. Severus wusste, dass solch spezielle Zutaten häufig etwas mit den Inferi zu tun hatten und er beschloss, sich irgendwann näher damit zu befassen.
Er arbeitete sich Regal für Regal und Raum um Raum entlang und schließlich fand er weitere kleine Gläser, deren Etiketten sie als Behältnisse für diverse Aschesorten kennzeichnete. Es gab Knochenasche, Zahnasche, Buchenasche, Saatasche, Grätenasche und schließlich: Brombeerstrauchasche.
Severus wollte nach dem Glas greifen, als er plötzlich, unweit von ihm entfernt, ein lautes Rumpeln hörte. Er hielt inne und sah sich um.
Dort, am Fuße einer brüchigen Holztreppe stand ein uralter Werwolf mit langem, weißem Bart. Severus erinnerte sich, dass diesem verkrüppelten Muggelwerwolf bereits einmal begegnet war, kurz vor der Eskalation in Bobiks beschaulicher Boutique.

„Wer sind Sie?“, fragte der Alte heiser auf Russisch.
„Ein Todesser“, sagte Severus knapp, „Ich habe bereits gefunden wonach ich suche, entschuldigen Sie mich.“ Er griff nach dem Glas mit der Asche, ließ sie in die Tasche seiner Robe gleiten und wollte sich abwenden, doch der Alte humpelte zu ihm.
„Sie sind ein Mensch? Ein echter Mensch? Keiner von diesen Bestien?“
„Ich bin kein Werwolf, nein.“
Die trüben Augen des Alten weiteten sich und er ergriff Severus` Hand mit seinen eigenen, runzeligen Fingern. „Dann müssen Sie uns helfen!“, hauchte er flehend. „Die Werwölfe haben uns verschleppt und behandeln uns wie Sklaven!“
Severus wurde das Gespräch plötzlich ein wenig unangenehm. Er wusste sehr wohl, wie schlecht man die Muggelwerwölfe behandelte, aber er hatte nicht das Gefühl, etwas dagegen tun zu können. Er war sich noch nicht einmal sicher, ob er es überhaupt wollte.
„Wenn ich Ihnen einen Tipp geben darf: fliehen Sie“, sagte Severus leise. „Sie und die anderen Muggelwerwölfe sollten besser verschwinden, es gibt andere Plätze für euch.“
Der Tipp war gut, denn er bescherte Severus möglichst wenig Arbeit und dennoch ein besseres Gewissen. Dieses Prinzip gefiel ihm.
„Sie lassen uns nicht gehen!“, flüsterte der Alte eindringlich. „So viele haben es schon versucht, aber die meisten werden tot gebissen, kaum dass sie Vetlevo hinter sich gelassen haben.“ Der Werwolf zog plötzlich die zerfetzte Robe etwas hoch, so dass ein beharrtes, dürres Bein zu sehen war: eine hässliche, tiefe Narbe verlief quer um die Wade. Alles unterhalb dieser Verletzung war verkümmert, fast so, als wäre das Fleisch hier abgestorben.
„Das machen sie mit jedem Muggelwerwolf“, sagte der Mann bitter und voller Abscheu in der Stimme. „Damit wir nicht gut laufen können, oder fliehen, oder gar kämpfen. So halten sie uns ruhig, obwohl wir eigentlich in der Überzahl sind.“ Traurig ließ er die Robe los, und die Verletzung verschwand wieder unter Lagen alten Stoffes.
Er sah zu dem Regal, aus dem Severus sich so eben bedient hatte. „Brauen Sie Entfesselungstrank?“, fragte er, plötzlich mit unterschwelligem Interesse.
Severus nickte.

„Severus!“ Garms ungeduldige Stimme drang von draußen an sein Ohr. Severus hörte Schritte und Garm stand nur einen Herzschlag später in dem kleinen Raum. Sein Blick war starr auf den alten Muggelwerwolf gerichtet.
„Ich wusste es!“, zischte er aggressiv.
Der Alte hob abwehrend die Hände und stolperte rückwärts. „Verzeihen Sie!“, flehte er wimmernd. „Oh bitte verzeihen Sie!“
Garm trat näher auf den Mann zu und beugte seinen Kopf, so das sie auf der selben Augenhöhe waren. „Schon wieder treibt ihr euch hier herum!“, knurrte er und entblößte beim Sprechen ein Gebiss mit viel zu vielen, scharfen Zähnen. „Soll ich es Fenrir sagen, hm? Was glaubst du, was er dann mit dir machen wird?“
Die Drohung zeigte Wirkung: der Alte schmiss sich klagend vor Garms Füße und flehte um Gnade. Garms Augen leuchteten im Glanz der Unerbittlichkeit: „Verschwinde!“, befahl er eisig. „Das Lager hier ist nicht für euch bestimmt! Wo ist der Rest deiner Sippe?!“
„Oben“, krächzte der Mann.
Schwungvoll setzte sich Garm in Bewegung und während er die Treppe hinaufstieg übersprang er die meisten Stufen. Er verschwand in der oberen Etage, und Severus hörte die Dielen knarren.
Wenig später trotteten fünf zerlumpte Werwölfe herunter und ihre Gesichter waren Masken des Elends und Verzweiflung. Eine Frau, sie war dürr und verdreckt, hielt ein Baby auf dem Arm, das unnatürlich beharrt war: Ein Werwolfswelpen.
Garm kam hinter ihnen her und scheuchte sie voraus wie eine Horde Ziegen, einzig die Frau hielt er zurück, indem er sie hart bei der Schulter packte. „Dich kenn ich!“, sagte er und fasste das Baby ins Auge. „Meins?“
Die Frau nickte stumm.
Garm schnaubte bloß und für einen Moment glaubte Severus, er würde die Frau und den Säugling ebenso hinaus in die Kälte und den Regen treiben wie die übrigen. Doch er hielt sie weiterhin zurück, während die übrigen Muggelwerwölfe sich aus dem Lager schlichen.
Der jungen Mutter, die krank und erschöpft wirkte neben dem agilen Garm, standen die Tränen in die Augen geschrieben, offenbar aus Angst darüber, man könnte ihr etwas antun.
Doch Garm zeigte sich milde und mit Blick auf die ausgemergelte Statur der Frau sagte er: „Geh wohin du willst oder bleib hier. Aber wenn du krank bist, bring das Kind zu einer Amme.“
Unendlich erschöpft nickte die Frau.
Garm begleitete Severus zurück zu der zweiten Hütte, in der sein Trank zur Zeit auf der Feuerstelle brodelte. Begleiten war vielleicht das falsche Wort, vielmehr hatte Severus das Gefühl, von einem abgerichteten Wachhund angeführt zu werden.
„Was habt ihr eigentlich mit dem Trank vor?“, wagte er zu fragen.
Garm zuckte mit den Schultern. „Es gibt mehrere Optionen. Meistens behalten wir den Trank für Notfälle auf. Falls Jäger kommen zum Beispiel.“
„Kommt das häufig vor?“
„Nein, eigentlich nicht. Nicht in dieser Gegend. Ich habe während der ganzen Zeit hier noch keinen Jäger gesehen, aber im Westen des Landes sollen sie hart durchgreifen. Neben diesen Jägern gibt es allerdings auch solche, die Werwölfe nur wegen des Fells töten und nicht, weil wir das Gemeinwohl gefährden. Solche Pelzsammler jagen häufig in so einsamen Gegenden wie hier, daher müssen wir auf alles gefasst sein.“

XXXXXXX

Es musste gegen Mitternacht sein, als Severus endlich die letzte Zutat - den klein geschnittenen Purpurroten Hahnenpilz - in den Kessel gab. Augenblicklich verfärbte sich der Trank rot, die Farbe der Raserei, und ein Geruch quoll hervor, der ähnlich dem Geruch eines fernen Schlachtfeldes war und jeden Aasfresser hätte verführen können.
Severus war zufrieden mit seinem Werk: der Entfesselungstrank war perfekt, die Wirkung stark … zumindest soweit er es beurteilen konnte. Den Trank an sich selbst zu testen war aus offensichtlichen Gründen nicht möglich: Er war kein Werwolf.
Er beschloss, den Kessel abzudecken, um ihn zu Fenrirs Haus zu transportieren. Regenwasser könnte den Trank abschwächen und das wollte er nicht riskieren.
Er erinnerte sich daran, das draußen, vor dem Häuschen, Kessel und Deckel gestapelt waren wie Feuerholz. Dort musste etwas passendes zu finden sein.
Draußen war es fast stockfinster, nur der zunehmende Mond, aus dem bald ein Vollmond werden würde, malte sein geisterhaftes Leuchten in die Finsternis der Nacht. Etwas weiter entfernt, im Dorfzentrum, brannte zudem noch Kerzenlicht hinter wenigen Fenstern.
Severus bückte sich nach einem passenden Deckel, als er plötzlich einen Schatten aus den Augenwinkeln sah. Noch ehe er reagieren konnte, spürte er einen dumpfen Schlag und Schwärze umhüllte ihn.


Fortsetzung folgt…


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