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Fanfiction

Ancient Legion II - Die dunkle Kolonie - Neun Galgen

von Kiosk

Untitled
13. Severus Snape / Ulysses Rathburn: Neun Galgen

Charaktere:

Amon Scurlock: Todesser. Leitet die Gruppe Todesser nach Russland

Antalja Greyback: Die Tochter von Lykaon und Nichte von Fenrir. Zeigt reges Interesse an Evan

Erebus Nott: Todesser. Klein und dicklich. Kumpane von Zebulon. Wurde von Werwölfen verletzt

Evan Rosier: Einundzwanzig Jahre alt. Todesser. Entstammt einer bekannten und wohlhabenden Familie. Sein Vater Clarence war einer der ersten Gefolgsleute Voldemorts.

Fenrir Greyback: Anführer der Werwölfe der russischen Kolonie von Vetlevo

Garm McKinstry: Ehemaliger Hogwartsschüler, der einst von Fenrir gebissen und entführt worden war. Nun einer seiner engsten Vertrauten.

Kalliope Milano: Eine junge Todesserin. Arbeitet als Heilerin für den Schwarzen Orden

Lykaon Greyback: Werwolf. Der ältere Bruder von Fenrir

Raymond D`oily: Der Sohn von Hubertus. Pikfeiner Schönling. Spricht Russisch und begleitet die Todesser nach Russland

Severus Snape: Hat gerade erst die Schule beendet. Nun ein Todesser

Ulysses Rathburn: Emilias Verlobter. Arbeitet in Russland als Pfleger für magische Wesen. Wurde gefoltert, um sie zum Reden zu bringen. Nun ein Todesser. Geplagt von Sinnestäuschungen

William Barkley: Mitarbeiter im Unternehmen der D`oilys und Experte für Tierwesen aller Art. Begleitet die Todesser nach Russland. Ulysses` Halbbruder

Zebulon Huntsville: Ein sadistischer Todesser. Bullig und hünenhaft. Einer der Hauptverantwortlichen für Ulysses` Folterung

Der Trupp: Amon Scurlock (Todesser, Anführer), Zebulon Huntsville (Todesser, stellvertretender Anführer), Erebus Nott (Todesser), Evan Rosier (Todesser), Severus Snape (Todesser), Ulysses Rathburn (Todesser), Kalliope Milano (Todesserin, Heilerin), Raymond D`oily, William Barkley

Bisherige Handlung: Bedingt durch ein Missverständnis, das sich in einer unheimlichen und deplatziert wirkenden Boutique der Kolonie ereignete, kam es zu einer Eskalation zwischen Werwölfen und Todessern.

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27. August 1978

Severus erwachte durch einen stechenden Schmerz, der das Innere seines Schädels förmlich in zwei Hälften zu spalten schien. Er ächzte, zog die Beine näher an den Körper und versuchte sich darauf zu konzentrieren, die quälende Pain zu bekämpfen.
Seine Augen waren noch geschlossen, aber als ihn plötzlich jemand an der Schulter berührte, zuckte er heftig zusammen und seine müden Lieder flogen auf. Vor ihm stand Kalliope Milano mit bleichem Gesicht und ausgetrockneten, gesprungenen Lippen.
„Severus?“, erkundigte sie sich betont leise. „Geht es dir gut?“
„Was ist passiert?“, fragte er im Gegenzug. Er sah sich gehetzt um und realisierte, dass er sich im Untergeschoss des Hauses befand, das Lykaon Greyback den Todessern zur Verfügung gestellt hatte. Severus selbst lag in einem muffigen Bett und sein Zauberstab war nirgends auszumachen. Da Severus nie zuvor in seinem Leben den Zauberstab vergessen hatte - sein gutes Gedächtnis ließ ihm dazu keine Gelegenheit -, musste es ein triftigen Grund geben, warum das magische Werkzeug auf einmal verschwunden war.
In Severus` Kopf regte sich eine trübe, schattenhafte Erinnerung, die irgendwie mit dem Namen „Fenrir Greyback“ verwoben zu sein schien. Doch ganz offensichtlich hatte sein sonst so gutes Gedächtnis heute die Arbeit aufgegeben, denn von seinen letzten Erinnerungen existierten nur noch schemenhafte Bildfetzen. Der stechende Schmerz in seinem Schädel nahm zu, als er versuchte, diese Bildfetzen in eine logische Reihenfolge zu bringen. Er fasste sich an die Schläfe und blickte zu Kalliope hoch. „Was ist passiert?“, fragte er noch einmal.
„Ihr hattet Streit mit den Werwölfen“, begann sie ermattet. „Du, Ulysses, Evan Rosier, Zebulon Huntsville und Mr. D`oily wart in einer Boutique und -”
Ab diesem Punkt brauchte Kalliope nicht mehr zu berichten. Die bloße Erwähnung der Boutique brachte eine Flut von Erinnerungen, die alle auf einmal auf Severus einprasselten wie ein Hagelsturm. Bobiks beschauliche Boutique war das Stichwort.
„Die Werwölfe haben uns überwältigt!“, unterbrach Severus sie tonlos. „Raymond D`oily dieser gierige Idiot! Er hat die gesamte Mission zum Scheitern verurteilt! Er hat den Verstand verloren, in dem Moment, als er vor diesem Pelzmantel stand!“
Kalliopes Kinn bebte kurz, als stände sie vor einer Tränenattacke, aber sie fing sich wieder. „Jaah … Ulysses hat es mir erzählt“, sagte sie.
„Wo ist D`oily jetzt?“ Severus wurde bewusst, dass er die Fäuste so fest geballt hatte, dass sie zitterten. D`oilys Dummheit und Ignoranz durfte nicht ungestraft bleiben, er hatte die ganze wohl geplante Mission quasi im Alleingang vermasselt! Und dafür hatte D`oily nicht einmal zehn Minuten gebraucht! Severus könnte nicht einmal einen Satz formulieren, der die immense Wut beschrieb, die in diesem Moment durch seine Adern rauschte.
„Die Werwölfe haben euch überwältigt und uns alle hier in das Haus gesperrt, D`oily ebenso“, sagte Kalliope. „Momentan hat D`oily sich allerdings oben in einer Kammer eingeschlossen, weil Ulysses auf ihn losgegangen ist. Die blauen Flecken stehen ihm ausgezeichnet.“ Sie lächelte in grimmiger Genugtuung.
Severus richtete sich auf und barg den schmerzenden Kopf in den Händen. Das Letzte, an das er sich erinnerte, war, dass Fenrir Greyback ihn mit einem aggressiven Betäubungszauber belegt hatte. Daher mussten auch die Kopfschmerzen herrühren.
„Wie lange war ich bewusstlos?“, erkundigte sich Severus schleppend.
„Seit ein paar Stunden.“
Stunden? Noch nie in seinem Leben war er so lange bewusstlos gewesen. Der vorherige Rekord hatte bei gerade mal zehn Minuten gelegen, nachdem Sirius Black im zweiten Schuljahr einen übergroßen Halloweenkürbis auf Severus` Kopf hatte fallengelassen gelassen.
„Was ist mit den anderen?“, fragte Severus weiter. „Wurden sie verletzt oder gebissen?“
Kalliope schüttelte verneinend den Kopf. „Nein. Ansonsten gibt es aber keine Neuigkeiten. Na ja, abgesehen davon, dass man uns in diesem Haus festhält, unsere Zauberstäbe weggenommen hat und…“ Ihre Stimme brach ab und Severus registrierte, dass sich ein verräterischer Tränenschimmer in ihren Augen bemerkbar machte.
„Verschweig mir nicht die wichtigste Neuigkeit!“, sagte er automatisch. Er wusste, dass Kalliopes Erzählung noch nicht abgeschlossen war. Und ihrem Verhalten nach zu urteilen, fehlten dem Bericht noch einige hochdramatische Abschlussworte.
Severus konnte nicht sagen wieso, doch er brachte die Frau nur flüchtig zu mustern um zu erahnen, dass der Tod hierbei irgendeine Hauptrolle zu spielen schien. Und so war es auch.
„Sie wollen uns umbringen, Severus“, murmelte die junge Frau resigniert. „Die Werwölfe haben das Vertrauen verloren. Die Mission ist gescheitert ... sie wollen uns noch heute Abend hinrichten!“

XXXXXXX

Severus merkte sehr schnell, dass es keinen Fluchtweg aus dem Haus gab. Jedes Fenster und jede Tür war unzerstörbar gehext worden, und egal wie stark er sich den Kopf zermarterte, ihm kam keine rettende Idee. Abgesehen davon besaß keiner von ihnen mehr einen Zauberstab, was das Dilemma natürlich noch auswegsloser machte.
Severus hatte das ganze Haus systematisch durchsucht und war dabei nur auf einige alte Eichenfässer gestoßen, die im Keller des Gebäudes standen. Der Wein in diesen Fässern mochte schon seit etlichen Jahren vor sich hin reifen und Zebulon Huntsville schlug vor, sich mit dem Zeug hemmungslos zu betrinken. Er war der Meinung, ein besoffener Zustand würde ihnen definitiv über die Tatsache hinweghelfen, dass die Werwölfe sie bald zur Schlachtbank führen würden. Gut, Zebulon mochte Recht haben, doch Severus war nicht wirklich daran interessiert, seine eigene Hinrichtung mit alkoholbedingten Galgenhumor zu nehmen.
Nachdem er sich eingestehen musste, dass sie allesamt tatsächlich in der Falle saßen, ließ sich Severus ermattet auf einen Stuhl sinken. Ihm gegenüber saß Ulysses, der das Kinn in die Hände gestützt hatte und trübe vor sich hin blickte.
„Das ist alles nur Raymonds Schuld“, murmelte Ulysses düster.
William Barkley trat von dem Fenster weg, durch das er so eben noch gespäht hatte. Oberflächlich wirkte er gelassen, aber seine Kiefer waren verspannt und seine grauen Augen verrieten seine Unruhe, als er Severus` Blick suchte. „Falls ihr daran interessiert seid wie wir nachher sterben, kann ich euch nur sagen, dass dort vorne gerade eine alte Werwölfin sitzt und lachend einige Galgen knüpft“, meinte er spöttisch.
Severus und Ulysses drängten sich an das Fenster und pressten dabei ihre Nasen gegen das kalte Glas. Angespannt beobachten sie das Treiben draußen: Auf dem Platz schufteten einige Werwölfe und trieben lange Pfähle in die Erde, die dann gen Himmel ragten wie Mahnmale. Ein stabiler Holzbalken wurde jeweils über zwei der Pfähle gelegt und befestigt. Und, wie William bereits gesagt hatte, saß direkt vor ihrem eine alte Frau, nahm ein Sonnenbad und knüpfte seelenruhig an einem Galgen.
„Sie wollen uns hängen“, sagte Severus tonlos. Die Worte hinterließen in seinem Mund den bitteren Nachgeschmack von Galle.
Hängen?“, echote Ulysses. „Oh nein, ganz sicher nicht! Das können die nicht-“. Sein Blick wanderte hoch zu der Treppe und weiter zu der Tür, hinter der Raymond D`oily sich verbarrikadiert hatte.
„Raymond, das wirst du mir büßen!“ knurrte Ulysses gefährlich. Schnell hatte er den eisernen Schürhaken ins Auge gefasst, der am Kamin lehnte, doch bevor er seine Rache in die Tat umsetzen konnte, hatte William ihn schon gepackt und hielt ihn zurück.
„Lass es sein, Ulysses, es bringt nichts, es kostet uns nur Zeit!“
Ulysses versuchte sich von dem größeren Mann loszureißen und brüllte ein paar rüde Verwünschungen, aber William blieb unbeeindruckt. Ulysses` Bockigkeit endete damit, dass William ihm einen Tritt ins Kreuz verpasste, der Ulysses kurzzeitig den Atem raubte.

Die ganze Sache sah definitiv nach ihrem Ende aus, fand Severus. Ihm wurde irgendwie bewusst, dass er doch ziemlich an seinem Leben hing. Gut, er mochte immer ein düsterer Eigenbrödler und ein Pessimist gewesen sein, und auf Außerstehende musste es gewirkt haben, als ob Severus sein Leben nicht großartig schätzen würde. Dennoch hatte er in keiner Weise vor, zu sterben. Vor allem nicht auf diese barbarische Art und Weise!
„Nun“, murmelte William, der sich erneut dem Fenster zuwandte. „Zumindest braucht die Alte da draußen noch ein paar Stunden, ehe sie die neun Galgen fertig geknüpft hat. Wir können und also noch etwas einfallen lassen.“
Ulysses lachte trostlos auf. „Und wie? Wir sitzen hier seit Stunden fest und der beste Einfall, den wir bisher hatten, war, die Rattensuppe mit etwas Wasser zu strecken. Tolle Idee, William, du weißt, ich bin immer an deiner Seite.“ Der Sarkasmus in Ulysses` Stimme war triefend.
Zeit, dass Severus seinen Verstand wieder arbeiten ließ, schließlich brauchte er eine Idee, um seiner eigenen Hinrichtung zu entkommen. Nichts Geringeres als sein Leben und das der anderen hing davon ab!
Er blickte sich in dem Raum um. Es war ausgeschlossen, Fenster und Türen als Fluchtweg zu benutzen, denn die ließen sich weder öffnen noch zerstören. Severus musste einen anderen Weg finden, oder ihm würde nichts anderes übrig bleiben, als hier auszuharren wie ein Kaninchen in der Falle.
Ulysses, jenseits aller Hoffnung, hatte wieder nach dem Schürharken gegriffen und kratzte missmutig die Asche aus den Bodenfugen, die sich nahe des Kamins gesammelt hatte.

Stopp! Plötzlich hatte Severus einen viel versprechenden Gedankengang ausgegraben. Sein Blick wandere zu dem steinernen Kamin. „Hat irgendjemand den Kamin untersucht?“, fragte er, ohne die anderen dabei anzusehen. Trotzdem glaubte er zu erkennen, wie Ulysses und William sich verdutzt ansahen.
„Nein…“, meldete sich Ulysses zu Wort. „Aber der Kamin ist ohnehin viel zu eng, das sieht doch jedes Kind!“
„Ich denke, das siehst du falsch, Rathburn.“ Severus ging vor dem Kamin auf die Knie und inspizierte den möglichen Fluchtweg ganz genau. Der Kamin war unauffällig, klein und der Schacht halsbrecherisch schmal, Asche rieselte auf Severus herab und reizte seine Lungen. Es war verständlich, dass niemand diesen Weg weiter ausgekundschaftet hatte, denn der Schacht war so eng, dass sich niemand besonders große Hoffnungen machen konnte, dort hineinzupassen. Aber heute schien Severus seltsamerweise optimistisch genug zu sein, um einen verzweifelten Versuch zu wagen.

Er, Ulysses und William baten die übrigen ihrer Gefährten in die Küche.
„Unmöglich!“, hustete Evan, nachdem er die Sache ebenfalls ausgekundschaftet hatte. Sein Gesicht war nun voller Ruß und er sah damit aus wie ein schlecht bezahlter Kohlearbeiter. „Wir alle würden stecken bleiben.“
„Wie groß ist Kalliope?“, erkundigte sich William, ohne auf Evans Einwand einzugehen.
Die junge Frau, Kalliope Milano, war noch oben, bei dem verletzten Erebus Nott.
„Etwa einen Kopf kleiner als ich“, antwortete Ulysses. „Aber sie ist nicht gerade dürr.“
William bedachte Ulysses plötzlich so aufmerksam, als wolle er genau Maß nehmen. Ulysses schreckte wie von der Tarantel gestochen zusammen. „Oh nein, vergiss es! Ich klettere da nicht hoch, ich habe keine Lust festzustecken!“
Severus bezweifelte, dass der Schacht zu eng für Ulysses sein würde, denn Ulysses war einer der kleinsten der Gruppe und im Gegensatz zu Kalliope und Erebus sehr schlank gebaut.
Und Severus selbst? Nach unnatürlich langer Analyse seines eigenen Körperbaus, kam er zu dem Schluss, dass er mager genug für dieses Unterfangen sein dürfte.
Severus suchte den Blick von Amon Scurlock und William Barkley. „Selbst wenn Rathburn und ich hier heraus kommen sollten, ihr wisst, dass wir nicht viel ohne Zauberstab ausrichten können.“
William und Amon nickten ernst. Evans blaue Augen jedoch weiteten sich angstvoll. „Wie?“, hauchte er. „Ihr wollt uns hier zurücklassen?!“
William ergriff das Wort, bevor Severus weiter darauf eingehen konnte. „Sie sind nur zu zweit und es wäre somit unmöglich, die Werwölfe zu überwältigen. Und ohne Zauberstab ist es ihnen nicht einmal möglich, uns aus diesem Haus hier zu befreien. Also bleibt nur eine Möglichkeit: Severus und Ulysses müssen Hilfe holen!“
Und Amon wusste soviel zu ergänzen: „Die gesamte Gegend hier wird durch einen Bannkreis geschützt, der das Apparieren verhindert. Es würde viele Stunden dauern um überhaupt den Rand dieses Bannkreises zu erreichen, und ebenso lang bräuchte die Verstärkung für den Rückweg. All das zusammen würde wohl weit mehr als einen Tag in Anspruch nehmen, doch uns bleiben nicht einmal mehr ein paar Stunden bis zur Hinrichtung.“ Amons Stimme blieb neutral, aber er warf Severus einen viel sagenden Blick zu und Severus ahnte, dass sie den selben Plan gefasst hatten.
Evan sah abwechselnd von einem zum anderen und die Panik, die in ihm aufstieg, spiegelte sich in seinen flackernden, blauen Augen wieder. „Aber…aber-“, stammelte er. „Das kann doch nicht das Ende sein!“
„Sieh mal einer an, Rosier, du wirkst so aufgeschreckt. Das verträgt sich gar nicht mit deinem neuem, eiskalten Temperament.“ Severus schüttelte theatralisch den Kopf, aber Evan war zu verängstigt um darauf einzugehen. Also entschied er sich dazu, Evan nicht länger auf die Folter zu spannen und ihn an der großen Idee teilhaben zu lassen. „In den wenigen Stunden die uns bleiben, können wir nur ein größeres Ziel erreichen“, sagte er. „Die Burg von Vetlevo.“
„Die Burg von Vetlevo?“, echoten sowohl Evan als auch Ulysses gleichermaßen verwirrt.
„Der Wolfmann, von dem Fenrir Greyback sprach, residiert dort, er ist der Einzige der die Hinrichtung stoppen kann. Die anderen Werwölfe werden auf ihn hören“, erklärte Severus weiter.
Ulysses warf ihm einen trotzigen Blick zu. „Wer sagt uns denn, dass der nicht genauso drauf ist wie seine Untertanen?“
„Fenrir Greyback“, antwortete Severus ruhig. „Er bezeichnete den Wolfmann als Wolf des Friedens. Ohne ihn zu kennen, denke ich, dass wir eine reelle Chance haben, die Sache vor ihm aufzuklären. Und wir sollten nicht vergessen, dass wir tatsächlich unschuldig sind!“
„Ja, alle bis auf Raymond D`oily!“ Ulysses schnaubte wie ein wütender Stier. „D`oily können die Werwölfe meinetwegen hängen und fressen … oder noch besser, sie überlassen ihn mir.“

XXXXXXX

Der Einfall, durch den Schornstein zu klettern, erwies sich als eine sehr enge und vor allem sehr muskelzerrende Angelegenheit. Severus spürte, wie seine Schultern aufgeschürft wurden, als er sich weiter den Schacht nach oben kämpfte. Asche wirbelte in der stickigen Luft herum, Severus` Augen und Lunge brannten gereizt.
Über ihm hing ein Stück getrübter Himmel, der sich jenseits seines engen Schachtes erstreckte, und der Wind heulte sein verlockendes Versprechen nach frischer Luft.
Irgendwo unter sich hörte er Ulysses Rathburn leise fluchen. „Ich krieg die ganze Asche ins Gesicht, pass mal auf da oben!“
Severus kratzte mit der Stiefelspitze einmal kurz über die rußgeschwärzte Steinfläche, er hörte wie Asche und lockerer Putz hinabrieselte. Ulysses begann keuchend zu husten. „Mach das noch ein mal und ich schwör dir-“, sein Schwur ging jedoch in einem starken Hustenanfall unter.
Endlich, nach einer halben Ewigkeit, erreichte er das Ende des Schachtes, zog sich aus dem Schornstein und ging sofort in Deckung. Er befand sich nun auf dem Dach des Hauses, und konnte so das halbe Dorf überblicken, doch ein aufmerksamer Werwolf könnte ihn leicht entdecken. Severus warf einen abschätzenden Blick auf die Ziegel, die das Dach bedeckten und hatte irgendwie das sichere Gefühl, noch eine ganze Reihe von ihnen unabsichtlich loszutreten.
Auch Ulysses kämpfte sich schließlich ans Freie und ließ sich neben Severus nieder. Sein Gesicht war rußbeschmiert.
Sie gönnten sich einen abschreckenden Blick auf den Hinrichtungsplatz: Zwei der Neun Galgen baumelten bereits traurig im Wind, als wünschten sie sich dringend einen zum Tode Verurteilten herbei. Einige Werwölfe hatten sich um ihr mörderisches Tagwerk versammelt und sahen zwei Kindern zu, die Stricke als Schaukel benutzten und dabei heftig lachten.
Doch zum Glück sah keiner der Werwölfe in Richtung der Todesser.
„Los jetzt“, sagte Severus. „Wir müssen uns beeilen!“

Sie bewegten sich vorsichtig und möglichst geduckt zum Ende des Daches. Dort, wo das Haus eng an das Nachbargebäude gedrängt stand, verlief nur eine schmale, schwer einsehbare Gasse. An dieser Stelle wagten die Todesser den Absprung und duckten sich schnell im Schatten eines alten Heukarrens, als ein Werwolf sich der Gasse bis auf zehn Metern nährte und daran vorbeischlenderte.
Sich aus der Kolonie heraus zu stehlen war kein leichtes Vorhaben. Überall waren Werwölfe unterwegs und verrichteten gewissenhaft ihre tagtägliche Arbeit. Kinder spielten, Frauen hingen die Wäsche auf oder ab, und Männer trieben das Vieh von einem Ort zum anderen.
Die beiden Todesser schlichen um die Ecken wie verängstigte Ratten, und boten ein bemerkenswert trauriges, würdeloses Bild - der Dunkle Lord wäre sicherlich nicht amüsiert gewesen wäre, wenn er sie dabei beobachtet hätte.
Ulysses Rathburns angeschlagener Verstand machte sich wieder bemerkbar, wie Severus feststellte. Nicht nur, dass Ulysses unnatürlich oft Links und Rechts verwechselte, er schätzte auch Entfernungen regelmäßig falsch ein - wie kam er nur auf die Idee, der nächste sichere Holzschuppen sei zehn Meter entfernt? Es waren mindestens dreißig Meter! - und überhaupt hatte er ein Talent dafür, unbewegliche Objekte stets zu übersehen - weswegen sie beinahe in eine dicke Werwölfin gerannt wären, die unbewegt vor ihrem Haus stand und missmutig gen Himmel starrte.
Severus war klar, das Ulysses` Gehirn noch immer mit den Nachwirkungen des Cruciatus kämpfte, und ihm war auch klar, dass ein Muggelarzt wahrscheinlich seine helle Freude an diesem Fall gehabt hätte.
Dementsprechend erleichtert war Severus, als sie endlich das Dorf hinter sich ließen und im Dickicht des Waldes untertauchen konnten. Hier, zwischen den Schatten der dicht stehenden Bäume, fühlte er sich vor neugierigen Raubtierblicken einigermaßen geschützt. Selbst der Wind stand günstig, so dass keiner der Werwölfe sie wittern würde.
Die Sonne hatte den mittäglichen Zenit bereits längst überschritten und bald würde das Abendbrot den Horizont entflammen. Severus wusste, dass ihnen kaum mehr Zeit blieb und verlange Höchstleistungen von seinem Körper, als er den Berg hinauf lief.
Sie eilten weiter, den Hang des Berges hinauf, und ihr Atem rasselte bereits nach wenigen hundert Metern. Das Gelände war stark abschüssig und noch rutschig vom letzten Regen; Severus` Beinmuskeln brannten, je verbissener er sich gegen die Schwerkraft zur Wehr setzte.
Unter Zeitdruck flossen die Stunden wie üblich dahin, als handele es sich dabei um einen reißenden Gebirgsbach. Als sie den Wald endlich hinterließen, und sich einem schmalen Gebirgspfad entlang schleppten, hätte Severus nicht einmal mehr mit Bestimmtheit sagen können, ob seine sieben Gefährten noch am Leben waren oder nicht.
Dass er nun auf der sicheren Seite stand, da ihm die Flucht geglückt war, tröstete ihn wenig.
Bald darauf sahen sie in weiter Ferne ein altes, aus hellem Stein gefertigtes Bauwerk, das sich an den schroffen Felsen des Berges klammerte. Es war schwer zu sagen, woher die Burg den nötigen Halt nahm, um nicht zusammenzubrechen, doch natürlich war es möglich, dass Magie im Spiel war. Alleine der Höhenunterschied des Fundamentes betrug Dutzende Meter, die Burg selbst ähnelte somit eher einer zackigen Klippe, bestehend aus Türmen, Mauern und Gebäuden.
Doch auch wenn der waghalsige Standort eindrucksvoll war, sie wirkte trotz allem verlassen und mitgenommen. Aber je näher sie kamen, desto besser erkannte Severus einige Farbflecken am Fuße der Burg, die irgendwie an einen Prachtgarten erinnerten. Doch Severus hatte keine Zeit, sich großartig umzusehen, denn über der mittelalterlichen Kulisse spannte sich bereits ein zur Eile mahnender Hauch von Abendrot.

Mit schmerzenden Gliedern schleppten sich die beiden Todesser weiter den Pfad hinauf, der sich bis zum Burgtor schlängelte. Links neben dem Pfad türmte sich der Berg Dutzende Meter hoch, rechts fiel Severus` Blick geradewegs hinab in den Schlund eines Abgrundes. Er überlegte kurz, welcher Tod ihm mehr behagen würde: von einem Felsbrocken erschlagen zu werden oder einhundert Meter in die Tiefe zu stürzen, aber bei beiden Gedankenspielen wurde ihm seltsam flau im Magen.
Sie nährten sich der Burg und sahen, dass Blumen und Efeu sich des alten Gesteins bemächtigt hatten, als ob sie die Burg vor feindlichen Blicken verstecken wollten. Die hier tobenden Bergwinde trugen die Gerüche von zähen Kräutern und noch zäheren Blumen mit sich.
Severus legte den Kopf in den Nacken und blickte zu dem großen Wohnturm empor, den er von seinem Standpunkt aus gerade noch erkennen konnte. Stumpfe, bleigefasste Fenster starrten ihm entgegen; hinter den Glasscheiben hätten sich tausende Schatten unbemerkt verbergen und die Todesser still und heimlich beobachten können.
„Geschafft!“ Ulysses atmete zitternd durch. Seine Kleidung starrte vor Dreck und Schlamm, genau wie die von Severus. „Jetzt müssen wir nur noch ihren Wolfmann finden und beten, dass er nicht so schlecht gelaunt ist wie Fenrir Greyback“, sagte er weiter.
Sie folgten den letzten Metern des Pfades, hin zu dem hölzernen Eingangstor. Severus drückte mit seinem Körpergewicht dagegen und mit einem schaurigen Knarren öffnete sich das Tor gerade so weit, dass sie hindurchschlüpfen konnten.
Ein verwinkelter Hof lag hinter den massiven Schutzmauern. Die Kopfsteine des Untergrundes waren so blank getreten, als hätte die Geschichte zu viele berittene Armeen über diesen Ort gehetzt. Unkraut wucherte hier und da ungehindert. Rechts thronte ein großer Turm, nahe an die hohe Felswand geschmiegt; links lagen einige Wehr- und Wohngebäude, darunter auch eine kleine Kapelle.
Diese Kapelle war den Todessern am nächsten, also hielten sie darauf zu. Das Gebäude sah mitgenommen aus, Moos und verschiedenfarbige Flechten spannten sich über den hellen Stein. Die Kapelle schien viele Jahrhunderte alt zu sein und wirkte so deplaziert, als hätte man die gut befestigte Burg erst nachträglich hinzugesetzt.
Da sie sich kein weiteres Zögern leisten konnten, fasste Severus kurzerhand nach dem eisernen Türgriff und öffnete die Kapelle. Das erste was er wahrnahm, war der Gestank nach Raubtier, der ihm entgegenschlug.

Fortsetzung folgt…


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